Ausgabe 02-2004 Inhalt Cholesterin und seine Funktionen im menschlichen Körper Priv.-Doz. Dr. habil. Rainer Schubert, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Ernährungsphysiologie Einfluss von Nahrungs-Cholesterin auf den Cholesterin-Spiegel im Blut Priv.-Doz. Dr. habil. Rainer Schubert, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Ernährungsphysiologie Kurzfassungen Redaktionsanfragen: Unter der Internet-Adresse: http://www.cma.de steht eine Farbvariante der aktuellen Ausgabe zum Download bereit. Auf speziellen Wunsch werden Tabellen und Grafiken als hochauflösende Farbgrafiken zur Verfügung gestellt. Für den Inhalt der Beiträge zeichnen die Autoren selbst verantwortlich. Abdruck – auch auszugsweise – nur honorarfrei bei Autoren- und Quellen-Nennung. Ein Belegexemplar wird auch bei Teilveröffentlichungen erbeten. 2 Cholesterin und seine Funktionen im menschlichen Körper Priv.-Doz. Dr. habil. Rainer Schubert, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Ernährungsphysiologie Cholesterin wurde erstmals im Jahre 1769 von M. Poulletier als ein Fettwachs beschrieben, welches 1818 von Chevreul in Gallensteinen charakterisiert und 1860 „Cholesterin“ (Chol = Galle, Stearin = Wachs) genannt wurde (3). Für die chemische Identifizierung erhielt Windaus 1932 den Nobelpreis. Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Bestandteil jeder Zelle bzw. der Zellmembranen und die Vorstufe für wichtige Wirkstoffe des Körpers. Diese Tatsache wird nach wie vor oft ignoriert. Stattdessen wird die Aufnahme von Cholesterin mit Lebensmitteln noch immer häufig als ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen, obwohl bereits seit den 90er-Jahren in großem Umfang Ergebnisse aus medizinischen Studien sowie aus epidemiologischen Untersuchungen veröffentlicht wurden, die diese Annahme widerlegen. Priv.-Doz. Dr. Rainer Schubert vom Institut für Ernährungsphysiologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellt im folgenden Beitrag die verschiedenen Funktionen vor, die Cholesterin im menschlichen Körper erfüllt. Cholesterin (auch Cholesterol) gehört zur Klasse der Steroide. Dazu zählen Gallensäuren, Steroidhormone, Calciferole, Sterole und andere. Cholesterin liegt im Körper entweder in freier Form oder mit Fettsäuren verestert vor (Cholesterinester). Es kommt nur in tierischen Produkten (auch Fisch) vor. Fleisch enthält im Vergleich zu anderen tierischen Lebensmitteln oder zu Meerestieren übrigens relativ wenig Cholesterin und ist dabei etwa mit der Scholle vergleichbar (Tab. 1). Tabelle 1: Cholesteringehalt verschiedener Lebensmittel Lebensmittel von Landtieren Hirn Hühnereigelb Vollei Leber (Schwein/Geflügel) Schweinefett Fleisch (Mittel) Quelle (6,55) Cholesterin mg/100g 2000 1260 582 350/550 85 75 Fische und Meeresfrüchte Cholesterin mg/100g Fischöl 500 Kaviar 300 Riesengarnele (Pazifik) 215 Aal 165 Hering 90 Seezunge, Flunder, 50 Kabeljau 3 Cholesterin wird besonders in den Nebennieren, Hirn, Haut, Milz, Eierstöcken, Serum und den Erythrozyten angereichert. Es ist für den Körper sehr wichtig und deshalb auch in der Muttermilch reichlich vorhanden. Stillkinder sind vielleicht gerade deshalb geistig reger als nicht gestillte (21,37,59). Cholesterin ist Bestandteil von Hirn, Nerven und Zellmembranen, beeinflusst das Immunsystem und ist Ausgangssubstanz für Hormone, Vitamin D und Gallensäuren (46). Cholesterinsenker können deshalb viele Nebenwirkungen haben. Die immunmodulierende Wirkung des Cholesterins konnte an Kaninchen demonstriert werden, bei denen das Blutcholesterin nach Cholesteringaben speziesbedingt auf das etwa 20fache anstieg und eine Aktivierung immunaktiver Zellen sowie einen Konzentrationsanstieg antioxidativer Stoffe im Blutplasma und speziellen Blutzellen bewirkte (40). Cholesterinaufnahme im Darm Das in der Nahrung enthaltene Cholesterin wird zu 25–45 % im Dünndarm absorbiert (2,41). Mit steigender Cholesterinaufnahme sinkt die Absorbierbarkeit. Bei Aufnahme von viel gesättigten Fettsäuren ist sie ebenfalls geringer als bei hohem Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren in der Nahrung (24). Darüber hinaus gibt es genetische Veranlagungen für eine hohe oder geringe Cholesterinabsorption (15). Pro Tag werden vom Dünndarm etwa 300–500 mg Cholesterin aufgenommen. Die Aufnahme in die Dünndarmwand erfolgt über Mizellen gemeinsam mit Fettsäuren und anderen fettlöslichen Stoffen. In der Darmwand werden sie in Chylomikronen (Lipoproteine) verpackt und zur Leber transportiert. Synthese und Ausscheidung von Cholesterin (Darm-Leber-Kreislauf) Cholesterin wird entweder im Körper synthetisiert (davon 80 Prozent in der Leber) oder mit der Nahrung aufgenommen (46): • • • • • Eigensynthese Nahrung (Absorbierbares) Abbau durch Darmmikroben Abbau in der Leber Ausscheidung mit Stuhl 60 % als neutrale Sterole, Rest als Gallensäuren. 500–1500 mg bis 500 mg 800 mg geregelt 1100 mg In der Leber werden aus Cholesterin Gallensäuren gebildet, die gemeinsam mit Cholesterin in den Darm abgegeben werden. Pro Tag werden etwa 20 g Gallensäuren und 500–1500 mg Cholesterin von der Leber über die Gallenblase in 4 den Darm sezerniert. Im Darm vermischt sich das Cholesterin aus Galle und Nahrung, so dass je nach Cholesteringehalt der Nahrung (300–500 mg) eine Gesamtmenge von bis zu 2000 mg erreicht werden. Etwa 90 Prozent der Gallensäuren werden wieder in den Blutkreislauf aufgenommen, wobei auch Nahrungs-Cholesterin und Pflanzensterole sowie das vorher mit der Galle sekretierte Cholesterin absorbiert werden (Abb.1; vergl. 