Dengl - Mediwiki

Werbung
1. M. Parkinson
Auch: idiopathisches Parkinson-Syndrom
Pathogenese: Formenkreis der akinetisch-rigiden Syndrome bei Erkrankungen der
Basalganglien. Degeneration der dopaminergen, melaninhaltigen Neurone in der
Substantia nigra => Dopaminmangel im Corpus striatum, 50-70% der Neurone
müssen zu Grunde gegangen sein bis Symptome auftreten
Ätiologie:
- Primäres idiopathisches Parkinson-Syndrom:
Unklare Genese
- hereditär: familiär Defekt auf Chromosom 4
- sekundärem oder symptomatischen Parkinsonsyndrom: Intoxikationen,
Tumoren, Enzephalitiden, metabolische Erkrankungen (z.B.: M. Wilson),
Hypoparathyreoidismus (Fahr-Syndrom, mit bilateraler Verkalkung der
Basalganglien), Trauma (Dementia pugilistica bei Boxern)
- Parkinsonoid: Medikamentös: Neuroleptika, Lithium, Antiemetika, Reserpin,
Symptome:
Akinese: durch fehlende Hemmung der Substantia nigra zu den Renshaw-Zellen
(hemmen normalerweise die Vorderhornzellen) => Start der Willkürbewegung
erschwert
Ruhetremor: 5 Hz, Pillendrehen der Finger, bei zielgerichteten Bewegungen
abgeschwächt, verstärkt bei mentaler Anstrengung, durch fehlende Hemmung der
spinalen Neurone, die sich in Ruhe rhythmisch entladen
Typen:
- tremor-dominant
- akinetisch-rigide (cave: bei weiteren neurologischen Auffälligkeiten auch an
progressive supranukleäre Paralyse (M. Steele-Richardson-Olszewski) oder
Multi-System Atrophie denken)
- Äquivalenz-Typ
- Parkinson Plus: + zerebrale Zweiterkrankung
Rigor: zur Untersuchung langsame passive Bewegung am Handgelenk,
Zahnradphänomen: intermittierend erhöhter Widerstand bei passiver Bewegung,
Kopfkissenphänomen
Verminderung der Haltungsreflexe: keine Ausgleichbewegungen bei Stoß gegen die
Schulter
Bradykinese (Verlangsamung von Bewegungsabläufen)
Beginn häufig armbetont einseitig
Im täglichen Leben: Hypominie, eingeschränktes Mitschwingen der Arme,
Bradydiadochokinese, Mirkographie, Hypophonie, axiale Akinese
Festination: Patienten können ihre kleinen Schritte nicht mehr anhalten, Gegenteil
von start hesitation
Neuropsychologische/autonome Störungen: subkortikale Demenz, depressive
Symptome, Angststörungen, orthostatische Hypotension, Obstipation,
Blasenstörungen, Seborrhöe
Diagnose:
- klinisch
- Anamnese
- CCT: Atrophiezeichen
Therapie:
- L-Dopa: Start low – go slow, in Kombination mit Decarboxylase Hemmer
(Benserazid, L-Carbidopa), viele kleine Einzeldosen um Schwankungen zu
vermeiden,
UW: Übelkeit, Erbrechen, HRST, Dopa-Psychosen, Wirkungsverlust nach 3-4
Jahren, End-of-dose Akinesen, Peak-dose Dyskinesien, On-Off-Phänomene
- Dopaminagonisten (Amantadin) bei akinetischer Krise, Modulation an der
Synapse
- MAO B- Hemmer: Selegelin, hemmen intraneuronalen Dopabbau
- Anticholinergika: (Biperiden)
Symptomatisch: ausreichende Trinkmenge, KG, Normalgewicht
Multisystematrophien: olivo-pontozerebelläre Degeneration, striatonigrale
Degeneration, Shy-Drager-Syndrom
- symmetrisch akinetisch-rigide, früher autonome Dysregulation wie erektile
Dysfunktion, Blasenstörungen, orthostatische Hypotonie, zerebelläre oder
pyramidale Symptome, keine Demenz, rasche Progredienz
progressive supranukleäre Paralyse:
- akinetisch-rigide mit axial betontem Rigor, frühe Gangunsicherheit, vertikale
supranukleäre Blickparese, subkortikale Demenz, Sprech- und
Schluckstörungen, erstaunter Gesichtsausdruck mit nach oben gezogenen
Augenbrauen und fehlender Augenkontakt
Tremorformen:
- essentieller Tremor: 8-13 Hz, familiär, Haltetremor Therapie: ß-Blocker
- Intentionstremor: 2-3 Hz, verstärkt sich bei Bewegungsausübung,
Wackelbewegungen, Ziel wird meistens verfehlt, bei Kleinhirnschädigung
- Flapping Tremor: Haltungsverlust der Muskulatur mit anschließender
Korrekturbewegung, Asterixis, bei M. Wilson
- Bei Drogenentzug
- psychogen
Einteilung nach Hoehn und Yahr
I: einseitige Symptomatik mit geringer Beeinträchtigung
II: beidseitig, keine Haltungsinstabilität
III: geringe Behinderung mit leichter Haltungsinstabilität
IV: Vollbild, Pat. kann noch ohne Hilfe gehen
V: auf Hilfe Dritter angewiesen
2. MS: Ätiologie, Klinik, Therapie, DD
Prävalenz: 50-100/100.000, häufigste chronische entzündliche Erkrankung, w:m 3:1
Ätiologie: ungeklärt, Vermutung: immunpathologischer Prozeß bei genetisch
disponierten Personen getriggert durch einen Umweltfaktor
Genetisch: Assoziation mit HLA Genprodukten, Verwandtschaft erhöht
Pathogenese: autoreaktive T-Zellen werden durch molekulare Mimikry, virale Infekte
oder andere Mechanismen aktiviert. Docken dann durch Adhäsionsmoleküle an
zerebralen Endothelzellen an und überwinden die Bluthirnschranke. Im Hirngewebe
kommt es mit Mikroglia, Makrophagen, B-Zellen, Zytokinen zur Plaquebildung.
