Selbstkonzeptkomponenten und motivationale Aktivierung als Determinanten für Aggressionsbereitschaft Praktikumsarbeit Teilnehmer: Franziska Damm Torsten Ehrlich Ivette Langner Doris Ortel Marie Schildberger Katja Schlegel Antje Spillner Cornelia Winkler Betreuer Prof. Dr. Gernot v. Collani Empiriepraktikum II Sommersemester 2003 4. Fachsemester 2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.............................................................................................................................3 1.1. Theoretischer Hintergrund...................................................................................................3 1.2.1. Aggression........................................................................................................................3 1.2.2. Selbstwertgefühl, Selbstkonzept und Selbstkonzeptklarheit............................................5 1.2.3. Narzissmus........................................................................................................................7 1.2.4. BIS und BAS.....................................................................................................................7 1.2.5.Soziale Erwünschtheit........................................................................................................9 2. Hypothesen und Fragestellungen.......................................................................................11 3. Methode.............................................................................................................................13 3.1. Verwendete Skalen (Methode der Datenerhebung)...........................................................13 3.2. Methoden der Datenaufbereitung und Datenauswertung..................................................15 3.3. Stichprobe.........................................................................................................................16 3.4. Instruktion und Durchführung..........................................................................................16 4. Ergebnisse..........................................................................................................................19 4.1. Aggression.........................................................................................................................18 4.2. Selbstwertgefühl................................................................................................................20 4.3. Selbstkonzeptklarheit.........................................................................................................21 4.4. Narzissmus.........................................................................................................................22 4.5. BIS und BAS......................................................................................................................23 4.6. Soziale Erwünschtheit........................................................................................................24 5. Diskussion..........................................................................................................................25 6. Zusammenfassung..............................................................................................................32 7. Literatur..............................................................................................................................33 8. Anhang Fragebogen Tabellen Einleitung 3 1. Einleitung In der Psychologie gibt es zahlreiche Beiträge zur Erforschung von Aggression und aggressivem Verhalten. Doch obgleich jeder von uns eine klare Vorstellung davon hat, was Aggression bedeutet, haben die psychologischen Autoren