I. Das Prioritätenmodell der Reizverarbeitung II. Angststörungen: Selektive Aufmerksamkeit für störungsbezogene Reize (Stroop-Paradigma) • Panikstörung • Soziale Phobie • Generalisierte Angststörung I. Das Prioritätenmodell der Reizverarbeitung (Williams et al., 1997) Zusammenfassung des Ergebnismusters zu kognitiven Prozessen bei Angststörungen und Depression: • Angstpatienten wenden ihre Aufmerksamkeit selektiv auf bedrohliche Reize und interpretieren mehrdeutige Reize bevorzugt als negativ. Bei diesen Patienten sind bedrohliche Informationen durch Priming leichter aktivierbar. Sie scheinen jedoch negatives Material nicht bevorzugt zu erinnern. → Aufmerksamkeitsbias • Depressive Patienten erinnern selektiv mehr negative Informationen und Ereignisse. Sie zeigen jedoch kaum Veränderungen in der Aufmerksamkeitsverteilung und in Priming-Experimenten. → Gedächtnisbias Für Angstpatienten und Depressive wird eine bevorzugte Beachtung emotional relevanten Materials in unterschiedlichen Stadien der Informationsverarbeitung postuliert: 1. Vor-Aufmerksamkeits-Stadium (preattentive stage) • zeitlich vor der Aufmerksamkeitszuwendung auf das Reizmaterial selbst • automatische Aktivierung aller Stimuluskomponenten und ihrer möglichen Bedeutungen (priming) → In diesem automatisierten Stadium zeigen Angstpatienten eine bevorzugte Verarbeitung bedrohlicher Informationen, während Depressive hier keine Auffälligkeiten zeigen. Es handelt sich um einen kognitiven Prozess im frühen Aufmerksamkeitsstadium, das für affektive Valenzen des Reizmaterials besonders sensibel ist. Wird hier Bedrohliches entdeckt, so wenden nicht-ängstliche Personen ihre Aufmerksamkeit von diesem Reiz ab, während ängstliche Personen ihre Aufmerksamkeit zur Bedrohung hinwenden. 2. Elaborations-Stadium (elaborative stage) • genauere Verarbeitung der Stimulusinhalte • die Stimulusinhalte werden mit anderen Gedächtnisinhalten in Verbindung gebracht → In diesem Stadium verarbeiten depressive Patienten bevorzugt negative Informationen. Bei Angstpatienten kann dagegen der umgekehrte Prozess einer Vermeidung der genaueren Auseinandersetzung mit dem Stimulusmaterial auftreten. II. Angststörungen: Selektive Aufmerksamkeit für störungsbezogene Reize (Stroop-Paradigma) Angststörungen, bei denen eine Aufmerksamkeitsinterferenz bei störungsspezifischen Stroop-Worten nachgewiesen wurde: • • • • • • • Agoraphobie Panikstörung Spezifische Phobie Soziale Phobie Zwangsstörung Posttraumatische Belastungsstörung Generalisierte Angststörung grün rot blau grün blau grün gelb blau gelb rot grün rot gelb blau grün rot gelb blau grün gelb grün rot blau gelb rot grün rot gelb grün rot gelb grün gelb grün rot blau gelb rot grün blau grün gelb blau rot rot blau rot gelb grün rot grün blau grün blau rot blau grün gelb gelb rot grün rot blau gelb grün rot rot gelb rot grün rot grün blau grün blau rot blau grün grün blau grün blau rot blau grün grün rot Standard-Stroop Interferenz wird gemessen anhand eines Vergleichs der unterschiedlichen Reaktionszeiten (z. B. Reaktionszeiten auf grün und grün). Die Reaktionszeiten auf sinnlose Wörter (z. B. Garsan) und bedeutungshaltige Wörter (z. B. Garten) werden verglichen. Emotional-Stroop Die Reaktionszeiten auf verschiedene Sorten von Wörtern (v. a. störungsbezogene und neutrale Wörter) werden verglichen. Bsp.: Blume vs. Schwindel MacLeod, C.M. (1991). Half a century of research on the Stroop effect: An integrative review. Psychological Bulletin, 109, 163-203. • Je