Koronare Herzkrankheit

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Dezember 2012 | Ausgabe Seeland
me dizi n a k tu el l
Schlafstörungen
Nicht alle sind Kurz­
schläfer wie Napoleon
Gallensteine
Steinchen, die es
in sich haben
Koronare Herzkrankheit
Herz in Gefahr
me d izi n akt uel l – das regionale Gesundheitsmagazin
Entstanden in Zusammenarbeit mit der Privatklinik Linde AG Biel und
weiteren Gesundheits­institutionen der Region Seeland
Hyperhidrose
In Strömen
schwitzen
Orthopädische Hilfsmittel
Mit Helfern mobil bleiben
Menschen mit eingeschränkter Mobilität können ihre Unabhängigkeit länger wahren, wenn sie
geeignete Hilfsmittel zur Unterstützung beiziehen. Die Botta Orthopädie AG in Biel bietet eine
breite Produktepalette und kompetente, persönliche Beratung an.
Wer älter und nicht mehr gut zu Fuss ist, Mühe mit
alltäglichen Verrichtungen wie Anziehen, Schuhe
binden, Essen einnehmen hat oder unter Krankhei­
ten leidet, welche die Mobilität einschränken oder wer
Sturz gefährdet ist, der tendiert häufig dazu, sich in
die eigenen vier Wände zurückzuziehen. Das muss
nicht sein, denn mittlerweile gibt es viele orthopä­
dische Hilfsmittel und nützliche «Alltagshelfer», die
das Leben erleichtern sowie die Mobilität und so
die Unabhängigkeit von fremder Hilfe fördern. «Mit
wenig­Aufwand lassen sich häufig Unfälle vermei­
den, und die Betroffenen können ihre Selbstständig­
keit und Lebensqualität länger aufrechterhalten», sagt
Rémy Botta, Co-Geschäftsinhaber der Botta Ortho­
pädie AG in Biel.
Vielerlei speziell für Senioren oder Menschen mit
Handicaps entwickelte Hilfsmittel kompensieren vor­
handene Defizite. Man unterscheidet dabei zwischen
orthopädischen Hilfsmitteln und nützlichen «Alltags­
helfern». Zu den orthopädischen Hilfsmitteln zählen
Bandagen, Kompressions- und Stützstrümpfe, Fuss­
stützen und Schuheinlagen, Brustprothesen und Spe­
zial-BHs oder Korsette. «Alltagshelfer» dagegen sind
technische Hilfsmittel wie spezielle Gehstöcke (im
Bild), Rollatoren, Geräte zur Unterstützung beim An­
ziehen, Aufstehen oder Geradestehen, Pflegebet­
ten und -stühle, Haltegriffe für WC und Bad, Bade­
wanneneinlagen, Instrumente zum Greifen, Ess- und
Trinkhilfen.
Kein falscher Stolz «Viele Menschen verzichten aus
falschem Schamgefühl, Stolz auf Stöcke oder einen
Rollator, weil sie sich noch nicht so alt fühlen oder
weil sie das Etikett ‹behindert› oder ‹schwach› vermei­
den wollen», so Rémy Botta weiter, «dabei führen ge­
rade diese Geräte dazu, dass die Mitmenschen sie so
als Person, die in ihrer Mobilität eingeschränkt ist,
wahrnehmen und demzufolge auch mehr Rücksicht
nehmen.» Ganz zu schweigen von der erhöhten Tritt­
sicherheit und der verminderten Sturzgefahr. «Gerade
beim Wandern empfehle ich Stöcke, denn das entlas­
tet die Gelenke um bis zu 30 Prozent.» Aber auch an­
gemessenes Schuhwerk (auch solche mit Spikes) im
Winter oder Socken mit Gumminoppen auf der Un­
terseite sind eine wichtige Sturzprävention, ebenso
2
medizin aktuell
wie rutschfeste Gleitschutzmatten unter Teppichen
oder spezielle Haltegriffe in WC, Dusche, Badewanne.
«Spätestens dann, wenn man sich unsicher fühlt, die
Wohnung zu verlassen, sollte man sich fachkundig
beraten lassen», rät Rémy Botta.
Sorgfältige Abklärung Die kleinen Alltagshelfer
sollen ihre Nutzer nicht zur Unbeweglichkeit verfüh­
ren, sondern dazu motivieren, den gewohnten All­
tag möglichst gut und selbständig zu gestalten und
lange mobil zu bleiben. Welche technischen Hilfsmit­
tel der einzelne Kunde benötigt, worin er Unterstüt­
zung bedarf, das wird sorgfältig abgeklärt: «In die­
sen Gesprächen lässt sich so manches Problem dann
ganz einfach und allein mit guten Ratschlägen lösen.
Häufig fassen die Kunden dann aber auch Mut und
sagen uns, wo genau der ‹Schuh drückt›, was sie be­
sorgt – dies sind manchmal sehr intime Gespräche»,
sagt Rémy Botta und fährt fort: «Und so kommt
es dann, dass in unserer Werkstatt manchmal
ganz individuelle Lösungen entstehen, die auf
die Bedürfnisse des einzelnen Kunden und sei­
ner Wohnung massgeschneidert werden.»
Viele der Hilfsmittel werden von Krankenkas­
sen oder der Invalidenversicherung übernom­
men, manches lässt sich auch mieten. Botta:
«Wer für eine bestimmte Zeit in seiner Mobili­
tät eingeschränkt ist, etwa nach einer Opera­
tion, der muss nicht gleich eine Gehhilfe oder
ein Pflege­bett kaufen.»
Die Auskunftspersonen
Rémy Botta und Michel Botta (unten)
Co-Geschäftsinhaber
Botta Orthopädie AG und Sanitas
Kontakt:
Botta Orthopädie AG
Karl Neuhausstrasse 24, 2502 Biel
Tel. 032 328 40 80, [email protected]
oder:
Sanitas, Murtenstrasse 7, 2502 Biel
Tel. 032 323 14 73, [email protected]
Editorial | Inhalt
In Sachen KHK, Gallensteine
und Schlafstörungen
KHK Nein, das ist weder das Kürzel für ein Virus noch ein Hoch­
schuldiplom, sondern für ein Volksleiden, das Tag für Tag Men­
schenleben fordert, weil ein Muskel auf einmal den Dienst versagt.
Ein Muskel, der sich zwischen 70 und 80 Mal pro Minute an- und
entspannt, etwa 2,8 Milliarden Mal, bis ein Mensch 70 Jahre alt ist;
eine Höchstleistung für das faustgrosse, etwa 300 Gramm wiegende
Organ, das, tausendfach besungen, vor Liebe überlaufen oder an
Kummer zerbrechen kann: das Herz. Doch Zivilisationskrankhei­
ten setzen ihm zu. Übergewicht, Bluthochdruck, Cholesterin, Dia­
betes und Stress, diese «diabolischen Fünf» verursachen Koronare
Herzkrankheit, KHK eben, «setzen dem Herz zu, still, unbemerkt,
über Jahre», erklärt der Kardiologe Alex Thommen. «Und plötz­
lich kommts zum Crash, kann schon leichte körperliche Belastung,
kurze Hektik oder ein kalter Wintertag zu viel sein.» (Seite 6)
Gallensteine Die kleinen Klümpchen aus Kristallen und Ablage­
4 Asthma
Ringen um Luft
6 Koronare Herzkrankheit
Herz in Gefahr
9 Hyperhidrose
In Strömen schwitzen
10 Gallensteine
Steinchen, die es in sich haben
12 Gebärmutterhalskrebs
Spritze gegen den Krebs
14 Chiropraktik
Arthrose soll Rheuma sein? Ja!
16 Sprunggelenk
Drei Knochen, ein Gelenk
rungen können enorme Schmerzen im Oberbauch verursachen. Über­
gewicht und Diabetes – schon wieder – gelten als Hauptrisikofak­
toren, ebenso wie das weibliche Geschlecht. «Frausein» als R
­ isiko?
Ja, denn das Sexualhormon Östrogen begünstigt die Bildung von
Gallensteinen. Hinweise darauf liefern zumindest Untersuchungen,
die zeigen, dass die zusätzliche Zufuhr von Östrogen, etwa mit­
tels Antibabypille oder Hormontherapie, das Steinbildungsrisiko er­
höht. Und falsch liegt wer meint, von Gallensteinen seien nur ältere
Menschen betroffen: Forscher fanden heraus, dass übergewichtige
10- bis 19-Jährige ein doppelt so hohes, fettleibige ein viermal und
extrem fettleibige gar ein sechsmal höheres Erkrankungsrisiko ha­
ben als normalgewichtige Altersgenossen. Die Viszeralchirurgin
Monika Richter sagt es so: «Vor Gallensteinen ist niemand gefeit.
Doch fettarme, ballaststoffreiche Ernährung und das Vermeiden
von Übergewicht wirkt sich mit Sicherheit positiv aus.» (Seite 10)
18 Wundbehandlung
Schlafstörungen «Wer schlafen kann, darf glücklich sein», sagte
Für die Augen nur das Beste:
Neues Augenzentrum eröffnet
Medizinvorträge:
Agenda bis Juni 2013
Erich Kästner – doch das Glücklichsein ist längst nicht allen ver­
gönnt. Fast jede Zweite, jeder Zweiter im Land leidet regelmäs­
sig unter Schlafstörungen. Manche finden kaum Schlaf, wälzen
sich Nacht für Nacht schwitzend im Bett herum; und schlafen sie
dann endlich ein, wachen sie wenig später wieder auf, sind tags­
über schlapp und unkonzentriert. Dabei ist Schlaf lebenswichtig.
«Zu wenig davon macht dick, dumm und krank», brachte es ein
deutscher Schlafforscher letzthin auf den Punkt. Schlafstörungen
können viele Ursachen haben, manchmal ist es nur die falsche
Matratze, häufig aber sind es Stress und psychische Belastungen,
die den Menschen den Schlaf rauben – und sie zu Medikamen­
ten greifen lassen. Doch die Mittel lösen das Schlafproblem nicht,
«denn sie sind Helfer, keine Heiler», stellen die beiden Bieler Ärzte
­Claudio E. Graf und Herbert Schaufelberger übereinstimmend fest.
(Seite 20)
Bernhard Kummer
Herausgeber
Das Alter bremst die Heilung
20 Schlafstörungen
Nicht alle sind Kurzschläfer wie Napoleon
22 Hodenkrebs
Gute Heilungschancen
24 Körpertraining im Alter
Bewegung als Medizin
26 E-Gesundheitsdossier
Mehr Qualität und Sicherheit
28 Privatklinik Linde AG Biel
Impressum Das Magazin «medizinaktuell» entsteht in Zusammen­
arbeit mit Gesundheitsinstitutionen der Region Biel-Seeland, die für
den Inhalt ihrer Beiträge selber verantwortlich zeichnen.
Auflage: Expl. 55 000
Erscheinungsweise, nächste Ausgabe: Das Magazin erscheint zwei Mal
pro Jahr, die nächste Ausgabe im Mai 2013.
Herausgeber und Konzept: kummer+partner gmbh, kommunikationsmanagement+medien, Dählenweg 4, 2503 Biel, Tel. 032 373 30 30,
[email protected], www.kplusr.ch
Redaktion: Kerstin Wälti (Leitung), Marianne Kaiser, ­
Bernhard Kummer, Sabine Vontobel
Gestaltung: Renata Hubschmied, Grafische Gestaltung, Bern
Druck: Rub Media AG, Wabern
Distribution: Direct Mail Company Biel-Bienne DMB AG, Biel
med izin ak tue l l
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Asthma
Ringen um Luft
Das Lungenvolumen von Asthmatikern ist stark verringert, immer wieder rauben ihnen ­Attacken
den Atem. Die Krankheit kann nicht geheilt, jedoch gut therapiert werden, sodass ein normales
Leben möglich ist.
Bei Asthmatikern herrscht eine ständige Entzündungsund Abwehrbereitschaft in den unteren Atem­wegen
(Bronchien); bei einem Anfall reagieren die Atem­
wege auf den auslösenden Reiz besonders ausgeprägt.
Die bereits gereizte Schleimhaut in den Bronchien
schwillt an und produziert zähen Schleim. Zusätzlich
verkrampfen sich die Muskeln der Atemwege und zie­
hen sich zusammen. Dadurch wird das Atmen, vor
allem das Ausatmen, erschwert; mit Husten versucht
der Körper, die Luftwege vom übermäs­sigen Schleim
zu befreien. Wer also eines oder mehrere der fol­
genden Symptome bei sich beobachtet, sollte einen
Arzt aufsuchen: pfeifende, rasselnde Atmung, über­
wiegend trockener Husten, Engegefühl in der Brust,
Kurzatmigkeit oder Atemnot, nachts und bei körper­
licher oder psychischer Belastung auftretende Be­
schwerden, besondere Empfindlichkeit gegenüber Zi­
ga­rettenrauch, Hitze, Kälte, Staub und Benzingeruch.
Sekunden bis Stunden Asthma bronchiale, kurz
Asthma genannt, ist eine der häufigsten chronischen
Erkrankungen – im Kindesalter sogar die häufigste:
Rund zehn Prozent der Kinder und sieben Prozent der
Erwachsenen leiden in der Schweiz daran. Bei etwa
der Hälfte aller asthmakranken Kinder bilden sich
die Symptome bis zum Erwachsenenalter vollständig
zurück und bedürfen keiner Behandlung mehr. Ein
Kennzeichen von Asthma ist, dass die Beschwerden
in vielen Fällen nach der Einnahme von Medikamen­
ten zurückgehen. Auch äussern sich die Symptome
nicht immer gleich stark und häufig; in leichten Fäl­
len machen die Beschwerden den Patienten seltener
als einmal pro Woche zu schaffen, in schweren Fäl­
len ringen Asthmatiker trotz regelmässiger Medika­
menteneinnahme täglich mehrmals um Luft. Ein An­
fall dauert von wenigen Sekunden bis zu mehreren
Stunden. Eine gefürchtete Komplikation ist der Sta­
tus asthmaticus, der lebensbedrohliche Asthmaanfall,
der sich nicht mit Medikamenten durchbrechen lässt
und über 24 Stunden und länger anhält. Dabei kann
es dazu kommen, dass der Gasaustausch in der Lunge
versagt und der Asthmapatient ungenügend mit Sau­
erstoff versorgt wird. Häufige Entzündungen in den
Atemwegen können dazu führen, dass der Asthmati­
ker im Alter eine chronische Bronchitis und ein Lun­
genemphysem (Lungenüberblähung) entwickelt.
4
medizin aktuell
Zwei Asthmaformen Die Medizin unterscheidet
zwei Formen von Asthma: Beim allergischen Asthma
sind die Auslöser bestimmte Stoffe wie Pflanzen­
pollen, Tierhaare, Staub oder Nahrungsmittel; häu­
fig liegt hier eine erbliche Veranlagung zu Grunde.
Beim nicht-aller­gischen Asthma werden die
Abwehrreaktionen im Körper nicht durch ein
Asthma ist eine der
Allergen, sondern durch einen anderen Aus­
löser hervorgerufen. Oft ist dies eine Infektion
häufigsten chronischen
der Atemwege, es können aber auch Medika­
Erkrankungen –
mente, Stress, chemische Stoffe, Ozon, Rauch
oder körperliche Belastung einen Asthmafall
im Kindesalter sogar
bewirken. In den meisten Fällen liegt bei den
die häufigste.
Patienten eine Mischform zwischen allergi­
schem und nicht-allergischem Asthma vor.
Lungenfunktionstest Im Rahmen der Asthma-Dia­
gnose macht sich der Arzt einerseits ein genaues Bild
von den Beschwerden, dies unter Berücksichtigung
von früheren Erkrankungen, Allergien und Krankhei­
ten in der Familie, und er hört die Lungen ab. Zur
Prüfung der Lungenfunktion wird ein Spirometer ein­
gesetzt: Dabei atmet der Patient in ein Messgerät, das
die maximale Luftmenge erfasst, die ein Patient ein­
atmen kann sowie die Zeit, die er braucht, um die
Luft wieder auszuatmen. Eine weitere Möglichkeit,
die Lungenfunktion zu messen, ist die Peak-FlowMessung («stärkste Strömung»); dabei geht es darum
herauszufinden, wie schnell und kraftvoll der Patient
ausatmen kann. Diese Messung kann auch mit klei­
neren Geräten und zur Selbstkontrolle zu Hause er­
folgen, um den Verlauf des Asthmas zu kontrollieren.
