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Fachinformation synlab.vet
Kameliden
Herkunft, Haltung und tiermedizinische Besonderheiten
KAMELIDEN
Kameliden
Die Familie der Kamelartigen (Camelidae) ist im Vergleich zu anderen Haus- und Nutztieren noch relativ
wenig erforscht. Als äußerst widerstandsfähige und
genügsame Tiere, die man zumeist dort antrifft, wo
es lange Trockenperioden und eine karge Vegetation gibt, fristeten sie lange Zeit ein Schattendasein,
was das wissenschaftliche Interesse betraf. Vor dem
Hintergrund des weltweiten Klimawandels beschäftigt man sich in letzter Zeit intensiver mit dieser phänomenalen Spezies, denn die Kameliden bieten von Natur aus ein hohes Potential, sich an die
aktuellen Klimaveränderungen anzupassen. Insbesondere die Popularität der Neuweltkameliden hat in
den letzten Jahren stark zugenommen: Lamas und Alpakas werden in Europa vor allem als Hobbytiere
und für die tiergestützte Therapie eingesetzt.
Taxonomie/Systematik
Die Kameliden gehören zur Ordnung der Paarhufer
(Artiodactyla) und zur Unterordnung der Schwielensohler (Tylopoda). Zwei weitere Vertreter der
Artio­
dactyla sind die Unterordnungen Suiformes
(Schweineartige oder Nichtwiederkäuer) und Ruminantia (Wiederkäuer). Biologisch gesehen sind die
Kameliden zwar wiederkäuend, aber nicht als Wiederkäuer klassifiziert.
Der Name Schwielensohler ergibt sich durch den
eigenartigen Bau der Füße. Phalanx 1 und 2 haben
einen horizontalen Verlauf. An Phalanx 3 der Zehen
3 und 4 sind nagelartige Hufe ausgebildet. Die Auflagefläche der Fußsohle besteht aus einem durch
Binde- und Fettgewebe gepolsterten Sohlenkissen, welches zum Schutz vor Hitze in den Wüstengebieten sowie zur Polsterung beim Klettern in den Anden dient.
Innerhalb der Unterordnung der Schwielensohler repräsentieren die Kameliden (Camelidae) die einzige Familie. Diese wiederum untergliedert sich in Altwelt- (Gattung Camelus) und Neuweltkameliden
(Gattungen Lama und Vikunja). Zu den Altweltkameliden zählen Dromedar und Trampeltier, die im üblichen Sprachgebrauch häufig unter dem Begriff „Kamel“ zusammengefasst werden. Die Ureinwohner
der Anden domestizierten die Neuweltkameliden und entwickelten durch selektive Züchtung aus den
beiden Wildformen Vikunja und Guanako das Lama (Lama glama) und das Alpaka (Vicugna pacos).
Welche Kreuzungen der Kameliden untereinander im Laufe der Evolution statt gefunden haben und die
sich daraus ergebenden Abstammungswege werden kontrovers diskutiert.
Auf der Basis aktueller DNA-Studien klassifiziert man Lama und Guanako in der Gattung Lama und
Vikunja und Alpaka in der Gattung Vikunja.
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KAMELIDEN
Kameliden
LAMA
KAMEL
domestiziert
Ordnung:
Paarhufer
(Articodactyla)
DROMEDAR
AltweltKameliden
Unterordnung:
Schwielensohler
(Tylopoda)
(Einzige) Familie:
Kamelartige
(Camelidae)
ALPAKA
domestiziert
NeuweltKameliden
GUANAKO
wild
VIKUNJA
wild
Evolutionsgeschichte
Basierend auf historischen Funden geht man davon aus, dass eine gemeinsame hasengroße Urform der Kameliden vor 82 Mio. Jahren in Nordamerika vorkam. Während der Eiszeit (Pleistozän)
wanderten die Tiere in unterschiedliche Erdregionen. Die sogenannten Altweltkameliden (Kamel und
Dromedar) wanderten über die Landbrücke Beringia (heutige Behringstraße) von Nordamerika über
Alaska von Sibirien nach Asien. Die Neuweltkameliden zogen über Mittelamerika nach Südamerika.
