Alles so schön bunt hier… Christian Kobel, Jugendberatung Streetwork Programm O O O O O O Einstieg: „Alles so schön bunt hier“ Wer konsumiert wie viel? – Konsumprävalenzen «Partydrogen», Medis, Neuroenhancement Was wird wo in welchen Szenen konsumiert Konsummotive Wo wird gekauft? „Alles so schön bunt hier“ Wer konsumiert wie viel? Befragung Lebenszeitprävalenz 20Min / gfs Schweizerische Gesundheitsbefragung Quelle: Suchtmonitoring Schweiz, 2014 Lebenszeitprävalenzen DIZ 2011-2013 Alter bei Erstkonsum O Tabak, Alkohol und Cannabis meist im Alter von 15-16 Jahren O Kokain, Ecstasy, Amphetamin und LSD bei 21 Jahren HBSC Studie 2014 – Jugendliche erlangen nach wie vor Zugang zu psychoaktiven Substanzen, rund ¾ haben schon konsumiert – Generell Rückgang oder Stagnation des Konsums – Rückgang Rauschtrinken zwischen 2010 und 2014 – Konsum von Stimulanzien etc. kaum verbreitet. Zwischenstopp – Illegale Partydrogen werden nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung konsumiert – Einstiegsalter Stimulanzien (Kokain, Amphetamin) häufig zw. 18-22J., bei jüngeren Konsum sehr selten – Für Jugendliche gehört das ausprobieren nach wie vor dazu – ¾ der Jugendlichen (-15 J.) haben schon Konsumerfahrung Alkohol - Wirkung und Risiken ⇒ Wirkung: entspannend, enthemmend, euphorisieren, man neigt zur Selbstüberschätzung ⇒ Nebenwirkungen: Übelkeit (Alkoholvergiftung), Gleichgewichts- und Sprechstörungen, Verminderte Reaktionsfähigkeit, aggressionssteigernd ⇒ Langzeitrisiken: Schädigung sämtlicher Organe, Abhängigkeit mit psychischen und körperlichen Symptomen ⇒ Konsumform: meist getrunken ⇒ Preis: sehr günstig (10.- für 1L Wodka) Cannabis - Wirkung und Risiken ⇒ Wirkung stark dosis- und produktabhängig: Entspannend, Redseligkeit, Wohlbefinden bis zu Sinnestäuschungen und Angstzuständen ⇒ Risiken: Konzentrationsschwächen, eingeschränkte Reaktion, psychische Abhängigkeit möglich, vermuteter Risikofaktor für psychische Erkrankungen ⇒ Konsumform: meist geraucht oder gegessen, Wirkdauer ca. 30-60 Min. ⇒ Preis: pro Gramm zw. 10-20 CHF ⇒ Keine Infos zu Streckmitteln Kokain - Wirkung und Risiken Leistungssteigernde, euphorisierende Stimulanz ⇒ Steigert das Selbstvertrauen, unterdrückt Hunger und Durst ⇒ Craving, kein Sättigungsgefühl ⇒ Starke psychische Abhängigkeit möglich ⇒ Konsumform: im Partybereich meist geschnupft, Wirkdauer ca. 30-60 Min. ⇒ Preis: pro Gramm zw. 80-120 CHF ⇒ Rund 90% der Kokainproben enthalten mind. 1 psychoaktives Streckmittel ⇒ Diese Streckmittel täuschen eine bessere Qualität vor, haben aber häufig selber Nebenwirkungen (z.B. Levamisole, Phenacetin) Kokain: Zusammensetzung Streckmittel in % 2014 Risiken Levamisol 70.5% Durchfall, Magenprobleme, Schwächung Immunsystem Phenacetin 23.2% Nervosität, Kopfschmerzen, Nierenprobleme Lokalanästhetika 15.7% Herzrhytmusstörungen (IV) XTC / MDMA - Wirkung und Risiken ⇒ MDMA, 3,4-Methylendioxyamphetamin = synthetisches Amphetaminderivat ⇒ Leistungssteigernd und entaktogen/empathogen = verändert das Gefühlserleben ⇒ unterdrückt Hunger und Durst ⇒ Konsumform:Pillen oder Pulver, meist geschluckt, Wirkdauer ca. 4-6h ⇒ Preis: Pillen zw. 5-20 CHF ⇒ Häufig andere Substanzen (m-CPP, 4-FA u.a.) enthalten als deklariert (ca. 25%), z.T. sehr hoch dosierte Pillen (bis 220mg) ⇒ Risiko: Überhitzung /Kreislaufkollaps durch Anstieg der Körpertemperatur, langfristig: gestörter Serotoninhaushalt