Kognitionspsychologie des Gedächtnisses

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Allgemeine Psychologie II
Prof. Dietrich Albert
WS 2002 / 2003
Ab 7. Jänner 2003
WS 2002 / 2003, Prof. Dietrich Albert
1
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Phonologischer Ähnlichkeitseffekt (Baddeley, 1966)
• Darbietung von Sequenzen bestehend aus fünf Wörtern zur unmittelbar
anschließenden seriellen Wiedergabe
• Lautliche Ähnlichkeit beeinträchtigte den Anteil korrekt wiedergegebener
Sequenzen sehr viel stärker als semantische Ähnlichkeit im Vergleich zu
unähnlichen Sequenzen (% richtig reproduzierter Wörter)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Phonologischer Ähnlichkeitseffekt (Baddeley, 1966)
• Die geringe Gedächtnisleistung bei lautlich ähnlichen Items wird
als Indiz für den phonologischen Charakter des relevanten Speichers
gewertet
• Für lautlich ähnliche Items resultieren in einem phonologischen
Speicher sehr ähnliche Repräsentationen bzw. Enkodierungen
• Wegen der Ähnlichkeit der entsprechenden Gedächtnisspuren
können diese nur schwer diskriminiert werden, so dass sich eine
geringe Reproduktionshäufigkeit ergibt
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Wortlängeneffekt (Baddeley, Thompson & Buchanan, 1975)
• Lesen Sie die folgenden Wörter
Laub, Spuk, Beil, Duft, Kahn
• Geben Sie die Wörter nun wieder
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Wortlängeneffekt (Baddeley, Thompson & Buchanan, 1975)
• Lesen Sie die folgenden Wörter
Lokomotive, Vegetation, Jahreskalender, Marionette, Lebensgefährte
• Geben Sie die Wörter nun wieder
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Wortlängeneffekt (Baddeley, Thompson & Buchanan, 1975)
• Die Anzahl korrekt wiedergegebener Wörter variiert mit der
jeweiligen Anzahl der Silben
• Aus einer Sequenz von fünf einsilbigen Wörtern wurden im
Mittel 4.5 Wörter korrekt wiedergegeben, während es bei
fünfsilbigen Wörtern nur 2.6 Wörter waren
• In Abhängigkeit von der Anzahl der Silben zeigte sich ein klarer
Zusammenhang zwischen dem Anteil korrekt wiedergegebener
Wörter und der Leserate (d.h. der Anzahl von Wörtern, die pro
Sekunde gelesen werden)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Wortlängeneffekt (Baddeley, Thompson & Buchanan, 1975)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Wortlängeneffekt (Baddeley, Thompson & Buchanan, 1975)
• Interpretation
• Memorieren erfolgt durch (beobachtbare oder nichtbeobachtbare)
Artikulation, also durch ein in Echtzeit ablaufendes
sprachmotorisches Programm (subvocal rehearsal)
• Da die Dauer dieses Prozesses von der Wortlänge abhängt, werden
bei kürzeren Wörtern die Gedächtnisspuren im phonologischen
Speicher öfter bzw. mit höherer Wahrscheinlichkeit aufgefrischt,
bevor sie verblassen oder zerfallen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Effekt irrelevanter Sprache (Salamè & Baddeley, 1987, 1989)
• Folgen von neun Ziffern wurden unter drei Bedingungen visuell
dargeboten und waren unmittelbar danach wiederzugeben
• Darbietung in Stille
• Zusätzliche Darbietung gesprochener Wörter
• Zusätzliche Darbietung gesprochener sinnarmer Silben
• In allen Fällen waren die Versuchspersonen angewiesen, die
zusätzlich dargebotenen Reize zu ignorieren
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Effekt irrelevanter Sprache (Salamè & Baddeley, 1987, 1989)
• Ergebnisse
• Gegenüber der Darbietung in Stille war die Leistung bei
gesprochenen Wörtern und sinnarmen Silben in gleichem Maße
beeinträchtigt
• Interpretation
• Die nichtbeachteten Reize haben Zugang zum phonologischen
Speicher erlangt, der lautliche, aber nicht semantische Information
enthält
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Effekt irrelevanter Sprache (Salamè & Baddeley, 1987, 1989)
• Weitere Ergebnisse
• Rauschen führte nicht zu einer Beeinträchtigung der Wiedergabe,
auch wenn durch entsprechende Hüllkurven eine sprach-ähnliche
Segmentierung erzeugt wurde
• Vokalmusik (Opernarie in fremder Sprache, Popsong in
Muttersprache) hatte stets einen Effekt, vergleichbar mit irrelevanter
Sprache
• Instrumentalmusik (klassisch, modern) hatte ebenfalls einen Effekt,
jedoch weit weniger ausgeprägt
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Artikulatorische Unterdrückung (Baddeley, Lewis & Vallar, 1984)
• Empirischer Befund
• Hat die Versuchsperson in einem klassischen Experiment zur
Gedächtnisspanne die Aufgabe, wiederholt ein irrelevantes Wort (z.B.