Gegenregulatorische Vorgänge begrenzen diesen Prozess.
Außerdem kommt es zur Entmarkung peripherer Axone und deren Zerstörung
Verlauf:
- schubförmig (am häufigsten, geht bei der Hälfte in die sekundär progrediente
Form über
- primär-chronisch progredient
- sekundär-chronisch progredient
Symptome:
- Retrobulbärneuritis 62% (einseitige Sehverschlechterung mit
Bulbusdruckschmerz, verminderte Wahrnehmung von Farben, Zentralskotom,
Störung der afferenten Bahn
- Sensibilitätsstörungen (Kribbelparästhesien, Taubheit besonders an Händen
und Füßen) 86%
- motorische Störungen im Rahmen zentraler Paresen, MER gesteigert,
- Bauchhautreflexe erloschen
- Babinski positiv,
- sensible Ataxie,
- zerebelläre Symptome, 79%
- Hirnstammsymptome (internukleäre Ophtalmoplegie, Schwindel, Nystagmus)
29%
- Augenmotilitätsstörungen 36%
- neuralgiforme Schmerzen
- Blasen- Mastdarmstörung 61%
- Psychische Veränderungen (Depression, inadäquate Euphorie)
Charcot-Trias: Nystamus, Intentionstremor, skandierende Sprache
Uhthoff Phänomen: Verschlechterung der Symptomatik bei erhöhter
Körpertemperatur durch reversiblen Leitungsblock der partiell demyelinisierten Axone
Diagnose:
- MR: periventrikuläre Entmarkungsherde (frische Herde reichern KM an),
- LP intrathekale IgG Synthese => oligoklonale Banden (auch bei Virus
Enzephalitiden, Neuroborelliose), leichte lymphozytäre Pleoyztose, Masern,
Röteln, Zoster bei 95% erhöht,
- VEP, SEP, AEP, MEP (Nachweis subklinischer Herde)
Therapie:
- akuter Schub: Kortisonstoßtherapie i.v. (1000mg/d) für 5 Tage, orale
Ausschleichung
- Schubprophylaxe: immunmodulatorische Therapie mit betaferonen,
Azathioprin, Glatiramereacetat (Copaxone) (oder ggf. Mitoxantron,
Cyclophosphamid)
- Symptomatisch: KG, Myotonolytika (Baclofen), Tremor (beta-Blocker),
b
DD.: Neuroborreliose, Neurolues, Neurosarkoidose, Vaskulitiden( Panarteriitis
nodosa, primär zerebrale Vaskulitis), zentraler Lupus erythematodes, Morbus
Behcet, Adrenoleukodystrophie
Myopathien:
3. Myasthenia gravis
Pathophysiologie: Antikörper gegen postsynaptische nikotinerge Antikörper, die die
postsynaptische Membran schädigen und die Bindung von Acetylcholin blockieren
Formen:
I:
okulär: 15-20%, Ptose, Patient nimmt den Kopf in den Nacken oder hält die
Lider fest, Doppelbilder, verstärkt bei Anstrengung und am Abend, in 50% der
Fälle später generalisiert
Simpson Test: bei längerem Blick nach oben treten Doppelbilder und Ptose auf
IIa, b: leicht und schwer generalisiert: okuläre und bulbäre Symptomatik mit
Ermüdung der Extremitätenmuskulatur
III:
akut, schwer und generalisiert: akute, schnell progrediente Schwäche der
bulbären, Extremitäten- und Atemmuskulatur
IV:
chron. Schwer und generalisiert: 10-15%, entsteht aus den Symptomen der
Gruppen I und II innerhalb der ersten Krankheitsjahre
V:
Defektmyasthenie: Muskelatrophie innerhalb von 6 Monaten nach Beginn,
meistens aus der Gruppe II und III
generalisiert: belastungsabhängige Muskelschwäche, kann alle
Muskelgruppen betreffen (z.B.: Kau-Schluckschwäche mit Verschlucken und
Reurgitation, Störungen der Artikulation)
Verstärkung eventuell durch Infekte, Hitze, Streß, Menstruation, Aminoglykoside,
Tetrazykline, Penicillin, Phenytoin, Benzos, Beta-Blocker, trizyklische
Antidepressiva
Diagnose:
Ak durch Doppelimmunopräzipitationstest
EMG: Amplitudenreduktion bei repetitiver Stimulation
Tensilon-Test: bei Gabe eines Acetylcholinesterasehemmers (Edrophonium)
besser sich die Symptomatik
Gabe von 2mg als Testdosis (Bradykardien), dann 8mg, Besserung nach ca.
