330041 VO Biotechnologie und Gentechnik in der

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05.04.2011
330041 VO Biotechnologie und
Gentechnik in der
Lebensmittelproduktion
Alexander Haslberger, Eva Aumüller,
Berit Hippe
24.März: Fermentation – klassisch, gt
31.März: Enzyme – „weiße Revolution“
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Mikroorganismen - Vielseitig,
anpassungsfähig, produktiv
Seit Jahrtausenden werden Mikroorganismen zur Herstellung von
Lebensmitteln wie Brot oder Bier eingesetzt. Lange Zeit wussten die
Menschen nichts von ihrer Existenz. Erst durch die Erfindung des
Mikroskops wurden die winzigen Lebewesen für das menschliche Auge
sichtbar.
Naturforscher Antoni van
Leeuwenhoek (1632 – 1723)
entdeckte die Mikroorganismen in
Regenwasser
Pionierarbeit
Chemiker Louis Pasteur (1822
– 1895) untersuchte die
Fermentation (auch Gärung
genannt) und entwickelte das
Verfahren der Pasteurisierung
Mediziner Robert Koch (1843 – 1910)
beschäftigte sich mit der Funktion der
Mikroorganismen in Stoffwechselprozessen,
entwickelte ein Mittel gegen Tuberkulose.
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• Bis Ende des 19. Jahrhunderts
hatten die Menschen keine
Vorstellung von den tatsächlichen
Prozessen, wie sie etwa bei der
Reifung des Käses und dem Brauen
von Bier ablaufen.
• Heutige Hygienetechniken waren
unbekannt - und so gelangten
häufig auch unerwünschte
Mikroorganismen in die
Lebensmittel, darunter viele
Krankheiterreger.
• Vor allem bei Geschmack und
Konsistenz der Produkte gab es
nicht selten unliebsame
Überraschungen.
• Die Qualität fermentierter
Lebensmittel nahm zu, als es
gelang, die mikrobiellen Prozesse
besser zu kontrollieren.
Schimmelpilzkolonien im
Stereomikroskop, 40fach
vergrößert.
Einige Arten helfen bei der
Produktion von Käse oder
Salami.
Mikroorganismen; Mit und ohne Zellkern
Zellkern:
Algen, Schimmelpilze,
Hefen und Protozoen
Kernsubstanz, die
nicht durch
Membran
abgetrennt ist:
Bakterien
Hefe-Zellkern
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Definition of Biotechnology
"any technological application that uses
biological systems, living organisms, or
derivatives thereof, to make or modify products
or processes for specific use”
Convention on Biological Diversity (CBD), 2000
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Die Biotechnologie (auch als Synonym zu Biotechnik und kurz als Biotech) ist eine
interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Nutzung von Enzymen, Zellen und ganzen
Organismen in technischen Anwendungen beschäftigt. Ziel ist die Entwicklung neuer
oder effizienterer Verfahren zur Herstellung von chemischen Verbindungen, die
Entwicklung von Diagnosemethoden und anderes.
In der Biotechnologie werden Erkenntnisse aus vielen Bereichen, wie vor allem
Mikrobiologie, Biochemie (Chemie), Molekularbiologie, Genetik, Bioinformatik und den
Ingenieurwissenschaften mit der Verfahrenstechnik (Bioverfahrenstechnik) genutzt.Die
Grundlage bilden chemische Reaktionen, die von frei oder in Zellen vorliegenden
Enzymen katalysiert werden (Biokatalyse oder Biokonversion).
Produktionsorganismen und Starterkulturen
Starterkulturen
• sind MO, die einem LM gezielt von
außen zugesetzt werden, um bestimmte
Stoffwprozesse auszulösen
• Sie verändern die Zusammensetzung
des NM, um es zu konservieren oder um
typische Eigenschaften wie gewisses
Aroma oder bestimmte Konsistenz zu
erreichen
• Die MO verbleiben im Nahrungsmittel
und werden mitverzehrt
• Häufig sind sie dann jedoch nicht mehr
aktiv
• Beim Backen von Brot wird
beispielsweise ein Großteil der Hefe
durch das Erhitzen abgetötet
• Bevor Bier und Wein in den Handel
gelangen, werden die MO abgefiltert
Produktionsorganismen
• produziert einen bestimmten Stoff
• Hat der MO das gewünschte
Produkt in hoch spezialisierten
technischen Anlagen gebildet, wird
er abgetrennt und erfüllt daher nur
eine vorübergehende Funktion
• Mit Hilfe von
Produktionsorganismen kann man
Vitamine und Enzyme für
Futtermittel, Waschmittelenzyme
und diverse Arzneimittel gewinnen.
• Auch Enzyme, Zusatzstoffe und
Aminosäuren für NM werden
auf diese Weise
industriell erzeugt.
nächste VO
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Während Gentechnik bei Produktionsorganismen weit verbreitet
ist, gibt es bei Starterkulturen bisher wenig praktische
Anwendungen.
Käse: Schimmelpilze sind nicht nur für den Verderb vieler Lebensmittel verantwortlich. Durch den Schimmelpilz Penicillium roqueforti
(im Lichtmikroskop, 600-fach vergrößert) bekommt der
Blauschimmelkäse erst seinen besonderen Geschmack.
Brot, Bier, Wein, Käse
Vielfalt durch Starterkulturen
Starterkulturen sind »aufgrund spezifischer Eigenschaften selektierte, definierte und
vermehrungsfähige MO in Rein- oder Mischkultur «.
starten im NM einen mikrobiellen oder fermentativen Prozess.
Diese Stoffwechselvorgänge verändern die Zusammensetzung des
Nahrungsmittels. Bildung von charakteristischen Aromen, bestimmte
Konsistenz und Textur, Verlängerung der Haltbarkeit:
Aus Milch wird Käse,
aus Fleisch wird Wurst...
Jogurt: Es werden verschiedene Milchsäurebakterien
verwendet. Für probiotische Produkte wählt man gegen
Magensäure un-empfindliche Stämme aus, die im Darm
positiv wirken können.
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Spontane Gärungsprozesse
Spontanfermentation läuft natürlicherweise ab und wird ebenfalls von MO hervorgerufen.
Diese werden aber nicht gezielt zugegeben, sondern haften auf der Oberfläche von LM oder
den eingesetzten Rohstoffen.
Beispiel: Früher verließen sich die Winzer zum größten Teil auf die Spontangärung durch
auf den Trauben vorhandene MO. Heute werden bewusst bestimmte Hefen eingesetzt, um
den Prozess der Weinherstellung besser kontrollieren zu können.
Bei der Herstellung von Bier und Wein veranlassen Hefekulturen die Vergärung von Stärke zu
Alkohol. Auch für Brot- und Backwaren sind Hefen unentbehrlich. Hier bilden sie Gase, damit
der Teig "geht". Milchsäurebakterien wandeln Milch in haltbare Produkte um und
konservieren Gemüse wie Sauerkraut oder Mixed Pickles.
