Bildung für Nachhaltige Entwicklung Konsultationsveranstaltung mit NertreterInnen von NGOs 14. November 2005, Kardinal König Haus. An der Konsultationsveranstaltung nehmen ca. 30 Personen teil. Neben den VertreterInnen des Bildungsministeriums sind das FORUM Umweltbildung, Umweltspürnasen, Ökobüro, Greenpeace, ökosoziales Forum, PfadfinderInnen, österreichische Hochschülerschaft, Agentur Südwind, Jugend eine Welt, Umwelt Management Austria, Respect, Umweltberatung, WWF, Forum Wissenschaft und Umwelt, Global 2000, evangelische Jugend Österreich und die Landjugend vertreten. Moderation: Hermine Steinbach-Buchinger Begrüßung Dr. Günther Pfaffenwimmer, BMBWK Nachhaltige Entwicklung wurde bereits vor 20 Jahren im Brundtland-Report so definiert: "Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den gegenwärtigen Bedarf deckt, ohne die Fähigkeiten kommender Generationen zu schmälern, ihre Bedürfnisse zu befriedigen." Seit damals stehen Diskussionen um einen Ausgleich zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialer Entwicklung auf der Tagesordnung. Am Weltgipfel in Rio 1992 wurde schließlich die Agenda 21 als Weltprogramm der zukünftigen Entwicklung verabschiedet. In zwei Kapiteln (Kap. 4 und Kap. 36) wird die Bedeutung der Bildung betont. – 10 Jahre später, auf der Konferenz von Johannesburg 2002 wurde erneut festgehalten, dass Bildung ein zentraler Hebel für nachhaltige Entwicklung ist. Japan unternahm in der Folge einen Vorstoß, um eine Dekade für Bildung für nachhaltige Entwicklung einzurichten. Die UNO Vollversammlung hat dieser Initiative zugestimmt und die Dekade 2005 bis 2014 zur Dekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen. Im Zuge der Dekade hat die UNESCO Grundlagendokumente erstellt und darin den Staaten empfohlen, eine eigene Bildungsstrategie festzuschreiben. In dieser Strategie soll auch die Orientierung für die Gestaltung der Bildungsstrategie selbst festgeschrieben werden. 2002 wurde auch - in Vorbereitung der Konferenz von Johannesburg die österreichische Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Im Leitziel 1 (zukunftsfähiger Lebensstil) und im Leitziel 4 (Bildung und Forschung schaffen Lösungen) ist die Bedeutung der Bildung angesprochen. Bildung ist damit nicht allein als Querschnittsmaterie verankert sondern wurde extra hervorgehoben. Aufbauend auf den UNESCO-Dokumenten und der nationalen Strategie arbeiten das Lebensministerium und das Zukunftsministerium gemeinsam an einer Strategie für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dabei soll die Strategieentwicklung möglichst partizipativ gestaltet und breit diskutiert werden: kein Top Down Prozess ist vorgesehen, vielmehr ein Meinungsaustausch. Ein Expertenteam erstellt ein Strategiepapier als Grundlage für ein durch den Ministerrat zu beschließendes Dokument. Dabei stützt sich das Expertenteam auf internationale und nationale Quellen sowie auf die Ergebnisse der Bildungs-Roundtable und Konsultationsprozesse. Im Rahmen dieser Konsultationen wurden auch die NGOs zu einem Dialog über Bildung für nachhaltige Entwicklung eingeladen. Die Veranstaltung hat zum Ziel, einen Informationsgleichstand herzustellen über Themen und Prinzipien der Dekade und einen Dialog zu starten. Einführung Johannes Tschapka: In Vorbereitung der Konferenz von Johannesburg 2002 hat eine Expertengruppe der IUCN die aktuelle Rolle der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung analysiert und kritisch festgehalten: Much of current education falls far ashore of what is required. (UNESCO 2002, Lessons Learned). Das Papier hält fest, dass es zwar viele Initiativen gibt, die jedoch weitgehend isoliert sind und dadurch kaum Wirkung entfalten. Genau hier muss Bildung für nachhaltige Entwicklung ansetzen – nicht als bloße Fortsetzung bestehender Programme der Umweltbildung sondern als Synthese und Weiterentwicklung der unterschiedlichsten, bereits vorhandenen Ansätze. Auch die Entstehungsgeschichte der Dekade verdeutlicht dies. 2001 stand die westliche Welt nach dem Terroranschlag in New York unter Schock. Daher blieb eine andere Krise beinahe unbemerkt: der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea spitzte sich gefährlich zu, beunruhigte die gesamte Region. Ein massives Gefahrenpotenzial wurde sichtbar und erforderte auch Reaktionen in der Bildungsarbeit. Ein „Center for Intercultural Understanding“ wurde geschaffen und viel Geld investiert, um interkulturelles Verständnis durch Bildung zu fördern. Japan erkannte, dass diese Problematik zentral für eine nachhaltige Entwicklung des pazifischen Raumes ist und hat in Folge der Krise einen Antrag an die UNO zur Schaffung einer Dekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung gestellt. Ausgangspunkt dafür war nicht in erster Linie die Zerstörung natürlicher Lebensräume, vielmehr die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen. Die Themen der Dekade sind vielfältig: Bekämpfung der Armut, Förderung der Geschlechtergerechtigkeit, Beseitigung des Analphabetismus, Förderung der Menschenrechte, aber auch Ressourcenschonung und nachhaltiger Konsum zählen dazu. Es geht aber darüber hinaus auch um Partizipation und Werte-Orientierung, um eine Form von politischer Alphabetisierung: Die Dekade will uns bewusst machen, dass für die Sicherung der Zukunft diese Techniken genau so wichtig sind wie Lesen und Schreiben. Wie stehen NGOs zur Dekade? Nachhaltige Entwicklung löst