große Schwierigkeiten, sich auf eine allgemeingültige wissenschaftliche Definition zu einigen. Die Aggressionsforschung blickt bereits auf eine lange Tradition zurück, wobei ihr zentrales Thema stets das Aufdecken der Ursachen aggressiven Verhaltens und der einzelnen Komponenten, aus den sich Aggression zusammensetzt, herauszuarbeiten. In jüngster Zeit wurde ein neuer Aggressions-Fragebogen von Buss und Perry (AQ, 1992) entwickelt, der versucht die Mängel älterer Aggressionsfragebögen zu beheben und somit den neuen gängigen psychometrischen Standards gerecht zu werden. Ziel unseres Projektpraktikums war es, die Brauchbarkeit dieser AQ-Skala (Aggression Questionaire-Scale) von Buss & Perry (1992) zu Komponenten aggressiver Verhaltensreaktionen für den deutschen Sprachraum zu überprüfen. Dabei überprüften wir nicht nur diese Skala selbst, sondern auch Konstrukte anderer Persönlichkeitsmerkmale, die mit Aggression in Zusammenhang gebracht werden, und deren Korrelation untereinander. Es handelte sich bei jenen Konstrukten um Selbstwertgefühl, Soziale Erwünschtheit, Selbstkonzeptklarheit, Narzissmus sowie Verhaltensaktivierungssystem und Verhaltenshemmungssystem. 1.1. Theoretischer Hintergrund 1.1.1. Aggression Eine frühe Definition von Gewalt findet sich in dem 1939 erschienenen Buch „Aggression und Frustration“ von Dollard, Doob, Miller, Mowrer und Sears. Darin wird Aggression „als eine Handlung, deren Zielreaktion die Verletzung eines Organismus (oder Organismusersatzes) ist“ bezeichnet. Aggression ist also Verhalten, nicht aber Motiv oder Affekt. Des weiteren zeichnet sie sich dadurch aus, dass sie gerichtet ist. Diesem Ansatz folgten verschiedene Inventare zur Erfassung von Aggressionsneigung, die jedoch heutigen psychometrischen Standards nicht mehr standhalten. So entwickelten Buss und Perry (1992) einen neuen Fragebogen, aus dessen Auswertung sich mittels faktoranalytischer Methoden vier Faktoren ergaben, aus denen sich Aggression Einleitung 4 zusammensetzt: körperliche Aggression, verbale Aggression, Ärger und Missgunst. Dabei zeigte die Korrelationsanalyse, dass Ärger die Brücke zwischen den instrumentellen Komponenten körperliche Aggression und verbale Aggression einerseits und der kognitiven Komponente Missgunst andererseits ist. Die vier Skalen wiesen interne Konsistenz und Zeitstabilität auf. Körperliche und verbale Aggression werden als instrumentelle oder auch als motorische Komponente des Verhaltens betrachtet und beinhalten somit das Schädigen und Verletzen von anderen Personen. Ärger stellt dem gegenüber die emotionale oder affektive Komponente des Verhaltens dar und umfasst somit das physiologische Arousal, also eine körperliche Erregung, und die Aggressionsvorbereitung. Missgunst entspricht der kognitiven Komponente des Verhaltens und beinhaltet damit das Gefühl, schlecht und ungerecht behandelt zu werden. Diese Dreiteilung von Verhalten ist nicht neu, vielmehr ist sie eine gängige Prozedur in der psychologischen Forschung. In Hinblick auf Geschlechtsunterschiede lässt sich konstatieren, dass männliche Probanden leicht höhere Werte bei verbaler Aggression und Missgunst hatten, jedoch sehr viel höhere Scores bei körperlicher Gewalt. Hinsichtlich Ärger wurden aber keine geschlechtsspezifischen Unterschiede ausgemacht. So kann davon ausgegangen werden, dass Männer und Frauen zwar gleich ärgerlich sind, mit dieser Ärgerlichkeit ihren Geschlechterrollen entsprechend aber unterschiedlich umgehen. Auffällig war eine bei Frauen signifikant höhere Korrelation von öffentlichem Selbstkonzept und Missgunst als bei Männern festgestellt. Andererseits korrelierten Ärger und physische Aggression mit Aktivität bei Männern, während für Frauen hier