Seite 1 von 6 1 1 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 0 . 0 3 . 2 0 1 4 Endlich Ruhe im Bauch! Sodbrennen, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Blähbauch oder Verstopfung im Wechsel mit Durchfall – bei Millionen Deutschen gibt der Bauch einfach keine Ruhe. Doch was steckt hinter den Beschwerden? In manchen Fällen erweist sich die Diagnose als besonders schwierig. Unser Verdauungsapparat besteht aus einem verzweigten System. Zu ihm zählen mehrere Organe, angefangen vom Mund über die Speiseröhre bis zu Leber, Magen, Galle, Bauchspeicheldrüse sowie Dick- und Dünndarm. An jeder „Station“ können krankhafte Veränderungen entstehen, die nicht selten zu erheblichen Beschwerden führen können. Die Reise der Nahrung in den Verdauungstrakt beginnt im Mund. Bereits mit unserem ersten Bissen wird der Verwertungsprozess eines Lebensmittels in Gang gesetzt. Durch Kauen wird die Nahrung in der Mundhöhle einerseits zerkleinert und andererseits mit Speichel vermengt. Dadurch findet eine erste Aufspaltung der Kohlenhydrate, einem der drei Hauptbestandteile der Nahrung, statt. Durch das Schlucken wird der Speisebrei dann über die Speiseröhre in den Magen gedrückt. Eine noch wenig bekannte Erkrankung kann dazu führen, dass dies misslingt und die Bissen buchstäblich in der Speiseröhre stecken bleiben. Medizinisch korrekt heißt sie eosinophile Ösophagitis und betrifft sehr häufig junge Männer. Gegenüber dem Patienten sprechen Ärzte zumeist von „Asthma der Speiseröhre“. Wenn der Bissen im Halse nicht rutscht – Der Fall Thomas B. Thomas B. ist Projektleiter und beruflich ständig unterwegs. Stress und Hektik sind tägliche Begleiter. Irgendwann schlägt sein Körper Alarm: „Ich hatte undefinierbare Schmerzen im Brustbereich, irgendwo hinterm Brustbein. Das waren Krämpfe, die ich nicht zuordnen konnte.“ Vor fast zehn Jahren bleibt ihm dann das erste Mal das Essen buchstäblich „im Halse“ stecken. Dass es sich dabei um eine ernsthafte Erkrankung handeln könnte, daran denkt der 53-Jährige damals nicht: „Ich hab einfach gedacht, ich hab nicht richtig gekaut und der Bissen, den man runtergeschluckt hat, war zu groß.“ Als die Schluckbeschwerden in den nächsten Monaten immer schlimmer werden, beschließt er zum Arzt zu gehen, um sich gründlich untersuchen zu lassen. Aber die Speiseröhre ist unauffällig. Eine Magenspiegelung bleibt ohne Befund. Doch die Schmerzen sind nicht weg. Thomas B. weiß nicht weiter: „Wenn einem bewusst wird, da stimmt irgendwas nicht, dann hofft man natürlich. Dann denkt man, Mensch, irgendjemand muss doch jetzt mal die richtige Diagnose stellen...“ Als die Symptome immer schlimmer werden, bekommt Thomas B. Tabletten verschrieben, sogenannte Säureblocker. Sie sollen die 1 Seite 2 von 6 Magenschleimhaut beruhigen. Die Ärzte vermuten Sodbrennen. Doch auch die Medikamente helfen nicht. Zweimal muss er in den nächsten Jahren sogar in die Notaufnahme, weil ein Bissen in der Speisröhre stecken bleibt. Er kann schlucken wie er will - der Bissen bewegt sich nicht von der Stelle und muss schließlich mit einer Zange entfernt werden. „Das war eine unangenehme Geschichte und da wusste ich auch nicht, was mit mir passiert. Es war nicht so, dass ich Luftnot oder so was gehabt hätte, sondern da steckte tatsächlich was im Hals, ich konnte nicht mehr schlucken, Flüssigkeiten gingen nicht mehr runter, unangenehm.“ Nach vier ergebnislosen Magenspiegelungen wird er im September 2012 an die Uniklinik Magdeburg überwiesen. Hier ahnt die Gastroenterologin Dr. Ulrike von Arnim schon, was die mögliche Ursache für die Symptome sein könnte: „Es handelt sich bei dieser Erkrankung um eine allergieähnliche Entzündung der Schleimhaut innerhalb der Speiseröhre, die zu einer Verengung der Speiseröhre führt. Die Patienten haben die Schluckbeschwerden in sehr unterschiedlichen Ausprägungen.