Seminar: Medienpsychologie Dozent: Jörg Hagenah M.A. Referenten: Skadi Smeilus, Thema: Bedeutung von Sportsponsoring und Sportwerbung Leipzig, 16.01.02 Gliederung 1. Begriffserklärungen (Sport)Sponsoring und Werbung 2. Vom Mäzenatentum zum Sponsoring 3. Entwicklung des (Sport)Sponsoring 4. Das Beziehungssystem des Sportsponsorings 5. Der Kommunikationsprozess im Sportsponsoring 6. Bedeutung und Auswirkungen des Sportsponsorings für den Sport 7. Literatur 1.Begriffserklärungen (Sport)Sponsoring (nach Drees, 1990, S.16) Sponsoring beinhaltet die Bereitstellung von Geld, Sachzuwendungen oder Dienstleistungen durch den Sponsor für einen von ihm ausgewählten Gesponserten verbunden mit der Absicht des Sponsors, dieses Engagement mit Hilfe festgelegter Gegenleistungen des Gesponserten für bestimmte, meistens kommunikative Ziele zu nutzen. (nach Bruhn, 1987, S. 16) Sponsoring bedeutet die Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten, die mit der Bereitstellung von Geld- oder Sachmitteln durch Unternehmen für Personen und Organisationen im sportlichen, kulturellen oder sozialen Bereich zur Erreichung von unternehmerischen Marketing- und Kommunikationszielen verbunden sind. Werbung (nach Thurnherr/Udvardi, 1990, S. 2) Sportwerbung ist demnach als gezielter Kommunikationsprozess zu bezeichnen, in welchem über einen oder mehrere Medienkanäle Werbebotschaften wirtschaftlichen Inhalts von einem „Sender“ zu einem sportinteressierten „Empfänger“ übermittelt werden. (nach Drees, 1990, S.16) Werbung beinhaltet die absatz-, und beschaffungspolitischen Zwecken dienende, absichtliche und zwangfreie Beeinflussung der umworbenen Zielgruppe mit Hilfe spezieller Kommunikationsmittel. ( nach Kotler/Bliemel, 1999, S. 926) Werbung ist jede bezahlte Form der nicht-persönlichen Präsentation und Förderung von Ideen, Waren und Dienstleistungen durch eine identifizierten Auftraggeber. 2. Vom Mäzenatentum zum Sponsoring Mäzenatentum ist abgeleitet von dem römischen Förderer von Kunst und Kultur Gaius Clinius Maecensas (70-8 v.Chr.). Der Mäzen gilt als reiner Förderer, der keine Gegenleistung fordert. Er hält sich im Hintergrund und bleibt meist unbekannt. Der werbliche Charakter fehlt. Als Stufe zwischen Mäzenatentum und Sponsoring gelten Spenden und Stiftungen. Letztere übernehmen zu einem großen Teil die Aufgaben der Mäzene. Sie setzen sich für bestimmte Aufgabenbereiche ein und vergeben oftmals jährlich Preise. Spenden sind nach Bruhn (1987) eher einmalige Aktionen, die in Deutschland oft mehr aus steuerlichen Gründen als aus Wohlgefälligkeit getätigt werden. Der Sponsor tritt im Gegensatz zu den vorher genannten Formen bewusst in den Vordergrund. Er versucht ständig beim Publikum für sein Produkt oder sein Unternehmen einen Imagegewinn zu erzielen. Der Sponsor handelt eigennützig und verlangt immer eine Gegenleistung, die ihm einen wirtschaftlichen Nutzen bringt. „Der Mäzen gibt einen Euro und will keinen zurück, der Sponsor gibt einen Euro und will zwei zurück.“ 3. Entwicklung des (Sport)Sponsoring Die Beliebtheit des Sportsponsorings begründet sich vor allem in der besonderen Stellung des Sports in der Gesellschaft und dessen positiv besetzten Erlebnisfeld (jung, dynamisch, modern etc.). Die enorme Popularität vieler Sportarten lässt das Sportsponsoring für viele Unternehmen als ein attraktives Kommunikationsinstrument erscheinen, allerdings ist es durch die weite Verbreitung dieser Sponsoringart für das einzelne Unternehmen schwerer geworden, gegenüber seinen Wettbewerbern einen kommunikativen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Ein möglicher Ausweg bietet sich Sportsponsoren, indem sie sich neuen, unverbrauchten Sportarten, wie z.B. Funsportarten wie Snowboarding, Mountainbiking oder auch Inlineskating zuwenden. Sinnvoll erscheint dieses Vorgehen jedoch nur bei vorhandener Zielgruppenaffinität