aussprechbarer sinnlose Worte sind, desto stärker ist die Interferenz. • Je akustisch ähnlicher die Worte zum Farbnamen sind („Geld“ und „gelb“), desto stärker ist die Interferenz. • Je semantisch ähnlicher die Worte zum Farbnamen sind („Gras“ und „grün“), desto stärker ist die Interferenz. • Eine Präsentation der Worttypen in Blöcken führt zu stärkeren Unterschieden in der Interferenz als die randomisierte Präsentation. • Je häufiger oder je individuell bekannter (z. B. für Ornithologen die Namen seltener Vögel) die Worte sind, umso ausgeprägter ist die Interferenz. Parallel Distributed Processing (PDP) - Modell nach Cohen et al. (1990) • Zentrale Variable: „Strength of Processing“ • Modell sieht zwei Pfade vor: - Wortlesepfad - Farbbenennungspfad • Jeder Pfad besteht aus einer „Input unit“, einer „intermediate unit“ und einer „output unit“ • Aufmerksamkeit (operationalisiert über die Aufgabe „task demand“) verändert die Reaktivität der „intermediate units“ („processing units“) Emotional Stroop - Assoziation mit Bedrohung • Durch Assoziation mit Bedrohung sollen „input units“ besonderer neuromodulatorischer Kontrolle unterliegen. • Physiologisch könnte z. B. der Neurotransmitter Noradrenalin diese Aufgabe erfüllen. Angenommener Ort: Locus coeruleus • Effekt: „input units“, die dieser neuromodulatorischen Kontrolle unterliegen, sollen erhöhte Aktivation abgeben (unabhängig von der Grundaktivierung). Beispiel: Panikstörung Exkurs: Wichtige Diagnosekriterien der Panikstörung (DSM IV) Panikattacke: Eine klar abgrenzbare Episode intensiver Angst und Unbehagens, bei der mindestens 4 der nachfolgend genannten Symptome abrupt auftreten und innerhalb von 10 Minuten einen Höhepunkt erreichen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Palpitationen, Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag Schwitzen Zittern oder Beben Gefühl der Kurzatmigkeit oder Atemnot Erstickungsgefühle Schmerzen oder Beklemmungsgefühle in der Brust Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden Schwindel, Unsicherheit, Benommenheit oder der Ohnmacht nahe sein Derealisation oder Depersonalisation Angst, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden Angst zu sterben Parästhesien (Taubheit oder Kribbelgefühle) Hitzewallungen oder Kälteschauer Beispiel: Panikstörung Panikstörung (ohne Agoraphobie) A Sowohl (1) als auch (2): 1. Wiederkehrende unerwartete Panikattacken 2. Bei mindestens einer der Attacken folgte mindestens ein Monat mit mindestens einem der nachfolgenden Symptome (a) Anhaltende Besorgnis über das Auftreten weiterer Panikattacken (b) Sorgen über die Bedeutung der Attacke oder ihrer Konsequenzen (c) Deutliche Verhaltensänderung infolge der Attacke B Es liegt keine Agoraphobie vor. C Die Panikattacken gehen nicht auf die direkte körperliche W irkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück. D Die Panikattacken werden nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt. Beispiel: Panikstörung Ehlers, A., Margraf, J., Davies, S. & Roth, W.T. (1988). Selective Processing of Threat Cues in Subjects with Panic Attacks. Cognition and Emotion, 2 (3), 201-219 Ergebnisse vorhergehender Forschung Patienten mit GAS, Phobien oder Zwangsstörungen zeigen Aufmerksamkeitsverzerrungen in Bezug auf bedrohliche Cues, die in Beziehung zu ihrer Störung stehen. Vpn: 24 Patienten mit Panikstörung und 24 normale Kontrollpersonen Methode: modifizierter „Stroop-Task“ Material: • Karten mit bedrohlichen Wörtern in bezug auf 1. physischen