“bla, bla, bla”) auszusprechen, so ist ihre Leistung sowohl bei
auditiver wie auch visueller Darbietung deutlich vermindert
• Interpretation
• Das Aussprechen eines irrelevantes Wortes dominiert den
artikulatorischen Kontrollprozess und verhindert so, dass Information
im phonologischen Speicher gehalten wird bzw. von einer visuellen in
eine phonologische Repräsentation überführt wird
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Artikulatorischen Unterdrückung: Wechselwirkungen
• Vorhersage empirischer Phänomene
• Wenn das Aussprechen eines irrelevantes Wortes verhindert,
dass Information im phonologischen Speicher gehalten wird
bzw. von einer visuellen in eine phonologische Repräsentation
überführt wird, dann sollte die artikulatorische Unterdrückung
eine charakteristische Interaktion mit den zuvor beschriebenen
Phänomenen bewirken
• Diese Wechselwirkungen konnten empirisch auch nachgewiesen
werden
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Artikulatorischen Unterdrückung: Wechselwirkungen
• Empirischer Befund
• Der phonologische Ähnlichkeitseffekt verschwindet bei visueller,
aber nicht bei auditiver Präsentation der Reize (Baddeley, Lewis
& Vallar, 1984)
• Interpretation
• Artikulatorische Unterdrückung verhindert die Umwandlung des
visuellen Inputs in phonologische Repräsentation, die im
phonologischen Speicher abgelegt werden könnte, während Sprache
direkten Zugang zum phonologischen Speicher hat
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Artikulatorischen Unterdrückung: Wechselwirkungen
• Empirischer Befund
• Der Effekt irrelevanter Sprache verschwindet bei visueller, aber
nicht bei auditiver Reizdarbietung (Salame & Baddeley, 1982)
• Interpretation
• Visueller Input kann nicht phonologisch repräsentiert werden,
so dass die Erinnerung über einen nicht-phonologischen Speicher
erfolgt, der durch die irrelevante Sprache nicht beeinträchtigt
wird; Für auditiven Input resultiert auf Grund des direkten
Zugangs zum phonologischen Speicher eine Beeinträchtigung
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Artikulatorischen Unterdrückung: Wechselwirkungen
• Empirischer Befund
• Der Wortlängeneffekt verschwindet sowohl bei visueller wie
auch bei auditiver Reizdarbietung (Baddeley, Lewis & Vallar, 1984)
• Interpretation
• Da der Effekt durch subvokale Artikulation hervorgerufen wird,
sollte es bei deren Unterdrückung keine Rolle spielen, ob das
(visuell oder auditiv präsentierte) Material langsam oder schnell
zu memorieren ist
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Visuell-räumlicher Speicher
• Neben der phonologischen Schleife postuliert Baddeley einen weiteren
temporären Speicher, der als visuell-räumlicher Notizblock
(visuo-spatial sketchpad) bezeichnet wird
• Seine Funktion besteht in der Bereitstellung und Manipulation
visuell-räumlicher Vorstellungsbilder (mentaler Bilder)
• Die Funktionsweise wird als analog zur Verarbeitung lautlicher
Information in der phonologischen Schleife angesehen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation
• Shepard & Metzler (1971) führten erstmals Experimente zur
sogenannten mentalen Rotation durch
• Dabei wurden paarweise zweidimensionale Darstellungen von
dreidimensionalen
Objekten visuell präsentiert
• Aufgabe der Versuchsperson war es zu entscheiden, ob die beiden
Objekte, abgesehen von ihrer räumlichen Ausrichtung, identisch
waren (Ja-Antwort) oder nicht (Nein-Antwort)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation (Drehung um 80 Grad in der Bildebene)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation (Drehung um 80 Grad in der Bildtiefe)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation
• Die Ergebnisse zeigen, dass mit jeder Zunahme des Rotationswinkels
eine proportionale Verlängerung der für eine (korrekte Ja-)Antwort
erforderlichen Reaktionszeit einhergeht
• Die resultierenden linearen Zusammenhänge sind bei Rotation in der
Bildebene bzw. in die Bildtiefe bemerkenswert ähnlich
• Aus dieser Tatsache wird gefolgert, dass die Versuchspersonen unter
beiden Bedingungen mit dreidimensionalen analogen Repräsentationen
der Reize operieren
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation in der Bildebene
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation in der Bildtiefe
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Mentale Rotation
• Die Ergebnisse zeigen eine proportionale Erhöhung der für eine
(korrekte) Antwort erforderlichen Reaktionszeit mit dem Rotationswinkel
• Die resultierenden linearen Zusammenhänge sind bei Rotation in der
Bildebene bzw. in die Bildtiefe bemerkenswert ähnlich
• Aus dieser Tatsache wird gefolgert, dass die Versuchspersonen unter
beiden Bedingungen mit dreidimensionalen analogen Repräsentationen
der Reize operieren
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Suche in mentalen Bildern
• Auch ein Experiment von Kosslyn, Ball & Reiser (1978) zeigt die
Gemeinsamkeiten im Umgang mit visuell-räumlichen Vorstellungen
und dem Handeln mit physikalischen Objekten
• Es wurde eine Landkarte einer fiktiven Insel präsentiert, auf der
verschiedene Landmarken eingezeichnet waren (Hütte, Felsen,
See, . . . )
• Die Versuchspersonen übten so lange mit dieser Landkarte, bis
sie mit hinreichender Genauigkeit nachgezeichnet werden konnte
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Suche in mentalen Bildern
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Suche in mentalen Bildern
• Aufgabe der Versuchsperson war es dann, sich diese Karte vorzustellen
und sich auf eine genannte Landmarke zu konzentrieren
• Als nach fünf Sekunden eine zweite Landmarke genannt wurde,
sollten die Versuchspersonen die (vorgestellte) Karte nach dieser
Landmarke absuchen und eine Taste drücken, sobald sie sich in
ihrer Vorstellung darauf konzentriert hatten
• Als abhängige Variable wurde die resultierende Reaktionszeit betrachtet
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Suche in mentalen Bildern
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Suche in mentalen Bildern
• Die Ergebnisse des Experiments von Kosslyn, Ball & Reiser (1978)
zeigen einen annähernd linearen Zusammenhang der Reaktionszeit
mit der physikalischen Distanz zwischen den Landmarken
• Das bedeutet nicht, dass die Versuchspersonen tatsächlich eine
Landkarte im Kopf hatten und sich darin (mental) von einem Ort
zum anderen bewegt haben
• Die der gezeigten Reaktion zugrunde liegenden Prozesse weisen
aber Eigenschaften auf, die den entsprechenden physikalischen
Operationen analog sind
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Visuell-räumlicher Speicher
• Die berichteten experimentellen Ergebnisse sind konsistent mir
der Annahme eines visuell-räumlichen Speichers, dessen Funktion
ähnlich der des phonologischen Speichers ist
• Die wahrgenommene visuelle Information hat obligatorischen Zugriff
auf den visuell-räumlichen Speicher, er wird aber auch durch
Erzeugung eines mentalen Bildes angesprochen
• Grundlage ist eine analoge Repräsentation, die (physikalische)
Merkmale der Wahrnehmungssituation beinhaltet und sowohl
räumlichen wie auch visuellen Charakter haben kann
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Visuell-räumlicher Speicher
• Bei der mentalen Manipulation der analogen Repräsentation laufen
Prozesse ab, die denen einer tatsächlichen Manipulation der
den Vorstellungsbildern entsprechenden physikalischen Objekte
Sehr ähnlich sind
• Analoge Repräsentationen haben hierarchische Struktur und sind
durch Wissen beeinflussbar (die Beurteilung der Lage von Städten
wird beeinflusst durch die übergeordnete Lage der Länder)
• Die mentalen Bilder sind visuellen Wahrnehmungen sehr ähnlich,
aber nicht identisch damit
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Visuell-räumlicher Speicher
• Was ist das?
