h e r z e n s w e g e Manasha Ingrid Schlögel Ettaler Str. 30A 82487 Oberammergau 08822/ 93 57 63 Seminare für Gesundheit und Natur, Erziehungsberatung, Natürliche Pädagogik mail: [email protected] Umgang mit Aggressionen speziell für Kinder im Kindergarten Vorwort Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an ErzieherInnen in Kindergärten und entstand aus einem Workshop zu diesem Thema. Ich gebe hier meine persönlichen Erfahrungen weiter, die ich durch meine fast 30jährige pädagogische Tätigkeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gewonnen habe. Mein Engagement für die Waldkindergärten brachte mich mit den Kindern von 3-7 Jahren und deren Thematiken in einen sehr intensiven Kontakt. Ich sehe Waldkindergärten als eine Innovationsbewegung im Bereich der Kleinkindpädagogik, die nicht als Konkurrenz zu sehen ist, sondern als eine Möglichkeit, Impulse in den Regelkindergarten zu geben, wenn diese erwünscht sind. Beide haben ihre Qualitäten und ihre Grenzen und decken verschiedene Bedürfnisse von Eltern und Kindern ab. Da die Waldkindergärten, viel freies Spiel zulassen, tauchen auch alle emotionalen und sozialen Themen verstärkt auf. Es gibt keine Ablenkung. Auch ist das soziale Lernen deshalb so gefragt und gefördert, weil es keine Spielsachen gibt. Es gibt vorwiegend Spiele, die auf einer funktionierenden selbstverantwortlichen Kommunikation basieren. Deshalb wird man in diesem Tätigkeitsfeld zu einer Art Spezialistin für Emotionales ud Soziales. Wenn diese Erfahrungen auch in Regelkindergärten von Nutzen sein können, freut es mich natürlich. Weil aber vieles mit der Gruppenstärke zusammenhängt, habe ich einen politischen Teil ans Ende gesetzt. So eine intensive Auseinandersetzung, wie ich sie beschrieben habe, ist oft nur möglich, wenn man als Erzieherin nicht gleichzeitig drei andere Dinge machen sollte. Ich fände es wirklich ausgesprochen wünschenswert, wenn die Gruppengrößen den Anforderungen für ein so brisantes gesellschaftliches Thema wie "Heilung von aggressivem Verhalten" angepaßt würden. Anmerkung: Zur leichteren Lesbarkeit verwende ich fast ausschließlich die weibliche Form "Erzieherin" und bitte die männlichen Erzieher, sich angesprochen zu fühlen. Was verstehen wir unter Aggressionen? Ich möchte diesen Begriff im Zusammenhang mit erzieherischen Fragen eingrenzen auf aggressives Verhalten, das wir in diesem Alter beobachten können. Da gibt es einmal die – verbale Gewalt wie anschreien, beschimpfen, abwertend reden, verspotten, auslachen, bloßstellen etc. – körperliche Gewalt wie jemanden schlagen, treten, schubsen, wegzerren, bei den Haaren ziehen etc. – Gewalt gegen Dinge wie Spielsachen zerstören, durch die Gegend werfen, beschmieren etc – soziale Gewalt wie jemand ausschließen, über jemand unwahre Geschichten erzählen, Spiele untereinander stören/unmöglich machen – Gewalt gegen sich selbst wie totaler Rückzug, sich selbst verletzen, sich schuldig und schlecht fühlen etc. Diese Form ist eher still, eher weiblich und bekommt lange nicht so viel Aufmerksamkeit wie die laute Art, ist aber nicht weniger gefährlich – besonders für die seelische Gesundheit und die spätere Lebenstüchtigkeit. Alle diese Verhaltensweisen haben etwas zu tun mit überschreiten von Grenzen, zu wenig Respekt vor dem anderen und natürlich vor sich selbst, körperliche und/oder seelische Verletzung, Entwürdigung und Destruktion. Sie ist gegen jemanden oder etwas gerichtet. Wer Gewalt ausübt bzw. sich aggressiv verhält und keine entsprechenden Grenzen bekommt bzw. in irgendeiner Form stärkeren Menschen begegnet, die ihn in die Schranken weisen und Respekt wiederherstellen, bekommt Macht. Diese Macht kann dazu benutzt werden, das gesamte positive und kreative Klima einer Gruppe zu stören, im schlimmsten Fall zu zerstören. Deshalb ist es so wichtig, entsprechende Methoden zu entwickeln, Gewalt zu begegnen. Kraft, Entschlossenheit und innere Klarheit sind dazu notwendig. Dazu später noch mehr. Im Kindergarten sind viele verschiedene Erscheinungsformen zu beobachten, die auf unterschiedliche Ursachen hinweisen. Hier einige Beispiele: – – – Da ist einmal der "spezielle Montag": Die Kinder kommen mit einer Menge unverarbeiteter Spannungen in die Gruppe. Diese können aus familiären Zusammmenhängen stammen und/oder vom unverarbeiteten Fernsehkonsum, der häufig auch gewalttätige Inhalte hat und als Verhaltensvorbild hergenommen wird. Hier kann Bewegung im Freien enorm helfen. Dieses Phänomen ist auch oft morgens zu beobachten, wenn es schon Streit und Streß mit den Eltern gab. Kinder