Aminosäuren an Hochleistungskühe füttern?

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FÜTTERUNG
R I N D
ninmangel kann dagegen zu
Leber- und Stoffwechselbelastungen führen.
Ob durch die Zufütterung
eines Kraftfutters mit einem
hohen Anteil pansengeschützten Methionins die
Milchleistung erhöht und die
Tiergesundheit
verbessert
werden kann, wurde in einem
Fütterungsversuch am Zentrum für Tierhaltung und Technik in Iden, Sachsen-Anhalt,
geprüft.
Versuchsdurchführung
Hochleistungstiere müssen
mit pansenstabilen Eiweißfuttermitteln versorgt werden.
Foto: Veauthier
Aminosäuren an
Hochleistungskühe füttern?
Kann mit der Fütterung von Aminosäuren die
Eiweißversorgung frischlaktierender Kühe
verbessert werden? Dieser Frage ging Thomas
Engelhard* in einem Fütterungsversuch nach.
D
ie Eiweißversorgung von
Hochleistungskühen zu Laktationsbeginn stellt sich immer als Problem dar.
Wenn die Tiere nach dem Akalben zu
wenig Futter bzw. Energie aufnehmen,
*) Zentrum für Tierhaltung und Technik
(ZTT), Iden
R 10 top agrar 5/2002
wird im Pansen nicht genügend Mikrobeneiweiß gebildet, was letztlich zu einem Eiweißmangel führt.
Während bei einer Milchleistung
von 10 kg etwa 88 % des Eiweißbedarfs
über das Mikrobenprotein aus dem
Pansen abgedeckt werden können, sind
es bei 35 kg Milch nur noch 75 %. Um
auch bei hohen Milchleistungen eine
ausreichende Bereitstellung von Eiweiß
im Dünndarm sicherstellen zu können,
müssen leistungsstarken Kühen „pansenstabile“ Eiweiß-Futtermittel vorgelegt
werden.
Ein anderer Weg, die Eiweißversorgung der Hochleistungskuh sicherzustellen, ist die gezielte Ergänzung von
Aminosäuren. In der Schweinefütterung wird dies bereits seit Jahren mit Erfolg praktiziert. Von allen Aminosäuren
gilt Methionin als die erst begrenzende
(erstlimitierende) Aminosäure im Stoffwechsel.
Methionin wird zur Milchbildung benötigt und ist zudem ein wichtiger Baustein im Fettstoffwechsel der Kuh. Deshalb wird der Aminosäure auch ein positiver Effekt auf die Milchmenge sowie
die Milchinhaltsstoffe, (Milcheiweiß und
Milchfett) zugeschrieben. Ein Methio-
Der Versuch wurde über
einen Zeitraum von acht Monaten mit 47 Kühen durchgeführt. Es wurden zwei Gruppen gebildet, eine Versuchsgruppe (Methioningruppe)
sowie eine Kontrollgruppe.
Die Tiere wurden 14 Tage vor
dem errechneten Kalbetermin in die jeweiligen Gruppen eingestallt und verblieben dort bis zum 100. Laktationstag.
Die Fütterung erfolgte
einmal täglich in Form einer
TMR (Übersicht 1). Der
Energiegehalt der Ration lag
bei etwa 7,0 MJ NEL, der
Rohproteingehalt bei 178 g
bzw. 168 g, der Rohfasergehalt in beiden Rationen bei
150 g pro kg Trockenmasse.
In der Versuchsgruppe
wurde 1 kg Sojaschrot gegen
1 kg des Methionin-Spezialfutters ausgetauscht (49,25 %
Maiskleber; 49,25 % Sojaschrot; 1,5 % geschütztes Methionin Mepron M 85). Jede
Kuh erhielt somit 15 g Methionin. Mit der Fütterung
des Spezialfutter wurde 14
Tage vor dem Kalben begonnen. Abgesetzt wurde
das Futter am 100. Laktationstag.
Weniger Fett –
mehr Eiweiß
Die wichtigsten Versuchsergebnisse:
■ Futteraufnahme: Die Kühe der Versuchsgruppe haben
mit durchschnittlich 20,5 kg
Trockenmasse 1,8 kg mehr
Futter aufgenommen als die
Tiere der Kontrollgruppe
(18,7 kg). Anzumerken ist,
dass relativ viele Tiere der
Kontrollgruppe eine Nachgeburtsverhaltung zeigten, wodurch eventuell die Futteraufnahme negativ beeinflusst
wurde.
■ Milchleistung: Die Methioninzulage zeigte keinen positiven Effekt auf die Milchleistung der Kühe (Übersicht 2).
Im Gegenteil, die Kühe der
Kontrollgruppe gaben im
Durchschnitt 1,7 % mehr
Milch.
■ Milcheiweiß: Der durchschnittliche Milcheiweißgehalt lag in der Versuchsgruppe mit 3,32 % durchgängig
auf einem höheren Niveau als
in der Kontrollgruppe. Im
Durchschnitt der Versuchs-
Übersicht 1: So setzte sich die
Ration zusammen
Gruppe
% in der Ration (T/M)
Maissilage
Grassilage
Lieschkolbensilage
Biertrebersilage
Gerste/Erbsen (90 : 10)
Rapsextraktionsschrot
Sojaschrot
Methionin-Spezialfutter
MJ NEL/kg TM
Rohprotein g/kg TM
Versuch
26,8
19,0
14,8
9,8
14,6
4,9
5,1
5,4
6,98
178
Kontrolle
27,8
21,4
14,4
10,2
13,9
4,3
8,0
–
7,08
168
Die Kühe der Versuchsgruppe erhielten ein Methionin haltiges
Spezialkraftfutter (Sojaschrot, Maiskleber, Mepron M 85).
top agrar 5/2002
R 11
FÜTTERUNG
R I N D
Übers. 2: So wirkte sich die Methoninzulage auf Leistung und Inhaltsstoffe aus
40
Milchleistung in kg
38
36
34
32
Die Methoninzulage
hatte keinen
positiven Effekt auf die
Milchleistung. Dagegen erhöhte
sich der Eiweißgehalt in
der Milch.