Ist der Lungenfunktionstest unauffällig, hilft ein Pro­
vokationstest weiter, die Diagnose zu sichern. Da­
bei wird eine Testsubstanz eingeatmet, welche die
Bronchien verengt; Asthma-Patienten reagieren da­
rauf heftiger als Nicht-Betroffene. Ist das Asthma al­
lergisch bedingt, muss der Auslöser gesucht werden;
dies geschieht durch Blutuntersuchungen und Haut­
tests. Beim sogenannten Prick-Test werden verschie­
dene Teststoffe unter die Haut gebracht; zeigen sich
nach wenigen Minuten kleine Schwellungen oder Rö­
tungen auf der Haut, dann deutet das auf eine Aller­
gie gegen die betreffende Substanz hin.
Darauf haben Asthmatiker im Winter zu achten
Die Kälte zieht die Bronchien von Asthmatikern zu­
sammen, Viren, Bakterien oder Schadstoffe reizen die
Bronchien zusätzlich. Mit einigen Verhaltensmass­
nahmen kann man sich aber gut schützen:
•Erkältung und Unterkühlung vermeiden, sich re­
gelmässig an der frischen Luft bewegen und so die
Lungen «trainieren», auf eine ausgewogene, vita­
minreiche Ernährung achten sowie auf einen gere­
gelten, harmonischen Tagesablauf
• sich dem Wetter entsprechend warm anziehen
• Nasenatmung wärmt die Atemluft vor und reizt die
Atemwege dadurch weniger
•Einnahme der verordneten Medikamente
Mehrstufige Therapie Asthma lässt sich zwar nicht
heilen, doch die heutigen Behandlungsmöglichkeiten
sind sehr gut. Eine Behandlung besteht im Prinzip aus
vier Säulen:
Website:
Lungenliga
Für SmartphoneBenutzer: Bildcode
scannen, etwa mit
der App «ScanLife»
• Medikamente, um die Beschwerden zu lindern und
die Asthmaanfälle in den Griff zu bekommen. Die so­
genannten «Reliever» erweitern die Bronchien und
werden bei einem Anfall sowie zur Vorbeugung von
Atemnot bei Sport inhaliert. Sie haben keine entzün­
dungshemmende Wirkung und können auch die Häu­
figkeit, Stärke der Beschwerden nicht beeinflussen;
das übernehmen die sogenannten «Controller» – Me­
dikamente, welche die ständige Entzündungsbereit­
schaft der Atemwege unterdrücken. Bei dauerhafter
Anwendung bewirken diese Medikamente, zu denen
auch topisch wirksame Corticosteroide gehören, ein
Abschwellen der Bronchialschleimhaut, verringern
die Schleimproduktion und hemmen die allergische
Reaktion. Diese inhalativen Therapien sind sehr si­
cher und wirken nur in den Bronchien, also lokal.
Somit sind Nebenwirkungen sehr selten, gelegent­
lich kommt es zu Heiserkeit und zu Trockenheit der
Schleimhäute. Bei korrekter Anwendung lassen sich
aber diese Nebenwirkungen kontrollieren.
• Vermeiden von Asthma-Auslösern Sind die Auslö­
ser bekannt, sollten die Betroffenen diese so gut wie
möglich meiden. Das gilt sowohl für Allergene wie
auch für andere asthmaauslösende Reize wie kalte
Luft, Nebel oder Staub. Atemwegsinfekte sollten so
früh und effizient wie möglich therapiert werden. Bei
einer Allergie gegen Pollen oder Hausstaubmilben
kommt eventuell auch eine Hyposensibilisierung in
Frage, bei der das Immunsystem langsam wieder an
die entsprechenden Stoffe gewöhnt wird.
• Asthmapatienten-Schulung Asthmapa­tienten müs­
sen sich darauf einstellen, dass die Krankheit sie ihr
Leben lang begleitet. Deshalb sollten die Betroffenen
lernen, wie sie den Alltag bewältigen können und
vor allem, wie sie mit ihren Beschwerden umgehen.
Dazu gehört die richtige Anwendung der jeweils ver­
ordneten Medikamente ebenso wie regelmässige Mes­
sungen mit dem Peak-Flow-Meter, die Einübung von
Atem- und Entspannungstechniken sowie bestimm­
ter Körperhaltungen, um die Atmung während eines
Asthmaanfalls zu erleichtern.
• Kontrolle des Krankheitsverlaufs Wie für alle Chro­
nischkranken sind auch für Asthmapatienten regel­
mässige Arztbesuche und Lungenfunktionsprüfungen
notwendig. So ist gewährleistet, dass die Therapie
stets auf dem aktuellsten Stand und der eigenen Situ­
ation angepasst ist.
Und zum Schluss: Die Lebenserwartung eines gut be­
handelten Asthmatikers entspricht derjenigen eines
Gesunden. Auch Sporttreiben ist kein Problem, son­
dern empfehlenswert, denn körperliches Training ver­
bessert die Leistungsfähigkeit, stärkt die Atemmus­
keln und steigert die Ausdauer.
Der Autor
Urs Aebi, Dr. med.
Facharzt FMH für Innere Medizin und
Lungenkrankheiten
Belegarzt der Privatklinik Linde AG Biel
Praxis:
Güterstrasse 27, 2502 Biel
Tel. 032 323 61 60
[email protected]
med izin ak tue l l
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Koronare Herzkrankheit
Herz in Gefahr
Die koronare Herzkrankheit gehört in der Schweiz zu den häufigsten Herzerkrankungen; sie
kann Angina pectoris verursachen oder gar zum Herzinfarkt führen.
Eine der häufigsten Todesursachen bei Menschen ab
40 Jahren ist die sogenannte Koronare Herzkrank­
heit (KHK); sie ist für ungefähr einen Drittel aller To­
desfälle verantwortlich. KHK ist der Oberbegriff für
Krankheitsbilder, bei der es infolge atherioskleroti­
scher Ablagerungen (Kalk, Fett und Cholesterin) zu
einer fortschreitenden Verengung der Herzkranzge­
fässe (Koronararterien) kommt.
Risikofaktoren Das Leitsymptom der KHK ist die
Angina pectoris (Brustenge). Mit zunehmendem Fort­
schreiten der Erkrankung erhöht sich die Wahrschein­
lichkeit für das Auftreten von Begleiterscheinungen
wie Herzrhythmusstörungen und Herz­schwäche sowie
von lebensbedrohlichen Komplikationen wie Herz­
infarkt und plötzlicher Herztod. Die Krankheit ent­
wickelt sich meist schleichend, unbemerkt und über
Jahre hinweg. Ob und wann sich bei einer Person eine
KHK entwickelt, lässt sich schwer vorhersagen, doch
es gibt Risikofaktoren, welche die Arteriosklerose und
somit die KHK begünstigen.
Zu den nicht-beeinflussba­
ren Risikofak­
toren zählen
Nicht zuwarten:
Alter, männliches Geschlecht
Wer Risiken aufweist,
und die fami­
liäre Disposi­
sollte sich untersuchen
tion. Bei Männern nimmt die
Krankheitshäufigkeit ab Al­
lassen, um Folge­
ter 45 zu, bei Frauen liegt
schäden zu vermeiden.
diese Grenze bei 55 Jahren.
Zu den beeinflussbaren Ri­
sikofaktoren gehören: Blut­
hochdruck, Diabetes, erhöhte Blutfettwerte (Choles­
terin), Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen
– ein ungesunder Lebenswandel in jungen Jahren
wirkt sich also im Alter oft aus.
Schmerzen im Brustraum Eine KHK muss nicht
in jedem Fall zu Symptomen führen, ein Herzinfarkt
kann auch ohne jegliche Vorzeichen auftreten. Sind
jedoch die Verengungen in den Blutbahnen so stark
fortgeschritten, dass Herzmuskelabschnitte ungenü­
gend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden, ruft
dies in der Regel Beschwerden hervor. Unter körperli­
cher Belastung (allein Treppensteigen kann genügen),
Stress oder bei Kälte (bewirkt ein Zusammenziehen
der Gefässe) stellen sich anfallsartige Schmerzen in
6
medizin aktuell
der Herzgegend ein, meistens verbunden mit einem
Engegefühl im Brustraum und Atembeklemmungen
(Angina pectoris). Gelegentlich strahlt der Schmerz in
den linken Arm, in den Unterkiefer und die Schulter­
gegend aus oder ist begleitet von Luftnot, Angst und
Schweissausbrüchen. Weil die Beschwerden teilweise
so unterschiedlich sind, werden sie nicht selten als
Zahn- oder Magenschmerzen missdeutet. Die Anfälle
dauern meist zwischen Sekunden und 15 Minuten
und lassen nach, wenn der Patient ruht und Medika­
mente einnimmt. Bei einem akuten Angina pectorisAnfall werden Nitroglycerinsprays oder -kapseln als
Notfallmedikament eingesetzt; diese Substanz erwei­
tert die Herzkranzgefässe innerhalb von wenigen Mi­
nuten und lindert dadurch den Anfall.
Herzinfarkt Die schwerste Komplikation der KHK ist
der Herzinfarkt als Folge des plötzlichen Verschlus­
ses eines Herzkranzgefässes durch ein Blutgerinnsel.
Der Teil des betroffenen, unterversorgten Herzmus­
kels stirbt infolge Sauerstoffmangels unwiderruflich
ab, wenn es nicht innerhalb von drei bis höchstens
sechs Stunden gelingt, das Gefäss wieder durchgän­
gig zu machen. Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedroh­
licher Notfall, der die sofortige Spitaleinweisung er­
forderlich macht. Je rascher der Patient spitalärztlich
versorgt werden kann, der Blutpfropfen geortet, die
betroffenen Arterien und Gefässe behandelt wer­
den, umso besser die Überlebenschancen und umso
niedriger die Wahrscheinlichkeit für bleibende Schä­
den. Zu den geeigneten Sofortmassnahmen gehören
vor allem­die Ballondilatation und die Thrombolyse
(medi­kamentöse Auflösung eines Blutpfropfens).
Die für einen akuten Herzinfarkt typischen Symptome
sind:
• länger als fünf Minuten anhaltende heftige Schmer­
zen oder starker Druck in der Brust, ausstrahlend in
Schulter, Arm, Unterkiefer oder Oberbauch
• stärkere Schmerzen als bei der Angina pectoris, die
sich nicht durch die Einnahme von Nitroglycerin­
spray bessern
• Unruhegefühl bis hin zu Todesangst, Blässe, kalter
Schweiss, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen
EKG Eine bestehende KHK sollte möglichst früh fest­
gestellt werden, um Folgeschäden (Herzschwäche,
Herzrhythmusstörungen, Infarkt, Herzstillstand) zu
vermeiden. In einigen Fällen kann der Arzt allein
aus der Beschreibung der Symptome eine KHK diag­
nostizieren. Um sich ein differenziertes Bild über den
Zustand der Herzkranzarterien, das Ausmass der Er­
krankung und die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels
machen zu können, gelangen verschiedene Untersu­
chungsmethoden zur Anwendung. Das Ruhe-Elek­
trokardiogramm (EKG) stellt die elektrischen Ströme
des Herzens dar. Der nächste Schritt in der Diagnos­
tik ist das Belastungs-EKG, welches meist mit einem
Fahrradergometer aufgezeichnet wird. Liegt eine KHK
vor, entwickelt sich unter körperlicher Anstrengung
ein Sauerstoffmangel im Herzmuskel, der im EKG
sichtbar wird. Vorhandene, aber noch nicht Kompli­
kationen verursachende Rhythmusstörungen des Her­
zens lassen sich mit einem Langzeit-EKG überprüfen
(24-Stunden-Aufzeichnung der Herzströme).
Website:
Schweizerische
Herzstiftung
Für SmartphoneBenutzer: Bildcode
scannen, etwa mit
der App «ScanLife»
Ein wichtiges nicht-invasives bildgebendes Diagnose­
verfahren ist die Ultraschalluntersuchung des Her­
zens, die Echokardiographie. Sie ermöglicht es, Grös­se
und Funktion der Herzkammern zu erkennen, ist aber
nicht geeignet, Herzkranzgefässe und eventuelle Ver­
änderungen direkt abzubilden. Dies ermöglicht ein
weiteres nicht-invasives Verfahren, die Koronar-CTAngiographie, die Computertomographie des Herzens:
Anhand dieser dreidimensionalen Querschnitt- oder
Schichtaufnahmen lassen sich Herz und Herzkranzar­
terien innerhalb weniger Sekunden a­ bbilden.
Untersuchung mit Herzkatheter Wenn der Ver­
dacht auf eine KHK durch andere Untersuchungen
nicht sicher ausgeschlossen werden kann, ist eine
sogenannte Koronarangiographie angezeigt. Sie gilt
nach wie vor als Goldstandard, um Verengungen der
Herzkranzgefässe festzustellen. Von der Leiste aus
wird ein Katheter bis zur verengten Stelle im Herz­
kranzgefäss vorgeschoben. Um die Blutgefässe er­
kennbar zu machen, wird über den Katheter Rönt­
genkontrastmittel eingespritzt. Der Vorteil dieser
Untersuchung liegt darin, dass gleichzeitig eventuelle
Behandlungen durchgeführt werden können, wie bei­
spielsweise eine Ballonerweiterung (Ballondilatation)
oder eine Stent­implantation. Die Angiographie ist mit
geringen Risiken verbunden und führt nur selten zu
Komplikationen. Dennoch ist diese Untersuchungs­
methode idealerweise nur angezeigt, wenn die Wahr­
scheinlichkeit therapeutischer Konsequenzen gross
ist. Der Eingriff dauert eine bis zwei Stunden, danach
wird der Patient überwacht; in der Regel kann er das
Spital am nächsten Tag verlassen.
Medikamente In vielen Fällen steht am Anfang der
Behandlung einer KHK eine Veränderung des Lebens­
stils und die medikamentöse Behandlung. Ziel ist es,
mit Medikamenten die erwähnten Risikokrankheiten
zu therapieren und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass
der Sauerstoffbedarf des Herzens eingeschränkt wird,
um einem weiteren Angina pectoris-Anfall vorzubeu­
gen. Dabei stehen unter anderem Betarezeptorenblo­
cker, Nitrate, Kalzium-Antagonisten und ACE-Hem­
mer zur Verfügung. Bei Patienten mit einer koronaren
Herzkrankheit wird eine Langzeittherapie mit einem
gerinnungshemmenden Medikament durchgeführt.
So sollen Thrombosen in den Herzkranzgefässen ver­
hindert werden.
Minimal-invasiv Sind die Beschwerden durch Me­
dikamente nicht ausreichend kontrollierbar, müssen
zusätzlich chirurgische Verfahren angewandt werden.
Bei Patienten, deren Herzkranzgefässe nur einzelne,
kleinere Verengungen aufweisen, kann eine Ballon­
katheterdilatation durchgeführt werden, um die Ge­
fässe zu dehnen und die Durchblutung wiederher­
zustellen. Wie bei der Koronarangiographie wird ein
feiner Schlauch (Herzkatheter) mit zusammengefal­
tetem Ballon von der Leiste bis zur verengten Stelle
in den Koronargefässen vorgeschoben; dort wird der
Ballon aufgeblasen, um die Stelle auszudehnen. Da­
mit sich diese Stelle nicht wieder verengt, kann ein
Stent eingesetzt werden. Dieses feine röhrenförmige
Metallgitter dient als Gefässstütze.
Invasiv Bei Patienten, bei denen bereits ausgedehnte
atherosklerotische Verengungen vorliegen, besteht
die einzige Behandlungsmöglichkeit in der Bypass­
operation. Dabei werden die verengten Gefässe mit
einem Stück eines anderen Blutgefässes des Patien­
ten überbrückt. Als Bypassmaterial stehen grundsätz­
lich Brustwand- und Unterarmarterien sowie Venen
aus den Ober- und Unterschenkeln zur Verfügung.
Seltener werden auch Arterien aus dem Bauchraum
verwendet. So erhält der zu versorgende Herzbereich
trotz Verengung ausreichend Blut und Sauerstoff. Die
med izin ak tue l l
7
Bypass-Operation wird unter Vollnarkose vorgenom­
men. Üblicherweise wird das Brustbein längs durch­
trennt. Dadurch können alle Abschnitte des Herzens
am besten erreicht werden. Je nach Situation kön­
nen die Bypässe mit einer speziellen Operationstech­
nik weniger invasiv, ohne Einsatz der Herz-LungenMaschine, am schlagenden Herzen angelegt werden.
Dieses schonende Operationsverfahren kann von er­
fahrenen Operateuren an allen wichtigen Herzkranz­
gefässen eingesetzt werden und ist daher schon zum
Routine-Verfahren geworden. In Einzelfällen ist es
auch möglich, eine minimal-invasive Operationstech­
nik durch einen kleinen Schnitt zwischen den links­
seitigen Rippen einzusetzen; dies ist für den Patienten
deutlich schonender.
Reizung des Herzbeutels bei der Operation entstehen.