sind aggressiv, wenn sie keine oder zuwenig Grenzen gesetzt bekommen. – – – – Das macht ihnen Angst. Sie suchen Klarheit in der direkten Auseinandersetzung. Da sind die Erzieherinnen gefragt, Basiserziehungsarbeit zu leisten und die Grundregeln des sozialen Zusammenseins einzuüben. Damit in Zusammenhang kommt es vor, daß Kinder in ihren Familien zu viel Macht ausüben, teilweise ihre Familie richtig herumkommandieren. Hier braucht es auch ein konsequentes Umlernen von Verhaltensweisen und ein klares Vermitteln, daß die Erwachsenen die Verantwortung haben und damit auch den Rahmen vorgeben. Kinder sind emotional verunsichert, kommen mit ihrer Gefühlslage nicht zurecht. Die Aufgabe der Erzieherinnen besteht dann darin, den Kindern zu lernen, Gefühle wahrzunehmen, sie zu benennen, sie adäquat auszudrücken. Kinder, die sich nicht geliebt, akzeptiert, wahrgenommen und angenommen fühlen, sind aggressiv. Besser negative Aufmerksamkeit als gar keine. Diese Kinder haben dann noch keine Strategien zur Verfügung, wie sie ihren Platz in der Gemeinschaft auf eine positive Art finden können. Da besteht die Aufgabe der Erzieherin z. B. darin, Defizite auszugleichen und immer wieder Brücken zu bauen. Kinder, die in ihrem privaten Umfeld Gewalt erleben, bzw. auch gewalttätig behandelt werden, sind aggressiv. Es ist das, was sie als "normalen" Umgang lernen. Hier liegen schon massivere Störungen vor, die mehrfacher Intervention bedürfen. An diesen Beispielen kann man sehen, wie vielfältig sich dieses Feld zeigt, wie individuell die Maßnahmen sein müssen, um dem einzelnen Kind gerecht zu werden. Die Erzieherinnen brauchen eine sehr differenzierte Wahrnehmung und ein großes Repertoire an Antworten auf Verhaltensweisen. Auch müssen sie noch unabsichtliche Grenzverletzungen unterscheiden können, die aus der kleinkindlichen Ungeschicklichkeit heraus entstehen, z.B. übereinander stolpern, anrempeln im Eifer eines Spiels und ähnliches. Hier ist Achtsamkeitstraining gefragt. Viele Kinder haben zu wenig körperliche Erfahrungsmöglichkeiten, in denen sie ihre Kraft und körperlichen Grenzen kennenlernen und damit einschätzen lernen können. Kraft und Energie brauchen einen Prozeß der Formung und Reifung durch probieren, Fehler machen und so Erfahrungen sammeln, um ein körperliches Selbstbild zu entwickeln. Es gibt auch Aggressionen, die im Kindergarten entstehen: Da gibt es einmal den Faktor zu viele Menschen auf zu engem Raum. Das erzeugt auch bei Erwachsenen Aggressionen, besonders wenn es keine "Fluchtmöglichkeit" gibt. Damit zusammen hängt die Lautstärke, die sehr belastend sein kann, besonders für sensibel wahrnehmende Kinder. Entweder sie brechen zusammen, werden krank oder schlagen um sich. Auch wenn sie sich bedingt durch den Geräuschpegel nicht konzentrieren können und sich ständig gestört fühlen, können sie aggressiv werden. Auch eine beständige Überforderung der Erzieherin kann Aggressionen der Kinder fördern. Kinder, besonders in diesem jungen Alter haben unzählige Antennen für die Gefühlszustände der Erwachsenen. Auch wenn wir uns nichts anmerken lassen (wollen), nehmen sie unsere Energie unbewußt auf und müssen sie irgendwie verarbeiten. Kinder sind besonders unausgesprochenen Energien ausgeliefert, weil sie aus Überlebensgründen so empfänglich sind. Sie spüren sie als Unwohlsein und – unbewußt wie sie sind - agieren sie es irgendwie aus. Die Überforderung der Erzieherin kann ganz banale äußere Ursachen haben: zu wenig Personal, besonders im Krankheitsfall der Kollegin, zu viele Kinder, zu viele betreuungsintensive Kinder. Aber auch Druck und Kontrolle von den Eltern, von der Vorgesetzten und das Gefühl für all die Anforderungen, nicht genug Werkzeug bzw. Zeit zu haben, erzeugt Spannung. Was macht den Umgang mit Aggressionen schwierig? Nichtwissen Das Thema Aggression ist in unserer Kultur in gewisser Weise ein Tabuthema, es hat nicht wirklich Raum. Und schafft sich dadurch gewaltig viel Raum – ist übermächtig präsent in allen Medien, bis hin zur sexuellen Gewalt gegen Kleinkinder. Wer kann und traut sich offen agressiv sein? Wie kann eine Form sein, die Aggression – auch im ursprünglich lateinischen Wortsinn von "auf jemanden oder etwas zugehen" aussehen, die keinen Schaden anrichtet? Was tun wir "Wohlerzogenen" mit unseren Aggressionen? Und wenn wir es anderen vermitteln sollen, welches Werkzeug haben wir? Wie können wir Beispiel sein? Ich behaupte, daß viele Menschen ihre Aggressionen und aggressiven Gefühle einfach unterdrücken. Sie nicht haben und wahrhaben wollen. Besonders