Der Kern des Lebens

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Arbeitsblatt 1 zur Sendung „Angriff der Viren“
Sendereihe: Der Kern des Lebens
Stammnummer: 4683928
0:04
Nicht immer ist sie zu spüren -
0:07
Aber seit Vogel- und Schweinegrippe um die Welt zogen, gehört die
Angst vor einer Virus-Pandemie zu unserem Alltag.
0:16
Uns wurde ins Gedächtnis gerufen, wie verletzlich wir gegenüber den
Attacken der Mikroben sind.
0:24
… winzige Eindringlinge, die das Räderwerk in unserem Körper
lahmlegen können. Sie erobern unsere Zellen, um Kopien von sich
herzustellen und sie dadurch zu zerstören.
0:38
Wird die Medizin die Virus-Bedrohung je in den Griff bekommen?
0:46
Eine Gruppe von Wissenschaftlern in Stockholm hat sich vorgenommen,
mit dem Elektronenmikroskop Vogelgrippe-Viren beim Eindringen in die
Zelle zu fotografieren. Solche Bilder könnten helfen, die Suche nach
Impfstoffen und Medikamenten voranzubringen.
1:01
Lennart Nilsson ist der Fotograf.
Seit mehr als fünf Jahrzehnten hat er mit Spezialoptiken den
menschlichen Körper erkundet und fantastische Einblicke in unser
Inneres geliefert -
1:17
Von der Entstehung des Lebens…
1:21
…. bis in die kleinsten Bausteine unseres Körpers, die Zellen. Eine
mikroskopisch kleine Welt mit Fabriken, Autobahnen, Kraftwerken und
Recyclingstationen. Nun ist er auf der Suche nach dem Feind: Viren, die
eine Zelle in eine leblose Kraterlandschaft verwandeln können.
1:38
Titel
1:58
Wo das Leben pulsiert, sind auch diejenigen nicht weit, die sich nur mit
Hilfe anderer Lebewesen vermehren und verbreiten können:
Viren.
2:10
Sie versuchen in unsere Körperzellen einzudringen, um sie zu einer
einzigen großen Virenfabrik zu verwandeln. Können wir sie bekämpfen –
oder werden sie uns besiegen?
2:27
O-Ton Nilsson
Sprecher 2
Viren sind Terroristen.
2:32
Sprecher 2
Sie dringen in die Zelle ein und beherrschen sie.
2:37
Sprecher 2
Sie zwingen sie, Hunderttausende, Millionen Kopien von sich herzustellen
– und die Zelle muss gehorchen.
2:48
Im Jahr 2007 rief ein besonderes Virus in Erinnerung, wie anfällig wir
gegenüber den Mikroben sind.
2:54
Hunderte Vögel verendeten an der Vogelgrippe.
3:01
Die Angst war groß, dass sich auch Menschen anstecken könnten. In
Asien war das passiert – drohte eine tödliche Pandemie?
©
Planet Schule 2010
Arbeitsblatt 1 zur Sendung „Angriff der Viren“
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3:10
Der H5N1 Virus ist eine noch gefährlichere Variante des SchweinegrippeVirus, das im Jahr 2009 erneut die Alarmglocken schrillen ließ.
[3:13 O-Ton Beginn Mya Brytting]
3:15
Voice over
Sprecherin 4
Die normalen Grippeviren vermehren sich nur in den Lungen – das
Vogelgrippe-Virus kann sich so verändern, dass es den ganzen Körper
befällt und eine viel schwerere Krankheit auslöst.
Deswegen haben wir die Sorge, dass ein solches Virus die nächste große
Pandemie auslösen könnte.
3:34
Sprecherin 1
Glücklicherweise zeigte sich, dass die Vogelgrippe beim Menschen zwar
schwere Erkrankungen hervorrufen kann, die Ansteckungsgefahr aber
gering ist. Das aber könnte sich irgendwann ändern.
3:48
Mikrobiologin Mya Brytting will mit Lennart Nilssons Hilfe genauer
dokumentieren, wie Vogelgrippe-Viren in die Zelle eindringen und dort
ihr zerstörerisches Werk verrichten.
Beginnen wollen sie dabei zunächst mit einem weniger gefährlichen
Virus, um die Methoden zu testen.
