2.2 Ökonomisch relevante Konsumbündel Zeitrestriktionen: Konsum braucht Zeit ai Zeiteinheiten nötig zum Konsum einer Einheit des Gutes i b Zeit, die in betrachteter Periode zur Verfügung steht ==> Nur solche Konsumpläne sind relevant, die a1 x1 + a2 x2 + ... an xn ≤ b <=> a x ≤ b erfüllen. Beispiel 1: x1 Konsum von Minuten Sport => a1 = 1 x2 Konsum von Minuten Faulenzen => a2 = 1 Periode: 1 Stunde = 60 Minuten x1 + x2 ≤ 60 Maximal stehen also 60 Minuten zum Konsum zur Verfügung. Wenn dieser Rahmen ausgeschöpft wird, muß also gelten: x1 + x2 = 60 ⇔ x2 = 60 - x1 x2 60 Menge der ökonomisch relevanten Konsumbündel 60 x1 2 Beispiel 2: x1 Konsum von Minuten Faulenzen a1= 1 Minute pro Minute Faulenzen x2 Konsum von Holunderbeeren a2= 2 Minuten pro 50g Holunderbeeren b = 1 Stunde a1 x1 + a2 x2 ≤ 60 <=> x1 + 2 x2 ≤ 60 maximal kann man in einer Stunde also x2 = 30 - ½ x1 50g-Einheiten Holunderbeeren konsumieren. x2 Menge der ökonomisch relevanten Konsumbündel 30 60 x1 Sprung in die Moderne: Einkommensrestriktion (Budgetrestriktion) macht nur Sinn, wenn es „Geld“ gibt und einen „Markt“, in dem man „Preise“ zahlt. pi Preis, den man für eine Einheit von Gut i bezahlt m Geld, das zur Verfügung steht (Einkommen) p1 x1 + p2 x2 + ..... pn xn ≤ m 3 Erstausstattung: ω = (ω1, ω2, ... , ωn) m = p1ω1 + p2ω2 + ... + pnωn (Endogenes Einkommen) Für n = 2 wird die Budgetrestriktion: p1x1 + p2x2 ≤ p1ω1 + p2ω2 Beispiel 3: x1 Konsum von Milch in Litern pro Monat x2 Konsum von Brot in 500 g pro Monat p1 = 1 DM pro Liter Milch p2 = 2 DM pro 500 g Brot m = 60 DM für 1 Monat x1 + 2 x2 ≤ 60 (in DM) x2 30 Menge der ökonomisch relevanten Konsumbündel = Budgetmenge 60 x1 graphisch dasselbe wie in Beispiel 2! Wichtige Eigenschaft der Budgetmenge: Sie ändert sich nicht, wenn alle Preise und das Einkommen um denselben Faktor steigen. 4 Bisher war das Einkommen exogen. Jetzt betrachten wir eine erste Möglichkeit, in der das Einkommen von eigenen Güterbeständen, der Erstausstattung ω = (ω1, ..., ωn), abhängt und damit endogen wird. Beispiel 4: z. B. Landwirt ω1 gibt an, wieviel Liter Milch vorhanden sind ω2 gibt an, wieviel 500 g Brot vorhanden sind ≤ p1 x1 + p2 x2 p1 ω1 + p2 ω2 <=> p1 (x1 - ω1) + p2 (x2 - ω2) ≤ 0 Wenn die Preise wie in Beispiel 3 gegeben sind und ω1 = 30 l Milch ω2 = 15 Pfund Brot ergibt sich als Restriktion: x1 + 2x2 ≤ 30 + 2 · 15 = 60 x2 ⇔ x1 - 30 + 2 ( x2 - 15 ) ≤ 0 ⇔ 2 ( x2 - 15 ) ≤ 30 - x1 30 x • 15 • ω 30 Beispiel 5: ⇔ Kosten für Milchzukauf ≤ Erlöse aus Brotverkauf 60 x1 Arbeit und Konsum zusammen mit exogenem Einkommen ω1 = Erstausstattung mit Freizeit; p1 Lohn/Stunde ω2 =Erstausstattung mit Konsumgüter; p2 Preis/Einheit 5 m = exogenes Einkommen ≤ p1 x1 + p2 x2 p1 ω1 + p2 ω2 + m Im folgenden gehen wir davon aus, daß der Konsument zu Anfang keine Konsumgüter besitzt: ω2 = 0. Dann wird aus der obigen Ungleichung p2 x2 ≤ p1 (ω1 - x1) + m ω1 - x1 ist die Arbeitszeit. Für p1 = 1, p2 = 2, ω1 = 24 und m = 36, ergibt sich 2 x2 ≤ 24 - x1 + 36 = 60 - x1 und x1 ≤ 24, da man Freizeit nicht kaufen