Klinische Psychologie II Psychotherapie und Psychotherapieforschung SS 2008 Prof. Hermann Kapitel 1: Einführung in die psychotherapeutische Intervention ....................................... 2 Psychotherapie und klinisch – psychologische Interventionen .................................. 2 Therapeutische Schulen: Tiefenpsychologische Ansätze ...................................................... 4 Allgemeines zu tiefenpsychologischen Ansätzen ...................................................... 4 Freuds Theorien .......................................................................................................... 4 Kapitel 1: Einführung in die psychotherapeutische Intervention Definition von Psychotherapie Nach Meltzoff - Systematische (mehrmalige) Anwendung von aus psychologisch Prinzipien abgeleiteten Techniken - Vermittelt durch in den Prinzipien erfahrene und ausgebildete Personen - Anwendung der Technik hat Ziel Person bei Veränderungen von persönlichen, unangepassten/ abweichende Charaktistiken (Gefühle, Einstellungen, Verhalten) zu unterstützen Weitere Aspekte - Bewusster und geplanter interaktionaler Prozess (Patient geht gezielt zu einem Therapeuten um sich Hilfe zu holen) - Erfolgt verbal, nonverbal und verhaltensorientiert - Patient und Therapeut erarbeiten Ziele, die erreicht werden sollen - Erfolgt mittels lehrbarer und lernbarer Techniken auf Grundlager einer Theorie normalen und pathologischen Gedanken (z.B. die Therapie dysfunktionaler Gedanken bei Depression basiert auf einer Theorie) - Tragfähige, emotionale Patient – Therapeut Beziehung ist wichtig Psychotherapie und klinisch – psychologische Interventionen Psychotherapie ist Untergruppe von klinisch – psychologischen Interventionen Merkmale/ Eigenschaften klinische orientierter, psychologischer Interventionen - Behandlung bei klinisch – psychologischen Interventionen umfasst alle Funktionen, die mit Gesundheit in Verbindung stehen Sie kann neben Störungen auch bei Entfaltungen, Rehabilitationen und somatischen (z.B. Patient dabei helfen mit seiner körperlichen Krankheit klar zu kommen) Störungen beinhalten - Zielorientierung liegt immer vor (s. dazu auch kognitive Verhaltenstherapie) so auch gute Erfassung des Erfolges möglich - Theoretische Fundierung durch zugrundeliegende, empirisch überprüfte Störungsmodelle - Empirische Überprüfung notwendig (besonders für Krankenkassen, die nicht umsonst Geld zahlen wollen) - Ziel kann Person selber (intraindividuell) oder soziales System – z.B. Familie – (interindividuell) sein Systematik klinisch psychologischer Interventionen: 3 Dimensionen - Art des Problems: Körperliche Krankheit, Störung, anderes Problem (z.B. Familienproblem) - Art der Intervention: klin. – psych. Behandlung/ Therapie und Rehabilitation - Funktion/ Funktionsmuster, welches verändert werden soll Allgemeines Modell der psychotherapeutischen Prozessstruktur: Wichtige Faktoren für die PT - - Fundamentale Annahmen der Psychotherapie - - Hintergrund der Gesellschaft (Gesundheitssystem und Anerkennung einer Störung) Bestimmung des Behandlungsangebotes Weitere an der Therapie beteiligten Faktoren Persönlichkeits- und berufliche Merkmale des Therapeuten und des Patienten, die die Beziehung beider mitbestimmen o Yavis (young, attractive, verbal, intelligence, sensitive) – Patienten sind eher für tiefenpsychologische Therapien (die Introspektion erfordern) geeignet als weniger intelligente und introspektionsfähige Patienten Therapeutische Techniken und Offenheit des Patienten (was sich auf die Wirkung der Therapie auswirkt und somit auch auf die Patient – Therapeut Beziehung) Der Erfolg/ Ergebnis der Therapie Menschliches Verhalten ist veränderbar (Plastizitätspostulat) Es spielt keine Rolle, ob das zu verändernde menschlich