unterschiedliche Assoziationen aus: ein Überlebenskonzept oder leeres Gerede., ferne Theorie oder Umweltschutz auf neuer Grundlage. Aber haben wir Vorstellungen davon, welche Ideen hinter dem Konzept stecken und wo wir beginnen können, sie zu realisieren. An Hand von drei Fragen zeichnen die TeilnehmerInnen ein Bild von ihrer Dekade 1. Frage: Themen der UNO-Dekade sind angreifbar, umsetzbar, ich agiere bereits damit Die NGOs stimmen dieser Aussage überwiegend stark zu, einige äußern Skepsis: Die Themen sind von großer Bedeutung, aber die dahinter liegenden Fragen werden noch wenig sichtbar. Armut hat Ursachen, ist vielfach gemacht, kein Schicksal. Nicht alle Themen sind auf die universitäre Bildung umlegbar: die Universitäten können Armut ansprechen, aber wenig handeln. Einige Themen werden hier stark aufgegriffen, etwa die Gender-Problematik, andere gar nicht. Die Themen sind greifbar, aber sie stehen im Widerspruch zu Leben. Die Konsumgesellschaft handelt diametral gegen Prinzipien, die vermittelt werden sollen. Es gibt bereits viele gelebte Projekte, Schulen Unis, die auf dem Weg sind. Und Bildung für nachhaltige Entwicklung heiß ++ t , sich auf den Weg machen. 2. Frage: Bildung für nachhaltige Entwicklung ist gekennzeichnet durch Mehrperspektivität, Kooperationen sind wichtig. Daher kooperiert meine Organisation mit NGOs aus völlig anderen Bereichen. Dieser Aussage stimmen die TeilnehmerInnen teilweise zu, etwa zu 50%. Organisationen, die für bestimmte Zielgruppen arbeiten, wie die Pfadfinder kooperieren insbesondere auf lokaler Ebene stark. Umweltorganisationen wie Greenpeace kooperieren auf Projektebene, wenig auf der Ebene der Organisation. Für den WWF ist die Dekade ist ein Anstoß, sich mit vielen Themen zu beschäftigen, Anknüpfungspunkte und Kooperationen zu finden. Hier ist die Dekade Impulsgeber. 3. Frage: Die Dekade erfordert auch die Zusammenarbeit zwischen (Schul)verwaltung und NGOs. Wie kann eine Kooperation zwischen den Ministerien und den NGOs aussehen? Gibt es dazu konkrete Vorstellungen? Die Meinungen sind geteilt: Ein Teil hat klare Vorstellungen, anderen fehlen diese gänzlich. Ideen gibt es, wie auch in der Vergangenheit, viele. Es ist aber fraglich, ob davon etwas realisiert wird. Meist bleibt es bei leeren Worten. Das FORUM Umweltbildung ist an dieser Schnittstelle, hier entstehen Projekte und Initiativen. Die Natur- und Umweltschiene ist ein schmaler Sektor. Es gibt auf NGO Seite viele Vorschläge und Initiativen, aber wenig Resonanz in der Verwaltung. Größere Projekte brauchen die Vernetzung, innerhalb der NGOs und mit der Verwaltung. Diese Vernetzung fehlt oft. Naturvermittlung agitiert nicht wie Lobbying-Organisationen, sie ist auf Basis-Arbeit ausgerichtet. Hier fehlt es an Mitteln, an Zusammenarbeit, an Verständnis in der Verwaltung. Organisationen wie die Pfandfinder sind zwar zentral koordiniert, aber ortsgruppenzspezifisch. Wie die Verbindung zu einem Minsiterium aussehen könnte ist unklar, sie aufzubauen eine große Herausforderung. Es braucht unterschiedliche Positionen, es geht auch um Fragen der Identität, wir können gut zusammenarbeiten, es braucht aber die Differenz ebenso: NGOs sind nicht der verlängerte Arm der Verwaltung. An der Differenz schärfen sich auch Positionen. Strategie für Bildung für nachhaltige Entwicklung Martin Heinrich Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum 2005 bis 2014 zur Dekade der Bildung für Nachhaltige Entwicklung erklärt und damit einen gesellschaftlichen Auftrag an alle Mitgliedstaaten erteilt. Eine solche Erklärung weckt Erwartungen: was sollen wir als Pädagogen, als NGO-Vertreter tun, wer erarbeitet die Konzepte? Manche richten dabei den Blick nach oben, erwarten sich ein Maßnahmenpaket durch die Regierung. Ganz anders ein UNO-Vertreter auf einer Konferenz in Dänemark: er rief den Zuhören zu You are the Decade – Ihr seid die Dekade und erläuterte dies: in der UNO sind vier Personen zuständig für die Dekade, vier Menschen, um die Welt zu retten. Ein unmögliches Unterfangen – wenn nicht wir alle begreifen, dass wir selbst die Dekade gestalten müssen. Das UNO Bekenntnis zur Bildung für nachhaltige Entwicklung ist eine symbolische Aktion – die gesellschaftliche Macht entwickelt, wenn sie aufgegriffen wird, wenn sie zum allgemeinen Anliegen wird. Vor diesem Hintergrund entwickelt eine Expertengruppe, der ich angehöre, eine nationale Strategie, nicht als praxisfernes Konzept, sondern vielmehr im Gespräch mit den Akteure, auf der Basis eines Konsultationsprozesses. Damit braucht die Bildungsstrategie selbst eine Strategie. Denn die „Top down“ Gesamtstrategien der 70er und 80er Jahre sind gerade im Bildungsbereich wegen mangelnder Akzeptanz vor Ort gescheitert. In den 90er Jahren hat sich die Situation durch eine starke Autonomiebewegung gelockert. Seit diese Autonomie wieder zur Diskussion steht und der Blick sich verstärkt auf das Gesamtsystem richtet, nimmt jedoch auch die Akzeptanz für Reformen wieder ab. Wir brauchen ein neues Politikmodell für Innovation, das Akzeptanz vor Ort schafft. Governance hat das Ziel, dass alle Akteure miteinander in Verhandlung treten und dadurch regieren. Macht geht nicht nur von oben aus, wie Bürgerbewegungen vielfach belegen. Governance agiert im Bewusstsein, dass alle Akteure Einfluss auf das System haben, Es ist der Versuch, nicht mehr monokausal „Top-down“ oder „Bottom up“ zu denken, sondern möglichst alle Akteure einzubinden. Aushandlungsprozesse rücken in das Blickfeld. Akteurskonstellation machen sichtbar, wo Einzelne Macht haben, etwas zu tun oder zu behindern. Eine Kultur ist zu entwickeln, innerhalb derer Gegensätze aufeinander treffen und Aushandlungen erfolgen können. Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist eine zukunftsoffene, regulative Idee: es gibt kein fertiges Konzept, wir müssen selbst eine Vorstellung entwickeln, was in der Dekade zu tun ist,. Eine Regulative Idee ist eine Idee, die unser Denken leitet, unsere Handlungen bewertet. In diesem Sinne muss sich auch Bildung für nachhaltige Entwicklung weiterentwickeln, ein Konzept ist nur erfolgreich, wenn es sich weiterentwickelt und damit in wenigen Jahren überholt ist. In einem ersten Schritt hat die Expertengruppe die nationalen und internationalen Innovationsimpulse zur UN-Dekade analysiert. Die Dekade umfasst zehn inhaltliche Themen: Menschenrechte, Armutsbekämpfung, Stadt-Land-Ausgleich, Regionalentwicklung, Alphabetisierung, Ressourcenschonung, nachhaltige Produktion und Konsum, Geschlechterausgleich, interkulturelles Verständnis, medizinische Grundversorgung. International ist jeder einzelne Punkt ein aktueller Brennpunkt. Gemessen am Anspruch ist Bildung für nachhaltige Entwicklung das größte Projekt der Menschheit. Vor diesem Hintergrund wurde ein Prä-Konzept formuliert – als Impuls zum Weiterentwickeln. Grundlage dieses Prä-Konzeptes sind folgende Thesen: Bildung für nachhaltige Entwicklung ist eine Bildungsaufgabe, um die heranwachsende Generation zur Humanisierung der Lebensverhältnisse zu befähigen. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist Selbstentwicklung und Selbstbestimmung in Auseinandersetzung mit der Welt, anderen Menschen und sich selbst. Bildung für nachhaltige Entwicklung fördert die Fähigkeit in konkreten Handlungsfeldern Zukunftsfragen zu bearbeiten (reflektierte Gestaltungskompetenz). Ausgangspunkte sind ökologische, soziale, ökonomische, politische und kulturelle Dimensionen gesellschaftlichen Zusammenlebens und ihre komplexen Zusammenhänge. Diese Dimensionen gilt es, „zusammen“ zu denken. Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist reflektierende Gestaltungskompetenz: die Bereitschaft und die Fähigkeit, die Zukunft aktiv mitzugestalten und gleichzeitig die Wirkung dieses Gestaltens zu reflektieren. – Ausgangpunkte sind die ökologischen, ökonomischen, politischen und sozialen Dimensionen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Good Governance zeigt einen Weg, wie Aushandlungsprozesse zu gestalten sind, wie eine gesellschaftlich akzeptierte Bildung für Nachhaltige Entwicklung möglich ist. Dieser Weg führt von der beeinflussten Gesellschaft hin zur lernenden Gesellschaft. Wenn wir, auch in bester Absicht, diejenigen im Kpf haben, die wir beeinflussen wollen, dann kommen wir nicht zur lernenden Gesellschaft – und damit nie zu einer nachhaltigen Entwicklung. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist lernzielorientiert: wir müssen fragen, welche Kompetenzen wollen wir entwickeln, nicht welche Inhalte sind zu lernen. Dies ist ein fundamentaler Wandel, damit sind Prioritäten neu zu entwickeln. Wir denken immer noch von den Inhalten ausgehend: ein Lehrsatz wird postuliert, anschließend folgt die Erläuterung. – Wenn wir von einer Fragestellung, einem Problem ausgehen, Thesen entwickeln und anschließend den Beweis erarbeiten, dürfen wir hoffen, dass ein ganz anderer Lernprozess in Gang kommt. Lernziele sind nicht ausschließlich kognitiver Natur, vielmehr sind, gerade für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung emotionale und soziale Lernziele von Bedeutung. Im kognitiven Bereich steht Aufklärung statt Wissensvermittlung im Vordergrund.. Aufklärung bedeutet, dass ich nicht nur Informationen habe, sondern dass die Information auch eine Bedeutung für mich hat, dass ich sie handelnd verwerten kann. Hier müssen wir auch weg von der Isolierung von Inhalten hin zur Komplexitätsbewältigung. Die Dimensionen nachhaltige Entwicklung sind zu verknüpfen, wir müssen uns fragen, wie wir lernen können, diese Komplexität zu sehen. Im emotionalen Bereich gilt es, Selbstbewusstsein zu fördern, statt Ohnmacht zu verbreiten. Angesichts aktueller Themen, wie Klimawandel oder Biodiversitätsverlust muss ich mich als Lehrender fragen: erzeugt meine Arbeit Resignation oder Aktivität? Fördert sie die Gestaltungskompetenz oder dient sie dem Betroffenheitskult? Stärkt sie die Position der Lernenden in der Gesellschaft oder führt sie zum Rückzug aus dieser? Im sozialen Bereich wiederum gilt es, Verantwortungsübernahme statt Delegation von Verantwortlichkeiten zu fördern, statt Politikverdrossenheit oder Protesthaltung ist Verhandlungskompetenz zu entwickeln. NGOs können in einer lernenden Gesellschaft Rollen als LehrerInnen übernehmen. Diese Rolle fordert auch ein erweitertes Selbstverständnis der Organisationen. Die Orientierung darf nicht ausschließlich an den Themen, den Inhalten erfolgen, vielmehr braucht es eine Hinwendung zur LehrerInnenorientierung. Diskussion Der Vortrag zeichnet ein Bild von Bildung, wie sie in der Umweltbewegung eine lange Tradition hat, gut verankert ist. Immer waren wir bemüht, die Menschen emotional anzusprechen, Sachinhalte zu vermitteln und gesellschaftliche Visionen zu entwickeln. In der Debatte um die Kernenergie haben wir als Studenten Informationen verbreitet, Aufklärung