Erfolgsleiter eben hochklimmender junger rumänischer

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Erfolgsleiter eben hochklimmender junger rumänischer Pianist, war freilich kein
ebenbürtiger Partner. Die olympische Selbstverständlichkeit, der ruhige Pulsschlag,
mit dem das Orchester den Ton angab, wurden vom Pianisten nicht mit dem nötigen
Anpassungsvermögen übernommen. Radu Lupus Spiel wirkte zum Teil pedalverschleiert und unklar. Außerdem huldigte Lupu auch in der Anlage seines Soloparts
einem eher subjektiven, emotionsreichen Beethovenstil, der mit der Spielart des Orchesters kaum in Einklang zu bringen war. Weniger einheitlich, noch an Karajans
frühere Versuche erinnernd, Klassik auf romantische Dimensionen hinaufzuschrauben, wirkte seine diesjährige Wiedergabe der „ E r o i c a " .
„ E i n deutsches R e q u i e m " von Johannes Brahms hingegen kam aus den Klangsphären des späten Schumann, dessen Gedenken es auch gewidmet ist. Karajan hat die
rhythmische Ruhe, die von diesem Werk ausgeht, seine in den polyphonen Teilen
fast gregorianisch anmutende Stoik mit keinerlei falschem emotionellem Aufwand belastet, sondern die diesseitigsverankerte resignative Trauerstimmung gültig, wenn
auch nicht weniger virtuos gestaltet. Der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und das Berliner Philharmonische Orchester sind in dieser Wiedergabe zu einem leistungsstarken und auf Karajans Zeichengebung hochsensibel reagierenden Klangorganismus zusammengewachsen, der die arabeskenhafte Schönheit dieses Werkes in ungetrübter Ruhe vorbeiziehen ließ. Gundula Janowitz und J o s é van
D a m sangen die Soli, letzterer mit der größeren Souveränität.
Der kulinarischen Begehrlichkeit des Salzburger Osterpublikums dürfte Giuseppe
Verdis „ T r o u b a d o u r " allerdings besser entsprochen haben. Mit Raina Kabaiwanska
als Leonore und Alexandrina Miltschewa als Azucena präsentierte Karajan zwei Debütantinnen, die sich sehr attraktiv zu behaupten wußten. Franco Bonisollis Manrico
und vor allem Piero Cappuccillis Luna brachten die authentische Italianità ein, in der
sich J o s é van D a m als im letzten Augenblick einspringender Ferrando mit gutem stilistischem Orientierungssinn bald zurechtfand. Auch hier überzeugte die musikalische Wiedergabe, zu der das Berliner Orchester feurigstes Verdi-Temperament beisteuerte, stärker als die szenische. Theo Ottos stockfinstere Dekorationen und Karajans zu fast geometrischer Stilisierung neigende Regie erwiesen sich diesmal nur als
bedingt attraktiv.
Peter Vujica
WOLF-FERRARIS „VIER G R O B I A N E " IN DER WIENER VOLKSOPER
Nachdem sich die Volksoper vor einigen Jahren mit Wolf-Ferraris „ I I Campiello"
einen großen Erfolg erspielt hatte, brachte sie jetzt mit den „Vier Grobianen" wieder ein Werk dieses italienisch-deutschen Komponisten heraus; sie hat damit einen
guten Griff getan. Unter den Bühnenwerken Wolf-Ferraris, zwölf an der Zahl, sind
die „Vier G r o b i a n e " , nach einem Goldoni-Stoff gestaltet, wohl das erfolgreichste.
