Lexikologie Aus dem griech. „ lexikos“ + „ logos“ sich auf das Wort beziehend die Lehre - ist eine relativ junge Disziplin der Sprachwissenschaft. Seit dem Jahre 1960 ist die Lexikologie eine selbständige Universitätsdisziplin. Lexikologie - ist Lehre vom Wortschatz ist eine sprachwissenschaftliche Disziplin, die den Wortschatz einer Sprache betrachtet ( früher wurde sie Wortkunde genannt ) untersucht und beschreibt die Struktur, Bildung, Funktion der Elemente der Sprache untersucht auch die Beziehung zwischen Sprache und Denken, die Grundfunktion aller Worte Benennungsfunktion. Das Wort dient als sprachliche Repräsentation von Begriffen Lexikologie steht im Schnittpunkt weiterer Wissenschaften, sie ist eng mit anderen Disziplinen verbunden. Beziehungswissenschaften der Lexikologie: Philosophie Logik Lexikologie Lexikologie Psycholinguistik Textlinguistik Psychologie Kommunikationswissenschaft Literaturwissenschaft Soziolinguistik Lexem - Beziehungseinheit der Lexikologie, alle Elemente der Lexik, die als Beziehungs- und Bedeutungseinheiten in festen strukturellen Beziehungen stehen, als Ganzes im Bewusstsein gespeichert und reproduziert werden. Zu den Lexemen gehören: - Einzelwörter ( Autosemantika ) Wortpaare z.B.: fix und fertig Funktionsverbgefüge z.B.: in Beziehung stehen Phraseologismen z.B.: bessere Hälfte 1 Lexeme haben kognitive (Sprache als Mittel zum Denken) und kommunikative Funktion. Erst werden sie im Gehirn gespeichert und dann reproduziert. Lexikon = gesamte Bezeichnung für den Wortschatz einer Sprache. - das strukturierte Inventar der Lexeme Lexeme sind die Einheiten des Systems Funktion der Lexeme: - - bezeichnen das Einzelne und den konkreten Begriff sind Mittel der Übernahme und der Aneignung von gesellschaftlichem Wissen Urteile, Wertungen gleichzeitig sind sie Medien der Kommunikation und sollen unsere Sprachintentionen, Wünsche, Aufforderungen ausdrücken sie sind die wichtigsten Mittel, sie teilen etwas über die soziale Einstellung des Sprechers mit haben sog. Indizfunktion, können jemanden ganz deutlich bezeichnen, dh. geben Auskunft über ihren Nutzer aus welcher sozialen Schicht er kommt, welche Ausbildung er hat, charakterisieren den Menschen, seinen Intellekt tragen Merkmale der Zeit, des Alters, der Herkunft, Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe... wir können den Sprecher oder den Schreiber identifizieren sie helfen die stilistische Ebene zu identifizieren: Hochdeutsch in bestimmter Situation Slang benutzt man bestimmte Umgangssprache Lexeme ( Wörter ) Wortschatz - strukturiertes Inventar der Lexeme, eine integrative Komponente des Sprachsystems ( man kann mit Worten ohne Grammatik „sprechen“, aber ohne Lexik kann man nicht kommunizieren ) (mit dem Wort lernen wir gleichzeitig die Aussprache, syntaktische Regel, wie das Wort grammatisch geformt wird, mit welchen Wörtern kann ich das Wort verbinden, wann und wie man das Wort benutzen soll) 2 Teildisziplinen der Lexikologie: 1. Semasiologie ( Semantik ) = Bedeutungslehre - fragt, welche Bedeutung ein Wort im bestimmten Kontext oder in der bestimmter Situation hat - untersucht die Beziehungen der Bedeutungen - die Bedeutungsbeziehungen spielen eine wichtige Rolle in der Stilistik und in der Textlinguistik 2. Onomasiologie = Bezeichnungslehre - aus dem griech. „ onoma“ Name - fragt danach, wie man bestimmte Sachen bezeichnen kann - die Ergebnisse werden dann in Sachwörterbüchern benutzt 3. Etymologie = die Lehre von der Herkunft der Wörter - aus dem griech. „etymos“ ursprünglich Urform des Wortes - untersucht, wo kommt ein Wort her, seine Entwicklung, Verwandtschaft mit den anderen Wörtern zeigt die Kulturgeschichte eines Volkes 4. Lexikographie - beschäftigt sich mit der theoretischen und praktischen Bearbeitung der Wörterbücher - ist besonders eng mit der Lexikologie verbunden - die Ergebnisse werden in Lernwörterbüchern benutzt, z.B.: DaF -Wörterbuch 5. Wortbildungslehre - untersucht die Bildung neuer Wörter, beschreibt bestimmte Muster und Modelle, Regeln, nach denen neue Wörter entstehen - steht im Mittelpunkt zwischen Syntax und Morphologie - der Bildungsprozess hat etwas mit dem Bedeutungsprozess zu tun Veränderung der Bedeutung bei der Bildung neuer Wörter 6. Phraseologie = Lehre von den festen Wortgruppen ( Idiomen ) - das jüngste Teilgebiet der Lexikologie - sie beschäftigt sich mit idiomatischen Wortgruppen ( festen Wortverbindungen ) - Phraseologismen sind syntaktische Fügungen, ihre Wortverbindung hat eine völlig andere Bedeutung, werden auch nach syntaktischen Regeln gebildet. Sind Sache des Wortschatzes (Elemente, die die Sprache bunt machen) , weil sie wie Einzelwörter behandelt werden 7. Onomastik = die Namenkunde - beschäftigt sich mit der Erforschung der Eigennamen ( Nomina Propria ) dh.: Personennamen, Ortsnamen, Ländernamen usw. und ihrer Bedeutung, Entstehung und räumlichen Verbreitung - sie braucht immer die Ergebnisse der Lexikologie, ohne Thesen der Lexikologie könnte sie nicht existieren - die Eigennamen sind auch Zeugnisse über die Menschen, man erkennt an ihnen die kulturelle Entwicklung und die Veränderungen eines Landes 3 Nachbardisziplinen der Lexikologie: a) Phonologie s Phonem = die kleinste Einheit der Sprache, die einzelnen Phoneme dienen dazu, sprachliche Zeichen zu unterschieden - ein distinktiver Merkmale - Trubeckoj hat sich damit beschäftigt b) Grammatik Die Wörter treten im Kontext auf werden nach den grammatischen Regeln gefügt c) Syntax - Syntaktisch freie WG und auch Phraseologismen z.B. , denn sie werden trotz ihrer neuen Bedeutung nach syntaktischen Regeln gefügt d) Stilistik - die stilistischen Ebenen sind zu unterscheiden, man muss wissen, welche Lexeme kann man in bestimmten Situation benutzen Synonyme, Homonyme usw. Lexikologie = fragt nach dem Wesen der lexikalischen Einheiten, nach ihren Funktionen im Erkenntnis und Kommunikationsprozess, nach den Eigenschaften, sie beschäftigt sich damit, welche Triebskräfte, Ursachen und Bedingungen es für Veränderungen im Lexikon gibt. Lexikographie = beschäftigt sich mit der Praxis und Theorie der Erarbeitung der Wörterbücher Lexikon = aus dem griech. „biblion“ = Wörterbuch - erfasst Nachschlagewörter, die nach bestimmten Prinzipien angeordnet und alphabetisch geordnet sind Lexika = dienen vorrangig der Sprachinformation, sind nach verschiedenen Gebieten geordnet 4 Historische Entwicklung der Wörterbücher • Seit dem 8.Jh. ⇒ lateinischer Glossare • 15.Jh. ⇒ Übersetzungswörterbücher, deutsch ↔ lateinisch, deutsch ↔ griechisch ( lateinisch und griechisch gehören unter die klassische alten Sprachen ) • 1536 ⇒ Dictionarium latino – germanicum • 17. Jh. ⇒ gab es mehr wissenschaftliche Einsätze, es entstanden die etymologische Wörterbücher • 1741 ⇒ das erste deutsche historische Wörterbuch, die Erklärungen sind aber auf lateinisch Das erste deutsche synchrone Darstellung des Wortschatzes - Adelung - es geht um ein fünfbändiges Wörterbuch, man bezeichnet es als ein Beispiel für die historischen Wörterbücher • 19. Jh. ⇒ in dieser Zeit entwickelt sich die historisch -vergleichende Methode, so genannte Sprachwissenschaft. Man will mehr über die Bedeutung und Herkunft der Wörter wissen wissen Das bedeutendste Wörterbuch : Deutsches Wörterbuch - Jacob und Wilhelm Grimm - erste Lieferung im Jahre 1852, beendet im Jahre 1961. Umfasst Quellangaben, etymologische Angaben, grammatische Angaben, wird als Vorbild des Wörterbuches bezeichnet Wörterbücher der Gegenwartssprache Im 20. Jh. erschienen viele Wörterbücher, die entweder einbändig oder mehrbändig sind. Großes Wörterbuch - Wahrig, 1968 Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - Klappenbach, Steinitz - gibt stilistische Angaben, grammatische Merkmale, Mustersätze… Großes Wörterbuch - DUDEN ,Mannheim , 1976 – 1981 - hat 6 Bände Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - Kempcke, 1984 - hat 2 Bände 5 Arten von Wörterbüchern Sprachwörterbücher ein- zwei- Sachwörterbücher mehrsprachig FachWB Enzyklopädien diachron synchron 1.Diachrone Wörterbücher a) Historische Wörterbücher = verfolgen Entwicklung eines Lexems vom Anfang bis heute, auf den verschiedenen Stufen der Sprache Z.B.: Deutsches Wörterbuch - J. und W. Grimm – umfasst den Wortschatz vom 8.Jh.bis heute Deutsches Wörterbuch - Herman Paul, Halle, 1897 – 1993 - einbändig, umfasst den Wortgebrauch, Änderung der Lautgestalt, Entwicklung des Wortes. Der Nachteil dieses WBs – kommt vor allem aus der Literatursprache. b) Etymologische Wörterbücher = verfolgen Herkunft, Geschichte, Verwandtschaft zu den anderen Wörtern Z.B.: Etymologisches Wörterbuch – Kluge/ Götze Kleines etymologisches Wörterbuch Das Herkunftswörterbuch - DUDEN, Mannheim 1989 - umfasst deutsche Wörter und auch die Fremdwörter, hier werden auch die Wortfamilien gezeigt 6 2.Synchrone Wörterbücher Untersuchen den Wortschatz der Sprache in einem bestimmten Zeitabschnitt. Synchrone Wörterbücher Bedeutungswörterbücher Frühere Sprachgebiete Gegenwart NormativeWB Ortograph.WB StilistischeWB Ortoep.WB A: Bedeutungswörterbücher - durch die Definitionen, Synonyme und Umschreibungen erklärt man die Bedeutung der Wörter. Z.B.: Wörterbuch von Klappenbach, Steinitz – umfasst die Bedeutung, Stilistik, Grammatik, Musterbeispiele den Sätzen mit diesen Wörtern Handwörterbuch – hat 2 Bände, mit 60 000Stichwörtern, umfasst den Wortschatz der letzten 30 Jahre Deutsches Wörterbuch - Wahrig, Gütersloh 1986 ( zweite Ausgabe ) – einbändig, bei jedem Lexem ist die Rechtschreibung, Silbentrennung, Ausspracheformen DUDEN – hat 10 Bände = es ist Standard der deutschen Sprache. 1. Rechtschreibung 2. Stilistisches Wörterbuch 3. Bildungswörterbuch 4. Grammatik (aber ist nicht die modernste. Helbig / Buscha ist moderner ) 5. Fremdwörter 6. Aussprachewörterbuch 7. Etymologisches Wörterbuch 8. Sinn- und sachverwandte Wörter 9. Richtiges und gutes Deutsch 10. Bedeutungswörterbuch 7 B: Wörterbücher, die die Vergangenheit untersuchen Z.B.: Althochdeutsches Wörterbuch - Gasterstädt, Fring Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch - Lexer C: Wörterbücher unter bestimmten Teilaspekt 1.Stilistischer und semiologischer Aspekt: Das Stillwörterbuch - Henrik Becker – zu jedem Wort sind hier verschiedene Anwendungen Wörter und Verwendungen - Agricola – 8000 Wörter, zu jedem Lexem sind hier viele Verwendungen Synonymwörterbuch Wörter und Gegenwörter - Agricola,C./ Agricola, Leipzig 1979 – Antonyme Gleich gesprochen verschieden geschriben, 1988 – Homonyme 2.Grammatisch - semantischer Aspekt: - spielen eine große Rolle bei den sogenannten Valenzwörterbüchern. Die bekanntesten sind von Helbig, Sommerfeld und Schreiber. Diese WB sind sehr praxisorientiert. Sie haben den Wortschatz auf der Ebene der „parole“ ( Text, Kommunikation ) erforscht, mit statistischen Methoden zusammengetragen und danach qualitativ untersucht. Es werden die syntaktischen und die semantischen Umgebungen von Substantiven, Verben und Adjektiven untersucht = Verknüpfungsmöglichkeiten – was kann man womit verwenden. Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben – Helbig, Schenkel Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive- Sommerfeldt, Schreiber Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Substantive- Sommerfeldt, Schreiber Hilfsmittel für Studenten der Germanistik sind auch sog. „ kleinere Ausgaben“ Das Lexikon deutscher Präpositionen – Schrüder Das Lexikon deutschen Konjunktionen Das Lexikon zum Artikelgebrauch- Grimm ( nicht mit Gebrüder Grimm zu tun ) - die „Bibel“ der Germanistikstudenten 3. Soziolinguistischer Aspekt: - gibt die geographische Herkunft Z.B.: Berlinisch – 1986, Schild – gibt eine Einführung in die Entstehung der Berliner Mundart 8 Mundartwörterbücher = die sozialen Status, soziale Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe zeigen - auch das findet seine Widerspiegelung in WBn. Dadurch entsteht nämlich ein bestimmter Wortschatz, ein sogenannter Gruppenspezifischer Wortschatz z.B.: Gsw, der Bauern, der Handler, der Sportler, der Jugendlichen – besonders dieser hat ziemlich phantasievolle Bezeichnungen. usw. Es gibt auch ein Wörterbuch des Rotwelsch – es ist die deutsche Gaunersprache – die Sprache der Verbrecher- Sie haben ihre eigene Ausdrucksweise für verschiedene Dinge. Der Begriff Individualwörterbuch – der Wortschatz von Einzelpersönlichkeiten wird untersucht. Es gibt beispielweise Wörterbücher, die den Wortschatz von Goethe, Kleist oder Lessing untersucht haben. 4. Fremdwörterbücher: – sie geben Auskunft über die Bedeutung, Rechtschreibung, Aussprache und Herkunft von Fremdwörtern in verschiedener Weise. Z.B.: Großes Deutsches Fremdwörterbuch – Hans Schulz, Berlin 1988 - die Wortklassen werden dargestellt, Angaben zur Herkunft, Etymologie und zum Zeitpunkt der Aufnahme des Wortes in den Wortschatz (wann wurde das Wort in den Wortschatz übernommen?) - besonders wertvoll sind Angaben zum syntaktischen und syntagmatischen Gebrauch ( Verknüpfungsmöglichkeiten ) Es gibt auch sogenannte rückläufige Wörterbücher - die Stichwörter sind nach dem letzten Buchstaben angeordnet ( gut für Dichter, die Reime bilden ) Mater – 1983 – 140 000 Stichwörter hat er untersucht, gibt keine grammatischen und semantischen Angaben. Orientiert sich nur auf die Darstellung nach dem letzten Buchstaben. Ein solches WB ist besonders bei Untersuchungen im Bereich der Wortbildung sehr wichtig (es gibt z.B.: 9000 verschiedene Belege und Endungen Auf - nne ) 5.Andere Aspekte: Wörterbücher, die den öffentlichen Sprachgebrauch beschreiben und kritisieren: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist ( brisant = explosiv ) – es wird dort der Wortschatz aufgeführt, den die Politiker verwenden 9 Abkürzungen – Komprimierung der Sprache Das große Abkürzungswörterbuch von Koblischke – 33 000 Abkürzungen, Kurzwörter, Zeichen und Symbole aus allen wichtigen Gebieten des Lebens ( Abkürzungen gewinnen mehr und mehr der Bedeutung ) Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten – Untertitel : Zweifelsfälle, Normen und Varianten- Kempcke, Druckert, Leipzig 1984 ( nach der Wende ist neu verlegt worden ) - ein kleines Werk, umfasst spezielle Fälle, welche den Ausländern Schwierigkeiten machen – orthographische, grammatische uns stilistische Sicht. Normative Wörterbücher – legen Normen fest, nach denen man sich richten muss. Z.B.: die orthographischen Wörterbücher ( DUDEN u.a.) die orthoepischen Wörterbücher – Aussprachenwörterbücher – legen die Aussprachennormen fest, die man lernen muss, damit man in einer Sprachgemeinschaft verstanden wird. Wort und Wortschatz, die Sprache als Zeichensystem Wenn man sich mit der Sprache beschäftigt, spielt die Beziehung zwischen der Sprache und der objektiven Realität eine große Rolle. Die Menschen sind gesellschaftliche Wesen, sie brauchen die Sprache. Bei der Erfüllung von gemeinsamen Aufgaben benötigen sie unter anderem die Sprache. Die Sprache hat zwei Hauptfunktionen : 1. kognitive Funktion = Erkenntnisfunktion Sprache als Mittel für die Formulierung und den Ausdruck von Gedanken im Erkenntnisprozess 2. kommunikative Funktion Sprache als Mittel zur Verständigung in der Gesellschaft. Instrument zum Austausch von Informationen zwischen Sprecher ↔Hörer, Schreiber ↔Leser Wenn die Sprache diese zwei Funktionen erfüllen will, braucht sie ein sprachliches System. Das System muss so beschaffen sein, dass man damit eine große Menge von Informationen, Äußerungen machen kann, die beliebig erweitert werden können, die wiederholt werden können. 10 Unser Sprachsystem besteht aus invarianten Elmenten und Regeln - als funktionale Einheiten betrachtet. Diese funktionalen Einheiten sind : - eine Zuordnung von Lautkörper ( Formativ ) und Bedeutung im Bewusstsein des Menschen gespeichert.( Lexeme ) Ferdinand de Saussure - bezeichnet die sprachlichen Zeichen als bilaterale Einheiten, die in der Zuordnung von Lautkörper zu Bedeutung im Bewusstsein gespeichert werden. ( Bilaterale =Zuordnung der Lautfolge zur Bedeutung ) Diese Zuordnung kann historisch gewachsen sein, aber auch konventionell festgelegt werden. ( z.B.: Terminologien der Wissenschaften. ) Die menschliche Sprache = primäres Zeichensystem, sie besteht aus Zeichen, die nach den grammatischen Regeln, nach kommunikativen Bedingungen für uns verwirklicht sind. Das Wort = eine sprachliche Einheit, ei sprachliches Zeichen, eine Grundeinheit der Sprache. Das Wort kann man auf verschiedener Ebenen untersuchen, uns interessiert besonders die lexikalisch - semantische Ebene. Das Wort ist eine Invariante, aber in der Kommunikation wird das Wort grammatisch geformt und es wird benutzt in Varianten → als phonemisch – graphemische Variante oder als lexikalisch – semantische Variante. Wenn man das Wort untersuchen will, dann muss man davon ausgehen, dass sich das Wort im Schnittpunkt verschiedenen Ebenen befindet. Einmal ist das Wort eine phonologische Einheit und besteht aus zwei oder mehreren Phonemen. Auf der graphemischen Ebene ( geschrieben ) kann man das Wort formal definieren als eine Zeichenfolge zwischen zwei Leerstellen. Die morphologische Gestalt eines Wortes ist zu erfassen durch die Gliederung der Morpheme. Das Morphem = ist das kleinste bedeutungstragende sprachliche Zeichen. Die Morpheme unterschiedet man je nach der Funktion und Bedeutung. 11 Allgemein teilen wir die Morpheme in drei Gruppen ein: 1. Wortbildungsmorpheme = Präfixe, Suffixe - sie dienen zur Bildung neuer Wörter - der Bestand der WbM ändert sich ständig – mit den verschiedenen Strukturen in der Gesellschaft. ( - heit, - keit, - lich, - ig....) 2. Flexionsmorpheme ( 63 im Deutschen ) - können vollständig aufgezählt werden, bilden keine neuen Wörter, verändern nur die grammatischen Formen des Wortes. - sind polyfunktionell können verschiedene grammatische Bedeutung haben, sie bestimmen z.B.: Pluralbildung, Tempusformen, Komparation... 3. Grund- und Basismorpheme ( besonders wichtig ) - sie geben die lexikalische Bedeutung eines Wortstammes an : a) freie Morpheme : Mann, Haus, schön... b) gebundene Morpheme – sind die Basis der Wortbildung = Wortbildungsmorpheme und Flektionsmorpheme : männlich, behausen, Schönheit... Morpheme = kleinste Einheiten von Formativ und Bedeutung, sie wirken wortbildend oder wortformbildend. Wörter = stabile Einheiten, sind in unserem Bewusstsein gespeichert (Als Einheiten von Formativ und Bedeutung, als Grundeinheiten = Lexeme) und wieder reproduziert (abgerufen ) aus dem Bewusstsein. Sätze = werden dagegen nicht reproduziert, sondern immer neu in der Kommunikation gebildet. Und zwar mit diesen reproduzierbaren Einheiten Wörtern ( Einheiten von Formativ und Bedeutung ) Das ist nicht nur eine grammatische Einheit, sondern auch eine semantische Einheit ( Bedeutung ) Wörter haben benennende = normative = bezeichnende Funktion sie bezeichnen immer nicht nur einen einzelnen Gegenstand ( Sachverhalt ) , sondern auch gleichzeitig eine ganze Klasse eines bestimmten Gegenstandes. Diese Funktion haben nicht alle Wörter. 12 Wir können zwei Gruppen unterschieden : 1.Autosemantika ( Sg. Autosemantikum ) - haben eigene Bedeutung, sind relativ selbständig ( Substantive, Adjektive, Verben ) 2. Synsemantika ( Sg. Synsemantikum ) - haben keine eigene Bedeutung, sie sind Funktionswörter, die die Rede organisieren und die Autosemantika in richtige Zusammenhänge bringen – haben Hilfsfunktion (Präpositionen, Konjunktionen, Artikel…) Wörter existieren als Elemente des Systems = Lexikonwörter ( Ebene der langue ), auch als Textwörter ( Ebene der parole ). Systemwörter = Lexikonwörter - finden wir im Wörterbuch, wo alle mögliche Bedeutungen eines Wortes aufgeführt sind, alle potentiellen Bedeutungen. Einige von diesen potentiellen Bedeutungen werden in der Rede realisiert, materialisiert, ausgewählt aus der Vielzahl der potentiellen Bedeutungen = aktuelle Bedeutung Die Autosemantika sind alle polysem = mehrdeutig. Sie stehen als Systemwort im Wörterbuch und in der Kommunikation werden sie monosemiert nur eine bestimmte Bedeutung in einer bestimmten kommunikativen Situation wird verwendet. Die Wörter, besonders ihre Bedeutung, haben ihre Struktur = Bedeutungsstruktur. Die Bedeutungen der Wörter stehen nie allein, sie stehen immer in Beziehungen zu anderen Wörtern Bedeutungsbeziehungen. Bedeutungsbeziehungen: a) paradigmatische Bedeutungsbeziehungen: - stehen zwischen Wörtern, die aufgrund gleicher semantischer Merkmale denselben Platz in einer Redekette einnehmen können. Identitätsbeziehungen ( Synonyme ) Hierarchiebeziehungen ( Lebewesen Tier Haustier ) Polaritätsbeziehungen ( Antonyme ) b) syntagmatische Bedeutungsbeziehungen : - Fähigkeit eines Wortes, sich mit anderen Wörtern zu verbinden Valenz spielt eine wichtige Rolle Manche Wörter können aufgrund ihrer semantischen Struktur mit sehr vielen Wörtern verbunden werden sie sind wenig eingeschränkt ( z.B.: laufen ) Einige Wörter können nur mit wenigen Wörtern verbunden werden – sie sind stark eingeschränkt durch die semantische Struktur. Ihre Kompatibilität ist gering. (Z.B.: blond – blondes Haar, ein kühles Blondes = Bier Phraseologismus 13 Man kann das auch mit einem Koordinatensystem darstellen, den Zusammenhang von paradigmatischen und syntagmatischen Beziehungen auf den Achsen x und y y Der Mann ist dick korpulent fett unförmig fast alle menschlichen Lebewesen ( Mann, Frau, Kind...) x Der Wortschatz ist ein offenes dynamisches System, es verändert sich ständig: a) Neue Wörter kommen in den Wortschatz = Neologismen b) Die veralteten Wörter gehen hinaus aus dem Wortsschatz = Archaismen Das Zentrum des Wortschatzes bildet der Allgemeinwortschatz. Dieses Wortschatz hat ca. 500 000 Wörter und ihn verstehen die meisten Mitglieder einer Sprachgemeinschaft. Peripher gruppieren sich um diesen Allgemeinwortschatz sg.: 1. periphere Sichten = die verschiedenen Fachwortsätze aus einzelnen Fachdisziplinen ( z.B.: medizinischer...) 