kein Zusammenhang gefunden werden konnte. Die Skalen korrelierten unterschiedlich stark mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen. So besteht offensichtlich ein größerer Zusammenhang zwischen Ärger und Emotionalität, Missgunst und Emotionalität, verbaler Aggression und Entschlossenheit sowie Ärger und Entschlossenheit. Missgunst und Selbstwertgefühl hingegen korrelieren recht stark negativ miteinander. Von Interesse ist nun natürlich, welche Persönlichkeitseigenschaften aggressives Verhalten bedingen und wie diese Eigenschaften untereinander in Beziehung stehen. In Anlehnung an die Arbeiten von Baumeister et al. (1996) und Campbell (1996) haben wir daher die Konstrukte Selbstwert, Selbstkonzept, Selbstkonzeptklarheit, Narzissmus, BIS/BAS und Einleitung 5 soziale Erwünschtheit näher betrachtet, welche wir nun im einzelnen vorstellen und somit auf deren Bedeutung bezüglich aggressiven Verhaltens eingehen wollen. 1.1.2. Selbstwertgefühl, Selbstkonzept und Selbstkonzeptklarheit Das Selbstwertgefühl stellt die Summe aller gewichteten affektiven Selbsteinschätzungen dar, wobei jedes Individuum das Bedürfnis nach einem möglichst positiven Selbstwertgefühl, welches es motiviert ist zu schützen und zu erhöhen, hat (Stahlberg et al., 1985; zitiert nach Hoffmann, B., Huck-Blänsdorf, H.; Kreissig, B. , 2003). Personen suchen selektiv nach selbstwertdienlichen Informationen, die, im Gegensatz zu selbstwertbedrohlichen Informationen, eine positive affektiv- kognitive Reaktion verursachen (Hoffmann et al., 2003). So werden zum Beispiel positive Aussagen als zutreffender und den Sender sympathisch machend empfunden. Da das Selbstwertgefühl durch allgemeine Stimmungsschwankungen beeinflusst werden kann, ist es weniger stabil als das Selbstkonzept, von dem es abgegrenzt werden muss. Zunächst wurde das Selbstwertgefühl als eindimensionales Konstrukt betrachtet und mittels Selbstbeurteilung erfasst (z.B. Rosenberg, 1965). Bedeutung hat dieses allgemeine bereichsunspezifische Selbstwertgefühl vor allem als ein bedeutender Bestandteil der Lebenszufriedenheit (Grob, 1995;zitiert nach Asendorpf, 1999) und als Indikator für die psychische Gesundheit zum Testzeitpunkt (Rosenberg, 1965; zitiert nach Asendorpf, 1999). Dieser Ansatz wurde später als unzureichend eingestuft. Shavelson et al, 1976 stellten das Selbstwertgefühl als Eigenschaftshierarchie dar und ordneten dem allgemeinem Selbstwertgefühl vier spezifische Selbstwertfaktoren (Intelligenz, Emotionalität, Physis, Soziales) unter, denen noch spezifischere Selbstwertgefühle untergeordnet wurden (Asendorpf, 1999). Den einzelnen Bereichen, die aufgrund der geringeren Abhängigkeit gegenüber Stimmungsschwankungen zeitlich wesentlich stabiler als das allgemeine Selbstwertgefühl sind, kommt hierbei eine unterschiedlich starke Bedeutung für das allgemeine Selbstwertgefühl zu. Ein zu gering ausgebildetes Selbstwertgefühl verursacht Verhaltensunsicherheiten, was zur Belastung der psychischen Stabilität und zur Beeinträchtigung sozialer Beziehungen führen kann. Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl kann förderlich wirken in dem es stabilisiert, als auch kontraproduktiv, da es unempfindlich gegenüber Urteilen anderer machen kann (Hoffmann et al., 2003). Einleitung 6 Während das Selbstwertgefühl nur eine bewertende Komponente des Selbst darstellt, wird das Selbstkonzept als eine Art Grundstruktur betrachtet, die alle Persönlichkeitseigenschaften, Wertvorstellungen, Vorlieben, soziale Rollen und Einstellungen einer Person umfasst (zitiert nach Stucke, 2000). In der Literatur werden drei verschiedene Formen des Selbst unterschieden: das „ideale Selbst“ (wie man sein möchte), das „aktuelle Selbst“ (wie