Unternehmerische Qualifikation

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Bedeutung und Kriterien der unternehmerischen Qualifikation sowie deren Einfluss auf den Erfolg einer Existenzgründung
Existenzgründer sind zum überwiegenden Teil Eigentümer-Unternehmer und bestimmen von
daher ganz maßgeblich die Ziele des Unternehmens sowie die Wege zu deren Erreichung.
Damit nehmen sie aber auch entscheidenden Einfluss auf die Unternehmenskultur, die darauf aufbauende Unternehmensstrategie und letztlich den Bestand/die Fortentwicklung des
Unternehmens. Untersuchungen der Mittelstandsbank über die typischen Pleite-Ursachen
ergaben, dass davon die meisten dem unmittelbaren Einflussbereich des Existenzgründers
zuzurechnen sind. Von daher drängt sich die Frage auf, was einen guten Unternehmer eigentlich auszeichnet. Robert Bosch hat einmal gesagt: „Erfolgreiche Unternehmer haben
sich niemals in Schablonen pressen lassen. Sie wollten immer die Ausnahme sein. Sie haben sich dem Gleichmachungsdruck entzogen. Dabei hat ein Unternehmer vor allem eines:
Mut. Jenen Mut, der sie vom Urteil anderer unabhängig macht. (...).“ Wir möchten anhand
dieses Artikels die oben aufgeworfene Frage ein wenig differenzierter beantworten, weil aus
unserer Sicht die Unternehmerqualifikation neben einem überzeugenden Unternehmenskonzept und der richtigen Finanzierung unter Einschluss öffentlicher Fördermittel den wichtigsten Schlüssel für den Erfolg einer Existenzgründung darstellt.
1. Fach- und Branchenkenntnisse
Untersuchungen haben gezeigt, dass der Erfolg von Existenzgründern um so größer ist, je
mehr Erfahrungen sie mit den von ihnen angebotenen Produkten / Dienstleistungen sowie
dem angesprochenen Kundenkreis schon weit im Vorfeld des Gründungsvorhabens gesammelt haben.
2. Kaufmännische Kenntnisse
Während die angehenden Existenzgründer die fachlichen Fertigkeiten häufig zweifellos
nachweisen können, mangelt es ihnen allerdings in vielen Fällen am kaufmännischen Know
How. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse, z. B. im Bereich des Marketing, der Organisation,
des Personalwesens und insbesondere der Finanzierung/Finanzplanung sind entweder gar
nicht oder nur unzureichend vorhanden. Analysen von fehlgeschlagenen Existenzgründungen zeigen immer wieder, dass mangelndes kaufmännisches Wissen vielfach einer der wesentlichen Gründe für das Scheitern von Unternehmen ist.
3. Kommunikative Fähigkeiten
Ein Unternehmer muss ein eher extrovertierter, also seinem Umfeld gegenüber zugewandter
und offener Typ sein. Angesichts eines spürbar schwierigeren und komplexer werdenden
Wettbewerbsumfeldes gilt es immer wieder auf´s Neue, wichtige Anspruchsgruppen (sog.
Stakeholder) von der Qualität des Unternehmens sowie seiner angebotenen Produkte
und/oder Dienstleistungen zu überzeugen. Für den Existenzgründer haben u. a. folgende
Stakeholder Bedeutung: Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter, Genehmigungsbehörden, benachbarte Unternehmen, die allgemeine Öffentlichkeit, aber auch die Kreditinstitute. Letztere
müssen zunächst vom Unternehmenskonzept (Business-Plan / Geschäftsplan) überzeugt
werden. Damit werden sie in die Lage versetzt abzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass
Existenzgründer die von ihnen benötigten Kredite einschließlich Zinsen in der zu vereinbarenden Zeit zurückzahlen. Von dieser Risikoeinschätzung hängt anschließend auch der Umfang der bereit zu stellenden Kreditsicherheiten ab.
4. Kreativität
Unternehmen stehen immer häufiger vor Herausforderungen, für deren Bewältigung nicht auf
Erfahrungen aus der Vergangenheit zurückgegriffen werden kann. In solchen Fällen ist die
schöpferische Kraft des Unternehmers, aber auch seiner Mitarbeiter (diese gilt es stetig zu
fördern!) gefragt. Kreativität umfasst die Fähigkeit, visionär zu denken bzw. zu handeln und
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daraus abgeleitet neue Ideen zu entwickeln. Dabei sollte der Unternehmensgründer immer
das oberste Ziel im Auge haben, nämlich das Unternehmen zu erhalten und erfolgreich weiter zu entwickeln.
5. Zielorientierung
Gesteckte Ziele erreichen heißt, Erfolg zu haben. Dieser wiederum sichert Belohnung, ob in
monetärer Form (Gewinn) oder in nicht-monetärer Ausprägung, beispielsweise durch gesellschaftliche Anerkennung, die durch Medien transportiert wird. Diese Eigenschaft ist bei erfolgreichen Unternehmern besonders stark ausgeprägt.
6. Gestaltungsfähigkeit
Auch das Bewusstsein, den Erfolg des Unternehmens weitgehend selbst beeinflussen zu
können, ist guten Unternehmern zu eigen. Sie verweisen daher bei Schieflagen nicht ausschließlich auf äußere Einflüsse, wie beispielsweise ein ungünstiges konjunkturelles Umfeld.
7. Verantwortungsbewusster Umgang mit dem Risiko
Unternehmerische Tätigkeit ist eng verknüpft mit der Bereitschaft zum Risiko. Unternehmer
sollten aber immer auch versuchen, den Umfang zukünftiger Risiken zu bemessen, damit
diese nicht unkalkulierbar werden und den Bestand des Unternehmens gefährden. Ein vernünftiger Umgang mit dem Risiko zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass der Unternehmer im Vorfeld versucht, durch Informationssammlung und anschließende Absicherungsstrategien (z. B. unter Einbindung einer Versicherung), das Risiko zu minimieren. Diese
unternehmerische Eigenschaft wird mit Blick auf die laufende Rating-Diskussion (Stichwort
„Basel II“) spätestens ab 2007 eine noch größere Bedeutung erlangen.
8. Arbeitsbereitschaft
Existenzgründer müssen insbesondere in der Aufbauphase bereit sein, 60 Stunden und
mehr zu arbeiten sowie weitgehend auf freie Wochenenden und Urlaub zu verzichten. Wer
lieber einen geregelten und kürzeren Arbeitstag vorzieht, sollte sich den Gang in die Selbständigkeit noch einmal reiflich überlegen.
9. Unterstützung im Privatleben
Ohne Unterstützung im privaten Umfeld wird auch der beste Unternehmer irgendwann einmal Probleme bekommen, die sich früher oder später auch auf das Unternehmen auswirken.
Die mit der Selbständigkeit verbundenen „Opfer“ sollten deshalb im Vorfeld sowohl innerhalb
der gesamten Familie als auch mit dem engsten Freundeskreis diskutiert werden.
Fazit:
Jedem angehenden Existenzgründer kann im Vorfeld eines Gründungsvorhabens nur empfohlen werden, seine unternehmerische Qualifikation kritisch zu reflektieren. Ein erster Schritt
dazu ist die Bearbeitung von einer der vielen angebotenen Checklisten. Eine davon finden
Sie auch auf unseren Internet-Seiten.
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