Frauen wird ja immer noch vermittelt, daß sie als Mädchen lieb anstatt wild sein sollten. Es gehört zur gesellschaftlichen Rolle. Sie nehmen ihre Aggression nach innen. Da nun aber fast ausschließlich weiblich sozialisierte Menschen im Erzieherinnenberuf anzutreffen sind, ist es kein Wunder, wenn sie mit der männlichen Art, Aggressionen zu leben, erst einmal nicht so gut umgehen können. Verurteilung und Abwertung Aus dem obengenannten Grund tragen die meisten Menschen eine tiefe Verurteilung von Aggression in sich. Das ist natürlich verständlich, sie ist bedrohlich, gefährlich, macht Angst und ist außerdem eine sehr unangenehme menschliche Eigenschaft. Ein Schatten sozusagen. Ein menschlicher Abgrund. Das Problem ist nur, solange wir im Verurteilen stecken bleiben, sind wir nicht frei, angemessen zu handeln. Besonders im Umgang mit Kindern trennt uns jedes Urteilen vom Gegenüber, wir verlieren ihr Vertrauen und damit unsere Autorität und jedes Handeln greift ins Leere oder hat nicht die nachhaltige Wirkung, die wir uns wünschen. Somit bestärken wir letztendlich durch Verurteilen die Spirale in noch mehr Aggression. Eigene Verstrickungen Wenn wir Erwachsenen selbst Gewalt erlebt haben, sei es körperlicher/sexueller Art, oder auch Abwertung, Auslachen, Mobbing etc. und diese Erfahrungen nicht aufgearbeitet haben, bleibt eine Angst in uns, ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit, das es erschwert, angemessen und kraftvoll zu handeln. Dann funkt uns das eigene verletzte innere Kind dazwischen mit seinem ganzen Gefühlsrepertoire. Vielleicht haben wir auch dadurch nicht wirklich gelernt, klare "Neins" zu sagen und uns auch dafür einzusetzen. Ich kenne sehr viele Menschen, besonders auch Frauen, die ihre eigene Würde und Integrität nicht schützen können. Wie können sie dann Vorbild sein für andere Kinder, damit sie sich nicht zum Opfer für Aggression machen? Eigene Schuldgefühle Da ja der Leistunggsdruck unserer Gesellschaft vor den Erzieherinnen nicht halt macht, ist zu vermuten, daß es auch da Versagensgefühle gibt, das Gefühl, nicht gut genug zu sein, dem allen (z.B. den Aggressionen) nicht gewachsen zu sein, Angst vor Verurteilung und Maßregelung, bis hin zur Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Das kann Schuldgefühle erzeugen, und Schuldgefühle sind immer ein guter Verhinderer, eine Situation zu verändern. Zu viel Verantwortung übernehmen Im Zusammenhang damit übernehmen Erzieherinnen manchmal auch zuviel Verantwortung für alle möglichen Mißstände, die aus den politisch/wirtschaftlichen Gegebenheiten entstehen, und sich gerade auch zuspitzen. Unsere Zeit ist aggressionsfördernd, auch weil immer mehr Lebens- und Überlebensangst auch gezielt verbreitet wird. Die steigende Armut, Entwurzelung – nicht nur bei Ausländerkindern, es gibt auch viele Umzüge wegen sogenannnter Mobilität der Arbeitskraft – wenig soziale Geborgenheit, eine steigende soziale Kälte durch einseitige Förderung und Überbewertung von intellektuellen Fähigkeiten, mit all dem haben Erzieherinnen zu tun. Sie arbeiten auch mit dem gesamten gesellschaftlichen Output. Wenn wir uns nicht bewußt machen, wie machtvoll diese Bedingungen wirken, können wir schnell einmal denken, nur weil wir jetzt das und das nicht auf die Reihe kriegen, sind wir nicht gut genug. Ich sage das nicht, um allles wieder auf die Umstände zu schieben, auch das reduziert die Handlungsfähigkeit, sondern nur für die, die sich alles auf die eigenen Schultern laden - zur Entlastung. Wir können die Umstände so schnell nicht ändern, aber wir können genau schauen, wo kann was geändert werden. Widerstand Ich kenne auch Menschen in Erziehungsberufen, die sich selbst blockieren, indem sie nicht akzeptieren wollen, das es ist, so wie es ist. Sie bekämpfen damit die Tatsachen, weil sie sie nicht haben wollen. So sollen Kinder nicht sein. So gehört es sich nicht. Früher war alles besser. Damit geht viel Energie verloren und blockiert jede effektive Handlung. Es gibt keine einfachen Rezepte Jedes Kind ist ein eigenes Universum und jede Situation ist wieder sehr einzigartig. Das ist eine hohe Kunst, individuell und angemessen auf Aggressionen zu reagieren. Und es braucht Zeit und Ruhe, Souveränität und Erfahrung und vor allem Fehler machen dürfen. Wer kann sich das schon aus vollem Herzen erlauben? Werteunsicherheit Damit in Zusammenhang sehe ich das Thema der Werte. Nur wenn wir klare innere Werte haben, haben wir eine Orientierung für dieses differenzierte erzieherische Handeln. Weil es eben keine immer gültigen Regeln gibt. Aber