Der Österreichische Erbfolgekrieg

Werbung
Der Österreichische
Erbfolgekrieg
Die Habsburgermonarchie stand am Abgrund. Maria
Theresias Anspruch auf ihr Erbe wurde von einigen
Mächten Europas nicht anerkannt. 1740 fiel der
preußische König Friedrich der Große in Schlesien ein –
der Startschuss für den Österreichischen
Erbfolgekrieg. Bis zum Frieden von Aachen 1748 befand
sich das Land im Kriegszustand.
Bald nach Tod des Vaters sah sich Maria Theresia konfrontiert
mit Ansprüchen vonseiten deutscher Fürstenhäuser, die sich
durch Eheschließungen mit Töchtern Kaiser Josephs I. – also
Cousinen Maria Theresias – als gleichberechtigte Erben der
habsburgischen Dynastie sahen.
Kurfürst Friedrich August von Sachsen trat als Gatte von Maria
Josepha, der älteren Tochter Josephs I., als Vertreter der
Ansprüche seiner Gemahlin auf. Kurfürst Karl Albrecht von
Bayern wiederum stellte Forderungen im Namen seiner Gattin
Maria Amalie, der jüngsten Tochter Josephs I. Ein
antihabsburgisches Bündnis zwischen Bayern, Sachsen und
Frankreich bildete sich mit dem Ziel der Aufteilung
der Monarchie.
Der Startschuss für einen militärischen Angriff fiel im Dezember
1740 durch den Einmarsch preußischer Truppen in Schlesien.
Der eben erst an die Macht gekommene junge König Friedrich
II. vom Preußen nützte die Gunst der Stunde und besetzte
ohne Kriegserklärung überraschend die Provinz im Nordosten
der Monarchie.
In der Folge marschierten auch andere Mächte in
habsburgische Territorien ein. Der Österreichische
Erbfolgekrieg war entbrannt. Im Juli 1741 besetzten alliierte
französische und bayrische Truppen Oberösterreich und
Böhmen. Der bayrische Kurfürst ließ sich daraufhin von den
böhmischen Ständen als König von Böhmen huldigen. Eine
regelrechte Krönung fand nicht statt, da die Insignien zuvor
nach Wien gebracht worden waren.
Maria Theresia suchte nach Verbündeten, und es gelang ihr,
Großbritannien, Russland und die Niederlande auf ihre Seite zu
bringen. Der Kampf mit Preußen um Schlesien war zwar im
Rückblick der entscheidende Konflikt, jedoch nur ein Teil des
Erbfolgekrieges, der sich auf verschiedenen Schauplätzen
abspielte. Es kam zunächst auf österreichischem Territorium zu
Kampfhandlungen gegen die bayrischen Invasoren. Bald
verschob sich das Geschehen nach Bayern und zuletzt an den
Rhein, wo die habsburgischen Truppen mit ihren Verbündeten
gegen Frankreich kämpften.
Die Position Maria Theresias wurde durch die im Juni 1741
erfolgte Krönung in Ungarn gestärkt. Es war dies ein wichtiger
Moment mit großer symbolischer Wirkung: Maria Theresia war
nun rechtmäßig gekrönte Monarchin und konnte sich der
Loyalität der ungarischen Stände versichern.
Im Reich musste hingegen ein Rückschlag eingesteckt werden:
Maria Theresias Gatte Franz Stephan konnte sich als Kandidat
für die Wahl zum Kaiser nicht durchsetzen. 1741 nahmen die
Kurfürsten den Wittelsbacher Karl VII. als Oberhaupt des
Reiches an. Das „Haus Österreich“ verlor dadurch eine Würde,
die es seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ununterbrochen
innegehabt und die das Fundament der besonderen Stellung
Habsburgs in Europa gebildet hatte.
Das Blatt hatte sich jedoch inzwischen gewendet: während der
Krönung Karls VII. in Frankfurt besetzten österreichische
Truppen Bayern, und die bayrische Herrschaft in Böhmen
begann zu wanken.
