S P E K T R U M AKUT Anstieg respiratorischer Krankheiten Übeltäter Rauchen und Asthma V on 1950 bis zum Jahr 2000 werden allein in Europa schätzungsweise 20 Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens gestorben sein. Und 16 der 25 Länder mit dem höchsten ProKopf-Tabakkonsum liegen in Europa, angeführt von Polen mit einem jährlichen Konsum von 3 620 Zigaretten pro Erwachsenem. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen bildeten durch Rauchen bedingte Erkrankungen einen Schwerpunkt auf der Jahrestagung der European Respiratory Society in Berlin. Zunehmende Verbreitung findet das Rauchen bei jungen Frauen. Dies zeige sich auch an der Lungenkrebsrate, die sich nach Aussage des Berliner Pneumologen Robert Loddenkemper in den letzten zehn Jahren bei den Frauen nahezu verdoppelt habe. Interessante epidemiologische Daten aus Italien stellte hierzu Dr. Franco Ravenna vor. B ei einer Studie mit 177 Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren zeigte sich ein großer Einfluß der Rauchgewohnheiten der Mütter. Bei 73 Prozent der rauchenden Mädchen rauchte auch die Mutter. Daß Raucher nicht nur alleine durch den Tabakkonsum gefährdet sind, zeigte eine von Prof. Rudolph Schoberberger durchgeführte Umfrage unter Rauchern und Nichtrauchern in Österreich. Personen mit eindeutiger Nikotinabhängigkeit waren hierbei eher übergewichtig als Nichtraucher, gaben ein geringeres Interesse an gesunder Ernährung an und hatten ein größeres Verlangen nach kohlenhydratreichen Zwischenmahlzeiten, dem sie auch häufiger nachgaben. Dies sollte nach Meinung des Wiener Wissenschaftlers bei Strategien zur Gesundheitsförderung stärker berücksichtigt werden. S tark gestiegen (vor allem bei Kindern) ist die Prävalenz des Asthma bronchiale. Ein Erfolg ist bei der Erforschung der Genetik von Asthmaerkrankungen zu verzeichnen. Die australische Arbeitsgruppe um Prof. Peter Le Souef hat ein Gen mit der Bezeichnung CC16 identifiziert, dessen Mutation möglicherweise an der Auslösung von Asthma beteiligt ist. Das von der Genfrequenz bestimmte Protein, das nur in den Atemwegen vorkommt und hier starke antiinflammatorische Effekte aufweist, ist bei Asthmatikern vermindert. Bei homozygoten Trägern der Mutationsvariante 38A, die mit einer verminderten Proteinproduktion einhergeht, ist das Asthmarisiko bis um das Siebenfache erhöht. Die weitere Abklärung dieser Genmutation könnte, so Le Souef, in Zukunft eine effektivere Therapie von Asthmatikern ermöglichen. Maria Weiß A-4 (4) Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 1–2, 5. Januar 1998