Kardiologie, Brauerstrasse 15, Postfach 834, 8401 Winterthur, www.ksw.ch Nuklearkardiologische Untersuchungen Was sind nuklearkardiologische Untersuchungen? Die Nuklearkardiologie beinhaltet eine nicht invasive (eingreifende), regionale Funktionsdiagnostik des Herzmuskels (Myokard). Hierbei wird die Bioverteilung von verschiedenen radioaktiv markierten Substanzen (Tracern) oder Pharmaka im Herzmuskel durch Messung ihrer gewebedurchdringenden -Strahlung von aussen her erfasst. Dies bedeutet im einzelnen, dass z.B. der Zuckerstoffwechsel (Glukose) bzw. die zelluläre Funktion (mit 18F-Fluoro-Desoxy-Glukose) oder die Durchblutung des Herzmuskels (z.B. 201TI-Chlorid bzw. 99m Tc-Methoxy-Iso-Butylisonitril) in verschiedenen regionalen Herzmuskelabschnitten durch eine nicht invasive Messung von aussen mittels Positronen-EmissionsTomographie (PET) bzw. Single-Photonen-Emissions-Computertomographie (SPECT) bestimmt werden kann. Wozu dienen nuklearkardiologische Untersuchungen ? Nachweis von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (myokardiale Ischämien) mittels SPECT und PET Die Myokardperfusionsszintigraphie (SPECT) stellt ein nicht invasives Verfahren zur Erfassung einer relevanten koronaren Herzkrankheit dar. Hierbei können belastungsinduzierte Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (myokardiale Ischämien) bzw. deren Lokalisation und Ausmass durch eine 2-dimensionale visuelle Darstellung der Durchblutung des Herzens (myokardiale Perfusion) erfasst werden. Der grosse Vorteil dieser Methode zur Erfassung myokardialer Ischämien liegt insbesondere in seiner klinischen Praktikabilität mit einer physiologischen Belastung des Patienten, die eine entsprechende Beurteilung der Symptomatik sowie simultane Erfassung der EKGVeränderungen erlaubt. 1/ 3 Kantonsspital Winterthur, Kardiologie Des Weiteren besteht bei einer bereits bekannten koronaren Herzkrankheit, bzw. Erkrankung mehrerer Herzkranzgefässe, oftmals die Frage, in welchen Gefässgebieten Durchblutungsstörungen auftreten und welches Ausmass diese haben. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn die führende Gefässstenose (Verengung) einer Mehrgefäßerkrankung erfasst werden soll, um mittels einer Angioplastie (Aufdehnung, PTCA) dieser Stenose die Angina pectoris Beschwerden beheben zu können. Die Myokardperfusionsszintigraphie ermöglicht somit dem Herzspezialisten eine optimierte, (symptom-orientierte) individuelle Therapieplanung des zu behandelnden Herzgefässes. Das obige Bild zeigt einen Defekt im Herzmuskel entsprechend einer umschriebenen Durchblutungsstörung in einem Gefässgebiet. Die Durchführung der Myokardperfusionsszintigraphie (SPECT) kann aber auch für eine individuelle Abschätzung des Herzrisikos bei Patienten mit einer bekannten koronaren Herzkrankheit sowie bei durchgemachtem Myokardinfarkt herangezogen werden. Dies bedeutet, dass die Ergebnisse der Myokardperfusionszintigraphie gut mit der Prognose des einzelnen Patienten übereinstimmen. Zum 2/3 Kantonsspital Winterthur, Kardiologie Beispiel haben Patienten mit einem unauffälligen Befund der Myokardperfusionsszintigraphie trotz einer bereits nachgewiesenen koronaren Herzerkrankung eine sehr günstige Prognose. In den letzten Jahren ist es möglich geworden die regionale Durchblutung des Herzens (myokardiale Perfusion) mittels dynamischer PET mit Tracern wie Rubidium-82 (82Rb) oder Ammoniak (13NH) zu bestimmen. Obwohl die dynamische PET zur Zeit die genaueste, nicht invasive Methode zur Erfassung einer koronaren Herzerkrankung darstellt, ist diese augenblicklich aufgrund der hohen Kosten sowie einer eingeschränkten Verfügbarkeit der Radiotracer wissenschaftlichen Untersuchungen vorbehalten. Nachweis myokardialer Viabilität mittels SPECT und/oder PET Bei Nachweis einer aufgehobenen, regionalen Bewegung des Herzmuskels (Motilität) spielt insbesondere der „winterschlafende“ (sog. „hibernating“) Muskel eine wichtige Rolle. Hibernating/Viabilität bedeutet, dass der der Herzmuskel auf Grund einer Druchblutungsstörung kaum noch aktiv ist, sich jedoch wieder normal bewegen kann sobald die Durchblutung behoben ist. Hierbei können SPECT-Spätaufnahmen in Arealen mit einer bereits in Ruhe reduzierten Durchblutung und mit gleichzeitig aufgehobener Muskelkontraktion (Akinesie) auf eine vorhandene Viabilität (zelluläre Integrität) zuverlässig hinweisen, und dieses von einer Infarktnarbe weitgehend abgrenzen. Des Weiteren kann eine 18FDG-PET (Positronen-Emissions-Tomographie) zur spezifischen Bestimmung der Gewebevitalität des Myokards als sog. „Goldstandard“ insbesondere bei Patienten mit dokumentierter koronarer Herzerkrankung und schwer eingeschränkter Funktion der linken Kammer, bzw. ausgedehnten Arealen einer sich nicht bewegenden Herzwand, durchgeführt werden. Auf Grund des PET kann dann vorhergesagt werden ob nach einer Ballonaufdehnung oder dem Anlegen eines Bypasses eines verengten Gefässes sich der Herzmuskel wieder erholt und wieder normal schlagen kann. Müssen nuklearkardiologische Untersuchungen vorbereitet werden? Bei den Myokardperfusionsszintigraphien (SPECT) ist es erforderlich, dass der Patient nüchtern (eventuell kleines Frühstück) ist, um eine erhöhte Aktivitätsanreicherung im Magen-Darm-Kanal einschliesslich der Leber und eine dadurch verminderte Aktivitätsanreicherung im Myokard zu vermeiden. Ansonsten kann hierbei die Beurteilbarkeit des Myokards deutlich eingeschränkt sein, insbesondere der Hinterwand. Eine Nüchternheit des Patienten ist auch für die 18FDG-PET (Positronen-Emissions-Tomographie) notwendig, um eine hohe Aufnahme-Rate an 18Fluor-DesoxyGlukose im viablen Myokard und damit der Untersuchungsqualität zu gewährleisten. Hat die Strahlenexposition Risiken? Die Strahlenexposition der verschiedenen radioaktiv markierten Tracern wie 201TI-Chlorid, 99m TcMethoxy-Iso-Butylisonitril bzw. 18F-Fluoro-Desoxy-Glukose wird bei Applikation mit circa 75, 400 bzw. 370 MBq (bzw. effektive Dosis mit circa 17, 3.2 bzw. 7.5 mSv) angegeben. Hierbei ist zu beachten, dass bei einem Patientenalter von z.B. mehr als 50 Jahren die Höhe der Strahlenexposition auf ein extrapoliertes Strahlenrisiko keinen nennenswerten Einfluss ausübt. Bei entsprechend klinischer Indikation sind hier auch wiederholte Untersuchungen ohne Bedenken durchführbar. Zurückhaltung ist hingegen bei jüngeren Menschen zu empfehlen, insbesondere bei der Myokardperfusionszintigraphie mit 201TI-Chlorid, die zu einer relativ hohen effektiven Dosis (17mSv) führt. 3/3