Fragenkatalog mit Lösungen Geldtheorie, Geldpolitik

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Fragebogen Geldtheorie / Geldpolitik: Lösungen
Christopher Busch, 209.311
1) Was unterscheidet die Konventionstheorie der Geldentstehung von der
staatlichen Theorie der Geldentstehung? Sind die Geldfunktionen dadurch
unmittelbar betroffen?
Die Konventionstheorie beschäftigt sich damit, dass Geld sich in der Historie
unabhängig von Kulturen etabliert hat. Die staatliche Theorie geht davon aus, dass
Geld in Form von Banknoten als Tauchmittel benutzt werden sollen, um
Transaktionskosten zu sparen. Es soll das Warengeld wie z.B. in der Nachkriegszeit
Zigaretten ablösen.
2) Die Energiepreise in einer energiearmen Volkswirtschaft steigen um 10% p.a.
Können Sie daraus auf inflationären Druck in dieser Volkswirtschaft schließen?
Ja, es kann auf inflationären Druck schließen lassen, da Energie in dem HVPI
(harmonisierten Verbraucherpreisindex) vorhanden ist und somit den Durchschnitt
des allgemeinen Preisanstiegs, aller Güter in dem Warenkorb, anhebt.
Da aber das Produkt bzw. das Gut Energie anfällig für exogene Schocks sind, wie
Lebensmittel, sind diese beiden Güter nicht in der Kernrate der Inflation enthalten.
Daraus kann erkannt werden, dass die vorschnelle Beantwortung der Frage kritisch
zu betrachten ist.
Da aus der Kernrate hervorgeht, dass die Inflation doch nicht so groß ausfällt, der
HVPI hingegen schon müsste ein weiterer Faktor hinzugezogen werden.
Da das Land energiearm ist und somit eine wachsende Abhängigkeit zu
energiereichen Volkswirtschaften bestehen, ist davon auszugehen, dass die
Volkswirtschaft monopolartig agiert und die Preise weitersteigen werden. Auch ohne
monopolistisches Verhalten werden die Energiepreise weiter steigen, da diese
allgemein bekannt, knapp sind.
Somit scheint die Nation unter inflationären Druck stehen zu können.
3) Was bedeutet Preisniveaustabilität? Wie wird Preisniveaustabilität
gemessen?
Preisniveaustabilität bedeutet, dass sich die Preise im Durchschnitt nicht (kaum)
ändern. Preisniveaustabilität wird anhand des HVPI, des harmonisierten
Verbraucherpreisindexes gemessen. Dieser gibt Aufschluss darüber wie hoch die
Preise der meist gekauften Konsumgüter durchschnittlich in einer Periode
angestiegen sind. Diesen Anstieg des Preisniveaus wird Inflation genannt.
4) Warum wird in der Regel von einer Zentralbank keine völlige
Preisniveaustabilität (d.h. Nullinflation) angestrebt?
Eine völlige Preisniveaustabilität hätte laut der Quantitätsgleichung auch eine gleiche
Geldmenge als Ursache oder Folge. Demnach muss das Preisniveau steigen, um
z.B. Neueinführungen von Produkten durch Kredite zu gewährleisten.
Ein geldtheoretischer Aspekt wäre, dass es zu steigenden Preisen kommen muss, da
sich laut Keynes in der Liquiditätsfalle sind und ihr Geld halten, statt ausgeben.
Außerdem soll hinreichend Abstand zu einem negativen Zins gewährleistet werden,
welcher ohne Inflation evtl. unter bestimmten Annahmen möglich wäre.
Inflation kann auch als sog. Schmiermittel gelten, da die Reallöhne, unter der
Bedingung, dass die Nominallöhne stabil bleiben, bei Inflation sinken und so die
Arbeitslosigkeit sinkt.
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Christopher Busch, 209.311
5) Warum ist die Kerninflation im Zusammenspiel mit der
Konsumentenpreisinflation ein sinnvolles Analyseinstrument?