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Visuell-räumlicher Speicher
• Chambers & Reisberg (1985) präsentierten diese Kippfigur kurzzeitig, so
dass die Versuchspersonen eine Interpretation aufbauen konnten
• Wurden die Versuchspersonen dann aufgefordert, sich eine mentale
Vorstellung der Figur zu machen und eine zweite Interpretation dafür zu
finden, so waren sie dazu nicht in der Lage
• Nachdem sie aufgefordert wurden eine Zeichnung der Figur
anzufertigen, waren sie bei deren Betrachtung erfolgreich bei der ReInterpretation
Damit wird belegt, dass es trotz gemeinsamer Eigenschaften auch
Unterschiede in der Verarbeitung der mentalen Vorstellung eines
Objektes und der Verarbeitung der visuellen Repräsentation des
wahrgenommenen Objektes gibt
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Wesentliche Unterschiede zur Theorie des Kurzzeitgedächtnisses
• Die Annahme von Teilsystemen, wie der phonologischen Schleife
und des visuell-räumlichen Speichers, steht der Vorstellung eines
unitären Kurzzeitgedächtnisses gegenüber
• Im Arbeitsgedächtnis benötigt die Information keine bestimmte
Verweildauer, um ins Langzeitgedächtnis übertragen zu werden
• Entscheidend für die Gedächtnisleistung ist die Art der Enkodierung
bzw. Repräsentation der Information, die durch das
Arbeitsgedächtnis verfügbar gehalten wird
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Arbeitsgedächtnis
• Charakteristika
• Kapazität
klein
• Ursache des Vergessens
Interferenz und Zerfall
• Repräsentation
phonologisch, visuell-räumlich
• Persistenz
kurz, < 15s
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Langzeitgedächtnis
• Taxonomien
• Episodisches, semantisches und prozedurales Gedächtnis
• Explizites und implizites Gedächtnis
• Deklaratives und prozedurales Gedächtnis
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Langzeitgedächtnis
• Episodisches Gedächtnis
• Umfasst alle Gedächtniselemente, denen eine individuelle RaumZeit-Koordinate zugeordnet ist
• Beispiel: Elemente des autobiografischen Gedächtnisses
• Evidenz für (fast) kein Vergessen – jenseits der Kindheitsamnesie
(Waagenar, 1986)
• Bei hinreichend vielen Hinweisreizen ist die Erinnerung an
autobiografische Ereignisse nahezu perfekt (Zugriffsproblem als
Ursache von Vergessen)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Langzeitgedächtnis
• Semantisches Gedächtnis
• Umfasst alle Gedächtnisinhalte, denen keine Raum-Zeit-Koordinate
zugeordnet ist
• Hierzu zählen die im Gedächtnis gespeicherten Begriffe und Fakten
und deren strukturelle Beziehungen zueinander
• Die Identifizierung der Organisation der Elemente des semantischen
Gedächtnisses ist ein zentraler Untersuchungsgegenstand der
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses und wird nachfolgend
noch besprochen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Langzeitgedächtnis
• Prozedurales Gedächtnis
• Umfasst das im Gedächtnis gespeicherte Wissen darüber wie man
etwas macht (z.B. Fahrradfahren)
• Dieses Wissen kann häufig nicht verbalisiert werden
• Die Inhalte des prozeduralen Gedächtnisses sind kritisch für den
Erwerb von Fertigkeiten und Expertise bzw. für die Fähigkeit
zum Problemlösen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Langzeitgedächtnis
• Deklaratives und prozedurales Gedächtnis
• Deklaratives Gedächtnis
• Umfasst Gedächtnisinhalte, die explizites Wissen darstellen und
weitgehend mit den Inhalten des episodischen und semantischen
Gedächtnisses identisch sind
• Prozedurales Gedächtnis
• Umfasst das im Gedächtnis gespeicherte Wissen darüber wie
man etwas macht und ist oft implizites Wissen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Langzeitgedächtnis
• Explizites und implizites Gedächtnis
• Explizites Gedächtnis
• Umfasst Gedächtnisleistungen, die das bewusste Erinnern
früherer Erfahrungen erfordern
• Implizites Gedächtnis
• Verfügbarkeit und Gebrauch von Informationen aus früheren
Erfahrungen ohne bewusste Erinnerungsprozesse
• Explizites und implizites Gedächtnis sind deskriptive Begriffe für
den Zustand der Person in der Erinnerungssituation
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Explizites und implizites Gedächtnis
• Beispiel
• Viele versierte Schreibkräfte können den Aufbau der Tastatur
nicht wiedergeben (außer sie stellen sich vor, wie sie schreiben)
• Das Wissen über die Tastenpositionen ist also implizit und dem
Bewusstsein nicht ohne Weiteres zugänglich
• Je nach Art des Tests (explizites Abfragen vs. Schreibtest) erhalten
wir unterschiedliche Ergebnisse zum Erinnerungsvermögen
• Das unterschiedliche Verhalten von implizitem und explizitem
Gedächtnis wird als Dissoziation bezeichnet
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Explizites und implizites Gedächtnis
• Bei gesunden Menschen sind vollständige Dissoziationen selten, sie treten
aber häufig bei bestimmten Formen von Amnesie auf
• Graf, Squire & Mandler (1984) verglichen die Leistungen von Amnestikern
und gesunden Probanden bei zwei experimentellen Aufgaben
• Freie Reproduktion nach Lernen einer Liste von Wörtern
• Wortergänzung nach Lernen einer Liste von Wörtern (z.B. gelernt
banana, vervollständigen von ban...)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Explizites und implizites Gedächtnis
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Explizites und implizites Gedächtnis
• Ergebnisse von Graf, Squire & Mandler (1984)
• Bei der freien Reproduktion erzielen die Amnestiker deutlich
schlechtere Leistungen als die gesunden Probanden
• Bei der Wortergänzung ergeben sich keine Gruppenunterschiede
• Das zuvor gelernte Wort wird in mehr als 50 Prozent der
Fälle als Ergänzung gewählt (Zufallswahrscheinlichkeit unter
10 Prozent)
• Auch bei Gesunden kann man differentielle Effekte experimenteller
Manipulationen auf explizites bzw. implizites Gedächtnis nachweisen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Explizites und implizites Gedächtnis
• Jacoby (1983) verglich den Effekt von drei unterschiedlichen
Lernbedingungen auf zwei verschiedene Testbedingungen
• Lernbedingungen
• Kein Kontext: Lernen isoliert dargebotener Wörter (z.B. Frau)
• Kontext: Wörter werden zusammen mit Antonymen als Kontext
