RÜCKBLICK AUF DIE ERSTEN DREI QUARTALE 2016 Wirtschaft In der Eurozone verharrt die Inflationsrate mit zuletzt 0.4% erheblich unter der von der Europäischen Zentralbank avisierten Zielmarke von knapp unter 2%. Die ausgesprochen expansive Geldpolitik der EZB, die im März den Einlagenzinssatz auf -0.40% und den Leitzins auf 0% absenkte und im Juni das QEProgramm durch den Einbezug von Unternehmensanleihen auf monatliche Anleihenkäufe in Höhe von EUR 80 Milliarden erhöhte, zeigt bislang nicht die erhoffte Auswirkung auf die Teuerungsrate. Eine Ausweitung der Kreditvergabe von Banken ist trotz der sehr niedrigen Zinsen ebenfalls nicht eingetreten. Negativzinsen und die flacher gewordene Zinskurve wirken sich negativ auf die Ertragslage der Banken aus, deren Geschäftsmodelle auch durch strengere Aufsichtsregeln und die digitale Revolution (Fintech) unter Druck geraten. Die notleidenden Kredite italienischer Banken belaufen sich in der Zwischenzeit auf ca. EUR 370 Milliarden, was ungefähr 20% des gesamten Kreditbestands entspricht. Das Wirtschaftswachstum hat sich in der Eurozone im zweiten Quartal auf 0.3% abgeschwächt, wobei die Wirtschaftsentwicklung in Italien stagnierte und in Frankreich sogar leicht rückläufig war. Die Arbeitslosenrate liegt unverändert bei 10.1%. Der Einkaufsmanagerindex von Markit gab im September etwas nach, während der IFO Geschäftsklimaindex, der auf der Befragung von 8‘000 deutschen Unternehmen basiert, auf 109.5 Zähler anstieg. Die Bank of England senkte im August den Leitzins auf 0.25% und erhöhte gleichzeitig ihr Anleihenkaufprogramm um GBP 60 Milliarden auf GBP 435 Milliarden, um den negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft nach dem Entscheid der Briten pro Brexit entgegenzuwirken. Die neue Premierministerin Theresa May kündigte an, bis Ende März 2017 den Austrittsantrag aus der Europäischen Union gemäss Artikel 50 des Lissabon-Vertrags zu stellen. Die Europäische Union befindet sich in einer gravierenden politischen Krise, da in einigen Mitgliedsländern EU-kritische und populistische Parteien an Bedeutung gewinnen und zunehmend die politischen Entscheidungsprozesse beeinflussen. Die US-Notenbank Federal Reserve hat im heurigen Jahr bisher keine Zinserhöhung vorgenommen und den Leitzins bei 0.50% belassen. Angesichts der Präsidentschaftswahlen am 08. November wird nun im Dezember eine Zinsanhebung um 0.25% erwartet. Die Kerninflationsrate stieg im August auf 2.3%. Im zweiten Quartal verzeichnete die US-Wirtschaft ein annualisiertes Wachstum von 1.4%. Der USArbeitsmarkt präsentiert sich weiterhin robust. Die Arbeitslosenquote beläuft sich unverändert auf 4.9%. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie konnte im September auf 51.5 Punkte zulegen. Angesichts der Stärke der japanischen Währung und einer Inflationsrate von -0.5% hat die Bank of Japan ihre Geldpolitik angepasst und fokussiert sich nun auf die gesamte Zinskurve und insbesondere auf die langfristigen Zinsen. Gleichzeitig präsentierte Premierminister Abe ein Konjunkturprogramm über ca. EUR 230 Milliarden. In Japan schwächte sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal auf 0.7% ab. Die chinesische Wirtschaft verzeichnete im ersten Halbjahr ein Wachstum von 6.7%. Die Regierung unternimmt grosse Anstrengungen, um die Binnennachfrage und den Konsum zu stärken. Durch massive Investitionen wurden in China über Jahre in verschiedenen Bereichen hohe Überkapazitäten aufgebaut. Ein bedeutendes Risiko stellt die hohe Verschuldung der staatlichen Unternehmen dar. Märkte In den ersten Handelstagen des Jahres verzeichneten die Aktienmärkte kräftige Kursabschläge wegen Unsicherheiten über die wirtschaftliche Entwicklung in China. Nach der Ausbildung eines Double Bottom beim S&P 500 Index lancierten die Aktienmärkte am 11. Februar eine mehrwöchige Erholungsrallye. Der unerwartete Ausgang des britischen EU-Referendums pro Brexit führte zu panikartigen Kursbewegungen Quorus