Allgemeine Gedanken zu Einzel- und Gruppenbehandlung in der

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Allgemeine Gedanken zu Einzel- und Gruppenbehandlung in der Logopädie
Die logopädische Behandlung orientiert sich an sprachentwicklungs-psychologischen
Gesetzmässigkeiten und an differentialdiagnostischen Befunden beim einzelnen Kind.
Die Grundlage jeder therapeutischen Arbeit ist der Aufbau einer tragfähigen, stark
persönlichkeitsbezogenen Beziehung zwischen Kind und Logopädin. Erst dies erlaubt
das Arbeiten in intimeren Bereichen (z.B. Mundraum) und das Aeussern von tiefer liegenden psychischen Befindlichkeiten.
Die Bereitschaft zu einer logopädischen Behandlung setzt bei Kind und Eltern eine gewisse innere Not und einen deutlichen Willen voraus, an einem persönlichen Defizit zu
arbeiten.
Die Laut- und Sprachentwicklung verläuft tempomässig individuell und ist ein komplexes, vielschichtiges Gebiet, das Fähigkeiten in verschiedensten Bereichen voraussetzt.
Es gibt Kinder, die vom globalen Lernangebot nicht genügend profitieren können. Um
ein individuelles Vorgehen oder individuelle Lernstrategien zu entwickeln, brauchen sie
Einzelführung. Gruppentherapien helfen ihnen nicht, da wieder allgemeine Muster angeboten werden müssen.
Gruppenbildung in der Logopädie kann aufgrund therapeutischer Indikation sinnvoll
sein, führt aber als generelle Sparmassnahme schlecht zum Ziel: Da in der Gruppe weniger individuell gearbeitet werden kann, dauern solche Behandlungen deutlich länger,
was den Spareffekt wiederum aufhebt. Auch die vermehrte Einweisung von Kindern in
Sonderschulen läuft dem Sparauftrag zuwider.
Die Erwartung, dass Logopädinnen ihren Auftrag ohne weiteres in Gruppen erfüllen
könnten und sollten, schafft Konflikte und Unsicherheiten. Einerseits soll dem sprachbehinderten Kind geholfen werden, auch in einer integrativen Schule zu bestehen. Andererseits muss ein Weg gefunden werden, die Kosten zu senken. Wir laufen Gefahr, dass
die Qualität der logopädischen Behandlung unter diesem Konflikt leidet.
Gründe für Einzelbehandlungen in der Logopädie
Therapeutische Gründe
• Störungen mit organisch bedingten Faktoren verlangen spezifische, individuell
ausgerichtete Uebungen im orofazialen wie auch im auditiven Bereich, welche
minutiös kontrolliert und laufend angepasst werden müssen. Der Lernerfolg der
einzelnen Kinder verläuft zeitlich sehr unterschiedlich.
• Phonetische und phonologische Störungen können nicht gemeinsam behandelt
werden, obwohl beide in den Bereich der Dyslalie fallen.
• Ausgeprägtes Störungsbewusstsein
• Individuelle psychische / systemische Faktoren
• Sprach- und Artikulationsstörungen basieren auf Defiziten in unterschiedlichen
Wahrnehmungsbereichen (z. B. auditiv oder taktil) und Lernfeldern (Lesen,
Schreiben, Rechtschreibung).
•
Kinder mit mehrfachen Auffälligkeiten brauchen eine andere Behandlung als Kinder mit einer isolierten Störung.
• Kein anderes Kind mit einer ähnlichen Störung ist in Behandlung
Pädagogische Gründe
• Kinder unterschiedlichen Alters mit der gleichen Auffälligkeit können nicht gemeinsam behandelt werden.
• Wartezeiten während der Behandlung sind ineffizient und sind die Abwesenheit
vom Unterricht nicht wert.
• Ein routinemässiger Einsatz von Therapieverfahren ist nicht zu verantworten.
Organisatorische Gründe
• Sprachauffällige Kinder werden laufend angemeldet, wenn der Leidensdruck zu
gross wird, und können nicht “störungsweise” gesammelt werden.
• Vielerorts sind die Logopädieräume sind zu klein und für Gruppen ungeeignet
eingerichtet.
• Grosse Einzugsgebiete erschweren die Organisation erheblich.
• Die Gründe für Störungen sind breit gefächert und müssen deshalb individuell
angegangen werden. Unser Fachgebiet erlaubt die Gruppenbildung deshalb nur
in beschränktem Mass. Sie ist für bestimmte Phasen sinnvoll, kann aber schlecht
nach der Abklärung schon vorgesehen werden.
Möglichkeiten für Gruppenbildung
• Im späteren Verlauf der Behandlung, z. B. zum Anwenden des Erarbeiteten in der
Spontansprache.
• Wenn vom Charakter, vom Temperament oder vom Störungsbild her ein Austausch unter den Kindern sinnvoll erscheint.
• Wenn das Kommunikationsverhalten im Zentrum stehen soll.
• Zur Ablösung der Beziehung vor dem Abschluss.
• Erweiterte therapeutische Situation (Oeffnung des sogenannten “Schonraums”).
• Andere Lösungen Kurzlektionen (bei isolierten Störungen, bei auffälligen Konzentrationsschwächen, bei kleinen Kindern, gegen Ende einer Therapie, u. a.)
• Gewisse Therapien könnten 14-täglich durchgeführt werden, damit Weg und Therapiezeit in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen. Die Abrechnung erfolgt aber als halbe Lektion.
• Mischform: Einmal in der Gruppe und einmal einzeln.
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