Ausgezeichnet ist dem Komponisten die in Wort und T o n sich deckende Charakterisierung der ihre Familien tyrannisierenden Männer gelungen, er versteht es vortrefflich, die sich zuspitzenden Situationen in Musik einzukleiden, nicht zuletzt ist dies
bei den zahlreichen Ensembles der Fall. Als eine der bestgezeichneten Figuren der
Oper ist die Gestalt der Feiice geglückt, die im Laufe der Begebenheiten nicht nur
den eigenen Mann, sondern auch die anderen Grobiane um den Finger wickelt und
sie in friedfertige Ehemänner und Bürger verwandelt. Mit der neuengagierten Sylvia
Holzmayer hat diese Rolle eine treffliche Besetzung erhalten, ihr geschmeidiger,
leicht beweglicher Sopran wetteifert mit ihrem engagierten Spiel. Von den vier G r o bianen gibt sich Ernst Gutstein besonders draufgängerisch; daß man dem ausgezeichneten Bariton ausgerechnet eine Baßpartie gab, machte sich in fehlender Tiefe
bemerkbar. Ihm sekundierten die stimmkräftigen Herren Granzer und Krämmer.
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WIENER FESTWOCHEN 1978
20. Mai-25. Juni
Schubert und seine Zeit
Biedermeier/Vormärz
THEATER AN DER WIEN
„SCHUBERTIADEN"
28. Mai: Adolf Dallapozza, Walter Berry,
Wiener Schubertbuna u. a.
4. Juni: Rita Streich, Paul Badura-Skoda,
Michael Heitau u. a.
18. Juni: Heinz Holecek, Hans Kann,
Elisabeth Weiss
(jeweils 11.00 Uhr)
,,SCHUBERT"-BALLETT ABEND
„Rosamunde" (Choreographie Joachim
Gerster), „Erstes Grand Trio" (Choreographie Hans van Manen)
31. Mai Uraufführung: Wiener Staatsopernballett
Weitere Vorstellungen 1., 3. und 4. Juni
Gastspiele im
Theater an der Wien
OPERNHAUS ZÜRICH:
MONTEVERDI-ZYKLUS
Dirigent Nikolaus Harnoncourt, Regie
und Bühnenbild Jean-Pierre Ponnelle
21. Mai „L'Orfeo"
(Wiederholung 23. Mai)
22. Mai „II Ritorno d'Ulisse in Patria"
(25. Mai)
24. Mai „L'Incoronanzione di Poppea"
(26. Mai)
WÜRTTEMBERGISCHE
STAATSTHEATER STUTTGART
„Faust I und II", von Johann Wolfgang
Goethe, dargestellt an zwei Abenden, Regie Claus Peymann
9., 10., 12., 13., 14. und 15. Juni
Achtung: Beginn jeweils 19.00 Uhr
BUHNEN DER STADT KÖLN
„Libussa" von Franz Grillparzer
Regie Hansgünther Heyme
WIENER STADTHALLE
„AS-DUR-MESSE" VON FRANZ
SCHUBERT
21. Mai, 10.00 Uhr: Christa Ludwig,
Edith Mathis, Walter Berry, Werner
Hollweg
VEREINIGTE BÜHNEN GRAZ
„Lady und Schneider"
von Johann Nestroy
Regie: Fritz Zecha
Ausgewählt von der Jury
„Szene Österreich"
22. und 23. Juni
Karten für die Vorstellungen im Theater an der Wien ab Sonntag, 30. April, an der
Tageskasse des Theater an der Wien, Linke Wienzeile, täglich von 10-20 Uhr
Zählkarten für die Schubert-Messe in allen Pfarren, an der Kasse des Theater an der
Wien und Restkarten am Tag der Aufführung an den Stadthallen-Kassen.
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Einen von seiner Frau schon etwas gezähmten Ehemann stattete Artur Korn mit
weicheren Zügen aus. John Dickie setzte seinen schmächtigen. Tenor ein. Da konnte
sich der zweite Tenor, Peter Baillie, viel günstiger präsentieren. Mit einem hübschen,
vielversprechenden Sopran sang die kleine talentierte Japanerin Nobuko Nezu, sie
konnte auch darstellerisch gut bestehen. Wie die anfangs verängstigten Frauen langsam zur Offensive gegen ihre despotischen Männer übergehen, war ausgezeichnet
herausgearbeitet: ein Verdienst des Schauspielers und Regisseurs Veit Relin, dem
zum ersten Mal eine Inszenierung in der Volksoper übertragen war. Er sorgte, wie
es im Sinn einer Commedia dell'arte liegt, für pausenlose Lebendigkeit des Spiels
und ließ sich einige gute Gags einfallen, die aber nicht in Klamauk ausarteten. Die
hübschen Bühnenbilder, darunter das erste besonders dekorativ wirkend, hatte Peter
Heyduck beigestellt, geschmackvolle Kostüme Maxi Tschunko entworfen.