30 sec. (Ptose, Motilitiät, Kopf-, Arm-, Beinhaltezeichen)
Röntgen Thorax: Thymom bei 10-15% der Patienten
Therapie:
- symptomatisch: Cholinesterasehemmer (Pyridostigmin)
- Immunsuppressiv: Kortikosteroide, Azathioprin (regelmäßig BB wegen
Leuks)
- Thymektomie
Myasthene Krise: subakute oder akute Verschlechterung der Symptomatik mit
Ateminsuffizienz
Sonderform: Lambert-Eaton Syndrom
Ak gegen präsynaptische Kalzium Kanäle, in 70% paraneoplastisch
beikleinzelligemBronchialCa
Symptome: abnorme Ermüdbarkeit insbesondere der Beckengürtelmuskulatur,
autonome Dysfunktion mit verminderter Schweiß- und Speichelsekretion,
Blasenstörungen, Impotenz, orth Hypotension, Muskelkraft besser sich kurzfristig bei
Beginn und nimmt dann wieder ab, Reflexe abgeschwächt
EMG: bei Reizung mit niedriger Frequenz nimmt die Amplitude ab, bei hoher
Frequenz tritt nach kurzer Abnahme eine Zunahme der Amplitude auf
Therapie: symptomatisch mit Immunsuppression, Plasmapherese, Immunglobulinen
Muskeldystrophien:
Degeneration der quergestreiften Muskulatur bei kompensatorischer Zunahme von
Fett- und Bindegewebe
Klinik: Schwäche und Atrophie der Willkürmuskulatur, keine Sensibilitätsstörungen
Diagnose: Anamnese, Untersuchung (Atrophie, kein Faszikulieren, MER lange
erhalten, keine Sensibilitätsstörung), EMG (niedrige Amplitude), NLG (normal),
Biopsie (Kaliberschwankungen, Nekrosen, mesenchymal-lipomatöser Umbau), Labor
(CK hoch)
Therapie: symptomatisch, keine kausale Therapie möglich
 x-chromosmal-rezessiv
o Duchenne: floppy infant, Gnomenwaden, Gower Manöver
o Becker-Kiener: Watschelgang, langsam progredient
o Emery-Dreifuss: skapulo-humeral, Frühkontrakturen der Gelenke
 autosomal-rezessiv
o Gliedergürtel Typ
o Distaler juveniler Typ
o Maligne kongenitale Form
 autosomal-dominat
o fazio-skapulo-humeraler Typ
o okulärer Typ
o okulo-pharyngealer Typ
o Myopathia distalis tarda hereditaria
Myotonie
Abnorme Verlängerung der Muskelkontraktion = verlangsamte Muskelentspannung
nach vorangegangener Kontraktion
Ätiologie: erblich mit geringer Penetranz, symptomatisch bei PNP, Myositis,
Dystrophie
Path.: repetitive Aktivität auf Ebene der Muskelfasern durch Störung der elektrischen
Membranstabilität bei verschiedenen Defekten der Membrankanäle
- Myotonia congenita Thomson (+ Hypertrophie): Cl-Kanäle gestört, echte
Hypertrophie der Muskelfasern ohne Degenerationszeichen, athletischer
Körperbau
- Myotonia congenita Becker : Cl-Kanäle betroffen, autosomal-rezessiv
- Paramyotonia congenita Eulenberg (+ Lähmung): autosomal-dominant, NaKanäle geschädigt
- Dystrophische Myotonie Curschmann-Steinert (Kombination zwischen
Muskeldystrophie und Myotonie): kongenitale und adulte Form, Facies
myopathica (Ptose, reduzierte Mimik, geöffneter Mund, schlaffe
Gesichtszüge), betrifft meistens die Mm. Sternocleidomastoidei,
Gesichtsmuskulatur, Unterarm-, Hand-, Fußmuskulatur, gelegentlich auch die
glatte Muskulatur und Myokard, Katarakt, pluriglanduläre Insuffizienz,
Stirnglatze, verminderter Antrieb, Intellektminderung
Klinik: verzögerte Erschlaffung der Muskulatur insbesondere an den Extremitäten
und M. orbicularis occuli, bei repetitiver Reizung nimmt die Myotonie ab, verstärkt bei