man gerade ist) und das „normative Selbst“ (wie man nach Meinung anderer zu sein hat). Diese Aspekte beschränken sich nicht nur auf die Vergangenheit und Gegenwart, sondern schließen auch die gewünschten zukünftigen, geplanten oder unerwünschten Entwicklungen mitein. Falls diese miteinander in Konflikt stehen, kann eine solche Diskrepanz zu emotionalem Unwohlsein und psychischen Problemen führen. In bezug auf aggressives Verhalten weisen neuere Studien daraufhin, dass nicht nur die Höhe des Selbstwertes eine entscheidende Rolle spielt, sondern auch dessen Stabilität und Sicherheit. Das Konstrukt der Selbstkonzeptklarheit (Campbell, 1990) versucht, diese zu integrieren. Nach Campbell (1996) wird Selbstkonzeptklarheit als das Ausmaß betrachtet, in dem Inhalte des Selbstkonzeptes klar und verlässlich definiert, zeitlich stabil und intern konsistent sind. Dieses Konstrukt beinhaltet somit die interne Konsistenz, die zeitliche Stabilität und die Sicherheit des Selbstkonzeptes (zitiert nach Stucke, 2000). Es hat sich gezeigt, dass Selbstkonzeptklarheit eine sehr große Aussagekraft in bezug auf das Antwortverhalten der Versuchspersonen hat. Dies gilt insbesondere für den Zusammenhang mit Aggressivität, da man herausgefunden hat, dass nicht nur die Höhe des Selbstwertes, sondern auch Selbstkonzeptklarheit ein Indiz für die Tendenz zu aggressivem Verhalten sein kann. So stellt sich heraus, dass Menschen mit hohem und niedrigem Selbstwert Unterschiede in der Klarheit ihres Selbstkonzeptes aufweisen. Beide Komponenten korrelieren demnach hoch miteinander, müssen jedoch als zwei unterschiedliche Konstrukte betrachtet werden. Im Rahmen der Aggressionsforschung wird nun angenommen, dass die Selbstkonzeptklarheit eine wichtige Moderatorvariable für den Zusammenhang zwischen Selbstwertbedrohung und Aggression darstellt. Einleitung 7 1.1.3. Narzissmus Der Begriff Narzissmus entstand in Anlehnung an die griechische Sage vom Jüngling Narcissus, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. In der psychologischen Literatur bezeichnete erstmals Ellis die Tendenz sich in übermäßiger Selbstbewunderung zu verlieren als "Narcissus-like“. Bezogen auf die Schriften von Ellis führte der Deutsche Nacke den Begriff „Narcismus“ ein, um eine sexuelle Perversion zu beschreiben, wobei der eigene Körper das Sexualobjekt darstellt. Ab 1914 beschäftigte sich auch Freud psychoanalytisch mit dem Phänomen der libidinösen Besetzung des Selbst. Im Laufe der Jahre erschienen viele weitere Schriften, die den Narzissten als Person mit übermäßigem Gefühl der Selbstliebe und Einzigartigkeit beschrieben, dessen Gedanken vor allem um Schönheit, Macht und grenzenlosen Erfolg kreisen, der unfähig ist Kritik zu ertragen und einen Mangel an Empathie aufweist. Trotz des großen klinischen Interesses gibt es nur wenige Veröffentlichungen zur Messung des Konstruktes. Am bedeutendsten erwies sich der NPI (Narcissistic Personality Inventory), den Raskin und Terry 1988 entwickelten. Mittels eines faktoranalytischen Verfahrens ergaben sich folgende Faktoren: Autorität, Exhibitionismus, Ausbeutung, Anspruchsdenken, Eitelkeit, Überheblichkeit, Einzigartigkeit. Neuere Untersuchungen prüften darüber hinaus die Zusammenhänge von Narzissmus mit anderen Konstrukten. Beispielsweise zeigte sich in der Studie von Bushman und Baumeister eine signifikante Korrelation mit Aggression. In besonderem Maße zeigten sich aggressive Reaktionen bei Probanden mit hohem Narzissmuswert, in Situationen, in denen sie Kritik ausgesetzt waren. Je mehr sich ein Narzisst von einer negativen Beurteilung bedroht fühlte umso aggressiver verhielt er sich. Außerdem weisen jene Befunde darauf hin, dass Narzissten selektiv in ihrer