Es ist sinnvoll, da es exogene Schocks wie steigende Ölpreise nicht in die
Preisentwicklung mit einbezieht. Auch Lebensmittel leiden unter diesen Schocks.
Wenn diese Güter mit in die Kernrate einbezogen würden, fiele die
Preissteigerungsrate viel höher aus als sonst und könnte falsche Signale liefern, da
diese Ausreißer das Gesamtbild der Wirtschaft verzerren.
6) Wie kann angebotsseitig Inflationsdruck entstehen? Nennen Sie 2
Möglichkeiten.
Angebotsseitig kann Inflationsdruck entstehen, indem Löhne und Gehälter steigen
oder Rohstoffe teurer werden. Ebenso der Aspekt der Gewinnmaximierung kann zu
Inflation führen, wenn ein Monopol die Preis ständig erhöht (siehe auch M+W; MEB,
MOB; irreversible Kosten; Subadditivität ODER: Oligopol; Preisführerschaft ->
Kartell) Darüber hinaus können steigende Steuern zu Inflation führen. Falls wie in der
Quantitätsgleichung beschrieben die Preise steigen, steigt auch die Geldmenge.
Dies würde zur Abwertung der heimischen Währung führen und macht Importe
teurer.
7) Wie kann Nachfragesoginflation entstehen? Nennen Sie 2 Möglichkeiten.
Eine Geldmengenerhöhung kann zu Preisniveauanstieg führen. Ebenso ein niedriges
Zinsniveau, was eine Geldmengenerhöhung bedingt oder zur Folge hat.
Andere Gründe können eine expansive Fiskalpolitik sein. Auch das eine hohe
Investitionsdynamik oder Konsumneigung besteht, kann zur nachfrageseitigen
Inflation führen. Diese Neigungen führen zu mehr Nachfrage und das zu höheren
Preisen.
8) Nennen Sie die Geldfunktionen. Warum untergräbt Inflation die
Geldfunktionen?
•
•
•
Wertaufbewahrungsfunktion
Rechenfunktion
Tauschmittelfunktion
Die Inflation untergräbt die Funktion der Wertaufbewahrungsfunktion, da die Einlagen
an Wert verlieren, wenn die Inflationsrate über der Verzinsung der Einlage liegt. Da
so keine Planbarkeit der Kaufkraft am Ende der Laufzeit besteht, kann mit dem Geld
nicht aussagekräftig gearbeitet werden. Die Tauschmittelfunktion wird auch tangiert,
da bei Inflation und steigende Geldmenge die Inlandswährung abnimmt und somit
die Kaufkraft gegenüber anderen Währungen „verliert“.
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Christopher Busch, 209.311
9) Was sind Probleme der Inflation/Deflation? Nennen Sie jeweils 3 Aspekte.
Die Probleme der Inflation treten hauptsächlich in Form von Kosten auf. Da wären
die sog. Speisekartenkosten. Bei steigenden Preisen müssen Versandhäuser und
andere Unternehmungen mit Preisauszeichnung ständig die Preise verändern. Da
die potenziellen Kunden immer einen neuen Katalog bekommen sollen, stellt dies
erhöhte Kosten dar. Zudem kommen die Kosten der Desinflation. Bei zu hohen
Inflationsraten versucht man z.B. per Okuns-Law eine Reduzierung der Inflationsrate
zu erreichen, indem das BIP gekürzt wird oder die Arbeitslosigkeit steigt. Die Raten,
um die gekürzt werden nennt man Opferraten (- 1% Inflation = - 5 % BIP oder +2,5
Arbeitslosigkeit). Ein weiteres Problem ist, dass die Geldfunktionen nicht mehr erfüllt
sind und die Menschen kein Vertrauen mehr in die Währung haben und deshalb auf
Wahrengeld umsteigen.
