Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 Protokoll zur Vorlesung am 16.10.2014 Übersicht / Zusammenfassung: das Marktmodell Märkte organisieren das Wirtschaften Zusammenspiel von Preisen und Mengen Akteure: Anbieter und Nachfrager Typen von Märkten: Güter- und Faktormärkte (Akteure: Unternehmen und Haushalte) Marktdiagramme in Form von Angebots- und Nachfragefunktion Nachfragefunktion: monoton fallend Angebotsfunktion: monoton steigend Messung der Stärke der Reaktion von einer bestimmten Menge auf eine Preisänderung mit der Preiselastizität Marktgleichgewicht: graphische und algebraische Bestimmung Ein simples Kreislaufmodell: Menschen müssen wirtschaften um ihre Bedürfnisse zu befriedigen zu diesem Zweck: Produktion und Konsum Haushalte: alle Entscheidungen unter dem Oberbegriff konsumieren ((End-)Verbrauch von Gütern und Diensten) Unternehmen: alle Entscheidungen, die mit der Erstellung von Gütern zusammenhängen Annahmen: 1. in der Produktion wird nur Arbeit eingesetzt 2. neben Haushalten und Unternehmen keine weiteren Akteure (kein Ausland, Finanzsektor, Staat) geschlossene Volkswirtschaft (in Realität: nur Welt) 3. keine Investitionen: Haushalte können nicht sparen und Unternehmen nicht investieren Kreislaufmodell: Fluss von Geld, Gütern und Leistung wird dargestellt und die Beobachtungen werden dabei analytisch nach ihren Funktionen zerlegt Konsumausgaben (1) Güter und Dienstleistungen Unternehmen (2) (3) Haushalte Faktorleistungen (Arbeit) (4) Löhne (und Gewinne) (…) __ __ __ Schnittstellen der Sektoren zu den beiden Typen von Märkten Geldströme reale Leistungsströme S.1 Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 Transaktionen zwischen allen Unternehmen untereinander und allen Haushalten untereinander fallen weg Beispiel Unternehmen: Vorleistungskauf eines Unternehmens, Verkauf eines anderen Unternehmens Vorleistungen bleiben im Unternehmenssektor Beispiel Haushalte: Haushalt gibt anderem Haushalt Kredit (Forderung von Haushalt A an Haushalt B) Vorgang verschwindet, wenn man alle Haushalte betrachtet (1) Angebot von Gütern / Dienstleistungen am Gütermarkt durch Unternehmen Einnahme von Geld aus dem Verkauf der Güter (2) Nachfrage von Faktorleistungen am Faktormarkt durch Unternehmen: Arbeit, Boden, Kapitaldienste (wenn Kapital zugelassen) Bezahlung von Faktoreinkommen (Löhne, Bodenrente (Pachten), Zinsen) (3) Nachfrage von Gütern / Dienstleistungen am Gütermarkt durch Haushalte Bezahlung mit Geld (4) Angebot von Faktorleistungen am Faktormarkt durch Haushalte Einnahme von Faktoreinkommen zwei Eigenschaften eines geschlossenen Kreislaufs weist Kreislaufmodell auf: 1. was von jedem Pol abfließt, kommt an einem anderen Pol wieder an Volkseinkommen kann an jedem Pol gemessen werden, nur die Rechengrößen sind unterschiedlich 2. was an jedem Pol zufließt, fließt auch wieder ab Erläuterung (1) und (2):Unternehmen treffen Produktionsentscheidungen (welche Güter werden angeboten und welche Faktorleistungen nachgefragt) Verkauf der produzierten Güter an Haushalte (= Output des Unternehmenssektors) Güterzufluss Güterabfluss Unternehmen Kapital wird immer verwendet Einnahmen aus dem Verkauf an Haushalte weitergeleitet (in Form von Löhnen / Gewinnen) Wert, der neu erstellten Güter = Summe der Einkommen gleich dem Volkseinkommen aufgrund der oben genannten Annahmen: Zufluss = Abfluss (kein Sparen möglich, keine Kapitalgüter als Input) Umsätze nur bei Zahlung von Löhnen und Gewinnen möglich S.2 Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 Erläuterung (1) und (3): Güterfluss steht Geldfluss gegenüber Kauf / Verkauf von Gütern Erläuterung (2) und (4): Faktorleistungen steht Einkommensstrom gegenüber Erläuterung (3) und (4): Einnahmen aus dem Einkommen werden sofort wiederverwendet Konsumnachfrage (Sparen aufgrund von Annahmen nicht möglich) Geldzufluss Einkommen von Unternehmen (Löhne + Gewinne) Geldabfluss Haushalte Konsumnachfrage (Kauf von Gütern) „Sättigung der Bedürfnisse“: Einkommenserzielung mit Nachteilen verbunden (Opportunitätskosten) gleichzeitige Entscheidung der Haushalte über Faktorangebot und Konsumnachfrage: Kreislaufbedingung (3) = (4) bleibt gewahrt (geplante Ausgaben = geplante Einnahmen) 3 Schlussfolgerungen: 1. Einkommen der Haushalte hoch genug, um den ganzen produzierten Output zu kaufen niedriges Einkommen der Haushalte keine Ursache von Arbeitslosigkeit und niedrigem Wachstum Grund: (1) = (4) (Unternehmenseinnahmen = Einkommenseinnahmen) 2. Nachfrage der Haushalte mit dem Geld, das die Unternehmen in Form von Faktorentlohnung ausgezahlt haben = Einnahmen des Unternehmens mit dem Geld, das sie zuvor den Haushalten gegeben haben Marx: Kapitalisten schießen sich ihre Gewinne selbst vor Grund: (2) = (3) (Faktoreinkommen = Konsumausgaben) 3. Abfluss vom Unternehmenssektor: Faktoreinkommen (Löhne + Gewinne) Kosten der Produktion: Lohnkosten und Kapitalkosten (Gewinne) Grund: (2) 2 Typen von Märkten: Gütermarkt und Faktormärkte Anbieter: Unternehmen Gütermarkt Nachfrager: Haushalte (Markt für Güter & Dienstleistungen) Handel des Outputs der Unternehmen Anbieter: Haushalte Faktormärkte Nachfrager: Unternehmen (Arbeits- und Kapitalmarkt) Handel der Inputs (Arbeit + Kapital) der Unternehmen S.3 Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 Das Marktmodell: die Grundannahmen 1. Einleitung Koordination einer Marktwirtschaft über den Markt (theoretisches Konstrukt) Markt: logisch vorgestellter Ort, an dem ökonomische Interaktion über das Zusammentreffen von Preis- und Mengensignalen erfolgt Marktdiagramm: Diagramm, welches die Nachfrage nach und das Angebot von einer Ware in Abhängigkeit von ihrem Preis darstellt Ware: Güter und Dienstleistungen, die Nutzen für den Endverbraucher stiften Güter, die Schaden verursachen Sache wird umdefiniert Ware wird homogen betrachtet: für Nachfrager kein Unterschied zwischen den einzelnen Gütern Nachfrage: Nachfrager ist derjenige, der ein Gut erwerben möchte und dafür etwas hergeben will Angebot: Anbieter bietet ein Gut an und möchte dafür im Gegenzug eine Gegenleistung erhalten, den Preis des Gutes einfaches Marktdiagramm: Preis des Gutes (p) 6 5 4 3 Angebot X AT 2 Nachfrage XNE 1 0 Menge des Gutes (X) Preis: das was für die Überlassung der Ware bezahlt wird Gegenleistung Geldbetrag: absoluter Preis Gegenleistung andere Ware: relativer Preis Kauf / Tausch: Übertragung von Gütern nur durch Kauf / Verkauf oder Tausch Grenzbeispiele: 1) Schenkungen mein Nutzen: jemand anderes freut sich 2) Kreditfinanzierung tausche Gut gegen Zahlungsstrom in der Zukunft System von Märkten: Nachfrager bietet Gegenleistung (Gut oder Gegenleistung) für die Ware, die er nachfragt Nachfrager nach Äpfeln zugleich Anbieter von Birnen / Geld