Verhalten als angepasst oder unangepasst klassifiziert wird Störungen, persönliche Entfaltung und Beratung sind auch Ziel Veränderungen sind mit und ohne therapeutische Intervention möglich („Spontanremission“) z. B. bei schwerer Depression oft nach 6 Monaten Spontanremission, mit Therapie nicht viel weniger Voraussetzungen der Psychotherapie Die klinisch – psychologische Diagnostik - Wissen über die Störung (Ätiologie, Pathogenese und Verlauf) Diagnostik in den Bereichen: Genetik, Physiologie, Motorik, Emotionalität, soziales Verhalten zur Auswahl einer geeigneten Therapie (Pharmakotherapie, Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie, Psychoanalyse, Familientherapie) Sie ist eng mit der klinischen Psychologie verwoben, da vor, während und nach jeder Therapie Diagnostik erfol gen muss: - Diagnostik vor/ zu Beginn der Störung: Indikationsorientierte Statusdiagnostik - Diagnose im Verlauf der Therapie: Anpassung der Therapie, Veränderungen im Vorgehen, Überprüfen der Erfolge - Diagnose am Ende/ nach der Therapie: Erfolgskontrolle Auch spielt das Setting bei der Diagnostik eine Rolle: - private Praxis: Klassifikatorische Diagnostik nach dem ICD – 10, Einzeloder Gruppentherapie oder Beratung (z.B. Weiterempfehlung an Klinik) - Psychiatrische Klinik: Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie (meist bei schweren Fällen, wo stationäre Aufnahem nötig ist) - Psychosomatische Klinik: Grundlegende Diagnostik schon da, eher in Klinik zur Differentialdiagnose, Diagnostik und Therapie bei Störungen, die psychisch und körperlich bedingt sind. - Beratungsstellen: eher Screening als vollständige, psychologische Diagnostik. Weiterempfehlung an behandelnde Einrichtungen - Rehabilitation: Diagnostik von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die Wiedereingliederung in den alten Beruf oder Umschulung betreffen. Hier Einsatz entsprechender therapeutischer Interventionen. - Allgemeinmedizinische Kliniken: Weniger klinisch – psychologische Diagnostik, Behandlung von Krankheiten bei denen psychischer Faktor möglich ist. Weiterempfehlung an andere Einrichtungen. Hauptmythen der Psychotherapie und Implikationen für die Forschung - - Beschreibungsmerkmale von Psychotherapieformen - - Mythos der Uniformität, bzw. Homogenität: Therapieerfolg unabhängig von Therapeut, Art der Störung und Art der Therapie. Kiesler (1971) widersprach diesem Mythos und entwickelte ein Gittermodell, indem miteinander interagierende Faktoren (u.a. Art der Therapie, Persönlichkeit/ Fähigkeiten/ Erfahrung des Therapeuten, Persönlichkeit/ Störung des Patienten, zeitlicher Kontext, Lebensbedingungen) aufgeführt werden. Nach ihm gibt es für jeden Patienten einen passenden Therapeuten und eine passende Therapie (allerdings ist Forschung nicht so weit, dass man schon genaue Aussagen machen kann) Mythos der spontanen Remission Mythos, wonach die bestehende Therapie – Theorien adäquate Ziele darstellen. Definition der Therapie Geschichte Entwicklung (Vorläufer, Anfänge, gegenwärtiger Stand) Theorien (Grundannahmen, Erweiterung des theoretischen Konzeptes) haben viel mit 4. zu tun Persönlichkeit (Menschenbild/ Persönlichkeitstheorie, Variabilität des Persönlichkeitskonzeptes) Psychotherapie (Theorie der Intervention, Prozess – z.B. Art der Patient/ Therapeut Interaktion –, Bedingungsgefügte des theoretischen Konzeptes) Anwendung der Psychotherapie (Problemebereiche und Einschränkungen, Behandlungsparameter – je nach Art der Therapie beobachtbares Verhalten oder subjektives Erleben –, Effektkontrolle) Kapitel 2 Therapeutische Schulen: Tiefenpsychologische Ansätze Allgemeines zu tiefenpsychologischen Ansätzen Charakteristika von Tiefenpsychologie Es gibt Unterschiede bei versch Ausrichtungen, folgende Aspekte aber gleich: - Verhalten