Prof. Dr. Rupert Lasser Paul Bergold Technische Universität München Zentrum Mathematik Stochastik für Lehramt Gymnasium − Blatt 17 Sommersemester 2017 Lösungshinweise Hausaufgabe 49 Wir betrachten ein Spiel, das nach folgenden Regeln funktioniert: Jeder Spieler erhält zu Beginn ein Spielfeld, auf dem Zahlen in fünf Zeilen und fünf Spalten in folgender Weise angeordnet sind: a11 a12 a13 a14 a15 a21 a22 a23 a24 a25 a31 a32 a33 a34 a35 a41 a42 a43 a44 a45 a51 a52 a53 a54 a55 Dabei seien die Zahlen in Zeile i = 1, ..., 5 paarweise verschieden und zufällig aus der Menge {(i − 1) · 15 + 1, ..., (i − 1) · 15 + 15} entnommen. Der Spielleiter zieht nun 22 verschiedene Zahlen zwischen 1 und 75. Ein Spieler gewinnt, falls alle Zahlen gezogen werden, die auf seinem Spielbrett in einer Zeile (ohne Reihenfolge) stehen. Genauer gesagt sei {b1 , ..., b22 } die Menge der Zahlen, die der Spielleiter gezogen hat. Dann hat ein Spieler gewonnen, falls {ai1 , ai2 , ai3 , ai4 , ai5 } ⊂ {b1 , ..., b22 } für mindestens ein i ∈ [5] gilt. 1. Wie viele Möglichkeiten gibt es ein Spielbrett anzuordnen? 2. Wie viele Möglichkeiten hat der Spielleiter die Zahlen zu ziehen? 3. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit mit der ein Spieler gewinnt? Würden Sie an diesem Spiel teilnehmen? Hinweis zur Teilaufgabe 3: Betrachten Sie für i = 1, ..., 5 das Ereignis Ai : Alle Zahlen ” aus Zeile i wurden gezogen.“ Lösung zu Hausaufgabe 49 Teilaufgabe 1: Für jede der fünf Zeilen werden unabhängig voneinander fünf Zahlen, mit Beachtung der Reihenfolge, aus einer Menge mit 15 Zahlen gezogen. Somit gibt es Seite 1 von 3 Prof. Dr. Rupert Lasser Paul Bergold 5 insgesamt (155 ) = (15 · 14 · 13 · 12 · 11)5 Möglichkeiten. Teilaufgabe 2: Der Spielleiter zieht 22Zahlen, ohne Beachtung der Reihenfolge, aus einer 75 Menge mit 75 Zahlen. Somit gibt es 22 Möglichkeiten. Teilaufgabe 3: Mit Hilfe der Ereignisse Ai aus dem Hinweis ist die Gewinnwahrscheinlichkeit gegeben durch 5 [ P ! Ai i=1 wobei P die Gleichverteilung auf Ω4 (75, 22) ist. Gesucht ist also # Formel für Inklusion und Exklusion erhalten wir # 5 [ S5 i=1 Ai . Mit Hilfe der ! Ai = i=1 #I+1 X (−1) \ # Ai . i∈I ∅6=I⊆[5] Insbesondere gilt für ∅ = 6 I ⊂ [5] mit #I ∈ [4]: ! # \ Ai i∈I 5 = #I ! ! ! #I · 5 #I · 5 75 − #I · 5 5 = 22 − #I · 5 #I ! ! 75 − #I · 5 22 − #I · 5 sowie #(A1 ∩ A2 ∩ A3 ∩ A4 ∩ A5 ) = 0. Somit erhalten wir 5 [ ! 5 # Ai = 1 i=1 ! ! 70 5 − 17 2 ! ! 65 5 + 12 3 ! ! 60 5 − 7 4 ! 55 . 2 Die Wahrscheinlichkeit mit der ein Spieler gewinnt liegt demnach bei P 5 [ i=1 ! Ai = 5 1 70 17 − 5 2 65 12 + 5 3 60 7 − 75 22 5 4 55 2 ≈ 0.8%. Hausaufgabe 50 Ein faires Tetraeder, beschriftet mit den Zahlen 1, 2, 3 und 4, wird zweimal geworfen. Die Zufallsvariable Zi , i = 1, 2 bezeichne die Augenzahl beim i-ten Wurf. Des Weiteren sei X − := Z1 − Z2 die Differenz, sowie X + := Z1 + Z2 die Summe der beiden Würfe. 1. Bestimmen Sie den Erwartungswert und die Varianz der Zufallsvariablen X − . 2. Sind die Zufallsvariablen X − und X + unkorreliert? Wir wiederholen das oben beschriebene Experiment n mal unabhängig voneinander. Dabei entstehen die unabhängigen Zufallsvariablen X1− , X2− , ..., Xn− . Im Folgenden bezeichne Y := n1 (X1− +...+Xn− ) die mittlere Differenz der n Würfe. Wie oft muss gewürfelt werden, wenn Y mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% um weniger als 2 vom Erwartungswert abweichen soll? Seite 2 von 3 Prof. Dr. Rupert Lasser Paul Bergold Lösung zu Hausaufgabe 50 Teilaufgabe 1: Die Zufallsvariablen Z1 und Z2 sind identisch und unabhängig verteilt. Deshalb gilt E[X − ] = E[Z1 − Z2 ] = E[Z1 ] − E[Z2 ] = E[Z1 ] − E[Z1 ] = 0, V[X − ] = E[(X − − E[X − ])2 ] = E[(X − )2 ] = E[(Z1 − Z2 )2 ] = E[Z12 ] − 2E[Z1 Z2 ] + E[Z22 ] = 2E[Z12 ] − 2E[Z1 ]E[Z2 ] = 2 E[Z12 ] − E[Z1 ]2 2 ! 5 15 =2 − 2 2 5 = . 2 Teilaufgabe 2: Für die Kovarianz von X − und X + erhalten wir Cov[X − , X + ] = E[X − X + ] − E[X − ]E[X + ] = E[X − X + ] = E[(Z1 − Z2 )(Z1 + Z2 )] = E[Z12 ] − E[Z22 ] = 0. Deshalb sind X − und X + unkorreliert. Für die Zufallsvariable Y folgt mit der Ungleichung von Chebyshev 1 5 · V[Y ] 5 n 2 P (|Y − µY | < 2) ≥ 1 − 2 = 1 − =1− 2 4 8n Wir suchen also die kleinste natürliche Zahl n sodass 5 1− ≥ 0.95 ⇔ n ≥ 12.5. 8n Es muss also mindestens 13 mal gewürfelt werden. Hausaufgabe 51 Geben Sie ein Beispiel für zwei unkorrelierte Zufallsvariablen an, die abhängig sind. Lösung zu Hausaufgabe 51 Es sei Ω = {−1, 0, 1} und P die Gleichverteilung auf Ω. Außerdem sei X : Ω → R, X(ω) = ω, Y : Ω → R, Y (ω) = 1{0} (ω) := 1, falls ω = 0, 0, sonst. Offensichtlich gilt E[X] = 0 und da X(ω)Y (ω) = 0 für alle ω ∈ Ω erhalten wir Cov[X, Y ] = E[XY ] − E[X]E[Y ] = 0 − 0 = 0. Des Weiteren gilt 1 1 1 6= · = P (X = 0)P (Y = 1). 3 3 3 Somit sind die Zufallsvariablen unkorreliert und abhängig. P (X = 0, Y = 1) = P ({0}) = Seite 3 von 3