Bei der Deflation sinken die Preise ständig und deshalb halten die Menschen ihr
Geld um evtl. morgen etwas preisgünstiger zu konsumieren. Dadurch reduziert sich
die Outputleistung und der Konsum nimmt ab. Die kann zu einem „Teufelskreis“ oder
zu einer „Never ending story“ führen. Ein Problem dabei ist, dass der Konsum
ausbleibt, und so die Preise nicht steigen könnten, bei steigender Nachfrage.
Außerdem, dass Verbindlichkeiten steigen, da alles günstiger wird, aber die
Verbindlichkeiten zu altem Zinsniveau und heute zu höheren Realzins gezahlt
werden müssen (r = i + π ). Zusätzlich steigen die Löhne, da das Preisniveau sinkt
und die Nominallöhne gleich bleiben. Die Wirtschaft kollabiert an den nicht getätigten
Konsum, der sinkenden Investitionsanstrengungen, den relativ steigenden
Verbindlichkeiten, den steigenden Realzinsen und den steigenden Löhnen.
10) Wie hängen die Geldbasis und das Geldmengenaggregat M3 zusammen?
Wodurch wird die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken (der
Geldschöpfungsmultiplikator) begrenzt?
Die Geldbasis der und das Geldmengenaggregat M3 hängen insofern zusammen,
dass die Geldbasis bzw. das Zentralbankgeld in den Markt als Input gegeben wird
und durch Geldwertschöpfung das Geldmengenaggregat M3 als Output entsteht.
Die Geldwertschöpfung der Banken wird mit einer Mindestreserve bzw. und auch
durch ein sog. Bargeldabfluss oder Bargeldabflusskoeffizient begrenzt. Diese sollen
die Liquidität der Banken sichern. Zudem wird das geldpolitische Ziel einer
Geldmengenerhöhung von 4,5 angestrebt. [∆m = ∆y + ∆p – u∆; 2% Inflationsziel/ 22,5 % Trendwachstum BIP/ Geldumlaufgeschwindigkeit (const.)]
11) Warum ist ein breites Geldmengenaggregat von Relevanz für die monetäre
Analyse einer Zentralbank?
Da durch die Finanzinnovationen auf dem Sekundärmarkt des Finanzmarktes die
Geldmenge stetig steigt, müssen immer wieder Finanzprodukte in die M3 Menge
aufgenommen werden. Dennoch gibt es das „richtige“ bzw. „beste“
Geldmengenaggregat nicht, da die M3 Menge die nachfragewirksame Geldmenge
abbilden soll, und so schnell als Zahlungsmittel eingesetzt werden kann. Da jedoch
mittelfristige Einlagen (- 2 Jahre) oder Repogeschäfte (also Aufkauf der ZB von
Wertpapieren von Geschäftsbanken (vice et versa)) nicht sofort liquide gemacht
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werden kann sondern spezielle Kündigungsfristen haben, scheint dies nicht die
exakte nachfragewirksame Geldmenge zu sein.
12) Der Bargeldhaltungskoeffizient in einer Volkswirtschaft steigt deutlich an.
Was bedeutet das für die Geldpolitik bzw. die Geld- und Kreditschöpfung?
Für die Kreditschöpfung heißt dies, dass die Geschäftsbanken mehr Reserven bilden
müssen, da die Wirtschaftssubjekte sich öfter ihr Geld auszahlen lassen. Das
bedeutet, dass die Sichteinlagen schrumpfen und somit eine Weitergabe als Kredit
nur noch beschränkt funktioniert.
Dadurch kann die Geldmenge nicht so stark wachsen wie sonst.
Formal auch M= f(b, r, B, i)
b = Bargeldquote
r = Realzins
B = Bankengeld (Cash + Sichteinlagen)
I = Nominalzins
negativ abhängig
negativ abhängig
positiv abhängig
positiv abhängig
13) Wie lässt sich aus der Grundformel der Quantitätstheorie ein optimales
Geldmengenwachstumsziel ableiten (Potenzialformel)?
