Zink und Selen in der Ernährungsmedizin

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Zink und Selen in der Ernährungsmedizin
Die gesamten Zinkvorräte des Körpers belaufen sich auf wenige Gramm und dennoch können wir ohne dieses Spurenelement nicht leben. Mehr als 100 Enzyme, die alle wichtigen
Stoffwechselvorgänge steuern und jede der 70 Billionen Körperzellen benötigen Zink.
Das Spurenelement Zink gehört zu den essentiellen Mikronährstoffen, die für den Körper lebensnotwendig sind und die
der Körper mit den Lebensmitteln regelmäßig in der notwendigen Menge aufnehmen muss. Zink wird mit dem Schweiß
und bei sportlicher Aktivität auch mit dem Urin vermehrt ausgeschieden. Unausgeglichene, hohe Zinkverluste verringern
die Leistungsfähigkeit, schwächen den Organismus und machen ihn anfälliger für Infekte.
Zink schützt vor freien Radikalen
Eine ausreichende Zinkzufuhr sorgt mit dafür, dass freie Radikale rasch abgebaut werden können und das Zellsystem
intakt bleibt. Folgende Symptome können auf eine Zinkunterversorgung hinweisen: Müdigkeit, Antriebsmangel, abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit, Depressionen, überdurchschnittliche Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen,
brüchige Nägel, weiße Flecken auf den Nägeln, brüchige
Haare, Haarausfall, Nachtblindheit, Augentrockenheit, Blutarmut und Appetitlosigkeit.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine
tägliche Aufnahme 15 mg Zink. Erst bei einer Zufuhr von mehr
als dem 10fachen davon sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle
und Leibschmerzen beobachtet worden. Diese Zufuhrmengen
können mit Lebensmitteln kaum erreicht werden (vgl. Tab. 1).
Reich an Zink sind vor allem Lebensmittel tierischen Ursprungs
wie Fleisch, Fisch, Milch und Molkereiprodukte. Pflanzliche
Lebensmittel enthalten nur wenig Zink.
Selen – Spurenelement
mit vielen Gesichtern
In der Medizin gilt Selen als essentielles Spurenelement. Im
Körper kommt es in den Zähnen und Knochen sowie in Enzymen vor. In einer Reihe von Medikamenten gegen Hauterkrankungen befindet sich Selen. So wird es als Therapie
unterstützendes Medikament bei der Behandlung der Kleienpilz- und Schuppenflechte angewandt. Selenige Säure
(H2SeO3) wurde früher wie weißes Arsenik in geringen Mengen als Oxidationsmittel zur Gewichtszunahme eingenommen. Einige Selenverbindungen gelten als hochgiftig und
stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. So wird Selen beispielsweise auch zu den krebserregenden Inhaltsstoffen des
Tabakrauchs gezählt.
Tab. 1: Zinkgehalte verschiedener Lebensmittel
Lebensmittelmenge
Fleisch, Fisch
Austern
Rindfleisch, mager
Thunfisch
Putenbrust
Milch, Eier, Milchprodukte Camembert 30 %
Vollmilch
Vollei
Joghurt 1,5 %
Obst Banane
Apfel
Gemüse Spinat
Bohnen, grün
Getreide Haferflocken
Weizenkeime
Vollkornbrot
Weizenkleie
Zink-Gehalt
100 g
125 g
150 g
125 g
50,0 mg
5,3 mg
2,6 mg
2,3 mg
30 g
200 g
60 g
150 g
1,0 mg
0,8 mg
0,8 mg
0,6 mg
125 g
125 g
0,3 mg
0,1 mg
200 g
200 g
1,0 mg
0,4 mg
30 g
10 g
45 g
55 g
1,3 mg
1,2 mg
0,9 mg
0,7 mg
Selen spielt eine wichtige Rolle bei der Entgiftung des Körpers
und ist Bestandteil einiger Enzyme, wie z.B. der Glutathionperoxidase. Dieses Enzym verstärkt die Umwandlung von freien Radikalen, vor allem von H202, mit Hilfe von Glutathion,
welches in tierischen Zellen in recht hohen Konzentrationen
verfügbar ist, in harmlose Derivate. Das kanzerogene Potenzial freier Radikale ist hinlänglich bekannt. Als Bestandteil der
Thyroxin-5-Deiodase ist Selen an der Aktivierung der Schilddrüsenhormone beteiligt. Weiterhin soll es eine Rolle in der
Immunabwehr spielen und bei der Entgiftung bzw. Ausleitung
von Schwermetallen beteiligt sein. Selen bildet mit einigen
Schwermetallen stabile Metall-Selenide, die im Magen-DarmTrakt nicht resorbiert und somit ausgeschieden werden.
