Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und

Werbung
Newsletter, 22. Dezember 2015
Editorial
erzieherischen und cannabisspezifischen Methoden
Hamburg, Dezember 2015
auf
die
vor
Weihnachten
erreicht
Cannabiskonsum
Jugendlicher
zu
untersuchen, sowie der Frage nachzugehen, ob sich
Sehr geehrte Damen und Herren,
kurz
den
Sie
unser
23.
Wahrnehmung
der
erzieherischen
Methoden
zwischen Eltern und Jugendlichen unterscheiden.
Newsletter. Wie gewohnt fassen wir für Sie die
Studien
2. Zusammenhänge von Werbebotschaften für
zusammen, die für das Verständnis von Sucht,
den medizinischen Gebrauch von Cannabis und
Suchtentwicklung und Suchtprävention, aber auch in
Cannabiskonsum von Jugendlichen in den USA.
der alltäglichen Praxis von Bedeutung sind.
Im
Ergebnisse
aktueller
wissenschaftlicher
Zusammenhang
mit
der
Legalisierung
von
Cannabis zur medizinischen Nutzung in den USA ist
In unserer aktuellen Ausgabe berichten wir von
die mediale Aufmerksamkeit stark angestiegen. Diese
diesen Themen:
Studie geht der Frage nach, ob die Exposition von
Werbebotschaften für den medizinischen Gebrauch
1.
Welche
Rolle
spielen
Erziehungsmethoden
cannabisspezifische
beim
Konsum
von
Cannabis und anderen illegalen Drogen von
von Cannabis, die in den USA erlaubt sind, eine
vermittelnde Rolle für den Konsum von Cannabis bei
Jugendlichen spielt.
Jugendlichen?
Über den Zusammenhang von cannabisspezifischen
Erziehungsmethoden
und
den
Konsum
der
Jugendlichen ist noch wenig bekannt. Ziel dieser
Studie ist es, die Auswirkungen von allgemeinen
Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis | 22.12.2015
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3.
Familiale
Prädiktoren
Internetgebrauch
bei
für
pathologischen
Kindern
und
Jugend-
unseres
regelmäßig
stattfindenden
Fortbildungs-
programms für Fachkräfte der Suchtprävention.
lichen: Ergebnisse einer Längsschnittstudie.
Zur Ermittlung von Risikofaktoren eignen sich Studien
zum
zeitlichen
Verlauf
eines
Merkmals
Mit freundlichen Grüßen
im
Längsschnitt, von denen im Zusammenhang mit
Dr. Nicolas Arnaud, Redakteur
pathologischem Internetgebrauch allerdings wenige
Prof. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter DZSKJ
vorliegen. In dieser Untersuchung wurden erstmalig
Zusammenhänge zwischen pathologischem Internetgebrauch und familialen Aspekten bei Kindern und
Jugendlichen im zeitlichen Verlauf untersucht.
Impressum:
4.
Der
Zusammenhang
konsum
und
zwischen
affektiven
Cannabis-
Störungen:
Eine
Herausgeber: Deutsches Zentrum für Suchtfragen
des Kindes- und Jugendalters
Langzeitstudie.
Prof. Dr. Rainer Thomasius
Der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und
c/o Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
affektiven
Martinistrasse 52
Störungen
(z.B.
Depression)
ist
wissenschaftlich gut belegt. Eindeutige Befunde, ob
20246 Hamburg
depressive Symptome eher vor einer Suchtstörung
Telefon: 040/7410-59307,
bestehen
„Selbstmedikation“
E-Mail: [email protected]
genutzt wird, oder ob der Cannabiskonsum die
Erscheinungsweise vierteljährlich
und
die
Droge
als
affektiven Symptome induziert, stehen bisher jedoch
aus. Diese Studie untersuchte den Zusammenhang in
einer 3-jährigen prospektiven Studie.
Deutsches Zentrum für Suchtfragen
des Kindes- und Jugendalters
Wir
halten
den
Austausch
und
Wissenstransfer
zwischen Forschung und Praxis für außerordentlich
wichtig und freuen uns über Ihr großes Interesse an
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Gerichtsstand: Hamburg
unserem Newsletter. Aktuell wird unser Newsletter
von knapp
800
Abonnentinnen
und
Abonnenten
gelesen, weiteren Interessentinnen und Interessenten
steht er auf unserer Homepage zum Download zur
Verfügung. Sie finden dort ebenfalls eine Übersicht
Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis | 22.12.2015
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Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis
1. Welche Rolle spielen cannabisspezifische Erziehungsmethoden beim Konsum von Cannabis und
anderen illegalen Drogen von Jugendlichen?