2. geographisch – gebundene ( territoriale ) Lexik 3. Lexik bestimmter Altersgruppen ( z.B.: Jugendsprache ) 4. Lexik sozialer Klassen ( z.B.: Bettlersprache ) Das Wort ist eine komplexe Einheit und man kann den Wortschatz nach unterschiedlichen Gesichtspunkten untersuchen: historische Untersuchungen geographische Untersuchungen soziale Untersuchungen Kommunikationsbereiche, in denen sich die Fachleute bei der Erfüllung gemeinsamer Aufgaben unterhalten onomasiologische Untersuchungen Bedeutungsbeziehungen Herkunft der Wörter grammatische Einteilung morphematische Struktur Arten der Wortbildung 14 Ferdinand de Saussure: - langue = Sprachsystem - parole = Kommunikation, Text, sprachliche Handlung Textwort = ist die Realisierung einer Bedeutung des Systemwortes aus der langue auf der Ebene der parole, in der Kommunikation. Wörter sind Elemente eines Sprachsystems, sie werden gespeichert als Ganzheit, als Zuordnung von Formativ und Bedeutung und sie werden als diese Ganzheit wieder abgerufen aus dem Bewusstsein, dh.: sie werden reproduziert. Lexeme sind sprachliche Einheiten, die als Ganzes, als Einheit von Formativ und Bedeutung im Bewusstsein gespeichert werden. Alle Wörter sind Lexeme, aber nicht alle Lexeme sind Wörter. (z.B.: idiomatische Wendungen, Phraseologismen werden genauso als feste Wendung, als Ganzheit, als Einheit von Formativ und Bedeutung im Bewusstsein gespeichert und genauso wieder abgerufen) Wörter sind Mittel ( Instrument ) der Erkenntnis und Kommunikation, haben eine kognitive und kommunikative Funktion. Dienen dem Erkenntnisprozess, untrennbarer Zusammenhang zwischen Sprache und Denken. Ohne Sprache ist es nicht möglich zu denken. Sprache ist ein Medium der kognitiven Tätigkeit, sie vermittelt zwischen dem Individuum und der Gesellschaft, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sprachliche Zeichen sind historisch und regional geprägt = Elemente als Zeichensystems Sprache ist ein primäres System. Wörter sind reproduzierbare Einheiten aus Formativ und Bedeutung. Sie werden als solche fixiert, gespeichert und für die Bildung von Sätzen und Texten reproduziert. Mit der Bedeutung des Wortes werden auch die Regeln der Verwendung gespeichert. Im Systemwort sind alle möglichen potentiellen Bedeutungen gespeichert. Im Textwort werden einzelne potentielle Bedeutungen realisiert und aktualisiert = aktuelle Bedeutung Lexeme sind benennende und verallgemeinernde Wortschatzelemente. Einheiten von Formativ und Bedeutung. Es können einzelne Wörter und feste Wortgruppen und Wortverbindungen sein. Lexembegriff Wortbegriff 15 Wortbildung - auf dem Gebiet der Lexikologie und Morphologie behandelt - sprachliche Prozesse, bei denen die neuen Wörter entstehen - geschieht nach bestimmten Wortbildungsmodellen Mittel der Wortbildung = Affixe: Präfixe wortbildende Affixe Suffixe Modelle produktive Modelle aktive Suffixe unproduktive Modelle produktive Suffixe Suffixe Präfix produktive Modelle = werden benutzt zur Bildung neuer Wörter aktive Suffixe = entstehen von ihnen keine neuen Wörter, man kann sie verstehen und benutzen - tum, - nis, -icht ( Reichtum, Ergebnis, Ansicht ) produktive Suffixe - er, - in, - bar, - ung, heit, - keit ( Lehrer, Lehrerin, haltbar, Umgebung…) unproduktive Modelle = nach denen Muster entstehen heute keine neuen Wörter Suffixe: - s ( Klaps, Kniks ) - t ( Fahnt ) Präfix : mi - ( Mißbrauch ) 16 Methoden zur Wortbildung ( Wortbildungsanalyse ) = sind Methoden, mit denen man bestimmte semantische Beziehungen zwischen den Morphemen feststellen kann. 1. Paraphrasierung ( Umschreibung ) - Bedeutungselemente werden verbalisiert, es wird Grad der Lexikalisierung festgestellt. - Art der semantischen Beziehungen z.B.: Honig Lindenhonig, Bienenhonig Grenzenlos Vertrauen 2. Transformationsanalyse ( Transformation = Umformung, Umwandlung ) Durch Transformation eines Morphemkonstruktion kann man ebenfalls die semantischen Beziehungen sichtbar machen = dient vor allem, um den Grad der Idiomatisierung festzustellen - sichtbare Erfolge = Erfolge, die man sehen kann wunderbare Erfolge = ist schon idiomatisiert eine Transf. Ist nicht möglich 3. Konstituentenanalyse - Darstellung der hierarchischen Struktur einer Wortbildungskonstruktion - Analyse nach den unmittelbaren Konstituenten Ergebnislosigkeit Ergebnislos Ergebnis Ergeb Er igkeit los ig nis geb 17 keit Sachlichkeit Derivation ( Ableitung ) Grundmorphem Sach Derivationsmorphem lich keit 4. Opposition ( Gegenüberstellung ) - man kann aus der Gesamtbedeutung des Wortes die Bedeutung von Affixen feststellen z.B.: Organisierung Organisation Delegierung Delegation Informierung Information - durch die Gegenüberstellung der Suffixe in einem konkreten Kontext stellt man fest, Dass z.B.: das Suffix – ierung immer einen Prozess darstellt und das Suffix – ation immer das Resultat bezeichnet. - ierung drückt Prozess aus - ation Ergebnis Arten der Wortbildung: 1. Komposition ( Zusammensetzung ) 2. Derivation ( Ableitung ) 3. Präfixbildung 4. Kurzwortbildung 5. besondere Arten der Wortbildung 18 1. Komposition ( Zusammensetzung ) Prozess + Ergebnis = Kompositum = Morphemkomposition - neugebildetes Wort – mindestens aus zwei Wörtern entstanden Komposition Komposition Determinativ kompositum endozentrisch Kopulativkompositum Zusammenrückung exozentrisch A: Determinativkomposita bestehen aus dem Grundwort ( bestimmt das Genus ) und dem Bestimmungswort ( determiniert das Grundwort ) - zwischen dem Grundwort und Bestimmungswort gibt es vielfältige semantische Beziehung z.B.: Topf Aluminiumtopf = ein Topf aus Aluminium Blumentopf = ein Topf für Blumen Schutz Sonnenschutz = ein Schutz vor der Sonne Arbeitsschutz = ein Schutz vor Unfällen bei der Arbeit a) endozentrisch = Bildungen, bei denen die Gesamtbedeutung innerhalb des Kompositum ist ( Haustür = die Tür des Hauses ) ( bildschön = schön wie ein Bild ) b) exozentrisch = Bedeutung des Kompositums ist nicht von einzelnen Komponenten erkennbar, Kompositum ist idiomatisch = hat völlig neue Bedeutung z.B.: Dickkopf , Schafskopf, Milchgesicht, Lästermaul Bedeutung entspricht nicht den Teilen der Komposita Drei- vier-glieder Komposita sind normal 19 B: Kopulativkomposita = Possessivkomposita - bestehen nicht aus Grundwort und Bestimmungswort, sie stehen allein, müssen der gleichen Wortarten gehören - beide Komponente stehen gleichberechtigt nebeneinander z.B.: Strumpfhose, weirot, gelbschwarz, taubstumm, dummfrech, Mannweib - alle Wörter in den Komposita sind selbstständig - geographische Namen : Mecklenburg- Vorpommern Komposita werden immer länger und immer größer. Manchmal kann man nicht unterscheiden, wo ist die Grenze zwischen den einzelnen Konstituenten. Als Hilfsmittel ist heute schon gestattet , zwischen den Konstituenten einen Bindestrich zu machen. Drei- bis vier- gliedrige Komposita sind durchaus noch typisch: z.B.: Non-stop-video-fest-show, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen C: Zusammenrückung - substantivierte Wortgruppen, imperativische Sätze z.B.: Er ist ein Taugenichts Rendevourz, Nimmesatt, Vergimeinnicht, Mannweib, Rührmichnichtan Arten von Zusammenrückung: Adverbien ( infolge, zugernsten, vorher ) zusammenrückte Verben ( kennenlernen , sitzenbleiben ) imperativische Satznamen ( Vergimeinnicht, Rührmichnichtan ) Wortgruppen ( wie Taugenichts, Gernegroß, Nimmersatt ) Kompositionsfuge = Fugeelemente - Stelle, wo zwei Gliedern des Kompositums zusammengehen - es ( Tageslicht ) - s ( Arbeitsmantel ) - en ( Frauenkirche ) - ens ( Schmerzensgeld ) - e ( Schweinefleisch ) - er ( Rinderbraten ) - i ( Bräutigam, Nachtigall ) nur zwei in der d. Sprache 20 2.Derivation ( Ableitung ) Derivation explizite Ableitung implizite Ableitung Normale impl. Ableitung innere impl. Ableitung Konversion 1. explizite Ableitung = „Ableitung mit Hilfe von Auen“ - mit Hilfe von Suffixe + Präfixe = Affixe - Ergebnis der expl. Der. ist eine Morphemkonstruktion, die aus einen freien Morphem und einem gebundenen Morphem besteht Zusammenbildung = besondere Art von expliziter Ableitung einer Wortgruppe. z.B.: alle Seiten allseitig zwei Spuren zweispurig 2. implizite Ableitung = neuen Wörter werden entstehen - Veränderung innerhalb des Wortes - ohne Suffixe, ist ohne Änderung normale impl. Ableitung: - laufen Lauf innere impl. Ableitung : trinken r Trank Konversion : rennen s Rennen Halbaffixe ( Präfixe + suffixe ) - bestimmte Kompositumglieder verlieren mit der Zeit ihre Selbständigkeit - eigene Bedeutung - und werden zu sog. Halbpräfixen und Halbsuffixen , dh. Sie sind auf dem Weg zu einem Präfixe bzw. Suffixe Vier Kriterien : 1. Weise : z.B.: interessanterweise, freundlicherweise 2. Bedeutung der zwei Komponente stärker verallgemeinert und konkretisiert ist z.B.: fähig heiratsfähig, betriebsfähig ( Bedeutung wurde reduziert) 21 3. Bedeutungsverhältnis - wenn es im Bedeutungsverhältnis zur Verschiebung kommt z.B.: Werk Lautwerk, Uhrwerk... ( Bedeutung liegt auf dem ersten Wort ) 4. Ableitungssuffixe - wenn ein Ableitungssuffix und gleichlautendes freies Morphem vorkommt Suffix z.B.: Zeug Badezeug, Waschzeug, Fahrzeug Halbpräfixe z.B.: ein Bomben/erfolg, hoch/modern, Super/angebot Derivation Derivation Morphemkonstruktion mit einem Wortbildungsmorphem als zwei UK? JA NEIN Explizite Ableitung 1UK freies Morphem oder Morphemkonstruktion einfache explizite Ableitung implizite Ableitung 1UK Wortgruppe Zusammenbildung implizite Ableitung Basis-freies Morphem Mit Verlust des alten Wortartzeichens Einfache implizite Ableitung laufen r Lauf Basis-freies Morphem mit Wechsel des Stammvokals Innere Ableitung trinken r Trank 22 Basis-freies Morphem ohne morphol. – phon. Veränderungen Konversion laufen s Laufen 3. Präfixbildung Präfix = ist ein gebundenes Morphem, was reihenbildend ist z.B.: treten betreten, vertreten, wegtreten, auftreten Es existieren zwei Arten von Präfixen: untrennbare Präfixe be- , ge-, ent-, empf-, er-, ver-, trennbare Präfixe ab-, an-, bei-, über-, nach-, ... Unterschiede zwischen Präfix und Suffix 1. ein neugebildenes Wort, welches mit einen Präfix neugebildet wird, kann nicht in eine andere Wortart eingeordnet werden. Beim Suffix ist es möglich. z.B.: fahren + be befahren ( Verb → neues Verb ) fahren + Rad Fahrrad ( Verb → Substantivum ) 2. während die Suffixe in den meisten Fällen für Substantive, Adjektive und Verben unterschiedlich sind, ist es bei den Präfixen nicht so z.B.: übersetzen, r Übermensch, mißhandeln unterschiedliche Wortarten, aber immer dasselbe Präfix 3. ein Suffix kann niemals die Hauptbetonung eines Wortes tragen, aber Präfixe können die Hauptbetonung übernehmen. z.B.: interessant → uninteressant ( Präfix übernimmt die Betonung ) alt → uralt Es gibt nicht nur Präfix- und Suffixbildungen, sondern beides zusammen: Präfix-Suffix-Bildungen = an einem Wortstamm wird gleichzeitig ein Suffix und ein Präfix angehängt: z.B.: r Berg → s Ge/birg/e dreifach → ver/drei/fach/en schön → be/schön/igen 23 4. Kurzwortbildung - ganz produktive Art des deutschen Sprache, Tendenz zur Sprachökonomie Kurzwortbildung Initialwörter Silbenwörter -Anfangsbuchstaben CDU, BRD, DAAD - Anfangsilben Eigentliche Kurzwörter - aus den zusammenhängenden Wörter STASI, DEFA, KRIPO Kurzwörter Kopfwörter Schwanzwörter - das erste Teil wird benutzt Foto, Uni - das letzte Teil wird benutzt Bus Klammerwörter ( Kopfschwanzwörter ) - das erste und letzte werden benutzt O-Bus, Motel, Eurovision es gibt immer mehr Abkürzungswörter 5. Besondere Arten Besondere Artender derWortbildung Wortbildung Besondere Arten Reduplikationsbildungen Einfache Doppelungen Reimbildungen 24 Wortmischung Ablautbildungen 1. Reduplikationsbildung = es geht um doppelte Benutzung von Morphem, Silben einfache Doppelungen = typische Lautkomplexe aus kindlicher Sprache, bestimmte Laute werden zweimal ausgesprochen z.B. Kindersprache: Papa, Mama Reimbildung = Anfangskonsonanten variieren z.B.: Picknick, Safari, Hokus Pokus, Kuddel Muddel... Ablautbildung = Wechsel zwischen „a“ und „i“ , Vokalvariationen z.B.: Wir war, Zig zag, Wischi waschi, Misch masch ... 