[4:06 O-Ton Beginn Mia Brytting]
4:09
Voice Over
Sprecherin 4
4:25
Sprecherin 1
Wir probieren’s zunächst mal mit dem Herpes-Virus, weil es sich ganz
ähnlich wie das Vogelgrippe-Virus vermehrt, aber weniger gefährlich ist
4:35.
Herpes-Viren sind besonders eigenartige Erreger. Sie erzeugen oft erst
lange nach der Infektion Symptome.
4:45
Werden die Viren – zum Beispiel bei einem Kuss – übertragen, suchen
sie zielstrebig die Nervenendigungen im Mund, dringen dort ein und
machen sich auf die Reise innerhalb der manchmal meterlangen
Nervenfasern.
5:02
Nach Tagen oder sogar Wochen erst erreichen sie das Zentrum der
Nervenzelle – im Rückenmark oder im Gehirn.
5:12
Dort entleeren sie ihr Erbgut direkt in den Zellkern, wo es jahrelang
ruhen kann.
5:18
Wenn die Zeit gekommen ist, nehmen die Viren den gleichen Weg
zurück, und die Wunden erscheinen genau dort, wo man sich infiziert
hat.
5:33
O-Ton Nilsson
Voice over
Sprecher 2
Hier drin haben wir jetzt die infiziertenZellen, jetzt versuchen wir darin
die Viren zu entdecken – in 3D, ein völlig neues Verfahren.
5:49
Sprecherin 1
Lennart Nilsson bereitet sein Elektronenmikroskop für die Suche vor.
Sorgfalt ist vor allem gefragt beim Aufbringen der Zellen auf die
kupfernen Probenhalter.
©
Kultivierte menschliche Zellen werden mit Herpes Viren infiziert. Die
Infektion wird zu verschiedenen Zeitpunkten unterbrochen, um die Viren
in verschiedenen Stadien ihres Angriffs ertappen zu können.
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6:02
Dann ist es so weit. Schon auf den ersten Bildern sind die Viren zu
sehen.
6:12
Auch für die Wissenschaftler ist das kein alltäglicher Anblick.
6:20
Mia Brytting will auch ohne aufwändige Nachbearbeitung sofort ein paar
Fotos der Mikroben mitnehmen.
6:31
Viren sind mit einer Art Noppen besetzt, die wie Schlüssel wirken.
Passt dieser Schlüssel genau in das „Schloss“ der Zellmembran, öffnet
sich die Tür. Der Virus schlüpft hindurch – und das Schicksal der Zelle ist
besiegelt.
[6:47 O-Ton Beginn Mia Brytting]
6:49
Voice Over
Sprecherin 4
Es ist wie ein Handschlag. Der Virus klopft an, streckt die Hand aus,
sagt: „Hallo, ich möchte gern rein“.
Und wenn der Handschlag der Zelle bekannt vorkommt, dann lässt sie
den Virus ein.
7:05
Sprecherin 1
Lennart Nilsson liefert den Wissenschaftlern Bilder aus verschiedenen
Stadien der Herpes-Infektion. Bilder, die sie sich zwar so vorgestellt,
aber noch nie gesehen haben.
7:20
Neu gebildete Viren, die von unten gegen die Zellmembran drücken,
kurz bevor sie aus der Zelle ausbrechen….
7:30
…. und zwanzig Minuten später: Die völlig verwüstete Oberfläche einer
sterbenden Zelle – voller Krater, die Tausende Viren beim Verlassen der
Zelle gerissen haben. Ausgebrochen, um andere Zellen zu befallen.
7:53
Als die Wissenschaftler schon denken, sie hätten das wichtigste gesehen,
findet Lennart Nilsson auf seinen Bildern etwas, das auch die
Mikrobiologen nicht erwartet hätten.
8:07
Voice over
Mia Brytting
Sprecherin 4
Schau, schau, schau! Das ist ja einfach unglaublich: hier kommt der
Herpes-Virus direkt aus dem Zellkern heraus, wie eine Knospe wächst er
heraus!
8:18
Sprecherin 1
Die „Geburt“ eines neuen Herpes-Virus Mia Brytting ist begeistert, dass sie diesen Vorgang mit eigenen Augen
beobachten kann.
8:28
Voice over
Mia Brytting
Sprecherin 4
Ich muss Euch erklären, warum ich so aufgeregt bin. Hier sehen wir wie
der Virus aus dem Kern der Zelle herauskommt. Hier hüllt er sich in ein
Teil der Zellkernmembran. Das ist einfach unglaublich, das sehen zu
können!
