> t i t e lt h e m a < Die Vorsteherdrüse bereitet vor allem älteren Männern häufig Probleme: Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind das benigne Prostatahyperplasiesyndrom, das Prostatitissyndrom und Prostatakrebs die häufigsten Erkrankungen bei Männern im höheren Lebensalter. Vorbeugend und/oder mit Medikamenten kann man jedoch einiges tun, bevor operiert werden muss. Des Mannes kleine Drüse [ von Kirsten Grashoff ] wischen dem Harnblasengrund und der Beckenbodenmuskulatur des Mannes befindet sich die Prostata, eine kastaniengroße Drüse. Sie erinnert in ihrer Form an einen halbierten Apfel und umschließt einen Teil der sich an die Blase anschließenden Harnröhre ringförmig. Während die Prostata eines neugeborenen Jungen nur ein bis zwei Gramm wiegt, erreicht sie bis zum 20. Lebensjahr ein Gewicht von etwa 20 Gramm und kann in Extremfällen bis zum Lebensende ein Gewicht von 100 Gramm entwickeln. Als Geschlechtsdrüse nimmt sie ihre eigentliche Funktion erst zum Zeitpunkt der Geschlechtsreife auf. Dann wird hormongesteuert ein Sekret produziert, das Teil des Ejakulats ist, und die Spermien unter anderem beweglich hält. Benignes Prostatahyperplasie-Syndrom Mit etwa 30 bis 40 Jahren beginnt die Prostata bei den meisten Männern wieder zu wachsen – zunächst sehr langsam und unbemerkt. Ab dem 50. Lebensjahr hat etwa jeder zweite Mann eine gutartig vergrößerte Vorsteherdrüse, bei den über 80-Jährigen sind es 90 Prozent. Die Mechanismen, die das Gewebe wuchern lassen, sind derzeit noch nicht genau bekannt. Man geht davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Die Hauptverantwortlichen sind vermutlich Hormone, insbesondere Dihydrotestosteron (DHT) und das bei älteren Männern spricht man inzwischen vom benignen ProstatahyperplasieSyndrom (BPS). In der Literatur häufig zu finden ist auch noch die früher gebräuchliche Bezeichnung benigne Prostatahyperplasie (BPH). Nicht jeder, der eine physiologisch vergrößerte Prostata hat, merkt auch etwas davon: Nur in 30 bis 40 Prozent der Fälle kommt es zu Beschwerden. Die Symptome lassen sich unterteilen in obstruktive (Miktionssymptome) und irritative Symptome (Speichersymptome). Zu den obstruktiven, also durch die Verengung der Harnröhre bedingten Symptomen zählen schwacher Harnstrahl, verlängerte Miktion (Miktion = normale, vollständige Entleerung der Harnblase), Startverzögerung, Nachträufeln, Restharngefühl und Harnverhaltung. Als irritativ bezeichnet werden Symptome, die die Speicherkapazität der Blase betreffen: häufiger Harndrang (Pollakisurie), nächtliche Miktion (Nykturie), überfallartiger (imperativer) Harndrang und Dranginkontinenz. Beide Symptomarten gemeinsam werden auch als „untere Harnwegssymptome“ oder englisch „Lower Urinary Tract Symptoms, LUTS“ bezeichnet. Was ist IPSS? Um den Schweregrad eines BPS zu beurteilen, bestimmen Ärzte heutzutage meist den International Prostate Symptom Score, kurz IPSS. Das einfache Screening-Instrument ist standardisiert und wird international verwendet. Anhand von Pflanzliche Arzneimittel sind nebenwirkungsarm und bessern die Beschwerden, die eine vergrößerte Prostata mit sich bringen kann, stoppen aber nicht das Wachstum der Drüse. im Vergleich zu jüngeren in deutlich höherer Konzentration im Blut