mit depressiven Symptomen MDMA: Zusammensetzung Speed / Amphetamin Stark Leistungssteigernde Stimulanz ⇒ Starker Bewegungsdrang, unterdrückt Hunger und Durst ⇒ Zittern, Schweissausbrüche ⇒ Starke psychische Abhängigkeit möglich ⇒ Konsumform: geschnupft oder geschluckt, Wirkdauer 3-6h ⇒ Preis: pro Gramm ca. 20 CHF ⇒ Dosierung aufgrund stark schwankender Reinheit schwierig (0 – 97% Amphetamin), meist eine Mischung aus Amphetamin und Coffein (Speed), in den letzten 2 Jahren zunehmend weitere psychoaktive Streckmittel Neuroenhancer - Hirndoping o Ziel - Steigerung der kognitiven und emotionalen Funktionen o Wunsch der Selbstoptimierung analog z.B. Schönheits-OP, Muskelaufbau etc. o Geht einher mit einer zunehmenden Pharmakolisierung des Alltags o Wissenschaftlich kaum Befunde für Wirkung o Am häufigsten werden Schmerzmittel konsumiert – 18% der CH Bevölkerung in den letzten 12 Monaten (Suchtmonitoring 2013) 20% 18% 18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% 10.20% 0.70% Schmerzmittel Schlaf- und Beruhigungsmittel Psychostimulanzien Sizzurp, Purple Drank, Lean, Texas Tea – Sizzurp = Mischgetränk aus verschreibungspflichtigem Hustensaft (Codein), Limonade und verkrümelten Bonbons – Partydroge in Hip-Hop-Szene – Wirkung: Erzeugt in hohen Dosen Euphorie – Risiken: Abhängigkeit, tiefer Blutdruck, Übelkeit Research Chemicals, Legal Highs etc. – Research Chemicals sind weitgehend unerforschte, synthetische Substanzen mit psychoaktiver Wirkung aus versch. Substanzklassen Beispiele sind: Mephedron (4-MMC), Methylon oder 4Fluoroamphetamin (4-FMP) – Bezug sehr einfach über Internet, z.T. sehr günstig, verkauft als Pflanzendünger, Badesalz – Meistens Pulver oder Pille, es gibt aber keine RC typische Form. – Konsumform: meist geschnupft, geschluckt, selten geraucht oder sehr selten gespritzt – Lebenszeitprävalenz bei jungen Männern bei rund 1.4% – Anteil analysierter Substanzen DIZ 2011/2012/2013 ca. 2% Body Enhancement - Wachstum ohne Grenzen? Leider ein grosses Fragenzeichen – Wahrscheinlichkeit, dass junge Männer für den Muskelaufbau auf versch. Substanzen zurückgreifen gross – Keine Daten verfügbar – Beschaffung vermutlich häufig über Internet – Ähnliche Risiken wie bei illegalen Substanzen bzgl. Zusammensetzung Substanz Verteilung DIZ Analysierte Substanzen DIZ, 2013, n=1261 LSD 5% Andere 9% Speed 22% MDMA -­‐ Kristalle/Pulver 10% Kokain 43% XTC Table�en 12% ⇒ DIZ 2013: 1261 Analysen, davon 684 Warnungen infolge Streckmittel oder unerwarteter Zusammensetzung. Wo wird die Substanz beschafft? Konsummotive Was wird wo konsumiert und beschaft? Generell im Nachtleben – Alkohol, Tabak, Cannabis am stärksten verbreitet - Erstkonsum ab 15/16 Jahren Elektronische Musik (Minimal, Techno etc.) - Stimulanzien wie MDMA, Amphetamin, Kokain – Erstkonsum ab ca. 18-22 Jahren GOA Szene – experimenteller, neben bekannten Stimulanzien, LSD, Psylos, div. Halluzinogene (z.B. 2C-B) Hip Hop – Cannabis, Alkohol, Kokain Beschaffung – in der Schweiz meist über Bekannte, Kollegen, leicht zunehmend über das Internet Zusammenfassung – Konsum von illegalen Substanzen nur bei einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung ein Thema (zw. 1-2%) – ¾ der Jugendlichen haben Konsumerfahrung mit Alkohol – Substanzauswahl relativ stabil, wenig neue Substanzen in CH – Illegale Substanzen sind meist gestreckt, dadurch mehrfache Risiken – Konsummotive