Schmerz (z. B. „Krankheit“) 2. Trennung (z. B. „einsam“) 3. soziale Bedrohung (z. B. „dumm“) • Kontrollkarten mit nicht bedrohlichen Wörtern Ergebnis Die Panikpatienten hatten bei den bedrohlichen Wörtern längere Reaktionszeiten als bei den nicht-bedrohlichen Kontrollwörtern. Die normalen Kontrollpersonen waren bei den bedrohlichen Wörtern schneller als bei den Kontrollwörtern. Es liegt eine Aufmerksamkeitsverzerrung für bedrohliche Stimuli bei Panikpatienten vor. Beispiel: Soziale Phobie im Vergleich zur Panikstörung Exkurs: Wichtige Diagnosekriterien der Sozialen Phobie (DSM IV) A Eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor einer oder mehreren sozialen oder Leistungssituationen, in denen die Person mit unbekannten Personen konfrontiert ist oder von anderen Personen beurteilt werden könnte. B Die Konfrontation mit der gefürchteten Situation ruft fast immer eine unmittelbare Angstreaktion hervor. C Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben oder unbegründet ist. D Die gefürchteten Situationen werden vermieden oder nur unter intensiver Angst oder Unwohlsein ertragen. E Das Vermeidungsverhalten, die ängstliche Erwartungshaltung oder das starke Unbehagen in den gefürchteten Situationen beeinträchtigen deutlich die normale Lebensführung der Person, ihre berufliche (oder schulische) Leistung oder soziale Aktivitäten oder Beziehungen, oder die Phobie verursacht erhebliches Leiden. F Bei Personen unter 18 Jahren hält die Phobie mindestens 6 Monate an. G Die Angst oder Vermeidung geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück und kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden. Beispiel: Soziale Phobie vs. Panikstörung Hope, D.A., Rapee, R.M., Heimberg, R.G. & Dombeck, M.J. (1990). Representations of the Self in Social Phobia: Vulnerability to Social Threat. Cognitive Therapy and Research, 14 (2), 177-189. Hypothesen/ Fragestellung: Die Hypothesen wurden abgeleitet aus Becks kognitiver Theorie zu Angststörungen, die besagt, dass Personen mit sozialer Phobie hypervigilant gegenüber sozial-bewertenden und bedrohlichen Cues sind Hypothesen: 1. Sozialphobiker zeigen beim Farben-Nennen längere Reaktionszeiten für sozial bedrohliche Wörter als für Kontrollwörter. 2. Panikpatienten zeigen beim Farben-Nennen längere Reaktionszeiten für Wörter physischer Bedrohung als für Kontrollwörter. 3. Sozialphobiker zeigen keine längeren Reaktionszeiten für Wörter physischer Bedrohung und Panikpatienten zeigen keine längeren Reaktionszeiten für Wörter sozialer Bedrohung. Vpn: 16 Sozialphobiker und 15 Panikpatienten ohne (bzw. mit leichter) Agoraphobie Methode: Modifizierter Stroop-task Material: sechs verschiedene Worttypen, präsentiert auf Karten • Farbname • Buchstabenfolge • Worte sozialer Bedrohung (z. B. „Fehler“) • Kontrollworte zu Worten sozialer Bedrohung (z. B. „Netzwerk“) • Worte physischer Bedrohung (z. B. „Krankheit“) • Kontrollworte zu Worten physischer Bedrohung (z. B. „schief“) Design: Für beide Gruppen (Sozialphobiker und Panikpatienten) wurden jeweils die Reaktionszeiten für die Wörter sozialer und physischer Bedrohung mit denen für die neutralen Wörter verglichen. Weiterhin wurden die Reaktionszeiten für die Farbnamen und deren Kontrollkarten verglichen. Ergebnisse zu den Hypothesen: 1. Sozialphobiker zeigen beim Farben-Nennen längere Reaktionszeiten für sozial bedrohliche Wörter als für Kontrollwörter. bestätigt 2. Panikpatienten zeigen beim Farben-Nennen längere Reaktionszeiten für Wörter