IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte LVA LVA-Leiterin: Elisabeth Christen Einheit 2: Vorbemerkungen (Kap. 1) und Grundlagen von Angebot und Nachfrage (Kap. 2, Teil I) Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 1 Volkswirtschaftslehre - Ökonomie Die Welt besteht aus knappen Ressourcen Zeit, Einkommen, Wissen ... Ökonomie versucht das Bestmögliche aus den vorhandenen Ressourcen zu machen =⇒ breites Anwendungsspektrum ABER: Trade-offs =⇒ Abwägung von Alternativen Im Paradies werden keine Ökonomen gebraucht Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 2 Mikroökonomie - Makroökonomie Mikroökonomie: beschäftigt sich mit der Analyse des wirtschaftlichen Verhaltens einzelner Akteure (Konsumenten, Produzenten, Arbeitnehmer . . .). Makroökonomie: beschäftigt sich mit der Analyse von gesamtwirtschaftlichen Phänomenen (Wirtschaftswachstum, Inflation . . .) und verwendet aggregierte Größen. Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 3 Mikroökonomische Fragestellungen Wie verteilt eine Konsumentin ihr Einkommen auf verschiedene Güter? Wie reagiert die Nachfrage nach einem Gut auf Preis- oder Einkommensänderungen? Wie reagiert ein Unternehmen, wenn die Konkurrenz die Preise senkt? Warum arbeitet man ehrenamtlich? Warum erzielen Frauen für die gleiche Tätigkeit einen geringeren Lohnsatz? Wie lange soll man zur Schule gehen? Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 4 Wie lange soll man zur Schule gehen? Macht mir die Ausbildung Spaß? (Präferenzen) Lerne ich leicht? Wieviel kostet es? Was würde ich verdienen? (Kosten) Wie ungeduldig bin ich? (Zeitpräferenzrate) Welche Lohnsteigerung ist zu erwarten? (Ertrag) Land Ertrag* Studie Österreich USA Großbritannien Finnland Philippinen 5,3% 9,7% 15,3% 9,8% 11,3% Fersterer & Winter-Ebmer, 2003 Card, 1995 Harmon & Walker, 1995 Conneely & Uusitalo, 1997 Maluccio, 1997 *prozentuelle Lohnerhöhung aufgrund eines zusätzlichen Ausbildungsjahres Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 5 Was erwartet uns? Wie funktionieren Märkte? (Kapitel 1 & 2) Wie verhalten sich die Konsumenten? (Konsum- oder Haushaltstheorie Kapitel 3 & 4) Wie verhalten sich die Unternehmen? (Produktions- oder Firmentheorie Kapitel 6 & 7) Analyse des vollkommenen Marktes (Kapitel 8 & 9) Analyse von unvollkommenen Märkten (Kapitel 10 & 12) Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 6 Kapitel 1: Grundbegriffe Ziele der VWL: Erklärung von beobachteten Phänomenen −→ Prognosen Theorien zur Erklärung beobachtbarer Phänomene Darstellung von Theorien in mathematisch formulierten Modellen Ein Modell ist die vereinfachte, mathematische Darstellung der Wirklichkeit (z.B. Landkarte) Theorien beruhen auf Annahmen! Theorien sind niemals absolut korrekt (Menschen verhalten sich nicht immer rational) Statistische und ökonometrische Methoden zur Überprüfung von Theorien und Annahmen Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 7 Positive vs. normative Ökonomie Positive Ökonomie: Wie ist die Welt (deskriptiv)? =⇒ Beschreibung der Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung Normative Ökonomie: Wie sollte die Welt sein (präskriptiv)? =⇒ basiert auf Werturteilen (Abwägung von Gerechtigkeit und Effizienz) Beispiel: Mindestlöhne gewähren ein minimales Einkommen und erhöhen die Arbeitslosigkeit (positive Aussage); die gegenwärtigen Mindestlöhne sollten erhöht werden (normative Aussage). Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 8 Effizienz vs. Gerechtigkeit „Das Bestmögliche aus vorhandenen Ressourcen machen.“ Effizienz: die Größe des Kuchens. Gerechtigkeit: die Aufteilung des Kuchens. Effizienz 6= Gerechtigkeit Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 9 Pareto-Effizienz I Pareto-Effizienz: Situation, bei der niemand besser gestellt werden kann, ohne dass ein anderer dadurch schlechter gestellt wird. Beispiel: Student A hat einen Fixplatz in einem Kurs und Studentin B hat einen Fixplatz in einem anderen Kurs. Beide brauchen den eigenen Fixplatz weniger, als den des/der anderen. Die Situation ist nicht pareto-effizient. Durch den Tausch der Kurse könnten Student A und Studentin B besser gestellt werden (ohne den anderen jeweils schlechter zu stellen). Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 10 Pareto-Effizienz II Pareto-Effizienz sagt nichts über Gerechtigkeit aus. Beispiel: X hat Wasser und Y verdurstet. Es ist nicht pareto-effizient, dass X Wasser an Y gibt, da X dann schlechter gestellt wäre. Ineffiziente Allokationen von Ressourcen können gerechter sein, als effiziente Allokationen. Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 11 Der Markt Käufer und Verkäufer −→ Markt, Marktpreis Marktedefinition: welche Käufer und Verkäufer −→ Reichweite eines Marktes geografisch Produktpalette Arbitrage: Kauf eines Gutes an einem Standort A zu einem Preis PA und Weiterverkauf an einem Standort B zu einem Preis PB , wobei PA < PB −→ Arbitragegewinne Möglichkeit der Arbitrage verhindert große Preisunterschiede (Law of one price) −→ führt zur Entstehung von Weltmärkten Beispiel: 2 Spuren im Stau auf der Autobahn Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 12 Marktformen Wettbewerbsmärkte (vollkommene Konkurrenz) Die angebotenen Güter sind gleich Markt umfasst viele (strategieunfähige) Anbieter und Nachfrager keine Marktmacht: Preisnehmer oder Mengenanpasser freier Markteintritt bzw. -austritt Beispiel: Agrarmärkte Nicht Wettbewerbsmärkte (unvollkommene Konkurrenz) Monopol Oligopol Monopolistische Konkurrenz Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 13 Kapitel 2 Modell von Angebot und Nachfrage Marktmechanismus Marktgleichgewicht Elastizität des Angebots und der Nachfrage Staatlicher Markteingriff (Steuern, Subventionen, etc.) Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 14 Angebot und Nachfrage I ... beschreiben das Verhalten der Menschen beim Zusammenspiel am Markt Angebot: Verhalten der Produzenten (Firma) Nachfrage: Verhalten der Konsumenten (Haushalte) ... bestimmen die produzierte Menge eines Gutes und den Marktpreis ... sind die Triebkräfte für das Funktionieren einer Marktwirtschaft Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 15 Angebot und Nachfrage II Angebot: QS = QS (P ) positiver Zusammenhang: P ↑→ QS ↑ Zu einem höheren Preis, bieten die Firmen mehr an! QS : quantity supplied Nachfrage: QD = QD (P ) negativer Zusammenhang: P ↑→ QD ↓ Zu einem höheren Preis, fragen die Haushalte weniger nach! QD : quantity demanded =⇒ ceteris paribus, d.h. alle anderen relevanten Faktoren sind konstant (z.B. Rohstoffpreise, Einkommen) Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 16 Die (inverse) Nachfragekurve Nachfragekurve: nachgefragte Menge eines Gutes in Abhängigkeit vom Preis. z.B.: QD (P ) = 12 − 4P Inverse Nachfragekurve: Preis in Abhängigkeit von der nachgefragten Menge. 1 z.B.: P (QD ) = 12 4 − 4 QD =⇒ Achsenvertauschung: bei der graphischen Darstellung wird der Preis immer auf der Ordinate aufgetragen, obwohl er die unabhängige Variable darstellt (dies entspricht der inversen Nachfragekurve). Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 17 Die Nachfragekurve als Graph Abbildung: Lineare (inverse) Nachfragekurve: P (QD ) = Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 12 4 − 14 QD 18 Die (inverse) Angebotskurve Angebotskurve: angebotene Menge eines Gutes in Abhängigkeit vom Preis. z.B.: QS (P ) = −1 + 2P Inverse Angebotskurve: Preis in Abhängigkeit von der angebotenen Menge. z.B.: P (QS ) = 12 + 21 QS =⇒ Achsenvertauschung: bei der graphischen Darstellung wird der Preis immer auf der Ordinate aufgetragen, obwohl er die unabhängige Variable darstellt (dies entspricht der inversen Angebotskurve). Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 19 Die Angebotskurve als Graph Abbildung: Lineare (inverse) Angebotskurve: P (QS ) = Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 1 2 + 12 QS 20 Das Marktgleichgewicht Situation in der sich Angebots- und Nachfragekräfte die Waage halten, d.h. angebotene Menge = nachgefragte Menge Graphisch: Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve. QD (P ) = QS (P ) =⇒ Gleichgewicht mit P ∗ , Q∗ Gleichgewichtspreis (Markträumungspreis) P ∗ Gleichgewichtsmenge Q∗ Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 21 Graphische Bestimmung des Marktgleichgewichts Abbildung: Das Marktgleichgewicht Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 22 Berechnung des Marktgleichgewichts Beispiel QD (P ) = 8 − 2P QS (P ) = −4 + 2P P ∗ , Q∗ , Graphik ??? Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 23 Außerhalb des Gleichgewichts I Abbildung: Angebotsüberschuss Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 24 Außerhalb des Gleichgewichts II Abbildung: Nachfrageüberschuss (Güterknappheit) Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 25 Gesetz von Angebot und Nachfrage Marktmechanismus: Tendenz zur Anpassung des Preises bis der Markt geräumt ist d.h. Angebotsmenge und Nachfragemenge übereinstimmen Ein Angebots- oder Nachfrageüberschuss ist daher immer nur temporär Angebotsüberschuss: Unternehmen senken die Preise =⇒ angebotene Menge sinkt, nachgefragte Menge steigt Nachfrageüberschuss: Unternehmen erhöhen die Preise =⇒ nachgefragte Menge sinkt, angebotene Menge steigt Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 26 Verschiebung der Nachfragekurve I Abbildung: Verschiebung der Nachfragekurve Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 27 Verschiebung der Nachfragekurve II Einkommen: normales Gut: bei steigendem Einkommen steigt die Nachfrage inferiores Gut: bei steigendem Einkommen sinkt die Nachfrage Preise verwandter Güter: Substitute: bei steigendem Preis eines substitutiven Gutes steigt die Nachfrage Komplemente: bei steigendem Preis eines komplementären Gutes sinkt die Nachfrage Präferenzen Erwartungen Anzahl der Käufer (nur für Marktnachfrage gültig) Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 28 Verschiebung der Nachfragekurve III Variablen mit Einfluss auf die Nachfragemenge Preis Einkommen Preise verwandter Güter Präferenzen Erwartungen Anzahl der Käufer Eine Veränderung dieser Variablen ... ergibt eine Bewegung auf der Nachfragekurve verschiebt die Nachfragekurve verschiebt die Nachfragekurve verschiebt die Nachfragekurve verschiebt die Nachfragekurve verschiebt die Marktnachfragekurve Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 29 Verschiebung der Angebotskurve I Abbildung: Verschiebung der Angebotskurve Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 30 Verschiebung der Angebotskurve II Inputpreise: bei steigenden Inputpreisen sinkt das Angebot Technologie: bei technologischem Fortschritt steigt das Angebot Erwartungen Anzahl der Verkäufer (nur beim Marktangebot gültig) Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 31 Verschiebung der Angebotskurve III Variablen mit Einfluss auf die Angebotsmenge Preis Inputpreise Technologie Erwartungen Anzahl der Anbieter Eine Veränderung dieser Variablen ... ergibt eine Bewegung auf der Angebotskurve verschiebt die Angebotskurve verschiebt die Angebotskurve verschiebt die Angebotskurve verschiebt die Marktangebotskurve Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 32 Komparativ statische Analyse I Zur Analyse der Auswirkungen eines Ereignisses auf Gleichgewichtsmenge und -preis. Beispiel: Hitzewelle bricht über Österreich herein. Auswirkungen auf den Eismarkt? 1 Entscheiden Sie, ob das Ereignis eine Verschiebung der Angebotskurve, der Nachfragekurve oder beider Kurven bewirkt. 2 Entscheiden Sie über die Richtung der Kurvenverschiebungen. 3 Verwenden Sie das Angebots-Nachfrage-Diagramm, um die resultierende Änderung des Marktgleichgewichts festzulegen. Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 33 Komparativ statische Analyse II Abbildung: Nachfrageänderung Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 34 Der Kleinbusmarkt Folgende Ereignisse betreffen den Markt für Kleinbusse. In welche Richtung ändert sich der Gleichgewichtspreis P ∗ und die Gleichgewichtsmenge Q∗ ? Die Menschen entscheiden sich für größere Kinderzahlen: P ∗ ↑ Q∗ ↑. Ein Stahlarbeiterstreik erhöht den Stahlpreis: P ∗ ↑ Q∗ ↓. Ingenieure entwickeln neue Produktionsautomaten für Kleinbusse: P ∗ ↓ Q∗ ↑. Der Preis von Bussen in mittlerer Größe steigt: P ∗ ↑ Q∗ ↑. Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 35 Der Apfelmarkt - Beispiel Folgende Ereignisse betreffen den Markt für Äpfel. In welche Richtung ändert sich der Gleichgewichtspreis P ∗ und die Gleichgewichtsmenge Q∗ ? Wissenschaftler finden heraus, dass das Sprichwort „an apple a day keeps the doctor away“ tatsächlich stimmt: ??? Der Preis für Orangen sinkt um die Hälfte (Annahme: Konsumenten die Orangen mögen, schmecken Äpfel mindestens genauso gut wie Orangen): ??? Durch eine Dürre schrumpft die Apfelernte auf ein Drittel der normalen Größe: ??? Tausende Hochschulstudierende geben das akademische Leben auf, um Apfelzüchter zu werden: ??? Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 36 Fragen??? Angebot, Nachfrage und das Marktgleichgewicht IK WS 2010/2011 37