2. Wortmischung = Kontamination = Verschmelzung von Teilen zweier oder mehrer Wörter zu einem neuen Wort, was eigentlich gar nicht logisch ist. z.B.: er antelefoniert = telefoniert + ruft an Kurlaub = Kur + Urlaub Wortbedeutung -es geht um den Abbildcharakter. Die Bedeutung hat Charakter eines Abbildes der objektiven Realität im Bewusstsein der Menschen. Mit Wortbedeutung beschäftigt sich die Semasiologie Die Wortbedeutung kann ein Element des Sprachsystems sein, eine mögliche Bedeutung sein. Deshalb spricht man von der Bedeutung auf der Ebene der parole – in der Kommunikation spricht man von der aktuellen Bedeutung. Die Bedeutung im System nennt man die potentielle Bedeutung. Bedeutung = das sind Bewusstseinbilder, Abbilder oder objektiven Realität im menschlichen Bewusstsein, die bestimmten Lautzeichen zugeordnet sind. Diese Elemente, welche also Merkmale von Gegenständen – Prozessen – Beziehungen – bezeichnen, werden als denotativ bestimmte Merkmale bezeichnet . • Denotativ bestimmte Merkmale = bilden etwas im Bewusstsein eines Menschen von Gegenständen, Prozessen, Beziehungen ab • Konstituierende Merkmale = s Semem, s Sem der Bedeutung von Hund = Lebewesen } Bedeutungsvarianten = Haustier 25 ! das Semem = eine Menge von semantischen Merkmalen ( Semen ), die einem Zeichenkörper zugeordnet sind = eine Bedeutungsvariante ! Sem = kleinstes semantisches Merkmal ! Denotat = Objekt, die Klasse von Objekten, die man mit einem Wort bezeichnet Denotative Bedeutungen = Resultate der Bewusstseinstätigkeit des Menschen, der Kommunikationstätigkeit. Produkte der Erkenntnistätigkeit der Menschen Man unterscheidet die Wortbedeutung im System ( langue ) und eine Wortbedeutung in der Kommunikation, im Text ( parole ) • denutative Bedeutung = die Bedeutung, in der alle semantischen Merkmale drin sind, die für die Kommunikation relevant sind • konnotative Bedeutungskomponeneten = die Bedeutung, in der auch bestimmte emotionelle Einstellungen eines Sprechers erhalten sind Wortbedeutung: • potentielle Wortbedeutung = z.B.: im Wörterbuch ( drückt Möglichkeit aus ) • aktuelle Wortbedeutung = ist nur einen bestimmten Moment aktuell ( Situation, Kontext usw.) ( drückt Wirklichkeit aus ) Die Bedeutungsstruktur : Die Wortbedeutung setzt sich aus ganz kleinen Elementen zusammen. Diese Elemente nennt man Seme Seme = Ergebnisse des menschlichen Denkens, der menschlichen Erkenntnistätigkeit - die Bestandteile der Abbilder der Bedeutung im menschlichen Bewusstsein - Abbilder der objektiven Realität - sie bilden Sememe Sememe = sind Bedeutungsvarianten eines Wortes z.B.: Wort Frau hat die Seme : Mensch, weiblich, erwachsen Wort fahren hat die Seme : sich fortbewegen, mit einem Fahrrad, auf dem Boden 26 Die Seme kann man auch durch den Vergleich von Wörtern ermitteln. z.B.: die Wörter klettern und kriechen beide sind Verben der Fortbewegung , aber haben unterschiedliche Semstrukturen ! klettern : eine Fortbewegung vertikal kriechen : eine Fortbewegung horizontal ! Man kann nicht sagen : er kriecht die Felswand hinauf, das Kind klettert auf dem Fußboden herum. ! Es geht nur: Der Bergsteiger klettert die Felswand hinauf, das Kind kriecht auf dem Boden herum Das Wort rennen : Sem 1 schnell Sem 2 mit den Füßen Sem 3 Fortbewegung auf dem Boden Man kann nicht sagen: Klaus rennt langsam in die Schule . Klaus rennt im Auto zum Flughafen . Klaus rennt in der Luft . das alles ist Unsinn, weil das Wort rennen eine andere Semstruktur hat . Die Wortbedeutung ist immer hierarchisch strukturiert. Es gibt eine Abfolge bei Semen vom Einzelnen zum Allgemeinen , vom Konkreten zum Abstrakten. In der Semstruktur eines Wortes sind allgemeine abstrakte Sememe enthalten , die manchmal nicht nur in einer Sprache auftreten, sondern auch in verschiedenen Sprachen . In diesem Fall spricht man von übereinzelsprachlichen oder universellen Semen. z.B.: Mensch, temporal, lokal , horizontal , Fortbewegung, Lebewesen ... diese Wörter finden wir fast in jeder Sprache. Anderseits gibt es Sememe, die nur für eine Sprache charakteristisch sind. Vergleiche durch die Bedeutungsanalyse: 1. Intralinguale Bedeutungsanalyse: - wenn man Wortbedeutungen in einer Sprache vergleicht 2. Interlinguale Bedeutungsanalyse : - wenn man mehrere Sprachen vergleicht z.B.: im Deutschen gibt es zwei Wörter, aber in dem Tschechischen gibt es nur ein Wort : měnit se = sich ändern der Mensch ändert sich innerlich -sein Charakter = sich verändern der Mensch verändert sich äußerlich – sein Aussehen přinést = holen holen Sie mir die Zeitung die beiden Partner sitzen am Tisch und der eine bittet den anderen vom Regal die Zeitung zu holen = bringen bringen Sie mir die Zeitung ein Partner sitzt etwas entfernt von dem anderen Die hierarchische Struktur von Semen ist gleichzeitig die Struktur eines lexikalisches Systems. 27 Die Arten der Darstellung der Semstrukturen : - mit beiden kann man vergleichen, wie eine Bedeutung aufgebaut ist. 1. Stammbaum a) das Wort gehen – zentrale Seme : 1 ) mit den Füßen 2 ) auf dem Boden 3 ) Fortbewegung aber es gibt noch mehrere: schnell, langsam, schwerfällig gehen schnell rennen langsam bequem schwerfällig würdig spazieren angestrengt schreiten stapfen stampfen b) das Wort Pferd - Seme : Lebewesen –Tier- Haustier es gibt verschiedene Unterschiede: z.B.: nach der Farbe, nach dm Geschlecht Pferd Farbe Geschlecht weiß schwarz rotbraun männlich weiblich Schimmel Rappe Fuchs Hengst Stute Wallach (kastriert ) 28 Alter jung Fohlen aufgewachs. 2. Matrix - man ordnet intuitiv verschiedene Seme zu. z.B.: Gewässer – unterschiedliche Semstruktur: Fluss, Bach natürlich, fließend Teich, See Meer Wort Fluss Strom Bach Rinnsal Meer See Tümpel Teich Pfütze Kanal Graben Sem fließend stehend natürlich künstlich sehr groß groß klein sehr klein Die denotative und konnotative Bedeutung: Denotative und konnotative semantische Merkmale gehören zur Struktur der Bedeutung. 1. Denotative Bedeutung = die Bedeutung , in der alle semantischen Merkmale drin sind, die für Kommunikation relevant sind ( Erkenntnisse der menschlichen Denktätigkeit , die objektiven Dinge ) 2. Konnotative Bedeutung = die Bedeutung, in der auch subjektive emotionelle Einstellungen eines Sprechers enthalten sind ( negative oder positive emotionelle Dinge, Werte, Einschätzungen werden durch konnotativen Bedeutungselementen ausgedrückt ) 29 z.B.: das Wort Pferd Pferd s Ro r Gaul r Klepper e Mähre ein Ritter hatte ein Ro - ein gehobener Stil - positiv Du hast einen alten Gaul - abwertende konnotative Bedeutungselemente Die konnotativen Bedeutungselemente können : 1. die Einstellung eines Sprechers zu einem bestimmten Objekt oder zu einem anderen Sprecher zeigen, hier spielt auch Ironie eine Rolle ( scherzhafte Ausdrücke ) 2. die Zugehörigkeit eines Sprechers zu einer bestimmten sozialen Klasse zeigen z.B.: Jugendsprache.. 3. eine Stilebene widerspiegeln z.B.: statt essen kann man speisen benutzen 4. Funktionsbereiche darstellen z.B.: das Wort Briefmarke das sagen normale Leute Postwertzeichen so bezeichnen es die Postbeamten das Wort Brötchen : hat regionale Unterscheidungen: die Schrippe sagen die Berliner die Semmel sagen andere Konnotative Bedeutungselemente können auch subjektiv und individuell unterschiedlich sein. Sie können aber auch mit der denotative Bedeutung zusammenschmelzen. z.B.: das Wort die Birne hat drei denotative Bedeutungen: = die Frucht = die Blühbirne = der Kopf eines Menschen hier sind schon konnotative Bedeutungskomponenten z.B.: Du hast eine weiche Birne 30 Motivation der Bedeutung : Die Bedeutung ist motiviert. Zwischen der lautlichen und inhaltlichen Seite eines Sprachzeichens besteht eine konventionelle Beziehung. Das sprachliche Zeichnen hat einen arbiträren ( willkürlichen ) Charakter. z.B.: die Wörter schreiben und Tisch sind unmotiviert – ihre Bedeutung ist nicht erschließbar aus der Bedeutung der einzelnen Bestandteile . Das Wort Schreibtisch ist motiviert, und zwar durch die Bedeutung der beiden Bestandteile . Arten der Motivation : 1. Phonetisch- morphologische Motivation - die Wörter, die keine direkte Beziehung zwischen dem Lautkomplex und ihre Bedeutung haben = Onomatopoetika = Schallnachahmende Wörter wir kennen sie aus der Kindersprache: kuckuck, wau wau , kikeriki 2. Morphologische Motivation - es geht um die morphologische Zerlegbarkeit eines Wortes die Bedeutung erkennt man aus der Bedeutung einzelnen Bestandteile Drei Arten: a) Wörter, bei denen die Bedeutung ganz eindeutig aus der Morphembedeutung erkennbar ist b) Wörter, denen Bedeutung nicht leicht zu erkennen ist, wie die Wortstruktur durchschauen z.B.: Handtuch – ist nicht nur für Hände geeignet c) Wörter, deren Bezeichnungsmotive man absolut nicht erkennt z.B.: Stiefmutter , heute 31 3. Semantische Motivation - Übertragungen, Bedeutungsübertragungen a) metaphorische b) metonymische z.B.: Fuchs Er ist ein Fuchs = schlau = Rotkopf Das Wort bezeichnet nicht nur einen Gegenstand, sondern die gesamte Klasse = Detonat eines Lexems Detonat = Bedeutung, die wir als Kenntnis beschreiben wollen Fast ale autosemantischen Wörter haben mehrere Bedeutungen, sind polysem. z.B.: Post 1. Briefe, Pakete... 2. Institution 3. Gebäude 4. persönliche Korrespondenz Jugend 1. Jugendzeit, Jugendalter 2. junge Menschen 3. Jugendlichkeit Aufsicht 1. Handlung 2. Institution 3. Person Bedeutungsbeziehungen im Wortschatz Es sind lexikalisch – semantische Beziehungen. Die Bedeutungen der verschiedenen Semene eines Lexems stehen niemals isoliert in der Redekette, sie sind immer irgendwie in Beziehung mit anderen Bedeutungen. Es gibt zwei Arten der Bedeutungsbeziehungen: A. Paradigmatische Beziehungen - bestehen zwischen den Einheiten eines Wortschatzes, die aufgrund semantischer Merkmale die gleichen Positionen in der Redekette einnehmen können - z. B.: Das Kind geht zur Schule läuft Paradigma rennt (paradigm. Gruppe) B. Syntagmatische Beziehungen - Beziehungen zwischen den Bedeutungen der Einheiten, die untereinander zu einer Redekette geführt werden können - z. B.: Hund + bellen, Mensch + denken 32 A. Paradigmatische Beziehungen 1. Hierarchiebeziehungen Es handelt sich um eine Unter- und Überordnung der Wörter. Hyperonym = Oberbegriff = Gattungsbegriff Hyponym = Artbegriff – ist dem Oberbegriff untergeordnet a) Gattungs- und Arthierarchie z. B.: Oberbegriff: Blume Unterbegriff: Nelke, Löwenzahn, Rose b) Teil- und Ganzes Verhältnis z. B.: Oberbegriff (das Ganze): Pflanze Unterbegriff (der Teil): Wurzel, Blätter 2. Identitätsbeziehungen – das ganze Gebiet der Synonyme Synonyme = Wörter mit unterschiedlicher Form, aber mit gleicher, ähnlicher Bedeutung Es gibt 2 Kriterien zur Bestimmung der Synonyme: a) Ist das Wort in allen Kontexten austauschbar? b) die Übereinstimmung in der Semstruktur z. B.: bedeutungsgleich: beginnen - anfangen bedeutungsähnlich: Bewohner - Einwohner Bewohner, Einwohner eines Ortes Bewohner eines Hauses Aber nie: Einwohner eines Hauses Stilistische Synonyme - sind von der Stilebene, der Kommunikation, der Situation, dem Kontext abhängig - sie unterscheiden sich in ihren konnotativen Bedeutungselementen z. B.: Kopf – Haut - Birne rennen – eilen- rasen Ehemann – Gemahl – Gatte – Ehekrüppel Territoriale Dubletten – sind keine Synonyme - Wörter, die nur in einem bestimmten geographischen Gebieten auftreten z. B.: Treppe – Stiege Sonnabend - Samstag Fleischer – Metzger- Fleischhauer Schnitte – Stulle – Bemme 33 Synonyme stehen eigentlich im Widerspruch zur Sprachökonomie, aber sie bereichern die Sprache, sie machen die Sprache bunt und tragen zur Verbesserung des Ausdrucks bei. 3. Polaritätsbeziehungen - die Problematik der Antonyme im weitesten Sinn z. B.: schnell x langsam alt x jung In diesem Wörtern spiegeln sich objektive Gegensätze der Realität wider. Sie sind durch die Polarität, die Gegensätzlichkeit der Merkmale bestimmt. Es gibt 3 Typen der Gegensätzlichkeit: a) Antonymie im eigentlichen Sinn b) Komplementarität c) Konversität a) Antonymie - die Relation zwischen extremen Gegensätzen, aber zwischen den Endpolen eines semantischen Abstandes. - Gibt Übergänge – man kann graduieren - für die Antonymie gilt deshalb nur eine einseitige Implikation z. B.: Hans ist gut. impliziert Hans ist nicht schlecht. Hans ist nicht gut. impliziert nicht Hans ist schlecht. - die Antonyme sind graduierbar, man kann mit Gradadverbien arbeiten z. B.: schön – sehr schön – recht schön – schöner b) Komplementarität - die polaren Wörter schließen einander aus, es gibt keine Zwischenstufe, es gilt eine zweiseitige Implikation – Entweder – Oder – Beziehung z. B.: Hans ist verheiratet. impliziert Hans ist nicht alleinstehend. Hans ist alleinstehend. impliziert Hans ist nicht verheiratet. - es geht um absolute Gegenpole, keine Gradadverbien können gebraucht werden c) Konversität - Beziehung zwischen 2 Wörtern, von denen ein Wort die semantische Umkehrung des anderen ist, oder eine oder dieselbe Handlung wird von 2 verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet z. B.: kaufen – verkaufen (A kauft von B etwas; B verkauft A etwas) mieten – vermieten geben – nehmen 34 4. Wortfeld - lexikalisch – semantisches Paradigma, es wird durch gemeinsame semantische Merkmale der Wörter zusammengehalten - die Lexeme in einem Wortfeld bilden mit diesen sem. Merkmalen ein Netz von sem. Beziehungen z. B.: Verben der Fortbewegung – die einzelnen Mitglieder können weiter differenziert werden. (durch andere Seme) fliegen F. in der Luft schwimmen F. im Wasser gehen. Laufen F. mit den Beinen kriechen, krabbeln F. auf allen Vieren - viele andere Merkmale: fahren – mit Fahrzeug (womit) kommen x gehen (Sprecherstandort) Heute ist ein Wortfeld ein gutes Mittel zur Beschreibung des lexikalischen Teilsystems. Es ist eine Voraussetzung für die Semanalyse. Wortfelder machen die sem. Beziehungen zwischen Wörtern deutlich. B. Syntagmatische Beziehungen - die semantische Verträglichkeit oder Unverträglichkeit (Kompatibilität – sem. Konkurrenz, oder Inkompatibilität von Wörtern) - Aspekte der Valenz spielen hier auch eine Rolle z. B.: Inkompatibilität: ein kluger Trottel, der Baum ist auf das Dach geflogen = Unsinn! Man kann die Wörter nicht zusammensetzen, weil sie unterschiedliche Semene enthalten, die einander ausschließen. Kompatilibität: blond + Haar, bellen + Hund Die gegenseitige Kompatibilität oder Inkompatibilität von Wörtern hängt nicht nur von den denotativen Bedeutungen ab, sondern auch von den konnotativen Bedeutungskomponenten. Eine große Rolle spielen die Kommunikationsabsichten eines Sprechers und die Einstellung zum Kommunikationspartner. 35 Übertragene Wortbedeutung - Wortverbindungen, deren Wörter nicht immer übereinstimmen z. B.: Der Wein hat einen trockenen Geschmack. Übergang vom taktilen Bereich in dem Sinnesbereich des Geschmacks Im Raum herrschte hartes Licht. Übergang vom takt. Bereich zum optischen Bereich Schreiende Farben akustischer B. – virtuellen B. - wenn die neue Bedeutung usuell geworden ist (zur Gewohnheit geworden ist) - das Wort kann im Laufe der Zeit den Charakter einer Metapher verlieren z. B.: Er ist ein Fuchs. = klug. listig Er reitet einen Fuchs. = schnelles Pferd Süße Stimme = angenehm oder auch unangenehm Entstehung der Polysemie: 1. durch Bedeutungsexistension = ein Lexem wird auf weitere Denotate angewandt. Sein Bedeutungsumfang erweitert sich 2. durch Bedeutungsdifferenzierung = bereits vorhandene Bedeutung werden weiter aufgegliedert Reguläre Mehrdeutigkeit (Theorie von Apresjan – 1974): = Benennungen von Handlungen und Prozesse benennen gleichzeitig die Resultate. z.B.: Pflanze Frucht Pflaume, Kirsche, Apfel Räume Inhalt Schule, Post Reguläre Mehrdeutigkeit ist mit metaphorischen und metonymischen Bedeutungsverschiebung eng verbunden. Metaphorische Beziehungen = entstehen auf der Grundlage konstatierter Ähnlichkeitsbeziehungen und sollen Ähnlichkeitsassoziationen auslösen. Tertium comparatinis = Vergleichsobjekt 36 Lexikalische Metapher = wenn die neue Bedeutung usuel geworden ist - das Wort kann im Laufe der Zeit den Charakter einer Metapher verlieren z.B.: Er ist ein Fuchs = er ist klug, Süße Stimme = angenehme Stimme Polysemie Reguläre Mehrdeutigkeit (Apresjan – 1974): Die Polysemie gehört zu den Grundtatsachen der Sprache. Sie entsteht: a) durch Bedeutungsextension ein Lexem wird auf weitere Denotate angewandt- sein Bedeutungsumfang erweitert sich b) durch Bedeutungsdifferenzierung die Bedeutungen gliedern sich weiter auf Reguläre Mehrdeutigkeit – wenn die Mediastrukturen von Wörtern der gleichen onomasiologischen oder funktionalen Gruppe sich auf gleiche Weise entfalten z. B. Benennungen von Pflanzen benennen auch deren Früchte: Apfel, Kirsche,... Metaphorische Beziehungen zwischen Sememen als Ausdruck der regulären Mehrdeutigkeit Metaphorische Beziehungen entstehen auf der Grundlage konstatierter Ähnlichkeitsbeziehungen und sollen Ähnlichkeitsassoziationen auslösen. Metaphern können verblassen, Vergleichsmerkmale gehen verloren, und es entstehen Homonyme. Metaphorische Sememe existieren sowohl im nominalen als auch im verbalen Bereich. z. B.: der Wind singt melodisches Geräusch Synästhesie ! mit süßer Stimme Wirkung wie Süßes : angenehm Die Verteilung der Metaphern im Wortschatz ist unterschiedlich. Mit Hilfe metaphorischer Übertragungen kann das Neue , noch nicht begrifflich Gefasste oder noch Unbekannte dem bereits bestehenden Begriffssystem zugeordnet werden (das zeigen Benennungen geistiger Handlungen: sich etwas vorstellen, in Gedanken etwas ausmalen). Man benutzt metaphorisch seit langem die Benennungen von Tieren oder Körperteilen der Tiere: 37 Zur Benennung von Gegenständen: Katzenauge Rücklicht am Fahrrad Eidechse Fahrzeug Fuchsschwanz Säge Zur Benennung von Tieren: Eule Falter Fuchs Schmetterling Als Schimpfwörter für Menschen: Affe, Esel, Fuchs Als Benennungen für Pflanzen: Löwenzahn, Hahnenfuß, Fledermaus Zur Benennung der Sternbilder: Löwe, Stier, großer und kleiner Bär Als Krankheitsbezeichnungen und zur Benennung von Körperteilen: Wolf, Krebs, Schnecke (im Ohr) Die Übertragung von Körperteilbenennungen auf Gegenstände: Kopf (des Briefes), Arm (des Hebels) Umgekehrt treten Sachbezeichnungen als Körperteilbezeichnungen auf: Adamsapfel, Brustkorb, Herzkranz, Ellenbogen Metonymische Beziehungen als Ausdruck regulärer Mehrdeutigkeit M. B. bestehen zwischen: Benennungen des Stoffs und von Produkten aus diesem Stoff: Eisen Bügeleisen, Fangeisen Benennung der Handlung, des Orts und des Subjekts: Aufsicht Aufsicht haben, zur Aufsicht gehen Benennung der Handlung und des Resultats: Ernte während der Ernte, die Ernte einbringen Benennung des Ganzen und des Teiles: Kopf den Kopf schütteln, aber : ein kluger Kopf Hierher gehören auch die Fälle der Polysemie von Verben, bei denen ein Semem durch Objektvertauschung oder Subjektvertauschung entstanden ist: Die Decke abwaschen den Schmutz abwaschen oder auch bei Adjektiven: die warme Hand der warme Mantel Hyperonymnische Beziehungen als Ausdruck der regulären Mehrdeutigkeit Hyperonymnische Beziehungen bestehen als Abbild der Beziehungen von Kollektiv und Einzelnem: Holz – Ins Holz fahren, Holz schlagen, Holzeinschlag von Gattung und Individuum: Mann – der Mann unterscheidet sich von der Frau von Gattung und Spezies: Holz – mit Holz bauen, edle Hölzer nutzen 38 Ursachen der Polysemie Die häufigste Ursache der Polysemie ist die Verwendung eines Lexems für Objekte, die bisher nicht durch dessen Bedeutungsextension erfasst wurden. Ein Lexem tritt in neue Kontexte, in neue Umgebungen. So entstehen neue Sememe durch metonymische Verschiebungen und metaphorische Übertragungen. Bedeutungswandel = Mittel zur Bereicherung einer Sprache - viele Wörter wandeln im Lauf der Geschichte ihre Bedeutung - die Veränderungen sind aber oft unmerklich für den Benutzer einer Sprache - diese Veränderungen in der Sprache können zu Beschränkungen oder zu Erweiterungen eines Wortes führen = Veränderung unter historischen Aspekten: d.h. diese Veränderungen bestehen oft in den veränderten Beziehungen zwischen den sprachlichen Zeichen und der außersprachlichen Wirklichkeit = Prozess der Anpassung an neue Bedürfnisse, die sich aus der Kommunikation und aus der Erkenntnistätigkeit der Menschen ergeben (wir passen die Wortbedeutung an, als ein ideelles Abbild der objektiven Realität im Bewusstsein der Menschen, diese neuen Abbilder kommen in neuen Merkmalkombinationen zum Äußern) Bedeutungswandel entsteht durch drei große Gebiete: 1. durch das Aufkommen neuer Elemente 2. durch die Umstrukturierung der Bedeutungselemente 3. durch die Entstehung neuer Sememe Ursachen des Bedeutungswandels: a) außersprachliche b) innersprachliche 39 a) Außersprachliche Ursachen = die lexikalisch-semantischen Systeme einer Sprache müssen sich immer an die Veränderungen in der Gesellschaft anpassen (an politisches, kulturelles, ökonomisches, soziales Leben) 1. Veränderungen in der gesellschaftlichen Basis fordern neue Bezeichnungen für neue Prozesse, neue Dinge, neue Sachverhalte z. B. die Datenbank, die Mondlandung… 2. Fortschreitende menschliche Erkenntnisse z.B. Hexe, Engel, Teufel früher nur eine religiöse Bedeutung, heute auf andere Bereiche übertragen der blonde Engel, der schwarze Teufel 3. Einfluss der sozialen Bedingungen, es entstehen neue Normen, neue Auffassungen z.B. die Arbeit früher etwas mühsames, unangenehmes lästiges – seit der Reformationszeit hat sich die Bedeutung verändert – heute ist es eine nützliche, zweckmäßige Tätigkeit weihen = weih = heilige nur religiös (Weihnachten, Weihrauch) – heute tägliches Leben z. B. Einweihung eines Hauses 4. Veränderung der emotionalen Wirkungen führt auch zum BW z.B. schrecklich netter Mensch alte Schlange süße kleine Hexe 5. Euphemismus = rücksichtsvolle Umschreibung z.B. statt sterben = einschlafen, einschlummern die Augen für immer schließen statt dick = vollschlank statt Altersheim = Seniorenclub 6. Ironischer Wortgebrauch (führt zum BW, wenn die Gesellschaft diese Verwendung akzeptiert) z.B. ein feiner Herr nette Geschichte schöne Bescherung 40 Innersprachliche Ursachen = Feldgliederungswandel – a) Einfluss der Lautform auf den BW b) Einfluss der kommunikativen Ebene = Wörter treten nie isoliert auf, immer als Glieder eines Wortfeldes in einer bestimmten Beziehung zu anderen Wörtern a) Bedeutung des Wortes wird der Lautform angeglichen z.B. frouve – mhd. = adelige, verheiratete, weibliche Person Frau = nicht adelige Weib = hat eine pejorative Bedeutung b) Wechsel der kommunikativen Ebene – dabei verändert sich die Bedeutung des Wortes aus der Gemeinsprache in die Fachsprache und umgekehrt Gs Fs: z.B. Zyllinder Fs Gs: z.B. schalten, fördern, bohren