8:46
Sprecherin 1
Einzigartige Bilder: Virus-DNA kleidet sich in ein Stück der Kernmembran
– blau eingefärbt, ist es deutlich zu erkennen.
9:00
Viren nutzen Teile der Zelle, die sie befallen haben, um sich selbst zu
kopieren und neu zu bilden – eine hinterlistige Strategie.
9:14
Auch Wissenschaftler sind immer wieder verblüfft über diese Taktik.
Viren sind die kleinsten und eine der wohl erstaunlichsten Lebensformen
©
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auf unserem Planeten. Streng genommen sind sie nicht einmal lebendig.
Kein eigener Stoffwechsel, keine Fortbewegung….
….. nichts als eine dünne Hülle um ein paar Stränge genetischer
Information. Erst in einer fremden Zelle erwacht diese Ansammlung von
Molekülen zum Leben – nur um sich selbst zu kopieren und seinen
Gastgeber dabei zu zerstören
9:53
Wie genau der Angriff auf unseren Körper aussieht, unterscheidet sich
von Virus zu Virus. Es werden ganz verschiedene Zellen attackiert.
10:03
Der HI-Virus zum Beispiel, der AIDS auslöst, greift die Abwehrzellen des
Körpers an. Er schaltet die Lymphocyten aus – die Zellen, die uns ja
gerade vor unerwünschten Eindringlingen schützen sollen.
10:18
HIV hat dabei eine ganz besondere Taktik. Er entlässt sein Erbgut nicht
einfach in den Zellkern, damit es dort kopiert wird. Die Viren-Gene
werden in menschliche DNA umgeschrieben und regelrecht in das Erbgut
der befallenen Zelle eingewoben. Dadurch sind sie kaum zu entdecken.
10:50
Voice over
Sprecherin 4
Viren sind eine sehr alte Lebensform. Es gab sie wahrscheinlich schon,
bevor in der Evolution Zellen entstanden sind.
Sie haben sich dann parallel mit Zellen, Bakterien und Parasiten
entwickelt – damals, als in dem großen Schmelztiegel DNA, RNA und
alles andere gebildet wurde.
11:11
Die Viren haben sich im Laufe der Evolution perfekt an die Bedingungen
in der Zelle angepasst und machen sich ihre Strukturen geschickt zu
Nutze.
11:23
Im Zellkern, der Steuerzentrale der Zelle, liegt die Bibliothek mit
sämtlichen Erbinformationen. Aus Tausenden von Poren in der
Kernmembran strömen ständig Bauanleitungen für die Zellindustrie Blaupausen des Erbguts, bei denen es sich um Stränge der Nukleinsäure
RNA handelt.
11:45
Das Erbgut selbst liegt im Kern in Form von DNA vor. Fleißige
Bibliothekare lesen die DNA ab und produzieren kleine RNA-Kopien
davon.
DNA und RNA sind die Grundlage allen Lebens auf unserem Planeten
12:00
Erstaunlicherweise finden sich in den endlosen Spiralen unseres Erbguts
große Mengen von Viren-Genen – Überbleibsel von Viren-Angriffen in der
Vergangenheit, die die Zelle irgendwie überlebt hat.
12:18
Die Virengene stören heute nicht weiter. Allerdings deuten sie darauf
hin, dass unsere Zellen und Viren einen gemeinsamen Ursprung haben.
Er liegt dort, wo das Leben auf unserem Planeten in grauer Vorzeit
entstanden ist.
12:35
Die Erde war damals erst etwa eine Milliarde Jahre alt - ein leblose
Wüste von Wasser und Land.
12:48
Irgendwo in dieser lebensfeindlichen Welt muss es dann passiert sein.
Durch eine kleine, aber folgenreiche chemische Reaktion entstanden die
allerkleinsten Bausteine des Lebens – die Aminosäuren. Aus ihnen
bestehen alle Proteine in unseren Zellen, und auch die Erbsubstanz DNA.
13:14
Das war ein extrem spannender Moment – als die ersten Aminosäuren
©
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Voice over Nilsson
Sprecher 2
aus noch ursprünglicheren Molekülen entstanden sind.
13:26
Das würde ich gern im Bild festhalten - und dann zu sehen wie alles
weiter ging.