beim ersten mal Neugier und Dazugehören – Konsummotive bei wiederholtem Konsum; entspannen, feiern, Probleme vergessen etc. – Blackbox: Wachstums-unterstützende Substanzen Zitat zum Schluss «Risikokompetente Menschen verstehen, dass man Risiken eingehen muss, wenn es Fortschritt geben soll. Sie dürfen Risiken nicht einfach fürchten, sondern müssen sie abwägen können.» Tages Anzeiger, Samstagsgespräch vom 9. Mai 2015 mit Gerd Gigegerenzer, Direktor Max-Planck Institut für Bildungsforschung Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit! www.saferparty.ch [email protected] [email protected] auch auf Facebook… BTMG Cannabis – rechtliche Lage seit Okt. 2013 – Art 19: Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren bei Anbau, Herstellung, Lagerung, Besitz etc… – Art 19a: unbefugter Konsum vom Betäubungsmitteln oder wer zum eigenen Konsum gegen Art.19 verstösst, wird mit Busse bestraft. In leichten Fällen Verfahren eingestellt und Verwarnung – Art 19b: Wer nur eine geringfügige Menge eines Betäubungsmittels für den eigenen Konsum vorbereitet oder zur Ermöglichung des gleichzeitigen und gemeinsamen Konsums einer Person von mehr als 18 Jahren unentgeltlich abgibt, ist nicht strafbar. – Art 19b Absatz 2: 10 Gramm eines Betäubungsmittels des Wirkungstyps Cannabis gelten als geringfügige Menge. – Art 28b: Widerhandlungen nach Art 19a Ziff1. begangen durch den Wirkungstyp Cannabis können in einem vereinfachten Verfahren mit Ordnungsbussen (100 CHF) geahndet werden. Vorleben und persönliche Verhältnisse werden nicht berücksichtig – Nicht möglich, wenn kombiniert mit anderen Vergehen etc. oder falls Jugendlicher Cannabis – rechtliche Lage – Konsum wird mit Busse bestraft, in leichten Fällen kann von einer Bestrafung abgesehen werden (Verwarnung). Ausnahme Cannabis, dort nur Ordnungsbusse 100 CHF (ohne Registierung) – Nicht strafbar ist die Vorbereitung einer geringen Menge für den eigenen Konsum oder unentgeltliche Weitergabe zum gemeinsamen Konsum von max. 10g Cannabis für Erwachsene – Konsum durch Polizei beobachtet, kann mit Ordnungsbusse 100 CHF bestraft werden (Übertretung), sofern nicht mehr als 10g mitgeführt werden – früher Anzeige und ordentliches Verfahren – Cannabis wird sichergestellt – Ordnungsbusse innert 30 Tage zu bezahlen, sonst ordentliches Verfahren (Anzeige) – Gilt nur für Erwachsene Nachweisbarkeit Substanzen Nachweisbarkeit im Blut bis zu 12 Stunden (Abbauprodukte 2 -3 Tage bei gelegentlichem Konsum und 3 Wochen bei regelmässigem Konsum 8 - 30 Stunden Nachweisbarkeit im Urin Cannabis 3 - 30 Tage, manchmal bis zu 3 Monate, je nach Dauer und Intensität des Konsums Speed 2 - 4 Tage bis zu 24 Stunden Ecstasy 2 - 4 Tage bis zu 8 Stunden GHB bis zu 8 h Psilocybin 2 - 4 Tage LSD 2 - 4 Tage bis zu 24 Stunden (Abbauprodukte bis 2 - 3 Tage) Kokain 2 - 4 Tage bis zu 12 Stunden (Abbauprodukte bis zu 24 Stunden) Heroin 2 - 3 Tage Methadon 2 -4 Tage einige Stunden bis zu 12 Stunden bis zu 24 Stunden 2 - 3 Tage Morphin Benzodiazepine bis zu 7 Tage Was tun im Notfall - Person an einen ruhigen, geschützten Ort bringen! - Seitenlagerung - Beruhigende Gespräche, Bezug zur Realität herstellen, Reize reduzieren! - Auf Verletzungen achten, durch Drogenkonsum (z.B. GHB) Sturzgefahr und Schmerzunempfindlichkeit - Verletzungen werden nicht sofort bemerkt! Im Zweifel immer Sanität 144 rufen, ärztliche Hilfe beiziehen!