präsentiert (z.B. Mann - Frau)
• Generieren: Das zu lernende Wort ist als Antonym zu generieren
(z.B. dargeboten Mann, zu generieren Frau)
• Testbedingungen
• Wiedererkennen als Test des expliziten Gedächtnisses
• Identifikation nach tachistoskopischer Darbietung (40 ms)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Explizites und implizites Gedächtnis
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Explizites und implizites Gedächtnis
• Ergebnisse von Jacoby (1983)
• Wiedererkennen
• Die Ergebnisse zeigen den Effekt elaborativer Verarbeitung
• Perzeptuelle Identifikation
• Die Leistung liegt höher als bei ungelernten Wörtern (priming)
• Mit zunehmender Verarbeitungstiefe nimmt die Leistung ab
(Lernen ohne Kontext ist stärker auf perzeptuelle Enkodierung
angewiesen)
• Elaborative Verarbeitung erleichtert explizite, aber nicht implizite
Erinnerung
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Wir sind in der Lage verbale Informationen wortwörtlich zu erinnern
(z.B. Gedichte, Liedtexte, . . . )
• Es ist aber klar, dass unser Gedächtnis für verbale Informationen
nicht ausschließlich mit dem Erinnern wortwörtlicher Formulierungen
erklärt werden kann
• Ein Experiment von Wanner (1968) illustriert die Umstände, unter
denen der genaue Wortlaut erinnert bzw. nicht erinnert wird
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Experiment von Wanner (1968)
• Versuchsgruppe mit Hinweis
“Das Material für diesen Test, die Instruktionen eingeschlossen,
wurde auf Band aufgezeichnet. Hören Sie sich die
Instruktionen genau an, da wir ihre Fähigkeit testen wollen,
sich an bestimmte Sätze aus diesen Instruktionen zu
erinnern.”
• Versuchsgruppe ohne Hinweis
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Experiment von Wanner (1968)
• An späterer Stelle folgt einer der kritischen Sätze
1. “When you score your results, do nothing to correct your answers but mark
carefully those answers which are wrong”
2. “When you score your results, do nothing to correct your answers but
carefully mark those answers which are wrong”
3. “When you score your results, do nothing to your correct answers but mark
carefully those answers which are wrong”
4. “When you score your results, do nothing to your correct answers but
carefully mark those answers which are wrong”
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Experiment von Wanner (1968)
• Nach der Instruktion hatten die Versuchspersonen bei Darbietung
des geh¨orten kritischen Satz zusammen mit einem der Alternativsätze zu entscheiden, welcher der S¨atze in der Instruktion
enthalten war
• Dabei ist zu beachten, dass sich die Sätze 1 und 2 bzw. die
Sätze 3 und 4 lediglich im Formulierungsstil unterscheiden,
nicht aber bezüglich der Bedeutung
• Die Sätze 1 und 3 bzw. die Sätze 2 und 4 haben unterschiedliche
Bedeutung
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Experiment von Wanner (1968)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Experiment von Wanner (1968)
• Bei Bedeutungsunterschieden der dargebotenen Sätze ist die
Wiedererkennensleistung besser, als bei Unterschieden im
Formulierungsstil
• Diese Gedächtnisleistung hängt nicht davon ab, ob ein
entsprechender Hinweis gegeben wurde oder nicht
• Der vorwarnende Hinweis beeinflusst die Behaltensleistung, wenn sich
die dargebotenen Sätze lediglich im Formulierungsstil unterschieden
• Ohne Hinweis erreicht die Leistung lediglich Zufallsniveau
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Wie lässt sich “Bedeutung” formal beschreiben?
• Am weitesten verbreitet in der Kognitiven Psychologie ist die
aus Logik und Linguistik übernommene Charakterisierung von
Bedeutung durch so genannte Propositionen
• In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden verschiedene
Theorien des Gedächtnisses entwickelt, die eine propositionale
Repräsentation von Gedächtnisinhalten annehmen
• Anderson & Bower (1973)
• Kintsch (1974)
• Norman & Rumelhart (1975)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionen
• Eine Proposition ist die kleinste Wissenseinheit, die eine
selbständige Aussage bilden kann
• Die Aussage muss also von anderen Wissenseinheiten unabhängig
sein
• Damit ist eine Proposition die kleinste Einheit, die sich sinnvoll
als wahr oder falsch beurteilen lässt
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionen
• Beispielsatz
Lincoln, der Präsident der Vereinigten Staaten während eines
bitteren Krieges, befreite die Sklaven
• Propositionen
A. Lincoln war der Präsident der Vereinigten Staaten während
eines Krieges
B. Der Krieg war bitter
C. Lincoln befreite die Sklaven
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionen
• Beispielsatz
Lincoln, der Präsident der Vereinigten Staaten während eines
bitteren Krieges, befreite die Sklaven
• Formale Charakterisierung der Propositionen
A’. (Präsident von, Lincoln, Vereinigte Staaten, Krieg)
B’. (bitter, Krieg)
C’. (befreien, Lincoln, Sklaven)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionen
• Kintsch (1974) notiert also jede Proposition als eine in Klammern
gesetzte Liste, bestehend aus einem Prädikat und den
zugehörigen Argumenten
• Verschiedene Prädikate binden unterschiedlich viele Argumente
• Auch der Satz
Die Sklaven wurden durch Lincoln, den Präsidenten der Vereinigten
Staaten während eines bitteren Krieges, befreit
wird durch die Propositionen A’, B’ und C’ charakterisiert
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionale Netzwerke
• Häufig werden Propositionen und deren Beziehung zueinander
durch ein propositionales Netzwerk beschrieben und grafisch
dargestellt
• Jede Proposition wird dabei durch eine Ellipse dargestellt,
die durch beschriftete Pfeile mit ihrem Prädikat und ihren
Argumenten verbunden ist
• Die Propositionen, die Prädikate und die Argumente nennt man
die Knoten des Netzwerks
• Die Pfeile heißen Verbindungen (oder auch Kanten)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionale Netzwerke
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62
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionale Netzwerke
• Die Netzwerkdarstellung der Propositionen A’, B’ und C’ enthalten
zum Teil dieselben Knoten (z.B. Krieg, Lincoln)