Auch für die Reifung von Schinken und Rohwürsten sind
Bakterien verantwortlich: Sie wandeln das Fleisch in eine
haltbare Form um, bilden für das Produkt typische
Aromastoffe und stabilisieren noch dazu
die Fleischfarbe.
Technische Fermentation
• Produktion von Bioethanol,
Biogas, AS, org. Säuren,
Vitaminen, Enzymen,
Antibiotika, Insulin,
Hyaluronsäure uvm.
• Rohstoffe: Stärke,
Saccharose, va. Dicksaft
und Melasse
Angedacht: Cellulose
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Bioreaktoren (Fermenter)
•
•
•
•
Rührkesselreaktoren
Schlaufenreaktoren
Airliftreaktoren
Photobioreaktoren
In Bioreaktoren wichtige steuerbare Faktoren: Zusammensetzung des Nährmediums
(auch Nährlösung oder Substrat), die Sauerstoffzufuhr, Temperatur, pH-Wert, Sterilität
und andere
Anwendungen: Kläranlagen, Biogasanlagen, Brauereien und Winzereien, Pharma- und
Kosmetikindustrie
Batch vs. kontinuierliche
Fermentation
Batch:
zu fermentierendes Gut wird bis
zum Abschluss der
Fermentation in einem Behälter
belassen (mehrere Tage).
keine Kontaminationsgefahr eher in der Forschung
kontinuierlich:
ununterbrochener Betrieb durch
Substratzugabe und
Produktentnahme, bei höherem
Durchsatz wird bei höherer
Mikrobendichte in wenigen
Stunden fermentiert.
Immobilisierung der
Mikroorganismen auf
Trägermatrix nötig.
Eher in
Produktionsanlagen
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Gärbottiche zur
Bierherstellung
Insulin Fermetor
Ethanol
Vakzine
Kläranlage
Schwechat
Geschichte des Bierbrauens
Neolithikum/Jungsteinzeit: Fermentation von
LM und Getränken
1861: Louis Pasteur erkennt die Rolle der Hefe
bei der Umwandlung von Zucker
zu Ethanol und CO2
1883: Erste reine Hefekultur. Emil
Christian Hansen
(Carlsberg Brauerei)
1980s: hybridisierte und gentechnisch
veränderte Hefen
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Bierherstellung
Heisses Wasser
Malz
Hopfen
Maische
Sudkessel
Abtrennen der
Schwebstoffe
Hauptgärung: ca.
1 Woche
4-6 Wochen
Lagerung und
Nachgärung
Kühler
Gärbottich
Sekundäre
Fermentation
In Brauerei eingesetzte Hefen
• Obergärige Hefe (ale)
– Polyploid
– Eng verwandt mit Laborstämmen von
Saccharomyces cerevisiae
• Untergärige Hefe (lager)
– S.carlsbergensis > S.pastorianus
– Tetraploid
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Kontinuierliches Brauverfahren
Dank sehr grosser
Mengen immobilisierter
Hefen, wird die
Fermentation stark
beschleunigt.
Die Reifung (Lager) ist für
Geschmacksentwicklung
trotzdem nötig (einige
Wochen).
Branyik et al. Biotechnol.Prog.2005
Problemstellen des kontinuierlichen
Brauverfahrens
• Störende Geschmacksstoffe werden vermehrt gebildet
(Acetyl)
• Filtrierbarkeit (β-Glucan)
• Unerwünschte Eigenschaften des Bieres möglicherweise
aufgrund Altern der Hefen
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Beim (Gen-) Bier hört die
Gemütlichkeit auf
Brauereien berufen auf das altehrwürdige Reinheitsgebot von
1516, das außer Wasser, Gerstenmalz und Hopfen keine weiteren
Zutaten erlaubt.
Bier aus Bt-Mais. In Schweden wird
ein Bier aus gentechnisch
verändertem Mais gebraut (Kenth).
Auch in der Schweiz gibt es ein
ähnliches Bier (Cool Corn).
Allerdings: Aufzählung von Stoffen: Pflanzenschutzmittel, die im
Hopfenanbau gespritzt werden, Züchtung der Braugerste oder die
Verfahren, die aus einst wilden Hefen die heute üblichen
Hochleistungs- und Reinzuchthefen gemacht haben spielen keine
Rolle Verfahren nicht geregelt, Gt nicht explizit ausgeschlossen
Eventuelle Gt Bierzutaten:
Bierhefe:
Brauprozess zu verbessern - bei klassischen
Biersorten, vor allem aber bei kalorienoder alkoholarmen Varianten.
Bisher werden keine gt veränderten
Bierhefen kommerziell eingesetzt. In der EU
ist kein Zulassungsantrag für gt veränderte
Hefe in Sicht.
Gerste und Hopfen:
Saccharomyces cerevisiae
werden mit gt Methoden bearbeitet wie Mais, Weizen oder Reis als
Rohstoffe für bestimmte Biertypen. Bisher ist aber ww keine gv-Gerste und
kein gv-Weizen zum Anbau zugelassen. In süd und mittel Amerika Biere oft
aus Mais, gt Mais in mehreren Ländern Nord- und Südamerikas großflächig
angebaut. Import-Biere auf Mais-Basis aus diesen Ländern könnten durchaus
mit Rohstoffen aus gv-Mais gebraut sein.
Realität ist die Gt bei der Produktion von Enzymen – nicht
Enzyme: Bereits
zugelassen im Reinheitsgebot für deutsche Biere. Nur gerste- und
hefeeigene Enzyme für Geschmack verantwortlich. TW der Einsatz
von Enzymen üblich, und diese Biere können auch auf dem europ.
Markt angeboten werden.
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Weingärung
Mehrere MO sind am Beginn der Fermentation
beteilig:
Hanseniaspora (anamorph Kloeckera), Pichia, Candida,
Metschnikowia, Kluyveromyces and Saccharomyces.
Zygosaccharomyces,
Saccharomycodes, Torulaspora, Dekkera and
Schizosaccharomyce
Erst nach und nach dominieren:
Saccharomyces cerevisiae
S.bayanus
Gt in der Weinherstellung
Weinrebe: derzeit keine gv-Rebsorten in der EU
Va Resistenzen gegen Pilze, Viren oder bakterielle Erreger (Echter und Falscher Mehltau,
Grauschimmel). Tw. Kernlosigkeit, Farbe, Zuckergehalt, sowie Rebstöcke mit gr. Kältetoleranz.
In Deutschland wurden zwischen 1999 und 2005 Freisetzungen mit transgenen
pilzresistenten Rebstöcken durchgeführt.