Blutgerinnsel, die sich an den Gefässwänden abge­
lagert haben, können sich lösen, mit dem Blutstrom
fortgeschwemmt werden und an anderer Stelle eine
Arterie verstopfen. Gelangt die Ablagerung bis in das
Gehirn, kann es in seltenen Fällen zum Schlaganfall
kommen. Die Operation dauert in der Regel zwei bis
vier Stunden, anschliessend wird der Patient einen bis
drei Tage auf der Intensivstation überwacht. Es folgt
ein Spitalaufenthalt von einer bis zwei Wochen und
eine Erholungszeit von mehreren Wochen.
Komplikationen Wie jeder Eingriff im geöffneten
Brustraum ist auch die Bypass-Operation nicht risiko­
frei. Die häufigsten Komplikationen sind Wundinfek­
tionen; diese sind trotz steriler Bedingungen im Ope­
rationssaal und vorbeugender Antibiotikagabe nicht
immer vermeidbar. Bei Nachblutungen an den Naht­
stellen des Bypasses strömt Blut in den Spalt zwischen
Herz und umliegendem Gewebe (Herzbeutel) und be­
hindert so die Pumpfunktion des Herzens. Bei dieser
Komplikation ist eine Notfall-Operation nötig. Eine
Herzbeutel-Entzündung (Perikarditis) kann durch die
Der Autor
Alex Thommen, Dr. med.
Facharzt FMH für Kardiologie und
für Innere Medizin
Belegarzt der Privatklinik Linde AG
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medizin aktuell
Hyperhidrose
In Strömen schwitzen
Bei Hitze und körperlicher Anstrengung ist Schwitzen normal. Doch wer extrem stark und auch
im Ruhezustand schwitzt, könnte an Hyperhidrose leiden. Davon Betroffene fühlen sich im Alltag massiv beeinträchtigt, manche getrauen sich gar nicht mehr in die Gesellschaft.
Etwa vier Millionen Schweissdrüsen sondern bei
Wärme oder körperlicher Aktivität pro Stunde zwi­
schen 100 Millilitern und zwei Litern Schweiss ab,
kühlen so die Haut und beugen damit der Überhit­
zung vor. Schwitzen stellt eine Grundfunktion des ve­
getativen Nervensystems dar. Manche Menschen aber
schwitzen deutlich stärker, unabhängig von Tempe­
ratur oder körperlicher Anstrengung. Von Hyperhi­
drose (übermässiger Schweissbildung) spricht man
dann, wenn die Schweissabsonderung das zur nor­
malen Wärmeregulation erforderliche Mass über­
steigt. Ein bis drei Prozent der Bevölkerung leiden
daran, schätzungsweise 300 000 Menschen,
Männer tendenziell leicht häufiger als Frauen.
Betroffen sind meist bestimmte Körperstellen,
Die Grenze zwischen­
in der Regel Hände, Füsse oder Achselhöhlen,
normalem und
manchmal auch das Gesicht. Bei Hyperhid­
­krankhaftem Schwitzen rose-Patienten ist die Steuerung des vegetati­
ven Nervensystems aus dem Lot geraten. Die
verläuft fliessend.
genauen Ursachen sind nicht bekannt, doch
spielen emotionale Empfindungen wie Angst,
Unwohlsein, Schmerzen oder Stress eine
grosse Rolle – und damit beginnt für viele Betroffene
ein Teufelskreis: Die Angst vor Situationen, die einem
schwitzen lassen, regt die Schweissdrüsen an.
Individueller Leidensdruck Die Grenzen zwischen
normalem und krankhaftem Schwitzen werden un­
terschiedlich wahrgenommen. Besteht aber ein Lei­
densdruck, dann sollten die Betroffenen einen Arzt
konsultieren. Es geht dabei auch darum, eine all­
fällige Grunderkrankung (metabolischer, infektiöser
oder neurologischer Art) auszuschliessen. Für die Di­
agnose reicht in der Regel das Gespräch mit dem Pa­
tienten, bei Bedarf werden ergänzende Abklärungen
und Analysen durchgeführt.
Mehrstufige Therapie Die Behandlung richtet sich
danach, an welcher Stelle die Schweissbildung auf­
tritt. Als ersten Behandlungsschritt bei einer soge­
nannten axillären Hyperhidrose (im Achselbereich)
verschreibt der Arzt in der Regel Deodorantien oder
aluminiumhaltige Antitranspirantien. Diese bewirken
einen Verschluss der Schweissdrüsenausgänge und
werden am Abend aufgetragen, um über Nacht ein­
wirken zu können. Zusätzlich gibt es Medikamente
(Anticholinergika), welche die Aktivität jener Nerven,
die für die Anregung der Schweissdrüsen sorgen, re­
gulieren. Eine weitere Behandlungsart, vor allem bei
schwitzenden Händen und Füssen geeignet, ist die
Iontophorese: Dabei werden die Hände oder Füsse in
einer Wanne mit Wasser eingetaucht, durch die ein
schwacher Gleichstrom geleitet wird.
Botulinumtoxin Botulinumtoxin ist eine Substanz,­
welche jene Nervensignale blockiert, die die Schweiss­
drüsen regulieren. Insbesondere bei starkem Schwit­
zen in den Achselhöhlen lassen sich mit diesem Mittel
ausgezeichnete Resultate erzielen. Vor Behandlungs­
beginn führt der Arzt einen sogenannten Iod-Stärke­
test durch, mittels dessen er die Hyperhidrose visuell
darstellen und den zu behandelnden Bereich genau
bestimmen kann. Anschliessend wird das Botulinum­
toxin in stark verdünnter Form und mit mehreren In­
jektionen, die sich wie Mückenstiche anfühlen, unter
die Haut der betroffenen Körperstelle gespritzt. Die
Wirkung der Behandlung kann bis zu einem Jahr an­
halten.
Chirurgie Erst wenn alle Behandlungsmöglichkei­
ten ausgeschöpft sind, wird der Arzt zu chirurgi­
schen Massnahmen raten. Dabei stehen unterschied­
liche Verfahren zur Auswahl: die Entfernung der
Schweissdrüsen im Bereich der Achselhöhlen mit­
tels Kürettage (Abschabung), Operation oder (in Aus­
nahmefällen) Durchtrennung zentraler Nervenfasern
(Sympathektomie), welche für die Stimulierung der
Schweissdrüsen sorgen.
Der Autor
Eugen Hübscher, Dr. med.
Facharzt FMH für Dermatologie und
Venerologie
Praxis:
Dermatologie Hübscher
Dufourstrasse 17, 2502 Biel
Tel. 032 322 53 22
[email protected]
www.dermatologie-huebscher.ch
med izin ak tue l l
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Gallensteine
Steinchen, die es in sich haben
Es gibt Menschen, die ein Leben lang nichts von ihren Gallensteinen spüren. Bei anderen dagegen kann es zu Beschwerden oder gar heftigen Schmerzattacken, Koliken kommen.
Die Gallenblase ist zwar kein lebenswichtiges Organ,
hat aber dennoch eine massgebliche Funktion bei der
Fettverdauung. Sie ist ein birnenförmiges Organ, be­
findet sich an der Unterfläche der Leber und dient
als «Zwischenlager» für die Gallenflüssigkeit (Galle),
welche für die Verdauung benötigt wird. Es gibt ver­
schiedene Erkrankungen der Gallenblase und der Gal­
lenwege, die wohl häufigste und bekannteste sind die
Gallensteine. Bei Gallensteinen handelt es sich nicht
um Steine im herkömmlichen Sinn, sondern um kör­
pereigene Bestandteile. Sie bestehen aus festen Abla­
gerungen der Gallenflüssigkeit und entstehen durch
ein Ungleichgewicht der löslichen Stoffe in der Galle.
Je nachdem, welche Stoffe im Ungleichgewicht ste­
hen (Lezithin, Bilirubin, Kalzium, Karbonat, Choleste­
rin), können Steine in unterschiedlicher Form, Farbe
und Grösse (Sandkorn bis Kie­
selstein) in der Gallenblase oder
ganz selten im Gallgengang
Drei von vier ­
entstehen. Häufiger wandern
Menschen mit GallenSteine aber aus der Gallenblase
steinen haben keine
in den Gallengang. Dort kön­
nen sie zum Hindernis für die
Beschwerden.
Gallenflüssigkeit werden und
ernsthafte Folgen für die Ge­
sundheit haben.
•gleichbleibend drückende Schmerzattacken mit ei­
ner Dauer von 15 Minuten bis zu 5 Stunden (soge­
nannte Gallenkoliken)
•Schmerzen im rechten Oberbauch mit Ausstrahlung
in den Rücken und die rechte Schulter
•Schmerzen und Beschwerden, die bei oder nach
dem Essen auftreten
•eventuell auch Übelkeit und Erbrechen
•Fieber und Schüttelfrost
•Unverträglichkeit von bestimmten Nahrungsmitteln
wie fettreiche Speisen, hartgekochte Eier, blähende
Lebensmittel
Besonders typische Beschwerden sind die Schmerz­
attacken, Übelkeit und Verdauungsstörungen tre­
ten auch bei anderen Erkrankungen auf. Wenn zu­
sätzlich zu den genannten Beschwerden noch eine
Gelbfärbung der Haut und der Lederhaut der Au­
gen (das Weisse in den Augen) sowie ein bierbrauner
Urin feststellbar sind, sitzt der Gallenstein mit höchs­
ter Wahrscheinlichkeit im Gallengang und verstopft
den Gallenabluss. Dadurch staut dieses Sekret, was zu
Entzündungen der Gallenblase, der Gallenwege oder
Bauchspeicheldrüse, zu Gelbsucht und schweren Le­
berschäden führen kann.
Die beschriebenen Schmerzzustände, eine Gelbver­
färbung der Haut und vor allem Fieber sollten die
dass etwa jede fünfte Frau und jeder zehnte Mann Betroffenen veranlassen, sofort einen Arzt aufzusu­
über 40 Jahren Gallensteine hat. Bei über 75-Jährigen chen – auch wenn die Schmerzen von alleine ab­
kommen sie sogar noch häufiger vor. Diese Zahlen­ klingen. Wer ein Schmerzmittel geschluckt hat, um
zeigen, dass sich im weiblichen Körper eher Gallen­ die Schmerzen zu betäuben, darf das Verschwinden
steine bilden. Man nimmt an, dass das weibliche der Schmerzen ebenfalls nicht auf die leichte Schul­
Sexual­hormon Östrogen einen Risikofaktor für eine ter nehmen und sollte besser zum Hausarzt gehen.
Gallensteinentstehung darstellt. Untersuchungen zei­ Eine Bösartigkeit der Krankheit ist derweil in der Re­
gen, dass die zusätzliche Zufuhr von Östrogen (Anti­ gel nicht zu befürchten.
baby-Pille, Hormontherapie) das Risiko noch weiter
erhöht. Auch Übergewicht, Diabetes oder schwere Diagnose beim Hausarzt Der Bericht über Dauer
Lebererkrankungen begünstigen die Entwicklung und Art der Schmerzen, eine körperliche Untersu­
von Gallensteinen. Es gibt Menschen mit Gallenstei­ chung sowie das Erfragen der Risikofaktoren wird
nen, die über Jahre hinweg beschwerdefrei leben. Es den behandelnden Arzt früh auf ein Gallensteinlei­
kommt sogar vor, dass sie niemals etwas von deren den hinweisen. Weitere Abklärungen (Laboranaly­
Existenz merken. Im Allgemeinen leidet lediglich ein sen, Ultralschalluntersuchungen) folgen und dienen
Viertel der Patienten unter den typischen Sympto­ dazu, andere Erkrankungen sicher auszuschliessen
men, drei Viertel haben keine Beschwerden. Typische und Sicherheit zu verschaffen, dass nicht andere Or­
Krankheitsan­zeichen sind:
gane betroffen sind. Die Ultraschalluntersuchung ist
Wer ist betroffen? Man kann davon ausgehen,
10
medizin aktuell
Leber
Magen
Vorbeugende Massnahmen
Gallenblase
Bauchspeichel­
drüse (Pankreas)
Gallengänge
Hauptgallengang
Pankreasgang
Papille
Dünndarm
ein sicheres und für die Patienten sehr schonendes
Verfahren. Dabei werden Gallensteine, Gallenwege,
Gallenblase sowie Leber und meist auch die Bauch­
speicheldrüse dargestellt. Der Arzt erkennt, ob die
Gallenblase in Form, Grösse und Wandbeschaffenheit
verändert ist, ob Steine vorliegen und ob ein Gallen­
stau besteht.
Die endoskopische Untersuchung wird vor allem bei
konkretem Verdacht auf Steine im Gallengang durch­
geführt. Ein Endoskop ist ein schlauchartiges Gerät,
bei dem man über eine eingebaute Videokamera di­
rekt in das Innere des Verdauungstraktes sehen kann.
Dieses Gerät wird vom Arzt durch Mund, Speiseröhre,
Magen und Zwölffingerdarm bis vor die Mündung des
Gallengangs gelenkt. Dann wird über einen Katheter
ein Kontrastmittel eingebracht. Mittels Röntgenauf­
nahmen macht der Arzt schliesslich den Gallengang
sichtbar. Gleichzeitig kann, wenn Gallensteine gefun­
den werden, der Mündungsbereich des Gallengangs
in den Zwölffingerdarm mit einem Schnitt erweitert
werden, um die Steine zu entfernen. Vor dem Eingriff
erhält der Patient ein einschläferndes Medikament
oder eine Vollnarkose, im Anschluss bleibt er solange
in der Klinik oder beim Arzt, bis die Nachwirkungen
der Narkose nachgelassen haben.
Therapie Die Behandlung richtet sich danach, ob
die Gallensteine in der Gallenblase oder im Gallen­
gang liegen, der Patient Beschwerden hat und ob
Gallengang oder Gallenblase bereits entzündet sind.
Bei Gallenkoliken werden in der Regel zunächst ein
Schmerzmittel und ein die Gallenwege entspannendes
Medikament abgegeben. Nach einer Gallenkolik soll­
ten die Patienten 24 Stunden keine Nahrung zu sich
nehmen und sich anschliessend gesund ernähren. Auf
lange Sicht ist es sinnvoll, die Gallenblase zu entfer­
nen (Cholezystektomie), wenn die Gallensteine immer
wieder Schmerzattacken verursachen. Dadurch kön­
nen auch Komplikationen, wie zum Beispiel eine Gal­
lenblasenentzündung, verhindert werden. Wie bereits
erwähnt, dient die Gallenblase als Vorratsbehälter für
die Gallenflüssigkeit, sodass die Entfernung der Gal­
lenblase unproblematisch ist. Dies geschieht meist la­
paroskopisch, also mittels Schlüssellochchirurgie, nur
selten ist eine offene Operation notwendig. Bei einer
Niemand ist vollständig gegen Gallensteinen gefeit.
Eine gesunde, ballaststoffreiche und fettreduzierte Er­
nährung ist sinnvoll. Des Weiteren ist auf das Gewicht
zu achten – Übergewicht begünstigt die Entstehung
von Gallensteinen. Und Patienten mit Stoffwechsel­
krankheiten (beispielsweise Diabetes) müssen optimal
eingestellt sein.
durch Steine ausgelösten Entzündung der Gallenblase
ist die Entfernung der Gallensteine und der Gallen­
blase ebenfalls die beste Behandlung. In der Regel
bekommen die Betroffenen begleitend ein Antibio­
tikum verordnet. Wird die Entzündung ausschliess­
lich mit Medikamenten behandelt, so kommt es mit
grosser Wahrscheinlichkeit erneut zu Entzündungen.
Bei Steinen im Gallengang werden diese endosko­
pisch entfernt. Eine spätere Gallenblasenentfernung
ist sinnvoll, damit nicht wieder dieselben Probleme
auftreten.
Medikamente Die Möglichkeit der medikamentö­
sen Auflösung der Gallensteine und die Zertrümme­
rung durch Stosswellen kommen nur für einen klei­
nen Teil der Patienten in Frage und nur, wenn die
Steine einzeln vorkommen, nicht verkalkt und grös­
ser als zwei Zentimeter sind. Die Gallenblase muss
zudem voll funktionsfähig sein. Je nach Steingrösse,
Typ und Menge ist mit einer Therapiedauer von drei
Monaten bis zu zwei Jahren zu rechnen. Das Risiko,
innerhalb von fünf Jahren erneut Gallensteine zu ent­
wickeln, ist erheblich erhöht.
Erfolgsaussichten Die Chancen auf Heilung und
­ eschwerdefreiheit sind nach Entfernung der Gallen­
B
blase sehr gut. Insbesondere nach der laparoskopi­
schen Operation ist frühzeitig mit der Wiederherstel­
lung der Arbeitsfähigkeit zu rechnen. Diese Methode
hat im Vergleich zur offenen Operation den Vorteil
einer schnelleren Erholung und eines kürzeren Kli­
nikaufenthaltes. Auf lange Sicht kann sich aus einer
chronisch entzündeten Gallenblase ein bösartiger Tu­
mor entwickeln. Insgesamt ist das Krebsrisiko bei Gal­
lensteinpatienten aber extrem gering (ein Prozent).