• Diese Überlappungen zeigen an, dass die Netzwerke als Teilstrukturen
eines größeren Netzwerks darstellbar sind
• Das nachfolgende Netzwerk ist als Repräsentation der Bedeutung
des Satzes
Lincoln, der Präsident der Vereinigten Staaten während eines
bitteren Krieges, befreite die Sklaven
zu verstehen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionale Netzwerke
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• Propositionale Netzwerke
• Relevant für die Interpretation eines propositionalen Netzwerks
sind allein die Knoten und ihre Verbindungen, nicht aber die bei
der grafischen Darstellung gewählte räumliche Anordnung
• Dieselbe propositionale Information kann auf zweierlei Art dargestellt
werden
• als Menge linearer Propositionen, wie etwa die Propositionen
A’, B’ und C’ (kompakt und übersichtlich)
• als Netzwerk (betont die – z.B. hierarchischen – Beziehungen)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• “Hans kaufte Süßigkeiten, weil er hungrig war”
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Bedeutungsbezogene Wissensrepräsentation
• “Hans glaubte, dass die Frau ihr Kind hochheben würde”
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen
• Die Begriffsbildung ist eine herausragende Abstraktionsleistung
• Durch Begriffe werden verschiedene Objekte zu Kategorien
zusammengefasst
unter Betonung von deren Gemeinsamkeiten und
unter Vernachlässigung von unterscheidenden Merkmalen
• Begriffe verleihen dem Erleben der in der Zeit sich ständig
verändernden Umwelt Stabilität
• Eine Zuordnung neuer Objekte oder Situationen zu einem bereits
bekannten Begriff verringert den ansonsten notwendigen Aufwand
der Verarbeitung der Gesamtheit der wahrnehmbaren Reize
und ermöglicht Inferenzen über nicht unmittelbar wahrnehmbare
Eigenschaften
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen
• Die Differenziertheit der Begriffsbildung des Menschen spiegelt sich
in der Sprache wider
• Die Beziehung zwischen sprachlichen Äußerungen, den dadurch
bezeichneten Objekten und den zugehörigen Begrien wird durch
das semiotische Dreieck veranschaulicht
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Komponententheorie
• Die traditionelle Begriffslehre fasst einen Begrffi als Zweiheit auf,
bestehend aus einer
• Extension (Begriffsumfang), d.h. der Gesamtheit der Gegenstände, die
unter den Begriff fallen und einer
• Intension (Begriffsinhalt), d.h. der Gesamtheit der Merkmale, die auf alle
Gegenstände im Umfang des Begriffs zutreffen
• Ein Begriff wird konstituiert durch Angabe aller definierenden Merkmale
(semantische Komponenten)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Komponententheorie
• Beispiel
Ein Junggeselle ist ein unverheirateter, männlicher Erwachsener
• Problematik
• Was sind die definierenden Merkmale von “Spiel”?
• Die traditionelle Begriffslehre ist anwendbar auf die Begriffe formaler
Sprachen (z.B. Mathematik), jedoch kaum auf natürliche Begriffe
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Semantische Netzwerke
• Quillian (1966) schlägt eine Netzwerkrepräsentation begrifflichen
Wissens vor
• Begriffliche Kategorien werden als Knoten einer hierarchischen
Netzwerkstruktur repräsentiert
• Hierarchische Beziehungen (Unterbegriff-Oberbegriff-Relationen)
werden durch so genannte “is a”-Verbindungen etabliert
• Mit den einzelnen begrifflichen Kategorien sind die jeweils zutreffenden
Merkmale verbunden
• Im Allgemeinen werden die Merkmale eines Begriffs auf Unterbegriffe
vererbt
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Semantische Netzwerke
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73
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Semantische Netzwerke
• Collins & Quillian (1969) unterzogen semantische Netzwerke einer
empirischen Prüfung
• Als experimentelles Paradigma verwendeten sie die Verifikation von
Aussagen (sentence verification task) und betrachten die hierbei
auftretenden Antwortzeiten als abhängige Variable
• Ist die folgende Aussage wahr?
1. Kanarienvogel kann singen
2. Kanarienvogel hat Federn
3. Kanarienvogel hat eine Haut
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Semantische Netzwerke
• Collins & Quillian (1969) machten ausgehend von der Struktur des
semantischen Netzwerks folgende Annahmen zu den resultierenden
Antwortzeiten
• Ist das angegebene Merkmal direkt bei der genannten begrifflichen
Kategorie gespeichert, so resultieren kurze Antwortzeiten
• Ist das relevante Merkmal auf einer höheren Hierarchieebene
(Oberbegriff) gespeichert, so benötigt die Antwort umso mehr
Zeit, je mehr Hierarchieebenen dazwischen liegen
1. Kanarienvogel kann singen (direkt abgespeichert)
2. Kanarienvogel hat Federn (1 Ebene höher gespeichert)
3. Kanarienvogel hat eine Haut (2 Ebenen höher gespeichert)
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75
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Semantische Netzwerke
• Collins & Quillian (1969) erhielten folgende Antwortzeiten
1. Kanarienvogel kann singen
1310 ms
2. Kanarienvogel hat Federn
1380 ms
3. Kanarienvogel hat eine Haut
1470 ms
• Die Häufigkeit der Erfahrung hat jedoch Einfluss auf die Antwortzeiten
(z.B. “Apfel ist essbar” < “Apfel hat dunkle Kerne”)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Semantische Netzwerke
• Schlussfolgerungen
• Bei häufiger Erfahrung wird ein Merkmal direkt bei einem Begriff
gespeichert, auch wenn es über Oberbegriffe abgeleitet werden
kann
• Je häufiger man dem Merkmal eines Begriffes begegnet, desto
stärker wird es mit dem Begriff assoziiert und desto schneller
erfolgt die Verifikation
• Es dauert relativ lange Aussagen zu verifizieren, wenn die
entsprechenden
Merkmale nicht direkt beim Begriff gespeichert sind,
sondern erst abgeleitet werden müssen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Semantische Netzwerke
• Problematik
• Bei typischen Beispielen einer Kategorie erfolgt die Verifikation
schneller
“Amsel ist Vogel” < “Huhn ist Vogel”
• Manchmal widersprechen die Antwortzeiten der angenommenen
hierarchischen Struktur der Begriffe
“Huhn ist Tier < “Huhn ist Vogel”
• Es ergeben sich Unterschiede bei richtigen “Nein”-Antworten
“Wal ist Pflanze” < “Wal ist Fisch”