und Erleben einer Person ist durch unbewusste, psychische Kräfte bestimmt; durch das Bewusstwerden dieser unbewussten Impulse kommt es zu Veränderungen - Psychische Probleme und Verhaltensstörungen entstehen durch Konflikte, die in der Biographie des Patienten begründet sind - Therapeut ist eine Projektionsfläche für den Patienten und ermöglicht die Auseinandersetzung mit Konflikten der Kindheit Wichtige Vertreter Franz Anton Mesmer (1734 – 1815) (Vorläufer zu Freud) - Erforschte und versuchte Hysterie (massive, körperliche Symptome, die aber keinen organischen Ursprung haben Heute eher seltene Konversionsstörung) zu heilen - „Mesmerismus“ oder animalischer Magnetismus: Bei Störungen ist die magnetische Fluidum der Patienten gestört & deswegen entsteht Hysterie - Magnettherapie war Unsinn, aber der Hypnosuggestion wurde begründet (nach dem sinnlosen Magnetauflegen ging es den Patientinnen besser) Jean Charcot (1825 – 1893) und Pierre Janet (1859 – 1947) (Vorläufer zu Freud) - Zusammenhang zwischen Hypnose und Neurose, da Symptome der Neurose durch Hypnose erzeugt wurden - Psychische Genese hysterischer Störungen - Bedeutung von Traumata als Ursachen von Störungen Siegmund Freud (1856 – 1939) - allgemeine psychologische Theorie des menschlichen Handeln und Erlebens (die aber im Laufe seines Lebens von ihm selbst stark verändert wurde) - hat viele Therapieschulen und Theorien beeinflusst und Gegenreaktionen (z.B. die VT) hervorgebracht! - Methode zur Erfassung psychischer Vorgänge (z.B. freie Assoziation, Traumdeutung) - Verfahren zur Behandlung psychischer Störungen - Neurosenlehre, psychosexuelle Entwicklung und Persönlichkeitsmodell (Es – Ich – Überich) - behandelte zusammen mit Joseph Breuer den Fall der Hysteriepatientin Anna O. (später berühmte Frauenrechtlerin): o Breuer behandelte sie mit kathartischem Erleben, d.h. Abreagieren fehlgeleiteter Affekte o Freud nutzte danach freie Assoziation um an Verdrängtes heran zukommen (wandte sich von kathartischem Erleben ab) o Später Veränderung der Theorie, dass Hysterie auf realen Missbrauchserfahrungen beruhen, sondern Missbrauch spiegelte nach Freud nur Phantasie und unbewusste Bedürfnisse der Frauen wieder (in Freud’s Zeit verneinte man sexueller Missbrauch, er war nicht als Tat akzeptiert). o Freud stellte die Therapie als vollen Erfolg da. Anna O. äußerte sich später kritisch zu der Therapie, aber das Reden tat ihr gut „talking cure“. Freuds Theorien umfassende Theorie der Persönlichkeit (Strukturmodell) Es gibt verschiedene Bewusstseinsstufen: - Das Bewusstsein, welches im Augenblick direkt zugänglich ist - Das Vorbewusste, welches mit Anstrengung und Aufmerksamkeit bewusst gemacht werden kann - Das Unbewusste, welches nicht direkt bewusst gemacht werden kann. Das Ich und das Überich ist teils bewusst, teils vorbewusst, das Es ist aber unbewusst. Instanzen des psychischen Apparates. Störungsmodell (Neurosenlehre) ES - älteste Instanz in individueller und stammesgeschichtlicher Entwicklung nicht auflösbare, basaler Grundbedürfnisse und primäre Impulse, die auf sofortige Befriedigung drängen ÜBER-ICH - = verinnerlichte Repräsentation der moralischen und ethischen Wertvorstellungen der Gesellschaft w. der Eltern) - Gewissensfunktion - Steuerung, Überwachung und Bestrafung der Aktivitäten des ES ICH - = zentrale, vermittelnde Entscheidungsinstanz zwischen ES und ÜBER-ICH - realitätsangebrachte Verwirklichung der triebhaften Impulse des ES - Berücksichtigung der normativen Einschränkungen des ÜBER-ICHs - Jenseits des Lustprinzips (1920): Es gibt ein Triebobjekt (man selbst, andere Person) und ein Triebziel (Beseitigung des Triebes durch ein Objekt, z.B. durch Pizza Hungers stillen). Eine Mischung aus den Trieben ist möglich. o Eros: Lustprinzip, Liebestrieb, Selbsterhaltung