betrieben, Bürgerinitiativen ins Leben gerufen, uns aktiv eingebracht in die politische Landschaft. – Der Vortrag hat theoretisch zusammengefasst, was seit langem gelebte Realität ist. Umweltorganisationen haben vorgegebene Inhalte, sie bringen Wertvorstellungen, manchmal auch Ideologien mit. Es ist ihre ureigenste Aufgabe, diese Inhalte in die Gesellschaft zu tragen, ohne klares Profil gibt es sie nicht. – Die Schule funktioniert völlig anders: dort ist die Wissensvermittlung viel breiter, daher die Orientierung an den Lernenden zentral. Vom Wissen zum Handeln ist das Leitziel der Umweltberatung. Sie will nicht nur aufzuzeigen, was passiert, sondern was jede/r Einzelne umsetzen kann. Natürlich stellen wir dabei die Alternativen nicht gleichwertig vor, wir wollen beeinflussen. Wir formulieren dies jedoch nicht als Norm, sondern als Angebot. In der Umweltpädagogik wird die angesprochene Vermittlungsweise seit langem gelebt und gefordert. Lernen mit Hirn, Herz und Hand ist ein sehr bekanntes Schlagwort in der Umweltpädagogik Entscheidend ist die Balance zwischen den Bereichen, ist die Interaktion zwischen Wissenden und Lernenden. Es ist problematisch, wenn soziale Aspekte immer dann angesprochen werden, wenn inhaltliche Unsicherheit oder Unwissenheit besteht. Dies ist in der Naturpädagogik zu beobachten: weil ich keine Bäume unterscheiden kann, konzentriere ich mich auf Spiele. Es herrscht hier eine gewisse Beliebigkeit. Für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung fehlen mir zwei wichtige Begriffe. Es fehlt das Vokabel „kritisch“ und es fehlt mir die Hinführung zum Erkennen von Zusammenhängen. Die zentrale Rolle von Kommunikation kann nicht genug betont werden. Komplexitätsbewältigung wurde als kognitives Lernziel angeführt. Für die Analyse einer komplexen Situation brauche ich Instrumente, die ich mir in verschiedenen Bereichen erarbeiten muss, auch das Handeln erfolgt arbeitsteilig. Organisationen müssen hier etwas von ihrem umfassenden Anspruch abgeben, müssen kooperieren und gemeinsam reflektieren. Aufklärung statt Wissensvermittlung ist ein sehr sympathischer Zugang, es fehlt aber in den Entwicklungsländern essentiell am Zugang zum Wissen und damit zur Teilnahme an der Gesellschaft. Der Zugang zum Wissen muss gesichert sein. Wir brauchen Aufklärung, warum die Welt so ist, wie sie ist. Es geht um Macht, um Einfluss, um Gier um Interessen. Das sind Dinge, die Kinder nicht wissen sollen: Niemand will, dass alle wissen, warum die Welt so beschissen ist. Martin Heinrich: Aufklärung beinhaltet eine kritische Grundhaltung. Schule ist systemerhaltend, Zielformulierungen vielfach bestandssichernd. Wir stammen aus dem System, das die Ziele setzt. Dagegen hat die kritische Erziehungswissenschaft immer opponiert. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist nicht beliebig und nicht deterministisch. Daher spreche ich von einer regulativen Idee. Es macht keinen Sinn, die eigene Position aufzugeben, sie ist jedoch in jedem Dialog sichtbar zu machen. Die Vorstellung eines Lehrers, der nur Relativismus predigt ist schrecklich. Möglich bleiben muss jedoch der Widerspruch zur eigenen Position. Bildung für nachhaltige Entwicklung muss sich mit der Frage auseinandersetzen, wie ich Lernprozesse organisieren kann, in denen die Interessen sichtbar werden. Wir müssen uns fragen, wie wir Prozesse initiieren können, die eine Form des Widerstandes ermöglichten, die uns befähigen, an Aushandlungsprozessen teilzunehmen. Beiträge der NGOs zur Dekade: Vorgestellt werden die 10 Themen der Dekade, die anwesenden Organisationen tragen ihre Beiträge zu den jeweiligen Themen ein 1. Überwindung von Armut Bundesjugendvertretung Greenpeace Österr. Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe Schwerpunkt Jugendverschuldung Milleniumsziele (Halbierung der Armut etc.) als „Farce“ entlarven Gerechtigkeit: Footprint and 2nd Planet Förderung internat. Projekte der Armutsbekämpfung unter dem Slogan „Bildung überwindet Armut“ Informationsvermittlung, Bibliothek Entwicklungszusammenarbeit Informationsarbeit Armutsbekämpfungstrategien in Entwicklungsländern Österr. Hochschülerschaft Südwind Agentur Schuldenberatung Clean Clothes Kampagne Jugend eine Welt Kampagne MDG (Millennium Development Goals) 2. Gleichstellung von Mann und Fraut Bundesjugendvertretung bm:bwk Evangelische Jugend Österreich FFORTE – Frauen in Forschung und Technologie Österr. Hochschülerschaft respect Südwind Agentur Gender Mainstreaming innerhalb der Struktur Frauenförderungsprogramm- Mentoring GM- Strategie Aarbeitsgruppe „Mädchen und Frauen“ Vernetzung mit Frauen anderer Jugendorganisationen in BJV Frauen in universitäre Spitzenpositionen Frauentutorien, Seminare, Kongresse, Broschüren geplant: Weißbuch der Frauenförderung Frauenuni, UFO (Frauenraum) Gender Budgeting Studie und Zeitschrift- Frauen im Tourismus Ausstellung: Frauen Arbeitswelt 3. medizinische Grundversorgung bm:bwk Forum Umweltbildung Gesundheitserziehung Gesundheit und Bewegung Schulpsychologie Gesundheit und Mobilität 4. Umwelt- und Ressourcenschutz bm: bwk Umweltbildung Bildungsförderungsfonds Forum UB Forum Umweltbildung Global 2000 Projekt zur Umweltökonomie (Konsum) Pestizide, Energie, Gentechnologie, Regenwald, Natur, Wasser, Landwirtschaft Ökobüro: Biophysikalische Grenzen Ecological Footprint! Energieeffizienz Konferenz: Umweltfreundlich Reisen in Europa Projekte in den Bereichen Artenschutz, Klima, Wald, Wasser, Education