und wenn die Sportart eine ausreichende mediale Reichweite aufweist. Um jüngere Zielgruppen zu erreichen, erscheint dieses Vorgehen gut geeignet zu sein. Viele Unternehmen sehen sich durch gesellschaftliche Trends wie die steigende Erlebnisorientierung, das erhöhte Gesundheits- und Körperbewusstsein sowie das sehr sportorientierte Schönheitsideal veranlasst, ihre Sportsponsoringaktivitäten zu intensivieren, damit die sporttypischen Imagedimensionen auf das eigene Unternehmen und die eigenen Produkte übertragen werden. So erklärt es sich auch, dass nicht nur Unternehmen aus der Sportbranche oder aus sportnahen Bereichen, sondern auch aus sportfernen und -fremden Branchen Sportsponsoring betreiben. Die Sportsponsoringaufwendungen haben sich im Laufe der Zeit stark erhöht. Lagen sie weltweit 1989 noch unter 4 Mrd. Dollar, so waren es 1996 schon über 10 Mrd. Dollar (Andrews, 1998). In Deutschland stiegen sie jährlich um ca. 11%. 1993 betrug der Sponsoringaufwand deutscher Unternehmen etwa 1,5 Mrd. DM. Im Jahr 2001 waren es schon mehr als 7 Mrd. DM. Auch bei Großveranstaltungen, wie Olympia zeichnet sich ein stetes Wachstum des Sportsponsorings ab. So nahm das IOC 1992, bei den Sommerspielen in Barcelona, 825 Mio. DM aus Sponsorengeldern ein, 1986 in Montreal waren es lediglich 7 Mio. DM. 4. Das Beziehungssystem des Sportsponsorings Abb. 1 5. Der Kommunikationsprozess im Sportsponsoring Marketing-Mix ist der kombinierte Einsatz von Marketing-Instrumenten, welche die Aufgabe haben, Informationen zu übermitteln mit der finalen Absicht der Beeinflussung von Meinungen, Wissen, Einstellungen, Verhaltensdispositionen und Verhalten der Nachfrager auf der Grundlage kommunikativer Zielsetzungen. Zwischen der Kommunikationspolitik und den anderen Marketing-Instrumenten bestehen stets enge Beziehungen und teilweise auch Überschneidungen. Sponsoring kann man als viertes M.-Instrument der Kommunikationspolitik neben Verkaufsförderung Werbung und Public Relation bezeichnen. (siehe Abb. 2.) Sponsoring ist kein Werbeträger wie elektronische oder Printmedien. Es bedarf der Werbeträger, Medien um die Sponsoringaktivitäten an die Gruppe heranzutragen. Beim Sportsponsoring erreicht die Werbebotschaft im Gegensatz zur klassischen Werbung niemals die „volle und vorrangige“ Aufmerksamkeit des Rezipienten. Dieser bekommt die Botschaft im Rahmen seines allgemeinen Sportinteresses wie nebenbei mitvermittelt. Das bringt mit sich, dass er sich im Unterschied zum Werbefernsehen der Botschaft nicht bewusst entziehen kann, denn dann müsste er auf die Sportberichterstattung verzichten. Gleichzeitig sind die Wahrnehmungsbedingungen nicht durch den Sponsor steuerbar. Dadurch, dass sich der Inhalt der übermittelten Werbebotschaft des Sportsponsors nur auf den Produkt- bzw. den Unternehmensnamen und/oder ein Logo beschränken, muss dieser zusätzliche Werbemaßnahmen einleiten, um mehr Informationen über sein Werbeobjekt an die Öffentlichkeit zu bringen. Sportsponsoring weist einige Besonderheiten auf. Es ist zum Bespiel, obwohl oft angenommen, nicht in der Lage die anderen drei Instrumente zu ersetzen. Sportsponsoringmaßnahmen müssen wie schon erwähnt bekanntgemacht und deshalb in Kombination mit klassischen Werbeträgern eingesetzt werden um ihre Wirkung entfalten zu können. Deswegen spricht man auch von einem überwiegend komplementär wirkenden M.Instrument. Dieser komplementäre Charakter ist meist unverzichtbar, da im Sportsponsoring, wie oben angeführt, nur reduzierte Botschaften übermittelt werden können. Übergreifenden Charakter hat das Sportsponsoring in der Hinsicht, dass ein Unternehmen durch das Sport-Engagement in die Lage versetzt wird das Sponsoringthema, z.B. der Spitzenathlet, als durchgängiges Thema für seine Werbung und Verkaufsförderung sowie seine Öffentlichkeitsarbeit aufzunehmen. Dies ist vorteilig, weil das Unternehmen durch das Sponsoring neue, aktuelle nicht unternehmens –oder produktnahe Themen für die Kommunikation erschließen kann. 6. Bedeutung und Auswirkungen des Sportsponsorings für den Sport Die folgenden Fragen sind nur einige von vielen, die sich in diesem Zusammenhang stellen ließen. Sie stellen auch teilweise Problemstellungen des anhaltenden Wachstums der Sponsoringaktivitäten im Sport dar. Ich führe im Anschluss beispielhafte Artikel aus dem Internet an. 1. Wird die Chancengleichheit im Sport durch die zunehmende Kommerzialisierung verletzt? 