ich selbst muß eine Linie haben, sie bewußt haben und dann auch den Kindern vermitteln können. Das braucht einen Bewußtwerdunggsprozeß: was sind denn eigentlich meine persönlichen Wertigkeiten? Nicht die angelernten, sondern was vertrete ich wirklich? Wofür setze ich mich voll und ganz ein? Wofür stehe ich unter allen Umständen gerade, auch wenn es Nachteile beinhaltet? Was für ein Feuer brennt in meinem Herzen? Wie soll ein friedliches menschenwürdiges Zusammenleben aussehen? Was ist meine Vision? Letztlich auch: Wofür lohnt es sich zu leben und zu sterben? Aus der Klarheit über diese Fragen gewinnen wir unsere Kraft, die es braucht, sich gegen Mißstände durchzusetzen. Ich glaube, daß diese Fragen in Ausbildungen viel zu wenig gestellt werden. Die Konsequenzen Aus all dem Gesagten ergeben sich schon eine Menge von Ansätzen, wie man aus der Hilflosigket oder Ratlosigkeit herausfinden kann. Jede/r kann selber sehen, wo ein Anknüpfungspunkt ist: Hier einige Ideen: . Genau hinsehen auf die Wirkzusammenhänge, um das Leiden an dem Thema Aggressionen zu unterbrechen. . Die Situation erst einmal so annehmen wie sie ist, im vollen Ausmaß sich bewußt machen, nicht dagegen ankämpfen, nicht verurteilen und mit sehr viel Mitgefühl für sich selbst, in dem Sinn von "da habe ich eine große Herausforderung, was kann ich tun, wo brauche ich welche Hilfe". . Unterscheiden lernen: wo kann ich nichts ändern, und das so lassen, d.h. dem möglichst wenig Aufmerksamkeit geben – und wo kann ich was ändern, und das mit vollem Einsatz tun. Das ist eine Kunst. Viele wollen die anderen ändern, aber nichts bei sich selbst. Das funktioniert nicht. Was wir selbst nicht können, können wir auch von anderen nicht verlangen. Verhaltensänderung, vor allem, wenn sie lange eingespielt ist, ist eine langwierige Sache, braucht viel Übung und Unterstützung. Über politische Zustände zu schimpfen ohne politisch aktiv zu werden ist Zeitverschwendung. Über aggressive Kinder zu schimpfen und ihnen keine Grenzen zu setzen ist Energieverschwendung. Lieber die eigene Wutenergie nehmen und in Kreativität umwandeln, sich was einfallen lassen, was man ausprobieren könnte. . Die eigenen emotionalen Verstrickungen klären, z.B. in Supervision oder Fortbildungen zum inneren Kind; offene Gespräche mit Kolleginnen, eigene Gefühlslage klären, Innenschau halten: Was spiegelt mir das Kind wieder an eigenen Schatten, blinden Flecken, ungeliebten, verdrängten Seiten in mir selbst. Dieses innere Aufräumen und damit persönliches Wachstum ist enorm wirkungsvoll. So gesehen kann jedes "Problemkind" auch ein Geschenk sein, eine Herausforderung, selbst über seinen eigenen Schatten zu springen, wieder mehr Mitgefühl zu üben. Das wirksame daran ist, daß sich die Kinder automatisch in das gesunde Innenfeld der Erzieherin einklinken und völlig unbewußt daraus für sich gesundes Verhalten lernen können. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß das eine der wirksamsten Wege ist. . Nein sagen üben, zu sich stehen, sich konsequent einsetzen, die eigenen Grenzen kennen und dazu stehen können – auch bei Widerstand; ohne Kampf – mit einer Selbstverständlichkeit. . Sich über eigene Werte bewußt werden (siehe oben) . Klare durchschaubare einfache Regeln aufstellen, die man auch bereit und fähig ist, durchzusetzen (sonst ist es nämlich kontraproduktiv); diese auch einüben, sich und den Kindern auch Zeit geben, nicht alles gleich auf einmal verlangen, aber dranbleiben, nach dem Motto: alles kann gelernt werden! . Möglichst sofort spürbare Konsequenzen bzw. Grenzen setzen. So kleine Kinder lernen alles über das Physische. Reden allein ist meistens zuwenig. Festhalten, wenn ein Bein tritt, ist z.B. ein Einüben von einer Hemmung einer Impulsreaktion. Das muß meiner Meinung nach erst einmal klar fühlbar sein: was bedeutet mein Nein, was bedeutet meine Regel konkret, wirklich. Ein Kind aus einer Zerstöraktion herausnehmen, eine klare Unterbrechung z.B. Es braucht eine Menge Kreativität, um jeweils angemessene Konsequenzen zu finden, keine Frage, aber es lohnt sich. Dabei gibt es noch einen wichtigen Aspekt zu beachten: Kinder wehren sich oft dagegen, aus verschiedenen Gründen, wie z.B. sie sind es gewohnt, sich auf aggressive Weise durchzusetzen und so zu bekommen, was sie wollen – unser Stop bedeutet also einen Machtverlust. Dann brauchen sie von uns eine Alternative angeboten, die besser ist. Diesen Protest gilt es durchzustehen und Mitgefühl hilft dabei. Auch kann es zu einem Wut- oder Schmerzausbruch kommen, wenn wir dem Kind nicht