Methoden
Hintergrund
Cannabiskonsum
ist
unter
Jugendlichen
weit
Die
Daten
stammen
aus
dem 16. Lebensjahr einen negativen Einfluss auf z.B.
Schülern zwischen 12 und 16 Jahren (n= 6624). Die
schulische Leistungen und die psychische Gesundheit
Befragung fand in Form von Fragebögen an den
hat. Europaweit haben knapp 30% der 15-16jährigen
Schulen statt. Die Elternbefragung (n=3209) erfolgte
Jugendlichen
ebenfalls
konsumiert.
Im
Hinblick
auf
die
Cannabis
Illegalität
von
über
Schülerinnen
an
niederländischen
einmal
mit
Befragung
verbreitet, obwohl bekannt ist, dass der Konsum vor
mindestens
Schulen
einer
Fragebögen,
zurückgesendet
wurden.
welche
Erfasst
per
wurden
und
Post
für
Drogenkonsum im Jugendalter, ist anzunehmen, dass
Jugendliche und Eltern der aktuelle Cannabiskonsum,
Eltern eine entscheidende Rolle beim Umgang mit
der Konsum in den letzten 30 Tagen und über die
Drogen
Lebenszeit
im
Jugendalter
spielen.
In
Bezug
hinweg
Alkoholkonsum erwiesen sich erzieherische Methoden
Weiterhin
wie
drogenspezifische
ein
allgemein
autoritärer
Erziehungsstil
mit
sowie
wurde
der
der
Zigarettenkonsum.
allgemeine
Erziehungsstil
erfasst.
konkreten Regeln zum Alkoholkonsum als hilfreich
Abschließend
wurde
um den Beginn des Konsums hinauszuzögern. Über
Jugendlichen
und
den
gegenseitigen Wissens über die eigenen Aktivitäten
Zusammenhang
Erziehungsmethoden
von
und
cannabisspezifischen
den
Konsum
der
die
und
Wahrnehmung
Eltern
hinsichtlich
der
des
erfragt.
Jugendlichen ist hingegen noch wenig bekannt. Einige
Befunde ergaben, dass hier besonders strikte Verbote
Ergebnisse
bezüglich Drogenkonsums förderlich seien. Zudem
Eltern berichten von einen niedrigeren Zigaretten-
heben andere Befunde auch hervor, dass sich Eltern
und Drogenkonsum als ihre Kinder über sich selbst.
im Allgemeinen in ihren erzieherischen Maßnahmen
Selbiges
bezüglich Drogenkonsums strenger sehen als ihre
wahrgenommen Strenge der Regeln in Bezug auf
Kinder dies empfinden.
Zigaretten– und Cannabiskonsum. Kinder empfanden
Muster
ergab
sich
bei
der
der
die Regeln ihrer Eltern als weniger streng als die
Ziel der Studie
Eltern selbst. Die Prävalenz cannabiskonsumierender
Ziel der Studie ist die Untersuchung der Auswirkung
Jugendlicher, derer mindestens ein Elternteil selbst
von
und
jemals Cannabis konsumierte, war deutlicher höher
cannabisspezifischen Methoden im Hinblick auf den
als bei Jugendlichen mit nicht konsumierenden Eltern.
Cannabiskonsum Jugendlicher. Zudem soll untersucht
Weiterhin wurden die cannabisspezifischen Regeln,
werden, ob sich die Wahrnehmung der erzieherischen
besonders
Methoden der Eltern und Jugendlichen unterscheiden.
Cannabis deutlich weniger streng eingeschätzt, wenn
allgemeinen
erzieherischen
Methoden
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bezüglich
eines
„Ausprobierens“
von
mindestens ein Elternteil jemals Cannabis konsumiert
Quelle:
hat.
Vermeulen-Smita, E., Verdurmena, J.E.E., Engels,
R.C.M.E. & Vollebergh, W.A.M. (2015). The role of
general parenting and cannabis-specific parenting
practices in adolescent cannabis and other illicit drug
use. Drug and Alcohol Dependence, 147, 222-228.
Deutsches Zentrum für Suchtfragen
Abbildung
1:
Zusammenhänge
zwischen
des Kindes- und Jugendalters
erzieherischen Methoden, Konsum und Wahrnehmung
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
der Eltern und Jugendlichen.