In den USA, Kanada, Moldawien und Südafrika sind gv-Hefen zugelassen, die bei der
Weinherstellung eingesetzt werden.
gv-Hefe (ML01) soll Geschmack und Farbstabilität des Weines verbessern sowie die
Entstehung unerwünschter Stoffe (Histamine) vermeiden. Sie ist auch in Moldawien
zugelassen.
gv-Hefe in Kanada zugelassen und in den USA als sicher eingestuft (GRAS, Generally
Recognized as Safe). Soll den Gehalt an Ethylcarbamat reduzieren, der als
Nebenprodukt bei Fermentationsprozessen entsteht und im Verdacht einer
krebserregenden Wirkung steht.
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Gentechnisch veränderte Weinreben im
Gewächshaus. Gerade bei den geschätzten
traditionellen Rebsorten wie Riesling ist es
bisher nicht gelungen, pilzresistente Sorten zu
züchten.
Sauerteig
Spontan fermentierter Teig
Häufig gefundene Mikroorganismen:
Lactobacillus sanfransicensis,
L.reuteri, L. rossiae,
L,. delbrueckii ssp., L.casei,
L.plantarum, L.brevis,
L.alimentarius, L.fermentum
Häufigste Hefen:
Saccharomyces cerevisiae, Saccharomyces exiguus
and Candida holmii
(Ottogalli et al., 1996)
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Geschmacksbeurteilung
Sauerteig sensorische Vorteile
Faserstoffe werden fermentiert
Elastischere Brotkruste, weniger Bröseln
Produktion von Exopolysacchariden (EPS)
durch bestimmt Laktobazillen
Erhöht den Ballaststoffanteil
Natürlicher Cholesterolsenker
z.B. Levan, Dextran
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Gt im Sauerteig
Mehlbehandlungsmittel wie ASCORBINSÄURE (Vitamin C)- bewirken, dass Mehle nicht mehr
wochenlang gelagert werden müssen, um zu reifen, sondern mahlfrisch verarbeitet werden
können.
Hier spielt die Gentechnik auch schon eine wachsende Rolle. Ascorbinsäure
wird bereits aus gt verändertem Mais hergestellt. Außerdem wird die Stärke
des Maises mit Enzymen aufgespalten, die auch mit gt veränderten MO
erzeugt werden. Um aus dem so entstehenden Rohstoff Vitamin C zu
machen, stehen der Industrie weitere gt veränderte MO zur Verfügung
(Erwinia herbicola, Erwinia citreus).
Informationen über den Anwendungsstand liegen nicht vor.
Kennzeichnung
Zutaten und Zusatzstoffe sind kennzeichnungspflichtig, wenn sie unmittelbar
aus gt verändertem Mais hergestellt werden. Ob dieses auch auf Vitamin C
bzw. Ascorbinsäure zutrifft, die in mehreren
Verarbeitungsstufen aus Maisstärke bzw. Glukose
hervorgeht, ist rechtlich nicht eindeutig geklärt.
In der Praxis hat sich durchgesetzt, dass nicht
gekennzeichnet wird.
Zusatzstoffe, die in geschlossenen Systemen mit Hilfe von gt veränderten MO
hergestellt werden, sind nicht zu kennzeichnen. Voraussetzung ist, dass der
jeweilige Zusatzstoff auf gereinigt wird und keine MO enthält.
Erhalten die verwendeten MO Nährstoffe (Substrate) aus gentechnisch
veränderten Pflanzen, bleibt der Zusatzstoff ohne Kennzeichnung.
Enzyme und die Art ihrer Herstellung werden generell nicht auf der Zutatenliste
angegeben.
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Milchsäurebakterien
• Gruppe von Bakterien, die verschiedene
Zucker zu Milchsäure fermentieren kann.
– Weinerzeugung
– Sauerteig
– Sauerkraut
– Johurt und Sauermilch
– Kimchi
– Kakao…
Milchsäure-Fermentation
Rascher Wechsel der Spezies mit Zunahme des Säuregehaltes
Glucose ⇒ 2 Milchsäure
Pyruvat + NADH + H+ ⇒ Lactat + NAD+
Netto-Energieausbeute 2 ATP
In jeder Phase 108-109 Keime
Milchsäure
Essigsäure
Mannitol
Fructose Glukose
Plengvidhya et al. 2007, Appl Environm Microbiol
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Milchsäurebakterien werden
biotechnologisch eingesetzt….
• Speisen- und Getränkeerzeugung
(Geschmack)
• Haltbarmachung
• Erzeugung von funktionellen
Nahrungsbestandteilen (z.B. EPS)
• Erzeugung von Bakteriozinen
• Erzeugung von Milchsäure, Polyolen, BVitaminen.
Überblick Bakterien Phylogenie
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Mikrobiologisches Artkonzept
www.microbial-ecology.net
Die rRNA Revolution
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Molecular clock
IDEAL!
• Universell verbreitet
• Funktionell identisch
• Konservierte und variable Bereiche
• Konstante Substitutions/ Mutationsrate
• Kein lateraler Gentransfer (‘echte’ Orthologie)
REAL!
–Ribosomale RNA/DNA
–Recombinase RecA
–Elongationsfaktor EF-TU
–ATPase
–Viele ribosomale Proteine
16S rDNA
www.microbial-ecology.net
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Proteinbiosynthese
www.microbial-ecology.net
drei Domänen Modell nach Carl Woese
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Bacteria
Acidobacteria
Actinobacteria
Aquificae
Bacteroidetes
Chlamydiae/Verrucomicrobia
Chloroflexi
Cyanobacteria
Firmicutes (Gram positive)
•
Bacillales
•
Clostridiales
•
Lactobacillales
•
Mollicutes
Nitrospirae
Planctomycetes
Proteobacteria (Alpha)
Proteobacteria (Beta)
Proteobacteria (Gamma)
Proteobacteria (Delta)
Spirochaetes
Thermotogae
Thermus/Deinococcus group
Domäne:
Abteilung:
Klasse:
Ordnung:
Eukarya
Archaea
Crenarchaeota
•
Caldisphaerales
•
Desulfurococcales
•
Sulfolobales
•
Thermoproteales
Euryarchaeota
•
Archaeoglobales
•
Haloarchaea
•
Methanobacteriales
•
Methanococcales
•
Methanomicrobiales
•
Methanosarcinales
•
Methanopyrales
•
Thermococcales
•
Thermoplasmatales
•
Thermoproteales
Korarchaeota
Nanoarchaeota
Bakterien
Firmicutes
Bacilli
Milchsäurebakterien (Lactobacillales)
Opisthokonta
•
Metazoa
•
Choanoflagellata
•
Fungi
Viridiplantae (algae & plant)
Amebozoa
Cercozoa (shelled amebas)
Alveolata
Marine flagellates
Heterokonta
(Stramenopiles)
Discicristata
Excavata
Emerging Eukaryotes
Phylogenie
Lactobacillaceae
Aerococcaceae
Carnobacteriaceae
Enterococcaceae
- Leuconostocaceae
Streptococcaceae
Wichtige Arten sind:
Lactobacillus acidophilus, ein Bestandteil der normalen Vaginalflora
Lactobacillus bulgaricus - zur Joghurt-Gewinnung eingesetzt
Lactobacillus casei
Lactobacillus crispatus und Lactobacillus iners
Enterococcus faecalis – menschl. Mikrobiota
Lactobacillus helveticus - zur Käse-Herstellung
Leuconostoc mesenteroides - zur Sauerkraut-Gewinnung eingesetzt
- Lactobacillus plantarum
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Warum sind Milchsäurebakterien so
erfolgreich?