erlauben, seine inneren Spannungen einfach an jemandem abzuladen. Der eigentliche Schmerz dahinter wird für das Kind dann fühlbar. Dann ist es wichtig, das Kind nicht damit allein zu lassen, sondern auch hier in einem mitfühlenden Kontakt zu bleiben, um ihm zu helfen, diese Gefühle durchzustehen. . Verurteilungen loslassen. Manche Menschen haben eine Gewohnheit, daß sie nur dann sich abgrenzen dürfen, wenn sie den anderen, oder sein Verhalten verurteilen. Ich weiß, daß es eine andere Möglichkeit gibt. Ich setze Grenzen, weil jemand meine nicht achtet und respektiert. Ich setze mich ein für die Unversehrtheit meines Wesens und der mir anvertrauten Kinder. Das ist alles. Wenn ich in dieser Klarheit und Entschiedenheit Grenzen setze, kann ich sie auch durchsetzen. Dann fallen mir auch Konsequenzen ein und ich sorge für Wiedergutmachung. Das letztere finde ich sehr wichtig und wird meist vergessen. Auch wenn jemand unabsichtlich Schaden zufügt, muß er dafür geradestehen – und sich was einfallen lassen. Wenn wir es schaffen, Kinder nicht zu verurteilen für unangemessenes Verhalten, bleiben wir mit ihnen in Kontakt, das Vertrauen wird sogar gestärkt und der Lernprozeß hin zum erwünschten Verhalten wird eingeleitet und unterstützt. Und wir selbst haben den Blick frei dafür, was das Kind braucht, um sich konstruktiv in die Gemeinschaft einzubringen. . Mit der eigenen Wut umgehen lernen. Diese möchte ich abgrenzen vom anfangs angeführten aggressiven Verhalten. Letztere ist immer gegen jemanden oder etwas gerichtet und fügt Schaden zu. Wut sehe ich als eine über/lebensnotwendige Kraft, die jeder Mensch als Potential hat, um sein eigenes Leben und seine Unversehrtheit schützen zu können. Sie ist wertneutral und ein Potential. Es ist eine Urkraft. Wir haben oftmals selbst Angst davor, auch vor ihrer Unkontrollierbarkeit. Diese Kraft fehlt uns dann, wenn wir sie brauchen, um gegen aggressives Verhalten auftreten zu können. Es ist ein inneres Wissen, daß sie da ist, das uns stark macht. Daß ich im Notfall darauf zurückgreifen kann und werde. Eine gute Möglichkeit, einen Umgang damit zu lernen, sind alle Formen von Boxsäcken, dynamische Meditationen, die anregen, Wut rauszubrüllen, zu schlagen-z.B. auf Kissen, Decken, Matratzen, stampfen, treten etc. , sich auszudrücken, Energie in Bewegung zu bringen. In einem geschützten Raum und auf eine Art, die dich selbst nicht verletzt. Wichtig dabei ist, daß klar ist, daß die Wut dabei nicht gegen jemanden gerichtet ist. Diese "Übung" dient eher der Psychohygiene. So kann man mit der eigenen Kraft überhaupt in Verbindung kommen und Bewußtheit damit lernen, um sie im Notfall, wenn es um Leib und Leben geht, zur Verfügung zu haben. Die meisten Menschen tragen in ihrem Körper eine Unmenge an gestauter Wut mit sich herum. Wer keine Angst mehr hat vor der eigenen Wut, kann Kinder wunderbar anleiten, ähnliches zu probieren. Gerade für Kinder, die sich eher zum Opfer machen, ist das ein wertvoller Weg, um in ihre Kraft zu kommen. Und je weniger Opfer es in einer Gruppe gibt, desto weniger Chance haben die Täter. Dabei ist zu beobachten, daß Wut, die auf so eine Art ausgedrückt wird, sehr schnell verraucht, sich erschöpft und oft sofort in kreative Kraft umschlägt. Das ist ein faszinierender transformierender Vorgang, den ich immer wieder mit Staunen beobachte. Ich habe sogar den Verdacht, daß unsere Angst vor der Wut damit zu tun hat. Es könnte unbewußt eine Angst vor unserer unbegrenzten Kreativität und Lebendigkeit sein. Ideen für die Praxis Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, das Thema Aggression zum Gruppenthema zu machen. Damit bleibt es nicht an einzelnen Symptomträgern hängen und alle proftieren davon. Die Gefahr, daß einzelne Kindern in eine Rolle rutschen, aus der sie schlecht wieder raus kommen, ist damit minimiert. Ich mache es zum Thema für alle, zeige ihnen z.B. eine Übung: mit einem verknoteten Handtuch gegen einen Baum schlagen, dabei alle Wut reinlegen und ermuntere auch die "braven" mitzumachen. Da gibt es immer wieder überraschende Erfahrungen für alle. Manche schämen sich für ihre Wut. Es braucht Mut, sich so zu zeigen. So wird es aus der Tabuzone herausgeholt. Und die Kinder, die eher zu aggressivem Verhalten neigen, merken, daß Wut eine Eigenschaft ist, die alle Menschen verbindet. Das integriert sie. Ich empfehle alle Übungen, Spiele, die das Fühlen unterstützen. Sensorische Übungen, auf den ganzen Körper ausgedehnt, die Sinne anregen, schärfen, verfeinern, Gefühle erkennen, benennen, Empfindungen Namen geben. Wer sich