Woher kommt unser Selen?
Die DGE geht von einem täglichen Bedarf von 50 bis 100 µg
für Menschen ab dem 16. Lebensjahr aus. Bei älteren Menschen, Rauchern, Krebserkrankten und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann ein erhöhter Selenbedarf bestehen. Die Aufnahme von Selen aus der Nahrung ist in den
Industrienationen bei einer normalen Ernährung wahrschein-
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lich knapp ausreichend. Gesicherte Daten liegen hierzu noch
nicht vor, vgl. auch Labornormbereiche und empfohlene Dosis bzw. Referenzbereich.
zunehmenden Mengen an Selen schwanken aber je nach
Erkrankung, bei Krebs auch in Abhängigkeit vom jeweiligen
Behandlungsstatus.
Welche Folgen ein Selenmangel haben kann, ist noch
nicht vollständig geklärt. Studien deuten jedoch auf einen
Zusammenhang
zwischen
Bluthochdruck und verschiedenen Herzkrankheiten hin.
Auch Verbindungen zwischen
Selenmangel und der Häufigkeit Leber-, Darm- und Lungenkrebs sind in Studien gezeigt
worden. Außerdem gibt es
Hinweise darauf, dass ein Selenmangel zur Unfruchtbarkeit
bei Männern führen kann.
Tabletten in denen sich Natriumselenit befindet, sollten nicht
mit Reduktionsmitteln wie z.B. Vitamin C zusammen eingenommen werden, da ansonsten elementares Selen entsteht, das
aus dem Magen-Darm-Trakt nicht in das Blut aufgenommen
wird. Zwischen der Einnahme von Natriumselenit und Vitamin
C sollte ein Mindestabstand von einer Stunde eingehalten
werden. Diese Einschränkung gilt jedoch nicht für Natriumselenat. Bei einer regelmäßigen Zufuhr von Selen gilt die Menge von ca. 400 µg/Tag als ungiftig. Akute Selenvergiftungen
sind selten und in der Regel auf eine überhöhte orale Zufuhr
von Selen zurückzuführen.
Tab. 2: Selen-Hauptlieferanten
An Selen reiche Lebensmittel
enthalten in 100 Gramm
Rind, Kalb
ca. 48–70 µg
Wurst
ca. 11–81 µg
Rotbarsch
ca. 37–44 µg
Eigelb
ca. 30–39 µg
Kabeljau
ca. 17–37 µg
Huhn
ca. 18 µg
Schwein
ca. 15 µg
Roggenbrot
ca. 14 µg
Forelle
ca. 13 µg
Kartoffeln
5 µg
Nicht ohne ärztliche Beratung
Ob eine zusätzliche Zufuhr von Selen generell empfohlen
werden kann, ist umstritten, weil das Wissen über das Spurenelement zurzeit noch unzureichend ist. Daher kann von
einer unkritischen, nicht ärztlich empfohlenen Einnahme von
Selen nur abgeraten werden. Als gesichert gilt aber heutzutage, dass die Einnahme von Selen bei Krebserkrankungen,
bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und speziellen Formen der Arthritis empfehlenswert ist. Die dabei jeweils ein-
In vielen Regionen Europas, auch in Deutschland, enthalten die Böden nur wenig Selen, daher sind in den regional
angebauten und hergestellten Lebensmitteln oft nur geringe
Selenmengen vorhanden. Hauptquellen sind Seefische, Muskelfleisch, Eier (vor allem Eigelb) und Getreideprodukte. Von
den außereuropäischen Lebensmitteln ist die Paranuss sehr selenreich. Selen ist leichtflüchtig, daher können Verluste durch
die Verarbeitung von Lebensmitteln entstehen. ■
Kontakt
Dr. med. Stefan Haupts
synlab Köln
Telefon 02 21/94 05 64-16
E-Mail: [email protected] Literatur beim Verfasser
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