physischer Bedrohung als für Kontrollwörter. bestätigt 3. Sozialphobiker zeigen keine längeren Reaktionszeiten für Wörter physischer Bedrohung und Panikpatienten zeigen keine längeren Reaktionszeiten für Wörter sozialer Bedrohung. bestätigt Alle Probanden reagierten auf Farbnamen langsamer als auf Buchstabenfolgen. Fazit Die Befunde unterstützen die Hypothese, dass Sozialphobiker und Panikpatienten jeweils spezifische Schemata haben, die sie hypersensitiv machen gegenüber cues, die in Beziehung zu ihren spezifischen Vulnerabilitäten stehen. Beispiel: Generalisierte Angststörung Exkurs: Wichtige Diagnosekriterien der GAS (DSM IV) A Übermäßige Angst und Sorge (furchtsame Erwartung) bezüglich mehrerer Ereignisse oder Tätigkeiten, die während mindestens 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage auftreten. B Die Person hat Schwierigkeiten, die Sorgen zu kontrollieren. C Die Angst und Sorge sind mit mindestens 3 der folgenden Symptome verbunden: (1) Ruhelosigkeit oder ständiges „auf dem Sprung sein“ (2) Leichte Ermüdbarkeit (3) Konzentrationsschwierigkeiten oder Leere im Kopf (4) Reizbarkeit (5) Muskelspannung (6) Schlafstörungen D Die Angst und Sorge sind nicht auf Merkmale einer Achse I-Störung beschränkt. E Die Angst, Sorge oder körperlichen Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen. F Das Störungsbild geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück und tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer anderen psychischen Störung auf. Beispiel: Generalisierte Angststörung Bradley, B.P., Mogg, K., White, J., Groom, C. & de Bono, J. (1999). Attentional bias for emotional faces in generalized anxiety disorder. British Journal of Clinical Psychology, 38, 267-278. Ziele der Untersuchung: 1. Es sollte festgestellt werden, ob sich bei Patienten mit Generalisierter Angststörung (GAS) ein Aufmerksamkeitsbias finden lässt. Als natürliche und ökologisch valide Stimuli werden dazu emotionale Gesichtsausdrücke eingesetzt. 2. Das Vorhandensein eines Bias soll sowohl für fröhliche als auch für bedrohliche Gesichtsausdrücke untersucht werden. 3. Der Zeitverlauf des Bias soll untersucht werden. Methode: Vpn: 14 GAS-Patienten, 33 nicht-ängstliche Kontrollpersonen Paradigma: Dot Probe Task Dot Probe Task §boshaft boshaft §************* salopp §salopp §************* . Vorgehensweise Dot-probe task: Jeweils zwei Photos von insgesamt 64 Personen (je ein emotionaler (z. B. bedrohlicher oder fröhlicher) und ein neutraler Gesichtsausdruck wurden gleichzeitig präsentiert. An der Stelle eines der Bilder erschien ein Punkt; die Vpn sollten per Tastendruck entscheiden, wo sie den Punkt gesehen hatten. Gemessen wurden die Reaktionszeiten. Es wurde erwartet, dass - wenn ein Aufmerksamkeitsbias vorliegt - die ängstlichen Probanden schneller auf Punkte reagieren sollten, die an der Stelle des bedrohlichen Gesichtsausdrucks erschienen. Die Gesichtsausdrücke wurden entweder 500ms oder 1250ms lang eingeblendet, um Aussagen über den Zeitverlauf eines Bias machen zu können. Ergebnisse Die GAS Patienten zeigten eine höhere Vigilanz hinsichtlich bedrohlicher Gesichtsausdrücke im Verhältnis zu neutralen Ausdrücken verglichen mit den nicht-ängstlichen Kontrollprobanden. Es spielte keine Rolle, ob die Bilder 500ms oder 1250ms eingeblendet wurden. Es wurde auch ein signifikanter Effekt bzgl. der fröhlichen Gesichtsausdrücke gefunden, auch hier reagierten die ängstlichen Vpn schneller. Dies galt jedoch nur für die zweite Hälfte der