M*V
∆m + u∆
=
=
Y*P
∆y + ∆p
∆m
=
∆y + ∆p – u∆
14) Stellen Sie die Geldmengen- und direkte Inflationssteuerung gegenüber.
Es wird unterstellt, dass es einen proportionalen Zusammenhang zwischen
Geldmenge und Preisniveau gibt. Dies wird anhand der Quantitätsgleichung sichtbar.
Vorausgesetzt ist, dass das Einkommen und Umlaufgeschwindigkeit konstant
bleiben.
Es ist nicht trennscharf ob eine Geldmengensteuerung nicht gleichzeitig auch eine
Inflationssteuerung ist, da eine Steuerung der Geldmenge Preise bzw. Preisniveaus
berücksichtigt.
15) Skizzieren Sie die 2-Säulen der geldpolitischen Strategie der EZB.
Eine Säule der geldpolitischen Strategie ist die Analyse der wirtschaftlichen Dynamik
und Schocks welche eine kurz bis mittelfristige Sicht einnimmt. Die andere Säule ist
die Analyse der monetären Entwicklung, welche mittel- bis langfristig gestaltet wird.
Es geht also in der ersten Säule um die Geldmengensteuerung und in der zweiten
Säule um die Inflationssteuerung.
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16) Welche Indikatoren analysiert die EZB in der wirtschaftlichen Analyse,
welche in der monetären Analyse?
Die wirtschaftliche Analyse legt ihren Fokus in kurzfristiger bis mittelfristiger
Sichtweise auf die Geldmenge und dessen Steuerung. Die monetäre Analyse
konzentriert sich auf die Entwicklung der Preise.
Die wirtschaftliche Analyse beschäftigt sich mit einer Mehrindikatorsteuerung. Die
Indikatoren beziehen sich auf die real- und monetär wirtschaftlichen Entwicklungen.
Diese Analyse erlaubt es der EZB einen Gesamtüberblick über die wirtschaftliche
Lage des Währungsraums zu erhalten.
Bei der monetären Analyse ergibt sich der Indikator aus dem HVPI und der Kernrate
der Inflation. Es wird hier nur die Preisentwicklung angeschaut.
Die beiden Säulen sind nicht sichtbar und sind ebenfalls nicht trennscharf, da eine
Steuerung der Geldmenge, welche aus der wirtschaftlichen Analyse hervorgehen
soll, ein Preisniveau annimmt, welches der zweiten Säule der monetären Analyse
entspringt. Dieser Sachverhalt kann umgedreht werden, da auch das Preisniveau in
unmittelbarer Verbindung zur Geldmenge steht.
17) Vergleichen Sie stichpunktartig EZB und Fed in Bezug auf zentrale Aspekte
(Ziele,Strategie, Unabhängigkeit).
EZB
Fed
Singuläres
eindimensionales
Ziel
Einstufig: Direkte
Zielsteuerung
nur schwaches
Mehrfachmandat
•
•
ohne Zielwerte
wirtschaftliche Analyse
Zweistufig:
Zwischenziele (kurzoder mittelfristig)
•
•
•
keine expliziten Zielwerte
monetäre Analyse
Geldmengensteuerung
Verpflichtung
•
Preisanstieg HVPI nahe
2%
Deflationsrisiken
beachten
•
Sehr hoher Grad an Unabhängigkeit
Supranationaler Charakter
Bank
Ziele
Strategie
Unabhängigkeit
mehrdimensionales
Ziel
Mehrfaches Mandat
Einstufig: Direkte
Zielsteuerung
•
•
Verpflichtung
•
Ohne Zielwerte
Wirtschaftliche
Analyse
Keine expliziten
Zielwerte
• Keine klare
Mandatshierachie
• Zielpluralität
Schwache Zentralbankunabhängigkeit
EZB
FED
Inflationsziel nahe 2 %
Zieltransparenz
Multiindikatorsteuerung
Geldmengensteuerung
Sehr hoch
Keine expliziten Ziele
Multiindikatorsteuerung
schwach
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18) Wie lautet das vorrangige Ziel der EZB und wie wird es definiert?