for sustainable Development Greenpeace Österr. Hochschülerschaft respect WWF 5. Regionale Entwicklung ARGE Landentwicklung Forum Umweltbildung Freie Gruppen Global 2000 Greenpeace ökosoziales Forum respect WWF Europ. Dorferneuerung und Landentwicklung OLAZI Projekt Bedürfnisevaluation Jugend Österreich als Basisarbeit Gentechnologie/ Regenwaldprojekte Anti- WTO“ Alternative Globalisierung Ecological Footprint Schwerpunkt Österreich Kulturweg Alpen Der ökologische Fußabdruck 6. Menschenrechte Bundesjugendvertretung bm: bwk Global 2000 Greenpeace Jugend eine Welt Österr. Hochschülerschaft respect „Wählen ab 16“ Kampagne Schwerpunkt Kinder- und Jugendrechte Servicestelle Menschenrechtsbildung Unterrichtsprinzip: Politische Bildung Menschenwürdiges Leben braucht lebensgerechte Umwelt Menschenwürdiges Leben braucht lebensgerechte Umwelt Anwaltschaft für Kinderrechte – Ausstellung mit Plattform „ECPAT“ Dskriminierungsreport Hilfestellungen „Helping Hands“ Tourismus in Burma Ausstellung, Bildungsarbeit – sexuelle Ausbeutung von Kindern 7. Interkulturelles Verständnis und Friede bm: bwk Evangelische Jugend Österreich Forum Umweltbildung Greenpeace Jugend eine Welt PfadfinderInnen respect Südwind Agentur Umwelt Management Austria Friedenserziehung Interkulturelles Lernen Muttersprachlicher Unterricht Peace Internat. Adventure Jugendtreffen BRD/ Ö/ BIH Nachhaltige- Univeritäten Partizipation als Projekt und Schwerpunkt Anti- Kriegs- Treiberei Gerechtigkeit! Ecological Footprint Internationale Volontariatseinsätze für Jugendliche und junge Erwachsene Diverse Workshops und Vorträge Projekt „Gifts for Peace“ Bildungsmappen: Fair Reisen Global Citizenship Project Ausstellungen: Vorträge: Uganda, Guatemala Interkulturelles Verständnis Global Art: wegbereitend das friedliche Zusammenleben der Völker, Kulturen und Generationen 8. Nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum bm: bwk die Umweltberatung Evangelische Jugend Österreich Handbuch Konsumentenerziehung Eco Standards for Flower Week Weltumweltttag Umweltzeichen “lebende Pflanzen” EnergieberaterInnen- Ausbildung Natur im Garten Österreichs Bewertung von Wasch- und Reinigungsmitteln Ausbildung WIFI Ernährungsvorsorgecoach Ausstellungen Althaussanierung und Ansichten Vorträge, Seminare, Workshops: Ernährung, Chemie, Wasser, Klimaschutz, Landwirtschaft, Garten Versorgung von Gremiensitzungen mit fair gehandelten Produkten Einkäufe orientieren an regionalen Produzenten Forum Umweltbildung Global 2000 Greenpeace und Ökobüro Jugend eine Welt Ökosoziales Forum Europa respect Südwind Agentur Umwelt Management Austria WWF Mode Projekt Konsum Projekt Pestizide, Gentechnik, Energie, Natur, Landwirtschaft, Regenwald, Kosmetik, Wasser Suffizienz (Footprint!) „Zukunftsfähigkeit“ (Footprint) Folder, Faire Blumen (gemeinsam mit FIAN) Kampagne „Österreich schießt Milleniumsgoals“ Kreative Bildungsarbeit mit Fair gehandelten Fussbällen Global Marshall Plan für eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft Broschüren, Kampagne: Reisen mit Respekt Wüstentourismus Faire Wochen Wien Ausstellung „Wir leben vom Land“ EMAS Ökologische Beschaffung Mobilitätsmanagement (Workshops) Statements, Energieverbrauch bzw. -effizienz Erneuerbare Energie Leben auf Kosten anderer: der ökologische Fußabdruck 9. Kulturelle und sprachliche Vielfalt bm: bwk Greenpeace PfadfinderInnen Umwelt Management Austria WWF Kulturelles Erbe Zentral Osteuropa: Integration und Austausch internationale Treffen Glob.Art wegbreitend durch friedliche zusammenleben der Völker, Kulturen und Generationen zu unterstützen grenzüberschreitende Umweltprojekte Projekt zum Thema Weltentwicklung 10. Informations- und Kommunikationstechnologien bm: bwk Evangelische Jugend Österreich Forum Umweltbildung Freie Gruppen Jugend eine Welt und Südwind Agentur Südwind Agentur Umwelt- Management Austria Bildungssituation der Entwicklungsländer „Education for all“ www.young.evang.at Jugend, Kirche und Partizipation Interaktive Web- Tools Homepage- im Rahmen der EU- Präsidentschaft „BOTTOM- UP“ Gestaltung E- learning Projekt: „Blickwechsel“ www.oneworld.at Umweltbildungsinitiative Niederösterreich Analyse von Umweltbildungsangeboten/ Auszeichnungen Lehrgang Umwelt und Tourismus Management und Umwelt Viele Organisationen arbeiten in mehreren Themenbereichen. Aus dem Gesundheitsbereich sind keine Organisationen vertreten. Ressourcenschutz dominiert, entwicklungspolitische Organisationen sind unterrepräsentiert. Eindruckvoll ist die große Vielfalt an Projekten, die Verteilung entspricht Diskussion Die Verteilung spiegelt, wer einlädt zu einer solchen Veranstaltung. In Österreich wurde die Diskussion zur Dekade in der „Umweltecke“ begonnen, in anderen Ländern war dies anders, in Korea steht interkulturelle Verständigung im Vordergrund. Es ist ein großer Fehler, dass keine Migrationsorganisationen vertreten sind. Netzwerke sind da präsent, wo sie gepflegt werden, im Umweltbereich hat die Netzwerkarbeit eine große Tradition, ebenso im entwicklungspolitischen Bereich. Das Ökobüro ist in vielen Themenbereichen aktiv. Der Schwerpunkt liegt jedoch im Ressourcenschutz, den bringen das Büro auch in die Debatte ein. Nachhaltige Entwicklung ist ein ökologisch-ökonomisches Thema,. Wenn die Umweltorganisationen gesellschaftliche Themen ansprechen, bringen sie ihre Sicht, ihren Blick mit. Hier ist Vielfalt wichtig, braucht es Impulse aus verschiednen