“ Bei einer erneuten Spiegelung werden Thomas B. jetzt mehrere Gewebeproben aus der Speiseröhre entnommen. Im Labor bestätigt sich der Verdacht bei der Untersuchung der Schleimhautzellen. Die Magen-Darm-Expertin sieht: „Die Schleimhaut weist rötliche Entzündungszellen auf, ähnlich des Bronchialasthmas. Es ist wichtig, beim Verdacht auf diese Erkrankung ganz gezielt nach diesen Veränderungen in der Speiseröhrenschleimhaut zu suchen.“ Nach mehr als acht Jahren endlich die richtige Diagnose: Der 53Jährige leidet unter einem Asthma der Speiseröhre! Da die Erkrankungen bis vor wenigen Jahren nur sehr selten diagnostiziert wird, gibt es bisher noch keine zugelassenen Medikamente. Bis es soweit ist, soll ein Wirkstoff aus der Asthma-Therapie helfen. Aber mit dem kommt er gut klar: „Es geht mir auf jeden Fall besser, seitdem ich das Medikament nehme. Die Angst selber ist nicht hundertprozentig weg.“ Doch Thomas B. lässt sich nicht unterkriegen. Er hat festgestellt, dass ihm Ablenkung gut tut und davon hat er mehr als genug. Im Normalfall wandert der Nahrungsbrei über die Speiseröhre (Ösophagus) ohne Stau in den Magen. Sein Eingang ist durch die Muskeln der Speiseröhre und des Zwerchfells verschlossen. Ausgelöst durch das Schlucken entspannen sich die Muskeln, sodass die Nahrung in den Magen rutscht. Ein spezieller Schließmuskel verhindert zudem, dass Teile davon zurück in die Speiseröhre drücken. Wenn diese „Schleuse“ nicht intakt ist, kann der Magensaft ungehindert in die Speiseröhre fließen – so entsteht Sodbrennen. Auslöser für den Rückfluss sind aber vor allem zu große Portionen, sowie eine sehr schwere, fettige Nahrungsmittelauswahl. Sodbrennen – das quälende Feuer in Hals und Bauch Sodbrennen ist eine Volkskrankheit. Aus einer Studie des Robert-Koch-Instituts ergibt sich, dass schätzungsweise 24 Prozent der Erwachsenen von Sodbrennen oder saurem Aufstoßen betroffen sind. Rund 14 Prozent gaben an, mäßig oder sogar stark darunter zu leiden. Bei einem Teil der Betroffenen kommt es dadurch zu Entzündungen. Das kann zu Schäden in der Schleimhaut oder sogar zu Gewebeveränderungen bis hin zum Karzinom der Speiseröhre führen. Als Komplikation sind hier Blutungen möglich. In einigen Fällen ist auch der Schließmuskel, der den Magen nach oben zur Speiseröhre hin verschließt, geschädigt. Test: Was taugen Hausmittel gegen Sodbrennen? Hauptsache Gesund hat mal bei Youtube nachgeschaut, welche Hausmitteltipps dort zu finden sind. Diese haben wir dann der Magen-Darm-Expertin Dr. 2 Seite 3 von 6 Raczynski vorgeführt und sie um Ihre Einschätzung gebeten. Hier das Ergebnis: Natron gilt schon seit Omas Zeiten als bewährtes Mittel gegen sauren Magen. Dazu Dr. Raczynski: „Es hilft sehr schnell und ist damit natürlich für jemanden, der Sodbrennen hat, sehr effektiv. Der Nachteil ist, dass es nur kurzfristig wirkt. In ein bis zwei Stunden ist die Wirkung verflogen. Ein lästiger Nebeneffekt: Bei der Neutralisation der Säure im Magen entsteht auch Kohlenstoffdioxid, also Luft, was wiederum Völlegefühl und Blähungen auslöst.“ Heilerde soll bei Sodbrennen Linderung verschaffen. Die braune Erde ist in Drogerien und Apotheken erhältlich und wird in einem Glas Wasser gelöst getrunken. Dazu Dr. Raczynski: „Heilerde besitzt Mineralien, die kurzzeitig die Magensäure puffern, zumindest verdünnen. Der Nachteil ist sicherlich, dass es keine sehr starke Wirkung hat. Das heißt den Effekt, den Natron bringt, hat es nicht. Es ist eher ein spülender, verdünnender Effekt.“ Haferschleim ist ein beliebtes diätetisches Essen bei Magenbeschwerden, auf das auch einige im Netz schwören. Dazu Dr. Raczynski: „Leider Fehlanzeige. Generell muss man sich überlegen, dass sämtliche Hausmittel natürlich nur einen sehr milden, lindernden Effekt haben, der auch nur kurzzeitig ist. Das heißt, wenn die Beschwerden immer wieder kommen und auch sehr stark sind, sollte man das auf jeden Fall abklären lassen und zu einem Arzt gehen!