kann. Konsum Menge der ökonomisch relevanten Konsumbündel 30 24 Beispiel 6: Sparen und Konsumieren Situation 1: Akteur hat 60 Freizeit in Periode 1 ein Einkommen m1; Konsum in Periode 1: x1 in Periode 2 ein Einkommen m2; Konsum in Periode 2: x2 zunächst p1 = p2 = 1 (u. a. keine Inflation) Dann ist seine Budgetrestriktion: x1 + x2 ≤ m1 + m2 6 x2 m1 + m2 x (m1 , m2) • x0 x1 Sparen Situation 2: Leihen m1 + m2 wie oben, nur: Sparen bringt r (Zinssatz), Leihen kostet r (Zinssatz) Falls gespart wird: gesparte Summe: m1 - x1 > 0 bringt in Periode 2: m1 - x1 + r (m1 - x1) = (1 + r) (m1 - x1). Dadurch wird in Periode 2 der Konsum x2 = m2 + (1 + r) (m1 - x1) möglich. Im Fall des Leihens: geliehene Summe: x1 - m1 > 0 zurückzuzahlende Summe in Periode 2: x1 - m1 + r (x1 - m1) = (1 + r) (x1 - m1) Dadurch wird in Periode 2 folgender Konsum : möglich: x2 = m2 - (1 + r) (x1 - m1) = m2 + (1 + r) (m1 - x1) Dies läßt sich u.a. auch wie folgt umformen: <=> (1 + r) (m1 - x1) = m2 - x2 <=> (1 + r) m1 + m2 = (1 + r) x1 + x2 7 <=> m1 + 1 1 m2 = x1 + x2 1+ r 1+ r x2 (1+r)m1+m2 =Zukunftswert von (m1,m2) m2 • (m1,m2) m1 Situation 3: x1 m1 + m2/(1+r) = Barwert von (m1, m2) wie oben, aber mit Inflation Preis für x1: p1 = 1 Preis für x2: p2 = 1 +π Dann ergibt sich der maximale Konsum in der Periode 2 aus: p2 x2 = m2 + (1 + r) (m1 - x1) <=> x2 = m2/p2 + (1+r)/p2 (m1 - x1) = 1 1+ r (m1 − x1 ) m2 + 1+ π 1+ π m2 = nominales Einkommen in Periode 2, M2 = r 1 m2 = reales Einkommen in Periode 2 1+ π = nominaler Zinssatz, ρ = realer Zinssatz, gibt an, wieviel man durch Sparen einer zusätzlichen DM in Periode 2 mehr konsumieren kann: 1+ ρ = 1+ r 1+ r 1+ r 1+ π r −π -1= = ⇔ ρ= 1+ π 1+ π 1+ π 1+ π 1+ π 8 => wenn π sehr klein: ρ ≈ r - π r = 3 %, π=2%⇒ ρ = exakt 0,98 ≈ 1 In realen Größen läßt sich der maximale Konsum in Periode 2 daher schreiben: x2 = M2 + (1 + ρ) (m1 - x1), was wieder dieselbe Form aufweist wie in den vorangegangenen Situationen. Sparen, Arbeiten, Konsumentscheidungen kombinierbar, wird komplizierter, aber im Prinzip genauso. Allgemeine Erkenntnisse: • Wenn alle Preise und exogenen Einkommen um denselben Faktor erhöht werden, ändert sich nichts an der ökonomisch relevanten Konsummenge. • Daher können wir einen Numeraire wählen p1 x1 + p2 x2 ≤ m <=> p1 m = M reales Einkommen ausgedrückt in x1 + x2 ≤ p2 p2 Einheiten des Gutes 2 P1 = p1/p2 gibt an, wieviel von x2 aufgegeben werden muß, um 1 EH x1 mehr zu bekommen = relativer Preis = realer Preis von Gut 1 in Einheiten des Numerairegutes 2. Mit diesen realen Größen läßt sich die Budgetbeschränkung schreiben als: P1 x1 + x2 ≤ M Effekt von Änderungen von p1 , p2 , m (exogenes Einkommen) p1 x1 + p2 x2 = m <=> x2 = p m - 1 x1 p2 p2 9 Änderungen von m: vorher m0, nachher m1 > m0 2 1 m /p2 0 m /p2 1 0 m /p1 1 m /p1 Änderungen von p1 von p10 auf einen höheren Wert p11 2 m/p2 1 m/p11 m/p10 10 Effekt von Änderungen von p1 , p2 (endogenes Einkommen) p1 x1 + p2 x2 = p1 ω1 + p2 ω2 = : m(p) Änderungen von p1 von p10 auf einen höheren Wert p11 2 ω 1 m(p)/p11 m(p)/p10