Am Ende des Pleistozän starben die Kameliden in Nordamerika völlig aus. Erst später wurden sie
wieder nach Nordamerika reimportiert.
In den anderen Regionen passten sich die verschiedenen Gattungen im Verlauf einer langen Evolution
an ihre jeweils neuen Standorte optimal an.
Trotz der lang zurückliegenden
Trennung der Kameliden in Altwelt- und Neuweltkameliden,
die in sehr unterschiedlichen
Lebensräumen beheimatet sind,
sind anatomische, physiologische und labordiagnostische
Gegebenheiten bei allen Spezies recht einheitlich geblieben.
Migration der Kameliden
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KAMELIDEN
Trampeltier
Die Wildform der Trampeltiere (Camelus bactrianus ferus) kommt ausschließlich in der Wüste Gobi vor. Die
Rückenhöcker sind klein und aufrecht stehend. Beim
Hauskamel (Camelus bactrianus) sind die Rückenhöcker
größer und schwerer und leicht seitlich überkippend. Der
natürliche Lebensraum der Trampeltiere sind Wüstengebiete in Innerasien und Afrika. Trampeltiere erreichen
eine Körpergröße von 180 – 195 cm und ein Körpergewicht von 450 – 700 kg. Sie haben eine Lebenserwartung von 40 Jahren.
Die Höcker dienen als Energiedepot und zum Schutz vor
Erwärmung, da Fett ein schlechter Wärmeleiter ist.
Trampeltier, domestizierte Form
Dromedar
Dromedare leben in den Trockensteppen Asiens und Afrikas. Sie erreichen eine Körpergröße von 180 – 210 cm
und ein Körpergewicht von 300 – 650 kg. Sie haben
eine Lebenserwartung von 40 – 50 Jahren. Es existiert
bei den Dromedaren nur eine domestizierte Form. Die
einhöckrigen Dromedare finden Verwendung als Last-,
Zug- und Reittier. Dromedare werden auch als sog. Rennkamele eingesetzt und erreichen Geschwindigkeiten von
40 km/h. Sie sind Passgänger.
Dromedar
Lama
Lamas wurden von den Inkas vor allem als Transporttiere genutzt. Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit
an alle Höhenlagen (von Meeresniveau bis über 5.000
Meter Höhe) konnten so alle ökologischen Zonen erreicht werden. Das Lama kann in 5.000 Metern Höhe
50 kg Gewicht über 30 km pro Tag tragen. Indianer
nutzten die Lamas ebenfalls als Lasttiere in Gegenden,
die anderweitig nicht erreichbar bzw. passierbar waren.
In Europa gewinnen Lamas zunehmend Bedeutung als
Freizeittier (Trekking). Außerdem sind Lamas aufgrund
ihres Gemütes für tiergestützte Therapien bei Kindern und
Senioren zunehmend gefragt. Auch für die Landschaftspflege werden sie gerne eingesetzt, da sie durch die
weichen Sohlenkissen kaum Trittschäden verursachen.
Lamas erreichen eine Schulterhöhe von 100 – 125 cm
und ein Körpergewicht von 113 – 250 kg. Ihre Lebenserwartung beträgt 20 – 25 Jahre.
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Lama
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KAMELIDEN
Alpaka
Das Alpaka gehört zu den Neuweltkameliden. Der natürliche Lebensraum ist das Gebirge (Anden). Dort leben sie
in 4.000 – 4.800 m Höhe. Alpakas haben eine Schulterhöhe von 80 cm, ein Körpergewicht von 70 – 90 kg.
Die Fellfarbe ist weiß bis schwarz, meist einfarbig. Anhand der Fellqualität unterscheidet man zwischen zwei
Rassen: Suri und Huacaya. Alpakas leben im engen
Sozialverband und lassen sich mit vielen Tieren vergeHuacaya Alpakas
sellschaften. Die Lebenserwartung beträgt ca. 20 Jahre.