Die Autorin
Monika Richter, Dr. med.
Fachärztin FMH für Chirurgie
Belegärztin der Privatklinik Linde AG
Praxis:
Rebenweg 34, 2503 Biel
Tel. 032 365 2705
[email protected]
med izin ak tue l l
11
Gebärmutterhalskrebs
Spritze gegen den Krebs
Dem Gebärmutterhalskrebs liegt oft eine Infektion mit humanen Papillomaviren zugrunde.
Mit einer Impfung im Mädchenalter kann man sich gegen die gefährlichsten Arten der Viren
schützen.
Genitalinfektionen mit humanen Papillomaviren
(HPV) gehören mit jährlich rund 30 Millionen Neu­
infektionen weltweit zu den häufigsten sexuell über­
tragbaren Infektionen; 70 bis 80 Prozent der sexuell
aktiven Männer und Frauen infizieren sich im Laufe
ihres Lebens mit den Viren. HPV-Infektionen wer­
den am häufigsten bei jungen Frauen festgestellt, vor
allem im Alter zwischen 18 und 28 Jahren. Bei den
12- bis 14-jährigen Mädchen sind 2 Prozent mit HPV
infiziert, bei den 16- bis 25-jährigen Frauen sind es
bereits 14 bis 16 Prozent.
In den meisten Fällen verläuft
die Infektion unbemerkt, und
das Immunsystem bekämpft die
Die regelmässige
Krankheitserreger innerhalb kur­
­Untersuchung beim
zer Zeit. Die Betroffenen wissen
Frauenarzt hilft,
oft gar nicht, dass sie Virusträ­
ger sind oder es einmal waren.
den Krebs früh zu
Manchmal überleben die Viren
erkennen.
jedoch, nisten sich anhaltend
in den Zellen der Haut oder der
genitalen Schleimhaut ein und
können über Jahre zu unkontrolliertem, tumorarti­
gem Wachstum führen. Die Häufigkeit der HPV-In­
fektionen steigt mit der Anzahl der Sexualpartner.
Das Infektionsrisiko ist zu Beginn der sexuellen Ak­
tivität am höchsten. Senken lässt es sich mit einer
guten Intimhygiene und teilweise mit dem Gebrauch
von Kondomen, doch anders als beim HIV bieten
Kondome gegen HP-Viren nicht ausreichend Schutz.
Unterschiedliches Risiko Es gibt rund 100 ver­
schiedene HPV-Typen. Solche mit niedrigem Risiko
zeigen sich, falls Symptome auftreten, als Hautver­
änderungen in Form von Warzen (Kondylome). Diese
treten am äusseren Genitale sowie im Innern der Va­
gina oder im After auf und sind manchmal nur bei
einer gezielten ärztlichen Untersuchung zu erkennen.
Der Arzt behandelt sie medikamentös oder chirur­
gisch; leider treten bei bis zu 30 Prozent der Patien­
tinnen Rezidive auf, das heisst, die Warzen kommen
wieder. Hochrisiko-Typen von HPV hingegen kön­
nen verschiedene Krebsvorstufen und -erkrankungen,
unter anderem Gebärmutterhalskrebs, auslösen. Die
zwei häufigsten krebserregenden HPV sind die Typen
12
medizin aktuell
HPV 16 und HPV 18. Sie sind für rund 70 Prozent der
Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Die­
ser Krebs, auch Zervixkarzinom genannt, entwickelt
sich an der Stelle, wo die Gebärmutter in die Scheide
hineinragt (Muttermund). In fortgeschrittenen Sta­
dien dringt der Krebs in angrenzende Organe ein oder
er kann in weiter entfernten Organen Ableger bilden.
Lange beschwerdefrei Das Zervixkarzinom berei­
tet in den meisten Fällen lange kaum Beschwerden.
Erste Anzeichen können untypische Blutungen aus
der Scheide sein, zum Beispiel nach dem Geschlechts­
verkehr. Zur Diagnose wird ein Abstrich («Pap-Test»)
vom Gebärmutterhals gemacht: Dabei werden Zellen
vom Muttermund und Gebärmutterhals entnommen
und im Labor auf krankhafte Veränderungen unter­
sucht. So lassen sich bereits Krebsvorstufen erken­
nen. Befindet sich der Krebs noch in einem Vorsta­
dium, wird «nur» der befallene Teil der Gebärmutter
operativ entfernt (Kegeloperation – Konisation). Ist
die Dia­gnose Krebs gesichert, muss fast immer die
ganze Gebärmutter entnommen werden, Schwanger­
schaften sind dadurch nicht mehr möglich. Je nach
Ausbreitung wird eine Strahlen- und/oder Chemo­
therapie nötig. Pro Jahr werden in der Schweiz rund
240 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs und etwa
5000 Krebsvorstufen diagnostiziert, etwa 90 Frauen
sterben daran. Gebärmutterhalskrebs ist bei Frauen
unter 50 Jahren die vierthäufigste Krebsart.
Die grosse Chance im Kampf gegen den Gebärmut­
terhalskrebs ist sein langsames Wachstum; der Krebs
braucht Jahre, manchmal gar Jahrzehnte, um sich
auszudehnen. Die regelmässige Untersuchung beim
Frauenarzt hilft, die Frühstadien oder Vorstufen des
Krebses zu entdecken und rechtzeitig zu entfernen.
Der erwähnte «Pap-Test», in der Schweiz seit den
70er-Jahren etabliert, ist die am weitesten verbreitete
Methode zur Früherkennung. Er wird in der Schweiz
bei unauffälligem Befund alle drei Jahre empfohlen
(und von den Krankenkassen vergütet). Je nach Be­
fund und Ermessen des behandelnden Arztes kön­
nen weitere Untersuchungen angeschlossen werden.
Durch diese Früherkennungsmassnahme ist die Häu­
figkeit des Leidens in westlichen Ländern um mehr als
die Hälfte zurückgegangen.
Website:
Bundesamt
für Gesundheit
zu HPV
Für SmartphoneBenutzer: Bildcode
scannen, etwa mit
der App «ScanLife»
Prävention Seit einigen Jahren gibt es zwei Impf­
stoffe gegen HPV. Der Impfstoff Gardasil® schützt vor
einer Ansteckung mit den HP-Viren 6 und 11 (können
Haut- und Genitalwarzen auslösen; NiedrigrisikoHPV-Typen sowie 16 und 18 Hochrisiko-HPV-Typen
für Krebs). Cervarix® schützt vor einer Ansteckung
mit den HP-Viren 16 und 18. Dank einer Impfung
sinkt das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkran­
ken, deutlich – ganz eliminieren lässt es sich nicht.
Am sinnvollsten ist die Impfung bei Mädchen, die
noch keinen Geschlechtsverkehr hatten.
In der Schweiz empfehlen Impfexperten, möglichst
alle Mädchen im Alter von etwa 11 bis 14 Jahren zu
impfen. In diesem Alter sind bei 99 Prozent der ge­
impften Mädchen Antikörper gegen HPV nachweis­
bar, was einer sehr hohen Wirksamkeit entspricht.
Bei Frauen, die im Alter zwischen 15 und 26 geimpft
werden, beträgt der Impfschutz 98 Prozent, solange
sie sich nicht vorher infiziert haben. Wie lange der
Impfschutz anhält, ist nicht geklärt, da noch keine
Langzeitstudien vorliegen. Man nimmt aber an, dass
der Schutz mindestens zehn Jahre, eventuell sogar le­
benslang, anhält. Die Impfung hat nach bisherigem
Erkenntnisstand nur geringe Nebenwirkungen (lo­
kale Rötung oder Schwellung an der Impfstelle, ganz
selten Fieber, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-­
Entzündung).
Vorbeugende Impfung
Im September 2008 hat der Bund kantonale Impfpro­
gramme gegen HPV eingeführt, Mädchen zwischen
11 und 19 Jahren können sich kostenlos impfen las­
sen. Seit dem Jahr 2011 steht auch Frauen von 20
bis 26 Jahren eine kostenlose Impfmöglichkeit zur
Verfügung. Bei einer hohen Durchimpfung lassen
sich mit der HPV-Impfung jedes Jahr rund 160 Fälle
von Gebärmutterhalskrebs und 50 Todesfälle sowie
rund 2000 chirurgische Eingriffe wegen Krebsvorstu­
fen verhindern. Die Impfung wird vom Bundesamt
für Gesundheit (BAG) sowie von der eidgenössischen
Kommission für Impffragen empfohlen.
Für einen dauerhaften Schutz gegen Gebärmutter­
halskrebs sind bei Mädchen vor dem 15. Altersjahr
zwei, nach dem 15. Altersjahr drei Injektionen not­
wendig. Auch für Frauen, die älter als 26 Jahre sind,
kann eine Impfung sinnvoll sein. Dies muss jedoch
vom Arzt individuell entschieden werden, und die
Frau muss die Kosten selbst tragen. Am sinnvolls­
ten ist die Impfung vor Beginn der sexuellen Aktivi­
tät. Vier Jahre nach dem Start des Programms zeigt
sich allerdings, dass zwar eine Impfung heute rund
fünf Mal weniger kostet als zu Beginn, leider aber die
Durchimpfrate deutlich unter den Erwartungen liegt.
Kein 100%-Schutz Die HPV-Impfung ist keine
Impfung gegen Krebs, sondern schützt nur vor der
Ansteckung mit den oben genannten Krankheitser­
regern. Und sie schützt auch nicht vor anderen HPVTypen, die ebenfalls Krebs auslösen können. Deshalb
kann auch eine Frau, die geimpft ist, an Gebärmut­
terhalskrebs erkranken. Hat sich hingegen eine Frau
bereits vor der Impfung mit einem der vier HPV-Ty­
pen angesteckt, so ist die Impfung vermutlich wir­
kungslos. Da die Impfung keinen hundertprozentigen
Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs darstellt, müssen
auch geimpfte Frauen regelmässig an den empfoh­
lenen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Die Imp­
fung bewirkt übrigens auch bei Knaben die Bildung
von Antikörpern gegen die vier HPV-Typen, in der
Schweiz werden die Impfstoffe jedoch für Knaben
und Männer nicht durch die Krankenkassen vergütet.
Die Autorin
Marion Beer, Dr. med.
Fachärztin FMH für Gynäkologie und
Geburtshilfe
Belegärztin der Privatklinik Linde AG
Praxis:
Dufourstrasse 17, 2502 Biel
Tel. 032 323 05 85
[email protected]
med izin ak tue l l
13
Chiropraktik
Arthrose soll Rheuma sein? Ja!
Unter den Begriff «Rheuma» fallen Erkrankungen wie Arthrose, Diskushernie, Tennisellbogen,
Gicht, Arthritis. Und alle verursachen sie Schmerzen und schränken die Bewegung ein. Doch
manche der Beschwerden lassen sich mit den Mitteln der Chiropraktik gut behandeln.
Jeder fünfte Einwohner leidet unter rheumatischen
Beschwerden, etwa 300 000 davon leben mit schwe­
ren, oft chronischen Rheumaformen, die mit einer
Behinderung oder gar Pflegebedürftigkeit einherge­
hen können. Rheuma kann jeden treffen, nicht nur
alte Menschen, sondern auch
junge und sogar Kinder. Doch
«Rheuma» ist weder eine Diag­
Oft bewirkt der
nose noch eine spezielle Krank­
heit, sondern ein Oberbegriff
­Chiropraktor
für über 200 unterschiedliche
Schmerzlinderung,
Krankheitsbilder. Es können
ohne Medikamente.
Gelenke, Wirbel, Knorpel, Ge­
lenkinnenhaut, Sehnen, Mus­
keln und Nerven betroffen sein.
Die Medizin unterscheidet vier Hauptgruppen rheu­
matischer Beschwerden:
• Abnützungsbedingt: Am häufigsten sind die abnüt­
zungsbedingten (degenerativen) Gelenk- und Wir­
belsäulenerkrankungen, zu denen die Arthrose und
Bandscheibenschäden (wie Diskushernie) zählen. In
diese Kategorie gehört auch die Abnützung infolge
natürlicher Alterung. Erkrankungen manifestieren
sich zum Beispiel durch schmerzende Glieder beim
Aufstehen, Hexenschuss, durch blockierte Wirbelseg­
mente verursachte Kopfschmerzen oder Halskehren.
• Weichteil-Rheumatimus: Fast jeder Mensch ist ir­
gendwann in seinem Leben von Weichteil-Rheuma­
tismus betroffen. Befallen werden Sehnen, Bindege­
webe und Muskeln. Grund für das Auftreten ist häufig
eine Muskel-Überbelastung und Sehnenreizung. Auch
psychische Spannungszustände können zu körper­
lichen Symptomen führen. Typische Krankheitsbilder
dieser Gruppe sind «Tennisellbogen», Rückenschmer­
zen durch Fehlhaltung oder Fibromyalgie.
• Entzündlich-rheumatisch: Was im Volksmund als
«Rheuma» bezeichnet wird, umfasst meist die Gruppe
der entzündlich-rheuma­
tischen Erkrankungen. Be­
troffene fühlen sich allgemein krank und in ihrer
Leistung eingeschränkt, der entzünd­liche Prozess ist
meist anhand der Entzündungswerte im Blut nach­
weisbar. Zu den entzündlich-rheumatischen Erkran­
14
medizin aktuell
kungen gehören beispielsweise die rheumatoide
Arthritis, Morbus Bechterew (entzündliche Wirbel­
säulenerkrankung) oder die Zecken-Borreliose.
• Stoffwechselbedingt: Zu dieser Gruppe zählen ge­
wisse Stoffwechselerkrankungen, die zu Ablagerun­
gen von Harnsäure oder Kalk im Gewebe sowie zu
Knochen-Entkalkungen führen können. Bekannte
Beispiele sind Osteo­
porose (Knochenverlust) und
Gicht.
Schmerz Fast alle rheumatischen Erkrankungen ver­
ursachen akute oder chronische Schmerzen. Wichtig
ist eine frühe und genaue Diagnose durch den Arzt
oder Chiropraktor, damit die therapeutischen Mass­
nahmen rasch und individuell auf den Patienten ab­
gestimmt werden können. Wo immer notwendig ar­
beiten Chiropraktoren, Hausärzte und Rheumatologen
zusammen; oft ist auch der Beizug von Physiothera­
peuten, Masseuren und Fitness-Instruktoren hilfreich.
Der Chiropraktor wird je nach Krankheitsbild unter­
schiedliche diagnostische Untersuchungen durchfüh­
ren oder veranlassen. Nach einer gründlichen Anam­
Chiropraktoren in der Region
Biel, Grenchen, Lyss, Solothurn
• Dr. Ueli Gerber
Bahnhofstrasse 17, 3250 Lyss, Tel. 032 384 72 70
• Dres. Börge Jansen & Katrin Jansen
Westbahnhofstrasse 1, 4500 Solothurn, Tel. 032 621 61 61
• Dr. Peter Kreienbühl
Bielstrasse 26, 3250 Lyss, Tel. 032 384 01 21
• Dres. Marco Nardini & Sonja Nardini
Kastelsstrasse 18, 2540 Grenchen, Tel. 032 652 84 20
• Dr. Olivier Perret
Chemin du Parc 5, 2502 Biel, Tel. 032 323 31 21
• Dres. Roger Picard & Jean-Claude Mermod
Rue de Flore 32, 2502 Biel, Tel. 032 323 66 88
• Dr. Roland Schönenberger
Güterstrasse 2, 2502 Biel, Tel. 032 323 77 66
• Chiropraktik Seeland, Dres. Claude B. Supersaxo,
Beatrice Zaugg, Fiona Scherrer Rafter, Jason A. Rafter
Johann-Verresius-Strasse 18, 2502 Biel, Tel. 032 322 65 30
Arthrose und Arthritis
nese sowie einer körperlichen Untersuchung sind
daher auch Blutlabor, Röntgen- oder Ultraschallun­
tersuchungen möglich. Schmerzzustände, etwa Rü­
ckenschmerzen, sollten rechtzeitig behandelt werden,
um zu vermeiden, dass das Schmerzempfinden chro­
nisch wird.
Nutzen der Chiropraktik Oft hilft die fein dosierte
manuelle Mobilisation der Wirbelsäule durch die Chi­
ropraktorin, den Chiropraktor. Das Nervensystem be­
ruhigt und normalisiert sich, Blockaden werden be­
hoben. Zur Chiropraktik gehören zudem eine Vielzahl
von Techniken, welche die Weichteile behandeln und
so dazu führen, dass die Muskulatur besser funktio­
niert.