Mit viel Liebe nahm sich Franz Bauer-Theussl der Partitur an, stimmungsvoll geriet
das Intermezzo vor dem 3. Bild. Der Dirigent zeigte sich mit dem Stil der Buffa vertraut. In Berücksichtigung der kammermusikalischen Besetzung musizierte er diskret
und ließ sich auch in den Ensembles nicht dazu hinreißen, das richtige Maß der Dynamik zu überziehen. Der starke Schlußapplaus erzwang viele Vorhänge.
Paul Lorenz
BRITTEN-ERSTAUFFÜHRUNG IN DER KAMMEROPER
Die Wiener Kammeroper war Schauplatz der österreichischen Erstaufführung von
Benjamin Brittens Oper ,,The Turn of the Screw". Damit lernte man hier - reichlich
spät - ein wichtiges Bühnenwerk des bedeutenden, am 4. Dezember 1976 verstorbenen englischen Komponisten kennen, das bereits 1954 bei der Biennale in Venedig
seine Uraufführung durch die von Britten gegründete English Opera Group erlebt
hatte, der es auch gewidmet ist. Der Titel der in einer deutschen Übertragung von
Ludwig Landgraf gespielten Kammeroper in einem Prolog und zwei Akten bedeutet
etwa ,,Das Drehen cler Schraube"; damit ist offenbar das unerbittliche und konsequente Fortschreiten der Handlung von Szene zu Szene gemeint, welches musikalisch noch dadurch unterstrichen wird, daß jede der 16 Szenen von instrumentalen
Variationen eines der ersten Szene vorangestellten Themas eingeleitet wird. Der
Handlung liegt die gleichnamige, knapp vor der Jahrhundertwende veröffentlichte
Geistergeschichte von Henry James zugrunde, in der Schein und Wirklichkeit
merkwürdig und mehrdeutig verschwimmen: eine junge Gouvernante versucht, die
beiden ihrer Obhut anvertrauten Kinder Miles und Flora vor dem unheilvollen Einfluß der Erscheinungen ihrer verstorbenen Vorgängerin Miss Jessel und des früheren
Dieners Peter Quint zu bewahren, scheitert aber an dieser Aufgabe. Die darstellerisch und gesanglich schwierige Rolle der Gouvernante hat die in der Wiener Kammeroper schon oft bewährte Sopranistin Paula Swepston übernommen, der man freilich eine deutlichere Aussprache wünschen möchte, da gerade bei diesem Stück die
Verständlichkeit des Textes von größter Bedeutung ist. Miles und Flora wurden mit
richtigen Kindern besetzt, zwei unglaublich natürlich agierenden Mädchen (Nicola
Rosa de Pauli und Susanne Marik) aus der Kindersingschule des Konservatoriums
der Stadt Wien. Die beiden „Gespenster" Peter Quint (Hans Günther Müller) und
Miss Jessel (Amanda Benda) traten nur akustisch (in durchaus befriedigender Weise)
in Erscheinung und zeigten sich leibhaftig (mit geschwärzten Gesichtern) erst nach
Ende des Stückes vor dem Vorhang. Eine überzeugende Leistung boten auch Elizabeth Haiton als Beschließerin Frau Gross und Josef Oberauer als Prologus. Ebenso
überzeugend war die Regieführung des in diesem Fach debütierenden Kammersängers Murray Dickie, die mit wirkungsvollen Lichteffekten arbeitete und das Problem
des schnellen Übergangs von Szene zu Szene optimal löste. Die trotz der kammermusikalisch-solistischen Besetzung des Orchesters (Streichquintett, vier Holzbläser,
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