Alpakas wurden für die Wollproduktion gezüchtet. Alpakawolle ist sehr begehrt, da sie feiner als Schafwolle ist, jedoch weniger ertragreich.
Von 5 Millionen Tonnen Faser-Weltproduktion entfallen nur 3 % auf Tierhaare. Der derzeitige Weltertrag
an Alpaka-Faser beträgt 5000 Tonnen/Jahr. Dies ist nur ein Anteil von Tausendsteln der Weltproduktion an Faser. Wichtige Importländer sind Italien, Deutschland, Großbritannien und Japan.
Alpakas werden einmal jährlich geschoren. Hierbei werden pro Tier zwischen 2 und 5 kg Wolle
gewonnen. Im Vergleich hierzu beträgt der Wollertrag eines wildlebenden Vikunjas nur 200 bis 300 g/Jahr.
Ein wichtiges Qualitätskriterium der Alpaka-Wolle ist der Faserdurchmesser: Man unterscheidet Royal
Alpaka (bis 19 micron), Baby-Alpaka (bis 22,5 micron), Superfine Alpaka (bis 25,5 micron), Medium oder Adult (bis 30 micron) und Strong (über 30 micron). Alpaka-Wolle ist hochgeschätzt aufgrund
ihrer ausgezeichneten thermischen Qualität.
Lebensräume und Lebensbedingungen
Charakteristisch für die Kameliden ist die
Anpassungsfähigkeit an extreme Lebensbedingungen. Bei Alt- und Neuweltkameliden sind im Verlauf der Evolution anatomische und physiologische Merkmale
entstanden, die je nach Lebensraum bei
den einzelnen Spezies – mehr oder weniger stark ausgeprägt – erkennbar sind.
Kameliden haben eine gespaltene Oberlippe, die ihnen als Greiforgan dient, um
auch einzelne kleinere Pflanzen zu pflü- Dromedare in der Wüste
cken. Die Nasenlöcher der Kamele sind
verschließbar. Dies dient dem Schutz vor eindringendem Sand (v. a. bei Wüstenstürmen).
Die Sohlenballen der Neuweltkameliden sind nicht so breit wie bei den Großkamelen, sondern
schmal und beweglich. Diese Form dient dem sicheren Halt in felsigem und unwegsamen Gelände.
Alle Kameliden sind in ihrer natürlichen Umgebung starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und
Nacht ausgesetzt. Sie sind dementsprechend unempfindlich gegenüber Temperaturveränderungen und
können ihre Körpertemperatur der Umgebungstemperatur anpassen (sog. homiotherme Endotherme).
Bedeutsam ist, dass auch innerhalb des Organismus eine komplexe Temperaturregulation erfolgt. Die
hohe Körpertemperatur würde beim Kamel auf Dauer lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen,
insbesondere Gehirnzellen und Retina wären gefährdet. Schmidt-Nielsen demonstrierte mit seinen
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KAMELIDEN
Untersuchungen in Kenia, dass ein spezieller Kühlmechanismus im Bereich der Nasenschleimhaut für
eine Kühlung der Arteria carotis vor Eintritt ins Gehirn sorgt. Während der Inspiration trocknet die
heiße Wüstenluft die Nasenschleimhaut aus, d. h. die Zellen werden hygroskopisch. Während der
Exspiration nimmt die Nasenschleimhaut das Wasser aus der mit Wasserdampf angereicherten Luft
aus den Lungen auf und kühlt hierdurch das Karotisgeflecht und die Jugularvene. Während des venösen Rückflusses wird durch diesen Counter-Current-Prozess auch das arterielle Blut der Halsschlagader
gekühlt. Innerhalb des Organismus herrschen dementsprechend Temperaturunterschiede zwischen 4
und 6° C.