Film:
ChiropraktikAusbildung an der
Universität Zürich
Für SmartphoneBenutzer: Bildcode
scannen, etwa mit
der App «ScanLife»
Bei den durch Abnützung verursachten und weich­
teil-rheumatischen Erkrankungen sind vorwiegend
Fehlhaltungen, Überbelastungen der Wirbelsäule und
des Skeletts Hauptursache für die Beschwerden. Dies
beeinflusst das Nervensystem negativ, wodurch eine
erhöhte Muskelspannung sowie eine Über- oder Fehl­
belastung der Gelenke resultiert. Die daraus entste­
henden Beschwerden provozieren die Freisetzung
entzündlicher Stoffe, was zu Schmerzen und Gelenk­
verschleiss führt. Oftmals bewirkt der Chiropraktor
eine Schmerzlinderung, ohne Medikamente einzuset­
zen. Patientinnen und Patienten, die unter entzünd­
lich-rheumatischen Erkrankungen leiden, werden in
der Regel von dafür spezialisierten Fachärzten, Rheu­
matologen, behandelt. In den Phasen zwischen den
entzündlichen Schüben kann auch die Chiroprakto­
rin, der Chiropraktor die mechanisch-funktionellen
Beschwerden des Rückens und anderer Gelenke be­
handeln, dafür sorgen, dass die Mobilität des Patien­
ten möglichst lange erhalten wird.
Zusammenarbeit Der Erfolg der Behandlung hängt
wesentlich davon ab, für die unterschiedlichen Krank­
heitsbilder und -situationen die jeweils richtige­Be­
Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenera­
tive Gelenkerkrankung, die im Gegensatz zur Arthritis
primär nicht-entzündlich ist. Es entsteht ein Schaden
am Gelenkknorpel. Ursachen sind einerseits der nor­
male Alterungsprozess, andererseits eine übermässige
oder falsche Belastung des Gelenks, aber auch Bewe­
gungsmangel sowie Verletzungen oder angeborene
Knorpeldefekte. Typisch für eine beginnende Arthrose
sind Gelenkschmerzen, die vor allem nach Ruhepha­
sen auftreten. Chiropraktoren spielen bei der Behand­
lung und Prävention von Arthrose eine zentrale Rolle.
Die häufigste entzündliche Rheuma-Form ist die
rheumatoide Arthritis, 0,5 bis 1 Prozent der Bevölke­
rung sind betroffen. Bei dieser Erkrankung ist die kör­
pereigene Abwehr fehlgesteuert; sie greift die eigenen
Gelenke und verschiedenen Gewebe an und zerstört
diese. Die Ursachen sind noch nicht vollständig be­
kannt. Typische Symptome sind nächtliche und mor­
gendliche Schmerzen der Fingergelenke sowie eine
Morgensteifigkeit. In der Folge sind immer mehr Ge­
lenke betroffen, sie verformen sich und schmerzen.
Zur Behandlung werden verschiedene spezifische Me­
dikamente eingesetzt sowie physikalische Therapien
zur Schmerz-Reduktion und zur Erhaltung von Mobi­
lität und Muskelkraft. Chiropraktoren sind für Arthri­
tis-Patienten kompetente Ansprechpartner.
handlungskombination, «massgeschneiderte» The­
rapie zusammenzustellen. Verschiedene Methoden
stehen zur Auswahl: Chiropraktische Manipulatio­
nen, um Blockierungen und Funktionsstörungen in
Gelenken zu behandeln, Nerven zu entlasten; Trigger­
punktbehandlung, um Muskeln zu entspannen; Phy­
siotherapie, Gymnastik, Medikamente oder C
­ hirurgie.
Beratung Ein wichtiger Aspekt der chiro­praktischen
Behandlung liegt in der Beratung betreffend Ergono­
mie am Arbeitsplatz, Bewegung und Training. Auch
eine bewusste Ernährung kann Rheuma positiv be­
einflussen. Für Patienten heisst dies: mehr Gemüse,
Früchte, vollwertige Getreide, Fisch, Hülsenfrüchte,
weniger Fleisch, Eier, Kaffee,­Alkohol, Zucker.
Der Autor
Dr. Martin Wangler, Chiropraktor SCG/ECU
Präsident der Berner
Chiropraktorengesellschaft
Kontakt:
Bahnhofstrasse 15, 3400 Burgdorf
Tel. 034 423 13 12
[email protected]
www.chirobern.ch
med izin ak tue l l
15
Sprunggelenk
Drei Knochen, ein Gelenk
Fuss aufsetzen, Fuss abrollen, Bein nach vorne bringen – und dies um die tausend Mal pro
Tag. Das Sprunggelenk muss einiges aushalten und ist für den reibungslosen Bewegungsablauf
unverzichtbar.
Das Sprunggelenk ist die Verbindung zwischen Un­
terschenkel und Fuss. Es ist für das Heben und Sen­
ken des Fusses zuständig, für den Abrollvorgang beim
Gehen, das Abstossen beim Springen und darum ist
es das am stärksten belastete Gelenk des Körpers. Bei
jedem Schritt hat es einen Druck auszuhalten, der
bis das Siebenfache des Körpergewichtes erreicht. Da
verwundert wenig, dass es im Sprunggelenkbereich
zu Bänder-, Knorpelverletzungen (oft bedingt durch
ein instabiles Sprunggelenk als Folge wiederholter
Bänderrisse, -überdehnungen, sowie «Fuss-Umkni­
ckens») und Knochenbrüchen kommt. Häufige Spät­
folgen solcher Verletzungen sind Knorpelschäden des
oberen Sprunggelenkes mit Entwicklung eines fort­
schreitenden Gelenkverschleisses, der Arthrose. Auch
deshalb ist es wichtig, jede Sprunggelenksverletzung
ernst zu nehmen, ärztlich abzuklären und bei Bedarf
behandeln zu lassen – denn Früherkennung vermei­
det oft Folgeschäden.
Ursachen, Symptome Das ist keine Seltenheit:
Nach der sonntäglichen Wanderung, dem Jogging mit
der Nachbarin, dem Plausch-Fussballmatch mit Kol­
legen schwillt das Sprunggelenk an, entzündet sich,
schmerzt. Anfänglich treten Arthrose-Beschwerden
nur gelegentlich und bei übermässiger Belastung auf,
werden von den Patienten meist lange einfach hin­
genommen. Doch je weiter der Knorpelabbau im Ge­
lenk fortgeschritten ist, desto
häufiger, länger und heftiger
werden die Schmerzen – letzt­
lich plagen sie bei ganz alltäg­
Sprunggelenkarthrose,
lichen Bewegungen, etwa beim
häufig Spätfolge von
Treppensteigen; typischerweise
Bandinstabilitäten
dann auch morgens, beim «An­
laufen», ja selbst nachts und
und Frakturen, die
wenn man ruht. Augenfällig
differenziert behandelt
zudem: Durch die schmerzbe­
dingte Schonung des Fusses
werden können.
kommt es zum Entlastungs­
hinken.
Gründe für die Entstehung von Arthrose sind na­
türlicher Gelenkverschleiss infolge Alterung, unfall­
bedingte Arthrosebildung (verursacht auch durch
sprunggelenkferne Knochenbrüchen zum Beispiel am
16
medizin aktuell
Unterschenkel, die in Fehlstellung verheilt sind), Aus­
wirkungen von Stoffwechselkrankheiten, Infektionen
oder rheumatische Grunderkrankungen. Nebst die­
sen «erworbenen» Ursachen für Arthrose gibt es auch
«anlagebedingte» wie angeborene Klump-, Platt- oder
Hohlfussstellungen, die zu einer Überbelastung des
oberen Sprunggelenks führen können.
Arthroseschäden manifestieren sich meist ab Alter 50.
Im Laufe der Jahre nimmt die Abnutzung und Schä­
digung des Gelenkknorpels zu, die «stossdämpfende»
Spalthöhe zum angrenzenden Knochen aber ab; so
kommt es verstärkt zu Abrieb, der Knorpel wird rissig,
raut auf, kleine Teile davon können sich ablösen und
im Innern des Sprunggelenkes Knochenwülste bilden
– all dies führt zu Bewegungseinschränkungen des
Fusses und verursacht Entzündungen, Schmerzen.
Untersuchung, nicht-operative Therapien Die
sorgfältige Abklärung einer Sprunggelenksarthrose
fusst auf dem Gespräch des Arztes mit dem Patien­
ten. Es gilt, frühere Verletzungen, rheumatische Er­
krankungen usw. genau zu erfragen. Hinzu kommt
die körperliche Untersuchung, das Abtasten, Beur­
teilen von Haut und Weichteilen sowie der Funktion
von Gelenk, Sehnen und Muskulatur. Schliesslich
gelangen auch bildgebende diagnostische Verfah­
ren (Röntgen, Computer- und/oder Magnetresonanz­
tomographie) zur Anwendung, werden damit die
Stellung von Unterschenkel-, Fuss- und Fersenkno­
chen zueinander sichtbar gemacht und genaue Aus­
sagen möglich über das Ausmass und die Ursache der
Arthrose- und Gelenkknorpelschäden. Wird dann die
Dia­gnose «Sprunggelenkarthrose» gestellt, so kommt
das für viele Patienten unerwartet und verursacht ein
mulmiges Gefühl. Doch wir Ärzte können beruhigen:
Je nach Ursache und Stadium der Erkrankung stehen
heute unterschiedliche und gut bewährte Methoden
zur Auswahl, die helfen, den Verlauf der Arthrose zu
verlangsamen oder die Schäden zu beheben. Und ganz
klar: Wann immer möglich erhalten zunächst nichtoperative Behandlungen den Vorzug – etwa SpezialSchuheinlagen, physikalische Thera­
pien (Massage,
Physiotherapie) oder die zeitlich beschränkte Verab­
reichung entzündungshemmender Medikamente und
Schmerzmittel.
Film:
Kurzinterview
mit Dr. med.
Attila Vásárhelyi
Für SmartphoneBenutzer: Bildcode
scannen, etwa mit
der App «ScanLife»
Spezielle OP-Technik an der Privatklinik Linde
Bei der Operation zur Sprunggelenk-Versteifung liegt
der Patient auf dem Bauch, erfolgt der Eingriff von
hinten, also posterior. Diese Operationslage beinhaltet
gewichtige Vorteile: Die Dauer des Eingriffes nimmt
ab, dauert etwa 60 Minuten, Sehnen und Bänder las­
sen sich maximal schonen, die Achsenstellung der
Knochen und Gelenke können ideal kontrolliert wer­
den, und die Wundheilung verläuft besser als beim
Sprunggelenk-Eingriff von vorne. Bei der Gelenk-Ver­
steifung kommt ein weiterer wesentlicher Pluspunkt
dazu: Der posteriore Zugang ermöglicht den Ein­
satz spezieller Rückfuss-Arthrodesenplatten (im Bild:
Röntgenaufnahme eines oberen Sprunggelenks nach
Versteifung mit einer Talarlock-Platte), welche die so­
fortige volle Belastung nach dem Eingriff erlauben.
Diese anatomisch vorgeformten und aus Titan beste­
henden Platten wurden durch den Autor entwickelt
und werden heute an der Privatklinik Linde eingesetzt
sowie an verschiedenen deutschen Universitätsklini­
ken und Spitälern in Schweden. Sie dienen als stabile
«Aufhängung» und ermöglichen die optimale Verfesti­
gung von Sprunggelenk und Schienbeinknochen.
Operative Therapien Stellte die Versteifung des • Sprunggelenk-Versteifung (Arthrodese): Dabei wird
Sprunggelenks lange die einzige Behandlungsmöglich­
keit dar, so gibt es mittlerweile bei Gelenkverschleiss
im Sprunggelenk für jedes Stadium eine Alternative
– ohne dass Betroffene grosse Funktionseinbussen in
Kauf nehmen müssen. Eine kurze Übersicht:
• Sprunggelenk-Arthroskopie: Knöcherne Wuche­
rungen im Sprunggelenk werden in einem arthros­
kopischen Eingriff («Gelenktoilette») abgetragen. Da­
bei wird über einen kleinen Schnitt eine Mini-Kamera
und über einen zweiten Hautschnitt das Operationsin­
strument in das Gelenk eingeführt. Selbst grosse knö­
cherne Wucherungen lassen sich so gewebeschonend
entfernen. Zudem wird der Knorpelschaden geglättet
und angebohrt, damit sich dort ein Reparationsknor­
pel bilden kann. Es können auch spezielle Membranen
in den Defekt eingeklebt werden, die eine verbesserte
Knorpelregeneration unterstützen. Die Arthrose wird
damit nicht beseitigt, doch die Schmerzen verringern
sich deutlich. Der Bewegungsspielraum nimmt zu,
grössere Operationen lassen sich hinauszögern.
• Sprunggelenk-Endoprothese: Ähnlich wie an Hüfte
und Knie lässt sich heute auch das obere Sprungge­
lenk durch ein künstliches ersetzen. Auch noch nach
zehn Jahren sind zwischen 85 bis 90 Prozent der ein­
gesetzten Prothesen einwandfrei intakt. Selbst eine
Lockerung des künstlichen Sprunggelenks ist nicht
unbedingt problematisch, da sich dieses in vielen Fäl­
len durch ein neues ersetzen lässt. Sollte der Ersatz
nicht möglich sein, so verbleibt als weitere Lösung die
Versteifung des Sprunggelenks.
der Knorpelüberzug des Sprunggelenks entfernt und
das Sprungbein mit dem Schienbeinknochen stabil
verbunden, damit die Knochenpartner miteinander
verheilen. Das so behandelte Sprunggelenk lässt sich
später nahezu wieder unbegrenzt belasten. Die Ver­
steifung erfolgt mittels spezieller, anatomisch vorge­
formter Arthrodesenplatten.
OP-Risiken Sowohl bei der Sprunggelenk-Verstei­
fung wie auch bei der Prothesen-Implantation kann
es zu Komplikationen kommen, doch die Komplika­
tionsrate beträgt weniger als 5 Prozent. Zu den früh
auftretenden Problemen zählen Wundheilungsstörun­
gen und Infekte, die Folgeoperationen nötig machen
können. Mögliche Spätkomplikationen bei der Ver­
steifung sind das Nichtverheilen der Knochenpartner
und die Überlastungsarthrose angrenzender Fussge­
lenke. Und bei der Prothese kann es zu Lockerungen
kommen.
Der Autor
Attila Vásárhelyi, Dr. med.
Facharzt FMH für Orthopädische Chirurgie
und Traumatologie des Bewegungsapparats
Belegarzt der Privatklinik Linde AG
Praxis:
Rebenweg 34, 2503 Biel
Tel. 032 323 12 12
[email protected]
www.fusschirurgie-biel.ch
med izin ak tue l l
17
Wundbehandlung
Das Alter bremst die Heilung
Gerade ältere Menschen leiden oft unter chronischen Wunden wie «offenes Bein» oder «diabetischer
Fuss». Viele dieser Wunden lassen sich aber einfach und gut behandeln.
Viele ältere Menschen stellen fest, dass sich manch­
mal kleine Hautwunden weniger schnell schliessen,
als dies früher der Fall war. Das ist ein natürlicher Al­
terungsprozess, denn die Haut ist im Alter nicht mehr
so gut durchblutet wie bei jungen Menschen. Zudem
ist die Immunabwehr reduziert und die Fähigkeit des
Körpers, Schädigungen zu reparieren, hat abgenom­
men. Mit zunehmendem Alter steigt zudem statistisch
das Risiko für Krankheiten, welche die Wundheilung
stören können. Das ist besonders dann der Fall, wenn
diese Erkrankungen wegen Durchblutungsstörungen
eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Gewebes
mit sich bringen.
Offenes Bein Typische Beispiele dafür sind Diabe­
tes, Arteriosklerose oder Venenschwäche. Auch ein
Mangel an Gerinnungsfaktoren kann die Wundhei­
lung beeinträchtigen, ebenso wie Infektionen, Krank­
heiten oder Medikamente, welche das Immunsystem
schwächen. Die drei häufigsten chronischen Wund­
arten sind das «offene Bein» (Ulcus cruris genannt,
ein schlecht heilendes Unterschenkelgeschwür), De­
kubitus (Druckgeschwüre durch Wundliegen) und
das Diabetische Fusssyndrom (Hautveränderungen,
Druckstellen oder offene Wunden an den Füssen von
Zuckerkranken).
Gerade bei chronischen Wunden ist es wichtig, zuerst
die ursächliche Grunderkrankung zu finden und rich­
tig zu behandeln. Für die Wundbehandlung müssen
Materialien verwendet werden, die dem Wundverhei­
lungsverlauf angepasst sind; wichtig ist auch, dass
eine Fachperson oder ein Arzt die Wundpflege durch­
führt. «Die Heilungschancen bei offenen Beinen wer­
den von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Für eine Wundheilung sind gute Kompressionsver­
bände zwingend notwendig; es braucht aber seine
Zeit und die Patienten müssen sich in Geduld üben»,
sagt Karin Eggenberger, dipl. Wundexpertin im Zent­
rum für Langzeitpflege Schlössli Biel-Bienne AG.