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Gerichtsstand: Hamburg
Bewertung
Die Studienerkenntnisse belegen den Einfluss des
allgemeinen sowie substanzspezifischen elterlichen
Erziehungsstils
auf
das
Konsumverhalten
ihrer
Kinder. Hierbei wird die Relevanz des Einbezugs der
Eltern
in
aufklärende
Präventionsmaßnahmen
deutlich. Da sich die Erkenntnisse dieser Studie mit
beispielsweise
Erkenntnissen
bezüglich
der
erzieherischen Methoden und Alkoholkonsum von
Jugendlichen gut in Einklang bringen lassen, bietet
dies die Chance spezifische Präventionsmaßnahmen,
z.B. Beratungsangebote, übergreifend zusammen zu
fassen.
Anita Lachmanski, M. Sc. Psych.
Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis | 22.12.2015
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Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis
2. Zusammenhänge von Werbebotschaften für den medizinischen Gebrauch von Cannabis und
Cannabiskonsum von Jugendlichen in den USA.
längsschnittlicher
Fragestellung
Im
Zusammenhang
mit
der
Legalisierung
von
prädiktive
Effekte
Analysen
von
und
(a)
Cannabis zur medizinischen Nutzung in den USA ist
Konsumabsichten
(b)
die mediale Aufmerksamkeit stark angestiegen. Auch
Cannabis-Expo untersucht.
wurden
reziproke
Cannabis-Expo
auf
Cannabiskonsum
auf
der Konsum unter Jugendlichen steigt weiter an, was
u.a. darauf zurückgeführt wird, dass die Substanz
Ergebnisse
verfügbarer ist, die öffentliche Haltung gegenüber
Zu Beginn der Studie gaben 22%, nach einem Jahr
dem Konsum von Cannabis gerade von Jugendlichen
30%
als
Cannabis-Expo an. Die Prävalenz des Konsums war
tolerant
wahrgenommen
wird,
der
Konsum
der
Jugendlichen
entsprechend
Konsums als harmlos eingeschätzt werden. Eine
(Beginn: 3.3%; nach einem Jahr: 4.8%), ebenso wie
vermittelnde Rolle könnte dabei auch die Exposition
die Konsumabsicht. Cannabis-Expo zeigte sich als ein
von
signifikanter
für
den
medizinischen
jungen
einmaliges
zunehmend als normal und die Auswirkungen des
Werbebotschaften
der
mindestens
Prädiktor,
Altersgruppe
der
niedrig
sowohl
die
Gebrauch von Cannabis spielen, die in den USA
Wahrscheinlichkeit für Konsumabsichten, als auch für
erlaubt sind.
tatsächlichen Konsum jeweils ca. um den Faktor 2
erhöhte. Gleichzeitig erhöhte ein Konsum zu Beginn
Ziel der Studie
der Studie (Faktor 2.92) sowie Konsumabsichten
In einem prospektiven, längsschnittlichen Design
(Faktor 1.09) die Wahrscheinlichkeit von Cannabis-
wurde der Zusammenhang zwischen Exposition von
Expo zum zweiten Befragungszeitpunkt.
Werbung für den medizinischen Cannabisgebrauch
(Cannabis-Expo) und den Konsumabsichten sowie
dem
tatsächlichen
Konsum
von
Cannabis
bei
Jugendlichen untersucht.
Methoden
Insgesamt 8214 im Schnitt 13-jährige Jugendliche
aus Kalifornien wurden zweimal im Abstand von 12
Monaten befragt, ob sie in den vergangenen 3
Monaten
Werbung
für
den
medizinischen
Cannabisgebrauch gesehen hatten (ja/nein), ob sie
Konsumabsichten
Cannabis
haben
konsumiert
(ja/nein)
hatten
und
(ja/nein).
ob
sie
Abbildung 1: Prospektive Zusammenhänge zwischen
Cannabis-Expo und Cannabiskonsum. OR=Odds
Ration. p=statistische Signifikanz.