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1: J Clin Gastroenterol. 2008 Sep;42 Suppl 3 Pt 2:S160-2.
Functional genomics of probiotic Lactobacilli.
Klaenhammer TR, Altermann E, Pfeiler E, Buck BL, Goh YJ, O'Flaherty S, Barrangou
R, Duong T.
• Genotyp ≠ Phänotyp
• Mucus-bindende Proteine für Zell-Adhäsion
• Transporter Systeme für Kohlenhydrate und
Proteine
• Gene für Säure- und Gallentoleranz & quorum
sensing
• Umweltbedingungen und LM-Matrix
formen Genexpression
distans.livstek.lth.se:2080/ microscopy/foods&bact.htm
Streptococcus lactis
Siegeszug der modernen Biotechnologie
- Zusammenfassung -
-Erforschung der MO Biotechnologie, interdisziplinäre Wissenschaft von
(Mikro-)Biologie und Verfahrenstechnik (Maschinenbau)
Jogurt oder Käse werden inzwischen in hoch spezialisierten Anlagen
produziert, mit optimalen Bedingungen (Temp., Druck) für MO
Förderug von bestimmte Eigenschaften der Bakterien, Schimmelpilze oder
Hefen durch Züchtung
Stetige Optimierung der Prozess- und Messtechnik, Hygienestandards
Mit Hilfe der Gentechnologie kann man die MO gezielter verändern und an
technische Parameter anpassen.
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Gentechnik bei Starterkulturen:
Keine praktische Anwendung
- große Erwartungen in gt Verfahren bei MO, Bakterien, Schimmelpilzen, (vor allem aber Bierund Bäckerhefen)
Viele Forschungsprojekte wurden abgebrochen, derzeit sind in der EU keine gv-MO
zugelassen, die unmittelbar in LM eingesetzt werden.
praktische Umsetzung gestaltet sich schwierig, die Starterkulturen verbleiben im LM und
gelangen beim Verzehr in den menschlichen Körper, mögliche Wechselwirkungen MO aus
Mund oder GIT
Viele entwickelte gv-MO im Testbetrieb nicht technisch ausgereift. Oft waren die neu
eingeführten, veränderten Gene nicht stabil, die gewünschten Eigenschaften waren nach
einigen Vermehrungszyklen nicht mehr aktiv.
Die letzten Zulassungen von gt veränderten MO wurden in GB erteilt:
1995 für eine Brau- und 1999 für eine Backhefe
Die Hefen wurden nur vorübergehend im Probebetrieb eingesetzt und finden
heute keine kommerzielle Verwendung. Die Zulassungen sind erloschen.
GT vs traditionellen Kultivierungsverfahren, kann Eigenschaften der Starterkulturen auch
über die Artgrenzen hinaus verändern.
Aroma- oder Geschmackseigenschaften von Früchten (Erdbeere), die an ein
bestimmtes Gen gebunden sind, können auf Milchsäurebakterien zur Joghurtherstellung
übertragen werden. Die auf diesem Wege hergestellten Stoffe müssen nicht als LM
Zusatzstoffe deklariert werden.
Senkung von Produktionskosten durch Verkürzung von Reifungszeiten
(Käseherstellung). Durch Beschleunigung der Aromaentwicklung.
Dem Bakterium Lactococcus lactis wurde dazu das Gen eines Virus übertragen, der
die zellwandauflösende Substanz Lysozym bildet. Damit hofft man die Tätigkeit der
MO im Käse vorteilhaft zu beeinflussen.
Wegen der großen Bedeutung von milchzucker-, eiweiß- und
fettabbauenden Enzymen (Lactase, Proteasen und Lipasen) bei der
Käsereifung ist die gentechnische Forschung bemüht, Starterkulturen zu
entwickeln, die diese Enzyme in der optimalen Menge produzieren. Ist
das gewährleistet, kann auf die Zugabe solcher Enzyme im Nachhinein
verzichtet werden.
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Resistenz gegen bakterielle Viren (Bakteriophagen)
In den Großbetrieben der milchverarbeitenden Industrie ist der Befall der
Starterkulturen mit bakteriellen Viren, so genannten Bakteriophagen, zu einem
bedeutenden wirtschaftlichen Risikofaktor geworden. Neben der gezielten Auswahl
von Bakterienstämmen, die natürlicherweise Resistenzen gegen den Befall durch
Bakteriophagen aufweisen, wird fieberhaft daran gearbeitet, kommerziell
bedeutsame Starterkulturen durch gentechnische Manipulation resistent gegen
Virusinfektionen zu machen.
viraler Transfer zwischen Zellen durch
Bakteriophagen
Alternativen zur Gentechnik: Gezielte Auswahl und Mutagenese
Screening: Suche nach best. Eigenschaften in MO. Bestrahlung mit UV-Licht oder Behandlung
mit Chemikalien Mutationen, Wahrscheinlichkeit steigt, einen Stamm mit den jeweils
gewünschten Eigenschaften zu erhalten.
die ausgewählten Stämme werden gezielt gezüchtet und bearbeitet, um die Stabilität sowie
Ergiebigkeit zu fördern und die MO an bestimmte technische Prozesse anzupassen.
z.B. Bakterienstämme die weniger Milchsäure produzieren und so eher den Geschmack des
Verbrauchers treffen. Für probiotische Produkte wird nach besonders
widerstandsfähigen Bakterien gesucht, welche das saure Milieu des Magens
überstehen und den Darm lebend erreichen.
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Teil ll: Enzyme, „weiße Gentechnik“
Was sind Enzyme?
Enzyme sind hochmolekulare, einfache oder zusammengesetzte Eiweißstoffe, die
in den Zellen jedes lebenden Organismus oder in Körperflüssigkeiten vorkommen.
Sie wirken als Biokatalysatoren, das heißt sie beschleunigen chemische
Reaktionen. Enzyme steuern den Stoffwechsel in der gesamten lebenden Natur.
Die Wortendung -ase kennzeichnet die Enzyme z.B. Urease, Glucoseoxidase
Einsatzgebiete:
- Lebensmittelindustrie: Bier, Brot, Milch, Käse, Joghurt, Sauerkraut
- Landwirtschaft: Düngemittel, Biogas
- Medizin: Antibiotika, Insulin, Impfstoffe, Biochemikalien (Vitamine)
- Textil-, Leder- und Papierherstellung
- aber auch in der Waschmittelindustrie, da Enzyme als Schmutzlöser
wirken
Enzyme und Enzympräparate werden heute immer häufiger in
biotechnologischen Prozessen genutzt.