vorkommende Estradiol. Beide Hormone fördern das Wachstum der Vorsteherdrüse. Diskutiert wird auch der Einfluss entzündlicher Prozesse. Gutartig vergrößert Sowohl die Symptome als auch der Vergrößerungsgrad der Prostata können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Daher sieben Fragen werden die Beschwerden beim Wasserlassen in den letzten vier Wochen erhoben, eine achte Frage zur Lebensqualität ergänzt inzwischen häufig den von amerikanischen Urologen entwickelten Originaltest. Die Antworten beziehungsweise die Summe der für sie vergebenen Punktwerte geben dem Arzt einen Hinweis, ob es sich bei der Prostatavergrößerung um eine milde, mittlere oder schwere Ausprägung handelt. Wer sich nicht sicher ist, ob seine Prostata noch ohne > DAS PTA MAGAZIN -- 1 0 / 2 0 0 9 - - Heft 10 < 11 > t i t e lt h e m a < Pflanzliche Hilfe bei Prostatabeschwerden Arzneidroge Beispiele für Medikamente Arzneikürbissamen Prosta Fink® forte Brennnesselwurzel Bazoton® uno, Prosta Truw®, Sidroga Prostata-Tee, Urol® pros Hypoxis-rooperi-Wurzel Harzol®, Sitosterin Prostata-Kapseln Gräserpollen Pollstimol® Einschränkungen funktioniert, kann den Sägepalmenfrüchte Hyperprost®, Prostagutt® mono, Sabal Stada® Test auch einfach selbst zu Hause durchführen (www.urologenportal.de/fileadmin/ + Brennnesselwurzel Prostagutt® forte MDB/PDF/Ipss.pdf). Grundsätzlich kann + Kürbissamen Granu Fink® Prosta der Fragebogen jedoch keine ärztliche Di+ Rosskastanie und Goldrute Cefasabal® (nur Stadium I) agnose ersetzen, und bei Zweifeln sollte ein Urologe aufgesucht werden. Tipp: Viele Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva beeinflussen das Wasserlassen. Es ist daher wichtig, rung nur durch ärztliche Untersuchung festgestellt werden dass Patienten mit ihrem behandelnden Arzt auch über regel- kann. Man könnte diese auch als Stadium „Null“ der Einteimäßig eingenommene Arzneimittel sprechen. lung nach Alken voranstellen. Unterschiedlich ausgeprägt Je nachdem, wie schwer die Probleme beim Wasserlassen sind, werden mehrere Stadien des BPS unterschieden. Gebräuchlich ist die Einteilung nach Alken. Stadium I (Reizstadium) ist demnach charakterisiert durch einen in seiner Stärke abgeschwächten Harnstrahl. Es dauert länger, bis die ersten Tropfen die Blase verlassen, und die Betroffenen klagen über häufigen Harndrang am Tag und bei Nacht. Da mit zunehmender Größe der Vorsteherdrüse der Durchmesser der Harnröhre geringer wird, ist Stadium II (Restharnstadium) gekennzeichnet durch eine unvollständige Entleerung der Blase. Der dort verbleibende Restharn bereitet wiederkehrenden Harnwegsinfekten den Boden. Die Miktionsfrequenz steigt weiter, und der Patient hat schon kurz nach dem Toilettengang das Gefühl, die Blase erneut entleeren zu müssen. In Stadium III (Dekompensationsstadium) kann es zu unwillkürlichem Harnabgang bei übervoller Blase kommen. Ebenfalls möglich ist, dass der Patient trotz ständigen Harndrangs keinen Tropfen Urin abgeben kann (komplette Harnverhaltung). Um Entlastung zu schaffen, bleibt nur das Legen eines Katheters. Staut sich der Harn bis zu den Nieren zurück, sind diese ernsthaft in Gefahr. Langfristig droht eine Niereninsuffizienz. Eine Operation zur Verkleinerung der Vorsteherdrüse ist in diesem Stadium