Arten des Bedeutungswandels: Nach ULLMANN 1967: 1)infolge sprachlichen Konservatismus 2)infolge sprachlicher Neuerungen 1) ein bestimmtes Wort in der alten Form wird in der neuen Bedeutung verwendet z. B. Bleistift, Truhe, Scheibe 2) metaphorische und metonymische Übertragungen (durch andere Widerspiegelung der objektiven Realität entsteht eine zweite Benennung, die zur Hauptform der Bezeichnung wird bzw. werden kann ) - Metaphorische BÜ zwischen den Ähnlichkeitsbeziehungen der Denotate: - Ähnlichkeit der Form der Flaschenhals Ähnlichkeit der Farbe kühles Blondes Ähnlichkeit der Lage der Fuß des Berges Ähnlichkeit des Verhaltens Angsthase - Synästhesie die Uhr geht, die Sonne lächelt - Bedeutungsveränderungen können zur Hauptbedeutung der Wörter werden, übertragene neue Bedeutung - Tierbezeichnung ein Fuchs (pejorative) z.B. schildern = nur bemalen – auch erzählen 41 - Metonymische BÜ = logische Beziehungen sachlicher Ähnlichkeit z.B. Beispiele Seite 164 - Schippan 3) Verkürzung des Wortes – z.B. Fahrrad Rad, Halskette Kette, 4) Verkürzung der ganzen Wortgruppe z.B. Er hat keinen Geschmack. (Er hat einen schlechten Geschmack) Er hat Geschmack. (Er hat einen guten Geschmack) 5) BW durch Festlegung = einem Wort wird durch Vereinbarung eine neue Bedeutung zugeordnet, oft in der Fachsprache z.B. Gemeinsprache Terminologie Lampe (ganzes Gegenstand) – (ein Teil) – die Leuchte Terminologie ist international festgelegt Chemie –Sauerstoff Technik – Kugellager, Gleichstrom Ergebnisse des Bedeutungswandels Es geht um die Beziehung zwischen der alten und der neuen Bedeutung eines Wortes. Wir fassen die Bedeutung eines Wortes als Bündel von Semen auf. (das geht auf die Prager Schule auf Trubeckoj zurück, der ein Phonem als Bündel distinktiver Merkmale bezeichnet).Das wurde in die Lexikologie übernommen und wir können sagen: auch die Bedeutung eines Wortes ist Bündel von Semen und die Seme sind hier auch distinktive Merkmale. Wenn man sagen kann, dass die Bedeutung eines Wortes ein Bündel von Semen ist, dann können wir auch die Beziehung zwischen der alten und der neuen Bedeutung eines Wortes folgendermaβen charakterisieren : 1.Bedeutungseinengung (es kommt zum Schwund von Semen) 2.Bedeutungserweiterung (Hinzufügen von Semen) 3.Umstrukturierung des Sembestandes 42 1.Bedeutungseinnengung • MHD vrowe -Seme: adlig, erwachsen, menschlich, weiblich • FNHD • MHD herre -Seme: adlig - ist zurückgegangen -Seme: adlig, erwachsen, menschlich, männlich Im Laufe der Zeit verschwindet Sem „adlig“ auch MHD „hochgezit“ – heute Hochzeit, aber bis 17. Jh. jedes hohe Fest „der Onkel“ und „der Oheim“ im 17. Jh. die gleichen denotativen Sememe und Seme, nämlich = Bruder des Vaters – ein Unterschied: beim Wort „Oheim“ war das nicht vorhanden, was beim Wort „Onkel“ war, und zwar ein konnotatives Sem gehobenes Stils. Durch die Veränderung des Wortes „Oheim“ durch das Wort „Onkel“, hat dann das Wort „Onkel“ dieses konnotative Sem verloren. 2.Bedeutungserweiterung • MHD „vaz“ „Faβ“ -urspr. Seme: jede Art von Gefäβ – heute neue Seme, die die Gröβe + Form eines Fasses kennzeichnen z.B. rund, gewölbt • MHD „vielen“ „fällen“ -bezieht sich auf alle Objekte, die man nach unten senken kann - heute noch im Militärwesen: mit gefälltem Bajonett - heute ein neues Sem: nur in Verbindung mit Bäumen , die abgesägt werden 3.Umstrukturierung des gesamten Sembestandes Oft kommt es dazu, dass ein Bedeutungswandel zur Veränderung der gesamten Semstruktur führt. • MHD „Geselle“ - früher: zur Bezeichnung der Denotatsklasse Gefährte – Freund – junger Mann - heute: Seme: menschlich, männlich = bleiben konstant • MHD „Schelm“ - früher: Aas, oder toter Körper - später: Schimpfwort: Dieb - heute: Spaβvogel • MHD „List“ - früher: Synonym zu Kunst 43 Es gab eine sozio-linguistische Differenzierung: Kunst = Tätigkeit am Hof der Fürsten List = Fähigkeiten, die mit dem Hof nichts zu tun hatten Im Laufe der Zeit eine Handlung, die moralisch verurteilt wurde . Bedeutungsabwertung listiger Mensch kann auch positiv gemeint werden, aber meistens ist es heute pejoratives Wort Entstehung von negativen Semen (z.B. List) wird als Bedeutungsabwertung eines Wortes bezeichnet. Umstrukturierung des gesamten Bestandes von denotativen und konnotativen Semen kann zu einer Bedeutungsabwertung führen (z.B. Schelm). Die Beziehungen also zwischen der alten und der neuen Bedeutung eines Wortes, die auch dazu führen können, dass bei einem polysemen Wort eine seiner Bedeutungen verschwindet und eine andere hinzukommt. Schwund von Bedeutungen : z.B. „Stein“ – im Mittelalter: Fels, felsiger Berg, Gewicht Neue Bedeutung: „Stein“ heute = beliebige Größe z.B. „hell“ - MHD: laut und hoch klingelnd heute: ein heller Ton, helles Licht, helle Farbe – früher nicht möglich zu sagen Bedeutungsentlehnung: - spielt groβe Rolle beim Bedeutungswandel „Pionier“ - 2 Seme: Wegbereiter, Soldat - durch Entlehnung aus der russischen Sprache: ein neues Semem = Mitglied der Pionierorganisation Die Entlehnung aus Fremdspachen Man unterscheidet die Bestandteile des Wortschatzes, die fremder Herkunft sind, in: 1. Lehnwörter 2. Fremdwörter 1. Lehnwörter - haben sich vollkommen an das Deutsche assimiliert (in der Betonung, Lautgestalt, Flexion) - man erkennt sie nicht mehr - sie entstehen durch Beziehungen zwischen Feldern - vor allem Substantive 44 2.Fremdwörter - sie haben ihren fremden Charakter beibehalten - ein groβer Teil findet man in anderen Sprachen (in mindestens 3 Senem übereinstimmen) = Internationalismen - aus Bereich der Kultur, Kunst, Ökonomie, Technik, Medizin….. In der deutschen Sprache gibt es Einfluss aus dem : 1. Lateinischen : - die Germanen übernahmen von den Römern Kultur und auch Bezeichnungen für bestimmte Dinge - aus dem Militärswesen: campus Kampf palus Pfahl - aus dem Bauwesen: fenestra Fenster - Hausausrüstungen: discus Tisch patina Pfanne - aus dem Handel: fructus Frucht vinum Wein petrosilium Petersillie ficus Feige - aus der Verwaltung: cesar Kaiser - Christentum: claustrum Kloster monacus Mönch - juristische Terminologie: Advokat, Alimente, Kaution, Arrest, Amnestie, Hypothek - aus dem Schulwesen: Abitur, Auditorium, Magister, Professor - aus der Wirtschaft: Definition, Philosoph, Logik, Mathematik - aus dem Naturwissenschaften : multiplizieren, addieren, Geometrie, Apotheke, Tinktur, Planet, dividieren 2.Griechischen : - Arithmetik, Musik, Bibliothek, Methaphysik 3.Althebräischen : - Halleluja, Hoisijana, Satan 4.Altägyptischen : - Gummi, Oase 45 5.Französischen : 1. Welle (11. – 12. Jh.): höfische, ritterliche Kultur wurde nachgeahmt: Palast, Abenteuer 2. Welle (17. – 18. Jh.): König der Sonne: Ludwig XIV. herrschte Madame, Oheim, Mume, Mademoiselle, Hasard, Illumination, Ball, Ballett, brav, frivol, duellieren - zum Aussehen: Friseur, Perücke, Parfüm, Toilette, Mode, elegant - zu den Mahlzeiten: Omelette, Gelee, Limonade, Kotelett, Bouillon - zur Wohnung: Balkon, Loge, Galerie, Gardine, Hotel, - zur Musik: Theater, Musik, Flöte, Chanson, Variete, Festival - zur Diplomatie: Majorität, Minorität 3.Welle (2. Hälfte des 10. – 1. Hälfte des 19. Jh.): Revolution, Republik, Demokrat, Klasse, Sozialismus, Konstitution 6. Italienischen : - aus dem Handel: r Dank, r Bankrott, r Kredit, s Konto - aus der Musik: r Sopran, s Cello, e Oper, e Operette, r Tenor, e Violine - aus der Architektur: e Galerie, e Fassade - aus dem Militärwesen: r Soldat, r Panzer, e Granate, e Kanone, r Alarm - aus der Seefahrt: r Kompass, e Flotte, e Fregatte (heute auch bunt geschminkte Frau) 7. Spanischen , Portugiesischen : e Schokolade, e Mantille, e Familie, e Zigarre, e Serenade 8. Englischen : s Konzert, r Export, r Import, r Scheck, s Prozent - aus der Seefahrt: s Boot, r Steward, r Kutter - aus der Politik: s Meeting, s Interview, s Parlament, r Reporter, r Boykott - aus dem Sport: r Start, s Finish, s Hockey, s Match, r Champion, r Trainer, s Handicap - aus der Mode: r Pullover, r Sweater, e Shorts, r Smoking - aus der Gastronomie: r Roastbeef, s Beefsteak, s Sandwich, r Pudding, r Grog, r Drink, r Whisky Amerikanismen: s Musical, s Camping, r Bestseller, r Job 46 9.aus den slawischen Sprachen : Russisch: r Wodka, r Zobel, e Steppe (nach 1917: r Kolchos, r Sputnik, r Kosmonaut) Tschechisch: r Kren, e Graupen, r Schöps, e Peitsche, e Baude, r Prahm Polnisch: e Gurke, r Quark, r Dolmetscher, e Droschke 10.Arabischen : r Admiral, s Arsenal, r Alkohol, r Sultan, r Talisman 11.Türkischen : r Kiosk, e Tulpe 12.Iranischen: e Karawane, r Pascha, s Paradies, s Karussell 13. Indischen : e Banane, e Kobra, r/e Dschungel, r Hangar, super 14. Chinesischen : r Bonze, e Soja, r Tee, r Taifun 15. Japanischen : e Geisha, s Judo, r Kimono 16. aus Australienen : s Känguru, r Bumerang Phraseologismen - Mittel zur Bereicherung der Sprache - bestimmte, syntaktisch freie Wortgruppen werden idiomatisiert (werden zu den festen Wortgruppen) - nicht mehr Bestandteile der Syntax, sondern des Wortschatzes = Lexeme - unterschiedliche semantische und syntaktische Struktur: syntaktische Struktur – welche Rolle Adjektive o. Substantive spielen, ob ein Verb oder eine bestimmte Personalform feste Bestandteile einer Wortgruppe sind usw. semantische Struktur - ob Bedeutung der gesamten Wortgruppe und Bedeutungen den einzelnen Wörter übereinstimmen - einige Phras. wenig oder mehr umgangssprachlich, Verwendung in einigen Situationen ist nicht möglich 47 Verbindungen: 1. Adjektiv + Substantiv: das leibliche Wohl gutes Essen ein kalter Kaffee etwas, was alt bekannt ist in Hülle und Fülle in Überfluss, große Menge 2. ein Verb als fester Bestandteil: die Flucht ergreifen fliehen sauer reagieren etwas ablehnen etw. unter die Lupe nehmen ganz genau prüfen 3. Sätze mit festen Bestandteilen: Mir fehlt ein Stück Film. etwas vergessen Ihn sticht den Hafer. Er ist übermütig. 4. adverbiale und andere Verbindungen auf Anhieb verstanden beim ersten Mal begreifen gang und gäbe üblich gut gepolstert ziemlich dick oder reich frei von der Leberweg sprechen ohne Barriere sprechen - relativ junge linguistische Disziplin - Einheit des Wortschatzes, Oberbegriff für Phras. – Lexem, Mehrwortlexem - für die Bezeichnungen verschiedene Ausdrücke – chaotische Zustände, terminologische Vielfalt - international verbreitet: griech.