Im Juli 1742 konnte Frieden mit Preußen geschlossen werden,
der Erste Schlesische Krieg war beendet. Für Maria Theresia
bedeutete dies den Verzicht auf den Großteil Schlesiens samt
der Grafschaft Glatz (ein Nebenland Böhmens). Nur schlesische
Gebiete im Südosten des Landes (Teschen sowie Teile der
Herzogtümer Troppau, Jägerndorf und Neisse) blieben unter
österreichischer Herrschaft.
Im Mai 1743 wurde Maria Theresia in Prag zur Königin von
Böhmen gekrönt. Es war dies das Symbol für die erfolgreiche
Rückgewinnung der Herrschaft in Böhmen.
Doch der Friede währte nicht lange: Im August 1744 kam es zu
einem neuerlichen Einmarsch Preußens in Böhmen (Zweiter
Schlesischer Krieg). Der Grund dafür war die Reaktion auf die
Erfolge Maria Theresia bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche
gegenüber Bayern und Sachsen. Der Angriff auf Böhmen sollte
Österreich in einen Zweifrontenkrieg verwickeln und dadurch
geschwächt zum Frieden zwingen.
Inzwischen war 1745 Kaiser Karl VII. im Exil verstorben,
nachdem österreichische Truppen Bayern besetzt hatten.
Dessen Nachfolger schloss Frieden und erhielt dafür die
Herrschaft über Bayern zurück. Außerdem verpflichtete sich
Bayern zur Unterstützung der Wahl Franz Stephans zum
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die mit dessen im
September 1745 stattfindender Krönung in Frankfurt
besiegelt wurde.
Im Dezember 1745 konnte durch den Frieden von Dresden der
Zweite Schlesische Krieg beendet werden. Der Besitz
Schlesiens wurde Preußen wiederum bestätigt, dafür erkannte
Preußen Franz Stephan als Träger der Kaiserwürde an.
Die internationale Bestätigung Maria Theresias als Herrscherin
der Monarchie erfolgt im Oktober 1748 im Frieden von Aachen,
der das Ende der Konflikte um die österreichische
Erbfolge brachte.
Das Resultat aus Sicht der Dynastie Habsburg-Lothringen war,
dass Maria Theresia ihre Ansprüche zum Großteil (mit
Ausnahme von Schlesien) verteidigen konnte. Der Aufstieg
Preußens als Konkurrent in Mitteleuropa musste anerkannt
werden. Das Heilige Römische Reich verlor stark an Bedeutung;
der Kaisertitel ging zwar an den Gatten Maria Theresias, war
jedoch für die Dynastie nicht mehr in demselben Maße
identitätsstiftend wie in den Generationen davor.
Autor
Martin Mutschlechner
Literatur
Hamann, Brigitte (Hg.): Die Habsburger. Ein biographisches
Lexikon, Wien 1988
Herre, Franz: Maria Theresia. Die große Habsburgerin, Köln 1994
Iby, Elfriede: Maria Theresia (1717–1780). Biographie einer
Kaiserin, Wien 2009
McGuigan, Dorothy Gies: Familie Habsburg 1273–1918. Glanz und
Elend eines Herrscherhauses (Ungekürzte Taschenbuchausgabe,
12. Auflage), Wien / München 2011
Pangels, Charlotte: Die Kinder Maria Theresias. Leben und
Schicksal in kaiserlichem Glanz, München 1980
Rothe, Carl (Hg.): Die Mutter und die Kaiserin. Briefe der Maria
Theresia an ihre Kinder und Vertraute, Berlin 1940
Telesko, Werner: Maria Theresia. Ein europäischer Mythos,
Wien/Köln/Weimar 2012
Vocelka, Karl: Glanz und Untergang der höfischen Welt.
Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen
Vielvölkerstaat (= Österreichische Geschichte 1699–1815, hg. von
Herwig Wolfram), Wien 2001
Yonan, Michael E.: Empress Maria Theresa and the Politics of
Habsburg Imperial Art, The Pennsylvania State University
Press 2011
Herunterladen