13:35
Sprecherin 1
Gemeinsam mit Wissenschaftlern des chemischen Instituts der
Universität Stockholm will Lennart Nilsson die Bedingungen nachstellen,
die damals auf unserem Planeten herrschten – um bei der
„Lebensentstehung“ mit der Kamera dabei sein zu können.
13:52
Sie wollen ein Experiment nachstellen, das der amerikanische
Wissenschaftler Stanley Miller in den 1950er Jahren durchgeführt hat.
14:03
Künstliche Blitze beschießen ein Gas, das dem der frühen Erdatmosphäre
entspricht. Dadurch werden verschiedene chemische Reaktionen
ausgelöst, aus denen zusammen mit Wasser letztlich Aminosäuren
entstehen sollten – eine Art „Ursuppe“ des Lebens.
14:23
Das Experiment beginnt. Werden in den nächsten Tagen quasi aus dem
Nichts Aminosäuren entstehen“
14:31
Lennart Nilsson hält seine Kamera bereit.
14:36
Voice over Nilsson
Sprecher 2
Jeder würde wohl gern sehen wie das Leben entstanden ist.
14:52
Erst nach mehreren Wochen wird das Experiment abgebaut, um das
Ergebnis zu untersuchen. Können die Wissenschaftler die Ergebnisse
Stanley Millers bestätigen?
15:07
Chemiker Amando Cordova sieht sofort, dass organisches Material
entstanden sein muss.
15:17
Die genaue Analyse bestätigt: über 300 organische Moleküle sind
nachzuweisen, viele davon Aminosäuren, darunter solche, die für die
Entstehung des Lebens notwendig waren.
15:38
Der genaue Augenblick der Lebensentstehung lässt sich zwar nicht im
Bild festhalten; Lennart Nilsson will dafür die ersten Produkte, die
entstanden sind, genauer untersuchen.
15:51
Kristallierte Aminosäuren in Vielhundertfacher Vergrößerung.
15:55
Unter dem Mikroskop zeigt sich eine unglaubliche Vielfalt von Formen,
Farben und Strukturen.
16:08
Ein bemerkenswerter Zufall, findet Chemiker Cordova, dass diese
Strukturen an solche aus dem Innern der Zelle erinnern. Manchmal
kann Wissenschaft auch einfach „schön“ sein.
16:40
Am Karolingska Institut wird es nun ernst. Nach den Herpes-Viren wollen
die Forscher um Lennart Nilsson nun Vogelgrippe-Viren beim Eindringen
in die Zelle fotografieren.
In einem Labor der höchsten Sicherheitsstufe zwängen sich die
Mitarbeiter in ihre Schutzanzüge. Wegen der Gefährlichkeit des Virus
©
Jetzt können wir’s hoffentlich zeigen.
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darf es absolut keinen Kontakt zur Umgebungsluft geben
17:05
Lebende H5N1 Viren werden in einer Nährlösung gehalten. Sie stammen
von wilden Vögeln, die 2007 auf Gotland verendet waren.
17:16
Die Viren werden zunächst mit Chemikalien behandelt, die sie
unschädlich machen – nur so lassen sich die weiteren Experimente in
einer weniger geschützten Umgebung durchführen.
17:34
O-Ton Nilsson
Sprecher 2
Wir haben kultivierte menschliche Lungenzellen genommen
17:48
O-Ton Nilsson
Sprecher 2
Und die haben wir mit den Vogelgrippe-Viren infiziert
18:03
Voice over
Mia Brytting
Sprecherin 4
Als Wissenschafter hoffen wir, dass wir durch die Fotos besser
verstehen, wie der Vogelgrippe-Virus die Zellen infiziert.
Denn je mehr wir über den Handschlag zwischen Zelle und Virus wissen,
umso besser können wir Methoden entwickeln, um Infektionen zu
verhindern und zu stoppen.
18:25
Sprecherin 1
Die meisten Eindringlinge in unseren Körper werden von den
Abwehrzellen unseres Immunsystems zuverlässig bekämpft.
18:37
Einige allerdings, wie die Vogelgrippe-Viren, schleichen sich unerkannt
vorbei. Ein Grund dafür, dass sie so gefährlich sind.
18:54
Innerhalb der Zelle läuft derweil alles normal. Der Eindringling, der
gerade hereingeschlüpft ist, wird von niemandem bemerkt.
19:09
Das „trojanische Pferd“ gibt seinen Inhalt frei – Stränge genetischen
Materials.