selbst fühlt, kann auch lernen, sich einzufühlen und lernen, dieses zarte kostbare in uns zu schützen, sich dafür einzusetzen. Es gibt Kinder, die sich dagegen wehren. Das hat oft damit zu tun, daß sie schon viel Gewalt erlebt haben. Wenn sie dann sensibler werden, müssen sie auch ihren Schmerz wieder spüren. Da braucht es viel Mitgefühl und Vorsicht und Respekt. Mit den Kindern Strategien lernen, wie man sich auf eine gesunde Art abgrenzen und durchsetzen kann, aber auch zur Wehr setzen. Was mache ich, wenn mich einer schlägt? Darf ich zurückschlagen? Festhalten? Anschreien? Was ist angemessen? Was mache ich, wenn mir jemand etwas wegnimmt? Wenn ich beschimpft werde? Vielleicht ist es sinnvoll, selbst einen Selbstverteidigungskurs zu machen und/oder einen für die Kinder zu organisieren. Das sind wertvollste Grundlagenkenntnisse für das ganze Leben. Für die Buben habe ich oft körperliche Wettkämpfe organisiert. Sie wollen ihre andere Art respektiert wissen. Sie haben ein Bedürfnis, Kraft zu messen, sich körperlich auseinanderzusetzen. Mit klaren Regeln in einer abgesteckten Arena funktioniert das wunderbar und auch die Mädchen bekommen oft Lust darauf. So weichen sich auch die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen langsam auf. Ich habe die Kinder manchmal auch in Spielen, einer Art Rollenspiel, ausgiebig schimpfen lassen. So verliert es den Reiz des Verbotenen und sie können auch erfahren, wie es sich anfühlt, daß es tatsächlich verletzt, auch wenn mans nicht sieht. Ein absolut wesentlicher Punkt ist für mich immer: das Postive stärken. Wenn der Aggression eine klare Grenze gesetzt ist, es eventuell Konsequenzen und Wiedergutmachung gab, wendet sich alles wieder dem zu, was gut funktioniert, was das Kind gut kann, gerne macht, was ihm Kraft gibt, was die positive Beziehung stärkt. Ich gebe dem unerwünschten Verhalten nur ein Minimum an Aufmerksamkeit, allerdings das mit meiner ganzen Kraft, wenn notwendig. Denn Aufmerksamkeit verstärkt. Also ist es sinnvoll, den Großteil der Aufmerksamkeit, auf das Potential des Kindes zu lenken. Das hilft enorm im persönlichen Wachstum. Das stärkt den Selbstwert und das Kind lernt, sich nicht über Negativzuschreibungen zu definieren, sondern über Qualitäten. Das Positive stärken, heißt auch, mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit für die Dinge, die in der Gruppe gut funktionieren, für die Kinder, die sich konstruktiv verhalten. Das stärkt ebenfalls das gesunde Feld, in dem unausgeglichene Kinder ihre Balance finden können. Es bewährt sich auch immer wieder - auch für sich selbst - sich und den Kindern auszumalen, wie wir uns ein schönes Miteinander vorstellen. Wofür es sich lohnt, sich an all die Regeln zu halten. Wie es ist, Freunde zu haben, einander zu vertrauen, miteinander Spaß zu haben, und zwar nicht auf Kosten von anderen, dazuzugehören, also den Kindern eine funktionierende Gemeinschaft schmackhaft zu machen. Dazu gibt es sicher auch eine Menge Geschichten, auch Heilgeschichten, wie jemand lernt, über sich hinauszuwachsen, wie eine Gruppe lernt, mit jemandem umzugehen, der nicht so einfach ist. Das gibt eine Motivation, sich dafür einzusetzen und zu lernen, sich an Regeln zu halten, was ja auch oft eine Einschränkung ist, und zu lernen, die eigenen inneren Impulse in die eigene Verantwortung zu nehmen. Das ist für manche ein schwieriger Prozeß, lohnt sich aber, weil man dann seinen Beitrag zur Gemeinschaft leisten kann. Das verschafft Anerkennung und ein Selbstwertgefühl und befriedigt das urmenschliche Bedürfnis, dazuzugehören. Das waren nur ein paar Hinweise, was in meiner Praxis gut funktioniert hat. Da gibt es unzählige andere Möglichkeiten, jede/r macht das, was ihr/ihm am nächsten ist. Dann funktioniert es auch. Ich habe für mich selbst, in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen etwas sehr zentrales herausgefunden, was auch verschiedentlich in der Literatur bestätigt wird: Eine der wichtigsten Wege aus der Aggression ist freie Kreativität! Ich stelle in meiner Arbeit den Kindern möglichst undifferenziertes Material zur Verfügung und gebe ihnen die Möglichkeit und ermuntere sie, sich selbst in ihrem momentanen Sein auszudrücken. Das hat mehrere Effekte: Endlich einmal gibt es kein richtig oder falsch. Alles ist richtig. Und damit authentisch. Das Kind muß sich einmal nicht anpassen, sondern kann sich selbst zum Ausdruck bringen. Es erlebt, daß es in Ordnung ist, so wie es ist. Alles darf sein. Auch Schatten, Negatives. Es darf sein, weil es sowieso schon da ist. Es muß nicht