Der geringe Wasserbedarf der Großkamele beruht auf der Tatsache, dass sie ihre Körpertemperatur
von 34 °C auf über 40 °C erhöhen können. So wird die extreme Hitze bei Tag im Körper gespeichert
und während der Nacht bei kühleren Temperaturen abgegeben, ohne dass die Tiere Wasser verlieren. Erst nach Erreichen der max. Körpertemperatur beginnt ein Großkamel zu schwitzen.
Ebenfalls essentiell für den Wasserhaushalt sind Funktion und Struktur der Kamelnieren. Die Henle´schen
Schleifen sind vier- bis sechsmal länger als beim Rind, wodurch sowohl der Urin konzentriert als auch
der Urinfluss verlangsamt wird. Dehydrierte Kamele setzen Urin nur in Tropfen ab, die als weiße Kristallstreifen an Schwanz und Beinen sichtbar sind. Diese besondere Nierenfunktion ist auch der Grund
dafür, dass Kamele Meerwasser (NaCl-Gehalt > 3%) aufnehmen und sich von salzhaltigen Pflanzen
ernähren können, was das Überleben, z. B. in China, ermöglicht.
Die Schilddrüsen-Normalwerte sind bei Kameliden im Vergleich zu anderen Säugetieren signifikant
höher. Bei Alpakas werden T4-Normalwerte von 5,6 – 16,2 µg/dl gemessen. Genaue Ursachen
hierfür sind noch nicht erforscht. Man vermutet jedoch, dass der hohe Anteil an zirkulierendem T4 das
Überleben der Tiere in extremen Umweltbedingungen sichert.
Labordiagnostik
Aufgrund der Tatsache, dass Krankheitsanzeichen bei Kameliden meist erst dann auftreten, wenn
bereits schwere organische Schäden vorhanden sind, sind Blutuntersuchungen sowohl als prophylaktische Maßnahmen als auch bei Vorhandensein kleinster Abweichungen des normalen Verhaltens
dringend anzuraten. Dies umso mehr, als es sich oft um wertvolle Tiere handelt.
Die Blutentnahme erfolgt üblicherweise aus der Vena jugularis. Im Gegensatz zu den meisten Haustieren verlaufen die Vena jugularis und die Arteria carotis bei den Neuweltkameliden über den längsten
Teil des Halses gemeinsam und sind erst drei bis vier Zentimeter vor dem Angulus mandibularis durch
den Musculus omohyoideus getrennt. Bei versehentlicher Penetration der Arterie kann es deshalb zu
einer ausgedehnten Hämatombildung kommen.
Aufgrund der wertvollen Fellqualität ist bei Kameliden eine Rasur der Blutentnahmestelle unerwünscht.
Da die Venen bei den Kameliden sehr schnell kollabieren, ist eine Blutentnahme mit VakuumSystem meist nicht möglich. Empfohlen wird die Blutentnahme mit dem S-Monovetten-System (Sarstedt),
da auf eine kontaminationsfreie Entnahme zu achten ist, um das Fell nicht mit Blut zu verschmutzen.
Eine Besonderheit besteht darin, dass Kameliden die beweglichen Halsmuskeln aktiv vor die Vene
schieben können, so dass bei der Penetration der Halsmuskulatur häufig sehr hohe CK-Werte gemessen
werden (> 10.000 U/l).
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KAMELIDEN
Hämatologie
Bei Kameliden überwiegen im normalen Differentialblutbild die segmentkernigen, neutrophilen Granulozyten,
die sehr hohe Werte erreichen können: bis zu 16 G/l
bei einer Gesamt-Leukozytenzahl von 23,5 G/l sind als
physiologisch anzusehen, vorausgesetzt, es liegen keine
klinischen Symptome vor. Es handelt sich also um ein ausgeprägtes neutrophiles Blutbild. Stabkernige neutrophile
Granulozyten finden sich nur bei schweren bakteriellen
Typische Blutzellen der Kameliden
Infektionsprozessen im peripheren Blut. Ähnlich wie bei
den neutrophilen segmentkernigen Granulozyten sieht
man auch bei den eosinophilen Granulozyten sehr hohe Werte, ohne dass dies zwingend pathologisch im Sinne einer Parasitose oder Allergie zu bewerten ist.