Vorbeugung Viele der chronischen Wunden lassen
sich mit einfachen Präventionsmassnahmen vermei­
den. «Ältere Personen müssen genügend Nährstoffe,
vor allem Proteine und Vitamine zu sich nehmen»,
sagt Karin Eggenberger und fährt fort: «Viel Bewe­
18
medizin aktuell
gung fördert die Durchblutung in den Beinen, ist also
gerade bei Beingeschwüren eine gute vorbeugende
beziehungsweise heilungsunterstützende Massnahme.
Wichtig ist aber auch, dass Schmerzen gelindert wer­
den. Denn Schmerzen lösen im Körper und der Psyche
Stress aus und dies wiederum wirkt sich negativ auf
die Wundheilung aus.»
Interessante Analyse im «Schlössli»
Die Pflegenden der Zentrum für Langzeitpflege
Schlössli Biel-Bienne AG, kurz «Schlössli», haben die­
sen Frühling ihr Wundkonzept einer Prüfung unter­
zogen. In einem ersten Schritt wurden sämtliche Be­
handlungen des Jahres 2011 analysiert. Anschliessend
erfassten die Pflegenden in einer ersten Audit-Phase
während einem Monat alle Verbandswechsel und
Wundbeurteilungen. In einer zweiten Audit-Phase
von ebenfalls einem Monat Dauer vereinfachten
die Pflegenden das Behandlungskonzept und führ­
ten sämtliche Wundbehandlungen mit dem immer
gleichen Wundspray («1 Primary Wound Dressing»)
durch, unabhängig vom Wundstadium und der Art
der Wunde. Dieser Spray verhindert das Ankleben der
Auflage, wirkt antimikrobiell und schafft ein feuch­
tes Wundmilieu.
Die Ergebnisse sind frappant: Im Jahr 2011 betru­
gen die durchschnittlichen Kosten für eine Wundbe­
handlung 14.80 Franken pro Tag. In der ersten Au­
dit-Phase wurden durchschnittliche Totalkosten pro
Behandlungstag von 10.50 Franken ermittelt (minus
29 Prozent), die durchschnittliche Dauer für e­inen
Verbandswechsel lag bei 18 Minuten. In der zwei­
ten Audit-Phase (mit neuem Produkt und vereinfach­
tem Wundkonzept) kostete ein Behandlungstag noch
8.50 Franken (42 Prozent weniger als im Jahr 2011),
die Dauer eines Verbandswechsels betrug acht Mi­
nuten und die Anzahl unterschiedlicher Typen von
Wundauflagen konnte von fünf auf zwei reduziert
werden. Auch die Anzahl der Verbandswechsel, bei
denen eine Wundreinigung nötig war, konnte um
53 Prozent gesenkt werden, die Notwendigkeit für ein
Debridement (Wundtoilette mit Tupfer und Pinzette)
sank um 83 Prozent.
Kurzinterview mit Karin Eggenberger, Wundexpertin Zentrum für Langzeitpflege
Schlössli Biel-Bienne AG
Was es auch braucht: Geduld
Weshalb hat sich das «Schlössli» zu einem Wundkonzept-Audit (siehe Box links) entschlossen?
Karin Eggenberger: Wir hatten ein sehr umfassen­
des Wundkonzept, welches im Alltag in der Regel
gut umgesetzt wurde. Doch die hohe Komplexität der
einzelnen Wundsituationen sowie die grosse Anzahl
unterschiedlicher Wundauflagen stellen eine grosse
­Herausforderung
für
die Pflegenden dar. Dies
hat zu Unsicherheiten,­
manchmal auch zu
­unsachgemässen Ver­
bandswechseln geführt.
Und natürlich war auch
die Kosteneffizienz ein
Thema; doch vor allem­
wollten wir auch an­
dere Produkte testen
und neue Erkenntnisse
in der Wundpflege be­
rücksichtigen.
Bei allen Überlegungen
standen aber die Bedürf­
nisse unserer Bewohne­
rinnen und Bewohner
im Vordergrund: Ihnen
wollen wir die bestmög­
liche Wundpflege zu­
kommen lassen, die für
sie so angenehm wie
möglich ist. Denn eine Wunde ist immer belastend,
schränkt die Lebensqualität und die Mobilität im All­
tag ein. Wenn es also ein Produkt gibt, das sowohl die
Wundheilung fördert als auch Schmerzen lindert und
die Anzahl der Verbandswechsel reduziert, dann ist
das nur positiv.
Des weiteren sparen wir dank dem neuen Wundkon­
zept Geld – und vor allem Zeit. Letzteres kommt ganz
besonders den Bewohnerinnen und Bewohnern zu­
gute, denn die Pflegenden finden jetzt auch wieder
mehr Zeit und Gelegenheit zum Austausch, Gespräch.
Jede Wunde wird jetzt immer gleich behandelt?
Im «Schlössli» behandeln wir vor allem Abschürfun­
gen nach Stürzen, Dekubitus (Wundliegen), Feuchtig­
keitsläsionen sowie venös bedingte Wunden (offene
Beine) – diese Wunden eignen sich gut für «1 Primary
Wound Dressing». Dennoch gibt es Wundsituationen,
in welchen wir auch weiterhin auf bereits vorher ver­
wendete Produkte zurückgreifen; dies betrifft vor al­
lem die postoperative oder palliative Versorgung.
Worauf müssen ältere Menschen achten, wenn sie
«offene Beine» selber behandeln wollen?
Immer sinnvoll ist es, die Wunde abzudecken, denn
dies schützt vor äusseren Einflüssen und dass zu viel
Wärme abgeht. Zu Beginn, also
beim ersten Verband, sollte die
Wichtig: Keine Klebewunde Stelle desinfiziert wer­
den, doch nachher ist dies nicht
verbände benutzen,
mehr nötig, denn das belastet die
denn diese «reissen»
Wunde nur. Zur Reinigung ge­
die dünne Haut alter
nügt Leitungswasser. Das Prob­
lem bei alten Menschen ist, dass
Menschen auf.
die Haut sehr dünn ist, sie sollten
also keine Verbände anlegen, die
kleben. Mit dem richtigen Ver­
band kann die Wundheilung positiv beeinflusst wer­
den; man sollte sich am besten von einer Fachperson
beraten lassen. Vor allem aber braucht es viel Geduld,
bis eine Wunde verheilt ist. Im Anschluss sollte die
Narbenpflege nicht vergessen werden: Während meh­
rerer Wochen muss die Narbe morgens und abends
mit einer fettenden Salbe eingerieben werden.
Worin besteht denn der Vorteil des neuen Produkts,
das Sie nun in Ihr Sortiment aufgenommen haben?
Dank des neuen Sprays «1 Primary Wound Dressing»
können wir unser Wundkonzept stark vereinfachen.
Denn jetzt kommt immer dasselbe Produkt zur An­
wendung, egal, um welche Wunde es sich handelt
und in welcher Phase der Heilung sich diese befindet.
Das schützt vor Fehlentscheiden, denn die Pflegenden
müssen die Wundbehandlung nicht immer neu beur­
teilen. Ich als Expertin bin zwar bei der Erstbeurtei­
lung immer dabei, aber ich habe bereits jetzt festge­
stellt, dass ich weniger häufig um Ratschläge gebeten
werde, was die Wundpflege anbelangt.
Die Auskunftsperson
Karin Eggenberger
Dipl. Wundexpertin und
Bachelor of Science Pflege
Kontakt:
Zentrum für Langzeitpflege
Schlössli Biel-Bienne AG
Mühlestrasse 11, 2504 Biel
Tel. 032 344 08 08
[email protected]
www.schloessli-biel.ch
med izin ak tue l l
19
Schlafstörungen
Nicht alle sind Kurzschläfer wie Napoleon
Die Daueraktiven unter uns «verschwenden» keine unnötige Zeit mit Rasten und Ruhen,
kommen­mit wenig Schlaf aus. Für «Durchschnittsmenschen» dagegen sind Nacht-Ruhephasen
lebenswichtig – doch immer mehr leiden unter Schlafproblemen.
Die durchschnittliche Schlafdauer der Schweizer Be­
völkerung beträgt sieben Stunden. Fünf Prozent der
Bevölkerung schlafen weniger als fünfeinhalb Stun­
den pro Nacht; sie gelten medizinisch als Kurzschläfer
und – vorausgesetzt die durchwachte Nacht ist frei­
willig – gehören zur noblen Gesellschaft der Dauerak­
tiven, die wenig Zeit mit lästigem Rasten und Ruhen
verschwenden, weil sie eine «Mission» zu erfüllen ha­
ben. Doch nicht alle sind wie Napoleon; der franzö­
sische Feldherr soll einmal gesagt haben: «Vier Stun­
den schlafen Männer, fünf Stunden schlafen Frauen,
sechs Stunden schlafen Idioten.» Viele Schweizerin­
nen und Schweizer würden gerne mehr oder besser
schlafen und greifen deswegen des Öfteren zu einem
Hilfsmittel.
Lebensgewohnheiten überprüfen Schlafprobleme
sollten aber nie alleine nur mit Schlafmitteln behan­
delt werden. Vielmehr müssen zuerst Verhaltensmass­
nahmen getroffen werden wie die Strukturierung des
Schlaf-wach-Rhythmus oder die Dokumentation des
Schlafverhaltens während einiger Wochen. Zudem
sollte eine Schlafstörung zuerst einmal nicht überbe­
wertet werden; sie kann etliche einfache Gründe ha­
ben und löst sich oft spontan wieder. Bevor mit einem
Mittel nachgeholfen wird, sollte man sich selber über­
prüfen: Wann gehe ich zu Bett, wann stehe ich auf?
Ist das regelmässig? Trinke ich vor dem Schlafen Al­
kohol? (Das kann zu Durchschlafstörungen führen).
Wie viel Kaffee und Cola trinke ich im Verlauf des Ta­
ges? Nicht selten sind einem «gewöhnliche» Lebens­
gewohnheiten, die sich negativ auf den Schlaf aus­
wirken können, zu wenig bewusst. Zudem wird der
Schlaf im Laufe des Lebens oberflächlicher.
Wenn sich all dies ausschliessen lässt und der Schlaf
trotzdem beeinträchtigt ist, sollte man beim Arzt
vorstellig werden; dieser kann allfällige organische
Gründe wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Herz-,
Lungen- oder Prostataprobleme abklären und be­
handeln. Wenn keine organische Ursache für die
Schlafstörung gefunden wird und alle Verhaltens­
massnahmen (siehe Box rechts) zur Verbesserung des
Schlafes keine Besserung bringen, dann sind Schlaf­
mittel res­pektive alternative Schlafmittel bei chroni­
schen Schlafstörungen sinnvoll.
20
medizin aktuell
Verschiedene Wirkungsarten Bei Patienten mit
Schlafstörungen wirkt oft ein sedierend (beruhigend)
wirkendes Antidepressivum (Remeron, Trittico oder
Seropram), allenfalls auch natürliche Johanniskraut­
extrakte (Hypericum). Wenn die Schlafstörungen
trotzdem fortbestehen oder ein nicht-sedierendes Me­
dikament gewählt wird, ist die abendliche Gabe eines
Benzo­diazepinpräparats oft hilfreich.
Schlafhygiene
•Genügend Bewegung (ein Abendspaziergang wirkt
beruhigend und macht den Körper müde)
•Stress über längere Zeit vermeiden
•Psychische Belastungen (Arbeit, Partnerschaft,
Geld­probleme) zu lösen versuchen
•Vor dem Schlafengehen nicht zu viel und zu schwer
essen, auf Kaffee und Alkohol verzichten
•Gehirn entspannen, statt mit langem und aufpeit­
schendem TV-Konsum anregen
•Regelmässiger Schlafrhythmus (immer ungefähr zur
selben Zeit ins Bett gehen). Die Stunden vor Mitter­
nacht zählen entgegen der gängigen Meinung nicht
«mehr» – wichtig ist vor allem die Regelmässigkeit
•Tatsache ist: Es gibt Kurz- und Langschläfer
•Das Schlafbedürfnis nimmt im Alter ab (Ausnah­
men: Demenzkranke oder alte Menschen, die Anti­
depressiva konsumieren)
Natürliche Hilfsmittel
•Vor dem Griff zur Tablette zum Beispiel ein Glas
warme Milch mit etwas Honig drin trinken
•Ein warmes Bad wirkt entspannend
•Eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen eine
Tasse Kräutertee trinken; besonders gut geeignet
sind ­
Kräuter wie Goldmelisse, Baldrianwurzeln,
Hopfen, Orangenblüten
Die gängigsten Schlafmittel, die Benzodiazepine (ein­
gesetzt als angstlösende, muskelrelaxierende, sedie­
rende und schlaffördernde Arzneistoffe, sogenannte
Tranquilizer), sollen den Schlaf in seiner Dauer und
Qualität deutlich verbessern, dabei das natürliche
Schlafmuster nicht verändern und nur in der Nacht,
nicht aber am Tag wirken. Und ganz wichtig auch:
Sie sollen frei von Nebenwirkungen und für den Kör­
per ungiftig sein, auch bei einer Langzeiteinnahme
ihre volle Wirkung behalten, keine Abhängigkeit her­
vorrufen und das Absetzen des Mittels soll ohne Pro­
bleme möglich sein. Schwach wirksame Neuroleptika
(Seroquel, Dipiperon und Haldol, das vor allem bei
älteren Patienten eingesetzt wird) wirken stark beru­
higend, dämpfend, schlaffördernd und werden daher
bei Erregungs-, Angst- und Spannungszuständen an­
gewendet.
Vor- und Nachteile Der Pluspunkt einer Schlafmit­
teltherapie liegt in der unmittelbaren Entlastung des
Patienten durch die Verbesserung der Ein- und Durch­
schlaffähigkeit. Damit kann bei akuten Schlafstörun­
gen eine Chronifizierung der Störung vermieden wer­
den. Bei chronischen Schlafstörungen wieder­um wird
durch die verbesserte Schlafqualität der Entwicklung
von Folgeproblematiken wie bei­
spielsweise schwe­
ren depressiven Verstimmungen oder Erschöpfungs­
zuständen vorgebeugt. Der grösste Nach­teil bei der
medikamentösen Therapie von Schlaf­störungen liegt
darin, dass die Medikamente nur eine (oft vorüber­
gehende) Beseitigung der Symptome bewirken, nicht
aber deren Ursachen bekämpfen. Es sind also Helfer,
aber keine Heiler. Die medikamentöse Therapie sollte
daher immer in ein Gesamttherapiekonzept einge­
bunden sein, das auch andere, nicht-medikamentöse
Massnahmen umfasst. Wichtig zu wissen auch: Ben­
zodiazepine führen unter anderem zu einer Vermin­
derung des Tiefschlafes, was nicht dem natürlichen
Schlaf entspricht.
Mögliche Risiken Je nach Wirkungsdauer des Me­
dikamentes kann es zu Beeinträchtigungen der Kon­
zentrations- und Leistungsfähigkeit sowie des Reak­
tionsvermögens (erhöhtes Risiko für Fahrzeuglenker)
kommen. Abruptes Absetzen des Schlafmittels kann
zu einer Reihe von Entzugssymptomen führen –
Angstzustände, Zittern, Alpträume, Erregungs- und
Unruhezustände. Bei einzelnen Personen können
Schlafmittel nach einiger Zeit an Wirkung verlieren;
eine Dosissteigerung ist die Folge. Aufgrund der Tole­
ranzentwicklung kann es zu einer weiteren Dosisstei­
gerung und (im Falle des plötzlichen Absetzen des
Medikamentes) zu einer entsprechenden Entzugssym­
ptomatik kommen, sodass man hier von ­einer phy­
sischen Abhängigkeit spricht. Dieses Risiko ist zwar
wesentlich geringer einzustufen
als jenes, das beim Konsum von
Drogen oder Suchtmitteln wie Al­
Schlafmittel sind
kohol oder Nikotin entsteht, doch
Helfer, keine
die Gefahr steigt an mit zuneh­
­Heiler und sollten
mender Dosierung und Therapi­
edauer. Besonders gering wird
Teil ­einer Gesamt­
das Abhängigkeitsrisiko bei den
therapie sein.
neuen Nichtbenzo­
diazepinen ein­
geschätzt.