2. Verlieren Vereine, Verbände und die einzelnen Sportler ihre Autonomie? 3. Welche Veränderungen bringt die zunehmende Kommerzialisierung für die Vereine mit sich? 4. Entwickeln sich Vereine und Verbände zu Dienstleitungsunternehmen? Der erste Artikel beschäftigt sich mit der zunehmenden Kommerzialisierung und den damit einhergehenden Folgen, wie z.B. die Umwandlung von ehrenamtlichen Mitarbeitern in Hauptamtliche und dem immer größer werdende Organisationsaufwand. Diese Veränderungen gibt es jedoch nicht nur im Skispringen. Der Ruf nach mehr Professionalisierung in den Führungsetagen der Vereine und Verbände wird immer lauter. Nach Huber weisen viele Sportverbände in den Bereichen Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit noch erhebliche Defizite auf und verpassen so viele Chancen, die ihnen wirtschaftliche Vorteile verschaffen könnten. Im Millionenspiel Vierschanzentournee (sid)- Es geht um Millionen beim "Grand Slam" des Skispringens. Die Vermarktungsstrategien spielen bei der Vierschanzentournee eine immer größere Rolle. Die ehemals rein ehrenamtlich organisierte Tour verliert bald auch den Boss, der als Symbolfigur für jene Zeiten steht, als der Wettbewerb noch aus reinen Amateuren bestand. Der seit 1989 amtierende Vierschanzentournee-Präsident Hans Ostler wird nach dem derzeit laufenden 50. Skisprung-Grand-Slam zurücktreten. Damit dürfte die Zeit der überalterten Ehrenamtler an der Spitze des wichtigsten Flieger-Events der Welt abgelaufen sein - denn zu hoch türmen sich die Organisationsprobleme. Beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf beispielsweise musste die Polizei das Stadion wegen Überfüllung sperren, weil sich angeblich 3500 Zuschauer mit gefälschten Tickets Eintritt verschafft hatten. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs - auch Springer (mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, spartanische Umkleiden) wie Medien schimpfen immer wieder über Mängel beim Megaevent. Nun geht der Chef, allerdings aus Altersgründen. "Hans Ostler wird im Februar 77 und hört auf. Das Organisationskomitee besteht im Prinzip aus Ostler und mir", sagte der ebenfalls ehrenamtliche Pressesprecher Klaus Taglauer dem Sport-Informations-Dienst (sid). Vom Lückenfüller zum Mega-Event Die rasante Entwicklung der Tournee ist den beiden Pensionären über den Kopf gewachsen. Einst zum Jahreswechsel angesetzt, "damit die Springer möglichst wenig Arbeitsausfall haben" (Taglauer) durften vor zehn Jahren erstmals Münzprämien in Höhe von 6000 Euro pro Ort an die Springer ausgezahlt werden. Inzwischen geht es für Sven Hannawald und Co. um Gesamtprämien von 260.000 Euro, und im Umfeld fließt mit einem in den letzten zehn Jahren verachtfachten Umsatz (!) noch viel mehr Geld. IMG zahlt für die Vermarktungsrechte der Tournee jährlich über fünf Millionen Euro, RTL legte dem Deutschen Skiverband (DSV) für den neuen Fünfjahres-TV-Vertrag mit dem Filetstück Tournee gar über 77 Millionen Euro auf den Tisch. Ein 30-sekündiger Werbespot beim Neujahrsspringen kostete 2002 um die 62.000 Euro. "Das ist auf Formel-1-Niveau", sagt IMG-Mann Christian Pirzer. Das an der Spitze des von sechs Großsponsoren unterstützten Millionenspiels trotzdem noch "Oldtimer" stehen (Taglauer: "Das ist der Charme der Ehrenamtlichkeit") ist