Aggression sind. 1.1.4. Behavioral Inhibition System (BIS) und Behavioral Activation System (BAS) Aggressives Verhalten beinhaltet auch eine motivationale Komponente. Ein Konstrukt, das ein solches Motivationssystem zugrunde legt, ist das von BIS und BAS, welches Gray (1981, 1982) entwickelte. Er postulierte ein Persönlichkeitsmodell auf physiologischer Grundlage mit den beiden grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen Ängstlichkeit (bzw. Ängstlichkeitsneigung) und Impulsivität. Beide Dimensionen beruhen laut Gray auf zwei Einleitung 8 neuronalen Systemen und deren unterschiedlicher Empfänglichkeit für Umweltreize und verschiedenen Reaktionen auf Stimuli. Das Motivationssystem, das mit Ängstlichkeit in Verbindung gebracht wird, wird als Behavioral Inhibition System (BIS, Verhaltenshemmendes System) bezeichnet. Es umfasst das septohippocampische System mit seinen monoaminergen Afferenzen vom Hirnstamm und der neokortikalen Repräsentation im Frontallappen. Gray zufolge löst dieser physiologische Mechanismus das Angsterleben als Reaktion auf Angst verursachende Reize aus. Dabei ist das BIS empfänglich für Signale der Bestrafung, Nichtbelohnung und Neuheit. Es unterdrückt Verhalten, das negative oder schmerzvolle Ergebnisse mit sich bringen könnte. Daher verursacht eine Aktivierung des BIS eine Hemmung der Bewegung auf ein Ziel hin. Gray geht weiterhin von der Verantwortlichkeit des BIS für das Erleben negativer Gefühle – so zum Beispiel Furcht, Ängstlichkeit, Frustration und Traurigkeit – als Reaktion auf derartige Stimuli aus. Hinsichtlich interindividueller Unterschiede sollte sich eine höhere BISSensibilität in einer größeren Neigung zu Ängstlichkeit widerspiegeln, sofern die entsprechenden Umweltreize gegeben sind. Der physiologische Mechanismus, dem die Kontrolle aufsuchenden Verhaltens zugeschrieben wird, ist das sog. Behavioral Activation System (BAS, Verhaltensaktivierendes System). Die neuronale Basis des BAS ist weit weniger klar umrissen als die des BIS. Jedoch spielen vermutlich katecholaminerge (insbesondere dopaminerge) Pfade eine zentrale Rolle (Stellar & Stellar, 1985). Dieses System spricht auf Signale der Belohnung, Nichtbestrafung und Flucht vor Bestrafung an. Eine Aktivität dieses Systems löst die Bewegung auf ein Ziel hin aus. Auch ist dieses System laut Gray verantwortlich für das Erleben positiver Gefühle wie Hoffnung, freudige Erregung und Fröhlichkeit. Demzufolge sollte bei großer BASSensibilität von einer größeren Neigung zu zielgerichteten Bemühungen und zum Erleben positiver Gefühle ausgegangen werden, wenn die Person Hinweisreizen einer zu erwartenden Belohnung ausgesetzt wird. Da BAS und BIS laut verschiedener pharmakologischer Studien wie auch Läsionsstudien jeweils abgegrenzte Strukturen im Nervensystem repräsentieren sollen, steht die Sensibilität des einen Systems wohl nicht im Zusammenhang mit der anderen. Somit sollten in einer Population Individuen mit allen Kombinationen von hohen und niedrigen BIS- und BASWerten zu finden sein. Einleitung 9 1.1.5. Soziale Erwünschtheit als Kontrollvariable Soziale Erwünschtheit (auch: "social desirabilität") ist die Bezeichnung für die (Antwort-)Tendenz von Versuchspersonen bei der Beantwortung von Persönlichkeitsfragebögen oder anderen Selbsteinschätzungsverfahren, ihre Ängste, Befürchtungen, Gefühle, Feindseligkeit und Vorurteile nicht zu äußern (oder sogar ihre eigenen Verhaltensweisen zu "zensieren") (Stroebe, Hewstone, Stephenson (Hrsg.), 1966), sondern nach sozialen Normen, die nach Auffassung der Versuchsperson die erwünschtesten sind zu antworten/ zu reagieren, auch um dadurch bestimmte positive Verstärker zu erhalten. Eine Antwort im Sinne der s. E. gehört zu den Reaktionseinstellungen, die das Ergebnis von Einstellungsmessungen verfälschen können. So lange die Tendenz bei allen Urteilern gleich stark ist, verfälscht sie individuelle Unterschiede in Eigenschaften nicht, zum Problem, wird diese Tendenz jedoch dann ( da sie die Konstruktvalidität abhängiger Variablen bedroht), wenn sie bei unterschiedlichen Urteilern unterschiedlich stark ist.