Neuweltkameliden sind an eine sehr sauerstoffarme Umgebung in 4.000 – 4.800 m Höhe angepasst. Daher haben Alpakas und Lamas zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung sehr hohe Erythrozytenzahlen. Alpakas haben beispielsweise Erythrozyten-Referenzwerte von 9,4 – 15,1 G/l. Das
Hämoglobin weist außerdem eine höhere Affinität zur Sauerstoffbindung auf.
Die Erythrozyten bei Kameliden sind im Unterschied zu allen anderen Säugetieren oval und sehr klein
(MCV 19,6 – 28 fl). Die Form hat sich vermutlich im Laufe der Evolution so angepasst, da diese sog.
Ovalozyten die Gefäße auch bei verlangsamtem Blutfluss infolge Dehydratation besser penetrieren
können.
Die Ovalozyten besitzen eine enorme osmotische Resistenz. Kamele können große Mengen Salzwasser
aufnehmen, ohne dass es zur Hämolyse kommt.
Die ovale Erythrozytenform hat maßgebliche Auswirkungen auf die Bestimmung des Blutbildes in automatischen Hämatologiegeräten, die i. d. R. routinemäßig für die Messung von Blutbildern eingesetzt
werden: Impedanzmethoden eignen sich nicht für die Ermittlung der Erythrozytenzahl bei Kameliden.
Es muss daher vor der Einsendung von Kameliden-Blut unbedingt abgeklärt werden, ob das Labor die
Blutbildmessung bei diesen Tierarten etabliert hat. Bei synlab.vet ist die Blutbildmessung bei Kameliden an allen Standorten durch umfangreiche Studien validiert.
Eine Anämie wird bei Kameliden häufig infolge chronischer Erkrankungen festgestellt, z. B. bei chronischem Endoparasitenbefall. Bei weiblichen Zuchttieren wird die Anämie durch Eisenmangel oder
Folsäuremangel induziert. Auch bei einer Vitamin-D-Hypovitaminose entsteht infolge eines Phosphatmangels eine Anämie. Infektiöse Ursache einer Anämie kann ein Befall der Erythrozyten mit Mycoplasmen sein. Der Nachweis von Mycoplasmen erfolgt mittels PCR auf Mycoplasma haemolamae.
Bei Großkamelen muss auch an eine Infektion mit Trypanosoma evansi (Surra) gedacht werden. Die
Erreger können in nach Pappenheim gefärbten Blutausstrichen nachgewiesen werden. Artefiziell tritt
eine Anämie bei fehlerhafter Messtechnik auf, da die Erythrozyten bei Impedanzmessung nicht von
Thrombozyten abgegrenzt werden können (s. o).
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KAMELIDEN
Gastrointestinaltrakt
Kameliden sind hervorragende Futterverwerter. Sie leben in Gegenden mit wenig gehaltvollen Gräsern,
sind gute Äser und bestäuben mit ihren feinen Haaren um das Maul Gräser und Büsche etc. Sie stammen von Tieren mit einhöhligem Magen ab. Der Magen ist in drei Kompartimente unterteilt. In allen
drei Kompartimenten finden sich Anteile mit Drüsenschleimhaut, die eine schnelle Resorption bakteriell
produzierter Abbauprodukte gewährleisten. In C1 erfolgt eine Mischung der Futterbestandteile, außerdem werden hier freie Fettsäuren (FFS) sehr schnell absorbiert. C1 ist das größte Kompartiment, es
entspricht dem Pansen des Wiederkäuers und ist bei neugeborenen und juvenilen Kameliden – solange
Muttermilch die Hauptnahrungsquelle darstellt – der eigentliche Magen. Der pH-Wert liegt im C1
bei 6,5, in C3 < 2,0. C3 ist essentiell für die Wasserabsorption, Flüssigkeiten können hier innerhalb
kürzester Zeit absorbiert werden. Kameliden sind an proteinarme Fütterung adaptiert. Ein HarnstoffRecycling-Mechanismus im Magen trägt zusätzlich zur Energieversorgung bei.