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Prototypentheorie
• Rosch (1973) hat erstmals untersucht, ob die Zugehörigkeit zu
einer Kategorie graduell unterschiedlich ausgeprägt sein kann
• Aus den zu einer Kategorie gehörigen Exemplaren wird ein Prototyp
abstrahiert und die hierfür charakteristischen Merkmale müssen
nicht für jedes Exemplar gelten
• Je ähnlicher ein Exemplar zum Prototypen der Kategorie ist, desto
schneller kann eine Verifikationsaufgabe bewältigt werden
“Spatz ist Vogel” < “Ente ist Vogel”
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Begriffliches Wissen: Exemplartheorie
• Exemplartheorien (Medin & Schaffer, 1978; Nosofsky, 1986) nehmen
an, dass kein Prototyp gebildet wird, sondern nur einzelne
Exemplare abgespeichert werden
• Ist ein neues Objekt zu klassifizieren, so wird dessen Ähnlichkeit
zu einer Menge von Exemplaren einer Kategorie betrachtet und
hieraus eine Einschätzung der mittleren Ähnlichkeit gewonnen
• Trotz der grundsätzlichen Unterschiede zu Prototypentheorien, liefern
Exemplartheorien weitgehend dieselben empirischen Vorhersagen
(z.B. Effekt der Typikalität)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Schemata
• Semantische Netzwerke, die lediglich Eigenschaften von Konzepten
speichern, sind nicht in der Lage die Komplexität unseres Wissens
abzubilden
• Mit dem Begriff “Haus” wird vielfältiges Wissen aktiviert
• Häuser sind eine Art von Gebäuden
• Häuser haben Zimmer
• Häuser können aus Holz oder aus Stein gebaut sein
• Häuser dienen dem Menschen als Wohnung
• Häuser haben meist rechteckige und dreieckige Formen
• Häuser sind größer als 10 m2 und kleiner als 1000 m2
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Schemata
• Zur kognitionspsychologischen Beschreibung dieses Sachverhalts
wurden die Konzepte des Schemas (zurückgehend auf Bartlett,
1932), bzw. des Frames (Minsky, 1975) eingeführt
• Eine Anwendung des Schema-Konzeptes auf Ereignisse (Rumelhart,
1975; Schank, 1975) wird durch den Begriff Skript bezeichnet
• In Schemata wird Wissen in Form einer Struktur, bestehend aus
mehreren Slots (Leerstellen), repräsentiert
• In diese Slots werden die Ausprägungen verschiedener Attribute
(filler) eingesetzt, die einzelne Exemplare einer Kategorie besitzen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Schemata
• Das Schema-Konzept stammt aus dem Bereich Computerwissenschaft
und Künstliche Intelligenz und ähnelt den dort verwendeten
komplexen Datenstrukturen
• Eine (unvollständige) Schemarepräsentation f¨ur “Haus”
• Oberbegriff: Gebäude
• Teile: Zimmer
• Material: Holz, Stein
• Funktion: Wohnraum des Menschen
• Form: rechteckig, dreieckig
• Größe: Zwischen 10 und 1000 m2
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83
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Schemata
• Die in den einzelnen Slots angegebenen Ausprägungen von Attributen
spezifizieren typische Merkmale
• Diese typischen Merkmale dienen als Default-Werte, die aber
durch spezifische Angaben überschreiben werden können (Ein
Strauß ist ein Vogel, der nicht fliegen kann)
• Schemata können sich gegenseitig enthalten
• Hierarchische Strukturen werden durch einen Oberbegriff-Slot
(“isa”-Verbindung: Gebäude) und durch Teil-Ganzes-Relationen
etabliert (z.B. Zimmer)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Schemata
• Schemata können Wissen auf allen Abstraktionsebenen repräsentieren
• Schemata repräsentieren ein auf Erfahrung basierendes Wissen
und nicht abstrakte Definitionen oder Regeln
• Schemata werden im Rahmen aktiver Lern- und Erinnerungsprozesse
eingesetzt (“eort after meaning”; Bartlett, 1932)
• Skripts (story grammars) repräsentieren entsprechend unser Wissen
über den Ablauf von Ereignissen (z.B. Restaurantbesuch)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Schemata
• Mit Hilfe von Schemata lassen sich spezifische Erinnerungsfehler
erklären
• Wenn man sich an die Einrichtungsgegenstände in einem zuvor
besuchten Büro erinnern soll, werden häufig beispielsweise Bücher
genannt, auch wenn sich tatsächlich keine im Raum befanden
(Brewer & Treyens, 1981)
• Die Default-Werte einzelner Slots des zugehörigen Schemas können
die Erinnerung an die Beschaffenheit einzelner Objekte stark beeinflussen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Es wurden verschiedene formale Theorien des Gedächtnisses entwickelt,
die versuchen, wesentliche Grundannahmen der Kognitionspsychologie
des Gedächtnisses zu implementieren
• Die Annahmen zur Struktur des Gedächtnisses werden dabei
durch so genannte kognitive Architekturen abgebildet
• Formale Theorien bieten den Vorteil, dass man im Rahmen von
Simulationsstudien prüfen kann, wie präzise empirisch beobachtete
Phänomene vorhergesagt werden
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87
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Nachfolgend wird die von John R. Anderson vorgeschlagene und
mit dem Akronym ACT (Adaptive Control of Thought) bezeichnete
Theorie dargestellt
John R. Anderson
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Informationen zu der aktuellen Version ACT-R 5.0 erhält man in
Anderson & Lebiere (1998) und über die ACT-Webpage
http://act.psy.cmu.edu
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• ACT unterscheidet zwei Arten von Wissen bzw. Ged¨achtnisinhalten
• Deklaratives Wissen
• Prozedurales Wissen
• Repräsentation dieser Gedächtnisinhalte
• Deklaratives Wissen wird propositional, als so genannte Chunks
implementiert
• Prozedurales Wissen wird durch Produktionen (productions)
implementiert,
die auf dem deklarativen Wissen operieren (Produktionssystem)
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90
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Ein Chunk ist eine Struktur, die aus verschiedenen Slots besteht, in
die verschiedene Werte, die so genannten filler eingetragen werden
können (vgl. Schemata)
• Der erste Slot (stets ein “isa-slot”) kennzeichnet den Typ des Chunks
• Beispiel: “Stockholm is the capital of Sweden”
Sweden-fact>
isa
capital
country Sweden
city
Stockholm
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91
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Produktionen sind “Wenn-Dann”-Regeln, die aus einem Bedingungsteil