-lat. „phrasis“ Phraseologie Phraseologismus lat. „idioma“ Idiomatik Idiomatismus - weitere Ausdrücke: idiomatische Wendung, festes Syntagma, Wortgruppenlexem, Paralexem, feste Wortgruppe usw. 48 Phraseologie zwei Bedeutungen: 1. eine sprachwissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Erforschung der Phraseologismen beschäftigt 2. das gesamte Inventar aller Phras. in der Sprache - bestehen aus mehreren Wörtern, eine determinierende und eine determinierte Komponente, mehr oder wenig fester Grad der festen Verbindung - Sprichwörter: werden allgemein nicht zu den Phras. gerechnet, haben Satzstruktur, jedoch eine gewisse Festigkeit - „geflügelte Wörter“: werden zu den Phras. nicht gerechnet - terminologische Wortgruppen in der Fachsprache – auch nicht Eigennamen – die Grenze ist nicht fest (es gibt große Probleme mit der exakten Zuordnung, aber vielleicht auch nicht) Idiomatizität - Bedeutung eines Phrs. lässt sich nicht aus den Bedeutungen der einzelnen Komponenten erklären a) vollidiomatisierte Wendungen: ein alter Hase eine lahme Ente aus der Haut fahren sich ärgern Kohldampf schieben Hunger haben etwas übers Knie brechen voreilig handeln bei jmdm. einen Stein im Brett haben bei jmdm. beliebt sein ein hohes Tier hochstehende Persönlichkeit b) neben vollidiomatisierten Wendungen gibt es noch einen unterschiedlichen Grad der Idiomatizität: id. Wendungen, die in der direkten Bedeutung auch als syntaktisch freie Wortgruppen vorkommen: jmdm. Den Kopf waschen jmdn. tadeln zur Kasse gebeten werden bezahlen müssen die Weichen stellen wichtigen Entschluss fassen öffentliches Haus ein Bordell eine kalte Dusche eine Dämpfung, eine Ernüchterung ein freundliches Ereignis Geburt eines Kindes 49 c) id. Wendungen, die in direkter Bedeutung durch ein Bild, eine Metapher verbunden werden, dieser Metaphorisierungsprozess ist als einzelner ohne etymolog. Kenntnisse nicht mehr zu bestimmen: ins Fettnäpfchen treten etwas machen, was jmdm. nicht gefällt das Heft in der Hand fest haben Macht haben d) andere Verbindungen, die in der Alltagssprache häufig sind, die aber in Sammlungen von Redensarten kaum zu sehen sind und große Probleme den Ausländern machen: jmdn. auf andere Gedanken bringen gar nichts darauf geben e) teilidiomatisierte Wendungen – nur ein Teil der Komponente ist gebunden: eine faule Ausrede eine wenig überzeugende Ausrede eine Schraube ohne Ende eine Angelegenheit ohne Ende diebische Elster diebische Frau Blut und Wasser schwitzen sehr schwitzen Eine Fahrt ins Blaue eine (Vergnügungs-) Fahrt mit unbekanntem Ziel Nichtidiomatische Konstruktionen (phrasenhafte Stereotypen oder Nominationsstereotypen) - entstehen sehr oft im Stil der Massenmedien - haben oft die Funktion von Benennungseinheiten 1. sie sind oft so konstruiert, dass ein Muttersprachler beim Hören der ersten Komponente sofort auch die zweite erwartet und die zweite auch schon kennt . Nichtidiomatisierte Wortpaare. Sie haben ihre ursprüngliche Bedeutung behalten , gehören aber durch ihre feste Reihenfolge zu den Phraseologismen. z.B.: Gelegenheit benutzen: in Hülle und Fülle (in großer Menge) Freud und Leid (Glück u. Unglück des Lebens) bei Tag und Nacht Zu diesen nichtidiomatischen Wortgruppen gehören auch solche, die einen gewissen internationalen Charakter haben. Die haben in mehreren Sprachen die gleiche Bedeutung und werden meistens nach denselben syntaktischen Strukturen gebildet. z.B.: gesammelte Werke, herrschende Klasse; bewaffnete Organe; historisches Ereignis; öffentliche Meinung 50 2. Klischees der Massenmedien. z.B.: die Reserven erschließen; auf der Tagesordnung stehen; eine schöpferische Initiative entwickeln; das materielle und kulturelle Niveau erhöhen 3. Verbindungen vom Typ Attribut (bzw. Adjektiv) + Substantiv = in denen die Attribute eigentlich keine neuen Informationen geben. Sie dienen zur Verstärkung des Inhaltes, Stabilität! z.B.: das blaue Meer; die grüne Heide; der gesunde Menschenverstand Konstruktionen aus Märchen: der böse Wolf; die böse Stiefmutter; der schlaue Fuchs; der tiefe Wald Lexikalisierung und Reduzierbarkeit: Phraseologismen werden wie ein Wort im Gedächtnis gespeichert und auch wieder wie ein Wort reproduziert, während die freien Wortgruppen jedesmal aufs Neue im Prozess der Rede nach bestimmten syntaktischen Modellen neu gebildet werden. Deshalb sind sie nicht reproduzierbar. Die Wissenschaftler bemühen sich, eine Klassifizierung der Phraseologismen vorzunehmen. Klassifizierung der Phraseologismen: Moderne semantische Klassifizierungen basieren auf der Einteilung des russischen Sprachwissenschaftlers Vinogradov. Seine Einteilung wird im Wesentlichen von Černyševa, Fleischer, Schippan u.a. übernommen. 1. Phraseologische Ganzheiten: - Phraseologismen im engeren Sinn , sog. Umdeutungen einer ganzen Wortgruppe, die manchmal auch als syntaktisch freie Wortgruppe möglich ist, aber durch die Umdeutung kann man die Bedeutung der Wortgruppe nicht aus der Bedeutung der einzelnen Komponenten erschließen. z.B.: j-m den Stuhl vor Tür setzen (hinauswerfen); j-m einen Korb geben (ablehnen); ein blinder Passagier (ohne Fahrkarte); auf die lange Bank schieben (warten); Mund halten (schweigen) - sprichwörtliche Redensarten bilden Ausdrücke, die aus einem anderen Sinnbereich übertragen werden; wir finden sie im etymologischen Wörterbuch z.B.: wie auf Kohlen sitzen (in Unruhe sein); auf der Bärenhaut liegen (faulenzen); für j-n die Hand ins Feuer legen (an j-n. glauben) 51 sR treten in verschiedenen Formen auf: a) Wortgruppen mit verbalem Kern z.B.: etw. für bare Münze nehmen (ganz genau glauben) die Augen zum Boden schlagen ein Haus in Schutt und Asche legen (zerstören) b) Wortpaare 2 Adjektive: kurz und gut (kurz gesagt) samt und klanglos (spurlos verschwinden) 2 Substantive: mit Kind und Kegel (alle) Hals über Kopf rennen/laufen (schnell) auf Schritt und Tritt (überall) c) Wortgruppen mit nominalem Kern Adj. + Subst. : dicke Luft (eine angespannte Atmosphäre) ein Wunder Punkt (schwache Stelle) Subst. + Präposition. + Adj. : ein Schlossim Mond (Produkt der Phantasie) ein Ding mit Pfiff (Risiko eingehen) d) Phraseologische Ellipsen - kurze Sätze, in denen ein wichtiges Satzglied fehlt: z.B.: Ach, du meine Güte! Ach, du grüne Neune! (passiert ganz unerwartet) Gott sei dank! Schwamm drüber! (Alles ist vergessen) 2. Phraseologische Verbindungen: - Wortgruppen, in denen eine Komponente in der Ursprungsbedeutung vorkommt, und die andere Komponente phraseologisch gebunden , idiomatisiert ist. Nach der syntaktischen Struktur unterscheidet man: a) verbale Verbindungen: er ist in Aufregung geraten; er hat Abschied genommen; sich einer Prüfung unterziehen; derselben Meinung sein b) nominale Verbindungen: warme Küche, treu wie Gold, ein Mann von Ehre, Blut und Wasser schwitzen, eine Fahrt in Blaue, eine faule Ausrede 52 3. Modellierte Bildungen : - Konstruktionen mit einer wertenden Bedeutung, einschätzenden Bedeutung: z.B.: es ist die Harmlosigkeit in Person (ironisch); ein fauler Zauber a) feste analytische Verbalverbindungen z.B.: in Eile sein - Funktionsverbgefüge (Streckformen) , eine besondere Art der Phraseoschablonen, entsprechen einem Vollverb z.B.: etw. unter Kontrolle nehmen (kontrollieren); etw. zum Halten bringen (anhalten) Diese Wendungen sind an der Grenze, weil sie auf keinen Fall idiomatisch sind, aber trotzdem eine gewisse Festigkeit haben. Ihre Hauptfunktion ist das Ausdrücken der Aktionsart (Durativa, Nichtdurativa, Kausativa). Die Hauptfunktion der Phraseologismen ist ihre expressive Bedeutung. Deshalb werden sie einer bestimmten stilistischen Ebene zugeordnet. Eine solche Zuordnung zu einer bestimmten Ebene nennt man pragmatischer Aspekt. Man muss die Wirkung der Phraseologismen auf einen Kommunikationspartner gut einschätzen können; wenn man das nicht kann, kann es passieren, dass auch peinlich Situationen entstehen. Stabilität Phras. sind relativ stabil, Abwandlung ist nur begrenzt möglich. Austauschbarkeit mit z. B. einem Synonym ist nicht möglich. z. B. territoriale Dubletten – Rahm + Sahne Phraseol : den Rahm abschöpfen – nur für sich das Beste haben nicht möglich : Sahne abschöpfen Unikale Komponenten – Wörter, die außerhalb eines bestimmten, konkreten Phras. heute nicht mehr vorkommen. 53 Substantive als U. K.: Fersengeld geben schnell fliehen auf dem Holzweg sein sich irren am Hungertuch nagen hungern etwas auf dem Kerbholz haben schuld an etwas sein jmdm. den Laufpass geben sich von jmdm. trennen Adjektive / Adverbien als U. K.: fehl am Platz sein nicht erwünscht sein jmdn./etw. ausfindig machen nach längerem Suchen finden gang und gäbe sein üblich sein ein gordischer Knoten eine schwer lösbare Aufgabe Verben als U. K.: die Ohren steif halten den Mut nicht verlieren, gesund bleiben eine Scharte auswetzen etw. wieder gut machen jmdn. über den Löffel balbieren jmdn. betrügen sich nicht lumpen lassen nicht geizig sein Phras. können von der Norm, von den Regeln abweichen, es zeigt die Stabilität. Z. B. bleibt ein attributives Adjektiv bei einem Substantiv unflektiert: frei Haus liefern zusätzlich ohne Bezahlung in die Wohnung liefern auf gut Glück etw. machen etw. mit Risiko machen Weitere Phraseologismen : - auf des Messers Schneide ganz hart an der Grenze stehen - aus aller Herren Länder aus allen möglichen Teilen der Welt - jmdm. auf den Wecker gehen jmdn. langweilen - sich in die Nesseln sitzen sich im Ton vergreifen, in eine unangenehme Situation kommen - jmdn. an der Nase herumführen jmdn. belügen - jmdm. ein X für ein U vormachen jmdn. belügen - ein offenes Ohr haben für ... interessiert sein für - nicht auf den Mund gefallen sein im richtigen Moment das Richtige sagen - im gleichen Boot sitzen die gleichen Aufgaben erfüllen - nur Bahnhof verstehen nichts verstehen - sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen sich nicht betrügen lassen - mit jmdm. einen guten Faden spinnen sich mit jmdm. gut vertragen - den Nagel auf den Kopf treffen das Wesentliche erfassen und ausdrücken 54 - Sportlexik : Termini : Abseits, zweite Halbzeit - Fachjargonismen : er wurde gefoult 4. territoriale Lexik bestimmter Altersgruppen Frauensprache - große Diskussionen - beschäftigt sich im Bereich der Soziolekte - Sprache und Sexus - z. B. sexistisch heißt frauenfeindlich – diese „Diskriminisierung“ widerspiegelt sich in der Sprache , und viele feministische Bewegungen protestieren gegen das produktive Suffix – „in “, sie sagen, dass es eine Abhängigkeit der Frau vom Mann bedeutet ad 2) Gliederung des Wortschatzes nach der Herkunft: a) heimischer b) fremder ad b) fremdes Wortgut - Entlehnungen aus anderen Sprachen, sie sind in unterschiedlichem Grad in der Lexik in die Sprache integriert, assimiliert. Nach dem Grad der Anpassung an die graphische oder phonematische Gestalt unterscheidet man Fremdwörter und Lehnwörter. Sonderwortschatz Kaufleute Jäger Pechvogel Bergleute Seeleute einen Abstecher machen = ein kleiner Ausflug zu einem Ort, der abseits der Reiseroute liegt aufgetakelt – auftakeln = ein Segelschiff mit Ausrüstung versehen Bauern auf den Hund kommen Handwerker sticheln Eisenbahnleute Kondukteur Zimmerleute und Tischler schnurgerade Bäcker hausbacken Fischer Jargonismen 3 Arten: 1. Gruppenjargon (Soldaten, Musiker, Studenten,...) Soldaten: das Gewehr Knarre Speisen Erbsensuppe Schrapnellsuppe Studenten: blechen bezahlen Seemannssprache: der blaue Peter Fahne Sportler: das Tor der Kasten, der Laden Fahrrad alte Karre, Drahtesel, Gummiziege 55 Rotwelsch = Gauner = Bettler = Verbrechersprache: (viele Wörter aus dem Hebräischen und aus der Zigeunersprache) Geld Heu, Lappen Gefängnis Käfig, Kitzchen, Knast Polizist Greifer, Spürhund etw. feststellen ausbaldowern 2. Klassenjargon 3. Geheimjargon Dialektismen In Deutschland gibt es viele Dialektismen, es entstehen neue Synonyme. (Synonyme X territoriale Dubletten) Schlagsahne Schlagobers ND: Zwiebel Bolle betrunken dun OD: Hafer Haber ein bisschen Regen ein Husch Regen sich ein bisschen unterhalten klönen Wiener Dialekt Süddeutschösterreichische (Bayrischösterreichische) Basis Alte Tschechen haben österreichisches Deutsch gesprochen. ( Geschlechts )Unterschiede der Arten Deutsch : das Kataster der Postlersamt Fabrikarbeiter Tageblatt Gänsebraten Mädchen Rechtsanwalt in Zukunft Schulfach Lehrmittel Bahnsteig Fleischer österreichisches Deutsch: der Kataster der