Des Weiteren haben Kameliden die Fähigkeit, Flüssigkeit über die Exkremente zu konservieren. Rinder verlieren über den Kot 20 bis 40 Liter Flüssigkeit pro Tag, Dromedare hingegen nur 1,3 Liter.
Kamele setzen kleine, trockene Kotballen ab, weil im Enddarm besondere Zellen dem Kot Flüssigkeit
entziehen.
Ein ernstes medizinisches Problem stellt in unseren Breiten die Verfettung durch Gabe von hochkalorischer Nahrung dar.
Reproduktionsapparat
Beim männlichen Tier liegen die Hoden perineal und
sind nicht pendelnd. Die Präputialöffnung weist nach
caudal. Testosteronwerte liegen bei Hengsten ab dem
1. Jahr bei > 3 ng/ml.
Stuten haben einen polyöstrischen Zyklusverlauf mit induzierter Ovulation. Während der Follikelreifungsphase
schwankt der Östradiolspiegel zwischen 5 – 25 pg/l,
Dromedar-Stute mit Fohlen
während der Progesteronspiegel unterhalb von 1 ng/ml
liegt. Der Deckakt findet im Liegen statt und dauert in der
Regel 20 – 30 Minuten. Die Trächtigkeitsdauer bei Altweltkameliden beträgt 355 – 419 Tage, bei
Neuweltkameliden 342 – 350 Tage.
Eine Trächtigkeitsdiagnostik kann ab dem 28. Tag nach der Bedeckung mittels Progesteron-Bestimmung durchgeführt werden. Trächtige Stuten haben Werte > 2 ng/ml.
Ein unspezifischer Praxistest zur Trächtigkeitsdiagnostik ist der sog. Abspucktest. Tragende Stuten wehren Annäherungsversuche von Hengsten durch Spucken ab. Zusätzlich kann die Ultraschalldiagnostik
zum Trächtigkeitsnachweis herangezogen werden.
Kreuzungen zwischen Kameliden sind beispielsweise Cama (Kreuzung aus Dromedar-Hengst und
Lama-Stute) und Tulu (Kreuzung aus Trampeltier-Hengst und Dromedar-Stute). Die Nachkommen sind
fertil.
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Kotuntersuchungen
Ein Befall mit Endoparasiten kommt bei Kameliden sehr häufig vor. Es werden regelmäßige Kot­
untersuchungen zum gezielten Therapie-Management empfohlen. Am häufigsten finden sich Kokzidien
(Eimeria sp.). Diese können auch bei adulten Tieren zu schweren Allgemeinstörungen mit Hypoalbuminämie führen (v. a. Eimeria macusaniensis). Weitere Magen-Darm-Parasiten bei Kameliden sind
Nematoden (Magen-Darm-Strongyliden), Zestoden (Moniezia sp.), Trematoden (Fasciola hepatica,
Dicrocoelium dendriticum).
Bei Fohlen ist auch an eine Infektion mit Kryptosporidien, Rotavirus und Coronavirus zu denken. Störungen der Magen-Darm-Flora, Infektion mit pathogenen Bakterien (Yersinia, Campylobacter, Salmonella) und Clostridium perfringens können ebenfalls mit Durchfallerkrankungen assoziiert sein.
synlab.vet bietet spezielle Diarrhoeprofile für Kameliden an, mit deren Hilfe die genannten Erreger
gezielt diagnostiziert werden können.
Vitamin D
Cholecalciferol (Vitamin D3) wird in der Haut unter Einfluss von UV-Strahlung aus 7-Dehydrocholesterol gebildet, anschließend wird es in Leber und Niere zur aktiven Form Calcitriol (1,25 (OH)2Cholecalciferol) hydroxyliert. In Europa ist die UV-Strahlung im Gegensatz zu den natürlichen Lebensräumen der Kameliden unzureichend. In den Herkunftsländern haben Alpakas ein dichtes Haarkleid
entwickelt, welches sie gegenüber der UV-Strahlung abschirmt.