Zweck: Fortpflanzung und Ziel: Herstellung einer größer werdenden Einheit durch Bindung o Libido: dem Eros zugrunde liegende Energie, die sich erst auf das eigene „Ich“ und später auf eine andere Person ausrichten o Thanatos: Entstand als Reaktion auf das Grauen im 1. Weltkrieg. Ist Gegenspieler des Eros, d.h. Todestrieb mit dem Ziel der Zerstörung und Rückführung eines Lebewesens in einen anorganischen Zustand. Zuerst nach innen gerichtet und selbst zerstörerisch, später nach außen gerichtet in Form von Aggression und Destruktion. - Beispiel für die Entstehung einer Störung: Neurasthenie und Angstneurose o Sexualtrieb kann nicht umgesetzt werden Masturbation lässt Neurasthenie (Gefühl der Schwäche, Reizbarkeit, Ängstlichkeit) entstehen oder durch Abwehr entsteht eine Psychoneurose (Ausdruck des Konfliktes mit der Libioentwicklung o. der mit Person besetzten Libido) o Abstinenz in der Liebesbeziehung, da Sexualtrieb nicht durchkommt führt zu der Angstneurose - Konflikt = Zwischen 2 oder mehr gegensätzlichen Strebungen im Inneren des Individuum und den 3 Instanzen. Abwehr folgt nun, was wichtig für die Symptombildung auch die Erhaltung der Integrität des Selbstwertes ist (Abwehr ist nicht immer etwas negatives, sondern kann sich auch in Kunst äußern) - Abwehrmechanismen: o Verdrängung: unter Umständen kommt es zu Symptombildung, bei partieller Verdrängung kommt es zur Verleugnung der Realität o Konversion: Triebenergie wird symptomhaft ausgelebt, z.B. in Körperbeschwerden o Reaktionsbildung: Trieb wird in das Gegenteil verkehrt, z.B. liebt man die Person, die man eigentlich hasst. o Projektion: Anderen die eigenen Impulse zuschreiben, z.B. man sagt, dass die andere Personen einen hasst, obwohl man selbst die Person hasst. Regression: Fixierung auf eine Entwicklungsstufe (z.B. orale Stufe) und bei Konfliktsituation Rückfall auf diese Verhaltensweisen (z.B. Nuckeln am Daumen). Muss nicht negativ sein, da man dort wieder die kindliche Kreativität und Produktivität hat. o Identifikation: kann auch positiv sein. Beispiel für Identifikation ist Ödipuskomplex. o Sublimation: Im Sinne von sozial erwünschter Weise Abbau von Trieben (z.B. mittels Sport, Beruf ergreifen, malen) Abwehr ist per se nicht ungesund!!!! Psychosexuelle Entwicklungsphasen Grundidee: Der Mensch wird von Anfang an mit sexuellen Regungen (d.h. Wunsch der Erzeugung von Lustgewinn) geboren und befriedigt diese Regungen je nach Phase. Jeder Mensch durchläuft die Phasen & Quelle der Bedürfnisbefriedigung so. Charakterfixierung Oraler Typ: - anspruchsvoll, nie zu befriedigend versorgend, andere befriedigend - optimistisch oder pessimistisch Analer Typ: - Zurückhaltung -> Ordnung/Sparsamkeit/Rigidität - Produktivität -> „Liederlichkeit - Charakter: dominant oder unterordnend Phallischer Typ: - missglückte Lösung des Ödipus-Konfliktes - Ehrgeiz, Initiative, Abwendung von der Sexualität (Homosex.) - Minderwertigkeitsgefühle Charakter = Summe aller erstarrter Widerstände und Abwehrformen Konzepte der Angst Frühes Konzept: Angst = umgewandelte, nicht abgeführte Libido, d.h. Ergebnis der Verdrängung Späteres Konzept: Angst = Ursache von Verdrängung Fokus auf Ich als Vermittler zwischen Es und ÜberIch und Realität o Aggressionstrieb des „Es“ Strafandrohung des Ich Verdrängung nur teilweise neurotische Angst o zu starke Über – Ich Impulse Angst und Schuldgefühle Primärangst steht am Anfang Unterscheidung zwischen reale Angst, Schuldgefühle, Trennungsangst von der Mutter, Kastrationsangst vor dem Vater und neurotische Angst grundsätzlich: stärkerer Fokus auf Ich und seine Funktion (z.B. Bewusstsein, Wahrnehmung, Denken, Sprechen, Interaktion, Selbstkontrolle, Abwehrmechanismen) Weiterentwicklung Ich-Psychologie (Kohut, Kernberg): - gestörte Ich-Entwicklung in Kindheit als Ursache von psychischen Störungen Die Psychoanalyse Die Psychoanalyse Grundlegende Aspekte: - Grundlage: TopographischesModell der Psyche - Neurosen: basieren auf Konflikt zwischen den Instanzen - Psychosen: Das Ich hat schwerwiegende Defizite (heutzutage ähnliche Definition), diese Patienten nicht für Psychoanalyse geeignet! - Ziel der Therapie: „Wo ES war, soll ICH werden.