Postler Fabriksarbeiter Tagsblatt Gansbraten Dirndl Advokat in Hinkunft Gegenstand Lehrbehelf Peron Fleischhauer Es gibt eine horizontale Schichtung der Fachsprachen Gemeinsprache (Gesamtsprache) Fachsprache 1 FS2 FS3 FS4 FS5 FSn 56 Fremdwörter haben die fremde graphische, phonematische, morphologische Form bewahrt z. B. Café, Computer Lehnwörter haben sich dem deutschen Sprachsystem angeeignet z. B. Wein, Dame, Fenster Die Anpassung an das deutsche Sprachsystem verlauft bei diesen Entlehnungen allmählich , unterschiedlich z. B. Büro – deutsche Schreibung und Betonung, aber fremde Endung –„ o “ Ingenieur, Restaurant – fremde Schreibung und fremde Aussprache Der Grad der Eindeutschung verläuft unterschiedlich – morphologische Anpassung im Genus bei entlehnten Wörtern beruht darauf, dass deutsche Wörter als Ausgangsbasis genommen werden z. B. bogka – der Schnaps – der Wodka Internationalismen = Wörter, die in vielen Sprachen in gleicher Bedeutung auftreten, vor allem Wörter aus der Wissenschaft, Technik, Politik z. B. Television, Realismus, Kultur, Tennis, Text, Minister, Präsident, Taxi Bei den Fremdwörtern gibt es die Problematik der sog. „ falschen Freunde “ – bei bestimmten ähnlich klingelnden Wörtern entstehen unterschiedliche (auch morphologische) Wörter: z. B. tschechisch: Parlament – deutsch das Parlament tsch. parlamentár (Mitglied des Parlaments) – der Parlamentarier tsch. parlamentár (jemand, der verhandelt) – Der Parlamentär Formen der Entlehnung: direkte Übername: 1) Fremdwörter 2) Lehnwörter Lehnprägung = Neubildung des fremden Inhaltes mit deutschen Sprachmitteln 1.Lehnbedeutung = wenn für ein heimisches Wort die Bedeutung eines fremden Wortes übernommen wird, z. B.: Pionier – Wegbereiter eines neuen Gebietes – Soldat, im Sozialismus kam ein drittes Semem dazu – Angehöriger einer Kinderorganisation. Viele germanische Wörter haben unter dem Einfluss des Christentums Bedeutungen der lateinischen oder griechischen Ausdrücke übernommen. 57 2) Lehnbildung – Neubildung aus heimischen Sprachmitteln nach dem Vorbild eines fremden Wortes: a) Lehnschöpfung – das Wort ist fast unabhängig (Waffenstillstand, Zartgefühl) b) Lehnformung – wenn sich die neue Bildung in der Morphemstruktur an das fremde Wort anlehnt: I. Lehnübersetzung - eine Glied-Für-Glied-Übersetzung eines fremden Wortes z. B.: brain washing – Gehirnwäsche II. Lehnübertragung - freiere Bildung nach dem fremden Vorbild: z. B.: Erdölleitung – aus dem Englischen pipeline Solche Formen findet man in fast jeder Sprachperiode. Überblick der Formen der Entlehnung: I. direkte Fremdwörter II. Lehnprägung Lehnwörter Lehnbildung Lehnschöpfung Lehnübersetzung Lehnformung Lehnübertragung 58 Lehnbedeutung Soziale Gliederung des Wortschatzes Berufs- und Fachwortschatz: Die soziale Gliederung des Wortschatzes ist bestimmt durch die Art der gesellschaftlichen Verhältnisse, durch die Stellung der Menschen im Prozess der Produktion, durch die Beziehungen der Menschen in den verschiedensten Gemeinschaften, aber auch durch die sozialen Verhältnisse in den Gruppen mit gleichen Interessen. Gruppen von Wortschatzvarianten: 1) Varianten, die sich aus der Kommunikation im Beruf im Fach oder in der Wissenschaft in der Sphäre der Zusammenarbeit, auf praktischem und theoretischem Gebiet des Berufslebens ergeben. Das sind die Professionalismen im weitesten Sinn. 2) Varianten, die in der Kommunikation verschiedenster Gruppen vorkommen. Jeder gehört im Verlaufe seines Lebens zu mehreren solchen Gruppen. Jeder besitzt in unterschiedlichem Maße eine fachsprachliche Kompetenz. Die fachliche Spezialisierung führt zur Herausbildung des Wortschatzes, welchen man für die präzise wissenschaftliche Arbeit, für die theoretische Arbeit in bestimmten Fächern und Wissenschaften benötigt. Es entwickeln sich die Terminologien (Bestandteile der Fachsprache). Mit Termini arbeiten nicht nur die Fachleute, sondern auch Praktiker. In den verschiedenen beruflichen Einrichtungen bilden sich aber auch Varianten der wissenschaftlichen, beruflichen Kommunikation heraus – Umgangssprache eines Fachgebietes. Es handelt sich nicht um die genau definierten Termine, sondern um bestimmte Wörter, die man zur Verständigung in einem Gebiet braucht. In einer Fachsprache gibt es auch umgangssprachliche Elemente, fachspezifische Lexik, Nomenklaturzeichen und „Halbtermini“. Versuche, Fachwortschatz zu klassifizieren : z. B. Filipec I. allgemeiner Wortschatz II. Sonderwortschatz: 1. Professionalismen - nichtschriftsprachliche - schriftsprachliche 2. Termini - eigentliche - spezifische - T. mit gnoseologischem Charakter - Fachausdrücke, Nomenklatur - T. mehrerer Wissenschaften - Quasiternini (ungenaue, Halbtermini) 59 z. B. Wilhelm Schmidt Fachwortschatz - Termini - standardisierte - nicht standardisierte - Halbtermini - Fachjargonisme Termini: - nur ein Bestandteil der Fachsprache, sie bilden den Kern der Wissenschaftsterminologie - genau definierte fachsprachliche Lexik, zeichnen sich durch Eindeutigkeit, Bestimmtheit und Genauigkeit aus Fachsprache - besteht aus umgangssprachlichen Elementen, Halbtermini, Jargonismen, Wörter der Gemeinsprache Terminologie - das System der Termini einer Wissenschafts - oder Fachsprache Terminologiewissenschaft - seit den 30er Jahren des 20. Jahrhundert - heute internationale Zusammenarbeit - Terminologienormung – bei diesem Prozess erhält ein gemeinsprachliches Wort durch die Bestimmung den Charakter einer Terminus und wird dadurch terminologisiert (gemeinsprachliche Wörter können terminologisiert werden, in diesem Augenblick erhalten sie eine genaue Definition). Merkmale von Teminologien: Termini = im Rahmen einer Theorie begrifflich definierte Fachwörter Mit dem Gebrauch von Termini erreichen die Fachleute auf ihrem Gebiet ein Höchstmaß an Genauigkeit in der Kommunikation an begrifflicher Übereinstimmung. Bei gleichen Termini ist es überhaupt kein Problem, im verschiedenen Sprachen zu sprechen. Termini = Elemente eines terminologischen Systems. Dieses System folgt nicht dem Sprachsystem, sondern dem System der Wissenschaft des Fachgebietes. Kriterien für einen Terminus: Eindeutigkeit, Genauigkeit, ein festgelegter Platz in der Hierarchie des Terminologiesystems. Die Definition eines Terminus erfolgt meistens durch einen spezifischen Kontext. Diese Definitionen erfolgen als „Kopula-Sätze“ und der Terminus selbst ist immer das Subjekt (z. B. „die Kette“ – lineare Folge von sprachlichen Elementen oder linguistischen Kategorien – alle Sprachwissenschaftler verstehen unter diesem Wort dasselbe). 60 Die Bedeutung eines Terminus kann sich auch verändern. Neue Erkenntnisse in der Wissenschaft, Verifizierung oder Falsifizierung von Hypothesen – das wirkt sich auch auf terminologische Systeme und auf ihre Elemente aus. Trotzdem sind Termini stilistisch neutral – ohne Emotionen, ohne konnotative Bedeutungskomponenten. Unterschiede: naturwissenschaftliche und technische Terminologie geisteswissenschaftliche und philosophische Terminologie Die Unterschiede ergeben sich aus den verschiedenen Denotaten der Terminologie und aus den unterschiedlichen Kommunikationsabsichten und Kommunikationszielen der einzelnen Arten der Terminologie. NTW – naturwissenschaftliche Termine TT – technische Termine Die NWT und TT brauchen keine Öffentlichkeit – die Fachleute kommunizieren in ihren Bereichen die PT und GWT brauchen die Öffentlichkeit – z. B. Politiker – der Charakter dieser Terminologien ist anders und es kommt leicht zu Polysemie – oder Homonymiebildung (nicht so eindeutig). z. B. Demokratie , Freiheit, Menschenrechte, Unabhängigkeit u.a. In den NWT und TT zeigt sich eine andere Tendenz – Tendenz zur Internationalisierung. Deshalb entstehen die meisten Internationalismen auf dem Gebiet der Technik und Naturwissenschaft. Schichten der Fachsprachen 1.fachinterne Kommunikation - Wissenschaftssprache, fachliche Umgangssprache eines Fachgebietes („Werkstattsslang“, „Betriebsslang“) 3. interfachliche K. - Kommunikation zwischen den Fächern 4. fachexterne K. - Verkauf, Werbung – „Verbreitungssprache“... Neben den genau definierten Terminen gibt es in den Fachsprachen noch andere Fachwörter: 1) allgemeine Termine, die ein Wissenschaftsgebiet übergreifen – benennen allgemeine wissenschaftliche Merkmale z. B. positiv, negativ, lokal, aktiv, Synthese, Funktion 2) Fachwörter, die keine feste Definition haben und z. B. bei der Arbeit entstehen z. B. systematisieren, kategorisieren, Membrane usw. 61 Quelle der Enstehung Fachsprachlicher Lexeme: Ein großer Teil des Fachwortschatzes enthält gemeinsprachiges Wortgut, welches durch eine Definition terminologisiert wird. Diese Termine, die dabei entstehen, sind entweder motiviert oder unmotiviert. Motivierte Termine können metaphorische oder metonymische Übertragungen aus der Gemeinsprache sein. Sie entstehen aber auf dem Weg der Wortbildung. Als motiviert sind solche Termine zu betrachten, derer Bedeutung im Kern mit der ursprünglichen gemeinsprachigen Bedeutung übereinstimmt. z. B. das Feld – motivierter Terminus: magnetisches Feld usw. ! aber: Gefahr von falschen Interpretationen: z. B. der Markt – terminologische Bedeutung in der Ökonomie die Arbeit und die Kraft – in der Physik In die Fachwortschätze tritt immer mehr fremdes Wortgut ein. Es handelt sich um die Internationalismen, um Neubildungen aus griechischen und lateinischen Morphemen und Lexemen (z. B. Archaismus, positiv, Distribution, Transformation ...). Es werden auch zahlreiche Synonyme gebildet: z. B. Patienten der Ärzte: Diabetes – Quasiterminus „cukrovka“ Interessant ist, dass es zu völlig neuen oder etwas veralteten und neuaufgenommenen Wortbildungskonstruktionen zu speziellen fachsprachigen Wortbildungsmodellen und Wortbildungskonstruktionen kommt. z. B. die Bildung deverbaler Substantive, ung-Derivate mit dem produktiven Suffix –ung oder Konversion bei der Bildung deverbaler Substantive, Kompositabildung und auch Kurzwortbildung. Typisch ist die Bildung fachsprachlicher Verben mit Modellen, die in der Gemeinsprache wenig benutzt werden – z. B.: Modelle Verb + Verb (ziehen + schleifen = Ziehschleif) Adjektiv + Verb (kalt + schweißen = kaltschweißen) Konversion Verb zu Nomen: kaltschweißen – das Kaltschweißen Über die verschiedenen Wortbildungsmodelle, Arten der Suffigierung und der Präfigierung dringen auch so genannte Fremdpräfixe in die Fachsprache ein. z. B. neo-, anti-, hyper-, super- - das alles sind Merkmale moderner Fachsprache Nicht nur gemeinsprachige Wörter kommen in die verschiedenen Fachwortschätze. Dieser Prozess kann auch umgekehrt verlaufen. Die Lexik kommt also aus verschiedenen Fachsprachen in die Gemeinsprache zurück. Einmal geschieht dieser Prozess durch die Übernahme der Lexik und zum anderen entstehen zahlreiche Parallelbildungen für das gleiche Denotat. Wenn der Übergang eines gemeinsprachigen Wortes in eine Fachsprache mit der Terminologisierung des Wortes verbunden ist, kommt es bei umgekehrtem Weg zu einer Endterminologisierung und der ehemalige Termin hat jetzt wieder die Merkmale, die 62 typisch für ein gemeinsprachiges Wort sind (Polysemie, Homonymie, Expressivität, konnotative Bedeutungskomponenten ...). z. B. „Kettenreaktion“, „Altlast“ = ehemalige Termine aus dem Gebiet der Kernphysik, heute sind sie längst in andere Bereiche übernommen. 63