Untersuchung. Fazit GAS-Patienten haben einen Bias in der selektiven Aufmerksamkeit bzgl. bedrohlicher Reize (und zwar bei natürlichen, nonverbalen Stimuli). Dass sich ein Bias für positive Stimuli nur im späteren Verlauf des Experiments zeigte, mag darauf hindeuten, dass es verschiedene Mechanismen gibt, die den Biases zugrunde liegen. Fragen zu Mechanismen der selektiven Aufmerksamkeit für störungsbezogene Reize bei Angststörungen Werden angstbezogene Reize schneller erkannt (Hypervigilanz) oder binden sie mehr Aufmerksamkeit und haben dadurch eine ablenkende Wirkung? Eine Aufmerksamkeitsverzerrung kann sich auswirken auf: a) Schnelleres Entdecken angstbezogenen Materials - visuelle, auditive Schwellenerniedrigungen - lexikalische Entscheidungsaufgaben b) Stärkere Ablenkung von einer anderen kognitiven Leistung - dichotisches Hören - modifizierter Stroop - Dot Probe Paradigma ad a) Überzeugende Belege für eine schnellere Wahrnehmung angstbezogener reize stehen noch aus ad b) Angstpatienten werden durch Wörter mit emotional bedrohlichem Inhalt stärker abgelenkt als durch neutrale Wörter. Fazit Angstpatienten sind nicht so sehr hypervigilant, sie lassen sich eher durch Gefahrenreize stärker ablenken, d.h. sie „verweilen“ länger bei diesen. Besteht ein Aufmerksamkeitsbias für Bedrohliches oder generell für Emotionales oder für Emotionales mit semantischem Bezug zu Bedrohlichem? Beispiel: GAS (und andere Angststörungen) Mathews, A. & Klug, F. (1993). Emotionality and Interference with ColorNaming in Anxiety. Behaviour Research and Therapy, 31 (1), 57-62. Drei Interpretationen zu Interferenzen von Ängstlichkeit beziehen sich spezifisch auf die Reaktionen bei negativen/bedrohlichen Worten: • Gefahrenschemata sind unterschiedlich repräsentiert. • Negativ-bedrohliche Konstrukte sind zugänglicher. • Es besteht ein Aufmerksamkeitsbias für Bedrohliches. Konkurrierende Hypothese (Martin et al.): Die Interferenz der Ängstlichen ist Resultat der Emotionalität von Worten, tritt also auch bei positiven Worten auf. Mathews und Klug untersuchen die Hypothese, dass der valenzunabhängige Emotionalitätseffekt dadurch zustande kommt, dass auch die positiven emotionalen Worte semantisch mit einem für Ängstliche bedeutsamen Bedrohungsschema assoziiert sind und eine Interferenz bei positiven Worten ohne einen semantischen Bezug zu diesen Bedrohungsschemata nicht zu erwarten ist. Design 20 Patienten mit Angstdiagnose (davon 11 GAS) und 20 Kontrollpersonen werden fünf Worttypen vorgegeben: • negative Worte mit semantischer Beziehung zur Angst • negative Worte ohne semantische Beziehung zur Angst • positive Worte mit semantischer Beziehung zur Angst • positive Worte ohne semantische Beziehung zur Angst • emotional neutrale Worte Kartenversion des Stroop, fünf Karten mit je sechs Worten pro Karte Weitere Instrumente: BDI, STAI nachträgliches Rating der Stroop-Worte auf „emotional impact“ Ergebnisse Die Worte mit semantischer Beziehung zur Angst lösten unabhängig von ihrer positiven oder negativen Valenz mehr Interferenz aus als die ohne semantische Beziehung und die neutralen. Dies galt nur für die Ängstlichen und nicht für die Kontrollpersonen. Fazit Wenn positive Worte bei Ängstlichen Interferenz auslösen, liegt das weniger an ihrer Emotionalität, sondern an ihrer semantischen Verbindung zu für die Ängstlichen wichtigen Bedrohungsbereichen (z. B. Entspannung als Gegenteil aktiviert den bedrohlichen Inhalt, dass diese Gefühl durch die Angst nicht mehr erlebbar ist).