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Anwendungsmöglichkeiten
• pharmazeutische Industrie: Antibiotika, Impfstoffe, Insulin, Aminosäuren,
Grund- und Feinchemikalien
• Lebensmittelindustrie: Futterhefe, Brot, Bier, Essig, Alkohol
• Rohstoffgewinnung: am Beispiel der Metallgewinnung aus Müllhalden oder
armen Erzen
• Chemikalien aus Schlämmen wiedergewinnen
• vollständige Nutzung vorhandener Rohstoffe
(aus 1000 t Zelluloseabfällen können etwa 285 000L Ethanol gewonnen werden)
• Energiegewinnung z. B. Biogas, Wasserstoff
• Umweltschutz z.B. Entsorgung von Abwässern, Schadstoffbeseitigung
(Kohleentschwefelung)
• effektive Umweltkontrolle mit Hilfe Bioindikatoren
Schlämme aus Industrieabwässern
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Enzyme sind Werkzeuge einer "sanften Chemie"
Enzyme wirken als Biokatalysatoren: beschleunigen biochemische Reaktionen um
ein Viel- Millionenfaches
Enzyme sind an das Umfeld lebender Zellen angepasst. Im Gegensatz zu chemischen
Prozessen benötigen enzymatische Verfahren weder Lösungsmittel, noch extreme
Hitze oder Drücke und sind daher weniger energieintensiv
Enzyme arbeiten effektiv und präzise: Sie wirken auf genau definierte Gruppen von
Molekülen.
Enzyme statt giftige Säuren: Schon nach einer
Stunde haben biologische Helfer das Metall
vom Rost befreit.
Enzyme und Food Design
Traditionelle Verfahren nutzten die Wirkung der Enzyme eher zufällig: ein wenig
Kälbermagen wurde der Milch zugesetzt damit sie dick wird und daraus Käse werden
konnte, außerdem: beim Mälzen der Gerste, beim Brotbacken oder bei der Erzeugung von
alkoholischen Getränken. Enzyme sind auch beteiligt, wenn sich bei der Verarbeitung oder
Zubereitung von Lebensmitteln die jeweils typischen Aromen herausbilden.
Pektinasen waren die ersten LM-Enzyme, die
als Präparat verwendet wurden. - erleichtern
und verbessern das Auspressen von Obst und
Gemüse, Zellwände der Pflanzen lassen sich
schneller aufschließen höhere Saftausbeute
bauen die nach dem Auspressen noch
vorhandenen Trübstoffe ab, klären Apfelsaft
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kommerziell am bedeutendsten im LMbereich ist die Stärkeverzuckerung
Im Prinzip kann jede stärkehaltige Pflanze verwendet werden. Enzyme zerlegen die
Stärke in verschiedene Zucker - und fügen sie zu weiteren Zutaten und Zusatzstoffen
zusammen.
modifizieren Stärke, optimieren Fette und Eiweiße, stabilisieren aufgeschlagene Schäume und Cremes, "verkleben"
unterschiedliche Fleischteile zu Kochschinken oder Brühwurst
sorgen für Bissfestigkeit von Cornflakes, Gefrier-Tau-Stabilität eines Fertigteiges, gleichmäßige Qualität von Eiswaffeln
und verhindern das Kleben von Nudeln nach dem Kochen
bauen Asparagin, den Vorläufer für das möglicherweise krebserregende Acrylamid, ab Acrylamidgehalt von
Knäckebrot, Kartoffelchips oder Pommes Frites um bis zu 90 Prozent reduziert
Enzyme konservieren Mayonnaise und Eiprodukte, steuern die Reifung von fermentierten Lebensmitteln und
Getränken, Aromabildung bei Käse oder Rotwein - Sie spalten aus Butter-, Käse- oder Rahmaromen Fettsäuren ab oder
bilden aus Eiweißen Würze oder Bratengeschmack
Gewinnung von färbenden Auszügen aus Früchten, Beeren oder Blattgrün beteiligt,
entfernen biochemisch die Schalen von Obst, helfen bei der Extraktion von Zitrusessenzen.
Mit Hilfe von Enzymen können Stärke, Fette oder Eiweiße so modifiziert werden, dass sie bestimmte
technologische Aufgaben im LM erfüllen. Solche "funktionellen Komponenten" übernehmen
zunehmend die Aufgaben von Zusatzstoffen ("E-Nummern").
Enzyme auf dem Weltmarkt
• In der Natur mehr als 10.000 Enzyme, (1/2 bekannt)
• 120 Enzyme werden industriell genutzt
• 40-50% der inustriell verwend. Enzyme in der LM Industrie sind gt
verändert v.a. Stärkeverzuckerung
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Enzyme in der Biotechnologie
- Enzyme in vielen verschiedenen Gebieten eingesetzt, zB in der Medizin oder der
Lebensmittelherstellung. Um den großen Bedarf an diesen MO zu decken, bedient
man sich der modernen Gentechnologien, um die Enzyme in zahlreicher Menge in
Laboren herzustellen.
Hersteller gingen im Laufe der achtziger Jahre deshalb dazu über die
Informationen für das Enzym in das Erbgut von Bakterien, Hefen oder
Schimmelpilzen einzuschleusen. Diese Wirtsorganismen produzieren nun
aufgrund des veränderten Erbguts das gewünschte Enzym.
In der modernen Biotechnologie unterscheidet man heute zwei gentechnische
Methoden, die unterschiedliche Ziele verfolgen:
Methode 1: Genetic Engineering
Ziel des Genetic Engineering ist die möglichst effiziente und
qualitätskonstante Produktion von Enzymen, die auch in der Natur
vorkommen. Um diese naturidentischen Enzyme herzustellen, wird in
einen besonders leistungsfähigen Mikroorganismus die genetische
Codierung des gewünschten Enzyms eingepflanzt. So wird die
Ausbeute erhöht.
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Methode 2: Protein Engineering
Ziel des Protein Engineering ist die Herstellung von modifizierten
Enzymen mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen. Hierbei
wird die genetische Codierung des gewünschten Enzyms derart
verändert, dass die Aminosäuren, ausgetauscht werden und dadurch die
Eigenschaften des Enzyms verbessert werden.
Gentechnik hat Enzymtechnologie einen starken Schub versetzt
Die Gentechnik ist der Motor, der die Enzyme in viele Anwendungsfelder
hineinpumpt.
(Gentechnik in der)
Enzymherstellung
Früher begrenzt durch:
- chemische Synthese wegen komplizierter
Molekülstruktur kaum möglich
- unter natürlichen Bedingungen Enzyme nur
in geringen Konzentrationen gebildet
- Für Massenprodukten viel zu teuer
Biotechnische Herstellung von Enzymen
in Fermentern.