19:14
Nebenan laufen die Zell-Fabriken unter Höchstlast, sie produzieren nach
den Bauplänen, die sie aus dem Zellkern erhalten.
Jetzt aber lesen die Maschinisten plötzlich die Blaupausen des VirenErbguts– und merken nicht mal, was sie da konstruieren.
19:32
Kopien des feindlichen Eindringlings werden zusammengebaut und zur
Auslieferung vorbereitet.
19:40
Die Lastenträger führen die Transportaufträge aus – ohne die Bedrohung
zu bemerken.
19:48
Keiner der Zellbewohner hat bis hierin auch nur die geringste Ahnung,
dass der winzige Eindringling längst die gesamte Industrie und das
Transportsystem der Zelle übernommen hat.
Die Zelle ist zu einer einzigen großen Vogelgrippe-Fabrik geworden.
20:06
Tausende neuer Viren haben zu diesem Zeitpunkt die Zelle schon wieder
in tödlicher Mission verlassen - auf dem Weg, weitere Zellen zu befallen.
20:19
Voice over
Mia Brytting
Sprecherin 4
Die befallene Zelle hungert, hat keinerlei Baumaterial mehr, weil alles
gebraucht wird, um Viren zu produzieren.
Den Viren ist das völlig egal – die wollen sich einfach nur vermehren.
©
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20:35
Sprecherin 1
Lennart Nilsson beginnt mit den Vorbereitungen für das Viren-FotoShooting an seinem eigenen Elektronenmikroskop.
20:44
Wie bei den Herpes-Viren, wurde auch hier die Infektion zu
verschiedenen Zeiten gestoppt, um genau verfolgen zu können, wie die
Infektion genau abläuft.
21:02
Lennart Nilsson beginnt mit einer Probe, bei der die Infektion nach zwei
Tagen gestoppt wurde.
21:16
Voice over Nilsson
Sprecher 2
21:32
Schau Dir das an – alles voller Viren – ein regelrechter Viren Wald!
Milliarden von Viren!
21:43
Sprecher 2
Ich hab sofort die Wissenschaftler unserer Seuchenschutz-Behörde
angerufen, und wir haben uns die Bilder zusammen angeschaut.
21:55
Sprecher 2
Als wir den Zeitpunkt untersuchten, wo die Vogelgrippeviren in die Zelle
eingedrungen waren, konnten wir plötzlich eigentümliche lange weiße
Strukturen auf der Zell-Oberfläche sehen
22:12
Voice over Ake
Lundkvist
Sprecher 3
Sieht aus, als ob die da rauskommen – sehr merkwürdig
22:18
Voice over Nilsson
Sprecher 2
Wir haben uns gefragt: Können das vielleicht Bakterien sein?
22:20
Voice over Ake
Lundkvist
Sprecher 3
Wenn man genauer hinschaut sieht das aus wie ein mit Tennisbällen
gefüllter Strumpf.
22:34
Sprecherin 1
Die würstchenförmigen Strukturen verwirren die Wissenschaftler. Sie
haben exakt den gleichen Durchmesser wie die normalerweise
kugelförmigen Viren, sind aber sehr viel länger. Die Bilder geben
Diskussionsstoff - können sie doch zu völlig neuen Erkenntnissen führen.
23:00
O-Ton Åke Lundkvist
Voice over
Sprecher 3
Lennart Nilssons Bilder mit ihrer hohen Auflösung und Vergrößerung
können uns wichtige Puzzle-Steinchen für die Entwicklung von
Impfstoffen oder Medikamenten liefern.
Jetzt bin ich ungefähr einer Vergrößerung von einer Million
23:18
Tatsächlich zu sehen, wie ein Virus im Detail agiert in der Zelle, wie er
eindringt, sich vermehrt und die Zelle verlässt – das bedeutet uns eine
Menge. Vor allem auch, weil Molekularbiologie sonst in gewissem Sinn
furchtbar langweilig ist, da man nie wirklich sieht womit man zu tun hat.
23:45
Voice over Nilsson
Sprecher 2
©
Ich bin dann noch näher ran gegangen, und da sah ich, dass die Würste
nichts anderes waren als riesige Mengen Viren, die eng beieinander
lagen – auf diese Weise formten sie die weißen Strukturen. Ich muss
sagen – ich war richtig stolz auf diese Bilder, weil das für die
Wissenschaftler völlig neu war.