27). Diese „Zirkulation“, die täglich sechs- bis zehnmal stattfindet (51), wird auch „entero-hepatischer Kreislauf“ (Darm-Leber-Kreislauf) genannt. Vom gesamten im Darm befindlichen Cholesterin wird mehr als die Hälfte (zumeist als Coprostanol) mit dem Stuhl ausgeschieden (28). In der Leber wird vom absorbierten Cholesterin ein Teil für die Gallensäurenproduktion verwendet, ein anderer Teil wird über mehrere Wege zu LDL (sehr kleine Lipoproteinkügelchen) umgebaut und in die peripheren Gewebe transportiert. Es gelangt schließlich nach mehrfachem Umbau über die Blutbahn wieder zur Leber, wird über LDL-Rezeptoren von den Leberzellen aufgenommen und zur Produktion des Gallensaftes verwendet. Abbildung 1: Entero-hepatischer Kreislauf und Stoffwechsel des Cholesterins (schematisiert nach 53) S = Schleimhaut 5 Bei zu geringer Anzahl an LDL-Rezeptoren (Gen-Defekt oder andere Faktoren) wird zu wenig LDL von der Leber aufgenommen und der LDL-Spiegel im Blut steigt. Wird mehr Cholesterin als die absorbierte bzw. zirkulierende Menge benötigt, so findet in der Leber eine Neusynthese aus Acetat, das aus dem Kohlenhydrat- oder Fettabbau stammt, statt (60). Die absorbierte Cholesterinmenge bestimmt bei Gesunden die Höhe der Cholesterin-Eigensynthese. Wird dem Körper über die Nahrung mehr Cholesterin zugeführt als dieser benötigt, so sinkt bei gesunden Menschen die körpereigene Cholesterinproduktion und der Cholesterinspiegel im Blut steigt nicht an. Etwa 20 % der Bevölkerung verfügen nur eingeschränkt über diesen Regelmechanismus (5). Insgesamt beträgt der Cholesteringehalt des Erwachsenen 100–150 g, davon zirkulieren 6–8 % im Blut. Der größte Teil des Cholesterins wird für den Aufbau von Zellwänden und Gewebe (zusammen mit den Phospholipiden) gebraucht. Allein die Gehirnmasse besteht zu 17 % aus Cholesterin. Arteriosklerose und koronare Herzkrankheiten Die Arteriosklerose bzw. Atherosklerose (engl.) ist ein Sammelbegriff für anfänglich nicht entzündliche Veränderungen der Arterien. Die Entstehung der Veränderungen wird Atherogenese genannt. Die Arteriosklerose ist in Deutschland derzeit eine der häufigsten Erkrankungen. Jährlich erleiden etwa 260.000 Menschen einen Herzinfarkt. Insgesamt sterben 180.000 Menschen pro Jahr an den Folgen der Koronaren Herzkrankheit (KHK). An einem Schlaganfall sterben jährlich 170.000 Menschen. Ablagerungen (Plaques) an der Gefäßwand bewirken durch bindegewebige (fibrinöse) Wucherung eine Verdickung und zu geringe Elastizität der Arterien. Möglicherweise sind geringe Cholesterineinlagerungen nicht als Ursache sondern als Folge einer Schutzreaktion des Körpers gegen Perforation der Gefäße zu verstehen (19). Die Verdickung der Gefäßwand wird auch durch die Bildung von mit Lipid gefüllten Makrophagen (Schaumzellen) und durch Einwanderung von Muskelzellen verstärkt. Der Herzinfarkt (Herzkranzgefäße) oder Schlaganfall (Hirngefäße) tritt auf, wenn die Plaque instabil wird und aufplatzt. Bei der Ruptur treten Gerinnungsfaktoren aus und es bildet sich ein Pfropf aus Blutplättchen (Thrombozyten), der das Gefäß teilweise oder ganz verschließt. Arteriosklerose kann jede Arterie betreffen, am empfindlichsten sind jedoch die feinen Gefäße in der Herzkranz- und Hirnregion. 6 Die Entstehung dieser Erkrankung hat viele Ursachen. Sie wurde bislang (und z. T. auch noch heute) überwiegend einem hohen Verzehr an Cholesterin und Fetten zugeschrieben. Es wird jedoch immer deutlicher, dass die Nahrung eine nur untergeordnete Bedeutung dabei besitzt (siehe unten). Atherogenese gilt heute vielmehr als inflammatorischer (entzündlicher) Prozess (23). Umfangreiche experimentelle Studien, Untersuchungen an Tiermodellen, epidemiologische sowie eine Reihe klinischer Studien haben zu der Erkenntnis geführt, dass es sich bei der Arteriosklerose um einen lokalen, unspezifischen inflammatorischen Prozess handelt, der von einer systemischen Antwort begleitet wird. Da die Entzündungen durch Entzündungsmediatoren (Eicosanoide) begünstigt werden, die vom Menschen aus Arachidonsäure gebildet werden, sollten von Risikopatienten vor allem Arachidonsäure-reiche Lebensmittel gemieden werden. Da die EicosanoidBildung durch Omega-3-Fettsäuren aus Rapsöl oder Fisch gehemmt wird, kann auch durch ausreichenden Verzehr dieser Produkte die Atherogenese verzögert oder vermieden werden. Bedeutung von Cholesterin in den Blutgefäßen Die Ursachen für die KHK sind vielseitig: Diabetes mellitus, Hypertonie, Infektionskrankheiten, genetische Veranlagung, Hyperlipidämie, Übergewicht und andere. Von den genetisch bedingten Hyperlipidämien gibt es verschiedene Formen (47), die mit einem z. T. vielfach erhöhten Cholesterinspiegel verbunden sind. Darunter sind sehr wenige Fälle der heterozygoten bzw. homozygoten „familiären Hypercholesterinämie“. Bei Patienten mit der schweren homozygoten Form der familiären Hypercholesterinämie versagen meist diätetische und medikamentöse Therapieverfahren (1). Als Faustregel für den Gesamt-Cholesteringehalt je 100 ml Blut gilt: 200 mg + Alter. Personen mit genetisch bedingten Fettstoffwechselstörungen haben häufig Cholesterinwerte, die um das zwei- bis fünffache erhöht sind. Im Erwachsenenalter sind Werte unter 200 mg/100 ml selten physiologisch (18). Die von der American Heart Association empfohlenen Referenzwerte sind nach Meinung zahlreicher Mediziner und Ernährungsphysiologen zu gering angesetzt (Personen mit 0–1 Risikofaktoren: LDL <160, HDL >40 (Männer) bzw. >40 (Frauen) mg/100 ml; ≥ 2 Risikofaktoren: LDL <130, HDL >40 (Männer) bzw. >40 (Frauen) mg/100 ml), damit wurden mehr als 50 % der Bevölkerung zu „Hypercholesterinämikern“ erklärt. Wesentlich ist dabei der LDL:HDL-Quotient, der unter drei betragen sollte. Nach neueren Empfehlungen wird das koronare Risiko mittels PROCAM-Score charakterisiert. Hier werden acht Risikofaktoren (Blutdruck, Lebensalter, LDL- und 7 HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Diabetes mellitus, Rauchen und familiäre Belastung) unterschiedlich gewichtet und eine Gesamtpunktzahl angegeben. Zusammenhang zwischen Serum-Cholesterin und Arteriosklerose Dem Gesamtcholesterin im Blut wird heute keine Bedeutung mehr für die Atherogenese beigemessen. Dagegen sind insbesondere eine geringe Konzentration der HDL-Fraktion sowie eine hohe Konzentration der LDL-Fraktion im Blut (hohes LDL:HDL-Verhältnis) als Indikatoren für ein erhöhtes Risiko bekannt (63). Beide Fraktionen sind aber nicht abhängig von der Aufnahme an Nahrungs-Cholesterin. Vor allem das Fettsäurenmuster der Nahrung, Rauchen, Körpergewicht und körperliche Aktivität bestimmen in ihrer Gesamtheit das LDL:HDL-Verhältnis und damit das Risiko koronarer Krankheiten (58). Auch oxidiertes LDL kann die Plaquebildung und die Pfropfbildung in den Arterien auslösen (13). In diesem Zusammenhang liegen Ergebnisse an Ratten vor, wonach Nahrungs-Cholesterin die Peroxidation der LDL-Fraktion im Blut sogar verzögert (36). Im zweiten Beitrag wird der Einfluss von Nahrungs-Cholesterin auf den SerumCholesterinspiegel näher untersucht. Anhand von Studien wird aufgezeigt, dass Nahrungs-Cholesterin eine zu vernachlässigende Größe im Zusammenhang mit KHK ist. Von wesentlich größerer Bedeutung sind diverse andere Faktoren. 