Engage 3 | 2016 Minderung des CO2-Fussabdrucks unserer Portfolios durch ein gezieltes Engagement mit Unternehmen Im Nachgang der historischen COP21-Vereinbarung zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2 °C prüfen die nationalen Regierungen jetzt, wie sich die Emissionssenkungsziele in ihren jeweiligen Ländern durchsetzen lassen. Als Miteigentümer von Unternehmen, deren A ­ ktivitäten zum Klimawandel beitragen, schauen auch Investoren, welchen Beitrag sie zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft leisten k­ önnen. Sylvia van ­Waveren und Matthias Narr, Engagement Spezialisten bei RobecoSAM, erläutern, wie ein Engagement-Dialog mit Unternehmen helfen kann, die CO2-Bilanz von Anlageportfolios zu verbessern. Angesichts der neuen globalen Dynamik zur Senkung der CO2-Emissionen im Nachgang des Pariser Klimaabkommens prüfen auch In­ vestoren, welchen Beitrag sie zur Bekämpfung des Klimawandels leisten können. Einige Investoren trennen sich komplett von ihren Beteiligungen an CO2-intensiven Unternehmen und Sektoren. Auf die tatsächlichen Emissionen der Unternehmen hat das jedoch nur begrenzte Auswirkungen, da es lediglich bedeutet, dass diese Beteiligungen den Eigentümer wechseln. RobecoSAM hält eine aktive Ausübung unserer Aktionärsrechte für den weitaus wirksameren Ansatz, um den CO2-Fussabdruck unserer Portfolios zu reduzieren. Im Rahmen eines konstruktiven Dialogs bemühen wir uns darum, CO2intensive Unternehmen davon zu überzeugen, ihre Geschäftsmodelle an die Anforderungen einer kohlenstoffarmen Wirtschaft anzupassen. Unser Governance & Active Ownership (GAO) Team führt einen aktiven Dialog mit Unternehmen aus CO2-intensiven Branchen. Im Fokus stehen dabei die grössten Verursacher von CO2-Emissionen wie etwa die Stromversorger, welche für ein Drittel der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind. Dabei sprechen wir auch mit den Unternehmen, die Strom aus fossilen Brennstoffen erzeugen und für ein Drittel der direkten globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind. Vier Engagement-Ziele für Stromversorger Unser Engagement-Programm im Strom-Versorgungssektor läuft bereits seit längerem. Seit Juni 2015 sprechen wir mit zwölf europäischen Stromversorgern. Umweltentwicklungen werden diese Unternehmen zwingen, sich von der zentralen Stromerzeugung auf Basis fossiler Brennstoffe zu lösen und ihre Geschäftsmodelle auf eine dezentrale Erzeugung erneuerbarer Energie umzustellen. Um in diesem Umfeld zu bestehen, müssen Versorger mehrere Umweltziele verfolgen. Im Rahmen unseres Dialogs mit den Stromversorgern haben wir uns auf vier wesentliche Engagement-Ziele konzentriert. Erstens haben wir die Unternehmen aufgefordert, proaktiv ehrgeizige Umweltstrategien umzusetzen, um sich auf eine CO2-Beprei­sung vorzubereiten, die die tatsächlichen Kosten der Emissionen berücksichtigt (rund EUR 30–40/Tonne CO2). Wir erwarten von diesen Unternehmen, dass sie ihre CO2-Intensität reduzieren, indem sie zum Beispiel ältere und weniger effiziente Kohlekraftwerke abschalten. Zweitens sollten sich die Unternehmen messbare Ziele im Hinblick auf ihren thermischen Wirkungsgrad setzen, um operative Exzellenz in der Wärmeenergieerzeugung zu erreichen und so der bis auf weiteres anhaltenden Rolle der thermischen Energie aus Gas und Kohle gerecht zu werden. Drittens ermutigen wir die Versorger angesichts der zunehmend dezentralen Energieerzeugung dazu, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und zum Beispiel im Bereich Energiedienstleistungen tätig zu werden, um ihre Erlösbasis zu diversi­ fizieren. Schliesslich fordern wir die Versorger dazu