Heute: Vielzahl von Enzymen biotechnisch gewonnen
Verschiedene MO - Bakterien, Hefen, Schimmelpilze – worden
gezüchtet, die für ihren eigenen Stoffwechsel benötigten Enzyme
in großen Mengen auszuschütten.
sowie Gentechnik: Im Prinzip kann nun jeder Mikroorganismus
jedes Enzym in unbegrenzter Menge bilden.
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verschiedene Ansätze und Strategien
•
Optimierung enzymproduzierender Mikroorganismen
- MO die das gewünschte Enzym von Natur aus bilden – (in geringen Konzentrationen)
- Vervielfältigung des Enzym-Gens, das Vorschalten neuer "starker" Startsignale/ Promotor
oder das Abschalten der natürlichen Regulation
homologer Gentransfer, nur Gene aus der jeweiligen Art übertragen oder neu arrangiert.
Beispiel: Xylanasen überwiegend gv Pilzkulturen (Aspergillus-, Trichoderma- Arten), aber
auch gv Bakterien (Bacillus)
Wirkung
Aufspaltung von Bestandteilen
pflanzlicher Zellwände
Anwendungsbereiche
Backwaren, auch: Fruchtsaft, Bier
(im Ausland)
gentechnische Herstellung
verbreitet
Kennzeichnung
nein
In EU acht Xylanase-Präparatem eist in Mischung mit anderen
Enzymen, hergestellt.
verschiedene Ansätze und Strategien
•
Transfer von Enzym-Genen auf Mikroorganismen
Isolation von Enzym-Genen Übertragung auf andere MO
Erst das neue Gen stimuliert Enzymausschüttung.
Mit einer begrenzten Zahl von Produktionsstämmen können somit verschiedene Enzyme
hergestellt werden - je nach Gen, das in ihr Erbgut eingefügt worden ist. Artgrenzen
stellen bei der Gen-Übertragung kein Hindernis dar (heterologer Gentransfer).
v.a. wenn keine MO dieses Enzym produzieren, Beispiel: Chymosin, das nur von Zellen
im Magen von Kälbern gebildet wird.
Durch Gentransfer kann die Produktion eines bestimmten Enzyms in MO "verlagert"
werden, die als sicher bekannt sind und die einfach in technischen Anlagen (Fermentern)
kultiviert werden können.
Wirkung
Spaltung von Milcheiweiß
Anwendungsbereiche
Käse
gentechnische Herstellung
verbreitet
Kennzeichnung
nein
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In den USA und Großbritannien wird Käse zu etwa 80 bis 90 Prozent mit gentechnisch gewonnenem Chymosin erzeugt. In
der EU wird der Marktanteil auf etwa 75 Prozent geschätzt.
Der überwiegende Teil des eingesetzten Chymosins geht in die Molke (MolkenpulverMolkenpulver) über, der Rest verbleibt
im Käse.
Ab 2013 neue EU-Vorschriften: Da Chymosin noch im Käse vorhanden ist, muss es als Zutat auf der Zutatenliste
deklariert werden. Eine besondere Kennzeichnung im Hinblick auf eine Herstellung mit gentechnisch veränderten
Organismen ist nicht vorgesehen.
Herstellung von Chymosin
mit gentechnisch veränderter
Hefe (schematische
Darstellung).
Grafik: National Centre for
Biotechnology Education
(NCBE)
verschiedene Ansätze und Strategien
Optimierung der Enzyme (Protein Engineering).
- Bisher Gentechnik um bekannte Enzyme mit neuen Verfahren möglichst
"naturgetreu" her zu stellen
- Inzwischen wird daran gearbeitet, über gezielte Veränderung am jeweiligen Gen ein
Enzym an den jeweiligen Verwendungszweck anzupassen.
- So dass das Enzym unter "ungewohnten" technischen Bedingungen (Temperatur,
Säure usw.) eines Produktionsprozesses funktioniert
Noch steckt das "Enzym Design" im Experimentierstadium - doch die ersten dieser
"optimierten" Enzyme werden in Waschmitteln kommerziell eingesetzt. Anwendungen
im Lebensmittelbereich stehen bevor.
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Weiße Gentechnik
Zitronensäure wurde früher aus Zitrus-früchten
gewonnen. Heute setzt man für die industrielle
Produktion den Pilz Aspergillus niger ein (Lichtmikroskop bei 400facher Ver-größerung, Quelle:
pixelquelle.de, enius.de)
- erste Zusatzstoff, welcher in großem Stil biotechnologisch hergestellt wurde, war
Zitronensäure. - früher aus Zitrusfrüchten gewonnen, mittlerweile fast die gesamte
Weltproduktion aus dem Fermentationsprozess des Pilzes Aspergillus niger.
Bsp. Für gv - MO
Die Zahl der mit Hilfe von gv-Mikroorganismen gebildeten Substanzen wächst stetig.
Aminosäuren, Verwendung als Futtermittel und Geschmacksverstärker in LM, oder in
Aromapräparaten zur Abrundung oder Verstärkung des jeweiligen Geschmacks
- Phenylalanin (Aspartam), kann ebenfalls biotechnologisch hergestellt werden
Konservierungsstoffe wie Nisin und Natamycin, die Geschmacksverstärker Glutaminsäure
und Inosinsäure, der Aromastoff Vanillin sowie die Vitamine B12, B2 und C
Einsatz von gv-Mikroorganismen schon nahezu Routine in LM Industrie
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Bsp. Riboflavin, Vit B2
- Ende der 1990er Jahre industrielle Herstellung von Vitamin B2 ausschließlich chemischtechnischen Verfahren
- mehrstufige Prozess, sehr aufwändig, - inzwischen gentechnisch veränderte MO für die
Synthese des Vitamins
- als Futtermittelzusatz, Herstellung von Kosmetika
- die Vitaminkristalle sind intensive orange bis gelbe eignen sie sich zur Färbung von
Lebensmitteln.
- Vitamin B2 ist als Farbstoff (E101) zugelassen und wird in fetthaltigen Nahrungsmitteln wie
Desserts und Süßwaren, Mehl, Teigwaren, Mayonnaise und Frühstücksflocken
- Bei der Verwendung als Farbstoff darf Vitamin B2 nur mit der Bezeichnung "Riboflavin"
bzw. E101 auf der Zutatenliste des jeweiligen Lebensmittels deklariert werden.
- Zusetzung für Babykost oder Fitness-Snacks zur Vitaminanreicherung
Milchprodukte sind besonders
gute Lieferanten für Vitamin B2.