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24:17
Sprecherin 1
Lennart Nilsson macht sich nun an die Vorbereitungen für die
Untersuchung der Proben, die 24 Stunden nach der Vogelgrippe
Infektion eingefroren worden waren. Gegenüber der ersten Probe also
ein viel früheres Stadium.
24:34
Voice over Nilsson
Sprecher 2
Da muss ich schon ein bisschen mehr suchen…
Aber hier – da ist was: eine sterbende Zelle!
24:43
Und wenn ich näher rangehe, kann man auf ihrer Oberfläche die Viren
sehen, die sie vor 24 Stunden befallen haben.
24:54
Die Zelle ist regelrecht aufgeplatzt – der Inhalt quillt überall heraus.
25:03
Sprecherin 1
Eine von Viren befallene Zelle kann regelrecht Selbstmord begehen.
25:11
Von der Oberfläche der Zellen entweichen ganze Wolken von Viren in das
umgebende Gewebe
25:21
Innerhalb der Zellen ist nichts mehr, wie es war. Alle Materialien und
Energievorräte sind verbraucht, die Fabriken arbeiten nicht mehr, die
Lastenträger stolpern ohne Fracht über die früher belebten ZellAutobahnen.
25:40
Die Zelle steht vor ihrem Ende. Jetzt erst merkt sie, dass sie eine Gefahr
ist für den Körper – und beginnt, sich selbst zu zerstören.
25:53
Alles wird dabei in seine kleinsten Bestandteile zerlegt – die
Transporteure, die DNA, die Membranen – alles wird zu Rohmaterial
herunter gebrochen, das ins umliegende Gewebe entweicht – um dort in
noch gesunden Zellen verwendet zu werden, die vielleicht der Infektion
widerstehen können
26:14
Auch diesen Vorgang hat Lennart Nilsson im Foto festgehalten
26:19
Ein fantastisches Bild – es zeigt, wie dramatisch so eine Virus-Infektion
Voice over Mia Brytting tatsächlich ist. Die Zelle explodiert regelrecht.
Sprecherin 4
26:29
Sprecherin 1
Und plötzlich entdecken die Wissenschaftler, quasi nebenbei, noch etwas
anderes auf dem Foto. Endlich wird klar, was es mit den
unterschiedlichen Strukturen, die sie zuvor bemerkt hatten, auf sich hat.
Der Virus tritt, je nach Stadium, in zwei verschiedenen Formen auf –
rund oder länglich.
26:50
Voice over Brytting
Sprecherin 4
Schau – die hier kommen gerade raus, die anderen waren schon da
26:54
Voice over
Sprecher 3
Ah – die länglichen sind die, die die Zelle infizieren, und die runden die,
die gerade frisch neu gebaut wurden – das ist’s!
27:03
O-Ton Mia Brytting
Voice over
Tolle Wissenschaft - Erst durch dieses Foto kommen wir drauf, dass es
einen Unterschied gibt zwischen den infizierenden Zellen und den neu
hergestellten.
©
Planet Schule 2010
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Sprecherin 4
27:19
Voice over Ingmar
Enmark
Sprecher 3
Eine brilliante Methode… - hättest Du vorher gedacht, dass das dabei
rauskommt ?
27:23
O-Ton Mia Brytting
Voice over
Sprecherin 4
Nein, überhaupt nicht
27:25
Sprecher 3
Also ein Zufallsbefund – Toll! Das müssen wir aber wirklich publizieren!
27:35
Sprecherin 1
Nach zwei Jahren ist Lennart Nilssons vielleicht letztes großes Projekt
abgeschlossen. Er hat nicht nur fantastische Bilder aus dem Innern der
Zelle geschossen – sie könnten die Wissenschaft sogar ein Stück
weiterbringen im Kampf gegen Viren.
427:57
Voice over
Sprecher 3
Es war eine tolle Erfahrung, mit großem wissenschaftlichem Wert. Klar,
wie immer in der Wissenschaft, haben wir mehr Fragen als Antworten
gefunden – aber die Arbeit im Team war einfach fantastisch!
28:13
O-Ton Nilssson
Voice over
Sprecher 2
Ich bin stolz und glücklich.
Jahre hab ich auf diese Bilder gewartet – jetzt haben wir sie!
28:26
Abspann
©
Planet Schule 2010
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