Richtungen, von verschiedenen Organisationen. Daher ist es von Bedeutung, dass etwa Umweltorganisationen auch Themen wie Menschenrechte oder Armut ansprechen. Die Themen spiegeln auch unsere regionalen Bedürfnisse. Gesundheitsversorgung ist bei uns gut entwickelt. Es ist aber von großer Bedeutung, dass jedes Kind bei uns versteht, dass diese Grundversorgung weltweit ein großes Thema ist. Das Verständnis für die eigene Region ist eine Basis für Globales Denken. Daher gilt es, dieses zu fördern. Die Hochschülerschaft ist eine Interessensvertretung, sie hat sich um vielfältige Anliegen der Studierenden zu kümmern, entsprechend breit sind die Themen gefächert. Die Gender-Thematik wird einen Schwerpunkt im kommenden Jahr darstellen. NGOs setzen sich mit den unterschiedlichsten Themen auseinander. Ob all dies bereits Bildungsarbeit ist, wäre noch zu hinterfragen. Die Veranstaltung hat ein unausgesprochenes Thema: Ministerien verteilen Geld, das die NGOs dringend benötigen. Daher präsentieren wir hier Kernkompetenzen, damit wollen wir auch Geld bekommen. Es geht nicht nur um Personen und Themen, es geht auch um Finanzressourcen. Geld benötigen alle. Hier stellt sich die Frage, wie kann man die Dekade strategisch für die Inanspruchnahme öffentlicher Mittel nutzen. Bildung zu Globaler Verantwortung Franz Halbertschlager, Bereichsleiter für Bildung bei Südwind Globales Lernen steht für ein Konzept einer zeitgemäßen Allgemeinbildung, ist eine pädagogische Reaktion auf Zustände der Globalisierung. Globalisierung ist kein ausschließlich aktuelles Phänomen. Sie begleitet uns , beginnend mit den frühen Handelsrouten, über de Kolonialismus bis zu Verflechtungen von heute. Für die aktuelle Situation sind drei Aspekte kennzeichnend: die zunehmende Verflechtung, eine De-Territorialisierung, bei der geographische und soziale Nähe auseinander fallen und schließlich die „Glokalisierung“, das Sichtbarwerden globaler Phänomene auf lokaler Ebene. Damit verbunden sind Herausforderungen an die Bildung: Kommunikation unter Bedingenen des Wissens und Nichtwissens, der Umgang mit Beschleunigung, mit Geschwindigkeit, mit schrumpfender Zeit zählen dazu. Fremdheit und Vertrautheit sind neu zu bestimmen, der Umgang mit Raumlosigkeit, mit Netzwerkgesellschaften ist zu erlernen. Globales Lernen ist ein Sammelbegriff für pädagogische Ansätze, die sich mit dem Prozess der Globalisierung auseinandersetzen. Es ist kein fest umrissenes Programm, vielmehr zeitgemäße Allgemeinbildung. Globales Lernen ist ein Umbrella-Konzept, in das unterschiedliche Konzepte einfließen: aus der Entwicklungspädagogik kommt der „eine Welt Gedanke“, die Umweltpädagogik bringt den Begriff Nachhaltigkeit ein und die politische Bildung die globale Dimension. Globales Lernen versucht Antworten auf globale Bedrohungen und Gefährdungen. Zugrunde liegt ein kosmopolitischer Gedanke: die Welt ist ein Ort mit vielen anderen. Damit ist Globales Lernen auch ein Bruch mit dem nationalen Paradigma der Bildung. Globales Lernen hat die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen ebenso zu Inhalt wie den Abbau sozialer Ungleichgewichte. Globales Lernen steht für Empowerment, Ziel ist, Fähigkeiten zur positiven Mitgestaltung zu entwickeln. Schließlich arbeitet globales Lernen ganzheitlich und vielfältig. Globales Lernen umfasst Wissensvermittlung über globale Phänomene. Die weltweite Ressourcenverteilung und –nutzung ist Thema, ebenso die Vielfalt von Menschen. Globales Lernen will Fähigkeiten entwickeln, wie kritisches und vernetztes Denken und schließlich will globales Lernen eine globale Ethik, Respekt, Solidarität und Sinn für Gerechtigkeit fördern. Globales Lernen kann inzwischen auf vielfältige und umfassende Literatur zurückgreifen. Entsprechende Listen sind über Südwind zu beziehen. 2003 wurde von Frau Grandits im Auftrag von Südwind eine Studie erstellt unter dem Titel „Globales Lernen in Österreich – Bestandsaufnahme und Strategieentwicklung“. Seither wurde eine Strategiegruppe eingerichtet für globales Lernen, in die auch eine Vertreterin des Bildungsministeriums eingebunden ist. Die Global Education Week hat sich etabliert, sie steht heuer unter dem Thema „Bildung für eine bessere Zukunft“. Zwischen globalem Lernen und Umweltbildung gibt es viele Gemeinsamkeiten. Globales Lernen ist jedoch offener vom Zugang, weil es auch Persönlichkeitsbildung umfasst. Der ökologische Fußabdruck Wolfgang Pekny, Greenpeace Die Zukunft ist die Zeit in der Du bedauern wirst, was du jetzt fasch gemacht hast. – Dieser Satz beschreibt deutlich unsere Perspektiven. Wir sind nicht gerüstet für die Zukunft, wir sind unfähig zu gestalten. Die Milleniumsziele klingen ambitioniert und in der Theorie gut. Unter den existierenden Bedingungen sind sie nicht erreichbar. Wenn unsere Mission Zukunftsfähigkeit lautet, dann müssen wir zuallererst klar stellen, wie die Dinge liegen. Das pädagogische Konzept lautet daher: reinen Wein einschenken. Bildung heißt Bereitschaft für Veränderung. Veränderung erfolgt jedoch nicht stetig, sondern in Sprüngen. Für diese Veränderungen brauchen wir eine starke Vision von einer globalen Gesellschaft. Wir brauchen ein neues Bild der Erde, das den Naturgesetzen genügt. Um ein solches Bild zu entwerfen, brauchen wir ein Maß, das uns verdeutlicht, welche Ressourcen uns zur Verfügung stehen, wie viele wir verbrauchen. Denn die Erde ist begrenzt: inzwischen übersteigt die Masse der Menschen bereits die Biomasse der Fische, die Biomasse der Nutztiere ist zwanzigfach so hoch wie die der Wildtiere. Bildung für nachhaltige Entwicklung will die Begrenzungen fassbar machen. Der ökologische Fußabdruck ist dafür ein einfaches, leicht verständliches Maß. Heute stehen jedem Erdenbürger bei gerechter Aufteilung der Erdoberfläche 1,8 Hektar Global Hektar zur Verfügung. Wir Europäer benötigen jedoch 4,5 Hektar pro Kopf, US-Bürger sogar 9 Hektar: ein Viertel der Weltbevölkerung bracht mehr als drei Viertel der Welt. 1,2 Milliarden Menschen besitzen fünf Sechstel des Weltvermögens, der Rest muss ich mit einem Sechstel begnügen. 