dringend erforderlich. Der Vollständigkeit halber: Es gibt eine weitere Einteilung nach Vahlensieck, in der der Betroffene noch keine Beschwerden bei der Blasenentleerung hat und die Prostatavergröße- 12 Lebensqualität im Visier Das Ziel einer Behandlung bei BPS ist es, die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern. Dabei sind die Stadien I und II nach Alken (I bis III nach Vahlensieck) die Domänen einer medikamentösen Therapie. Eingesetzt werden pflanzliche Arzneimittel, synthetische Medikamente, die die Bildung männlicher Hormone hemmen (5-alpha-Reduktasehemmer), sowie alpha-1-Rezeptoren-Blocker (alpha-1-Blocker), die den Widerstand am Blasenausgang und der Prostatamuskulatur positiv beeinflussen und so zu einer Harnstrahlverbesserung führen. Spätestens in Stadium III, oft bereits in Stadium II, ist eine Operation unumgänglich. Pflanzliche Selbstmedikation Insbesondere im deutschsprachigen Raum werden häufig Phytopharmaka zur Behandlung von Problemen beim Wasserlassen eingesetzt. Die 2004 aus dem Katalog der erstattungsfähigen Präparate der gesetzlichen Krankenversicherung gestrichenen Arzneimittel bekämpfen die Symptome nebenwirkungsarm, sind zur Langzeitanwendung geeignet und bessern die Beschwerden, die eine vergrößerte Prostata mit sich bringen kann. Das nimmt den Patienten den Leidensdruck. Wesentlich im Beratungsgespräch ist der Hinweis, dass der Arzt die Drüse regelmäßig kontrollieren muss, denn das Wachstum der Prostata wird durch miktionsbeeinflussende Arzneidrogen nicht gestoppt. Bei milden bis mittleren Beschwerden (Stadium I und II nach Alken) haben sich in der Praxis die folgenden Arzneidrogen > DAS PTA MAGAZIN - - 1 0 / 2 0 0 9 -- Heft 10 < > t i t e lt h e m a < wegen ihrer gewebsentwässernden, entzündungshemmenden und den Hormonstoffwechsel in der Prostata positiv beeinflussenden Wirkungen bewährt: Arzneikürbissamen, Brennnesselwurzel, Phytosterolgemische aus der afrikanischen Hypoxisrooperi-Wurzel, Gräserpollen und Sägepalmenfrüchte. Auf dem Markt sind viele Produkte zu finden, teils als Monopräparate teils als Kombinationen (siehe Tabelle). Arzneikürbissamen (Cucurbitae peponis semen) enthalten unter anderem delta-7-Phytosterole. Diese hemmen die 5-alphaReduktase – ein wesentliches Enzym bei der Umwandlung von Testosteron in DHT – und die Bindung von DHT an zelluläre Rezeptoren. Dadurch verringert sich die Konzentration des Hormons im Prostatagewebe. So tragen Arzneikürbissamen zu einer Normalisierung prostatischer Stoffwechselparameter bei. Wirksamkeitsmitbestimmende Inhaltsstoffe der Brennnesselwurzel (Urticae radix) sind unter anderem delta-5-Sterole und beta-Sitosterin. Die therapeutischen Effekte beruhen Die Symptome einer gut- und bösartigen Prostatavergrößerung ähneln sich zu Beginn. Deshalb sollte jeder Mann regelmäßig einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen. vor allem auf der antikongestiven Wirkung. Das bedeutet, der Brennnesselwurzelextrakt wirkt der Harnstauung entgegen, indem das Miktionsvolumen und der maximale Harnfluss erhöht sowie die Restharnmenge verringert werden. Aus der afrikanischen Hypoxis-rooperi-Wurzel (Hypoxis rooperi radix) wird seit Ende der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein Phytosterolgemisch