Wirkung von Sponsoring und Werbung im Sport Seminar: Sportmedienpsychologie WS 2001/ 2002 Antje Hoffmann [email protected] Schlüsselwörter: Sportsponsoring, Wirkungsforschung, Ziele Ziele des Sportsponsoring 1. Stabilisierung und Steigerung des Bekanntheitsgrades 2. Imageaufbau, -stabilisierung und -veränderung 3. Leistungsdemonstration von Produkt und Unternehmen 4. Unmittelbare Beeinflussung von Kernzielgruppen durch Einladung zu gesponserten Veranstaltungen 5. Unmittelbare Beeinflussung der Kaufentscheidung Mittels Sportsponsoring (in sinnvoller Kombination mit den anderen Instrumenten der Kommunikationspolitik) verfolgen die Unternehmen vorrangig kommunikative Ziele, die Voraussetzung für das Erreichen ökonomischer Ziele sind (s. Abb. 1). Abbildung 1: Kommunikative Ziele als Vorstufe ökonomischer Ziele Bedeutung der Wirkungsforschung Trotz hoher Summen, die Unternehmen jährlich für Sportsponsoring ausgeben (in Dt. 1993 zwischen 1.5 und 2 Mrd. DM) werden diesbezügliche Maßnahmen und Entscheidungen häufig noch immer emotional, intuitiv und unsystematisch getroffen. Um den Erfolg der Sponsoringmaßnahmen zu sichern, ist aber ein zielgerichteter Einsatz sowie ein konzeptionsgeleitetes Vorgehen nötig (SportsponsoringManagement). Um im Rahmen des Management-Prozesses (Planung, Entscheidung, Durchführung, Kontrolle) richtige Entscheidungen über den Einsatz von Sportsponsoring und Werbung treffen zu können, sind Informationen über die potentielle Wirkung dieser Instrumente erforderlich. Aufgaben der Wirkungsforschung (in Bezug auf Sportsponsoring) o Hinweise zur Maßnahmeneignung (Welche Sportsponsoring-Maßnahmen sind zur Verfolgung der angestrebten Ziele geeignet?) o Schaffung einer Informationsbasis für zukünftige Entscheidungen (Wahl des Sponsoring-Objekts, Schaffen einer Werbebotschaft) o Kontrolle der Zielerreichung o Verbesserung der Wirkungsforschung an sich Probleme der Wirkungsforschung Interdependenzproblem Die Wirkung von Sponsoring-Maßnahmen ist nicht unabhängig vom Einsatz anderer Instrumente; zwischen den verschiedenen Instrumenten der Kommunikationspolitik sowie denen der Produkt-, Distributions- und Preispolitik bestehen interdependente Beziehungen. Zuordnungsproblem Dieses Problem resultiert aus den o.g. Interdependenzen: da die Wirkungen der einzelnen Instrumente und Maßnahmen nicht isoliert werden können, lassen sie sich den konkreten Maßnahmen auch nicht zuordnen. Ausstrahlungseffekte Die Maßnahmen zeigen nicht ausschließlich Wirkungen hinsichtlich des Ziels, zu dessen Erreichung sie eigentlich eingesetzt wurden, sondern sie können zu Ausstrahlungseffekten auf andere – nicht ursprünglich angestrebte – Größen führen. Es treten auch zeitliche Ausstrahlungseffekte, welche sich in einem Nachwirken (Carry-Over-Effekt) oder in einer Verzögerung (Delay-Effekt) der angestrebten Werbewirkung äußern, auf. Externe Störeinflüsse Die Unternehmen unterliegen vielfältigen Umwelteinflüssen, die als nicht kontrollierbare Variablen auch den Ablauf sowie die Wirkung von kommunikationspolitischen Maßnahmen beeinflussen (z.B. schlechtes Wetter bei einer Veranstaltung, schlechte Kameraführung). Aufgabenfelder der Wirkungsforschung im Sportsponsoring Abbildung 2: Aufgabenfelder der Wirkungsforschung Theoretische Wirkungsforschung In der „klassischen“ Werbewirkungsforschung wird versucht, anhand verschiedener Modelle den Werbewirkungsprozess in seine Komponenten sowie mögliche Teilwirkungen zu zerlegen und deren wechselseitige Beziehungen zu analysieren. Für die Wirkungsforschung im Sportsponsoring wird am häufigsten das neobehavioristische S-O-R-Modell (Stimulus-Organismus-Reaktion) herangezogen. Abbildung 3:S-O-R-Modell Dieses Modell berücksichtigt die im Organismus des Rezipienten ablaufenden, nicht beobachtbaren Vorgänge (hypothetische Konstrukte, intervenierende Variablen). Die inneren Vorgänge können in kognitive Variablen (Vorgänge der gedanklichen Informationsverarbeitung) und aktivierende Variablen (Antrieb des menschlichen Handelns) unterschieden werden. Diese beiden Komponenten beeinflussen die Wirkung der Sponsoring-Botschaft auf den Rezipienten maßgeblich – und damit auch dessen Verhalten (R). Aus diesem Grund steht die Messung dieser