“ Lernen mit den Trieben des „ES“ konstruktiv umzugehen und Ich soll das „ES“ auch besser abwehren können. - therapeutisches Bündnis mit dem Ziel der Freilegung des Verdrängten: - Therapeut als Stütze des geschwächten Patienten-Ich - libidöse Abstinenz auf Seiten des Therapeuten, da er nur Projektionsoberfläche ist. - Intaktes Ich des Patienten ist Vorraussetzung keine Behandlung von Psychopatienten - Setting: Patient liegt um Regression zu fördern und besser Zugang zu unbewusstem zu kriegen, Therapeut sitzt schräg dahinter - Übertragung und Gegenübertragung o Übertragung, d.h. Gefühle/Verhalten des Patienten gegenüber Analytiker, die nicht der realen Situation entsprechen, sondern von früheren Beziehungen stammen o Gegenübertragung = nicht-neurotische Reaktion des Analytikers auf die Übertragung seiner Patienten => therapeutisches Instrument Der Therapeut erkennt das ausgelöste Gefühle in ihm nicht ihm persönlich gewidmet sind, sondern nur Produkt der Projektion des Patienten sind. Aus diesen Gefühlen erschließt sich Therapeut Konflikte und Erleben des Patienten und versucht dies zu nutzen. Methoden zur Aufdeckung unbewusster Regungen - freie Assoziation o Patient erzählt alles was ihm einfällt soll unbewusste Konflikte widerspiegeln und Therapeut hält sich zurück dabei - Traumdeutung o Traumbildung: Träume reproduzieren viele Eindrücke aus früher Kindheit und vergessene Szenen o das ES bestimmt wesentlich den Trauminhalt o Traum als Hüter des Schlafes: ICH setzt Bedürfnisse und Ansprüche eine harmlose Wunscherfüllung entgegen die Bedürfnisse des „Es“ zu harmloser Wunscherfüllung wird und keine Angst entsteht, der Mensch kann so weiterschlafen. o primärer latenter Trauminhalt muss man erschließen Traumdeutung große Herausforderung für den Therapeuten, aber es kann bei verschiedenen Therapeuten verschiedene Traumdeutungen geben. Ablauf der Therapie Instruktion: Aufklärung des Patienten über die freie Assoziation und die Traumdeutung und auch auf die passive Rolle des Therapeuten. Kritik an der Psychoanalyse - Pansexualismus Homöostaseprinzip Überbetonung des ES Mangelnde Überprüfbarkeit der Theorie keine klare Definition und Abgrenzung der Ergebnisse psychischer Aktivität Introspektionals primäre Methode des Erkenntnisgewinns Kapitel 3: humanistische Ansätze Die humanistischen Modelle Grundlegendes zu den humanistischen Modellen - - - - - Kritikpunkte der humanistischen Modelle an der Psychoanalyse - - Prämisse: Der Mensch hat die Neigung zu Kooperationsbreitschaft und Schöpfertum, daher hat er die Lebensaufgaben: Selbstverwirklichung/“authentisches Leben“, Reife und Sozialisation. Voraussetzung: Entwicklung eines befriedigenden persönlichen Wertesystems und dementsprechendes Leben. Dies geht nur in Austausch mit den Mitpersonen humanistische Ansätze sind daher auch interaktional Menschenbild: Es besteht hier ein sehr idealistisches Menschenbild. Der Mensch wird mit dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung geboren. Wichtig für den Menschen sind folgende vier Punkte: Autonomie & soziale Interpendenz, Selbstverwirklichung, Ganzheit, Ziel – und Sinnorientierung: Der Mensch hat Grund – und Wachstumsbedürfnisse. Grundbedürfnisse: u.a. Selbstachtung, Liebe, Sicherheit, physiologische Bedürfnisse Voraussetzung zur Erfüllung ist Freiheit, Gerechtigkeit, Geordnet und Stimulation Wachstumsbedürfnisse: u.a. Wahrhaftigkeit, Güte, Sinnhaftigkeit, Ordnung, Einfachheit, Gerechtigkeit, usw. bauen auf den Grundbedürfnisses auf Mensch hat keine freie Entscheidung Es gibt ein sehr negatives Menschenbild (inzestuös, promisk, zerstörerisch und egoistisch) Selbstentfaltung steht nicht mi Vordergrund, Verhalten des Menschen bezieht sich bei Psychoanalyse eher auf Beseitigung der Bedürfnisse, die auch nicht lustvoll sein können. Zielgerichtete Bewältigung von Aufgaben ist nicht des Menschen Handlungsimpuls, Mensch ist nur mit Triebabwehr beschäftigt Mensch gleicht im Lernmechanismus den Tieren und hat in dem Sinne nichts spezifisch humanes Mensch ist nicht spontan, sondern durch externe Umstände gesteuert Nach dem behavioristischen Modell gibt es keine Identität des Individuum als verbindende Basis aller seiner Handlungen, da Verhaltensweisen nur Resultat isolierter Lernprozesse sind. Unterschied Psychoanalyse und humanistische Ansätze Gemeinsamkeiten der humanistischen Ansätze Gemeinsamkeiten: - holistische Orientierung (Orientierung am Ganzen Erleben und Verhalten des Menschen) - Sinnhaftigkeit und Begegnung (Mensch setzte sich mit dem Sinn des Lebens auseinander) - Auseinandersetzung mit Umwelt und Erleben, d.h. auch mit anderen Menschen Formen: Gestalttherapie, non – direktive Gesprächspsychotherapie, Logopädie und Existenzanalyse, Psychodrama Non – direktive Gesprächs -psychotherapie - - - - Gestalttherapie - Logotherapie und Existenzanalyse (V.E. Frankl) - - Psychodrama (J. Moreno) - Das Menschenbild der klientenzentrierten Psychotherapie geht davon aus, dass der Mensch eine angeborene Aktualisierungstendenz besitze, die für eine Weiterentwicklung und Reifung der Persönlichkeit sorgen kann Der Hilfesuchende trage alles zu seiner Heilung Notwendige in sich und sei selbst am besten in der Lage, seine persönliche Situation zu analysieren und Lösungen für seine Probleme zu erarbeiten. Psychotherapie muss ein günstiges Klima für den gestörten Wachstumsprozess schaffen. Die Psychotherapie-Theorie ruht im Wesentlichen auf zwei Säulen: o einer wissenschaftlich überprüften Aussage über wirkungsvolles Eingehen von Psychotherapeuten und Beratern auf ihre Klienten (die sechs notwendigen und hinreichenden Bedingungen zur psychologischen Veränderung) o die Grundannahmen über die Natur des Menschen ("Aktualisierungstendenz", d.h. Selbst-Verwirklichungs-" und "-Vervollkommnungstendenz", sowie "Bedürfnis nach bedingungsloser positiver Wertschätzung"). Therapeut muss 3 Grundhaltungen einnehmen: bedingungslose positive Wertschätzung, Empathie und Kongruenz (Echtheit/ Wahrhaftigkeit gegenüber dem Klienten) Mehr Details siehe im Abschnitt weiter unten Der Mensch lebt und wächst im Umgang mit der Umwelt und gestaltet Bedürfnisse. Ist keine Gestaltung möglich, dann könne die Bedürfnisse keine Gestalt annehmen und werden als nicht abgeschlossene Gestalt in neuen Situationen reaktiviert. Die Therapie findet im Gegensatz zu der Gesprächspsychotherapie oft in Gruppen statt 3 Postulate o In der Therapie erkennt der Mensch seine Bedürfnisse und lernt sie zu befriedigen. o Fokus auf dem „Hier und Jetzt“, nicht auf Fantasien über die Realität. o Der Mensch lernt sich und anderen Menschen so zu akzeptieren, wie er/sie sind. Annahme: Mensch ist existentiell auf den Sinn des Lebens ausgerichtet und nicht erfülltes Sinnerleben kann zu psychischen Krankheiten führen, sowie psychische Erkrankungen von einem eingeschränkten individuellen Sinnbezug begleitet werden. Ähnliche Techniken wie in der Konfrontationstherapie bei der VT, nur heißt sie sie hier: paradoxe Intervention (z.B. soll ein Mensch, der Angst hat vor anderen rot zu werden, versuchen dieses Symptom zu produzieren und dann sehen, dass das nicht geht und so Distanz gewinnen) Die