8 Einfluss von Nahrungs-Cholesterin auf den Cholesterin-Spiegel im Blut Priv.-Doz. Dr. habil. Rainer Schubert, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Ernährungsphysiologie Die Diskussion um den „Ungesundheitswert“ des Cholesterins wurde 1953 durch den amerikanischen Wissenschaftler Ancel Keys eingeleitet (29). Bereits im gleichen Jahr waren zunächst fettreiche Lebensmittel als Verursacher befunden, der Zusammenhang mit koronaren Herzkrankheiten (KHK) wurde aus statistischen Erhebungen abgeleitet. In die graphische Auswertung wurden jedoch nur die Daten aus sechs Ländern einbezogen, Informationen aus 16 Ländern, die ebenfalls vorlagen, blieben unberücksichtigt. Bald darauf wurde auch Cholesterin als Verursacher von KHK befunden. Die Annahme, dass ein hoher Cholesteringehalt der Nahrung zu Arteriosklerose bzw. Herzinfarkt führt, ist bis heute heftig umstritten. Dr. Rainer Schubert vom Institut für Ernährungsphysiologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschreibt im folgenden Beitrag, dass aus der Mehrheit ernst zu nehmender Untersuchungen kein Zusammenhang zwischen der Aufnahme an Nahrungs-Cholesterin und koronaren Herzkrankheiten hervorgeht. Die mutmaßliche Verbindung zwischen Cholesterin und KHK wurde bereits frühzeitig hergestellt, nachdem Vogel diese Substanz 1843 als Bestandteil des Atheroms (auch Plaques = Verdickungen in Arterien) beschrieb. Lange Zeit galt die Meinung, dass Atherome überwiegend aus Cholesterin bestünden. Die ArterienPlaque besteht nach späteren genaueren Analysen aber nur zu ca. 5 % aus Lipiden und Cholesterin, der überwiegende Anteil sind Bindegewebe (80 %), Kalk (7 %) sowie Schaumzellen und Lymphozyten (7 %) (25,31). Die Empfehlungen, das Risiko durch cholesterinarme Kost zu senken (8,48), werden ungeachtet aller entgegengesetzten Belege bis heute gegeben. Die durch diätetische Maßnahmen zu erwartende Senkung des Serum-Cholesterins beträgt gewöhnlich 5–10 % (47). Im Mittel zahlreicher kontrollierter Studien und Gesundheitssurveys betrug die Senkung sogar nur 3–6 % (12,66). Dagegen reduzieren die meisten heute verfügbaren Medikamente (Lipidsenker), wenn auch mit vielfältigen Nebenwirkungen, die Konzentration des Gesamt-Cholesterins um 10–30 %. Dazu kommt, dass die oft zitierten Studien an Labortieren (Kaninchen, Ratten, Meerschweinchen) zur Wirkung von Nahrungs-Cholesterin auf den Serumspiegel 9 nicht auf den Menschen übertragbar sind, da diese Tiere als Herbivoren (Pflanzenfresser) entgegen den Omnivoren („Allesfresser“ – zu denen auch Primaten und der Mensch zählen) mit einer vielfach stärkeren Änderung auf die Serum-Cholesterin-Konzentration reagieren (Tab. 1). Die Reaktion der Blutlipide auf das Nahrungs-Cholesterin scheint bei Primaten auch genetisch bedingt zu sein, wie aus Studien mit Pavianen zu schließen war (43). Tabelle 1: Wirkung von Nahrungs-Cholesterin auf die Cholesterinkonzentration im Plasma bei verschiedenen Spezies (nach 34) Spezies CholesterinAufnahme (mg/kcal) Kaninchen 0,5–5,0 Ratten 3–6 Meerschweinchen 5 Affen 3 Verabreichungsdauer (Wochen) 5–16 5–25 5 29 Zunahme des PlasmaCholesterins (%) 200–3000 50–600 50–200 22 Eine Korrektur eines erhöhten Cholesterinspiegels über eine Veränderung der Ernährung allein ist also keine geeignete Maßnahme. Zudem leidet die Nahrungsvielfalt beträchtlich, lässt Frust- und Verzichtsgefühle sowie Ängste aufkommen (verstärkt Stress) und führt nicht selten zu Essstörungen. Durch Stress kann der Serumspiegel um 65 mg/100 ml steigen (34). Wird diesem Personenkreis empfohlen die Cholesterinaufnahme gering zu halten, dann muss das nicht den Verzicht auf Fleisch oder Fleischerzeugnisse bedeuten. Die mit diesen Nahrungsmitteln aufgenommene Cholesterinmenge wird oft überschätzt. Mit 150 g Fleisch pro Tag, einem mittleren Cholesteringehalt von 45–65 mg Cholesterin/100 g Rohware (Rind, Schwein, Geflügel) und einer Absorbierbarkeit des Cholesterins von 35–50 % (16) werden zwischen 25 und 50 mg absorbierbares Cholesterin pro Tag aufgenommen. Dabei sinkt die Absorbierbarkeit mit steigendem Cholesteringehalt und mit dem Anteil an Pflanzensterolen in der Nahrung (63). Zum täglichen Gesamtverzehr käme noch das Cholesterin aus anderen Lebensmitteln wie Ei-, Milch- und Fisch-Produkten. Von Ei und Milch ist mittlerweile bekannt, dass sie das Gesamt- und LDL-Cholesterin im Blut nicht erhöhen und z. T. sogar positive Wirkungen auf die Blutfettwerte haben (30,42,49,54,62). Da der isokalorische Austausch von Kohlenhydraten durch Proteine bei Personen 10 mit erhöhtem Cholesterinspiegel das LDL- und VLDL-Cholesterin sowie die Triglyceride senkt und gleichzeitig den Anteil an HDL-Cholesterin erhöht (64), könnte auch der angemessene Konsum von Fleisch einen positiven Effekt auf die Blutfettwerte ausüben. Nach den aktuellen Empfehlungen der DGE soll zur Vermeidung von hohen SerumCholesterinwerten die tägliche Cholesterinaufnahme nicht wesentlich über 300 mg je Tag betragen. Die mittlere Aufnahme der Europäer beträgt jedoch 500–750 mg/Tag. Auch nach 30 Jahren empfohlener Cholesterinrestriktion auf unter 300 mg/Tag lassen sich aus den zahlreichen Surveys keine Zusammenhänge zwischen der Aufnahme an Cholesterin und dem KHK-Risiko