gewonnen, welches zur Therapie des BPS genutzt wird. Inzwischen wird es auch aus europäischen Pflanzen wie Nadelhölzern erzeugt. Hauptkomponente des antikongestiv und antientzündlich wirkenden Phytosterolgemisches ist beta-Sitosterin. Im Handel gibt es ausschließlich Fertigarzneimittel, die den isolierten Phytosterolextrakt enthalten. Mitbestimmend für die Wirksamkeit von Sägepalmenfrüchten (Sabalis serrulatae fructus) sind unter anderem C8- bis C16-gesättigte Fettsäuren, gamma-Linolensäure sowie delta-7- und delta-5-Phytosterole. Wie Arzneikürbissamen hemmt auch dieser die 5-alpha-Reduktase und beeinflusst die Rezeptorbindung des DHT. Sägepalmenfrüchte werden häufig in Präparaten kombiniert, wodurch vor allem die enzymhemmende Wirkung verstärkt wird. Gräserpollenextrakt (aus Roggen, Mais, Lieschgras) wirkt ebenfalls gegen Harnstauung, Entzündungen und zusätzlich entkrampfend. Verantwortlich hierfür sind zum Beispiel alpha-Aminosäuren und Phytosterole. Das Fertigarzneimittel ist nicht geeignet für Gräserpollenallergiker. Mit zunehmender Gewebsvergrößerung wird der Durchmesser der Harnröhre geringer 14 > DAS PTA MAGAZIN - - 1 0 / 2 0 0 9 -- Heft 10 < Rezeptpflichtiges Da Dihydrotestosteron bei der Entstehung des benignen Prostatahyperplasie-Syndroms eine wichtige Rolle spielt, werden in der Therapie mäßiger bis schwergradiger Symptome Antiandrogene in Form von 5-alpha-Reduktasehemmern gegeben. Die Substanzen Finasterid (z. B. Finasterid Hexal®, Proscar®) und Dutasterid (Avodart®) blockieren die Umwandlung von Testosteron in DHT, indem sie die 5-alpha-Reduktase hemmen. Dadurch sinkt die Konzentration an DHT in der Prostata um etwa 70 bis 80 Prozent. Cave! Gleichzeitig nimmt auch der PSA-Wert ab, was zu falschen Testergebnissen führen Auf einen Blick » E ine physiologisch vergrößerte Prostata verursacht bei etwa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen Beschwerden. » S ymptome des benignen Prostatahyperplasie-Syndroms können sowohl die Miktion betreffen (z. B. schwacher Harnstrahl) als auch die Speicherkapazität der Blase (z. B. häufiger Harndrang). »H auptverantwortlich für das gutartige Wachstum der Prostata sind vermutlich Dihydrotestosteron und Estradiol. kann (siehe unten). Großes Plus der 5-alpha»P flanzliche Arzneimittel bessern die Beschwerden, die eine vergrößerte ProsReduktasehemmer: Sie können das Prostatavotata mit sich bringen kann, stoppen aber nicht das Wachstum der Drüse. lumen um 20 bis 30 Prozent verringern sowie »R ezeptpflichtig sind 5-alpha-Reduktasehemmer und Alpha-1-Adrenorezptordas Wachstum der Prostata verlangsamen beblocker. ziehungsweise stoppen und so eine Operation »D as Prostatitissyndrom fasst entzündliche und nicht entzündliche, chronische zumindest hinauszögern. Sie bekämpfen also Schmerzsyndrome zusammen. die Ursache und nicht nur die Symptome. Die »D ie Bestimmung des PSA-Wertes im Rahmen der Krebsvorsorge ist umstritten. Wirkung tritt erst nach mehreren Monaten ein, aber nicht bei jedem Patienten. In der Fachinformation werden zudem eine ganze Reihe von schweren Nebenwirkungen genannt. Daher muss der Arzt zunächst Nutzen und Risiko abwägen. Indiziert behandelt werden müssen, profitieren von der Medikation mit sind die Reduktasehemmer vor allem bei älteren Patienten