Von der körperlichen Abhängigkeit zu unterschei­
den ist die psychische Abhängigkeit: Bei jeder Form
der Schlafmitteleinnahme besteht die Gefahr, dass
der Patient über kurz oder lang zur Überzeugung ge­
langt, ohne Schlafmittel nicht mehr schlafen zu kön­
nen und er daher gewohnheitsmässig abends zur
Tablette greift. Hat man das Medikament dann mal
nicht dabei, etwa auf Reisen, so beginnen die Gedan­
ken zu kreisen – «ohne mein Schlafmittel kann ich
nicht schlafen, also liege ich die ganze Nacht wach» –
und das reicht dann aus, um den Schlaf effektiv zu
vertreiben. Eine weitere Gefahr besteht in der Mus­
kelrelaxation: Benzo­diazepine habe eine muskelent­
spannende Wirkung, was die Sturzgefahr bei älteren
Patienten – etwa beim nächtlichen Toilettengang –
ansteigen lässt.
Die Autoren
Claudio E. Graf, Dr. med.
Facharzt für FMH Innere Medizin
Belegarzt der Privatklinik Linde AG
Praxis:
Dufourstrasse 7, 2502 Biel
Tel. 032 323 32 32
[email protected]
Herbert Schaufelberger, Dr. med.
Facharzt FMH für Innere Medizin
Belegarzt der Privatklinik Linde AG
Praxis:
Ärztezentrum Localmed AG
Bahnhofplatz 2, 2502 Biel
Tel. 032 329 55 00
[email protected]
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21
Hodenkrebs
Gute Heilungschancen
Hodenkrebs ist eine seltene, aber bösartige Tumorerkrankung, die gehäuft bei Männern im
Alter zwischen 25 und 35 Jahren auftritt. Massgebend für den Behandlungserfolg ist, dass der
Krebs frühzeitig erkannt wird.
Die Hoden sind die männlichen Keimdrüsen. Jeder
Hoden misst etwa fünf Zentimeter im Längsdurch­
messer und liegt in einer schützenden Hülle, im Ho­
densack. Die Hoden haben zwei Aufgaben: Sie bilden
die Spermien sowie das männliche Geschlechtshor­
mon Testosteron, das die Samenproduktion reguliert.
Zudem beeinflusst das Hormon die Entwicklung der
sekundären Geschlechtsmerkmale des Mannes – etwa
die Stimmlage oder den Bartwuchs.
Die Hoden sind aus unterschied­
lichen Arten von Zellen aufge­
Wer als Kind unter
baut. Dementsprechend können
Hodenhochstand
verschiedene Arten von Tumo­
ren entstehen. Die häufigsten
oder Leistenhoden
Formen von Hodenkrebs sind die
litt, hat ein erhöhtes
Seminome und die Nicht-Semi­
Erkrankungsrisiko.
nome (die Definition ist abhän­
gig davon, in welchem Zellentyp
der Hodenkrebs seinen Ursprung
hat). Die Unterscheidung ist wichtig, weil die Tu­
morarten unterschiedlich behandelt werden. Bei 95
Prozent der Patienten tritt die Krankheit nur in einem
Hoden auf. Hodenkrebs ist eine seltene Erkrankung,
doch trotz einer allgemein sehr niedrigen Anzahl
von Neuerkrankungen entspricht der Hodenkrebs ei­
nem der häufigsten bösartigen Tumoren des jungen
Mannes. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist ein An­
stieg in nahezu allen westlichen Ländern festzustel­
len. Am häufigsten erkranken Männer zwischen dem
25. und 35. Lebensjahr. 88 Prozent der Patienten sind
zum Zeitpunkt der Diagnose unter 50 Jahre alt. Ohne
Behandlung ist Hodenkrebs immer tödlich. Mit einer
frühzeitigen Behandlung kann die Krankheit dagegen
meistens geheilt werden.
Ursachen und Risiken Bei erwachsenen Männern
entstehen 90 Prozent aller bösartigen Hodentumoren
aus den Keimzellen. Die Ursachen von Hodenkrebs
sind nach wie vor nicht bekannt. Es zeigt sich eine
Anhäufung bei Männern, die als Kinder unter Ho­
denhochstand oder Leistenhoden (fehlende Wande­
rung des Hodens aus der Bauchhöhle in den Hoden­
sack) gelitten haben. Sie haben ein bis zu zehnfach
erhöhtes Risiko. Zeugungsunfähige Erwachsene und
Männer, die früh in die Pubertät kamen sowie solche
22
medizin aktuell
mit familiärer Vorbelastung sind ebenfalls öfter be­
troffen. Frühgeburtlichkeit ist anhand einiger Studien
auch als Risikofaktor identifiziert worden. Anderseits
erhalten Annahmen, dass ernährungsbedingte Fak­
toren die Krebsentstehung begünstigen, wieder ver­
mehrt Beachtung. Hormonrückstände in Milch- oder
Fleischprodukten wurden insbesondere in den letz­
ten beiden Jahrzehnten nachgewiesen und lassen sich
(bedingt) als Erklärung für die zunehmende Anzahl
von Neuerkrankungen heranziehen.
Knoten und Schwellungen Am Anfang der Krank­
heit zeigen sich fast keine Beschwerden. Ein leichtes
Ziehen in der Leistengegend oder einseitige, schmerz­
lose Schwellungen sind möglich. Manchmal ist auch
ein Knoten im Hoden ertastbar. Erst später kommt es
häufig zu Schwellungen der Lymphknoten im Be­
reich des Beckens und der Wirbelsäule. Diese äussern
sich als unspezifische Rückenschmerzen. Im fortge­
schrittenen Stadium haben sich oft schon Tochter­
geschwülste (Metastasen) in anderen Körperregionen
gebildet. Echte Schmerzen sind Zeichen einer fortge­
schrittenen Erkrankung. Die monatliche Selbstunter­
suchung kann helfen, eine Hodenschwellung früh­
zeitig zu erkennen, eine Diagnose zu stellen und die
nötigen Massnahmen einzuleiten. Die Motivation
zur Selbstuntersuchung ist insbesondere bei sexu­
ell (noch) nicht aktiven jungen Männern zu fördern.
Auch gilt es, die Berührungsängste mit dem Urologen
oder dem Hausarzt zu mindern.
Diagnose beim Arzt Ein erfahrener Arzt kann
eine Verdachtsdiagnose bereits aufgrund des Tastbe­
funds stellen. Zusätzlich wird er eine Abklärung mit­
tels Ultra­
schall vornehmen. Definitiven Aufschluss
gibt aber nur die feingewebliche Untersuchung des
als Ganzes, über einen Leistenschnitt entfernten ver­
dächtigen Hodens. Für diesen Eingriff wird eine Spi­
nalanästhesie (rückenmarksnahe Regionalanästhesie)
durchgeführt, und es ist mit einem kurzen Spitalauf­
enthalt zu rechnen. Eine blosse Gewebeprobe durch
Punktion oder Teilentfernung ­
erlaubt keine sichere
Diagnose und kann mög­licherweise die Ausbreitung
in Blut- und Lymphgefässe fördern. Die weiteren Ab­
klärungen dienen dazu, eine allfällige Ausbreitung
des Tumors zu beurteilen. Dazu sind Computertomo­
graphie,
Ultraschallund eine Blutuntersu­
chung mit Bestimmung
der sogenannten Tumor­
marker nötig. Danach
wird die Art, Dauer und
Intensität der Behand­
lung bestimmt.
Therapien Grundsätz­
lich stehen Operation,
Chemotherapie und Be­
strahlung zur Auswahl.
Im Frühstadium, wenn
nur der Hoden befallen ist – ohne Durchbruch durch
die umgebenden Hüllen – wird lediglich der betref­
fende Hoden chirurgisch entfernt und zwar durch ei­
nen Hautschnitt in der Leiste. Die Zeugungsfähig­
keit bleibt dadurch erhalten. Die weitere Behandlung
hängt vom Tumortyp und vom Krankheitsstadium
ab. Bei Befall der Lymphknoten durch Seminome, die
sehr strahlenempfindlich sind, werden die Lymph­
wege bestrahlt. Liegt ein Nicht-Seminom vor, so wird
an die Hodenentfernung eine kurze, medikamentöse
Behandlung (Chemotherapie) angeschlossen. Dabei
unterscheiden sich die prophylaktische respektive die
therapeutische Chemotherapie in Dauer und Intensi­
tät. Die intensive Chemotherapie läuft heute im Spi­
tal meist ohne grössere Probleme ab. Während der
Behandlung können jedoch starke Nebenwirkungen
auftreten. Neben Haut- und Schleimhautveränderun­
gen, Übelkeit und Erbrechen wird meist auch der vor­
übergehende Haarausfall von den Männern als belas­
tend empfunden.
Nachsorge ist wichtig Vor allem bei Tumoren im
Frühstadium ist eine engmaschige Nachkontrolle un­
erlässlich. Anfänglich erhöhte Tumormarker sollten
nach der Hodenentfernung in den Normalbereich ab­
fallen. Sie werden im Abstand von ein bis zwei Mo­
naten, später in grösseren Intervallen kontrolliert.
Steigen die Tumormarker im Blut wieder an, müssen
weitere Abklärungen getroffen werden. Auch nach
Jahren kann noch ein Tumor im gegenseitigen Ho­
den auftreten.
Hodenersatz aus Silikon
Mit einer Hodenprothese kann das Problem eines
Hodenverlusts ästhetisch gelöst werden. Für die be­
troffenen Männer ist die Entfernung eines Hodens
nicht nur ein kosmetisches Handicap, sondern kann
auch zu psychischen Problemen und Minderwertig­
keitsgefühlen führen. Die Hodenimplantate sind un­
schädlich und qualitativ hochstehend. Eingesetzt
werden Silikon- beziehungsweise Gelimplantate, de­
ren Material mit den eher bekannten Brustimplanta­
ten praktisch identisch ist.
halb von zwei Jahren. Bei jungen Patienten wird vor
der Einleitung der Therapie eine Spermienaservierung
(Samenbank) empfohlen.
Müssen beide Hoden operiert und/oder die Lymph­
knoten ausgedehnt bestrahlt werden, so führt dies zu
Unfruchtbarkeit, nicht aber zu Impotenz. Eine regel­
mässige Zufuhr des Geschlechtshormons Testosteron
ermöglicht in solchen Fällen weiterhin eine Erektion.
Werden beide Hoden operiert, sollten aus kosmeti­
schen Gründen hodenförmige Prothesen in den Ho­
densack eingelegt werden (siehe Box oben). Wichtig
ist, dass sich die Patienten und ihre Partnerinnen über
Zeugungsfähigkeit und Schwangerschaftsverhütung
beraten lassen.
Heilungschancen Der Hodenkrebs hat dank der
überaus erfolgreichen Kombinations-Chemotherapie
eine sehr gute Heilungschance. Chirurgische Mass­
nahmen können zusammen mit einer Strahlen- und
Chemotherapie die Fünf-Jahres-Überlebensrate deut­
lich verlängern. Sie liegt mittlerweile bei über 90
Prozent. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass meta­
stasierende Hodentumore als einzige Form von soge­
nannt soliden Tumoren durch die Operation und eine
nachfolgende Chemotherapie in bis zu 90 Prozent
der Fälle geheilt werden können. Leider gibt es kaum
Möglichkeiten, dem Hodenkrebs vorzubeugen, da die
Ursachen noch zu wenig bekannt sind. Knaben mit
Leistenhoden oder Hodenhochstand sollten sich aller­
dings noch im Vorschulalter operieren lassen.
Bleibende Folgen Falls der andere Hoden gesund
Der Autor
ist, sind nach der Entfernung des erkrankten Hodens
keine Spätfolgen zu erwarten. Das Sexualleben der
Betroffenen sowie ihre Zeugungsfähigkeit sind nicht
beeinträchtigt, denn der gesunde Hoden produziert
genügend Geschlechtshormone und Samenzellen. Al­
lerdings treten sogenannte Fertilitätsstörungen (Un­
fruchtbarkeit) bei Hodenkrebspatienten gehäuft auf.
Meistens aber erholen sich die samenproduzierenden
Zellen auch nach intensiver Chemotherapie inner­
Praxis:
Roger Schwab, Dr. med.
Facharzt FMH für Urologie,
speziell operative Urologie
Belegarzt der Privatklinik Linde AG
Unterer Quai 92, 2502 Biel
032 323 38 85
[email protected]
www.urologe.li
med izin ak tue l l
23
Körpertraining im Alter
Bewegung als Medizin
«Es ist nie zu spät, neue Wege zu gehen» - nach diesem Credo baut das «Schlössli» in Biel sein
Bewegungsangebot permanent aus. Neu gibts Rhythmiktraining und einen Schlössliparcours wir machten einen Augenschein und trafen Seniorinnen, Senioren, die Spass an Bewegung und
Musik haben.
Im hellen Dachstock sitzen zehn ältere Damen und
Herren im Kreis und rollen sich auf Zurufen hin einen
grossen Gymnastikball zu. Bei den meisten klappt das
das ganz gut, wenige stupsen den Ball mit dem Fuss
an oder benötigen etwas Unterstützung von Magda­
lena von Känel, der Rhythmikpädagogin, die so mit
den Senioren nach der Methode «Jaques-Dalcroze»
in ein leichtes Anwärmen wechselt und sich an den
Konzertflügel setzt. Die zuvor gesummte Melodie ent­
wickelt sich zum Musikstück, zu der sich schwungvoll
mit dem einen und anderen Arm kreisen lässt, um
schlussendlich mit beiden Armen so gut es geht in der
Luft einen grossen Kreis zu zeichnen. Als Zwischen­
teil zeigt die Kursleiterin, die auch ein Nachdiplom­
studium «Rhythmik für Senioren» abgeschlossen hat,
wie sich Füsse und Beine durch Gehen und Stampfen
an Ort bewegen lassen. Aber auch Beine ausstrecken,
Füsse kreisen und Beine biegen gehört zum Kursinhalt
dieses Morgens, sodass letztendlich alle angewandten
Bewegungen zu einem abschliessenden Ganzen fin­
den – immer untermalt von Percussion- oder Klavier­
klängen oder Gesang. Sich vor- und zurückbeugen,
aus der Kraft der Beine heraus aufstehen, Gewicht
von einem Fuss auf den andern verlagern und mit
erhobenem Blick das eigene Gleichgewicht (wieder)
finden: Was einigen Teilnehmenden mühelos gelingt,
erfordert bei anderen ein gehöriges Mass an Mut zum
aufrechten Stand und Vertrauen in die Kraft der eige­
nen Beine. Zwei, drei Frauen benötigen die Unterstüt­
zung von Stühlen, andere schaffen das Stehen mü­
helos und scheinen das Sich-Bewegen-Können auch
sichtlich zu geniessen. Ähnlich zeigt sich das Bild von
noch Aktiveren gegenüber körperlich Schwächeren
im Spiel mit dem farbigen Seil, das es zu formen und
sich damit zu bewegen gilt: unterschiedliche Farben
der Seile, unterschiedliche Formen, unterschiedliche
Ausdrucksweisen und -möglichkeiten. Aber eines ha­
ben alle Teilnehmenden gemeinsam: sichtlich Freude
an der Bewegung und der Musik.
Angebote für jedermann, jederfrau
• Rhythmik Jaques-Dalcroze: Emile Jaques-Dalcroze
gründete zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Genf
eine Methode der Musik- und Bewegungserziehung.
Er entwickelte Übungen mit mehreren Bewegungsab­
läufen, die zu improvisierter Klaviermusik ausgeführt
werden. Dieses «Training» soll den Menschen in sei­
ner Ganzheit ansprechen, seine geistige und körperli­
che Beweglichkeit verbessern und Freude an der Mu­
sik vermitteln. Zudem verbessern sich Gehsicherheit
und Gleichgewicht, das Sturzrisiko wird vermindert.
• Leichtigkeit im Alter: Alltagsaktivitäten wie Gehen,
Aufstehen, Treppensteigen usw. werden im Hinblick
auf die Aspekte Kraft, Gleichgewicht und Beweg­
lichkeit analysiert und neue Bewegungsmöglichkei­
24
medizin aktuell
Bilder: Olivier Sauter
«Es ist nie zu spät, sich für die eigene Bewegung zu
begeistern.» Dieser Leitsatz wird im Zentrum für Lang­
zeitpflege Schlössli Biel-Bienne AG, kurz «Schlössli»,
aktiv zelebriert. Zur Auswahl stehen verschiedene
Bewegungs-Angebote, die für alle älteren Menschen
­offen stehen.
ten werden entdeckt und ausprobiert, denn zuweilen
«geht» es auch anders, einfacher und leichter.
• Kräftig altern: An speziellen Geräten lassen sich
Kraft, Ausdauer und Koordination erarbeiten. Unter
der fachkundigen Anleitung von Physiotherapeuten
werden alle Muskelgruppen trainiert und geeignete
Übungen für das Training zu Hause vermittelt.
• Schlössliparcours: Seit Mitte September 2012 lässt
sich auf dem Inhouse-Parcours durch Gänge und Ab­
teilungen an Sprossenwand, Zugapparat, Tritt oder
Trampolin die Kraft und das Gleichgewicht trainieren.