ableiten (38). Eine Mehraufnahme an Nahrungs-Cholesterin um 100 mg/Tag erhöhte im Mittel der gesichteten Untersuchungen das LDL-Cholesterin im Blut nur um 1,9 mg/100 ml und das HDL-Cholesterin um 0,4 mg/100 ml. Für eine Person mit einem LDLSpiegel von 120 mg/100 ml und HDL-Spiegel von 50 mg/100 ml bedeutet das eine Veränderung des LDL:HDL-Verhältnisses von 2,40 auf lediglich 2,42. Damit ist kein höheres Risiko einer Arteriosklerose verbunden. Auch in einer Studie mit amerikanischen Frauen nach der Menopause, die sich zehn Wochen lang nach der „American Heart Association Step 1 diet“ (eine fett- und cholesterinarme Diät, die für KHK-Risikopatienten entwickelt wurde) ernährten, konnte kein positiver Effekt auf die Lipoproteinfraktionen festgestellt werden. Im Gegenteil, die sehr kohlenhydratreiche Kost verminderte sogar den Anteil an HDL im Blut (7). Auch fettarme Kost vermindert den HDL-Anteil im Blut stärker als den LDL-Anteil (65). In klinischen Experimenten war zu sehen, dass die Arterienverengungen unabhängig von einer Diät mit oder ohne Cholesterin verursacht wurden (25). Dass das Serum-Cholesterin in keinem Zusammenhang mit dem Fettgehalt der Aorta steht, wurde bereits 1936 in amerikanischen Untersuchungen festgestellt (33 in 45). Deshalb sollte die Arteriosklerose auch eher als „Proliferationskrankheit“ und nicht als eine durch Cholesterinablagerung bedingte Erkrankung gesehen werden. 11 Führt ein hoher Cholesterinspiegel im Blut zu Herzinfarkt? Das absorbierbare Nahrungs-Cholesterin kann zwar bei genetischer Veranlagung das Serum-Cholesterin erhöhen, aber nur bei einer von mehr als 200 Personen folgt daraus Arteriosklerose (48). Fast alle Studien und Surveys bestätigten, dass eine Senkung des Serum-Cholesterins die Zahl der Herzinfarkte kaum senkt (20,45). Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Schnohr et al. (52) nach Auswertung einer 21jährigen Beobachtung von 12.000 Frauen und Männern aus Kopenhagen. Hier waren die höchsten KHK-Risiken bei Männern: Rauchen, Bluthochdruck und nur gelegentlicher (!) Alkoholkonsum sowie bei Frauen: Rauchen, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie (genetisch bedingt). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der DHP-Survey (11) eine signifikante Erhöhung der Serum-Cholesterinwerte im Zeitraum von 1984–1989 auswies. Aus Angaben des Statistischen Bundesamtes (56) geht zugleich hervor, dass im Zeitraum 1979–1992 die Sterbefälle infolge von Kreislaufkrankheiten bis zum 80. Lebensjahr rückläufig waren. Aus den Tabellen geht auch hervor, dass alte Menschen trotz eines altersbedingt hohen Cholesterinspiegels deutlich seltener an KHK sterben als jüngere mit niedrigerem Cholesterinspiegel (18). Cholesterin wirkt aufgrund der Membranstabilisierung „abdichtend“ auf die Gefäße. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Cholesterin-Injektionen (2–3 g intravenös) bei Intoxikationen und Infektionen erfolgreich angewandt, ohne dass es zu HerzKreislauf-Komplikationen gekommen war (19). Diese membranstabilisierende Funktion in den Gefäßen wird dadurch gestützt, in dem AIDS-Patienten mit niedrigem Cholesterinspiegel vermehrt intrakranielle (Kopf) Blutungen hatten. Andererseits ist bekannt, dass jede ausgeprägte Krebs- und Infektionskrankheit mit einem erniedrigten Serum-Cholesterinspiegel verbunden ist (19). Die LDL-, HDLund Gesamtcholesterin (TC)-Werte im Serum sind also eher Symptom verschiedener Stoffwechselstörungen als Ursache der Krankheit (19). Aus zahlreichen Studien und Gesundheitssurveys ließ sich bei objektiver Auswertung kein Zusammenhang zwischen den Cholesterinwerten (LDL, HDL, TC) und dem koronaren Herztod feststellen (19,45). Selbst im Ernährungsbericht 2000 der DGE (10) wird Cholesterin in der Übersicht zu Beziehungen zwischen dem Herzinfarkt und dem erhöhten Verzehr von bestimmten Nahrungsbestandteilen nicht erwähnt. In vielen Studien war erwartungsgemäß die Cholesterinaufnahme von KHKPatienten nicht höher als die von gesunden Personen (Tab. 2). 12 Tabelle 2: Cholesterinverzehr von Patienten mit koronaren Herzkrankheiten (KHK) und gesunden Kontroll-Probanden Studien Chicago Framingham Puerto Rico Hawaii Niederlande Iren (aus Irland+USA) Rancho Bernardo, USA LCT-Studie Mittel Probanden M F+M (2 Studien) F+M (2 Studien) F+M (3 Studien) M M F+M F+M (30–79 Jahre) Cholesterin mg/Tag KHK-Patienten Gesunde 721 757 587 574 401 406 521 594 446 429 854 832 348 359 425 386 538 542 Quellen der Studien (47); F = Frauen, M = Männer; LCT = langkettige Fettsäuren Ähnlich verhielt es sich mit dem Gesamtcholesterin im Serum und dem Auftreten von KHK. Selbst in der Framinghamstudie, die mit den Anlass für die CholesterinTheorie gab, war das Blut-Cholesterin bei Teilnehmern mit KHK nur sieben Prozent höher als bei denen ohne KHK (Differenz 16 mg/100 ml). Besonders deutlich wird der fehlende Einfluss aus den Daten der MONICA-Studie (Abb. 1). Unter Ausschluss der Fälle aus China und Japan (sehr fettarme, ballaststoffreiche Nahrung) sind bei Serum-Cholesterinwerten von 210 bzw. 255 mg/100 ml jeweils gleichermaßen wenig und viel KHK-Todesfälle zu verzeichnen. Die bei Japanern und Chinesen typischen geringen Cholesterinwerte waren zwar auch mit geringerer Häufigkeit von koronar bedingten Todesfällen verbunden, aus Studien von Gore et al. (14) an Verstorbenen ist jedoch bekannt, dass Japaner trotz geringem Cholesteringehalt im Blut (Japaner 170 mg/100 ml, Amerikaner 220 mg/100 ml) in den entsprechenden Altersgruppen die gleiche Sklerose-Ausprägung in den Arterien des Körpers (nicht des Herzens) und des Gehirns aufwiesen wie Amerikaner. 