mit alpha-1-Adrenorezeptorenblockern. deutlich vergrößerter Prostata. Kombiniert man 5-alpha-Reduktasehemmer und alpha-1-BloAlpha-1-Adrenorezeptorenblocker (alpha-1-Blocker) blockie- cker, addieren sich die positiven Effekte, zeigen Langzeitsturen alpha-1-Rezeptoren und bewirken so, dass die glatte Mus- dien. Vor allem für Männer mit einem großen Prostatavolukulatur des Blasenhalses, der Harnröhre und der Prostata, aber men über 30 bis 40 Milliliter ist die Kombinationstherapie auch die der Blutgefäße erschlafft. Der Harn kann dadurch empfehlenswert. besser abfließen. Im Prinzip können zur Behandlung des BPS alle alpha-1-Blocker eingesetzt werden. Bewährt haben sich Operation unumgänglich jedoch vor allem Alfuzosin (z. B. Alfuzosin Stada®, Urion® Zurzeit gibt es keine Medikamente, die eine bereits besteuno) und Tamsulosin (z. B. Alna® Ocas®, Prostadil®). Sie blo- hende gutartige Prostatavergrößerung vollständig umkehren ckieren bevorzugt den Subtyp alpha-1A und wirken dadurch können. Daher ist in manchen Fällen eine Operation nicht weniger stark blutdrucksenkend als andere alpha-1-Rezepto- zu vermeiden. Soweit ist es, wenn einmalig oder wiederholt renblocker. Die Wirkung tritt sehr schnell ein, und es ist mit der Harn nicht abfließen kann und ein Dauerkatheter gelegt einer raschen Besserung der Symptome zu rechnen. Diese hält werden muss. Werden mehrfach Restharnmengen von über auch bei der längerfristigen Therapie an. Allerdings erreicht 50 Milliliter bestimmt und sind Blase und Nieren in Gefahr, man mit Medikamenten dieser Gruppe keine Verkleinerung wird der Urologe ebenfalls zu einem chirurgischen Eingriff des Prostatagewebes. Daher verschreiben Ärzte die Substan- raten. Das gilt auch, wenn die Symptome als unerträglich zen vor allem jüngeren Patienten mit vorwiegend irritativen stark und belastend empfunden werden. Es gibt verschiedene Symptomen. Aber auch Patienten, die eine Operation ablehnen Methoden, ein BPS zu operieren. Allen gemein ist, dass der beziehungsweise nicht operierbar sind sowie Patienten, die bis geschwulstartig veränderte und vergrößerte Teil der Drüse zu einer Operation wegen starker Beschwerden symptomatisch herausgeschält wird. > DAS PTA MAGAZIN -- 1 0 / 2 0 0 9 - - Heft 10 < 15 > t i t e lt h e m a < Sofort zum Arzt bei … » komplettem Harnverhalt » unkontrollierbarem Harnverlust » Nierenschmerzen krankung der Vorsteherdrüse. Behandelt wird ebenfalls mit Fluorochinolonen, wobei Moxifloxacin (Avalox®) vermutlich die wirksamste Alternative ist. In manchen Fällen wird auch die Kombination von Fluorchinolonen und alpha-Blockern eingesetzt. Verbessern sich die Symptome trotz mehrmaliger antibiotischer Therapie nicht, bleibt nur noch das radikale Entfernen des erkrankten Prostatagewebes. Prostatitissyndrom Das Prostatitissyndrom fasst entzündliche und nicht entzündliche, chronische Schmerzsyndrome zusammen, die subjektiv einen erheblichen Leidensdruck verursachen. Nach der Klassifikation des US-amerikanischen National Institute of Health wird es in vier Kategorien unterteilt: akut bakterielle Prostatitis, chronisch bakterielle Prostatitis, entzündliches und nicht entzündliches Beckenschmerzsyndrom sowie asymptomatische Prostatitis. Eindeutig sind die Symptome nur bei der akuten