Kälte
Diagnose: Anamnese (familiäre Häufung), Untersuchung (beklopfen der
Thenarmuskulatur => Perkussionsmyotonie), EMG (Sturzkampfbombergeräusch)
Therapie: ggf. Membranstabilisatoren
Periodisch dyskaliämische Lähmungen:
Genetisch bedingte. Periodisch auftretende Lähmungen mit Hypo-, Hyper-,
Normokaliämie
Ätiologie: autosomal-dominant mit hoher Penetranz, symptomatisch (Conn Syndrom,
M. Addison)
Klinik: Paresen im Bereich der Extremitäten, können aus dem Schlaf heraus
auftreten, getriggert durch körperliche Anstrengung und kohlenhydratreich Nahrung,
Kälte, im Anfall: schlaffe Paresen mit erloschenen MER, keine Schmerzen,
Sensibilität erhalten
Provokationstest: Insulin bei gleichzeitiger Gabe von Glukose
Therapie: Kaliumtabletten
Polymyositis und Dermatomyositis
Autoimmunologische entzündliche Veränderungen von Muskulatur, Peak zwischen
dem 40. und 60. Lj., w:m 2:1
Ätiologie: autoimmun, paraneoplastisch, iatrogen (lange Kortikoidgaben),
Kollagenosen
Path.: Degeneration von Muskelfasern, Kaliberschwankungen
Klinik: wie rasch progrediente Myopathie mit proximaler symmetrischer
Muskelschwäche nach kranial aufsteigend (erschwertes Treppensteigen und
anheben der Arme über die Horizontale), muskelkaterartige Schmerzen bei
allgemeinem Krankheitsgefühl, Sensibilität normal, Arthralgien und Raynaud können
vorkommen
Bei Dermatomyositis noch Hautsymptome wie Ödeme mit bläulich violetter
Verfärbung, Teleangiektasien und Rötungen im Bereich der Augenlider, De- und
Hyperpigmentierung am Hals
Diagnose: MER erhalten, BSG, CK, ANA, EMG (niedrige Amplitude,
Fibrillationspotentiale), Biopsie (Kaliberschwankungen, perivaskuläre Infiltration,
Fibrose), Tumorsuche (kleinzelliges BronchialCa)
DD: SLE, rheumatoide Arthritis, Sjörgen Syndrom, Sklerodermie, Polymyalgia
rheumatica, Einschlußkörperchenmyositis
Therapie: Glukokortikoide, Immunsuppression
Einschlusskörperchenmyositis: schmerzlose, langsam, oft asymmetrisch
voranschreitende Erkrankung mit proximaler Schwäche der Beine, Atrophie, bei
Männern nach dem 50. Lj. DD durch Biopsie (rimmed vacuoles, intranukeläre,
intrazytoplasmatische filamentäre Einschlüsse)
 Metabolische Myopathien: autosomal-rezessiv, belastungsinduzierte
Muskelschwäche, Schmerzen und Kontrakturen
Test: Ischämie-Test: Blutabnahme, Ischämie am Arm erzeugen, Belastung =>
Anstieg von Lactat und Ammoniak, kein Anstieg => Störung der
Glykogenolyse
o Glykogenosen (Pompe, McArdle, Forbes, Tauri)
o Lipidspeichermyopathien (Carnithin Mangel)
o mitochondriale Myopathien (Kearns-Sayre Syndrom, MERRF, MELAS)
 kongenitale Myopathien
o central core
o nemaline
o multicore
o zentronukleär


endocrine Myopathien
o M. Cushing (Hyperkortisolismus)
o M. Addison (Nebennierenrindeninsuffizienz)
o Hyperparathyreodismus
o Akromegalie
o Hypothyreose
o Hyperthyreose
exogen-toxisch
o Alkohol
o Medikamente
4. Hirnorganisches Psychossyndrom
chronischer Verlauf, Entwicklung einer Psychose auf dem Boden einer organisch
verursachten Hirnerkrankung oder Schädigung
z.B.: Enzephalitis, Hirnatrophie, Tumoren, vaskuläre Demenz, Alzheimer, Parkinson,
Chorea, MS, Hirngefäßprozesse, Alkoholismus, psychotrope Substanzen, HIV,