13 Abb. 1: Beziehung zwischen Serum-Cholesterin und KHK-Todesfällen nach Daten der MONICA-Studie (zusammengestellt nach 45) Eine von Ravnskov (44) durchgeführte Auswertung von 26 kontrollierten Studien zum Effekt einer Cholesterinsenkung ergab gegenüber den Kontrollen keine signifikant geringere Häufigkeit von nicht tödlichen oder tödlichen Herzinfarkten in den Cholesterin-gesenkten Gruppen. Für das Auslösen von Arteriosklerose ist neben anderen Faktoren (s. u.) auch der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Nahrung ausschlaggebend. So ist seit langem bekannt, dass Eskimos trotz hohem Cholesterinverzehr (790 mg/Tag gegenüber 551 mg/Tag in Deutschland) selten an KHK erkranken (4). Die Empfehlung, koronare Risiken durch cholesterinbewusste Ernährung zu senken, wird oft mit der Begründung des Anstieges von Herzinfarkten in den vergangenen Jahren gegeben. Die koronaren Todesfälle bis zum 75. Lebensjahr sind jedoch seit Ende der 60er-Jahre rückläufig und nehmen nur im Greisenalter zu (19). Dazu kommt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwar Todesursache Nr. 1 in der westlichen Welt sind, meist aber unerwähnt bleibt, dass vier von fünf Herzinfarkten primär durch Diabetes mellitus ausgelöst wurden (35). 14 Begrenzung von Nahrungs-Cholesterin für alle? Bei manchen Menschen kommt es genetisch bedingt zur Störung des Cholesterinhaushaltes. Dies kann folgende Ursachen haben: • • • nicht steuerbare Überproduktion von Cholesterin Rezeptordefekt: Cholesterin kann dann nicht von den Körperzellen aufgenommen werden erhöhte Absorption des Nahrungs-Cholesterins. Dort ist die LDL-Fraktion (oder sind die Gesamt-Lipide) im Blut dauerhaft erhöht und beträgt meist deutlich über 300 mg/100 ml. Der überwiegende Teil der Bevölkerung braucht sich keine cholesterinarme Diät zu „verordnen“, um das Risiko einer Arteriosklerose zu vermindern. Denn das Cholesterin der Nahrung würde ohnehin keinen Einfluss darauf nehmen. Erst in 2003 wurde eine Auswertung einer 14-jährigen Kohorten-Studie mit 43.732 Männern im Alter von 40–75 Jahren, die zu Beginn der Beobachtungen im Jahre 1986 frei von KHK oder Diabetes waren, veröffentlicht. In der umfangreichen statistischen Auswertung wurden keine Verbindungen zwischen der Aufnahme an Gesamtfett, Cholesterin oder spezifischen Typen von Fetten und dem Risiko von Herzinfarkt oder Schlaganfall gefunden (17). Ursachen für hohe Serum-Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie) Die symptomatischen Schwankungen des Serum-Cholesterins werden ausgelöst durch Hunger, Stress, Koffein, Ernährung (Kohlenhydrat- und Eiweißüberschuss, Fettsäurenmuster), Alter, Geschlecht, körperliche Aktivität (Bewegungsmangel), genetische Veranlagung, Tagesrhythmus, Klima, Schwangerschaft, Hormonstatus, verschiedene Medikamente, Pankreas-, Nieren- und Lebererkrankungen, Alkoholismus, Gicht, Diabetes mellitus, Infektionskrankheiten und andere Faktoren. Besonders die Intensivierung der körperlichen Aktivität kann einen Anstieg des positiven HDL-Cholesterins von 10–15 % bewirken bzw. den durch fettarme Ernährung induzierten Abfall des HDL-Cholesterins (-10 %) kompensieren (65). Auch Fasten erhöht durch Mobilisierung von Körperreserven die Konzentration an Gesamt- und LDL-Cholesterin sowie an ApoB (50). Der Einfluss von Proteinen auf die Atherogenese wurde erst kürzlich in einer Monographie ausführlich beschrieben (9). Die Ernährungsfaktoren wurden Ende der neunziger Jahre in einer Auswertung aller kontrollierten Stoffwechselstudien mit hoher methodischer Qualität aus dem 15 Zeitraum von 1970 bis 1998 (insgesamt 60 Studien mit 1.672 Probanden, davon 30 % Frauen, 70 % Männer) durch die Niederländer Mensink et al. (39) gewichtet. Die Metaanalyse ergab unerwartete Resultate (Tab. 3). Tabelle 3: Beeinflussung der Blutlipide durch unterschiedlichen austausch (nach Angaben von Mensink et al., 39) energiegleicher Nährstoffaustausch Kohlenhydrate einfach ungesättigte Fettsäuren Kohlenhydrate gesättigte Fettsäuren Kohlenhydrate gesättigte Fettsäuren Kohlenhydrate gesättigte und ungesättigte Fettsäuren Nährstoff- Wirkung HDL * (signifikant) LDL * (signifikant) LDL:HDL-Verhältnis * Triglyceride * (signifikant) LDL ** (signifikant) HDL * (signifikant) LDL:HDL-Verhältnis Triglyceride ** (dosisabhängig) Triglyceride ** (signifikant) LDL:HDL-Verhältnis ** (Wertung der Pfeile hinsichtlich Arteriosklerose: * = positiv, **= negativ) Daraus wurde Folgendes ersichtlich: Die Cholesterinaufnahme spielte bei den Veränderungen der Blutlipide keine Rolle. Die ungünstigste Einflussnahme auf die Blutfettwerte (ausgedrückt im LDL:HDL-Verhältnis) erfolgte durch die oft empfohlene Anhebung der Kohlenhydratzufuhr bei Senkung des Fettkonsums! Die Erhöhung der LDL-Fraktion durch sehr hohen Kohlenhydratkonsum ist seit längerem bekannt (26). Ähnliche Ergebnisse fanden Hu et al. (22) in einer prospektiven Beobachtung von 80.082 Frauen im Zeitraum 1980–1990. Hier ergab sich auch, dass sich die Senkung der Aufnahme an gesättigten und trans-Fettsäuren günstiger auf das relative Risiko von Herzkrankheiten äußert als die Senkung der Gesamtfettaufnahme. Die tägliche Aufnahme an Nahrungs-Cholesterin betrug in diesen Beobachtungen minimal 183 bis maximal 245 mg/1000 kcal bei einer täglichen Energieaufnahme von 500 bis 3500 kcal und stand in keinem Zusammenhang mit dem Risiko an koronaren Herzkrankheiten. 16 Resümee Bei Übergewicht, jahrelanger viel zu hoher Fettaufnahme, bei Faser- und Bewegungsmangel und nicht zuletzt bei Dauerstress, dem eine ausreichende Erholungsphase fehlt, kann der Stoffwechsel der Leber entgleisen, und die Cholesterinwerte steigen an. Bei angemessener fetthaltiger Kost (auch > 30 Prozent der Energie) mit hohen Anteilen an einfach ungesättigten Fettsäuren sind günstigere Blutfettwerte zu erzielen als mit einer fettarmen und kohlenhydratreichen Diät. Die ständige (oft unberechtigte) Sorge um ernährungs-bedingte Krankheiten kann Ängste und Stress auslösen und zu Ess-Störungen führen. Die große Bedeutung der körperlichen Aktivität für das koronare Geschehen wurde aus Experimenten mit Affen deutlich (32). Deshalb können Personen mit viel Bewegung und reichlichem Verzehr von Vollkornprodukten, Gemüse und Obst ein bestehendes Übergewicht mindern und somit das Mortalitätsrisiko und die Häufigkeit koronarer Herzerkrankungen senken (57). Werden diese Aspekte berücksichtigt, gibt es keinen Grund, auf den Verzehr von Fleisch und Fleischwaren in angemessener Menge zu verzichten. 