Vitamin D3 mobilisiert Calcium (Steigerung der Calciumabsorption aus dem Darm, Freisetzung von
Calcium aus dem Knochen, Calcium-Reabsorption aus den Nieren).
Ein Vitamin D3-Mangel führt zur Hypocalcämie. Die Hypocalcämie ist labordiagnostisch häufig nicht
nachweisbar, da es zur schnellen Gegenregulation kommt (Freisetzung von Parathormon = PTH). PTH
wiederum steigert die Bildung von Vitamin D3 mit nachfolgender Calcium-Freisetzung (s. o.). Außerdem wird die Phosphatausscheidung in der Niere gefördert. Eine Hypophosphatämie ist bei Tieren
mit Vitamin-D-Mangel wesentlich häufiger nachweisbar als eine Hypocalcämie. In Erythrozyten hat
die Hypophosphatämie ein Absinken des Spiegels von 2,3-Biphosphoglycerat zur Folge. Funktionen
des Hämoglobins werden dadurch eingeschränkt. Eine schwere Hypophosphatämie < 0,3 mmol/l
führt zur hämolytischen Anämie.
Vitamin-D-Mangel (Rachitis) tritt gehäuft bei dunkelpigmentierten Fohlen auf, die im Winter geboren
werden. Klinisch zeigen die Tiere Symptome wie häufiges Liegen, Schwäche, Gewichtsverlust, Deformationen der Gliedmaßen und einen aufgekrümmten Rücken. Bei klinischem und labordiagnostischem
Verdacht sollte zur Verifizierung der Diagnose der Vitamin-D3-Spiegel im Blut bestimmt werden. Reine
prophylaktische Gaben von Vitamin-D3 bergen die Gefahr einer Vitamin-D3-Hypervitaminose mit
schweren, irreversiblen Calcifizierungen in multiplen Organen (Calcinosis). Eine Vitamin-D-Toxikose
kann letal verlaufen. Vitamin-D3 wird bei synlab.vet bis zum Wert von 1150 µg/l quantitativ bestimmt. Dadurch kann die Vitamin-D3-Versorung, insbesondere eine Überdosierung, sehr genau und
über lange Zeit verfolgt werden, bis eine Normalisierung der Werte eingetreten ist.
synlab.vet empfiehlt, die Gabe von Vitamin-D3 anhand gut dokumentierter Therapieprotokolle durchzuführen: Laut Fowler sollen bei prädisponierten Fohlen während des ersten Lebensjahres orale prophylaktische Gaben von 15.000 – 30.000 I.E. Vitamin D3 alle 14 Tage verabreicht werden. Bei
klinisch und labordiagnostisch gesicherter Diagnose eines Vitamin-D-Mangels sollten 125.000 I.E.
Vitamin D3 zweimal im Abstand von 14 Tagen injiziert werden. Unerlässlich ist auch die zusätzliche
Gabe von Phosphat bei Nachweis einer Hypophosphatämie. Bis zur Korrektur des Phosphatspiegels
werden täglich 0,5 – 1 g Phosphat oral supplementiert.
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Tierseuchen
Kameliden gelten als landwirtschaftliche Nutztiere nach Viehverkehrsverordnung und müssen daher
als solche registriert werden.
Bei Kameliden sind folgende Tierseuchen beschrieben: BVD-MD, MKS, Bovine Tuberkulose, Blauzungenkrankheit, Brucellose, Borna, Q-Fieber, BHV-1.
Bei Ausstellungen werden zum Schutz gegen Ansteckung häufig Untersuchungen auf die genannten
Krankheiten gefordert. Diese sind bei staatlichen Untersuchungsämtern durchzuführen. In der Regel
fungieren die Kameliden als Krankheitsüberträger. Die Infektionen selbst verlaufen meist klinisch inapparent.
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte [email protected]
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