paradoxe Intervention wurde von der systematischen Therapie übernommen Als Mitglied der Gruppe erhält der Protagonist mit deren Erlaubnis die Möglichkeit, seine eigene Thematik oder diejenige der Gruppe mit der Unterstützung des "Spielleiters" und ausgewählten Hilfs-Ichs zu bearbeiten. Die Zuschauer lassen sich vom Spiel des Protagonisten berühren, greifen mit Unterstützung des Spielleiters ein und geben zu Guter letzt wie alle anderen Mitspieler eine empathische und, wo notwendig, kritische Rückmeldung. Allerdings kann es auch bei nicht oder kaum ins Spiel integrierten Zuschauern zu einer heilsamen Erschütterung, einer Katharsis, kommen. Interpersonelle Konflikte werden in der Gruppe wie ein Drama aufgeführt um u.a. kathartisches Erleben zu erreichen. Die klientenzentrierte Psychotherapie nach Rogers (die Gesprächspsychotherapie) Grundannahmen - Selbst = Teil des Wahrnehmungsfeldes, den ein Mensch auf sich selbst bezieht und der dem Bewusstsein zugänglich ist. Der Organismus hat die grundlegende Tendenz den Erfahrungen machenden Organismen zu aktualisieren, zu erhalten und zu erhöhen. So kommt es zu o o o Entstehung psychischer Störungen Die wichtigsten Thesen zur Persönlichkeit Durch rigides, unangemessener Selbstkonzept: Vergrößerung der inneren Konflikte Verleugnung, Verzerrung und unangemessene Symbolisierung bedrohlicher Wahrnehmungen Ursprung bedrohlicher Wahrnehmungen: frühkindliche Erfahrungen von missachtendem, unempathischem Nichtverstehen seitens relevanter Bezugspersonen Erstarrung der Selbstaktualisierungstendenz („normal“ nach Rogers wäre ständige Anpassung) Beispiel: Eine Person sieht sich selbst als hässlich, blöd und absolut uninteressant. Wenn diese Person nun Zuwendung bekommt, dann kann sie diese nicht erleben, sie nicht symbolisieren und nicht in die Aktualisierung des Selbstbildes mit einbeziehen. - - Ziel der Gesprächspsychotherapie Phasen der Gesprächspsychotherapie Ausdifferenzierung und Integration einfacher Struktur Von Abhängigkeit zu Unabhängigkeit: so unter anderem auch Entwicklung eines eigenen Wertemaßstabes. Von Starrheit zu Veränderungen und Freiheit der Äußerung: d.h. flexibler und freier werden in der Art und Weise, wie man auf die Mitmenschen reagierrt. !!Jedes Individuum existiert in einer beständig veränderten Welt der Erfahrungen, deren Mittelpunkt er ist !!Der Organismus reagiert auf das Umfeld, wie es erfahren und wahrgenommen wird. Dieses Wahrnehmungsfeld ist für das Individuum die Realität. man hat immer eine bestimmte „Brille“ an (z.B. grau oder rosa) und dementsprechend kann die Wahrnehmung auch verzerrt werden. !!Verhalten ist der zielgerichtete Versuch des Organismus, seine Bedürfnisse, wie sie in dem wahrgenommenen Feld erfahren werden, zu befriedigen. des Verhaltens für die Erhaltung und Erhöhung des Organismus. !!Der Organismus hat die grundlegende Tendenz, den Erfahrungen machenden Organismus zu aktualisieren, zu erhalten und zu erhöhen. !!Psychische Fehlanpassung liegt vor, wenn der Organismus vor dem Bewusstsein wichtiger Köper- und Sinneserfahrungen leugnet, die demzufolge nicht symbolisiert und in der Gestalt der Selbst – Struktur organisiert werden. Wenn diese Situation vorliegt, gibt es eine grundlegende oder potentielle psychische Spannung. Die Psychotherapie will erreichen, dass das Ideal einer vollfunktionierenden Persönlichkeit entsteht. Bei Psychosen daher nicht anwendbar, da ein intaktes Ich für die Therapie bestehen muss! Die vollfunktionierende Persönlichkeit ist gekennzeichnet durch keinne Abwehr und einem reinem Selbstbild, genauer gesagt durch folgende Punkte: 1. Offenheit gegenüber Erfahrungen, keine Abwehr 2. Genaue und differenzierte Symbolisation von Erfahrungen 3. Kongruenz zwischen Selbststruktur und Erfahrungen 4. Flexibilität der Selbststruktur 5. Lokalisation von Bewertung und Entscheidung primär im selbst 6. Bedingungslose positive Wertschätzung des eigenen Selbst. 