unterdrückt werden. Es kommt Energie in Bewegung. Angestautes, Unverarbeitetes, Gefühlszustände, Spannungen werden in eine Form gegeben, werden ausgedrückt und damit befreit. Wenn Energie in Bewegung kommt, ist die innere Balance eines Menschen schnell wiederhergestellt. Weil das Negative ausgedrückt ist, hat das Positive wieder Platz, sich auszudehnen. Jeder authentische Ausdruck von sich selbst gibt dem Kind ein Bild von sich, ein Selbstbild, das sich formt. Eine Rückmeldung. So bin ich auch. Es erlebt seine vielen Facetten und die innere Vielfalt. Und es bekommt über Reaktionen von anderen auf seine Werke noch weitere Spiegel. So kann es sich selbst erfahren in seiner Individualität. Ohne Bewertung. Ohne Vergleich. Einfach in seiner Einzigartigkeit. Über die freie Kreativität erlebt das Kind, daß in ihm eine unversiegbare Quelle ist, die eigene Lebendigkeit, unzählige Ideen, die verwirklicht werden können. Dieses Gefühl macht Kinder von innen her stark und damit unabhängiger von äußerer Anerkennung bzw. Machtausübung über andere. Wenn jemand einen guten Bezug zu sich selbst hat, darüber Wertschätzung erfährt, muß er nicht um sich schlagen. (Ich erlebe bei Jugendlichen häufig, daß sie nicht wissen, wohin mit ihrer Kraft. Und wir Erwachsenen geben ihnen keine Hilfe dabei. Kein Wunder, wenn sie sich in ihrer Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit mit allen erlaubten und unerlaubten Drogen "zudröhnen", um ihr Energieniveau herunterzuschrauben.) Ich sehe die Entwicklung und Förderung dieser Qualitäten als besonders zukunftsweisend. Ich meine, daß unsere Welt viele solche Menschen braucht, die kreativ sind und ihre speziellen Gaben kennen. Vor allem um ihren Platz in einer Berufswelt zu finden, die immer weniger nach gewohnten Regeln funktioniert. Ich denke, daß viele Kinder und Jugendliche ganz neue, der schnellen Veränderung unserer Gesellschaft adäquate Berufstätigkeiten ausüben werden. Das wichtigste Kapital im Kindergartenalter ist die Beziehung des Kindes zur Erzieherin. Das ist, was trägt. Beobachten, zuhören, hinfühlen, nachfragen helfen sehr, das Individuum zu erfassen. Eine Vorbedingung für ein adäquates Reagieren, das ja oftmals sehr schnell und spontan sein muß. Es ist auch wichtig, sich immmer wieder in Erinnerung zu rufen, daß beides zusammenkommen muß: liebevolles veständnisvolles Dasein und klares kraftvolles Einschreiten, wenn es sein muß, um ein gesundes Klima zu erhalten. Und ein gesundes Klima für Kinder und Erwachsene ist die Basis für eine gesunde Entwicklung. Wenn wir aufhören, zu urteilen, hören wir auch auf, mit uns selbst zu streng zu sein. Aus dem Mitgefühl für die eigenen Schwächen erwächst Mitgefühl für das Kind. (Nicht zu verwechseln mit Mitleid!) Aus dem Mitgefühl können wir adäquat handeln, bestärken das Vertrauen und können Veränderung bewirken. So kann sich das Potential des Kindes entwickeln und es kann mehr und mehr auf Aggression verzichten. Aus dem Komplex Aggression-Angst-Macht-Schmerz-Abwertung-Ausgrenzen kann ein positver Kreis von Mitgefühl-Vertrauen-Respekt-Fühlen-Grenzen-Klarheit-WürdeKraft-Kreativität-Gemeinschaft werden. Politische Konsequenzen Abschließend möchte ich noch eine politische Stellungnahme abgeben: Alle diese vielfältigen hochkomplexen Anforderungen an die Erzieherinnen, die sie tagtäglich erfüllen und sich mit vollem Herzen für das Wohlbefinden der Kinder einsetzen und damit enorme gesellschaftlich relevante Basisarbeit leisten, könnte von politischer Seite unterstützt werden. Optimale Voraussetzungen aus meiner Sicht wären: – wenn die Gruppen wesentlich kleiner wären, max. 15 Kinder Aus psychologischen Untersuchungen wissen wir, daß ab 15 Menschen eine Gemeinschaft zu einer Masse wird. Wir können nur zu einer bestimmten Menge an Menschen intensive Beziehungen haben. Alle soziale Basisarbeit wird also am besten in einer kleinen Gruppe Sinn und Erfolg haben. Außerdem können auch die Erzieherinnen die Kinder häufig nicht so individuell im Blick haben, wie das den beschriebenen Anforderungen und Qualitäten entsprechen würde. Mit so großen Gruppen, wie dzt. üblich ist das Gefühl "von immer ist es zuwenig, was man tun kann" fast schon vorprogrammiert. – wenn ausreichend Personal zur Verfügung gestellt würde, auch für Krankheitsfälle In diesem Tätigkeitsfeld, das so wichtige Basisarbeit für eine funktionierende Gesellschaft leistet, den Sparstift anzusetzen und so gering als möglich mit Personal zu besetzen, halte ich für einen folgenschweren Fehler. Im sozialen und pädagogischen Bereich hat ein