Fachwissen>ATLs>Ausscheidung von Rosalinde Schur Tabuthema Inkontinenz - Wissensmangel bei Pflegekräften ? Visionen für die Zukunft Einleitung In den vergangenen Jahren hat das Krankheitsbild Inkontinenz (WHO Definition) an sozio- ökonomischer Bedeutung wesentlich zugenommen. Mit zunehmender Lebenserwartung der Bevölkerung hat das Problem Harninkontinenz nicht nur eine neue Charakteristik, sondern auch eine neue Dimension erhalten. Inkontinenz ist eine Krankheit die Menschen aller Altersgruppen betrifft. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Krankheitshäufigkeit signifikant zu. Daher muss mit einer immer größer werdenden Anzahl insbesondere bei alten Menschen gerechnet werden. So stellt die Inkontinenz eine große epidemiologische Dimension dar. In Österreich wird davon ausgegangen, dass mehr als 5% der Bevölkerung, mindestens 15 % der über 60- Jährigen zu Hause und 60 % der Bewohner von Alten – und Pflegeheimen an Inkontinenz leiden. (vgl. Böhmer, F. 2000). Das Ausscheiden von Harn oder Stuhl ist in unserem Kulturkreis eine stark tabuisierte Lebensaktivität, die im Verborgenen zu geschehen hat. Das anerzogene Schamgefühl hemmt die Betroffenen oft am Aufsuchen einer fachlichen Hilfe oder einer Beratungsstelle . Um den Betroffenen in der Problematik gerecht zu werden, ist es wichtig ein individuell abgestimmtes Kontinenzmanagement durchzuführen. Kontinenzmanagement Kontinenz – Management ist eine interdisziplinäre Aufgabe. Neben der ärztlichen Tätigkeit und den physiotherapeutischen Maßnahmen , kommt hier der pflegerischen Betreuung und Beratung einschließlich der Schulung des Patienten und deren Angehörigen sowie der Hilfsmittelversorgung besondere Bedeutung zu. Immer wieder werde ich im Rahmen meiner Vortragstätigkeit mit sogenannten kultivierten Pflegehandlungen konfrontiert (z.B. eine Einheitsgröße an Einlagen für jede Form der Inkontinenz ). Voraussetzung einer gelungenen Pflegeintervention 4.Eine detalierte Pflegeanamnese die folgendes beinhaltet sämtliche Informationen über Begleiterkrankungen, und soziale Umstände von Betroffenen 4. 5.Blasentagebuch indem die Trinkmenge, die Urinausscheidung mit Uhrzeit und Menge notiert werden. die Inkontinenzepisoden und Begleitumstände die zum Harnverlust führten Um eine gelungene Pflegeintervention zu erreichen, sollte ein methodisches pflegebezogenes Handeln im Vordergrund stehen. (Weide, 2001) Weiterbildung? Mit der Gründung der Medizinischen Gesellschaft für Inkontinenzhilfe Österreich 1990 , (heute medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich), die sich die Förderung von Maßnahmen zur Vorbeugung, Abklärung und Behandlung zum Ziel setzte, wurde auch eine erste Weiterbildung für Pflegekräfte 1995 in Innsbruck angeboten. Erst seit einigen Jahren wird die Ausbildung auch in Wien und Salzburg angeboten. Kontinenz- und StomaberaterInnen (KSB) erwerben in der 1- jährigen Ausbildung wesentliche Kompetenzen. Neben fachlich didaktischen Fertigkeiten erlangen die Pflegekräfte in der Weiterbildung qualifizierte Fähigkeiten und Kenntnisse über Abklärung und Behandlungsmöglichkeiten. Kenntnisse über Kontinenz- und Stomaversorgung auf Grundlagen pflegewissenschaftlicher Theorien und überprüfter praxisrelevanter Erfahrungen. Sicherheit und Kompetenz in der Umsetzung bei konservativen pflegerischen Maßnahmen. Weiteres Planung und Organisation im Aufbau einer Kontinenzberatungsstelle. Von Pflegekräften war in den letzten Jahren der Andrang für die Weiterbildung nicht sehr groß und wurde durch die Kliniken nur mangelhaft unterstützt. Noch heute besteht ein immenser Wissensmangel über die Ursachen, Formen etc. der Inkontinenz, deren notwendigen pflegerischen Interventionen und der Inkontinenzversorgung. Zukunftsaussichten Es wäre wünschenswert das auch andere Pflegeeinrichtungen im Sinne einer optimalen Patientenversorgung mehr Pflegepersonen für die Weiterbildung animieren würden. Es erscheint notwendig, dass man nach der Weiterbildung Kontinenz- und Stomaberatung, die sehr viel Eigenengagement und einen hohen persönlichem Aufwand bedeuten eine geregelte Zulage für die Ausübung der Tätigkeit bekommt. Quellenangabe Böhmer, F.: 2000 (Harninkontinenz –Management im GIHÖ Referateband 10. Jahrestagung d. Medizinischen Gesellschaft für Inkontinenzhilfe Österreich, 53- 57 Medizinische Gesellschaft Österreich, Blasenschwäche – reden wir darüber, Infoblatt, 2000 Weide, M (2001). Inkontinenz Pflegediagnosen und Pflegeinterventionen. Hans Huber Verlag Schur, R. ( 1999-2001) Information und Beratung für Kontinenz, Universitätslehrgang für Gesundheitsbildung Schur,R. (2003 –2004) Pflegeinterventionen in der Inkontinenzberatung, Weiterbildung Kontinenz und Stomaberatung Innsbruck