7. Kreative Anpassung an neue Situationen. 8. Erfolgreiche Verhaltensregulation orientiert an eigenen Bedürfnissen 9. Unverzerrte Realitätswahrnehmung 10. Leichte Korrektur von Fehlentscheidungen 11. Ungehindertes Abnehmen und Vergeben positiver Wertschätzung 12. Reife und befriedigende soziale Interaktion 1. 2. Phase der nicht – direktiven Therapie (40er Jahre) Anfangspunkt war Beratung von Jugendlichen, Therapeut nicht als Experte, sondern als Förderer Rogers war Begründer der wissenschaftlichen Untersuchung psychotherapeutische Prozesse (Therapiesitzungen wurden schriftlich festgehalten/ aufgezeichnet und förderliche Prinzipien extrahiert) Gefühlsverbalisierende Phase (50er bis 60er Jahre): Fokus stärker auf Emotionen 3. 4. „normaler Vorgang“ beim einer idealen Persönlichkeit: Person kann gemacht Erfahrungen aufnehmen, unverzerrt verarbeiten und sie in ihr Selbstbild übertragen, um das Selbstbild zu korrigieren. Pathologie: Person kann gemacht Erfahrungen gar nicht aufnehmen oder verarbeitet sie verzerrt und so kann es zu keiner adäquaten Korrektur des Selbstbildes kommen (z.B. lässt Person keine Gefühle zu, sondern blockt sie ab und sucht Gründe für eigenes Verhalten in äußeren Faktoren) o Verzerrte Erfahrung führt bei nicht – Akzeptanz zu verminderter Selbstachtung oder zu Angst und Vermeidung. Therapieprinzip: Durch bedingungslose, positive Anerkennung werden Erfahrungen in das Selbstbild adäquat integriert. Wichtig hierbei ist Kongruenz, Empathie und Akzeptanz seitens des Therapeuten! (dazu siehe weiter unten) Entstehung von Neurosen Therapeutisches Vorgehen Phase der Erlebniszentrierung (ab den 60er Jahren) Nicht nur Gefühle, sondern ganzes Erleben darstellen und sich mit dem eigenen Erleben und Verhalten auseinanderzusetzen Zeit der Encountergruppen i. Menschen trafen sich mit therapeutischer Unterstützung in Gruppen um über ihr Erleben und ihre Probleme zu reden. ii. Prinzip: Erst reden alle aneinander vorbei u.a. durch Steuerung des Therapeuten hören sich alle immer mehr Entstehen von Bindung, Verstärkungen, Anteilnahme mehr Offenheit Phase der Erweiterung und Intergration (ab den 70er Jahren) Aktives Bemühen, Suchen und Nachdenken des Therapeuten Ausmaßinnerer Anteilnahme (hier starker Unterschied zu Psychoanalyse) Konkretheit, Spezifieren und Verallgemeinern (wie es Patienten in ähnlichen Situationen geht) Ansprechen von Beziehungen zu anderen Personen Selbstöffnung des Therapeuten Konfrontation (Therapeut zeigt Patient Diskrepanzen auf) !!!3 wichtige Basisvariablen: Akzeptanz, Empathie und Kongruenz (Messbar durch Aufzeichnungen von Therapiesitzungen) o Akzeptanz: Durch wertfreies Zuhören wird man Gefährte des Patienten im Inneren. Wenn Therapeut Schwierigkeiten hat etwas zu akzeptieren muss er Person vom Verhalten trennen. Er kann zwar die Person akzeptieren, ihr aber sagen, dass er das Verhalten nicht gut fand. o Empathie: Therapeut soll sich in Patient hineinfühlen und vorausschauend Gedanken, Regungen und Gefühle erkennen und erahnen, was in Patient vorgeht. Folgende Techniken: zusammenfassen, was erspürt wurde Fokus auf mitschwingende Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse des Patienten Präzisieren durch Nachfragen und Verzerren der Intensität („Belastung lässt sie fast zusammenbrechen“)/Qualität („Belastung macht sie nervös“) weg vom erzählten Inhalt/Gefühlen auf das Empfinden des Patienten im Hier und Jetzt o Kongruenz: Gefühle des Therapeuten entsprechen dem, was er sagt. Daher ist es auch sinnvoll offen zu sagen, wenn man als Therapeut keinen guten Tag hat, da Patienten oft sehr gut erkennen können, wenn Therapeut nicht ehrlich ist.