Im Vergleich: Chemisch-technisches
und biotechnisches Verfahren
Früher chemisch-technisch aus Traubenzucker (Glukose)
hergestellt
- acht Zwischenstufen - sehr aufwändig
- Einsatz von umweltrelevante Chemikalien
Inzwischen ersetzt durch einstufige Fermentation
MO die bestimmte Enzyme des biochemischen
Herstellungsweges für das Vitamin bilden
-- Die gentechnische Veränderung steigerte lediglich die
Ausbeute, um die Produktion wirtschaftlich attraktiv zu
machen.
Vitamin B2-Kristalle
in polarisiertem Licht
- Rohstoff und Nährmedium dienen Glukose oder
Biomasse
- Die Fermentation läuft unter gemäßigten
Bedingungen ab: im wässrigen Milieu, unter
Normaldruck und bei Umgebungstemperatur.
- B2 kristallisiert in gelben Nadeln aus, kann
problemlos von der Fermentationsbrühe abgetrennt
werden
- mit hohem technischen Aufwand gereinigt, im
Verkaufsprodukt keine DNA mehr nachweisbar
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Schema der biotechnischen und chemisch-technischen
Vitamin B2-Produktion bei der BASF AG
Biotechnische Produktion: Entlastungen für die Umwelt
- nur geringe Mengen chemischer Hilfsmittel, die für die Umwelt kaum Risiken bergen
- anfallende Abfallbiomasse kann biologisch verwertet werden
- Die Qualität von Vitamin B2 hat sich durch optimierten Kristallstruktur verbessert
- Luftverschmutzung, Energieverbrauch und Produktionskosten sind deutlich geringer
als bei einer chemisch-technischen Produktion
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Mikroorganismen für die Vitamin B2-Synthese
verschiedene MO eingesetzt, Promotor wurde gt verändert, kontrolliert die
Bildung der an der natürlichen Vitaminsynthese beteiligten Enzyme. Die
genetische Information für Vitamin B2 / Riboflavin wurde nicht modifiziert.
* Bacillus subtilis, ein Bodenbakterium, stellt wie viele MO natürlicherweise
Vitamin B2 her. Als Ausgangsstoff dient Traubenzucker (Glukose). Das Bakterium
gilt als gesundheitlich unbedenklich und wird auch zur Synthese anderer Stoffe
schon seit Jahren eingesetzt. Das von dem Unternehmen DSM entwickelte,
gentechnisch veränderte Bakterium produziert 300.000 mal mehr Vitamin als
normal.
* Ashbya gossypii, ein Pilz, besitzt ebenfalls von Natur aus Enzyme zur Bildung
von Vitamin B2. Hier dient als Rohstoff Biomasse. Die Ausbeute ist besonders
hoch, wenn Pflanzenöle auf Sojabasis als Substrat eingesetzt werden. Die
gentechnische Veränderung hat die Produktion auf das 50.000 fache gesteigert.
Der Pilz wird in den Anlagen des Unternehmens BASF verwendet.
Vitamin B2: Sicher auch bei Herstellung mit gvMikroorganismen?
Die Produktionsanlage:
verschiedenen Sicherheitsstufen für gt Anlagen: Bioreaktoren der Sicherheitsstufe 1 (ohne
Risiko) müssen lediglich angezeigt werden. Das würde auf die Fermenter im
Lebensmittelbereich zutreffen. Bei Sicherheitsstufe 2 ist eine Anmeldung bei den zuständigen
Behörden erforderlich.
Die Mikroorganismen:
Anmeldepflichtig sind die MO, welche in einer gentechnischen Anlage eingesetzt werden. In
der LMverarbeitung dürfen nur Stämme mit dem so genannten GRAS-Status (generally
recognized as safe) verwendet werden. Die Zentrale Kommission für Biologische Sicherheit
(ZKBS) hat eine umfangreiche Liste herausgegeben, die zahlreiche Bakterien-, Pilz- und
Hefearten verzeichnet und nach ihrem möglichem Risiko für Umwelt, Menschen und Tiere
einstuft. MO, die Stoffe für Lebens- und Futtermittel produzieren, dürfen nur der Risikogruppe
1 (= kein Risiko) angehören. Das trifft auch für die Spenderorganismen zu. Die jeweiligen
Stämme sind außerhalb der Anlagen nicht überlebensfähig. Daher bestehen bei einer
möglichen Freisetzung in die Umwelt keine Bedenken. Wenn die Mikroorganismen ein
höheres Gefahrenpotenzial aufweisen, sind die Bioreaktoren durch
geeignete technische Maßnahmen gesichert.
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Vitamin B2: Sicher auch bei Herstellung mit gvMikroorganismen?
Das Produkt:
Für Vitamine oder Zusatzstoffe gelten bestimmte Sicherheitsstandards, z.B. Reinheitsgrad.
Dabei spielt es keine Rolle, mit welchen Verfahren die jeweiligen Produkte hergestellt werden
– sei es chemisch, biotechnisch oder mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen. Denn
das Endprodukt ist chemisch identisch. Verantwortlich für die Qualität und Sicherheit der
Produkte ist das jeweilige Unternehmen. Anlage und Produktion werden von
Aufsichtsbehören überwacht. Bei Herstellungsverfahren mit gv-Mikroorganismen wird vor
allem kontrolliert, ob das Vitamin tatsächlich sorgfältig aufgereinigt ist und keine DNA oder
andere Bestandteile der Produktionsorganismen enthält.
Zulassung: Seit März 2000 ist mit Hilfe gentechnisch
veränderter Mikroorganismen hergestelltes Vitamin B2
nach der damals maßgebenden Novel-FoodVerordnung zugelassen.
Enzyme in Waschmitteln
in sehr geringer Menge in der Waschmittelmischung eingesetzt Schlüssel für modernen
Waschmittel
Die hochspezialisierten Stoffe dringen gezielt in die Schmutzpartikel ein und spalten sie
auf. Dabei kann jedes Enzym nur einen bestimmten Stoff aufspalten (Substratspezifität).
Enzyme entfernen mit hoher Wirksamkeit ganz spezifische Verschmutzungen
- Bei niedrigen Temperaturen aktiv, schonen die Textilien
- Vorwäsche nicht mehr notwendig
- spart Energie und Wasser
- Durch gezielte Reinigungswirkung in Verbindung mit anderen Inhaltsstoffen, z.B.
Tenside, kann die Menge an Wasch- und Waschmittelhilfsstoffen
noch weiter reduziert werden.
Das Abwasser wird weniger belastet.
Zudem sind die Enzyme vollständig biologisch abbaubar.
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Beispiele:
Proteasen: spalten Proteine und wirken gegen Flecke von Eiern, Milch u.ä.