(condition side) und einem Handlungsteil (action side)
Bestehen
• Wenn die im Bedingungsteil formulierten Bedingungen erfüllt sind,
dann wird die im Handlungsteil beschriebene Aktion ausgeführt
• Die erste Bedingung bezieht sich auf das gegenwärtige Ziel (goal)
• Die weiteren Bedingungen beziehen sich typischerweise auf Chunks, die
im Speicher aufzufinden sind (retrievals)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Beispiel: Produktion “Answer-Capital-Question”
if =goal>
isa
say-capital
country =ctry
answer nil
=country-fact>
isa
capital
country =ctry
capital
=city
then
=goal>
answer =city
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93
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Mit dem Begriff Ziel (goal) wird in ACT ein Speicherbereich
(memory buffer) bezeichnet, der einen Chunk aufnehmen kann und
den gegenwärtigen Fokus der Aufmerksamkeit repräsentiert
• ACT versucht das Ziel möglichst schnell zu “erreichen”
• Eine Produktion, deren Bedingungsteil erfüllt ist, führt den Handlungsteil
aus (firing), d.h. sie ersetzt das bisherige Ziel durch den
im Handlungsteil angegebenen Chunk
• Sind mehrere Produktionen anwendbar, so wird die mit dem größten
Nutzen (utility) ausgewählt
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94
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Werden verschiedene Chunks öfter gemeinsam benutzt, so werden
sie miteinander assoziiert
• Die Assoziationsstärke Sij (strength of association) gibt an, wie
häufig Chunk j benötigt wurde, wenn Chunk i das Ziel bildete
• Die Aktivierungsenergie eines Chunks lässt sich zerlegen in
• eine Basis-Aktivierung (basic-level activation), die den bisherigen
Gebrauch des Chunks reflektiert (Effekt eines Lernprozesses)
• die durch Aktivationsausbreitung hervorgerufene Aktivierungsenergie
(spreading activation), die die Relevanz für die Zielerreichung
kennzeichnet
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Aktive Chunks verteilen ihre jeweils gegebene Aktivierungsenergie
an die verknüpften Kanten
• Das Ausmaß der Aktivierung hängt ab von der Zahl der Kanten
und der Assoziationsstärke der Kanten
• Beispiel: 100 Einheiten Aktivierungsenergie
• 25 Einheiten/Kante bei 4 gleichstarken Kanten
• 10, 20, 30 und 40 Einheiten bei 4 Kanten mit relativer
Assoziationsstärke 1:2:3:4
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96
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Chunk im Speicher aufgefunden
wird, hängt von seiner Aktivierungsenergie ab, die einen
bestimmten Schwellenwert übersteigen muss
• Zu jedem Zeitpunkt kann nur eine begrenzte Anzahl von Chunks
aktiv sein
• Die Aktivierungsenergie schwächt sich im Laufe der Zeit ab
• Ausgenommen von der Abschwächung der Aktivierungsenergie ist
eine Liste von etwa 10 aktiven Chunks (Arbeitsgedächtnis)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Die Ausführung einer Produktion in ACT benötigt Zeit
• Sind verschiedene Produktionen auszuführen um eine kognitive
Aufgabe zu bewältigen, so ergibt sich die erforderliche Gesamtzeit
als Summe des Zeitbedarfs der einzelnen Produktionen
• Die für eine Produktion benötigte Zeit setzt sich zusammen aus
• dem Zeitbedarf für den Abgleich des Bedingungsteils mit den
aktiven Chunks (matching latency)
• dem Zeitbedarf für die Ausführung des Handlungsteils (effort
latency)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Theorien des Gedächtnisses: ACT
• Die für das Auffinden eines Chunks j erforderliche Zeit Tj hängt
von der Aktivierungsenergie Aj des Chunks und der Stärke Sp der
benutzten Produktion p (strength of the production) ab
• Auch die Stärke einer Produktion kann durch deren Gebrauch im
Rahmen eines Lernprozesses verändert werden
• Neben Latenzzeiten kann ACT auch andere abhängige Variablen,
wie etwa Fehlerhäufigkeiten oder Auswahlentscheidungen, vorhersagen
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Semantische Voraktivierung bzw. assoziative Voraktivierung (semantic
priming, associative priming)
• Meyer & Schvanefeldt (1971) führten die f¨ur dieses Phänomen
als klassisch betrachteten Experimente durch
• Sie ließen Versuchspersonen beurteilen, ob Paare von Items aus
Wörtern der englischen Sprache bestehen
• Die Items wurden übereinander angeordnet präsentiert
• Die Versuchspersonen sollten mit “Nein” antworten, sobald
eines der Items ein Nichtwort war
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100
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Semantische Voraktivierung bzw. assoziative Voraktivierung (semantic
priming, associative priming)
• Mittlere Antwortzeiten bei Meyer & Schvanefeldt (1971)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Semantische Voraktivierung bzw. assoziative Voraktivierung (semantic
priming, associative priming)
• Für assoziierte (verbundene) Wörter existieren in ACT-R verbindende
Kanten zwischen den entsprechenden Chunks
• Wird eines der Wörter dargeboten, so breitet sich die Aktivierung
des entsprechenden Chunks über das Netzwerk der verbindenden
Kanten auch auf andere Chunks (assoziierte Wörter) aus
• Nach den Grundannahmen von ACT-R verkürzt sich durch diese
Erhöhung der Aktivierungsenergie die erforderliche Verarbeitungszeit
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Fächereffekt (fan effect)
• Anderson (1974) präsentierte den Versuchspersonen in einem
Wiedererkennungsexperiment 26 Sätze der Form
Eine Person befindet sich an einem Ort
• Einige Personen kamen nur in Verbindung mit einem Ort vor,
während andere Personen in mehreren Sätzen mit unterschiedlichen
Orten vorkamen (entsprechend f¨ur Orte und Personen)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Fächereffekt (fan effect)
• Beispiel
1. Der Arzt ist in der Bank (1-1)
2. Der Feuerwehrmann ist im Park (1-2)
3. Der Anwalt ist in der Kirche (2-1)
4. Der Anwalt ist im Park (2-2)
• Die in Klammern angegebenen Zahlen bezieht sich auf die Anzahl
von Fakten mit denen die entsprechende Person bzw. der
entsprechende Ort in der Liste assoziiert sind
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Fächereffekt (fan effect)
• Mittlere Wiedererkennungszeiten bei Anderson (1974)