Mittels
Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis | 22.12.2015
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Bewertung
gerade bei konsumierenden Jugendlichen verstärken
In dieser Studie wurde erstmals ein Zusammenhang
und den Konsum „validieren“.
zwischen der Exposition von Cannabis-bezogenen
Die Studie liefert eine Reihe von Implikationen für
Werbebotschaften und dem Konsum von Jugendlichen
Prävention.
untersucht. Der zentrale Befund, dass eine solche
verhältnispräventiver Ebene von den Erfahrungen aus
Exposition sowohl die Konsumabsichten, als auch den
der Werbewirksamkeitsforschung im Zusammenhang
tatsächlichen Konsum begünstigt, ist vergleichbar mit
mit Alkohol- und Tabakprodukten gelernt werden und
den Effekten aus der Alkohol- und Tabakforschung.
eine
Für
die
reguliert werden. Zum anderen sollte vermieden
Zusammenhänge gut belegt und Werbung durch
werden, dass Kinder und Jugendliche ihr Wissen über
entsprechende
Cannabis aus den verbreiteten Werbebotschaften
diese
legalen
Substanzen
Bestimmungen
sind
mittlerweile
stark
nun
Zum
einen
aufkommende
sollte
Industrie
auf
entsprechend
reguliert.
ableiten.
Die Studie liefert Hinweise, dass Werbung für den
differenzierte Betrachtung des tatsächlichen Nutzens
medizinischen
des
Gebrauch,
wie
sie
im
Zuge
der
Präventionsmaßnahmen,
medizinischen
Cannabiskonsums
die
und
eine
eine
Legalisierung von Cannabis in den USA eingeführt
sorgfältige Aufklärung evidenter Risiken des Konsums
wurde,
und
gerade im Kindes- und Jugendalters vornehmen,
den
werden
in
der
Jugendlichen
Wahrnehmung
die
medizinischen
Risiken
Nutzen
von
Kindern
verharmlost
überakzentuiert.
und
Da
in
verschiedenen US-Bundesstaaten auch der nichtmedizinische
Konsum
von
Cannabis
zur
Regulierung
von
Diskussion
im
der
aktuellen
Zusammenhang
mit
öffentlichen
legalisiertem
Cannabiskonsum - nicht nur in den USA - dringlicher.
aktuell
liberalisiert und teilweise legalisiert wird, erscheinen
Maßnahmen
angesichts
Werbung
Dr. phil. Nicolas Arnaud, Dipl. Psych.
zu
Cannabis angebracht.
Quelle: D’Amico, E., J., Miles, J.N.V., & Tucker, J.S.
Auch der zweite wesentliche Befund der Studie,
(2015). Gateway to Curiosity: Medical Marijuana Ads
nämlich,
and Intention and Use During Middle School.
dass
Exposition
von
der
Konsum
von
Cannabis
Cannabis-bezogener
die
Werbung
Psychology of Addicted Behaviors, 29: 613-619.
vorhersagt, verdient Beachtung. Dieser Effekt wird
damit erklärt, dass konsumierende Jugendliche ein
höheres Interesse und eine höhere Aufmerksamkeit
für solche Werbeinhalte haben. Frühere Befunde
Deutsches Zentrum für Suchtfragen
zeigen,
des Kindes- und Jugendalters
dass
konsumierende
Jugendliche,
im
Vergleich zu nicht-konsumierenden Peers, deutlich
positivere Einstellungen gegenüber Cannabis haben
(z.B.
definieren
„nützliche“,
sie
Cannabis
eher
„medizinisch-therapeutische“
als
eine
Substanz
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Gerichtsstand: Hamburg
und weniger als eine „illegale“). Werbung für den
medizinischen Gebrauch kann solche Einstellungen
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Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis
3. Familiale Prädiktoren für pathologischen Internetgebrauch bei Kindern und Jugendlichen:
Ergebnisse einer Längsschnittstudie.
Fragestellung
Ergebnisse
In dieser Untersuchung wurden Zusammenhänge
Als
zwischen
Auftreten eines pathologischen Internetgebrauchs in
pathologischem
Internetgebrauch
und
statistisch
signifikante
zeitlichen Verlauf untersucht. Zur Ermittlung von
Geschlecht der Jugendlichen und der Überschreitung
Risikofaktoren
(sogenannten
bestimmter
Studien
zeitlichen
zum
Verlauf
eines
Merkmals
(Längsschnittuntersuchungen) als Methode der Wahl.
als
neben
familiale
dem
Aspekte
„Konflikte zwischen den Eltern“ und das „NichtZusammenleben
mit
der
Auswertung
für
die
nur
Mutter“.