Anbieter von Birnen / Geld zugleich Nachfrager nach Äpfeln implizit werden also immer mindestens zwei Märkte angesprochen S.4 Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 2. Marktnachfrage Erläuterung am Beispiel Tick, Trick und Track - Wassernachfrage bei unterschiedlichen Preisen. Marktnachfrage setzt sich aus individueller Zahlungsbereitschaft zusammen. Wasserpreis (Cent) 60 50 40 30 20 Wassernachfrage Tick 0 1 1 1 2 Wassernachfrage Trick 2 2 3 3 3 Wassernachfrage Track 1 2 2 3 4 Marktnachfrage nach Wasser 3 5 6 7 9 Nachfragekurve: Ändern sich lediglich Preis oder Menge, bewegt man sich auf der Kurve. Die Lage und Drehung der Kurve hängt von folgenden Einflussgrößen ab: Substitutionsgüter, gibt es Alternativen Komplementärgüter, Ergänzungen Größe des Marktes, wie viele Nachfrager agieren Äußere Einflüsse , wie ist das Wetter Vermögen, wie viel Geld steht Nachfragern zur Verfügung Erwartungen, zieht ein Gewitter auf Die Theorie der Marktnachfrage führt zu wenig handfesten Ergebnissen, da das Verhalten der Nachfrager und damit die Veränderungen nicht genau einschätzbar sind. Die Marktnachfrage ist in der Realität nicht linear und daher grafisch keine Gerade. Jedoch macht es für diese Vorlesung keinen Unterschied und wir nehmen sie in Zukunft als linear an. S.5 Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 3. Marktangebot Im Vorfeld ist das Angebot zu unterscheiden in: Nicht produzierbare Güter Preis bleibt bei jeder beliebigen Angebotsmenge gleich Angebotsmenge steigt mit Preis durchgezogene Linie gestrichelte Linie gepunktete Linie Ändern sich lediglich Preis oder Menge, bewegt man sich auf der Angebotskurve. Die Lage und Drehung der Kurve hängt von folgenden Einflussgrößen ab: Preise des Inputs Zahl der Anbieter Stand der Technik Alternative Marktsektoren (genauer in Kapitel 4 und 5) Die Theorie des Marktangebots führt zu handfesteren Ergebnissen als die Theorie der Marktnachfrage, weil die Annahmen substantiell sind. S.6 Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 4. Elastizitäten Kennzahl um die unterschiedlich starken Reaktionen der Angebotskurve auf Preisänderungen festzustellen zu können. Allgemeine Frage des Konzepts der Elastizität im Zusammenhang von y = f (x) : Elastizität: Wenn ich den Einflussfaktor x um ein Prozent ändere, um wie viel Prozent ändert sich dann das Ergebnis y? vollständig unelastisch BRAUN Elastizität Ƞ = 0 Preisänderung bewirkt keine Mengenänderung Beispielsweise bei lebenswichtigen Medikamenten wie Insulin oder begrenzten Ressourcen wie Landfläche. unendlich elastisch BLAU Elastizität Ƞ = ∞ Minimale Preisänderung bewirkt unendliche Mengenänderung Beispielsweise wenn ein 5€ Schein 5,01€ kostet besteht keine Nachfrage. Bei 4,99€ besteht eine unendliche Nachfrage endlich elastisch ROT Elastizität 0 < Ƞ < ∞ Preiserhöhung bewirkt steigende Menge Beispielsweise bei Prestige Luxusgütern Begrifflichkeiten: Kurve wird elastischer Kurve wird unelastischer Drehung im Uhrzeigersinn Drehung gegen Uhrzeigersinn S.7 Vorlesungsprotokoll VWL 16.10.2014 5. Marktgleichgewicht Durch Gleichsetzen der Angebotsfunktion mit der Nachfragefunktion, erhält man den Marktgleichgewichtspreis, bei dem die Nachfragemenge genau der Angebotsmenge entspricht. Durch Einsetzen des Marktgleichgewichtspreises in eine der beiden Funktionen erhält man die Gleichgewichtsmenge. S.8