Neurolues
Leitsymptome: Bewusstseinstrübung, Wesenänderung, Demenz, Halluzinationen
Therapie:
Akut: symptomatische Überwachung, Haldol, Levomepromazin, Diazepam
Chronisch: Therapie der Grunderkrankung falls möglich
5. Schlaganfall
Ätiologie: Fokale Störung des cerebralen Stoffwechsels durch Gefäßverschluss oder
nicht ausreichende Perfusion
- generalisierte Veränderungen durch Arteriosklerose (bei art. Hypertonie,
Diabetes mellitus, Nikotinabusus, Hypercholesterinämie, Adipositas,
Alkoholkonsum)
- Thrombembolien: bei TAA, dilatative Kardiomyopathie, Herzinfarkt, Vitien,
arterio-arteriell bei Plaques aus der Karotisgabel, A. Carotis Stenose
- Aneurysma dissecans nach Schleudertrauma
- Angiitis, Panarteriitis nodosa, SLE, CADASIL,
Pathogenese:
- 85% Ischämisch
- 15% Massenblutung
o Territorialinfarkt: embolisch, gesamtes Stromgebiet einer Arterie
betroffen (mikroangiopathisch)
o Endstrom-/Grenzzoneninfarkt: hämodynamisch bedingte
Minderperfusion (makroangiopathisch)
o Lakunär: mikroangiopathisch bei hypertensiver Arteriosklerose
Risikofaktoren: Hypertonie, Nikotin, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Alter, positive
Familienanamnese
Dritthäufigste Todesursache
Ca 20% tot in den ersten vier Wochen
Rest: 1/3 symptomfrei
1/3 Residualsymptome
1/3 pflegebedürftig
ACA: beinbetonte motorische Hemiparese, Gangapraxie, Inkontinenz
MCA: armbetonte motorische Hemiparese, Hemihypästhesie, Blickdeviation zum
Infarkt, bei dominanter Hemisphäre Aphasie, bei nicht dom. Hemisphäre: Neglect
PCA: homonyme Hemianopsie zur Gegenseite, Hemihypästhesie
DD: Blutung, cerebrale Vaskulitis, Sinusvenenthrombose, Migräne acc., postiktal,
HPV Enzephalitis, Hypoglykämie
Diagnosestellung:
- CT
- Doppler
- EKG, Labor (BZ, E-lyte, BB, PTT, Q, Nieren/Leber)
Therapie:
Prinzipien:
- Stabilisierung
- Vermeidung von Rezidiv (Vollheparinisierung PTT auf das 1,5-2 fache, 5000
I.E im Bolus, Perfusor 20.000 – 30.000 I.E./24h)
KI: Ulcus, Endokarditis, intracerebrale Blutung, Territorialinfarkt, SAB, blutiger
Liquor
- Rekanalisierung (innerhalb der ersten 3h) Penumbraerhaltung
- Vermeidung von Komplikationen (O2 bis 100 mmHg pO2, RR hochnormal)
Komplikationen:
Hirnödem mit ansteigen des Hirndrucks (Oberkörper hoch lagern, leichte
Hyperventilation, Kraniotomie)
Epilept. Anfälle
intracerebrale Blutung:
Ätiologie: arterielle Hypertonie, Arteriosklerose, traumatisch, medikamentös
Path.: 65% im Bereich der Stammganglien
Symptome:
- Kopfschmerzen, Erbrechen
- Bewusstlosigkeit
- Je nach Lokalisation
Diagnose: Anamnese, Untersuchung, CCT, LP
Therapie: konservativ, KG, Ergotherapie, ggf. OP
6. Hirnstamminsult
Ätiologie:
- Durchblutungsstörungen (Arteriosklerose, Subclavian Steel)
- Traumatisch
- Einklemmung
- intraspinale Raumforderung
- infektiös
Symptome: klinisches Ausfallsmuster abhängig von der Lokalisation der
Minderversorgung
 Mittelhirnsyndrom: mit extrapyramidalmotorischen Symptomen
 Mittelhirnfuß-Syndrom: Hemiplegia, alternans facialis
 Vierhügelregion
 Brückenhaubensyndrome
 Pontobulbär
 Laterale Oblongatasyndrome
 Dorsolateralen Oblongatasyndrom (cerebri posterior inferior (PICA)/ A.