• Es zeigt sich ein deutlicher Interferenzeffekt
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Fächereffekt (fan effect)
• Propositionale Repräsentation der Beispielliste in ACT-R
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Fächereffekt (fan effect)
• Wiedererkennen des Satzes Der Anwalt ist im Park unter
Berücksichtigung der Aktivierungsausbreitung
• Die Darbietung des Satzes aktiviert die Repräsentationen von
Anwalt, in und Park
• Die Aktivierungsenergie breitet sich über die Kanten des oben
dargestellten Netzwerks aus (Aufteilung der begrenzten
Aktivierungsenergie
bei Verbindungen zu mehreren Chunks)
• Die Wiedererkennenszeit einer Proposition ist umgekehrt
proportional
zur Aktivierungsenergie des Chunks
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107
Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Experiment von Tulving, Schacter & Stark (1982)
• Untersuchung von Primingeffekten, wie wir sie im Zusammenhang
mit der Unterscheidung zwischen explizitem und implizitem
Gedächtnis besprochen haben
• Experimentelle Paradigmen
• Wiedererkennung
• Wortergänzung für Listen von zuvor gelernten bzw. neuen
Wörtern
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Daten von Tulving et al. (1982)
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Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
Erklärung empirischer Phänomene durch ACT
• Vorhersage der Daten von Tulving et al. (1982) durch ACT-R
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Methoden
• Untersuchung der Ausfallserscheinungen (z.B. retrograde und anterograde
Amnesie) von Personen mit Hirnverletzungen oder Läsionen
im Gehirn (Läsionen als experimentelle Manipiulation bei Tieren)
• Inzwischen stehen den Neurowissenschaftlern eine Reihe von Techniken
zur Verfügung, um Gehirnaktivitäten direkt messen zu können
• EEG (Elektroencephalographie)
• fMRI (functional magnetic resonance imaging; fMRT, funktionale
Magnetresonanztomographie)
• PET (Positronen-Emissions-Tomographie)
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
EEG (Elektroencephalographie)
• Zumeist oberflächliche Ableitung elektrischer Potentiale von der
Kopfhaut
• Zur Messung der EEG-Aktivität, die auf einen bestimmten Stimulus
bezogen ist (ereigniskorreliertes Potential; event-related potential,
ERP) erfolgt eine Mittelung der Ergebnisse aus vielen Versuchsdurchgängen
• Vorteile: Hohe zeitliche Auflösung (etwa 1 ms)
• Nachteile: Geringe räumliche Auflösung (außer bei implantierten
Elektroden)
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
fMRI (functional magnetic resonance imaging)
• Durch Einstrahlung elektromagnetischer Strahlung bestimmter Wellenlänge
erzeugen die im Hämoglobin befindlichen Eisenmoleküle ein magnetisches
Feld, dessen Unterschiede ausgewertet werden (Regionen mit hoher Aktivität
weisen durch vermehrten Sauerstoffverbrauch erhöhte
Hämoglobinkonzentration auf)
• Vorteile: Hohe räumliche Auflösung
• Nachteile: Geringe zeitliche Auflösung und lediglich
Vergleichmessungen (gegen Ruhebedingung) möglich
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
fMRI (functional magnetic resonance imaging)
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
PET (Positronen-Emissions-Tomographie)
• Es wird ein radioaktives Präparat mit kurzer Halbwertszeit injiziert,
dass sich in aktiven Hirnregionen auf Grund des dort erhöhten
Stoffwechsels vermehrt anlagert
• Die Zerfallsprodukte geben genauen Aufschluss ¨uber Form und Ort
der Hirnaktivität
• Vorteile: Hohe räumliche Auflösung mit brillianten Bildern
• Nachteile: Geringe zeitliche Auflösung durch langwierige Messungen
(lange Aktivierungszeit von ca. 30 min) und verbunden
mit einer (allerdings geringen) gesundheitlichen Belastung
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
PET (Positronen-Emissions-Tomographie)
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
PET (Positronen-Emissions-Tomographie)
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Lokalisation von Funktionen des Arbeitsgedächtnisses
• Zumindest bei Primaten kommt dem frontalen Cortex eine entscheidende
Rolle im Zusammenhang mit dem Arbeitsgedächtnis zu
• Dieser Zusammenhang wurde durch Einzelableitungen und Läsionen beim
Affen und durch ERP-, PET- und fMRI-Messungen beim Menschen bestätigt
• Ein hierbei verwendetes Standardexperiment ist die verzögerte
Übereinstimmungsaufgabe (delayed matching to sample)
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Verzögerte Übereinstimmungsaufgabe
(delayed matching to sample)
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Lokalisation von Funktionen des Arbeitsgedächtnisses
• Relevante Areale beim Menschen und beim Affen
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120
Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Lokalisation von Funktionen des Arbeitsgedächtnisses
• Viele Belege, vor allem durch Untersuchung von Amnestikern sprechen
dafür, dass der Hippocampus entscheidend für die Langzeitspeicherung
von Gedächtnisinhalten ist
• Im Tierversuch konnte durch Läsionen des Hippocampus die
Fähigkeit neue Assoziationen zu lernen stark beeinträchtigt werden
• Dem Patienten H.M. wurden im Zuge der Behandlung seiner Epilepsie
der Hippocampus vollständig chirurgisch entfernt, was zu
nahezu vollständiger anterograder Amnesie führte
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Lokalisation des Hippocampus beim Menschen
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Lokalisation des Hippocampus beim Menschen
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Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses
Methoden: Fazit
• EEG-Verfahren und moderne bildgebende Verfahren erlauben eine Messung
von Gehirnaktivität mit zum Teil hoher zeitlicher bzw. räumlicher Auflösung
• Die Interpretation der erhaltenen Messergebnisse, also die Identifizierung
einzelner Funktionen des Gehirns, setzt auf die Mittelung der Daten aus vielen
Versuchsdurchgängen und Differenzbildung zu einer Ruhebedingung im
Rahmen aufwendig konzipierter experimenteller Designs
• Dies macht eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychologen
erforderlich
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