30
6,0
Fett in %
Versuch
Kontrolle
5,5
5,0
4,5
4,0
3,5
Grafik: Orb
4,0
Eiweiß in %
Bleibt festzuhalten
3,7
3,4
3,1
2,8
2,5
7
14 21 28 35 42 49 56 63 70 77 84 91 98 105
Laktationstag
dauer betrug der statistisch gesicherte
Unterschied 0,1 %.
■ Milchfett: Beim Milchfettgehalt zeigten sich bis zum 40. Laktationstag deutliche Unterschiede. Der Fettgehalt in der
Milch von Kühen, denen Methionin zugefüttert wurde, lag in dieser Periode bei
4,6 % und damit um 0,43 % niedriger im
Vergleich zur Kontrollgruppe (5,23 %).
Diese sehr hohen Fettwerte von über
5,0 % sind Ausdruck einer höheren Stoffwechselbelastung bzw. eines größeren
Energiedefizits, da die Kuh in diesem
Fall Körperfett abbaut, um das Energiedefizit möglichst auszugleichen. Bei einem überstürzten Fettabbau werden jedoch große Mengen an Ketokörpern gebildet, was letztlich zur Ketose führt.
Allerdings deuteten die hohen Ketokörpergehalte im Blut und in der
Milch bei den Tieren der Kontrollgruppe auf eine ketogene Stoffwechsellage
hin. Wahrscheinlich mussten deshalb in
der Kontrollgruppe auch mehr Tiere und
öfter gegen Ketose behandelt werden
als in der Versuchsgruppe. Das lässt die
Vermutung zu, dass sich der Einsatz von
geschütztem Methionin fördernd auf
R 12 top agrar 5/2002
Kalbung, traten vermehrt Probleme in
der Herde auf. Überwiegend handelte es
sich dabei um Puerperalstörungen, insbesondere um Nachgeburtsverhaltungen. Dabei erkrankten als Folge der
Stoffwechselstörungen in der Kontrollgruppe deutlich mehr Kühe als in der
Methionin-Gruppe.
Insgesamt konnten in der Versuchsgruppe 17 Kühe besamt werden. Der
Besamungsindex lag bei 1,88 Besamungen pro Trächtigkeit (Kontrolle: 1,93),
die durchschnittliche Rastzeit betrug
74,7 Tage (Kontrolle: 79,7), die Zwischentragezeit 111,5 Tage (Kontrolle:
119,5).
■ Eutergesundheit: Auch bei der Behandlung von Euterentzündungen ergaben sich Unterschiede. Während in der
Versuchsgruppe nur fünf Prozent der
Tiere behandelt werden mussten, waren
es in der Kontrollgruppe aufgrund der instabileren Versorgungslage 15 Prozent.
Auch der Milchzellgehalt dieser Tiere
war deutlich höher.
Die Zulage von Methionin wirkte sich
im Versuch nicht auf die Milchleistung
der Kühe aus. Die Milchleistung sank sogar. Dagegen konnte der Milcheiweißgehalt gesteigert werden. Der Milchfettgehalt ist leicht gesunken.
In Folge einer geringeren Stoffwechselbelastung zeigten die Tiere der Versuchsgruppe eine bessere Tiergesundheit, geringere Zellzahlgehalte in der
Milch und eine bessere Fruchtbarkeit.
Übersicht 3: Versuchsgruppe zeigte
bessere Tiergesundheit
Versuch Kontrolle
Nachgeburtsverhaltung erkrankte Tiere
5
10
Ketose
erkrankte Tiere
3
11
Zellgehalt
1. – 30. Tag
Tsd. Zellen/ml
131
370
31. – 60. Tag
Tsd. Zellen/ml
106
771
61. – 90. Tag
Tsd. Zellen/ml
84
336
den Stoffwechsel ausgewirkt hat.
Mit der Stabilisierung der Versorgungslage der Kühe im zweiten Versuchsabschnitt (49. bis 105. Laktationstag) haben die Unterschiede im Fettgehalt abgenommen bzw. sie haben sich sogar umgedreht (Übersicht 2). Über die
gesamte Versuchsdauer hinweg lag der
Fettgehalt dennoch in der Kontrollgruppe mit 4,55 % um 0,2 % über dem der
Versuchsgruppe 4,35 %.
■ Fruchtbarkeit: Vor allem im ersten
Laktationsmonat, unmittelbar nach der
Die Kühe der
Versuchsgruppe
erkrankten seltener an Nachgeburtsverhaltung
und Ketose.
Am Zentrum für Tierhaltung und
Technik in Iden werden den Hochleistungskühen zur Stabilisierung der
Stoffwechsellage in den ersten 60 bis
80 Laktaktionstagen 20 g Mepron
M 85 pro Kuh und Tag zugefüttert.
Beim Einsatz des Meprons muss mit
Kosten von etwa 0,3 Euro pro Kuh
und Tag gerechnet werden (15 R/kg
Mepron). Hochgerechnet pro Kuh und
Laktation sind das etwa 24 R.
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