50% des Vermögenszuwachses kam nur 0,2% der Weltbevölkerung zu Gute. Wir leben auf Kosten anderer Kontinente: 5 von 6 Ressourcen, die wir nutzen, stammen nicht von unserem Kontinent. Es gibt aber globale Grenzen: 1985 hat der ökologische Fußabdruck der Menschheit die Größe des Planeten erreicht. Seither leben wir nicht nur von den Zinsen, wir verbrauchen das Kapital. Bildung für Nachhaltigkeit hat den Anspruch Systemwissen zu vermitteln. Wir müssen verstehen, wie Prozesse ablaufen, wohin sich die Weltgesellschaft entwickelt. Mit dem ökologischen Fußabdruck wird deutlich: die Erde ist zu klein für die Ansprüche der Global Consumer Class. Gerechtigkeit und Fairness sind auf heutigem Niveau nicht möglich. 1987 wurde im Brundland-Konsens vereinbart, dass wir künftig nicht mehr als heute verschmutzen. Doch das genügt nicht. Ein global verträglicher Fußabdruck liegt weit unter dem Fußabdruck der OECD-Länder. Es gibt ein Ende des BrundtlandProzesses: der Fußabdruck muss signifikant schrumpfen. Die Modelle der Uno für eine globale Entwicklung sind vollkommen überaltert. Es kann nicht darum gehen, das Wachstum des Ressourcenverbrauches einzustellen, vielmehr muss der Verbrauch signifikant schrumpfen. Nur ein Viertel des Planeten steht uns zu, alles andere ist ungerecht. Wir als Habende müssen Platz machen, die meiste Entwicklung ist hier von uns gefordert. Denn Entwicklung heißt leichtem Fuß, mit global verträglichem Fußabdruck zu leben. Das ist möglich ,aber nur bei geänderten Rahmenbedingungen Ein neuer Gesellschaftsvertrag (fair future) besteht aus gemeinsamer globaler Ethik, aus Respekt vor biophysikalischen Grenzen, er umfasst das Bewahren biologischer und kultureller Vielfalt, beinhaltet globale Regeln für Gemeingut. Es raucht eine Globale Ethik: ein ökologischer kategorischer Imperativ ist zu formulieren: unsere Freiheit einen beliebigen Lebensstil zu wählen, endet dort, wo unsere Lebensart das Leben anderer unter jede Menschenwürde beschneidet. Die Grenzen werden bisher nicht wahrgenommen, weil wir als Verursacher nichts spüren, die Opfer tragen fast nichts zur Situation bei. Es fehlt das natüliche Feedback, dieses wird zu spät kommen. Jetzt bietet sich die Chance, nicht aus not, sondern aus Einsicht zu handeln. Wer Veränderung will bräuchte nur den Zorn der Besitzlosen, Betrogenen und Ohnmächtigen ansprechen. Wer jedoch eine friedvolle Veränderung will, muss an die Verantwortung der Besitzenden und Mächtigen appellieren. Diese Verantwortung kann nur mit Einsicht in globale Zusammenhänge erfolgen. Daher steht das Vermitteln dieser globalen Einsicht im Mittelpunkt der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Als Habende können wir die Ungleichheit verteidigen oder einen zweiten Planeten finden – die Milleniumsziele jedenfalls sind nur mit einem zweiten Planeten machbar. Oder wir entwickeln ein neues Bild der Erde als fragiles Ökosystem. Und auf dieser Erde sind Armut, Fairness und Ökologie zentrale Themen. Es muss uns gelingen, diese heute am Rande stehenden Themen zu zentralen Zukunftsthemen zu machen. Pädagogische Prinzipen der Dekade Johannes Tschapka Bildung für nachhaltige Entwicklung erfordert nicht nur die Auseinandersetzung mit Themen der Dekade, um wirksam werden zu können, muss sie auch pädagogische Prinzipien beachten. Die UNESCO hat sechs solche Prinzipien formuliert. 1. Lernziele und Lerninhalte quer zu Disziplinen und Inhalten verknüpfen – es geht darum, dass es künftig Experten gibt, die sich austauschen können. 2. Werte: Sichtbarmachen von Vorannahmen und Normen, damit Werte ausgewählt, diskutiert und überprüft werden können. Wesentlich ist das Sichtbarmachen. Bildung sollte Basis schaffen, um sich ein Bild machen zu können. 3. Kritisches Denken und Problemlösung. Themen sind mit Konflikten beladen. Bildung könnte ein Platz sein, wo man Dilemmata in Ruhe analysieren kann, wo verstanden werden kann, wo die Wurzeln liegen. 4. Methodische Vielfalt: Reflex auf die Diskussion der letzen Jahre: Die Forderung nach methodisch vielfältiger Unterrichtsgestaltung wird überall erhoben.. 5. Mitwirkung: einer der heikelsten Punkte: Ziel ist es, die Entscheidungsmöglichkeiten der Lernenden über das, was und wie sie lernen, zu erweitern. Die Realität zeigt, dass Partizipation sich auf sehr kleine Bereiche beschränkt. Was und wie der Lernende lernen möchte, wird meist ausgeklammert. 