(differentielle Tendenz zur sozialen Erwünschtheit)(Asendorpf, 1996). Edwards (1957) wies darauf hin; dass eine hohe Korrelation zwischen dem Bedürfnis nach sozialer Erwünschtheit und dem Anteil zustimmender Antworten zu bestimmten persönlichen Fragen besteht und folgerte daraus, dass die Antworten weniger durch den Inhalt des Items als vielmehr durch das Ausmaß der sozialen Erwünschtheit bestimmt seien. Nach Crowne & Marlowe (1960) ist die s. E. weniger ein formaler Antwortstil als vielmehr eine motivationale Disposition. Als Ergebnis aus ihren Untersuchungen folgerten sie, dass Personen mit hohem Bedürfnis nach sozialer Anerkennung, sozial akzeptierte Aussagen über sich selbst zustimmten, sozial unerwünschte Merkmale dagegen leugneten. Sackheim und Gur (1978) zeigten, dass diese Eigenschaft bei genauer Analyse aus zwei relativ unabhängigen Faktoren besteht: der Tendenz zur (unbewussten) Selbsttäuschung (selfdeception) und der Tendenz zur (bewussten) Fremdtäuschung (other-deception/ Impression Management). Die Tendenz zur Selbsttäuschung wird durch Ablehnung wahrscheinlicher, aber psychisch bedrohlicher Eigenschaften gemessen und von den Autoren als defensive Abwehrtendenz gewertet. Die Tendenz zur Fremdtäuschung wird durch die Zustimmung zu unwahrscheinlichen, aber sozial erwünschten Eigenschaften erhoben und von den Autoren als eher bewusster Versuch, vor anderen "gut dazustehen", interpretiert. (Asendorpf, 1996) Paulus (1984) konnte die Unabhängigkeit dieser beiden Faktoren bestätigen und experimentell zeigen, dass nur die Tendenz zur Fremdtäuschung zu Verfälschungen von Fragebogenantworten in Richtung sozial erwünschter Antworten führt. (nach Asendorpf, Einleitung 10 1996). Die vom speziellen Beurteilungsgegenstand unabhängige, sog. "Allgemeine" Tendenz lässt sich teilweise durch sog. soziale Erwünschtheitsskalen oder Lügenskalen kontrollieren ( sie fragen nach Ablehnung wahrscheinlicher, aber sozial unerwünschter Eigenschaften und nach Zustimmung zu unwahrscheinlichen, aber sozial erwünschter Eigenschaften.) (Asendorpf, 1996). Wenn es um die Kontrolle eher gezielter Verfälschungstendenzen geht, sollten Skalen verwendet werden, die eher Fremdtäuschung erfassen: das Other-Deception Questionnaire von Sackheim & Gur (1978) oder die Marlow-Crowne-Skala (dt. Fassung von Lück & Timaeus, 1969), die überwiegend Fremdtäuschung erfasst (nach Asendorpf, 1996). Hypothesen und Fragestellungen 11 2. Hypothesen und Fragestellungen Unser primäres Ziel der Untersuchung ist es, die von Buss und Perry (1992) entwickelte Aggression Questionnaire Skala für den deutschen Sprachraum zu überprüfen. Wir erwarten daher die 4 postulierten Dimensionen aggressiven Verhaltens, körperliche Aggression, verbale Aggression, Ärger und Missgunst, auch in unserer Stichprobe wiederzufinden. Außerdem vermuten wir geschlechtsspezifische Unterschiede in der Aggressionsbereitschaft. So werden Männer wahrscheinlich eher zu aggressivem Verhalten tendieren als Frauen. Die Untersuchungen von Buss und Perry (1992) haben gezeigt, dass Männer höhere Werte für körperliche und verbale Aggression sowie für Missgunst aufweisen. Nur für Ärger bestanden keine signifikanten Unterschiede. Die Autoren fassen dies als Hinweis dafür auf, dass sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen in Zorn