Amylasen:
Lipasen:
Cellulasen:
spalten Stärke und beseitigen Rückstände von Schokolade, Kartoffelbrei u.ä. .
spalten Fette und wirken gegen Flecken von Make-up, Sonnencreme u.ä. .
entfernen Baumwollfusseln und frischen färbige Textilien auf
Hauptsächliche Verwendung von Archaea Enzymen, da hitzestabil,
extremophil
Extremozyme
Durch Cellulasen
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Extremozymproduktion mithilfe von Gentechnik
Für große Menge Enzyme benötigt man viele Archaea
Diese treten in der Natur jedoch nur in geringer Menge auf – darum gt
Der Aufbau jedes Enzyms ist im Erbgut der Archaeen festgelegt
Man entfernt das entsprechende Stück aus der Archaeen-DNA und pflanzt es in das
Erbgut von Laborbakterien ein.
Diese produzieren nun mithilfe des eingefügten DNA-Stücks das gewünschte Enzym
in großen Mengen.
Waschmittelallergien und ihre Ursachen
Die in Waschmitteln enthaltenen Proteasen greifen nicht nur Eiweißflecken an
sondern auch die Haut des Menschen. Vor allem sind die Enzyme verunreinigt, das
heißt, dass diese aus Bakterien gewonnen Substanzen oft noch die
Bakterienzellwände enthalten.
Diese können bei sensiblen Menschen und bei nichtausreichend gespülter Wäsche
allergische Reaktionen hervorrufen. Um die Gefahren zu verringern wurden die
Enzympartikel mit wachsartigen Substanzen, den sogenannten Prills ummantelt , um
direkten Hautkontakt zu vermeiden und die Lagerfähigkeit der Produkte zu
verbessern.
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Sind Enzyme sicher?
Mithilfe von technischen Standards bei der Produktion und geeigneten Testverfahren für
die Enzymprodukte kann ein hohes Sicherheitsniveau erreicht werden. Nachdem die
MO die gewünschten Enzyme ausgeschüttet haben, werden sie isoliert und mehrfach
gereinigt. Eventuell im Verlauf der gt Manipulation eine Veränderung der Enzymstruktur.
Darum Tests in Tierversuchen. Befürchtung, dass mit vermehrten Einsatz von Enzymen
Allergien zunehmen könnten.
Grundsätzlich können alle Proteine - und damit auch jedes Enzym - eine allergische
Überreaktion des Immunsystems auslösen.
Die meisten Enzyme in Lebensmitteln werden zudem bereits bei der Zubereitung
(beim Backen beispielsweise) umgesetzt und gehen nicht in das Lebensmittel über.
Für die Umwelt sind Enzyme nicht gefährlich, da sie biologisch abbaubar sind.
Ausflug: Archaea
Früher als Procaryonten zusammen gefasst, da sie wie die Bakterien keinen ZK besitzen.
Seit 1990 eigene Domäne, da sie sich in der rRNA von den Bakterien unterscheiden.
Aufbau der ZW ist speziell (Pseudomurein), generell sehr vielfältig in ihrem Aufbau
Die zentralen molekularen Prozesse, zum Beispiel Translation und Transkription, sind
dagegen denjenigen der Eukaryoten recht ähnlich: Archaeen benutzen ähnliche, aus mehreren
Proteinuntereinheiten zusammengesetzte RNA-Polymerasen u.v.m
Die meisten Archaea-Arten findet man in extremen Habitaten (bes. in heißen Quellen
und Wasser mit sehr niedrigem pH), im Faulschlamm und Rindermägen, auf glühenden
Kohlehalden(!), in Salzseen.
Meist autotroph, anaerob (t.w. O2 sogar toxisch),
Methanogen,
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Archaea wurden beim Menschen im Darm (Colon), im Mund (Zahnflora) und in der
Vagina nachgewiesen. V.o. Gattung Methanobrevibacter Methanobrevibacter smithii.
Diese zählen zu den methanogenen Archaea. Jedoch kommen nicht bei allen
Menschen M. smithii im Darm vor, bei Säuglingen unter zwei Jahren wurden bisher
noch nie Archaea identifiziert.
Je mehr methanogene Archaea im (entzündeten) Zahnfleisch vorhanden sind, desto
stärker ist eine entsprechende Parodontitis ausgeprägt.
Auch bei Patienten mit Darmkrebs bzw. Divertikulose war die Menge methanogener
Archaea in jenen Bereichen erhöht. Archaea tragen nur indirekt zur Erkrankung
bei, indem sie das Wachstum echt pathogener Bakterien fördern.
In dünnen Menschen verglichen zu Übergewichtigen wurden mehr Archaea nach
gewiesen.
Europa harmonisiert Zulassung von Enzymen
Nach einer neuen EU-Verordnung
werden Zusatzstoffe, Aromen und
Enzyme in Lebensmitteln künftig
innerhalb der Europäischen Union ein
einheitliches Zulassungsverfahren
durchlaufen. In Deutschland war für
Enzyme bisher keine Zulassung
erforderlich. Die Aufsicht über die
Zulassung liegt in den Händen der
Europäischen Behörde für
Lebensmittelsicherheit (EFSA). Sie wird
eine "Positivliste" aller Enzyme auf dem
Markt erstellen, die aber wahrscheinlich
nicht vor 2013 vorgelegt wird. Auf den
Verpackungen angegeben werden
müssen Enzyme nur, wenn sie eine
"technologische Wirkung" haben. Ob sie
mit Hilfe von gentechnisch veränderten
Mikroorganismen hergestellt wurden,
muss nicht angegeben werden.
Das bei der Käseherstellung eingesetzte
Lysozym muss nach der EU-Verordnung
1332/2008 EC in Zukunft als Zusatzstoff
deklariert werden.
Quelle: Alexandra Bucurescu
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Was in der Positivliste drinstehen muss
Beschreibung des Enzyms (Name, Synonyme)
Spezifikationen wie Ursprung, Reinheitskriterien und die mögliche Herstellung mit
gentechnisch veränderten (gv) Mikroorganismen
Lebensmittel, denen das Enzym zugesetzt werden darf
Bedingungen, unter den es verwendet werden darf
Verkaufsbeschränkungen
Kennzeichnung
Nach der Einschätzung des Verbands Europäischer Enzymhersteller, ist mit einer Liste der
überhaupt zulässigen Anträge erst 2013 zu rechnen
Bewertung aller Anträge durch die EFSA..voraussichtlich bis 2015
Endgültige Positivliste der in der EU zugelassenen Lebensmittelenzyme durch die
Europäische Kommission ...??
Sicher ist, dass Enzyme, die mit Hilfe von gt veränderten MO hergestellt werden, nicht
besonders gekennzeichnet werden müssen. Deklariert werden müssen überhaupt nur
Enzyme die eine "technologische Wirkung" im entsprechenden LM haben Zusatzstoffe
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Bis jetzt sind das nur:
- Lysozym - das bei der Reifung von Käse eingesetzt wird
- und Invertase - das bei der Herstellung von Süßwaren die Füllungen
feucht hält.
Die allermeisten Enzyme gelten jedoch als
technische Hilfsstoffe, die auch weiterhin nicht
unter die Deklarationspflicht fallen.
1922 entdeckte Fleming das Lysozym, im
Nasensekret.
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