„Das vorrangige Ziel des Eurosystems ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten.
Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Ziels der Preisstabilität möglich ist,
unterstützt das Eurosystem die allgemeine Wirtschaftspolitik der Europäischen
Gemeinde.“
Die Preisstabilität wird mit dem HVPI definiert und wird dem Ziel unterstellt, dass die
Inflationsrate nur 2 % pro Periode betragen darf / soll.
19) Bewerten Sie das Mandat der EZB.
Das Mandat der EZB soll Zweidimensional sein, indem es eine wirtschaftliche
Analyse gibt und eine Geldmengensteuerung oder monetäre Analyse in Form der
Steuerung der Preisniveaustabilität. Beide Säulen implizieren sich gegenseitig in der
Form, dass für die gegenseitige Steuerung von Geldmenge und Preisstabilität,
Preisstabilität und Geldmenge zugrunde liegen.
Da diese Unterscheidung nicht sehr trennscharf ist und das oberste Ziel die
Preisniveausteuerung ist, ist das Ziel der Geldmengensteuerung schon impliziert. Es
kann sich um eine eindimensionales Mandat halten, welches jedoch durch die
wirtschaftliche Analyse beeinflusst wird. Dies scheint ein Vorteil zu sein, da exogene
Schocks auf den HVPI einwirken. Die Kernrate der Inflation bzw. auch dessen
Abweichung zum HVPI scheint aussagekräftiger bzw. kann aufgrund der
wirtschaftlichen Analyse evtl. erklärt werden.
20) Wie soll die Unabhängigkeit des EZB-Präsidenten abgesichert werden?
Die Unabhängigkeit des EZB-Präsidenten wird abgesichert, dass dieser nur einmal
gewählt werden kann und für 8 Jahre im Amt bleibt. So bleiben Eigeninteressen
ausgeschlossen, da er keine neue Amtszeit antreten könnte. Ebenso die Periode von
8 Jahren, macht eine Verbindung von typischen politischen Wahlzyklen unmöglich.
21) Wie bezeichnet man die Theorien bzw. Hypothesen der Übertragung von
geldpolitisch induzierten Impulsen in die reale Wirtschaft?
Transmission
22) Warum ist die Transmission ein so komplexer Prozess? Nennen Sie vier
Argumente.
Weil, …
1) sich die Transmission mit der Übertragung von monetären Impulsen aus dem
monetären Sektor auf den realen Sektor beschäftigt
2) es enorme Wirkungsverzögerungen bei restriktiven und expansiven
geldpolitischen Schritten gibt
3) die Theorien der Geldtheorie konkurrieren
4) die Geldpolitik keine antizyklische Feinsteuerung von Volkswirtschaften
beeinflussen kann
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23) Skizzieren die das Standard-IS/LM-Schema (d.h. lineare IS-LM-Funktionen)
und zeigen die graphisch die Wirkungen einer isolierten Geldmengenerhöhung
auf. Was ist die Voraussetzung für solch eine Reaktion gemäß dem „normalen
Bereich“ in der IS/LM-Darstellung?
Skizzierung -> Graphisch zeigt die Geldmengenerhöhung eine Erhöhung des
Outputs Y dar und zu einem sinkenden Zins.
•
•
•
Es muss sich um eine geschlossene Volkswirtschaft handeln
Es muss sich um keynesianische Annahmen halten
(Es muss sich um eine unausgelastete Volkswirtschaft handeln)
24) Skizzieren Sie, wie die sog. keynesianische Liquiditätsfalle entstehen kann.
Eine Liquiditätsfalle kann nur entstehen, wenn der Zins extrem niedrig ist und alle
Wrtschaftssubjekte ihr Geld in der sog. Spekulationskasse halten (Lsp = f(i,y)). Dabei
ist der Zins negativ abhängig. Das bedeutet, dass bei steigenden Zinsen die
Nachfrage sinkt. Das bedeutet, dass bei niedrigen Zinsen die Spekulationskasse
hoch ist.