vertebralis)
- Wallenberg Syndrom:
Ipsilateral:
o Hemihypästhesie
o Horner
o Gaumensegel
o Spontannystagmus und Drehschwindel
o Stimmbandparese
o Hemiataxie
Kontralateral: diss. Sensibilitätsstörung
 Unteres oblongata Syndrom
Therapie: lokale Lyse, Antikoagulation
Basilaristhrombose:
Symptome: Kopfschmerzen, Vigilanzstörung, Tetraparese, Babinski bds. Positiv,
Doppelbilder, Nystagmus, Paresen der kaudalen Hirnnerven
Therapie: intraarterielle Katheterlyse
Nur rel. Kontraindikationen, da sonst letal (multiple Begleiterkrankungen, große
intratentorielle Infarzierung)
DD: TIA, fokale Anfälle mit postiktaler Parese (Todd), Migräne acc., transiente
globale Amnesie, Synkope
Diagnostik: CCT, Doppler, EKG, Langzeit EKG; Rö-Thx, Echo
Prophylaxe: ASS 300 mg
7. Epilepsie: Klassifikation, generalisiert, Status, Absence
Klassifikation
Generalisiert
(treten beidseitig auf, EEG-Veränderungen über der ganzen
Großhirnrinde)
- Absencen
- Myoklonische Anfälle (impulsiv-petit mal)
- Tonische
- Klonische
- Grand mal: Aura, Initialschrei, tonische Phase, klonische Phase,
Terminalschlaf, Pupillen lichtstarr, lateraler Zungenbiss, Harn-, Stuhlabgang,
Amnesie für die Zeit des Anfalls
Therapie: Valproat, Lamotrigin, Phenobarbital, Ethosuximid bei Absencen in Komb
mit Valproat
UW Valproat: GIT, Haarausfall, Gewichtszunahme
Fokal
(EEG-Veränderungen nur über einem umschriebenen Areal)
75% mit Aura (meist epigastrisch) Patienten starren, wirken
entfernt, stereotype Automatismen, oft oral, auch komplexe
motorische Abläufe
Bei Temporallappenepilepsie: linksdominant:
Wortfindungsstörungen, rechts: visuell-räumliche
Gedächtnisdefizite
- komplex-fokal (mit Bewusstseinstörung, früher: psychomotorische Anfälle)
o einfach-fokal mit folgender Bewusstseinsstörung
o mit Bewusstseinsstörung zu Beginn
-
einfach-fokal (ohne Bewusstseinstrübung)
o Jackson-Anfall motorischer oder sensibler Anfall, der in einer
Körperregion beginnt und von dort in andere wandert (march of
convulsion)
o Oder mit sensiblen, autonomen, psychischen Symptomen
- mit sekundärer Generalisierung
Therapie: Carbamezepin, Lamotrigin, Valproat, Phenytoin (dann Kombination mit
Topiramat, Gabapentin, Vigabatrin)
Provokationsfaktoren: Fieber, Schlafentzug, Alkohol
Epidemiologie: 0,5-1% der Bevölkerung, Inzidenz 30-50/100000
¾ treten vor dem 20. Lj. Auf
Ätiologie:
- Idiopathisch: keine strukturellen oder metabolischen Defekte nachweisbar,
genetische Faktoren
- Symptomatisch:
o perinatale Hirnschädigung
o posttraumatisch
o Tumoren
o Vaskulär (Angiom, Ischämie)
o Medikamente
o Metabolisch (Hypoglykämie, Urämie, Thyreotoxikose)
o Infektiös
EEG: epilepsietypische Potentiale, interiktal bei 50% der Patienten Veränderungen
Spikes, Spike-Wave, Sharp Waves, Polyspikes
Provokation durch: Hyperventilation, Photostimulation, Schlafentzug
Labor: postiktal CK, Prolaktin
8. Facialisparese
Verlauf: tritt im KHBW aus dem Hirnstamm aus => durch den Meatus acusticus
internus => Canalis facialis (Chorda tympani, vordere 2/3 der Zunge) => Ganglion
geniculi (äußeres Fazialisknie) Abgang des N. intermedius (mit N. petrosus major
zum Trommelfell und Mittelohrschleimhaut) => Abgang des N. stapedius => Foramen
stylomastoideus => Plexus parotideus
 peripher:
o Lähmung der mimischen Muskulatur
o erweiterte Lidspalte, Lagophtalmus
o Stirn- Nasolabialfalte verstrichen
o Bell-Phänomen