Variablen im Mittelpunkt der Wirkungsforschung. Ein weiteres Wirkungsmodell, das für die Überprüfung von Sportsponsoringmaßnahmen herangezogen werden kann, ist das von DREES (1992) entwickelte Modell der Wirkungspfade, welches, auf dem S-O-R-Modell aufbauend, als Wirkungsdeterminanten die Art der Werbebotschaft (informativ, emotional, gemischt) sowie das Involvement des Rezipienten (schwache oder hohe Aufmerksamkeit) berücksichtigt. Abbildung 4: Diese Determinanten lassen je nach Kombination verschiedene Pfade für den Wirkungsablauf zu, die zu unterschiedlichen Wirkungen führen. Empirische Wirkungsforschung Empirische Studien werden in der Wirkungsforschung a) zur Untersuchung der Wirkungsbedingungen und b) zur Untersuchung tatsächlicher Wirkungen durchgeführt. Zu a): Gegenstand dieser Untersuchungen ist die Analyse der Rahmenbedingungen, die Voraussetzungen für das Zustandekommen erwünschter kommunikativer Wirkungen sind. Dies geschieht meist ohne Bezug zu konkreten Sponsoring-Maßnahmen, sondern bezieht sich auf die Aspekte des Sportsponsoring, die von allgemeinem Interesse sind. Untersuchungsgegenstände sind z.B. die Einstellung der Bevölkerung zum Sportsponsoring, die Images von Sportlern und Sportarten, Medienpräsenz von Sportveranstaltungen oder Sportarten, usw. Diese Untersuchungen werden von Markt- und Sozialforschungsinstituten, Sportvermarktungsgesellschaften und Fernsehanstalten durchgeführt. Zu b): Diese Studien befassen sich mit der Messung von Wirkungsgrößen in direktem Zusammenhang mit konkreten Sportsponsoringmaßnahmen. Verfahren sind z.B. die Blickregistrierung zur Untersuchung der Wahrnehmung von Sponsoring-Botschaften, der Recall- und Recognition-Test zur Messung der Erinnerung oder das semantische Differential zur Image-Erfassung. Gegenwärtiger Kenntnisstand über die Wirkung des Sportsponsoring - Sportsponsoring wird im Rahmen des sportlichen Umfeldes angeboten; der Sport ist die Hauptsache, die Werbung nur Nebensache. Der Sponsoringbotschaft wird nur eine schwache Aufmerksamkeit des Rezipienten entgegengebracht. Eine gute - - - - - - - Wahrnehmbarkeit der Botschaft ist eine Grundbedingung für erfolgreiches Sponsoring. Die Sponsorbotschaft wird (unauffällig) in das Sportgeschehen eingebettet, womit die gelockerte Atmosphäre und das positive emotionale Umfeld zur „unterschwelligen“ Vermittlung der Botschaft genutzt werden können. Ein positives Umfeld ist mitentscheidend bei der Bildung der Einstellung des Rezipienten. Beim Sportsponsoring (Banden- ,Trikotwerbung) werden kurze, leicht merkbare Inhalte/Botschaften verbreitet, die vom Individuum vorwiegend ohne bewusste Aufmerksamkeit kognitiv verarbeitet und durch häufige Wiederholungen (Einblendung, Werbeschaltung) gelernt werden (Steigerung des Bekanntheitsgrades des Produkts/Unternehmens). Zur Stabilisierung des erreichten Bekanntheitsgrades ist ein kontinuierlicher, langfristiger Einsatz nötig. Möglichst viele Kontakte der Rezipienten mit der Botschaft, sowie eine bereits vorhandene „Mindestbekanntheit“ erhöhen die Erinnerungswirkung. Die Werbewirkung des Sportsponsoring ist auch vom Erfolg des Gesponserten abhängig und damit relativ unsicher. Das Ziel der Imagebeeinflussung wird beim Sportsponsoring primär durch die Vermittlung der Botschaft in Verbindung mit spezifischen sportlichen (emotionalen) Reizen erreicht. Es findet (bei geringer Aufmerksamkeit des Rezipienten) durch klassische Konditionierung ein Imagetransfer vom Sponsoringobjekt auf den Sponsor statt. Die Effektivität von Werbespots im Rahmen von Sportübertragungen wird bestimmt durch: o die Kumulation (je häufiger geschaltet desto besser die Erinnerung), o die thematische Affinität zwischen Sendungsinhalt und Werbebotschaft (je größer die Affinität desto höher Wahrnehmung und Erinnerung), o Testimonial (je bekannter und leistungsstärker ein Sportler desto besser und intensiver die Erinnerung). Literatur Drees, N.: Sportsponsoring. 2. erw. Auflage, Wiesbaden 1990 Babin, J.-U.: Perspektiven des Sportsponsoring. Frankfurt a.M. 1995 Hackforth, J. (Hrsg.): Sportsponsoring: Bilanz eines Booms. 2. Auflage, Berlin 1995 Herrmanns, A. & Glogger, A.: Wirkungsforschung im Sportsponsoring. Werbeforschung & Praxis, 2/95, S. 64-68