Eine Geldmengenerhöhung verschiebt die LM-Kurve nur horizontal nach rechts. Es
gibt keine Veränderung von Y oder i.
25) Gegeben ist eine Rechtsverschiebung der IS-Kurve im IS/LM-Schema (die
LMKurve wird nicht verändert). Wie wirkt diese Rechtsverschiebung im sog.
klassischen Bereich der keynesianischen Geldnachfragefunktion, wie im sog.
„normalen Bereich“ (auch Mittelbereich)?
Im klassischen Bereich kann eine Verschiebung der IS Kurve zu einem höheren
Einkommen führen, sowie zu steigenden Zinsen. Die Veränderungsraten sind nicht
gleich.
Im normalen Bereich erhöhen sich bei Verschiebung der IS-Kurve nach rechts die
Zinsen und das Einkommen um den gleichen Betrag aufgrund der positiven
Korrelation und Elastizität.
26) Skizzieren Sie die Wirkungen einer restriktiven Geldpolitik im IS/LMSchema bei Wirkungen über die Geldmenge und die Investitionen
(Kreditkanal).
Die restriktive Geldpolitik führt zu steigenden Zinsen und niedrigerem Einkommen.
Sinkende Kurse von festverzinslichen Wertpapieren und Aktien sowie Zinszahlungen
führen zu sinkenden Cash-Flows in vielen Unternehmen, was zur Verminderung von
Kreditsicherheiten führt. Somit ergibt sich ein erhöhter Kreditbedarf mit niedrigem
Kreditangebot. Dadurch wird weniger investiert und weniger produziert. Die
Beschäftigung schrumpft und der Konsum geht zurück. Dadurch produzieren die
Unternehmen noch weniger. Es kommt zum Lagerabbau und noch mehr
Entlassungen.
Dies führt zu einem Rückgang der IS-Kurve (links Verschiebung), da Investitionen
und Güternachfrage von der Kreditverfügbarkeit abhängen.
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Christopher Busch, 209.311
27) Skizzieren Sie den Ansatz der Loanable-Funds Theorie. Zeigen die
graphisch die Wirkungen einer zeitgleichen expansiven Geld- und Fiskalpolitik
auf.
Bei der Loanable-Funds Theorie geht es um das Angebot und Nachfrage von
ausleihbaren Mitteln. Dabei wird ein Gleichgewichtszins gefunden.
Die Theorie beschäftigt sich demnach mit Veränderungen auf Angebots- und
Nachfrageseite auf einem Markt für ausleihbare Mittel.
Skizzierung -> Eine expansive Geldpolitik führt zu einer Verschiebung der
Angebotskurve nach rechts.
Bei einer expansiven Fiskalpolitik verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts.
Dies wäre z.B. der Fall, wenn ein Budgetdefizit vorliegt. Da sich Staaten nur durch
Staatsanleihen Kapital besorgen können, steigen die Zinsen der Staatsanleihen und
natürlich die Nachfrage nach ausleihbare Mittel durch die Fiskalpolitik. (analog zu
IS/LM Schema)
28) Können sich gemäß der Loanable-Funds Theorie die Wirkungen einer
expansiven Geldpolitik und gleichzeitigen Steuererhöhung aufheben?
Durch eine gleich große Ausweitung von Angebot und Nachfrage, können sich die
Wirkungen theoretisch ausgleichen.
29) Skizzieren Sie den Aussagegehalt der Tobins-q-Relation. Wie hat die
Geldpolitik hier die Möglichkeit auf Vermögenswertpreise einzuwirken?
Tobins-q-Relation gibt an, wie sich ein Marktwert verändert, wenn zusätzliche
Kapitaleinheiten eingebracht werden. Tobins-q baut auf Ertragsraten und
Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals auf.