17 Literatur zu beiden Beiträgen 1. A Med-World AG: Familiäre Hypercholesterinämie. Aktiengesellschaft zur Darstellung von Medizin und Gesundheit im Internet, Berlin http://www.m-ww.de/krankheiten/innere_ krankheiten/hypercholesterinaemie.html (letzte Aktualisierung 2003) 2. Allayee H, Laffitte BA, Lusis AJ (2000): An absorbing study of cholesterol. Science 290: 1709–1711 3. Anonym: Chronological history of lipid science. Cyberlipid center, http://www.cyber- lipid.org/history/ history1.htm;last modified 2003 4. Bang HO, Dyberg HN:The composition of food consumed by Greenland eskimos. Acta Med Scand 200, 1976, 69–73 5. Biesalski K, Grimm P (1999): Taschenatlas der Ernährung, Stuttgart 6. BLS: Bundeslebensmittelschlüssel II.3 des BgVV, 1999 7. Bunyard LB, Dennis KE, Nicklas BJ: Dietary intake and changes in lipoprotein lipids in obese, postmenopausal women placed on an American Heart Association Step 1 diet. J Am Dietetic Ass 102, 2002, 52–57 8. D-A-CH: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), 1. Aufl., Umschau Braus GmbH Frankfurt/M. 2000 9. Debry G: Dietary proteins and atherosclerosis. CRC Press, Boca Raton, USA, 2003 (http://www.crcpress.com) 10. DGE: Ernährungsbericht 2000. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Frankfurt/M 2000 (Tabelle 10/2, S. 308) 11. DHP - Nationaler Untersuchungs-Survey 1984–1986 und 1987–1989. In: Daten des Gesundheitswesens. Schriftenreihe des Bundesgesundheitsministeriums Bonn, Bd. 3, Nomos Verl. Baden Baden 1991, S. 61 12. Ebrahim S, Davey Smith G: Multiple risk factor interventions for primary prevention of coronary heart disease (Cochrane Review). Cochrane Database Syst Rev 2000 (2):CD001561 13. Esterbauer H, Gebicki J, Puhl H, Jurgens G: The role of lipid peroxidation and antioxidants in oxidative modification of LDL. Free Radic. Biol. Med., 13, 1992, 341–390. 14. Gore I, Hirst AE, Koseki Y: Comparison of aortic atherosclerosis in the United States, Japan, and Guatemala. Am J Clin Nutr 7, 1959, 50–54 15. Gylling H, Miettinen TA: Inheritance of cholesterol metabolism of probands with high or low cholesterol absorption. J Lipid Res 43 (9): 2002, 1472–1476 16. Gylling H, Miettinen TA: Inheritance of cholesterol metabolism of probands with high or low cholesterol absorption. Nutr Metab Cardiovasc Dis 12, 2002, 19–23 17. He K, Merchant A, Rimm EB, Rosner BA, Stampfer MJ, Willett WC, Ascherio A: Dietary fat intake and risk of stroke in male US healthcare professionals: 14 year prospective cohort study. British Medical J 327, 2003, 777–782 18. Holtmeier HJ, Immich H: Cholesterin – eine Legende vergeht. Hans Marseille Verl. München, 1994 19. Holtmeier HJ: Cholesterin und Koronartod. Nach einem Vortrag vor der Sachverständigenkommission der Transparenzkommission. Univ.-Verl. Jena, 1994 18 20. Hooper L, Summerbell CD, Higgins JPT, Thompson RL, Clements G, Capps N, et al.: Reduced or modified dietary fat for prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database Syst Rev 2000 (2):CD002137 21. Horwood LJ, Ferguson DM: Breastfeeding and later cognitive development and academic outcomes. Pediatrics 101, 1998, 99 (Abstr.) 22. Hu FB, Stampfer MJ, Manson JE, Rimm E, Colditz GA, Rosner BA, Hennekens CH, Willett WC: Dietary fat intake and the risk of coronary heart disease in women. N Engl J Med 337, 1997, 1491–1499 23. Imhof A, Koenig W: Umdenken bei der Atherogenese – Atherosklerose als inflammatorischer Prozess. Cardiovasc 3 (7): 2003, 30-32 http://www.cardiovasc.de/index.htm?/hefte/2003/ 07/30.htm; 24. Jiang Y, Noh SK, Koo SI: Egg phosphatidylcholine decreases the lymphatic absorption of cholesterol in rats. J Nutr 131, 2001, 2358–2363 25. Kaltenbach M (1992): Serumcholesterin und Koronarsklerose. Fortschr d Med 20: 35 26. Katan MB, Grundy SM, Willett WC: Beyond low-fat diets. N Engl J Med 337, 1997, 563–566 27. Keller S, Jahreis G: Gallensäuren und Einflussfaktoren auf ihre Modifikation und Exkretion. Ernährungs-Umschau 48, 2001, 142–147 28. Keller S: Methodenentwicklung zur gaschromatographisch-massenspektrometrischen Analyse freier faecaler Sterole und Gallensäuren im Single Ion Monitoring; Einfluss von Nahrungssupplementen auf die Exkretion. Dissertation. Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2003 29. Keys A (1953): Atherosclerosis: A problem in newer public health. J Mount Sinai Hospital 20: 118–139 30. Kießling G, Schneider J, Jahreis G: Long-term consumption of fermented dairy products over 6 months increases HDL cholesterol. Europ J Clin Nutr 56, 2002, 1–7 31. Kragel AH, Reddy SG, Wittes JT, Roberts WC (1989): Morphometric analysis of the composition of atherosclerotic plaques in the four major epicardial coronary arteries in acute myocardial infarction and in sudden coronary death. Circulation 80(6): 1747–1756 32. Kramsch DM, Aspen AJ, Abramowitz BM, Kreimendahl T, Hood WB: Reduction of coronary atherosclerosis by moderate conditioning exercise in monkeys on an atherogenic diet. New Engl J Med 305, 1981, 1483–1489 33. Landé KE, Sperry WM: Human atherosclerosis in relation to the cholesterol content of the blood serum. Arch Pathol 22, 1936, 301–312 34. Lang K: Biochemie der Ernährung. Steinkopff, Darmstadt, 4. Aufl., 1979 35. Löwel H: Diabetes macht Herzinfarkt. Pressekonferenz zum Weltdiabetestag am 14. November 2001 in Erfurt; gemeinsame Auftaktveranstaltung der DDU als Dachorganisation von DDG, DDB und DdKJ (http://www.diabetes-news.de/news/nachrichten/ pm011216.htm; aktualisiert 16.12.2001) 36. Lu YF, Chiang CF: Effect of dietary cholesterol and fat levels on lipid peroxidation and the activities of antioxidant enzymes in rats. Int J Vit Nutr Res 71, 2001, 339–346 37. Lucas A: Breast milk an subsequent intelligence quotient in children born preterm. Lancet 339, 1992, 261–264 19 38. McNamara DJ: Dietary cholesterol and atherosclerosis. In: Fliesler SJ: Sterols and Oxysterols. Research Signpost, Trivandrum, India 