“ Schwachstelle Magen Über Mund und Speiseröhre gelangt die Nahrung in den Magen und wird dort weiter zerkleinert. Die Muskeln, die in seinen Wänden sitzen, bewegen den Speisebrei kräftig hin und her. Zusätzlich wird die Nahrung mit Magensaft vermischt. Verschiedene Drüsen in der Magenschleimhaut stellen täglich zwischen drei und vier Liter davon her. Dieses Sekret besteht unter anderem aus Verdauungsenzymen und Salzsäure. Zunächst zersetzt die Salzsäure die Nahrung. Dann spalten die Enzyme die enthaltenen Eiweiße auf. Durch eine Schleimhautschicht, die seine Wände auskleidet, ist der Magen davor geschützt, sich mit dem stark säurehaltigen Saft selbst zu verdauen. Entzündeter Magen oder schon Geschwür? In Deutschland ist die Magenschleimhautentzündung bei den niedergelassenen Ärzten eine der am häufigsten gestellten Diagnosen. Die Gastritis ist eine entzündliche Reaktion der Magenschleimhaut auf verschiedene Auslöser. Der größte Teil der Fälle geht auf eine Infektion mit dem Magenbakterium Helicobakter pylori oder auf magenreizende Medikamente wie Schmerzmittel zurück. Die Symptome einer Magenschleimhautentzündung sind sehr vielfältig und individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Typisch für eine akute Gastritis sind Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit bis hin zu Brechreiz und Erbrechen. Bei der chronischen Gastritis hingegen bestehen zunächst oft nur geringfügige oder gar keine Beschwerden. Eine sichere Diagnose, ob und wie stark die Schleimhaut entzündet ist, zeigt eine Magenspiegelung und gegebenenfalls auch eine Gewebeprobe. Ebenso kann der Arzt entdecken, ob die Schleimhaut des Magens bereits so stark geschädigt wurde, dass ein Geschwür entstanden ist. Eine verbindliche Definition dafür, ab welcher Größe die Schleimhautveränderungen „Ulkus“, also Geschwür, genannt werden darf, gibt es nicht. Üblicherweise wird davon gesprochen, wenn die Schleimhautbeschädigung mindestens fünf Milliliter 3 Seite 4 von 6 Durchmesser hat. Die häufigsten Ursachen für die Entstehung von Geschwüren sind – ähnlich wie für die Gastritis – eine Besiedlung mit Helicobakter pylori, Nebenwirkungen von speziellen Schmerzmitteln (insbesondere NSAR/ASS) und die Kombination aus beidem. Chronische Magengeschwüre können erstaunlicherweise keine oder nur wenig Symptome verursachen. Dies gilt besonders für Magenschädigungen durch Schmerzmittel. So kann es durchaus sein, dass sie erst auffallen, wenn sie anfangen zu bluten. Anzeichen dafür können ein Blutnachweis im Stuhl, dunkle Stuhlverfärbung (Teerstuhl) oder Erbrechen von Blut sein. Es können aber auch andere Anzeichen eines akuten Blutverlustes wie Schwindel bis hin zum Schock oder Zeichen eines chronischen Blutverlustes wie Anämie (Blutarmut), gefolgt von Schwäche, Atemnot oder Angina pectoris (Durchblutungsstörung des Herzens) auftreten. Kommt es sogar zu einem „Durchbruch“ des Magens, entsteht ein lebensbedrohlicher Notfall. Wenn Medikamente auf den Magen schlagen Arzneimittel aus der Gruppe der sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (abgekürzt „NSAR“), wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd sowie fiebersenkend und finden daher einen breiten Einsatz. Viele Menschen mit Schmerzen im Bewegungsapparat zum Beispiel durch Arthrose oder Rheuma profitieren von diesen Mitteln. Wegen ihrer biochemischen Eigenschaften gelangen die NSAR nach der oralen Einnahme in den Magen, was zu einer Schädigung dieser inneren Schutzschicht des Magens, also der Schleimhaut, führen kann. Die Bandbreite der Folgeschäden reicht von Schleimhautveränderungen bis hin zu Geschwüren, lebensgefährlichen Blutungen bis hin zum Magendurchbruch. Die wichtigsten