Durch eine sinkende Geldmenge sinken die Aktienpreise. Dies hat ein sinkends
Tobins-q zur Folge. Dies hat sinkende Investitionen zur Folge und führt zu
sinkendem Output.
Durch eine steigende Geldmenge steigen die Vermögenswerte. Dadurch steigen die
Vermögen der Haushalte. Dadurch konsumieren die Privatleute mehr, was zu einem
steigendem Output führt
Tobins-q = Aktienkurs * Aktienanzahl / Wiederbeschaffungswert (Wert des
Kapitalstocks der Unternehmung)
Wenn Tobins-q = 1
Wenn Tobins-q < 1
Wenn Tobins-q > 1
-> optimal
-> Unternehmen verkaufen
-> investieren!
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30) Skizzieren Sie die drei in der Vorlesung vorgestellten Formen der
Inflationserwartungsbildung? Welche Form der Erwartungsbildung ist Ihrer
Ansicht nach am realistischsten?
1. Explorative Erwartung = statische Erwartung (… „Die Preise sind schon
immer jedes Jahr um 3 % gestiegen, dann werden sie es auch dieses Jahr
tun“…)
2. Adaptive Erwartung = Berücksichtigung eines Erwartungsfehlers bei
explorativer Erwartung (…“Die Preise sind schon immer jedes Jahr um 3 %
gestiegen, dann werden sie es auch dieses Jahr tun. DA ABER DIE PREISE
LEZTES JAHR NUR UM 2,5 % GESTIEGEN SIND, NEHMEN WIR EINEN
ERWARTUNGSFEHLER VON 0,5 % AN“…)
3. Rationale Erwartung = Berücksichtigung von Informationen -> Erwartung
tritt ein
Meiner Ansicht nach, sind die adaptiven und die rationalen Erwartungsbildungen
am realistischsten. Die rationale Erwartung schätze ich demnach als realistischsten
ein, da diese Erwartung meist eintrifft und sich an aus den verfügbaren aktuellen
Informationen hält und nicht aus Erfahrungen und Werten aus der Vergangenheit
getroffen wird. (Lucas-Kritik)
31) Was sind Kernelemente der Zentralbankunabhängigkeit? Warum sollte eine
Notenbank unabhängig sein?
Kernelemente einer Zentralbankunabhängigkeit ist, dass sie nicht an Weisungen aus
der Politik gebunden ist. Sie ist institutionell, personell und finanziell unabhängig.
Eine Notenbank bzw. Geldpolitik wird oft für Wählerstimmen missbraucht, indem kurz
vor den Wahlen die Geldmenge erhöht wird, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Auch kann sie missbraucht werden, um die Arbeitslosenzahl zu verringern oder um
Schulden zu begleichen.
Es wird hier angenommen, dass durch eine Geldmengenerhöhung eine Inflation
entsteht, welche nicht rational von den Wirtschaftssubjekten antizipiert wurde.
32) Was sind Implikationen der Zentralbankunabhängigkeit in Bezug auf
Rechenschaft und Transparenz?
Die EZB ist zwar unabhängig jedoch ist sie verpflichtet, Rechenschaft durch
Wissenstransparenz zu leisten und Gremienentscheidungen durch
Handlungstransparenz zu veröffentlichen.
Wissenstransparenz wird durch die Veröffentlichung von Protokollen gewährleistet,
sowie durch die regelmäßigen Pressekonferenzen. Hier kann sie auch ihrer
Rechenschaftspflicht nachgehen.
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33) Warum stellen die ständigen Fazilitäten einen effektiven Korridor für die
kurzfristigen Geldmarktzinssätze dar?
Es stellt einen effektiven Korridor für die kurzfristigen Geldmarktzinssätze dar, da
entweder zu Spitzenrefinanzierungssätzen Geld von der EZB über Nacht geliehen
werden kann, um Übernachtliquidität zu sichern oder um einen niedrigeren Zins als
den Marktzins über Nacht zu sichern.