Prostatitis. Bei allen anderen Formen sind sie vielfältig und die Übergänge fließend. Die akute Prostatitis wird durch Bakterien wie Escherichia coli ausgelöst und ist sehr unangenehm für die Betroffenen. Sie leiden unter starken Schmerzen in der Damm- und Analregion, müssen häufig die Toilette aufsuchen, der Harn fließt nur schwach. Eventuell brennt es beim Wasserlassen. Fieber, Schüttelfrost und ein schlechter Allgemeinzustand sind charakteristisch. Störungen des Harnabflusses begünstigen die Entzündung, weshalb sie häufig bei älteren Männern auftritt. Aber auch Kälte- und Nässereize können die entzündlichen Reaktionen auslösen. Die akute Prostatitis ist mit Antibiotika gut behandelbar. Im Allgemeinen heilt sie innerhalb von zehn bis 14 Tagen aus. Mittel der ersten Wahl sind Fluorchinolone wie beispielsweise Ciprofloxacin (z. B. Ciprobay® uro, Ciprobeta®), Ofloxacin (z. B. Oflox-Ct®, Tarivid®) oder Norfloxacin (z. B. Bactracid®, Barazan®). Desweiteren geeignet sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Cephalosporine, Breitspektrumpenicilline (in Kombination mit einem beta-Laktamase-Inhibitor) und Aminoglykoside. Auch nach Besserung der Symptome sollte die Therapie mindestens zwei bis vier Wochen weitergeführt werden. Wird nicht ausreichend therapiert, kann sich eine chronisch bakterielle Prostatitis entwickeln. Auch Harnwegsinfektionen sind ein sehr häufiger Auslöser dieser Form einer Er- 16 Chronisches Beckenschmerzsyndrom Das chronische Beckenschmerzsyndrom gibt es in einer entzündlichen und einer nicht entzündlichen Form. Wodurch es ausgelöst wird, ist bisher nicht abschließend geklärt. Verschiedene Hypothesen existieren: Unter anderem wird angenommen, dass Autoimmunprozesse und Infektionen mit schwer nachzuweisenden Erregern eine Rolle spielen. Einige Studien lassen vermuten, dass die an der Blasenentleerung beteiligten anatomischen Strukturen nicht richtig funktionieren (Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie). Neben Miktionsproblemen und starken, ins Becken ausstrahlenden Schmerzen treten bei den Patienten gehäuft Depressionen und andere psychosoziale Symptome auf. Die medikamentösen Therapieoptionen stützen sich auf die vorhandenen Hypothesen zur Krankheitsentstehung. Zum Einsatz kommen unter anderem alpha-1-Blocker wie Tamsulosin (siehe oben), Muskelrelaxanzien wie Baclofen (z. B. Baclofen AL, Lioresal®) sowie nicht steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen (z. B. Esprenit®, Imbun®) oder Diclofenac (z. B. Diclac®, Voltaren®), wenn Schmerzen im Vordergrund stehen. Dominieren die Probleme beim Wasserlassen, können diese mit anticholinerg wirksamen Arzneistoffen, die die Blasenmuskulatur an der Kontraktion hindern, gelindert werden. Hierzu zählen beispielsweise Oxybutynin (z. B. Dridase®, Spasyt®) und Trospiumchlorid (z. B. Spasmex®, Trospi®). Asymptomatische Prostatitis Warum es zu einer asymptomatischen Prostatitis kommt, ist nicht bekannt. Es werden ähnliche Mechanismen vermutet, wie sie für die chronische Prostatitis und das chronische Beckenschmerzsyndrom diskutiert werden. Das Krankheitsbild wird meist zufällig diagnostiziert, zum Beispiel bei Patienten, die ihre Unfruchtbarkeit abklären wollen. Prostatakrebs Laut Deutschem Krebsregister leidet