Vermögensverwaltung AG | Austrasse 9 | Postfach 1121 | 9490 Vaduz | Fürstentum Liechtenstein T +423 231 30 60 | F +423 231 30 61 | [email protected] | www.quorus.li RÜCKBLICK AUF DIE ERSTEN DREI QUARTALE 2016 an den Märkten. Nach dem Ausbleiben von ursprünglich avisierten Zinserhöhungen durch das Fed und der Publikation positiver US-Arbeitsmarktdaten verzeichneten die Aktienmärkte eine neuerliche Kursrallye bis Mitte August. Die Gewinne der US-Unternehmen entwickeln sich seit mehreren Quartalen rückläufig. Deutsche Bank Aktien büssten seit Jahresbeginn um -48% an Wert ein und kamen zuletzt wegen Schadenersatzforderungen des US Department of Justice unter Druck. Unter den Investoren herrscht Verunsicherung über die Krise im europäischen Bankensystem, den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen, die Folgen des Brexit-Votums und die geopolitischen Risiken. Mit Ausnahme des S&P 500 und des Hang Seng Index, die ein Plus von 6.1% und 6.3% aufweisen, verzeichnen die wichtigen Aktienindizes seit Jahresbeginn durchwegs Verluste. Der Euro Stoxx 50 Index, der deutsche DAX, der italienische FTSE MIB, der spanische IBEX und der britische FTSE 100 Index gaben in EUR um -8.1%, -2.2%, -20.9%, -8% und -5.8% nach. Der Schweizer SMI Index verlor -7.7%. Gleichzeitig büssten der Nikkei 225 und der chinesische CSI 300 Index -13.6% und -12.8% an Wert ein. Deutsche Bundesanleihen weisen aktuell für Laufzeiten bis 10 Jahre negative Renditen auf. Bei Schweizer Eidgenossenobligationen bestehen Negativrenditen sogar für Laufzeiten bis 40 Jahre. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe ist von 0.55% auf -0.11% gesunken, während die Rendite des zehnjährigen US Treasuries von 2.25% auf 1.60% nachgegeben hat. Gold profitierte von den gestiegenen Unsicherheiten sowie den niedrigen Zinsen und verzeichnete ein Plus von 24%. Hingegen büsste das britische Pfund gegenüber dem EUR -14.7% an Wert ein. Der USD hat in den letzten Wochen gegen den EUR etwas zugelegt und notiert bei -3.3%, während der CHF gegen EUR mit -0.2% geringfügig schwächer tendierte. Nach der überraschenden Reduktion der Ölfördermenge durch die OPEC erholte sich der Preis von Rohöl auf USD 48.- pro Barrel. Anlagepolitik und Ausblick In den verwalteten Portfolios haben wir nach dem Kursanstieg eines Goldminenaktienfonds um ca. 100% seit Beginn des Jahres einen Teilverkauf vorgenommen und den entsprechenden Gewinn realisiert. Im aktuellen Umfeld halten wir neben der auf ca. 2% des Portfoliowerts reduzierten Position in Goldminenaktien weiterhin eine Goldposition mit einer Gewichtung von etwas mehr als 5%. Diese beiden Positionen haben im heurigen Jahr bislang bedeutende positive Performancebeiträge erbracht. Wir halten in den Portfolios keine Anlagen in Bankaktien und kein Währungsexposure in GBP. Angesichts einer hohen globalen Ersparnisbildung bei schwacher Investitionsneigung und einem rückläufigen Welthandel rechnen wir mit anhaltend niedrigen Inflationsraten sowie niedrigen oder negativen Zinsen. Wir bleiben in einem Exchange Traded Fund investiert, der in ein sehr breites Spektrum von EuroUnternehmensanleihen anlegt, da die EZB seit Juni auch diese Anleihen aufkauft. Eine vorübergehende Abschwächung des USD haben wir dazu genutzt, um die in den verwalteten Portfolios mit Referenzwährung EUR und CHF bestehende Position in US Dollar um ca. 5% aufzustocken. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen im europäischen Bankensystem und angesichts der anhaltenden Gewinnrezession bei US-Unternehmen erwarten wir eine volatile Kursentwicklung an den Aktienmärkten mit immer wieder auftretenden Kursrückschlägen. In diesem Marktumfeld verfolgen wir eine vorsichtige Anlagepolitik mit einem strikten Risikomanagement. Vaduz, Oktober 2016 Quorus Vermögensverwaltung AG Quorus Vermögensverwaltung AG | Austrasse 9 | Postfach 1121 | 9490 Vaduz | Fürstentum Liechtenstein T +423 231 30 60 | F +423 231 30 61 | [email protected] | www.quorus.li