betriebswirtschaftliches Denken nichts verloren. Die Gewährleistung der Qualität und das zur Verfügungstellen der besten Bedingungen müßte an oberster Stelle sein. – wenn die Bezahlung den Anforderungen angemessen wäre. Ich stelle einaml etwas sehr ungewöhnliches in den Raum: Wie wäre es, wenn die Menschen, die diese hochkomplexen Tätigkeiten verrichten – wie ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen – die bestbezahlten Pädagogen wären. Der Anspruch an ihre Persönlichkeit ist viel höher als die eines Hochschulprofessors, der bloß fachlich kompetent sein muß. Ich habe gehört, daß in Schweden schon vor Jahren diese Umkehrung der Wertschätzung eingeführt wurde. Ein interessantes Gedankenexperiment jedenfalls! – wenn Leistungsdruck völlig herausgenommen würde, sodaß jede Erzieherin möglichst ohne zusätzlichen Streß arbeiten kann – Wenn die Inhalte von den Erzieherinnen bestimmt werden können, sie also jede Freiheit und damit Verantwortung hätten, sich mit solch wichtigen Themen auseinanderzusetzen – wenn der Schwerpunkt der Kindergartenarbeit mehr auf dem Spiel, dem Sozialen und Emotionalen wäre – den Hauptthemen für dieses Alter, in dem die Kinder Gruppenverhalten in seiner ganzen Differenziertheit lernen könnten. Pointiert gesagt: Wir haben nichts von hochintelligenten, aber zur Einfühlung unfähigen Kindern. Eiskalte Intelligenz ist eine gefährliche Kombination. Lebenszufriedenheit entsteht aus einem befriedigenden Privatleben mit befriedigenden Beziehungen. Wo und wann sonst, außer in dieser Zeit zwischen 3 und 6 Jahren ist denn genug Zeit und Spiel-Raum, um sich so ausgiebig mit der eigenen Gemeinschaftsfähigkeit auseinanderzusetzen? – wenn in der Ausbildung sehr viel Wert gelegt würde auf Persönlichkeitsbildung, besonders die Arbeit mit dem eigenen inneren Kind Dies lege ich allen Verantwortlichen ans Herz. Wir brauchen keine großen Veränderungspläne. Nur die tatsächliche massive Anerkennung der Arbeit, die da schon jetzt geleistet wird und ein entschiedenes Verbessern der Arbeitsbedingungen. Wenn hier viel konsequenter Ernst gemacht werden würde mit dem Grundsatz: "die Kinder sind unser höchstes Gut" könnte enorm viel bewirkt werden. Aggressives Verhalten kann in konstruktivkreatives Verhalten verwandelt werden. Gemeinschaft kann gelernt werden. Es braucht bloß die besten Bedingungen dafür. Die Menschen mit bester Absicht und enormem Engagement und das Wissen ist vorhanden. Persönliches Schlußwort Sicher wissen Sie vieles von dem, was gesagt wurde. Sicherlich arbeiten Sie auch so oder so ähnlich. Manchmal tut es auch gut, zu lesen und bestätigt zu bekommen, was man eigentlich sowieso praktiziert. Vielleicht wird Ihnen wieder einmal bewußt, wie anspruchsvoll Ihr Beruf eigentlich ist. Wenn Sie Anregungen bekommen haben, freue ich mich. Meine praktischen Hinweise sind natürlich nur exemplarisch und repräsentieren meine eigenen speziellen Schwerpunkte. Es gibt eine Menge Literatur und Material zum Thema Aggression, da ist sicher für jede/n etwas dabei. Einfach ausprobieren. Was einem liegt, das wirkt auch. Ich bin stark auf innere Prozesse ausgerichtet. Auf diese Art kann auch beim Kind Heilung geschehen und nicht nur oberflächliches Angepaßtsein, das dann kippt, wenn die Autorität nicht da ist. So können Kinder von innen stark werden für eine Gesellschaft, die sich gerade in einem schnellen Veränderungsprozeß befindet. Das ist jedenfalls ein Weg, den ich vielfach praktiziert habe. Und der auch die Familien langfristig miteinbezieht. Ich bin offen für Rückmeldungen, Anmerkungen, Ergänzungen und konstruktive Kritik. Mein persönlicher Ansatz in der Weiterentwicklung der Pädagogik ist von innen, nicht von oben oder außen, sondern von Ihnen, den Betroffenen. Sie wissen als Fachleute am besten, was es braucht, welche relevanten menschlichen Bedürfnisse für eine optimale Gesamtentwicklung erfüllt werden müssen und wie eine Gewaltprävention erfolgreich sein kann. Ich meine, eine Aufwertung dieser Tätigkeit wäre wünschenswert, weil sie definitiv wertvollste Grundlagen schaffen kann für ein zufriedenes Leben. Das Kindergartenalter ist die beste Zeit dafür, später in der Schule werden diese Themen an den Rand gedrückt. Hier kann der Boden bereitet werden für Selbstwert, Einbindung in eine Gemeinschaft, innere Stärke, soziale Kompetenz, emotionale Balance, Beziehungsfähigkeit und Eigenverantwortung. Es war mir ein Anliegen, zur Bewußtwerdung dieser Zusammenhänge beizutragen. Weiterhin viel Freude, Motivation und Kraft für Ihre erzieherische Tätigkeit! Manasha Ingrid Schlögel .