Der effektive Korridor liegt also oberhalb und unterhal der gängigen Marktzinsen und
Spitzenrefinanzierungssätze. Somit kann die EZB übernacht kurzfristig Liquidität zu
einem hohen „Preis“ bieten und Liquidität zu einem niedrigen „Preis“ entziehen.
(„Preis“ = Zins)
36) Warum tun sich viele Zentralbanken mit einem klaren Mandat für die
Finanzstabilität bzw. Bankensektorüberwachung schwer?
Zu aller erst sei erwähnt, dass der Sekundärmarkt des Finanzmarktes durch die
Finanzinnovationen erheblich wächst und undurchschaubar wird. Rating-Agenturen
bewegen sich oder verstehen sich als sog. Filter des Finanzmarktes und geben
Meinungen bzgl. Anlagen ab, um diesen Überschaubar zu machen.
Wenn die EZB für Finanzstabilität sorgen sollte, würde sie ihre beiden anderen
Mandate, welche sich implizit nur auf ein Mandat reduzieren lässt
(Preisniveaustabilität), untergraben oder in Zielkonflikt kommen. Die
Geldwertstabilität kann nicht gewährleistet werden, wenn die EZB als Kreditgeber bei
Schuldnern freiwillig oder auf gesetzlicher Grundlage fungiert, wenn hierzu niemand
anders mehr bereit ist (lender of last resort). Durch das Hineinpumpen von Geld
würde die Geldmenge so eklatant ansteigen, dass dies enorme Risiken und Folgen
für die Preisniveaustabilität hätte. Zudem scheint es fragwürdig ob die EZB eine
Finanzblase vor dem Platzen erkennen könnte.
Aufgrund dessen scheint ein Mandat für eine Bankensektorüberwachung als
fragwürdig.
37) Was ist unter einer Vermögenspreisblase (sog. “asset price bubble“) zu
verstehen?
Inwiefern kann Zentralbankhandeln zu Vermögenspreisblasen, etwa bei
Immobilien
oder Aktien, beitragen?
Eine Vermögensblase bzw. eine asset price bubble entsteht bei erhöhter
Geldmenge. Die Blase entsteht bei steigender Geldmenge, die nicht im Verhältnis
zur Realwirtschaft entsteht. Die Wachstumsraten der Realwirtschaft bleiben unter
den Wachstumsraten der Geldmenge.
Indem die Geldmenge erhöht wird und dadurch die Vermögenspreise steigen, kann
eine Zentralbank dazu beitragen, dass eine Vermögensblase entsteht.
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38) Was bedeutet unkonventionelle Geldpolitik? Wo liegen Risiken solch einer
geldpolitischen Ausrichtung
Eine unkonventionelle Geldpolitik sind Liquiditätsgeschäfte, welche den
grundsätzlichen geldpolitischen Kurs nicht beeinflussen. Es kann z.B. sich um das
quantitative easing handeln, was dazu führte, dass sich die Geldmenge extrem
vergrößerte.
Eine andere unkonventionelle Geldpolitik wäre eine direkte Beeinflussung der
Vermögenspreise, was zu asset price bubbles führen könnte.
Die Risiken einer solchen Geldpolitik liegen darin, dass sich die EZB selbst durch
Reputationsverlust in Gefahr bringt. Außerdem besteht das Risiko einer neuen
Finanzkrise, welche durch die erhöhte Geldmengenerhöhung ausgehen könnte.
Extrem unkonventionell sind momentan die Ankäufe von griechischen Staatsanleihen
(lender of last resort), obwohl die Rating-Agenturen die Bonität als „schlecht“
bewertet haben. Es sind zwar nur Meinungen, dennoch scheint die EZB erhebliche
Risiken eingegangen zu sein, da sie im „worst-case“ mit einem Ausfall Griechenland
rechnen muss und der „Wertfreiheit“ der Staatsanleihen.
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