o Hyperakusis (M. stapedius)
o Geschmacksstörung im vorderen Zungendrittel (bei Schädigung vor
Abgang der Chorda tympani)
o Tränensekretion beeinträchtigt (N. intermedius)
 zentral: Läsionsort im 1. motor. Neuron (Gyrus praecentralis) oder Tractus
corticonuclearis
besonders orale Gesichtsmuskulatur betroffen, Stirnast ausgespart
Ursache: der peripheren Fazialisparese
- entzündlich: Zoster, bakterielle Meningitis, Borreliose, GBS
- traumatisch: Felsenbeinquerfrakturen
- neoplastisch: KHBW, Parotistumoren
- angeboren: Möbius Syndrom mit beiseitiger Fazialis und Abduzensparese
- idiopathisch: in 50% der Fälle ungeklärte Ätiologie
- Sarkoidse, Otitis media, Mastoiditis
Therapie: physikalische Therapie, Uhrglasverband, ggf Kortikoide, eventuell
Operation
9. Meningitis
Entzündung der Pia mater und Arachnoidea mit Exsudation in den
Subarachnoidalraum

bakterielle Meningitis:
Ätiologie: hämatogene Streuung, fortgeleitete Infektion, offenes SHT
Symptome: über 1-2 Tage progrediente Kopfschmerzen, grippeähnliche
Prodromie, Fieber, Nackensteifigkeit, Babinski negativ, MER seitengleich,
Vigilanzstörung, Lichtscheu
DD: virale Meningitis, SAB
Diagnose: CCT, LP (trüb, Lactat erhöht, granulozytäre Pleozytose, Glucose
niedrig)
Therapie: vor Erregernachweis => Ceftriaxon und Ampicillin, Überwachung
Komplikationen: Waterhouse-Friderichsen Syndrom, Hirnödem,
Hydrocephalus, subdurales Empyem, Abszess, Vaskulitiden mit Ischämie,
Sepsis, ARDS, DIC
Inzidenz: 5-10/100000
Kritische Periode in der ersten Krankheitswoche
Erreger: Pneumokokken, Meningokokken, Listerien, Staphylokokken,
Streptokokken, Enterokokken
Bei Meningokokken: Isolierung, Penicillin G, Chemoprophylaxe mit Rifampicin
für Kontaktpersonen, meldepflichtig
DD Enzephalitis: Vigilanzstörung, Psychosyndrom, fokal neurologische
Symptome wie Aphasie, fokale Anfälle als Zeichen einer Beteiligung des
Hirnparenchyms
 Virusmeningitis und –enzephalitis
Symptome: grippeähnliches Prodromalstadium, Vigilanzminderung, Fieber,
Kopfschmerzen, fokale Symptome
Diagnose: LP (geringe Zellzahlerhöhung, Glukose normal, Lymphozyten,
grenzwertiges Eiweiß), MRT (bei Herpes temporale Herde)
Therapie: Aciclovir
Erreger: Herpes, Enteroviren, EBV, Adeno-, Arbo (FSME: 60% subklinisch,
keine spezifische Therapie, Endemiegebiete in Baden-Württemberg, Bayer,
Österreich) und Myxoviren, Nachweis gelingt nur in 30% der Fälle
10. GBS: DD (Polyradikulitis)
Synonyme: Polyradikulitis, idiopathische Polyradikuloneuropathie, Polyneuritis
Ätiologie: unklar, Vermutung: Ak Reaktion gegen peripheres Myelin
Histo: Infiltration der Markscheiden mit Makrophagen
Inzidenz: 1-2/ 100.000
Tritt nach fieberhaften Erkrankungen der Atemwege/GIT, CMV, Campylobacter, EBV,
HSV; Mykoplasmen, Op, Trauma oder Schwangerschaft auf
Symptome:
90% Parästhesien und Schmerzen beginnend in den Beinen
50% Facialisparese, oft beidseitig
schlaffe Paresen symmetrisch aufsteigend innerhalb von Tagen
Zwerchfelllähmung (Landry Paralyse)
autonome Störungen
selten sensible Ausfälle
Verlust der MER
D: MER Verlust, Liquor (Eiweiß hoch, Zellzahl normal => zytoalbuminäre
Dissoziation), auch bei Stopliquor (Nonne Froin Syndrom), Paraproteinämie,
metaneoplastisch, Hypoliquorrhoe
EMG in der ersten Woche: Verzögerung der Leitgeschwindigkeit(15-30 m/s),
verlängerte distalmotorische Latenzen, verzögerte F-Welle.