und am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe der NSAR sind Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Meloxicam und Naproxen. Dazu kommen spezielle NSAR mit den Wirkstoffen Etoricoxib und Celecoxib. Eine entscheidende Rolle für das Schädigungsrisiko durch die Medikamente spielen Dosierung sowie Dauer der Einnahme. Wie stark der Magen durch die Arzneien angegriffen wird, hängt zudem vom Alter des Patienten, von Vorschädigungen des Magens und der Kombination mit anderen Medikamenten ab. Ein Risiko stellen bei letzterem vor allem Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung oder Kortisontabletten dar. Problemzone Darm In kleinen Portionen gleitet der Speisebrei schließlich wie auf einem Förderband in Richtung Magenausgang und von dort in den Zwölffingerdarm, den Dünndarm und den Dickdarm. In diesen Abschnitten werden die Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße aus dem Nahrungsbrei in weitere Bestandteile zerlegt. Dafür sind körpereigene Enzyme zuständig, die im Mund, in der Bauchspeicheldrüse und in den Darmzellen entstehen. Zudem leben im Darm Millionen von Bakterien. Auch ihre Aufgabe ist es, die Nahrung aufzuspalten und der Darmschleimhaut wichtige Nährstoffe zuzuführen. Darüber hinaus produzieren die Bakterien das Vitamin B, nötig für die Blutbildung, und das Vitamin K für die Blutgerinnung. Der Dickdarm entzieht den unverdaulichen Nahrungsresten, etwa Fasern von Getreide oder Gemüse, noch vorhandenes Wasser und Mineralstoffe. Danach befördert er den übrig gebliebenen Darminhalt zum Rektum: Wenn der Darminhalt dort ankommt, entsteht das Bedürfnis, auf die Toilette zu gehen. Für den Transport der Nahrung durch das meterlange Schlauchsystem sorgt die Darmmuskulatur. Sie bewegt sich wellenförmig. Insgesamt hat die Nahrung vom ersten Bissen an eine weite Strecke zurückzulegen, denn allein 4 Seite 5 von 6 unser Darm kann schon bis zu acht Meter lang sein. Der Transport des Speisebreis durch den Körper läuft bei Menschen, die unter einer funktionellen Magen-Darm-Erkrankung leiden, nicht reibungslos ab. Die Folgen sind Beschwerden, die bei jedem Patienten individuell anders ausgeprägt sein können. Mit Yoga gegen Verdauungsbeschwerden Sabine S. hat Morbus Crohn, eine entzündliche Darmkrankheit. Die junge Frau hat häufig Schmerzen und leidet unter Durchfall – vor allem bei Stress. Heilen kann man die Krankheit nicht, nur die Beschwerden erträglicher machen. Doch seit einiger Zeit weiß sich Frau S. zusätzlich selbst zu helfen. Sie macht gezielte Yogaübungen für die Verdauung. „Boot“ oder „Kobra“ heißen einige der Übungen, die Druck auf die Bauchorgane ausüben und sie regelrecht massieren. Und das tut gut, sagt Sabine S.: „Ich gehe seit fast zwei Jahren zum Yoga, ich gehe sehr regelmäßig. Ich gehe auch, wenn ich Beschwerden habe – oder vor Allem, wenn ich Beschwerden habe und danach geht es mir in der Regel besser.“ Doch wie ist das zu erklären? Der Physiologe und Psychiater Dietrich Ebert forscht seit Jahrzehnten zum Thema Yoga: „Bei einigen speziellen Übungen wird direkt physikalisch der Darm beeinflusst, einmal durch Druck – Unterdruck oder Überdruck auf den Bauchraum – oder dadurch, dass die Beweglichkeit des Darms angeregt wird.“ So ist zum Beispiel eine Übung mit dem Namen „Pavanmuktan-Asanas“ nach ihrer Wirkung benannt: „Windlösende“. Dr. Dietrich Ebert, Leiter klinische Forschung, Klinikum Chemnitz weiß: „Diese Wirkungen auf die Darmbeweglichkeit sind bereits in den 60-er Jahren nachgewiesen worden, damals mit Me- thoden der Röntgenkontrastmitteldarstellung. Man hat gesehen, wie bestimmte Darmabschnitte extrem gedehnt werden.