Kurzinterview mit Daniel Karau, Leiter
­Physiotherapie Zentrum für Langzeitpflege
Schlössli Biel-Bienne AG
«Beim Training
rückt das Handicap in
den Hintergrund»
Verbesserte Beweglichkeit fördert das Wohlbefinden, erhält die Mobilität und stärkt das Selbstvertrauen - sagt man. Doch warum soll jemand im Seniorenalter mit dem Training beginnen, wenn er
oder sie vorher ein «Sportmuffel» war?
Daniel Karau: Im letzten Jahr haben sich Bewohne­
rinnen und Bewohner des «Schlössli» an einer Studie
beteiligt: Die Studie von Eva van het Reve vom Ins­
titut für Bewegungswissenschaften und Sport
der Eidgenössischen Hochschule Zürich ETH
Dank Training bessere­ hat gezeigt, dass es sich auch noch im ho­
hen Alter lohnt, mit einem Training zu begin­
Balance, grössere­
nen (siehe Box rechts). Denn damit kann oft
­Beweglichkeit,
aus einem Teufelskreis ausgebrochen werden:
­weniger Stürze - und
Schmerzen führen dazu, dass sich die Men­
schen weniger bewegen, ihre Aktivitäten ein­
mehr Lebensfreude!
schränken und das wiederum führt zum Ver­
lust von Fitness und zu Muskelschwäche
sowie letztlich zur weiteren Verschlimmerung der Si­
tuation, in der sich die Betroffenen befinden. Geziel­
tes Training wirkt dem entgegen. Daraus resultiert
meistens ein gesteigertes körperliches Wohlbefinden.
Inwiefern unterscheiden sich die Fitnessgeräte im
«Schlössli» Biel von jenen, die man andernorts in
Fitnessstudios antrifft?
Unsere neuen Kraftgeräte arbeiten mit Luftdruck und
bieten die Möglichkeit, mit geringsten Widerständen
zu arbeiten. Auf diese Weise ist es möglich, das Trai­
ning genau auf den älteren Menschen abzustimmen.
So kann die Beweglichkeit mit weniger Kraft als bei
herkömmlichen Maschinen trainiert werden.
Website:
Zentrum für
Langzeitpflege
Schlössli BielBienne AG
Für SmartphoneBenutzer: Bildcode
scannen, etwa mit
der App «ScanLife»
Das «Schlössli-Fitness» steht Heimbewohnern offen,
gleichzeitig aber auch anderen älteren Menschen –
welche Erfahrungen machen Sie damit?
Gute! Das Training unter fachlicher Anleitung fördert
nebst Kraft, Ausdauer und Bewegung auch das Ge­
meinschaftsgefühl, verschafft «Tapetenwechsel» und
Gelegenheiten für soziale Kontakte mit anderen Men­
schen: Der Trainer wird zum Gesprächspartner und ist
oft auch die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen
Fragen. Zudem stellen wir auch die Hilfsmittelversor­
gung ­sicher.
Das Resultat der Studie von Frau van het Reve:
Es lohnt, sich zu bewegen!
Gehgeschwindigkeit
Tiefe Geschwindigkeiten oder kurze und unregelmäs­
sige Schritte sind einige Faktoren, die zu einer er­
höhten Sturzgefahr führen. Ein Ziel der Trainings war
es, die Qualität des Ganges anhand dieser Faktoren
zu verbessern, um möglichst lange mobil zu bleiben.
Nach drei Monaten Training konnte bei allen Bedin­
gungen die Gehgeschwindigkeit verbessert werden.
Reaktionszeit
Nach drei Monaten Training konnten die Probanden
die Reaktionszeit ihrer Hände und Füsse deutlich sen­
ken. Dies hat eine sehr positive Bedeutung, denn bei
einem drohenden Sturz kann in Zukunft vielleicht
schneller reagiert werden.
Beinkraft, Gehtest, Sturzangst
Die Angst vor einem Sturz führt dazu, dass ein
Mensch seine Gehgeschwindigkeit senkt und kleine
Schritte macht. Diese Faktoren führen zu einer erhöh­
ten Sturzgefahr. Beim Fragebogen wurde eine mini­
mal reduzierte Sturzangst angegeben.
Kognitiver Test
Beim kognitiven Text mussten die Teilnehmer Zah­
len und Buchstaben verbinden. Diese Aufgabe konnte
nach der Trainingsphase schneller ausgeführt werden.
Die Auskunftspersonen
Annegreth Birle
Bewegungsbasierte Altersarbeit BFH
Daniel Karau
Leiter Physiotherapie
Kontakt:
Zentrum für Langzeitpflege
Schlössli Biel-Bienne AG
Mühlestrasse 11, 2504 Biel
Tel. 032 344 08 08
[email protected]
[email protected]
www.schloessli-biel.ch
med izin ak tue l l
25
E-Gesundheitsdossier
Mehr Qualität und Sicherheit
Noch immer werden Millionen von Arztberichten und Rechnungen auf Papier erstellt und per
Post versandt. Das ist umständlich, teuer und müsste nicht sein.
Der Wandel findet statt, wenn auch derzeit noch eher
langsam: Immer mehr Ärzte und Spitäler verarbeiten,
digitalisieren und speichern medizinische Daten und
Unterlagen elektronisch. Das spart Zeit, ist effizien­
ter, das aufwändige Durcharbeiten papierener Kran­
kengeschichten entfällt. Stattdessen rufen die Ärzte
über moderne IT-Sicherheitssysteme Informationen
aus elektronischen Patientendossiers ab, greifen auf
frühere Arztbefunde, Röntgenbilder oder Laborana­
lysen zu. Damit sind entscheidende Vorteile verbun­
den: Alle für die medizinische
Behandlung notwendigen Vorin­
formationen sowie Gesundheits­
Alle Gesundheits­
daten über den Patienten sind
daten sicher verfügsofort und rund um die Uhr ver­
bar, für sich und die
fügbar. So lassen sich unnötige
Doppeluntersuchungen vermei­
­ganze Familie.
den und die Behandlungsqualität
und -sicherheit nimmt zu.
Online-Gesundheitsdossier Doch die Entwicklung
geht weiter: In Zukunft werden die medizinischen
Daten nicht nur bei den Leistungserbringern elektro­
nisch verfügbar sein. Auch die Patientinnen und Pa­
tienten können ihre wichtigsten Daten rund um die
eigene Gesundheit sicher elektronisch ablegen. Swiss­
com bietet mit dem kostenlosen Online-Gesundheits­
dossier Evita eine solche Lösung: In Evita können alle
Informationen rund um die eigene Gesundheit und
die der Familie vollständig und sicher im eigenen Ge­
sundheitsdossier hinterlegt werden. Damit sind diese
Informationen jederzeit ortsunabhängig abrufbar.
Jede Person kann ihre Daten und Informationen etwa
über die Blutgruppe, Impfungen, einzunehmende Me­
dikamente, Allergien, Röntgenbilder, Spitalaustritts­
berichte sowie Blutdruck- und Gewichtsmessungen in
Evita hinterlegen und im Internet über www.evita.ch
oder über die Evita-iPhone-App abrufen.
Sicherer Zugang Wichtig: Der Dossierinhaber pflegt
seine Daten nicht nur selber, sondern er entscheidet
auch selber darüber, wer Zugriff darauf erhält. So
kann der Patient einem Arzt oder Familienmitglied
den direkten Zugang auf sein Evita-Dossier erlauben
oder nur auf Teilinformationen darin. Die in Evita
enthaltenen Daten sind verschlüsselt auf einem Ser­
ver von Swisscom gespeichert und werden über einen
sicheren Internetzugang abgerufen. Das mehrstufige
Loginverfahren mit E-Mail-Adresse, Passwort und
wenn gewünscht mit SMS-Code, wie dies auch im
Online-Banking angewendet wird, bietet höchstmög­
lichen Schutz gegen unerlaubte Zugriffe. Zudem wird
jeder Zugriff sorgfältig protokolliert, dieses Protokoll
kann jeder Evita-Kunde in seinem Dossier einsehen.
Das Evita Gesundheitsdossier kurz erklärt
Evita ist das persönliche, kostenlose Online-Gesund­
heitsdossier für die ganze Familie. In Evita können
Gesundheitsinformationen wie Impfdaten, Röntgen­
bilder, Spitalaustrittsberichte, Medikamente sowie
Vitaldaten online erfasst werden. Die Dossiers von
Familienmitgliedern können einfach über das eigene
Dossier verwaltet werden. Das persönliche Evita-Dos­
sier kann über www.evita.ch oder die Evita-iPhone
App eröffnet und gepflegt werden. Das Gesundheits­
dossier beinhaltet die folgenden Bereiche, Funktionen
und Möglichkeiten:
Persönliches: Stammdaten und Zugriffsrechte werden
hier verwaltet
Gesundheitsdaten: Blutgruppe, Allergien, Medika­
mente, Impfungen, Kontakte zu behandelnden Ärz­
26
medizin aktuell
ten, Dokumentation bisheriger Therapien und Diag­
nosen (etwa Laboranalysen, Röntgenbilder, CT- und
MRT-Untersuchungen usw.) sind hier hinterlegt
Vitaldaten: Die Werte zu Gewicht, Blutdruck oder Puls
können einfach eingetragen werden, von Hand oder
auch automatisch über Geräte von Withings (www.
withings.com), die angebunden sind
Spitalzugang: Der Kunde kann den Zugang zu seinen
Daten im Spital freischalten lassen
Notfallkontakte: Kontaktinformationen für Notfall­
situa­tionen werden hier hinterlegt
Reisedokumente: Kopien von Reisepass, Ausweisen,
Tickets oder Reservationen können abgespeichert
werden, dies ist besonders auf Reisen sehr hilfreich,
sollte mal etwas abhandenkommen
Kurzinterview
Höchste Sicherheit
Warum soll jemand persönliche Gesundheitsdaten online hinterlegen und wie sicher ist
dies? Das haben wir Stefano Santinelli von
Swisscom Beteiligungen gefragt.
Herr Santinelli, was «nützt» ein Online-Gesundheitsdossier?
Swisscom und Gesundheit
Swisscom verfolgt im Schweizer Gesundheitswesen
einen ganzheitlichen Ansatz und setzt dabei auf in­
novative eHealth-Lösungen, die einfach zu bedienen
sind und die echten Mehrwert schaffen – für Privat­
personen und Leistungserbringer. So hält Swisscom
für Spitäler, Ärzte und andere professionelle Erbringer
von Gesundheitsleistungen modernste Kommunika­
tionssysteme und -tools bereit. Auch Privat­personen
nutzen verschiedene Produkte und Informations­
services für ihr persönliches Gesundheitsmanage­
ment. Neben dem Evita Gesundheitsdossier etwa auch
ein Notrufgerät für zu Hause und unterwegs, das am
Handgelenk getragen wird und über das via Knopf­
druck jederzeit die Notrufzentrale erreicht und Hilfe
angefordert werden kann.
Interessierte finden weitere Informationen zu
•Swisscom eHealth-Diensten unter
www.swisscom.ch/de/vernetzte-gesundheit
Stefano Santinelli: Ein Online-Gesundheitsdossier
bietet viele Vorteile: Der Kunde hat seine Gesund­
heitsdaten an einem sicheren Ort hinterlegt und kann
jederzeit und überall auf seine gesundheitsbezogenen
Daten zugreifen. So zum Beispiel auf Reisen, bei ei­
nem neuen Arzt oder im Notfall. In einem Online-Ge­
sundheitsdossier kann der Kunde auch Vitaldaten wie
Gewicht, Blutdruck und Puls hinterlegen und hat so
die Entwicklung seiner Werte immer im Griff.
Einige sorgen sich darum, dass persönliche und
hochsensible Daten in die falschen Hände gelangen – sind diese Bedenken unbegründet?
Die Gesundheitsdaten sind natürlich sehr schützens­
wert. Wir benutzen bei Swisscom die besten heute
verfügbaren Sicherheitstechnologien und halten uns
strikt und mit grosser Sorgfalt an das Datenschutz­
gesetz sowie die Datenschutzverordnung. Die Daten
in Evita sind nicht irgendwo im Internet gespeichert,
sondern auf sicheren Servern bei Swisscom, wo sie
verschlüsselt abgelegt sind. Die Daten können selbst­
verständlich durch niemanden eingesehen werden,
auch nicht durch unsere Mitarbeitenden. Allein der
Kunde entscheidet, wer auf seine Daten zugreifen
darf, indem er die entsprechenden Berechtigungen
selber vergeben kann, zum Beispiel seinem Arzt oder
Familienangehörigen.
Die Auskunftsperson
•Evita-Gesundheitsdossier unter www.evita.ch
Stefano Santinelli
Head of Business Development
Swisscom Beteiligungen
Kontakt:
[email protected]
Für Smartphone-Benutzer: Bildcode scannen,
etwa mit der App «ScanLife»
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27
Privatklinik Linde AG Biel aktuell
Für die Augen nur das Beste
­
Medizinvorträge:
Agenda bis Juni 2013
Die Privatklinik Linde verfügt über ein neues Augenzen­
trum. Auf 150 Quadratmetern steht seit Anfang September eine Einrichtung bereit, die eine hochqualifizierte Diagnostik und Behandlung auch von Patienten mit schweren
21. Januar
Endometriose
Referentin: Dr. med. Marion Beer
Augenleiden erlaubt.
4. Februar
Mit der Eröffnung des Augenzentrums Anfang September 2012 im
Gebäude des Radio-Onkologiezentrums Biel-Seeland-Berner Jura
AG, gleich vis-à-vis dem Klinik-Hauptgebäude, baute die Privat­
klinik Linde ihre Kapazitäten im OP-Bereich aus. Das wurde nötig,
nahm doch die Anzahl ophthalmologischer Eingriffe in den letz­
ten Jahren stetig zu. Allein 2011 wurden in der Privat­klinik Linde
über 3000 Augenopera­
tionen durchgeführt. «Mit
dem neuen Augenzentrum
schaffen wir die für die Zu­
kunft nötigen Kapazitäten
und stellen sicher, dass die
Patientinnen und Pa­tienten
aus der Region Biel-See­
land sowie dem Berner Jura
vor Ort, ohne Verzögerun­
gen und Wartezeiten be­
handelt werden können»,
erklärt Klinikdirektor Max
Rickenbacher.
Rund 1,5 Millionen Franken investierte die Privatklinik Linde in
das neue Augenzentrum. Auf einer Fläche von 150 Quadratmetern
sorgen dort nun die Linde-Belegärztinnen und Belegärzte Dr. med.
Barbara Frank Dettwiler, Dr. med. Barbara Perren Zimmerli, Dr.
med. Maria Wegmann Burns, Dr. med. Rainer Adam, Dr. med. Pe­
ter Trittibach und Dr. med. Beat Zbinden für eine optimale augen­
chirurgische Versorgung der Patientinnen und Patienten. Das Be­
handlungsspektrum umfasst moderne mikrochirurgische Eingriffe
zur Behandlung von Katarakt (Grauer Star) und Glaukom (Grüner
Star), Operationen an Hornhaut und zur Behandlung des Schielens,
Eingriffe an den Tränenwegen sowie künftig auch Lidkorrekturen,
Netzhaut- und Glaskörperchirurgie. «Damit deckt das Augenzen­
trum der Privatklinik Linde ein Spektrum ab, das an die Leistungen
eines Zentrums­spitals heranreicht», betont Max Rickenbacher.
m ed i zi n akt u e ll
Das Magazin erscheint wieder im Mai 2013 unter­anderem mit
diesen Themen: Gebärmutterentfernung, wann ist sie nötig, wann
nicht? | Kopfschmerzen, ihre Ausprägungen und Ursachen | Zahn­
medizin und -pflege
28
medizin aktuell
Arthrose des oberen Sprunggelenks
Referent: Dr. med. Attila Vásárhelyi
18. Februar
Darmpolypen und -krebs
Referentin: PD Dr. med. Maria-Anna Ortner
25. Februar
Sausen, Pfeifen, Tinnitus
Referent: Dr. med. Thomas Schweri
11. März
Das Kunstgelenk an Hüfte und Knie
Referent: Dr. med. Heiner Reichlin
25. März
Hautkrebs
Referenten: Dr. med. Eugen Hübscher und
Dr. med. Raphael Wirth
27. Mai
Schlafstörungen
Referent: Dr. med. Urs Aebi
17. Juni
Hämorrhoiden
Referentin: Dr. med. Monika Richter
Beginn jeweils um 19.00 Uhr
im Restaurant der Privatklinik Linde AG,
Blumenrain 105, Biel
Die Vorträge sind öffentlich und kostenlos
Anmeldung erforderlich unter
Tel. 032 385 36 31 oder mit
E-Mail an [email protected]
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