2002, 33–45 39. Mensink RP, Zock PL, Kester AD, Katan MB: Effects of dietary fatty acids and carbohydrates on the ratio of serum total to HDL cholesterol and on serum lipids and apolipoproteins: a metaanalysis of 60 controlled trials. Am J Clin Nutr 77, 2003, 1146–1155 40. Merendino N, d'Aquino M, Franci O, Gentili , Tomassi G: Cholesterol-rich diet enhances peripheral blood mononuclear cell proliferation, vitamin E, and glutathione levels in rabbits. Nutr Biochem 9, 1998, 294–297 41. Ostlund RE, Bosner MS, Stenson WF: Cholesterol absorption efficiency declines at moderate dietary doses in normal human subjects. J Lipid Res 40, 1999, 1453–1458 42. Pearce J: Effects of milk and fermented dairy products on the blood cholesterol content and profile of mammals in relation to coronary heart disease. Int Dairy J 6, 1996, 661–672 43. Rainwater DL, Kammerer CM, Carey KD, Dyke B, VandeBerg JF, Shelledy WR, Moore PH, Mahaney MC, McGill HC, VandeBerg JL: Genetic determination of HDL variation and response to diet in baboons. Atherosclerosis 161, 2002, 335–343 44. Ravnskov U: Cholesterol-lowering trials i coronary heart disease: frequency of citation and outcome. Brit Med J 305, 1992, 15–19 45. Ravnskov U: The Cholesterol Myths : Exposing the Fallacy that Saturated Fat and Cholesterol Cause Heart Disease. New Trends Publishing, Washington DC, 2000 46. Rehner G, Daniel H: Biochemie der Ernährung. Spektrum, Akad. Verl. Heidelberg, Berlin, 2. Aufl., 2002 47. Riesen WF: Diagnose und Therapie von Dyslipidämien. Institut für Klinische Chemie und Hämatologie, St. Gallen; http://www.ikch.ch Manuskripte: Diagnose und Therapie von Dyslipidaemien.doc; publiziert 13.12.1999 48. Roberts WCR: Twenty questions on atherosclerosis. BUMC Proceedings 13, 2000, 139–143 49. Samuelson G, Bratteby LE, Mohsen R & Vessby B: Dietary fat intake in healthy adolescents: inverse relationships between the estimated intake of saturated fatty acids and serum cholesterol. Br J Nutr 85, 2001, 333–341 50. Sävendahl L, Underwood LE: Fasting increases serum total cholesterol, LDL cholesterol and apolipoprotein B in healthy, nonobese humans. J Nutr 129, 1999, 2005–2008 51. Schmidt RF, Thews G, Lang F (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 28. Aufl. – Berlin: Springer, 2000 52. Schnohr P, Jensen JS, Scharling H, Nordestgaard BG: Coronary heart disease risk factors ranked by importance for the individual and community – 21 year follow-up of 12 000 men and women from The Copenhagen City Heart Study. Europ Heart J 23 (8), 2002, 620–626 53. Schubert R, Keller S: Stoffwechsel von Sterolen. Unveröffentlichte Arbeiten, 2003 54. Smedman AEM, Gustafsson IB, Berglund LGT, Vessby BOH: Pentadecanoic acid in serum as a marker for intake of milk fat and metabolic risk factors. Am. J. Clin. Nutr. 69, 1999, 22–29. 55. Souci-Fachmann-Kraut: Die Zusammensetzung der Lebensmittel. Nährwert-Tabellen. Scherz H (Hrsg), Senser F: Medpharm, 6. Aufl. Stuttgart, 2000 56. Statistisches Bundesamt Wiesbaden: Sterbefälle an ausgewählten Kreislaufkrankheiten der BRD, 1993 20 57. Steffen LM, Jacobs DRJr, Stevens J, Shahar E, Carithers T, Folsom AR: Associations of wholegrain, refined-grain, and fruit and vegetable consumption with risks of all-cause mortality and incident coronary artery disease and ischemic stroke: the Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) Study. Am J Clin Nutr 78, 2003, 383–390 58. Steinmetz A: Increased triglycerides and/or low HDL cholesterol. A risk factor needing treatment?. MMW Fortschritte der Medizin 144 (31–32), 2002, 20–23 59. Temboury MC, Otero A, Polanco I, Arribas E: Influence of breast-feeding on the infant's intellectual development. J Pediatric Gastroenterology, Nutrition 18, 1994, 32–36 60. Voet D, Voet JG, Pratt CW: Lehrbuch der Biochemie. Hrsg. der Übersetzung: Beck-Sickinger AG, Hahn U.; Wiley-VCH Verlag Weinheim, 2002 61. Warwel S, Weber N: Fette in der Ernährung. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Reihe A: Angewandte Wissenschaft, H. 464, Köllen Druck+Verlag GmbH Bonn, 1997 62. Weggemans RM, Zock PL, Katan MB: Dietary cholesterol from eggs increases the ratio of total cholesterol to high-density lipoprotein cholesterol in humans: a meta-analysis. Am J Clin Nutr 73, 2001, 885–891 63. Wester I: Cholesterol-lowering effect of plant sterols. Eur J Lipid Sci Technol 102, 2000, 37–44 64. Wolfe BM, Giovannetti PM: Short-term effects of substituting protein for carbohydrate in the diets of moderately hypercholesterolemic human subjects. Metabolism 40, 1991, 338-43 65. Wood PD, Stefanick ML, Williams PT, Haskell WL: The effects on plasma lipoproteins of a prudent weight-reduced diet, wirh or without exercise, in overweight men and women. N Engl J Med 325, 1991, 461–466 66. Worm N: Diätlos glücklich. Hallwag Verlag Bern und Ostfildern 1998 Ergänzende, im Text nicht zitierte Literatur 1. Keys AB (1980): Seven countries: A multivariate analysis of death and coronary heart disease. Cambridge, Mass: Harvard University Press 2. Ravnskov U, Pollmer U: Mythos Cholesterin. Die zehn größten Irrtümer. Hirzel Verlag, 2002 3. Ravnskov U: http://www.ravnskov.nu/cholesterol.htm; first published January 1997, last modified 3. June 2003, webmaster Uffe Ravnskov 21 Kurzfassung des ersten Beitrags Cholesterin und seine Funktionen im menschlichen Körper Cholesterin (auch Cholesterol) ist ein lebensnotwendiger Bestandteil jeder Zelle bzw. der Zellmembranen und die Vorstufe für wichtige Wirkstoffe des Körpers. Es wird besonders in den Nebennieren, Hirn, Haut, Milz, Eierstöcken, Serum und den Erythrozyten angereichert. Cholesterin ist Bestandteil von Hirn, Nerven und Zellmembranen, beeinflusst das Immunsystem und ist Ausgangssubstanz für Hormone, Vitamin D und Gallensäuren. Ebenso wie Gallensäuren, Steroidhormone, Calciferole, Sterole und andere Substanzen gehört auch Cholesterin zur Klasse der Steroide. Die Substanz kommt nur in tierischen Produkten (auch Fisch) vor. Fleisch enthält im Vergleich