ein Viertel aller männlichen Krebspatienten an Prostatakrebs. Damit führt diese Krebsart bei Männern die Häufigkeitsstatistik aller Krebser- > DAS PTA MAGAZIN - - 1 0 / 2 0 0 9 -- Heft 10 < > t i t e lt h e m a < Drückt viel Gewebe auf die Harnröhre, darf das Pissoir nicht fern sein krankungen in Deutschland an und war 2007 nach aktuellen Daten des statistischen Bundesamtes die zweithäufigste Todesursache nach Lungenkrebs beim Mann. Zu Beginn ähneln sich die Symptome einer gut- und bösartigen Prostatavergrößerung. Deshalb sollte jeder Mann regelmäßig einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Diese gehört ab dem 45. Lebensjahr zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Bei der Untersuchung tastet der Arzt die Vorsteherdrüse durch den Enddarm mit dem Finger ab. So können Veränderungen an der Oberfläche erfühlt werden. Ist das Gewebe weich und dehnbar, wird es sich um eine vergrößerte Prostata handeln. Ist es hart und knöchern, muss der Arzt weitere Untersuchungen durchführen, um dem Verdacht auf Prostatakrebs nachzugehen. PSA-Wert bestimmen Nicht alle Regionen der Prostata sind ertastbar. Daher wird vielfach als Ergänzung die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) empfohlen. Die Eiweißsubstanz wird von entartetem Prostatagewebe verstärkt produziert. Bleibt der PSA-Wert über einen längeren Zeitraum erhöht oder steigt er innerhalb eines Jahres deutlich an, besteht ein Verdacht auf Prostatakrebs. Eine weitere diagnostische Abklärung ist dann erforderlich. Allerdings kann der PSA-Wert auch bei gutar- Sammeln Sie Fortbildungspunkte! Auf Seite 28 finden Sie 10 Fortbildungsfragen zu diesem Beitrag. Bei zu 80 Prozent richtiger Beantwortung können Sie einen Punkt der Bundesapothekerkammer für Ihr Fortbildungskonto erhalten! tigen Vergrößerungen, Entzündungen, durch Fahrradfahren oder durch die Tastuntersuchung selbst erhöht sein. Oder aber er ist trotz Prostatakrebs niedrig. Daher ist der Nutzen der selbst zu bezahlenden Untersuchung als Mittel zur Früherkennung umstritten. Therapieoptionen Zur Behandlung von Prostatakrebs gibt es unterschiedliche chirurgische und medikamentöse Therapieoptionen. Neben der radikalen Entfernung der Prostata sowie der Bestrahlung kann im fortgeschrittenen Stadium die Androgenentzugstherapie angewendet werden. So soll der Testosteronspiegel gesenkt und damit das Wachstum des Tumors gehemmt werden. Der Entzug erfolgt entweder chirurgisch durch Entfernung der Hoden oder medikamentös. Die häufigsten eingesetzten Medikamente sind Gonadotropin-Releasing-Hormon(GnRH)Agonisten. Zu diesen zählen unter anderem die Wirkstoffe Buserelin (Profact®), Goserelin (Zoladex®), Leuprorelin (Enantone®, Eligard®) und Triptorelin (Decapeptyl®, Pamorelin®). Seit Juli ist mit Vantas® (Histrelinacetat) ein neuer Vertreter dieser Wirkstoffklasse in Deutschland auf dem Markt. Er unterscheidet sich von den anderen GnRH-Analoga dadurch, dass er seinen Wirkstoff über einen Zeitraum von zwölf – statt maximal sechs – Monaten freisetzt. Das Implantat wird unter der Haut des Oberarmes eingesetzt. Infomaterial | Broschüren Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Serviceteil auf Seite 86 in der Rubrik Broschüren. 18 > DAS PTA MAGAZIN - - 1 0 / 2 0 0 9 -- Heft 10 <