Prädikatenlogik Wissensbasierte Systeme Michael Beetz Technische Universität München Wintersemester 2004/05 Rationales Denken, Logik, Resolution 1 Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution Syntax und Semantik, Normalformen, Herbrandexpansion Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution Inhalt 7.1 Motivation 7.2 Syntax und Semantik 7.3 Normalformen 7.4 Reduktion auf Aussagenlogik: Herbrandexpansion 7.5 Ausblick Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.1.1. Motivation Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.1. Alphabet der Prädikatenlogik 1. Stufe Symbole: Man kann schon eine ganze Menge mit Aussagenlogik anfangen. Allerdings ist es ärgerlich, dass es nicht möglich ist, auf die Struktur der atomaren Aussagen einzugehen. Operatoren: ¬,∧,∨,∀,∃, = Variablen: x, x1 , x2 , . . . , x 0 , x 00 , . . . , y , . . . , z, . . . Klammersymbole: ( ) Beispiel: Alle Blöcke sind rot“ ” Es gibt einen Block A“ ” Daraus sollte folgen: A ist rot“ ” Funktionssymbole (z.B. Gewicht, Farbe) (zur Repräsentation von Objekten) Prädikatensymbole (z.B. Block, Rot) (für Aussagen über Objekten) Mit Aussagenlogik können wir dies aber nicht ausdrücken. Hinweise: 1 Idee: Wir führen Individuenvariablen, Prädikate, Funktionen . . . ein ; Prädikatenlogik 1. Stufe (PL1) Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.2. Grammatik der Prädikatenlogik 1. Stufe (1) Terme (stehen für Objekte): 2 Jede Variable ist ein Term. 2 Wenn t1 , t2 , . . . , tn Terme sind und f ein n-stelliges Funktionssymbol, dann ist f (t1 , t2 , . . . , tn ) auch ein Term. Die Wumpus-Welt 3 ” Rational denkende Agenten =“ wird nicht alsLogik, Prädikat Rationales Denken, Resolutionbehandelt! Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.3. Grammatik der Prädikatenlogik 1. Stufe (2) 1 Jede atomare Formel ist eine Formel. 2 Wenn ϕ und ψ Formeln sind und x eine Variable ist, dann sind ¬ϕ, ϕ ∧ ψ, ϕ ∨ ψ, ϕ ⇒ ψ, ϕ ⇔ ψ, ∃ x ϕ und ∀ x ϕ auch Formeln. ∀, ∃ binden so stark wie ¬. Terme ohne Variablen: Grundterme Atomare Formeln (stehen für Aussagen über Objekten) 2 Wir nehmen abzählbar viele Prädikate und Funktionen jeder Wissensbasierte Systeme Stelligkeit an. Motivation Michael Beetz Technische Universität München Formeln: 1 1 Prädikaten- und Funktionssymbole besitzen eine Stelligkeit (Zahl der Argumente). 0-stellige Prädikate: aussagenlogische Atome 0-stellige Funktionen: Konstanten Wenn t1 , t2 , . . . , tn Terme sind und P ein n-stelliges Prädikat ist, dann ist P(t1 , t2 , . . . , tn ) eine atomare Formel. Wenn t1 und t2 Terme sind, dann ist t1 = t2 eine atomare Formel. Die Aussagenlogik ist eine Teilsprache der PL1: 1 Atomare Formeln: nur 0-stellige Prädikate 2 Weder Variablen noch Quantoren. Atomare Formeln ohne Variablen: Grundatome. Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.4. Notation 7.2.5. Alternative Notation: Klammern zur Strukturierung Verwendung anderer Klammern zwecks Leserlichkeit {, }, [, ]. Prädikate: Person, Schön, älter-als Funktionen: Vater-von, Nachfolger, a, b Variablen: x, y , z, Geschachtelte Quantoren: ∀x∀y . . . auch ∀x, y . . . Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.6. Bedeutung von PL1-Formeln Unser Beispiel:∀x[Block(x) ⇒ Rot(x)], Block(a) Für alle Objekte x gilt: Falls x ein Block ist, dann ist x rot. a ist ein Block. Generell: Terme werden als Objekte interpretiert. Universell quantifizierte Variablen laufen über alle Objekte des Universums. Existentiell quantifizierte Variablen stehen für ein Objekt des Universums (das den quantifizierten Ausdruck wahr macht). hier ¬ϕ ϕ∧ψ ϕ∨ψ ϕ⇒ψ ϕ⇔ψ ∀xϕ ∃xϕ sonst ∼ϕ ϕ ϕ&ψ ϕ · ψ ϕ, ψ ϕ|ψ ϕ; ψ ϕ + ψ ϕ→ψ ϕ⊃ψ ϕ↔ψ V ϕ≡ψ (∀x)ϕ W xϕ (∃x)ϕ xϕ Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.7. Semantik von PL1: Interpretationen Interpretation: I = hD, ·I,α i mit D eine beliebige nicht-leere Menge und ·I,α eine Funktion, die n-stellige Funktionssymbole auf Funktionen über D abbildet: f I ∈ [Dn → D] Individuenkonstanten auf Elemente aus D abbildet: aI ∈ D n-stellige Prädikatensymbole auf Relationen über D abbildet: P I ⊆ Dn Interpretation von Grundtermen: (f (t1 , . . . , tn ))I = f I (t1 I , . . . , tn I ) (∈ D) Prädikate stehen für Teilmengen des Universums. Ähnlich wie für Aussagenlogik definieren wir: Interpretationen, Erfüllung, Modelle, Allgemeingültigkeit, Folgerung, . . . Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Erfüllung von Grundatomen P(t1 , . . . , tn ): I |= P(t1 , . . . , tn ) gdw. ht1 I , . . . , tn I i ∈ P I Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.8. Beispiel 1 Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.9. Beispiel 2 D = {d1 , . . . , dn | n > 1} D = {1, 2, 3, . . .} aI = d1 1I = 1 bI = d2 2I cI = ... = 2 .. . I Block I Rot EvenI = {d1 } = D succ I = {2, 4, 6, . . .} = {(1 7→ 2), (2 7→ 3), . . .} I |= Rot(b) I |= Even(2) I 6|= Block(b) I 6|= Even(succ(2)) Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.10. Semantik von PL1: Variablenbelegung Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.11. Beispiel V Menge aller Variablen. Funktion α : V → D. Notation: α[x/d] ist identisch mit α bis auf die Stelle x. Für x gilt: α[x/d](x) = d. Interpretation von Termen unter I, α: x I,α = α(x) aI,α = aI (f (t1 , . . . , tn ))I,α = f I (t1 I,α , . . . , tn I,α ) α = {(x 7→ d1 ), (y 7→ d2 )} I, α |= Rot(x) I, α[y/d1 ] |= Block(y) Erfüllbarkeit von atomaren Formeln: I, α |= P(t1 , . . . , tn ) gdw. ht1 I,α , . . . , tn I,α i ∈ P I Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.12. Semantik von PL1: Erfüllbarkeit Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.13. Beispiel Eine Formel ϕ wird von einer Interpretation I unter einer Variablenbelegung α erfüllt, d.h. I, α |= ϕ: I, α |= > I, α 6|= ⊥ I, α |= ¬ϕ gdw. I, α 6|= ϕ ... und alle weiteren propositionalen Regeln sowie I |= P(t1 , . . . , tn ) gdw. ht1 I,α , . . . , tn I,α i ∈ P I Θ = D aI bI BlockI RotI α = = = = = = Block(a), Block(b) ∀x (Block(x) ⇒ Rot(x)) {d1 , . . . , dn } n > 1 d1 d2 {d1 } D {(x 7→ d1 ), (y 7→ d2 )} I, α |= ∀x ϕ gdw. für alle d ∈ D gilt I, α[x/d] |= ϕ I, α |= ∃x ϕ gdw. es gibt ein d ∈ D mit I, α[x/d] |= ϕ Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.14. Freie und gebundene Variablen Fragen: 1 2 3 4 5 I, α |= Block(b) ∨ ¬Block(b)? I, α |= Block(x) ⇒ (Block(x) ∨ Block(y))? I, α |= Block(a) ∧ Block(b)? I, α |= ∀x (Block(x) ⇒ Rot(x))? I, α |= Θ? Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.2.15. Terminologie Eine Interpretation I heit Modell von ϕ unter α, wenn ∀x[R( y , z ) ∧ ∃y {¬P(y , x) ∨ R(y , z )}] Eingekästelte Vorkommen von y und z sind frei. Alle anderen Vorkommen von x, y, z sind gebunden. Formeln, in denen keine freien Variablen vorkommen, heien geschlossene Formeln oder auch Sätze. Bei der Formulierung von Theorien benutzen wir nur geschlossene Formeln. Beachte: Die Begriffe logische Äquivalenz, Erfüllbarkeit, Folgerbarkeit usw. sind bei geschlossenen Formeln unabhängig von der Variablenbelegung α (d.h. man kann immer über alle Variablenbelegungen gehen). Bei geschlossenen Formeln wird dann α auf der linken Seite des Modellbeziehungszeichens weggelassen: I |= ϕ Wissensbasierte Systeme Michael Beetz Technische Universität München I, α |= ϕ. Eine Formel ϕ der PL1 kann, ebenso wie in der Aussagenlogik) erfüllbar, unerfüllbar, falsifizierbar oder allgemeingültig sein. Analog sind zwei Formeln logisch äquivalent (ϕ ≡ ψ), wenn für alle I, α gilt: I, α |= ϕ gdw. I, α |= ψ Beachte: P(x) 6≡ P(y)! Auch logische Folgerbarkeit ist analog zu propositionaler Logik. Frage: Wie können wir einen Ableitungsbegriff definieren? Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.3.2. Äquivalenzen für die Erzeugung der Pränex-Normalform 7.3.1. Pränex-Normalform Wegen der Quantoren können wir nicht direkt die KNF einer Formel bilden. Erster Schritt: Bilden der Pränex-Normalform Quantorenpräfix + (quantorenfreie) Matrix ϕ: ∀ x 1 ∀ x2 ∃ x3 . . . ∀ xn ϕ (∀xϕ) ∧ ψ ≡ ∀x(ϕ ∧ ψ) x nicht frei in ψ (∀xϕ) ∨ ψ ≡ ∀x(ϕ ∨ ψ) x nicht frei in ψ (∃xϕ) ∧ ψ ≡ ∃x(ϕ ∧ ψ) x nicht frei in ψ (∃xϕ) ∨ ψ ≡ ∃x(ϕ ∨ ψ) x nicht frei in ψ ∀xϕ ∧ ∀xψ ≡ ∀x(ϕ ∧ ψ) ∃xϕ ∨ ∃xψ ≡ ∃x(ϕ ∨ ψ) ¬∀xϕ ≡ ∃x¬ϕ ¬∃xϕ ≡ ∀x¬ϕ Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.3.3. Erzeugen der Pränex-Normalform 1 2 3 Eliminierung von ⇒ und ⇔ ¬ nach innen Quantoren nach auen Beispiel: ¬∀x [(∀x P(x)) ⇒ Q(x)] ; ¬∀x [¬(∀x P(x)) ∨ Q(x)] ; ∃x [(∀x P(x)) ∧ ¬Q(x)] Und nun? Lösung: Variablenumbenennung ϕ[x/t] entsteht aus ϕ, indem alle freien Vorkommen von x in ϕ durch den Term t ersetzt werden. Lemma: Sei y eine Variable, die nicht in ϕ vorkommt. Dann gilt ∀ x ϕ ≡ ∀ y ϕ[x/y ] und ∃ x ϕ ≡ ∃ y ϕ[x/y ]. Satz: Es existiert ein Algorithmus, der zu jeder Formel ihre Pränex-Normalform berechnet. Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme . . . und aussagenlogische Äquivalenzen Wissensbasierte Systeme Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.4.1. Ableitungen in PL1 Was nutzt uns die Pränex-Normalform? Leider gibt es nicht wie für die propositionalen Logik einfache Gesetze, die uns erlauben, Erfüllbarkeit oder Allgemeingültigkeit zu bestimmen (durch Umformung in DNF oder KNF). Aber: Wir können das Erfüllbarkeitsproblem der Prädikatenlogik auf Erfüllbarkeit in propositionaler Logik reduzieren. I.allg. entstehen dabei allerdings unendliche Mengen von propositionalen Formeln. Dann: Anwenden von Resolution. Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.4.2. Skolemisierung 7.4.3. Skolem-Normalform Idee: Eliminierung der Existenzquantoren durch Funktionen, die uns das richtige”’ Element liefern. ” Satz (Skolem-Normalform): Sei ϕ eine geschlossene Formel in Pränex-Normalform, so dass alle quantifizierten Variablen paarweise verschieden sind und die Funktionssymbole g1 , g2 , . . . nicht in ϕ auftreten. Sei ϕ = ∀ x1 . . . ∀ xi ∃ y ψ, dann ist ϕ erfüllbar gdw. ϕ0 = ∀ x1 . . . ∀ xi ψ[y /gi (x1 , . . . , xi )] erfüllbar ist. Beispiel: ∀ x ∃ y [P(x) ⇒ Q(y )] ; ∀ x [P(x) ⇒ Q(g (x))] Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.4.4. Grundterme, Herbrandexpansion Die Grundtermmenge (oder das Herbranduniversum) über einer Menge von SNF-Formeln Θ∗ ist die (abzählbare) Menge aller Grundterme, die sich mit Symbolen aus Θ∗ bilden lassen (falls es kein Konstantensymbol gibt, wird eines hinzugefügt). Diese Menge wird mit D(Θ∗ ) bezeichnet ; repräsentative Trägermenge. Die Herbrandexpansion E (Θ∗ ) ist die Instantiierung der Matrizen ψi aller Formeln in Θ∗ durch alle Terme t ∈ D(Θ∗ ): E (Θ∗ ) = {ψi [x1 /t1 , . . . , xn /tn ] | (∀ x1 , . . . , xn ψi ) ∈ Θ∗ , tj ∈ D(Θ∗ )} Satz (Herbrand): Sei Θ∗ eine Menge von Formeln in SNF. Dann ist Θ∗ erfüllbar gdw. E (Θ∗ ) erfüllbar ist. Beachte: Falls D(Θ∗ ) und Θ∗ endlich, dann ist die Herbrandexpansion endlich ; endliche aussagenlogische Theorie Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution Wissensbasierte Systeme Skolem-Normalform: Pränex-Normalform ohne Existenzquantoren. Schreibweise: ϕ∗ ist SNF von ϕ. Satz: Zu jeder geschlossen Formel ϕ kann ihre SNF ϕ∗ effektiv berechnet werden. Beispiel: ∃x ∃y ∃y ∀x ((∀x P(x)) ∧ ¬Q(x)) weiter geht’s so: ((∀x P(x)) ∧ ¬Q(y )) (∀x (P(x) ∧ ¬Q(y ))) (P(x) ∧ ¬Q(g0 )) Beachte: Diese Transformation ist keine Äquivalenztransformation, sie erhält nur Erfüllbarkeit! Beachte: . . . und sie ist nicht eindeutig. Beispiel: ∃x (p(x)) ∧ ∀y (q(y )) Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.4.5. Unendliche aussagenlogische Theorien . . . Gibt es bei unendlichen Formelmengen endliche Beweise? Satz (Kompaktheit der Aussagenlogik): Jede (höchstens abzählbare) Menge von Formeln der Aussagenlogik ist erfüllbar genau dann, wenn jede endliche Teilmenge erfüllbar ist. Korollar: Eine (höchstens abzählbare) Menge von Formeln der Aussagenlogik ist unerfüllbar genau dann wenn bereits eine endliche Teilmenge unerfüllbar ist. Korollar (Kompaktheit der PL1): Jede (höchstens abzählbare) Menge von Formeln der Prädikatenlogik ist erfüllbar genau dann, wenn jede endliche Teilmenge erfüllbar ist. Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.4.6. Rekursive Aufzählbarkeit und Entscheidbarkeit Es lässt sich ein Semi-Entscheidungsverfahren für Allgemeingültigkeit konstruieren, d.h. wir könnten einen (ziemlich ineffizienten) Algorithmus angeben, der Schritt für Schritt alle allgemeingültigen Formeln aufzählt. Rationales Denken, Logik, Resolution Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.4.7. Ausblick: Mögliche Erweiterungen PL1 ist zwar sehr ausdrucksstark, aber manchmal möchte man u.U. mehr ... Logik 2. Stufe: auch über Prädikate quantifizieren ∀x, y [(x = y ) ⇔ {∀p [p(x) ⇔ p(y )]}] Satz: Die Menge der allgemeingültigen (und unerfüllbaren) Formeln in PL1 ist rekursiv aufzählbar. Wie sieht es mit den erfüllbaren Formeln aus? Satz (Unentscheidbarkeit von PL1): Es ist unentscheidbar ob eine Formel der PL1 allgemeingültig ist. (Beweis durch Reduktion des Postschen Korrespondenzproblems.) Korollar: Die Menge der erfüllbaren Formeln in PL1 ist nicht rekursiv aufzählbar. Mit anderen Worten: Falls eine Formel allgemeingültig ist, können wir dafür auch effektiv eine Bestätigung finden. Ansonsten können wir u.U. in eine Endlosschleife geraten. Rationales Denken, Logik, Resolution Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.4.8. Ausblick: Verarbeitung Lambda-Ausdrücke: Definition von Prädikaten, z.B. λx, y [∃z P(x, z) ∧ Q(z, y )] definiert neues 2-stelliges Prädikat. ; lässt sich auf PL1 reduzieren durch Lambda-Reduktion Eindeutigkeitsquantor: ∃!x ϕ(x) – es existiert genau ein x . . . ; Reduktion auf PL1: ∃x [ϕ(x) ∧ ∀y {ϕ(y ) ⇒ x = y }] Michael Beetz Technische Universität München Rationales Denken, Logik, Resolution Wissensbasierte Systeme Motivation Die Wumpus-Welt Rational denkende Agenten Aussagenlogik Syntax & Semantik Logische Folgerbarkeit Logische Ableitungen: Resolution 7.5. Zusammenfassung PL1-Resolution: Statt Resolution auf der Herbrandexpansion wird Resolution über Klauseln mit Variablen durchgeführt. ; Unifikation, ; Resolution über Klassen von Grundinstanzen Einschränkung der syntaktischen Form: Nur Horn-Klauseln ; PROLOG ; erheblich effizientere Methoden Endliche Theorien: In Anwendungen hat man oft eine endliche Menge von Objekten vorgegeben. Domain closure axiom: ∀x[x = c1 ∨ x = c2 ∨ . . . ∨ x = cn ] Übersetzung in endliche aussagenlogische Form möglich. Michael Beetz Technische Universität München ; Allgemeingültigkeit ist nicht mehr semi-entscheidbar (keine Kompaktheit mehr) Wissensbasierte Systeme PL1 erlaubt es, Aussagen zu strukturieren und gibt uns damit eine erheblich gröere Aussagekraft als Aussagenlogik. Formeln bestehen aus Termen und atomaren Formeln, die mit Hilfe von Konnektoren und Quantoren zu Formeln zusammengesetzt werden können. Interpretationen in PL1 bestehen aus einem Universum und der Interpretationsfunktion. Der Satz von Herbrand zeigt, dass Erfüllbarkeit in PL1 auf Erfüllbarkeit in Aussagenlogik reduziert werden kann (allerdings entstehen dabei u.U. unendliche Formelmengen). Aber: Allgemeingültigkeit in PL1 ist nicht entscheidbar! Michael Beetz Technische Universität München Wissensbasierte Systeme