Mädchen
Bei
einer
zeigte
sich
hinsichtlich der familialen Faktoren ein sehr ähnliches
Ziel der Studie
Bislang
Nutzungszeiten
sich
das
der
gelten
zeigten
für
familialen Aspekten bei Kindern und Jugendlichen im
Prädiktoren)
Gesamtstichprobe
Prädiktoren
liegen
allgemein
Längsschnittstudien
wenige
Ergebnis (Prädiktor: „Konflikte zwischen den Eltern“),
pathologischen
während sich in einer Analyse nur für die Jungen zwei
sehr
zum
Internetgebrauch im Kindes- und Jugendalter vor. In
andere
dieser Untersuchung wurde erstmalig spezifisch der
erwiesen
Einfluss
„Erziehungsberechtigte sind nicht die Eltern“).
familialer
Faktoren
auf
dieses
Prädiktoren
als
statistisch
(„Funktionalität
der
bedeutsam
Familie“
und
Verhaltensmuster betrachtet.
Familiale Prädiktoren
Methoden
Konflikte zwischen
Insgesamt 1801 Jugendliche aus Taiwan wurden zu
den Eltern
zwei Messzeitpunkten (im Abstand von einem Jahr)
befragt. Das Durchschnittsalter der Stichprobe lag zur
ersten Erhebung bei 12.4 Jahren. Zur Datenerhebung
Erziehungsberechtigte
sind nicht die Eltern
Funktionalität der
Familie
Gesamt
Mädchen
Jungen
Ja (↑)
Ja (↑)
Nein
Nein
Nein
Ja
Nein
Nein
Ja (↓)
wurden in dieser quantitativen Studie standardisierte
Fragebögen
eingesetzt.
Mittels
des
statistischen
Abbildung 1: Familiale Prädiktoren für pathologischen
wurden
Internetgebrauch bei Kindern und Jugendlichen nach
Prädiktoren identifiziert, die das Auftreten eines
der Studie von Ko et al. (2015). ↑ = höhere
pathologischen Internetgebrauchs nach einem Jahr
Ausprägung,
(2. Messzeitpunkt) vorhersagen.
Merkmals
Verfahrens
der
logistischen
Regression
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↓
=
niedrigere
Ausprägung
des
Quelle:
Bewertung
einem
Ko, C. H., Wang, P. W., Liu, T. L. et al. (2015).
Längsschnittdesign die Bedeutung familialer Aspekte
Bidirectional associations between family factors and
für
Internet
Die
Autoren
die
konnten
Entwicklung
Internetgebrauchs
aufzeigen.
erstmalig
Nach
bei
den
eines
Kindern
in
pathologischen
und
Ergebnissen
Jugendlichen
dieser
Studie
addiction
prospective
among
investigation.
adolescents
Psychiatry
Neurosciences, 69, 192–200.
scheint insbesondere der Frequenz von „Konflikten
zwischen den Eltern“ (die von den Kindern und
Jugendlichen berichtet wurden) und dem „NichtZusammenleben
mit
der
Mutter“
in
diesem
Deutsches Zentrum für Suchtfragen
Lebensalter eine hohe Bedeutung zuzukommen. Ein
des Kindes- und Jugendalters
interessantes Nebenergebnis ist, das die relevanten
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
familialen Faktoren für Jungen und Mädchen nicht
Körperschaft des öffentlichen Rechts
identisch zu sein scheinen. Diese Befunde bieten
zahlreiche
Ansatzpunkte
Forschungsprojekte
therapeutische
familialer
als auch
Ansätze.
Aspekte
sowohl
für
Die
die
für
für
weitere
präventive
wichtige
Gerichtsstand: Hamburg
und
Bedeutung
Entwicklung
eines
pathologischen Gebrauchs des Internets wird durch
die Ergebnisse der Studie unterstrichen.
Dr. phil. Lutz Wartberg, Dipl. Psych.
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and
in
a
Clinical
Newsletter DZSKJ – Wissenschaft für die Praxis
4. Der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und affektiven Störungen: Eine Langzeitstudie.
Fragestellung
Substanzgebrauch und Substanzgebrauchsstörungen
Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale
zu beurteilen. Die Teilnehmer wurden auch gefragt,
Substanz weltweit. Konsumenten leiden gehäuft unter
ob
einer
Vorliegen
Depression,
die
zu
den
häufigsten
sie jemals
Cannabis konsumiert
eines
Konsums
gaben
hatten. Bei
die
Befragten
psychiatrischen Störungen zählt und mit großen
Auskunft über die Häufigkeit des Cannabiskonsums
sozioökonomischen
Belastungen
("jeden Tag" bis "einmal jährlich"). Die Diagnosen
zwischen
über das Vorliegen einer MDD und BPD wurden nach
assoziiert
ist.