ein Anachronismus. Ob sich daran etwas ändern wird, entscheidet sich im Frühjahr. Dann wird über die Nachfolge von Ostler entschieden als Kandidaten sind die Skiklub-Chefs Claus-Peter Horle (Oberstdorf) und Toni Guggemoos (Partenkirchen) im Gespräch. Zudem will man über den längst überfälligen Schritt diskutieren, "eine professionelle Geschäftsstelle einzurichten" (Taglauer). Der nun folgende kurze Artikel zeigt die Abhängigkeit des Gesponserten auf. Nicht nur das er natürlich finanziell abhängig ist, sondern dass sein Image und wiederum damit verbundene wirtschaftliche Konsequenzen in starker Verbindung mit dem Sponsor stehen. Außerdem spiegelt er die „Wirtschaftware Sport“ wieder. Betrachtet man das Sportsponsoring aus der Perspektive der Gesponsorten, so lässt sich feststellen, dass mit steigendem Leistungsniveau aus dem reinen Beschaffungsinstrument für die finanzielle und sachliche Ausstattung immer mehr auch ein Kommunikationsinstrument für den Spitzensportler (Spitzenverein) wird, da dieser unter Vermarktungsaspekten wie eine Markenprodukt zu behandeln ist. Insbesondere auf Spitzenniveau muss bei der Auswahl eines Sponsorship ein möglicher Imagetransfer vom Sponsor auf den Sportler bzw. die Sportorganisation berücksichtigt werden. Viele Sportvereine und auch Einzelsportler werden wie Wirtschaftsunternehmen geführt. Als Beispiele seien hier die Boris Becker, Steffi Graf, Henry Maske, Bayern München und Borussia Dortmund angeführt. Würden die Sponsoren von Bayern München (Opel, Adidas) in einen Skandal verwickelt, der ein nachhaltiges Negativimage mit sich brächte, so hätte der stattfindende Negativimagetransfer für die Bayern nachteilige Auswirkungen auf das Merchandising (Fanartikel etc.), auf die Attraktivität als Werbepartner für andere Unternehmen und möglicherweise auch auf die Zuschauerzahlen. Leider entscheiden immer mehr Sponsorengelder und- Zuwendungen über die Popularität und oft auch über das Fortbestehen von Sportvereinen, manchmal sogar von ganzen Sportarten im Spitzenbereich. Viele Vereine können den wachsenden finanziellen Aufwand nicht mehr bewältigen. Am Beispiel Basketball lässt sich dieser gut verdeutlichen. Die Mannschaften, die in der ersten Liga spielen, die ja bekannter Weise sogar den Namen des Sponsors trägt, können/dürfen nur noch in Hallen spielen, die „fernsehtauglich“ sind. Die Vereine sind somit gezwungen neue Hallen zu bauen, alte umzurüsten oder sich in geeigneten Hallen einzumieten. Als Motive, die das zunehmende Interesse der Wirtschaft am Sport erklären können, nennt Drees (1990, S.84) folgende: Man will den Aufmerksamkeitswert des Sports für eigene kommunikative Zielstellungen nutzen. Die Zielgruppen sollen in nichtkommerziellen Situationen angesprochen werden. Die Marketingkommunikation soll zielgruppenspezifischer realisiert werden. Bestehende Kommunikationsbarrieren sollen umgangen werden. Abschließend sei zu sagen, dass dieses Thema sicherlich nicht erschöpfend dargelegt wurde und dass die Diskussionen über die steigende Abhängigkeit des Sport von der Wirtschaft eine unendliche ist. Der Sport kann heutzutage nicht mehr/ kaum noch ohne Sponsoren auskommen. Ob sich dies zu Gunsten des Sports entwickelt hat, oder nicht, sieht jeder anders. 8. Literatur Hackforth, J. (Hrsg.) (1994) Bilanz eines Booms; Studie zur Präsentation und Wirkung von Werbung im Sport. Berlin: Vista Verlag Hermanns A., Glogger, A. (1995). Wirkungsforschung im Sportsponsoring. Werbeforschung & Praxis, 2, 64-69. Thurnherr, G., Udvardi, P. (1990). Sportsponsoring. Diplomarbeit, GFS-Schriften Sportwissenschaften. Studentendruckerei Uni Zürich Dree, N. (1990). Sportsponsoring, 2. Aufl., Wiesbaden: DUV Roth,P. (1986). Sportsponsoring; Grundlagen, Strategien, Fallbeispiele. 2. Aufl., Landsberg am Lech,: verlag modern industrie Internet: http://de.sports.yahoo.com/s/jump