6. Lebensnähe: Aufgreifen von Lebensnähe Nutzung der eigenen Sprache. Nicht nur auf Kulturen, auch auf sehr kleine Gemeinschaften. BiNE hat starken kulturellen Aspekt. Beim Hinterfragen der eigenen Kultur muss man tiefer schauen, warum Dinge so und nicht anders wahrgenommen werden. Hinterfragt wir der Bereich Werte: die NGOs gehen von Werthaltzungen aus, die Relativierung ihrer Werte ist vielfach mit dem Leitbild nicht in Einklang zu bringen: Das Sichtbar machen von Normen und Werten steht im Vordergrund. Vielfach sidn Werthaltungen versteckt, hinter schein baren Zwängen oder wissenschaftlichen Aussagen. Oft fällt es schwer, Werte anzusprechen, es ist nicht alltäglich, Werte zu hinterfragen, zur Diskussion zu stellen. NGOs als LehrerInnen Aktuell erstellt Respect im Auftrag des Lebensministeriums eine Studie zum Thema „NGOs als LehrerInnen“. Diese Studie umfasst eine Erhebung der Grundalgen der Bildungsarbeit im nicht formellen Sektor, bei Medien und Kultureinrichtungen. Hinterfragt wird die Bedeutung des Themas Bildung, die Leitbilder der Bildungsarbeit, die Bekanntheit und die Potenziale der Dekade, sowie Formen und Möglichkeiten der Kooperation zwischen NGOs, Kultureinrichtungen und Medien. Neben einer Internet Recherche werden die zugesandten Materialien ausgewertet, telefonsicheund schriftliche Interviews wurden mit insgesamt 73 Organisationen durchgeführt. Erste Ergebnisse liegen inzwischen vor: für 2/3 der Organisationen ist Bildung, ihren Aussagen gemäß, wichtig. Deutlich erkennbar sind Unterschiede zwischen Umweltund entwicklungspolitischen Organisationen: Umweltorganisationen sehen vor allem Informationsarbeit im Vordergrund, entwicklungspolitische Organisationen verfügen über mehr Erfahrung mit Sensibilisierung. Als Prinzip wird Bewusstseinsbildung am häufigsten genannt, auch Partizipation kommt häufig vor. Der Bezug zu anderen Prinzipien, insbesondere zum Globalen lernen wird angeführt. Interessant der Hinweis Richtung museumspädagogische Konzepte: dort steht kritisches Denken, Awareness im Vordergrund, ohne belehrend zu wirken. Die Themen der Dekade sind sehr gut abgedeckt, die Organisationen arbeiten in ihrer Kernkompetenz, Oft steht Informationsvermittlung im Vorderund, etwa mit Hilfe von Publikationen. Die Grenze zwischen Informations- und Bildungsarbeit ist generell unscharf. Kooperationen mit Kultureinrichtungen werden sehr positiv bewertet, mit Medien eher mittelmäßig. Bei Entwicklungsorganisationen ist die Dekade sehr bekannt, im jedoch Umweltbereich viel weniger: hier sagt ein Drittel: ich weiß nicht was das soll, was ich tun kann. Entsprechend groß ist hier das Potenzial. In den Erklärungen der UNO, aber auch der Bundesbehörden kommt den NGOs eine wichtige Rolle als Anbieter nonformalen und informellen Lernens zu. Damit existiert eine Basis für diese Arbeit. Deutlich wird: NGOs haben eigene Werte, eigene Zielsetzungen, sie müssen darauf achten, dass sie nicht instrumentalisiert werden. Verständlich machen von Wissen ist ein wichtiger Punkt, darf aber nicht zum Ersatz für die Rolle der LehrerInnen werden. Die Vorschläge der NGOs weisen in zwei Richtungen: querschnittsorientierte Projekte werden vorgeschlagen, themenübergreifende Kooperationen zwischen ganz unterschiedlichen NGOs. Darüber hinaus sollten Multiplikatorinnen in den NGOs: aus- und weitergebildet werden. Auch hier sind Netzwerke zu schaffen. Schlussdiskussion Wir sind gekommen, um zu hören, was das Ministerium plant, vorhat für die Dekade. Viele Schlagworte sind gefallen, von heeren Zielen war die Rede, es war ein interessanter Tag. Es bleibt aber Unsicherheit, ob wir das Gleiche wollen, wie der Diskurs weiter gehen kann. Eine übergeordnete Koordination ist erforderlich, in die sich NGOs einbringen können. Greenpeace hofft, die Initiative „Ecological Footprint“ einem größeren Kreis bekannt machen zu können. Es geht uns um eine Alphabetisierung in der Zukunftsdebatte, wir müssen den Menschen reinen Wein einschenken. Daher ist dieses Konzept eine Basis. Greenpeace hat zahlreiche Materialien entwickelt, eine Infotainment Show, ein Internet Spiel, es gibt Werkstätten zu diesem Thema und Präsentationen. Eine Interaktive DVD wurde erstellt, wir suchen Partner, um dieses Material als Lehrermaterial an die Schulen zu bringen. Diese Initiativen sind über das Öko-Büro abrufbar, diese Dinge werden geschehen. Je mehr Beteiligung es gibt, desto professioneller. Es ist aber auch das Ministerium gefordert, hier Impulse zu setzen, Mittel bereit zu stellen. Katastrophenpädagogik ist in niemandes Sinne, Lösungsvorschläge sind vorzustellen, zu entwickeln. Wir sollten lösungsorientiert arbeiten, müssen aber wissen, warum wir die Dinge tun. Wichtig ist, dass nicht nur Frustration vorhanden ist, sondern dass es kreative Problemlösungen gibt, negative Aspekte dominieren schnell, damit ist es nicht mehr möglich, die Menschen zu erreichen. Pfaffenwimmer: Der Tag verdeutlicht: es ist notwendig, nach dieser Runde wieder zusammenzukommen, vielleicht regelmäßig. Es macht wahrscheinlich Sinn, wenn die Strategie vorliegt, die Dinge in Ruhe weiter zu diskutieren, dann zu überlegen, wie Kooperations- und Fortbildungsmodelle aussehen könnten. Für die Zukunft braucht es den systematischen Dialog. Eine solche Runde ist nicht alltäglich, das Gespräch sollte weiter gepflegt und intensiviert werden. Es braucht den Kontakt, es braucht ein Netzwerk. Wir werden uns bemühen, den Rahmen dafür bereit zu stellen. Wirtitsch Die vielen Beiträge sind für uns sehr hilfreich. Wir können voneinander lernen, wir sind nicht alleine mit unseren Initiativen. Und wir arbeiten weiter: die Bildungsstrategie ist in Ausarbeitung, das Expertenpapier wird bis Februar vorliegen. Die Bandbreite ist groß bei Themen und Inhalten, vielleicht gelingt es, von der Betroffenheitspädagogik wegzukommen hin zur Gestaltungskompetenzen.