Cannabiskonsum
und
individuellen
Der
Zusammenhang
und
affektiven
Störungen
ist
wissenschaftlich gut belegt, eindeutige Befunde, ob
depressive Symptome
DSM-IV-TR Kriterien zu Studienbeginn (Baseline)
erhoben und erneut bei Follow-up nach 12 Monaten.
im Allgemeinen vor einer
als
Ergebnisse
der
Der tägliche Cannabiskonsum war nicht signifikant
Cannabiskonsum die affektiven Symptome induziert
mit einer erhöhten Inzidenz von MDD assoziiert
stehen bisher jedoch aus.
(adjustierte Odds Ratio (AOR) = 0,58). Hinsichtlich
Suchtstörung
bestehen
„Selbstmedikation“
und
genutzt
die
wird
Droge
oder
ob
der Diagnose BPD war wöchentlicher bis fast täglicher
Cannabiskonsum mit einer erhöhten Inzidenz
Ziel der Studie
Diese
untersuchte
den
Zusammenhang
Zusammenhang gebracht (AOR = 2,47), täglicher
Cannabiskonsum,
dem
Vorliegen
bzw.
Cannabiskonsum allerdings jedoch nicht (AOR =
und
0,52). Das Vorliegen einer MDD bei der Baseline-
Studie
zwischen
in
Auftreten
einer
Major
bipolaren
Störungen
Depression
(BPD)
in
(MDD)
einer
3-jährigen
Erhebung
war
zudem
mit
einer
erhöhten
Wahrscheinlichkeit eines späteren Konsumbeginns
prospektiven Studie.
(AOR = 1,72) assoziiert. Eine Verbindung zwischen
Methoden
dem Vorliegen einer BPD zu Baseline und einer
Die Daten wurden von den Wellen 1 und 2 der Studie
erhöhten
„National
Cannabiskonsums
Epidemiologic
Survey
on
Alcohol
and
Related Conditions” (NESARC) aus den Jahren 2000
bis
2002
gewonnen.
Die
NESARC
ist
Wahrscheinlichkeit
zu
einem
des
ersten
späterem
Zeitpunkt
konnte nicht gefunden werden (AOR = 0,61).
eine
längsschnittliche und national repräsentative Umfrage
Bewertung
der erwachsenen Bevölkerung in den Vereinigten
In dieser Studie Längsschnittuntersuchung wird der
Staaten. Hierbei wurde der “Alcohol Use Disorder and
Zusammenhang
Associated Disabilities Interview Schedule — DSM-IV
affektiven Störungen untersucht.
Version
(AUDADIS-IV)”
verwendet,
um
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zwischen
Cannabiskonsum
und
Die
Ergebnisse
Zusammenhang
lieferten
im
keinen
Längsschnitt
klaren
zwischen
Cannabiskonsum und dem Auftreten von MDD.
Deutsches Zentrum für Suchtfragen
des Kindes- und Jugendalters
Die Resultate in Bezug auf den Zusammenhang
zwischen Cannabiskonsum und dem Auftreten einer
BPD sind widersprüchlich und bedürfen weiterer
Untersuchungen.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Gerichtsstand: Hamburg
Das Vorliegen der Diagnose einer MDD bei Baseline,
konnte
mit
einem
späteren
Beginn
des
Cannabiskonsums in Verbindung gebracht werden.
Dies galt jedoch nicht für das Vorliegen der Diagnose
einer
BPD
bei
Baseline
und
einem
späteren
Cannabiskonsum.
Mit steigenden Prävalenzraten in den letzten Jahren
und einer stetigen Diskussion über den rechtlichen
Status
des
potentiellen
Cannabiskonsums,
psychiatrischen
müssen
Folgen
die
des
Cannabiskonsums ein wichtiges Kriterium in dieser
Debatte bleiben.
An möglichen Limitationen der Studie wurde das
Fehlen von Informationen über die Konsumfrequenz
von Cannabis bei Follow-up genannt. Weiterhin ist
eine Verallgemeinerung der Ergebnisse auf andere
Populationen und durch weitere Begleitumstände, wie
bspw. Komorbidität oder weiteren Substanzkonsum
beschränkt.
Dr. med. Florian Ganzer
Quelle:
Feingold, D., Weiser, M., Rehm, J., & Lev-Ran, S.
(2014). The association between cannabis use and
mood disorders: A longitudinal study. J Affect Disord;
172C: 211-218.
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