auf, ihre LobbyingAktivitäten und ihre bezüglich verschiedener Umweltgesetzgebung vertretenen politischen Positionen offenlegen, damit Investoren einschätzen können, wie ernst es diese Unternehmen mit der Bekämpfung des Klimawandels meinen. Kurzum: Wir erwarten von den Stromerzeugern, dass sie im Verlauf unseres Engagements-Programms signifikante Schritte unternehmen, um ihre eigene CO2-­ Bilanz zu verbessern. RobecoSAM Engage• 1 Erhebliches CO2-Reduktionspotenzial durch Engagement-Dialog mit Immobiliengesellschaften Gebäude sind für rund ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Daher haben wir auch ein Engagement-Programm für die Immobilienindustrie. Im Mittelpunkt dieses Dialogs stehen Massnahmen, mit denen diese Unternehmen den Klimawandel adressieren, sowie ihre Berichterstattung, ihre Umweltmanagementsysteme, die aktive Beeinflussung des Mieterverhaltens durch die Immobilienbesitzer und die Ziele der Unternehmen im Hinblick auf die Senkung ihres Energieverbrauchs und ihrer CO2-Emissionen. Die von Unternehmen, Investoren und Regierungen entwickelten Massnahmen zur Realisierung der COP21-Ziele werden insbesondere fossile Unternehmen zunehmend unter Druck setzen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. In Verbindung mit technologischen Fortschritten, zum Beispiel in der Energiespeicherung, werden neue Regulierungsvorgaben wie die CO2-Bepreisung oder Steuern zur Begrenzung der CO2-Emissionen den Vormarsch der erneuerbaren Energien befeuern. Dadurch dürfte die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen abnehmen. Wie eine im Januar 2015 veröffentlichte Studie der Zeitschrift Nature1 zeigt, müssten ein Drittel der weltweiten Ölreserven und die Hälfte der weltweiten Gasreserven ungenutzt bleiben, um den Anstieg der Erdtemperatur auf weniger als 2 °C zu begrenzen. Matthias Narr Engagement Specialist RobecoSAM Government & Active Ownership Das stellt die Öl- und Gasproduzenten vor mehrere Herausforderungen. Sie werden sich neu erfinden müssen, zum Beispiel durch die Umstellung von Öl auf Gas oder komplett neue Geschäftsmodelle auf der Grundlage erneuerbarer Energien. Im Mai 2016 werden wir ein Engagement-Programm mit Öl- und Gasproduzenten starten, um zu erfahren, was Unternehmen aus diesem Sektor unternehmen, um ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zumindest zu reduzieren. Immer mehr Investoren wollen mit ihren Portfolios nicht nur eine finanzielle Rendite erwirtschaften, sondern auch einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten – vor allem im Hinblick auf den Klimawandel. Durch einen konstruktiven Dialog können wir Unternehmen dazu bringen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, und so den CO2Fussabdruck unserer Kundenportfolios verbessern. «Wir halten eine aktive Ausübung der Aktio­närs­ rechte für einen wirksamen Ansatz, um den CO2Fussabdruck unserer Portfolios zu reduzieren. Im Rahmen eines konstruktiven Dialogs bemühen wir uns darum, CO2-intensive Unternehmen davon zu überzeugen, ihre Geschäfts­modelle an die Anforderungen einer kohlenstoffarmen Wirtschaft anzupassen.» Sylvia van Waveren Senior Engagement Specialist RobecoSAM Government & Active Ownership McGlade & Ekins: «The geographical distribution of fossil fuels unused when limiting global warming to 2°C» («Die geografische Verteilung ungenutzter fossiler ­Brennstoffe bei Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2°C»), Nature, Ausgabe 517, Januar 2015 1 Wichtige rechtliche Hinweise: Die Angaben auf dieser Seite gelten nicht als Angebote und dienen lediglich der Information. 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