zu anderen tierischen Lebensmitteln oder zu Meerestieren übrigens relativ wenig Cholesterin und ist dabei etwa mit der Scholle vergleichbar. Cholesterin wird entweder im Körper synthetisiert (davon 80 % in der Leber) oder mit der Nahrung aufgenommen. Die absorbierte Cholesterinmenge bestimmt bei Gesunden die Höhe der Cholesterin-Eigensynthese. Wird dem Körper über die Nahrung mehr Cholesterin zugeführt als dieser benötigt, so sinkt bei gesunden Menschen die körpereigene Cholesterinproduktion und der Cholesterinspiegel im Blut steigt nicht an. Insgesamt beträgt der Cholesteringehalt des Erwachsenen 100 bis 150 g, davon zirkulieren 6–8 % im Blut. Der größte Teil des Cholesterins wird für den Aufbau von Zellwänden und Gewebe gebraucht. Allein die Gehirnmasse besteht zu 17 % aus Cholesterin. Die Tatsache, dass Cholesterin für den Köper lebenswichtig ist, wird nach wie vor oft ignoriert. Stattdessen wird die Aufnahme von Cholesterin mit Lebensmitteln noch immer häufig als ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen, obwohl bereits seit den 90er-Jahren in großem Umfang Ergebnisse aus medizinischen Studien sowie aus epidemiologischen Untersuchungen veröffentlicht wurden, die diese Annahme widerlegen. Die Ursachen für koronare Herzkrankheiten (KHK) sind vielseitig: Diabetes mellitus, Hypertonie, Infektionskrankheiten, genetische Veranlagung, Hyperlipidämie, Übergewicht und andere. Nach neueren Empfehlungen wird das koronare Risiko mittels PROCAM-Score charakterisiert. Hier werden acht Risikofaktoren (Blutdruck, Lebensalter, LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Diabetes mellitus, Rauchen und familiäre Belastung) unterschiedlich gewichtet und eine Gesamtpunktzahl angegeben. Dem Gesamtcholesterin im Blut wird heute keine Bedeutung mehr für die Atherogenese beigemessen. Dagegen sind insbesondere eine geringe 22 Konzentration der HDL-Fraktion sowie eine hohe Konzentration der LDL-Fraktion im Blut (hohes LDL:HDL-Verhältnis) als Indikatoren für ein erhöhtes Risiko bekannt. Beide Fraktionen sind aber nicht abhängig von der Aufnahme an NahrungsCholesterin. Vor allem das Fettsäurenmuster der Nahrung sowie Rauchen, Körpergewicht und körperliche Aktivität bestimmen in ihrer Gesamtheit das LDL:HDL-Verhältnis und damit das Risiko koronarer Krankheiten. Auch oxidiertes LDL kann die Plaquebildung und die Pfropfbildung in den Arterien auslösen. Nahrungs-Cholesterin ist demnach eine zu vernachlässigende Größe im Zusammenhang mit KHK. Kurzfassung des zweiten Beitrags Einfluss von Nahrungs-Cholesterin auf den Cholesterin-Spiegel im Blut Lange Zeit galt die Meinung, dass Atherome (auch Plaques = Verdickungen in Arterien) überwiegend aus Cholesterin bestehen. Die Arterien-Plaque besteht nach späteren genaueren Analysen aber nur zu ca. 5 % aus Lipiden und Cholesterin, der überwiegende Anteil sind Bindegewebe (80 %), Kalk (7 %) sowie Schaumzellen und Lymphozyten. Die Empfehlungen, das KHK-Risiko durch cholesterinarme Kost zu senken, werden ungeachtet aller entgegengesetzten Belege bis heute gegeben. Die durch diätetische Maßnahmen zu erwartende Senkung des Serum-Cholesterins beträgt gewöhnlich 5–10 %. Im Mittel zahlreicher kontrollierter Studien und Gesundheitssurveys betrug die Senkung sogar nur 3–6 %. Die Korrektur eines erhöhten Cholesterinspiegels über eine Veränderung der Ernährung allein ist also keine geeignete Maßnahme. Zudem leidet die Nahrungsvielfalt beträchtlich, lässt Frustund Verzichtsgefühle sowie Ängste aufkommen (verstärkter Stress) und führt nicht selten zu Essstörungen. Durch Stress kann der Serumspiegel um 65 mg/100 ml steigen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass man selbst bei geringerer Cholesterinaufnahme nicht auf Fleisch oder Fleischerzeugnisse verzichten muss. Die mit diesen Nahrungsmitteln aufgenommene Cholesterinmenge wird oft überschätzt. Mit 150 g Fleisch pro Tag, einem mittleren Cholesteringehalt von 45−65 mg Cholesterin/100 g Rohware (Rind, Schwein, Geflügel) und einer Absorbierbarkeit des Cholesterins von 35−50 % werden zwischen 25 und 50 mg absorbierbares Cholesterin pro Tag aufgenommen. Dabei sinkt die Absorbierbarkeit mit steigendem Cholesteringehalt und mit dem Anteil an Pflanzensterolen in der Nahrung. 23 Grundsätzlich hat eine Limitierung der Cholesterinaufnahme auf 300 mg pro Tag, wie sie unter anderem von der DGE empfohlen wird, zahlreichen Surveys zufolge keine positiven Effekte auf das KHK-Risiko. Eine Mehraufnahme an NahrungsCholesterin erhöht im Mittel der gesichteten Untersuchungen das LDL-Cholesterin im Blut nur um 1,9 mg/100 ml und das HDL-Cholesterin um 0,4 mg/100 ml. Für eine Person mit einem LDL-Spiegel von 120 mg/100 ml und einem HDL-Spiegel von 50 mg/100 ml bedeutet das eine Veränderung des LDL:HDL-Verhältnisses von 2,40 auf lediglich 2,42. Damit ist kein höheres Risiko einer Arteriosklerose verbunden. In klinischen Experimenten war zu sehen, dass die Arterienverengungen unabhängig von einer Diät mit oder ohne Cholesterin verursacht wurden. Für das Auslösen von Arteriosklerose ist neben anderen Faktoren auch der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Nahrung ausschlaggebend. So ist seit langem bekannt, dass Eskimos trotz hohem Cholesterinverzehr (790 mg/Tag gegenüber 551 mg/Tag in Deutschland) selten an KHK erkranken. Bei angemessener fetthaltiger Kost (auch >30 % der Energie) mit hohen Anteilen an einfach ungesättigten Fettsäuren sind günstigere Blutfettwerte zu erzielen als mit einer fettarmen und kohlenhydratreichen Diät. Besonders die Intensivierung der körperlichen Aktivität kann einen Anstieg des positiven HDL-Cholesterins von 10−15 % bewirken. Deshalb können Personen mit viel Bewegung und reichlichem Verzehr von Vollkornprodukten, Gemüse und Obst ein bestehendes Übergewicht mindern und somit das Mortalitätsrisiko und die Häufigkeit koronarer Herzerkrankungen senken. Werden diese Aspekte berücksichtigt, spricht nichts gegen den Verzehr von Fleisch und Fleischwaren in angemessener Menge.