2-3 Woche pathologische Spontanaktivität
Prognose abhängig von der Schädigung, Höhepunkt bei 75% der Patienten nach 2
Wochen, Rückbildung kann bis zu 7 Monaten dauern, Letalität bei früher
Intensivtherapie 3-5% (schlecht: >60y, frühe Beatmungspflicht, ausgeprägter
axonaler Schaden)
DD: spinale Prozesse (Bildgebung)
Botulismus (Anamnese, primär bulbäre Symptome)
Mononukleose, HIV, CMV, paraneoplastisch,
Elektrolytentgleisungen (K Abnormitäten, Reflexe normal)
Myasthenia gravis (Reflexe normal, ansprechen auf Pyridostigmin)
metabolische/toxische Neuropathien (Anamnese)
Borreliose (Zeckenbiss, Serologie)
Neuropathie bei Porphyrie (abdominelle Beschwerden, Urinfarbe)
Polyradikulitis: PNP, Rumpfmuskulatur betroffen, querschnittsförmige
Sensibilitätsstörungen
Therapie:
1. Überwachung der resp. Funktion, RR, HF
2. allgemeine Maßnahmen: Thromboseprophylaxe, KG
3. spezielle Behandlung: Immunglobuline (KI: IgA Mangel, Niereninsuffizienz,
Überempfindlichkeit) für 5 Tage (0,4g/kg KG), Plasmapherese (alle 2 Tage)
Varianten: Miller-Fisher (Beteiligung von Hirnnerven mit Ophthalmoplegie, schwerer
Ataxie), Elsberg-Syndrom, Pandyautonomie (fast ausschließliche Beteiligung des
vegetativen Nervensystems)
13. Querschnitt:
Ursache: Traumatisch, Neoplastisch, Radiatio, Chirotherapie, Frakturen
Bei spinalen Tumoren: langsam fortschreitendes Querschnittssyndrom mit Tetraoder Paraparese mit Steifigkeit in den Beinen, sensible Symptome (radikulär oder
diffus), Lhermitte Nackenbeugungszeichen, Blasen- und Mastdarmstörungen,
eventuell Hinterstrangsymptome, Brown-Sequard, spastische Parese,
Reflexsteigerung, Pyramidenbahnzeichen, Blasenlähmung
Trauma: primär (mechanische Läsion) sekundär (ischämisch), Hämatomyelie
Spastische Parese, spinale Automatismen, Hyperreflexie, Pyramidenbahnzeichen,
Blasenlähmung (atone Überlaufblase) mit Übergang zur automatisierten
Blasenentleerung (Reflexblase)
14. Nystagmus: unwillkürliche, rhythmische Bewegung der Augen, besteht aus einer
schnellen und einer langsamen Komponente, wird nach der schnellen Komponente
benannt,
wird durch Finger-Folgebewegung in horizontaler und vertikaler Ebene überprüft,
Frenzel-Brille
physiologische Formen: Endstellnystagmus bei extremer Blickwendung,
optokinetischer Nystagmus bei Fixierung schnell bewegender Objekte (Testung mit
OKN Trommel)
pathologische Formen: entstehen durch periphere Läsionen im Bereich des N.
vestibluaris, des Labyrinths oder durch zentrale Läsionen im Hirnstamm und
Kleinhirn
Spontannystagmus in Ruhestellung
Blickrichtungsnystagmus bei Blick in eine bestimmte Richtung
Lagerungsnystagmus nur in bestimmten Körperlagen (BPPV)
Down-Beatnystagmus bei Prozess im Bereich des Foramen magnum bei z.B.:
Arnold-Chiari
15. MER
Eigenreflexe: ausgelöst durch Muskeldehnung (Muskelspindeln/Golgi
Sehnenapparate) mit monosynaptische Umschaltung im RM und Aktivierung
desselben Muskels (Rezeptor und Erfolgsorgan sind identisch), nicht erschöpfbar,
gesteigert: zentrale Lähmung (z.B.: MS, Infarkt,
erlöschen: periphere Schädigung (z.B.: GBS, PNP)
Masseter (N. trigeminus, V3) Eichreflex
BSR (C5-6, N. musculocutaneus)
RPR (C 5-6, N. radialis)
TSR (C 6-7, N. radialis)
Trömmer-Reflex (C7-8, N. medianus, N. ulnaris)
ADR (L 2-4, N. obturatorius)
PSR (L 3-4, N. femoralis)
TPR (L5, N. tibialis)
ASR (S 1-2, N. tibialis)
16. SAB
Symptome: plötzlich aufgetretene, heftigste Kopfschmerzen, Meningismus
Ursache: Aneurysma, arteriovenöses Angiom
Diagnose: CCT (Nachweis in 90%)
Falls unauffällig => LP
Angiographie
Einteilung nach Hunt und Hess
I: keine/geringe Kopfschmerzen, leichter Meningismus
II: mäßig/schwere Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Hirnnervenparesen
III: Somnolenz, Verwirrtheit, leichtere Herd-Symptome
IV: Sopor, Ausfälle, vegetative Störungen
V: Koma, Strecksynergismen
Therapie:
Vermeidung von Komplikationen und Ausschaltung von Blutungsquellen
Außerdem Bettruhe, Analgosedierung (Dolantin 50mg, Diazepam), Überwachung
- Vasospasmus: Kalziumantagonist, Risiko am 3-18 Tage nach Ereignis
- Hydrocephalus communicans occlusus + aresorptivus (Verklebung im Bereich
der Pacchioni Granulationen)
- Nachblutung
- Hirndruck
Frühoperation: innerhalb der ersten drei Tage, Grad I-III
Spätoperation: nach 14 Tagen, Grad IV
Herunterladen