“ Auch Sabine S. tun diese Dehnungen und Atemübungen gut. Einen Teil der Kosten hat sogar die Kasse übernommen. Yoga ist übrigens für jeden geeignet. Nicht nur für Schlanke und Gelenkige. Wie uns das Bauchhirn regiert Ein weit verzweigtes Nervengeflecht umfasst den Darm und registriert alles, was in ihm passiert. Die Infos schickt es fortlaufend ans Kopfhirn – vor allem über den Vagus-Nerv. Er bündelt und sendet viele Signale. Erstaunlich: 80 Prozent aller Impulse werden Richtung Gehirn geschickt und nur 20 Prozent zurück. Der Bauch scheint Chef im Ring zu sein. Auch die Darmflora regiert entscheidend mit. Würde man den Darm komplett ausbreiten, entspräche er flächenmäßig zwei Tennisplätzen – viel Platz für Mikroorganismen. Etwa 500 Arten siedeln im Darm. Eine unvorstellbare Dimension! Zehn Billionen Bewohner leben in diesem Mikrokosmos und bringen rund zwei Kilogramm auf die Waage. Sie geben Forschern in aller Welt immer wieder neue Rätsel auf. Denn ihr Zusammenspiel regelt nicht nur die Verdauung. Mikrobiologe Dr. Andreas Schwiertz, Mikroökologe aus Herborn erklärt: „Der Darm ist ein eigenes Mikroökosystem. Und man weiß heutzutage, wenn bestimmte Bakterien in diesem System fehlen, dass das einen Einfluss auf das Immunsystem hat.“ Die Fachwelt macht Darmprobleme für vieles verantwortlich: für Infekte, Allergien, für Diabetes, Darmentzündungen und sogar für Krebs. Auch Depressionen und andere Seelennöte können die Folge sein. Das gesund- und krankmachende Potenzial der Darmflora ist noch lange nicht entschlüsselt. 5 Seite 6 von 6 Neuer Test zeigt Nahrungsmittelunverträglichkeit Karl-Heinz J. litt lange Zeit an unerklärlichen Bauchbeschwerden. Dazu kamen Schwellungen am Körper und im Gesicht. Für Karl-Heinz J. trotzdem noch kein Alarmsignal: „Es hat sich ja über Jahre hingezogen und ich hab da keine Rücksicht darauf nehmen wollen. So nach dem Motto: Was von alleine kommt, muss auch von alleine wieder gehen. Aber so war es dann nicht. Mehrere Ärzte tippten auf eine Lebensmittelallergie – aber wirklich nachweisen konnten sie das nicht. So wie ihm, ergeht es vielen. Sie gehen von Arzt zu Arzt, machen viele Untersuchungen – ohne Erfolg. Am Ende heißt es oft: Reizdarm! Prof. Annette Fritscher-Ravens, Gastroenterologin am Uni-Klinikum Kiel weiß das aus Erfahrung: „Wir erleben viele Patienten, die mit der Diagnose Reizdarm von anderen Kollegen kommen.“ Die Ärzte in Kiel haben eine neue Untersuchungsmethode entwickelt, um zu zeigen wie Darmzellen auf den unmittelbaren Kontakt mit Lebensmitteln reagieren. Mit einem Schlauch ähnlich wie bei einer Magenspiegelung, in den ein Mikroskop eingebaut ist, wird der Darm untersucht. In 1.000-facher Vergrößerung können die Mediziner die Darmzellen beobachten. Sie werden mit fünf Stoffen konfrontiert: Milch, Weizen, Eiweiß, Soja und Hefe, den Hauptbestandteilen unserer Nahrung. Im Fall von Karl-Heinz J. stellt Prof. Annette Fischer-Ravens fest: „Der Patient reagiert auf Hefe und zwar richtig doll, dass da so kleine Eruptionen stattfinden.“ Jetzt wissen die Mediziner, dass Hefe der Verursacher der Beschwerden ist. Die Therapie wird nun ganz einfach. Wenn ein Nahrungsmittel gefunden wurde, auf das die Patienten reagieren, müssen sie das streng weglassen. Das bringt in 75 Prozent der Fälle Erfolg. Bei Karl-Heinz J. ist alles, was Hefe enthält, von seinem Speiseplan verschwunden. Seitdem geht es ihm wieder richtig gut. Gäste im Studio Prof. Dr. Dr. Peter Malfertheiner, Magen-Darm-Spezialist, Universitätsklinikum Magdeburg Anne-Kathrin Habermann, Apothekerin Buchtipp Wertvolle Tipps, wie Sie dank einfacher Hausmittel Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihren Körper wieder ins Gleichgewicht bringen können, finden Sie auch im neuen Hauptsache Gesund-Buch „Meine besten Hausmittel“. ISBN: 978-3-89883-272-4; 19,95 Euro Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund E-Mail:[email protected] Thema der Sendung vom 27.03.2014: „Wie Sonnenlicht, Musik und Kräuter den Blutdruck senken“ 6