geraten, nur Frauen ihren Ärger weniger in körperlicher Aggression ausdrücken. So nehmen wir an, dass die stärksten geschlechtsspezifischen Unterschiede für die körperliche Aggression bestehen werden. Des weiteren fragen wir uns, in wieweit der Grad der Bildung und Alter Einfluss auf aggressives Verhalten haben. Die Tendenz zu aggressivem Verhalten schließt natürlich andere Persönlichkeitsfaktoren mit ein. Wir haben uns Komponenten des Selbst und motivationale Aktivierungssyteme näher betrachtet, wobei wir davon ausgehen, dass diese zum einem insgesamt gute Prädiktoren für Aggression darstellen, zum anderen aber auch im einzelnen dazu beitragen, aggressives Verhalten zu erklären und vorherzusagen. Im folgenden soll nun erläutert werden, wie solche Zusammenhänge aussehen könnten. Personen mit einem zu gering ausgebildeten Selbstwertgefühl leiden häufiger unter Verhaltensunsicherheiten wie Personen mit einem durchschnittlich ausgeprägten Selbstwertgefühl. Da Verhaltensunsicherheiten oft zu Gefühlen der Unzulänglichkeit und der Frustration führen, was sich in unangemessenen Aktionen und Reaktionen im Umgang mit anderen zeigen kann, ist anzunehmen, dass das Selbstwertgefühl negativ mit Aggression korreliert.. Aber nicht nur die bewertende Komponente gibt Aufschluss darüber, wie sich Aggressionsneigungen erklären lassen können. Auch die Stabilität und die Sicherheit im Selbst erlauben Rückschlüsse auf die Tendenz zu aggressiven Verhalten. Hypothesen und Fragestellungen 12 Die Theorie von Baumeister et. al. (1996) postuliert, dass nach einer Selbstwertbedrohung Personen dazu neigen, entweder aggressiv zu reagieren oder sich zu rückzuziehen. Dabei geht er davon aus, dass Personen mit einem unrealistisch hohen, instabilen oder unsicheren Selbstwert eher dazu neigen, ihre negativen Emotionen in Form von Aggression auf die Quelle der Bedrohung richten. So erwarten wir, dass in Kombination mit Narzissmus Personen mit zeitlich instabilen und unsicheren Selbstkonzept eher zu aggressiven Verhalten tendieren. Wohingegen wir bei Personen mit einem zeitlich stabilen und intern konsistenten Selbstkonzept eher eine negative Korrelation mit Aggression vermuten. Menschen mit einem unrealistisch hohem Selbstbild neigen zu aggressiven Reaktionen auf kritische Fremdurteile, deshalb erwarten wir eine positive Korrelation von Narzissmus und Aggression. Außerdem wäre zu prüfen, ob es hinsichtlich des Konstruktes Narzissmus ein Geschlechtsunterschied gibt und ob Selbstwertgefühl und Narzissmus identische Persönlichkeitsmerkmale messen. Da körperliche Aggression und Ärger in Zusammenhang mit der physiologischen Erregung stehen, gehen wir davon aus, dass Personen, die hohe Werte in der BAS-Skala und somit eine hohe Impulsivität und Aktivierung aufweisen, auch einen höheren Aggressions-Score (insbesondere in den Subskalen körperliche Aggression und Ärger) aufweisen. Auch ist das Behavioral Activation System empfänglich für Signale der Belohnung und Nichtbestrafung, durch welche gegebenenfalls zielgerichtetes Handeln ausgelöst wird. Somit liegt es nahe, dass Personen, die eine hohe BAS-Ausprägung aufweisen, eher bereit sind, begehrte Ziele durch aggressives Verhalten anzustreben, sofern nicht mit negativen Konsequenzen zu rechnen ist. Im Gegenzug dazu sollten sich Personen mit hohen BIS-Werten prinzipiell durch ein geringeres Arousal auszeichnen, was auch die Aggressionsneigung und vor allem die Bereitschaft zu physischer Aggression hemmen sollte. Aufgrund seiner Sensitivität für Signale der Nichtbelohnung und Bestrafung sowie des daraus resultierenden vermeidenden Verhaltens, ist von einer negativen Korrelation des BIS mit der AQ-Skala auszugehen. Aggression und aggressives Verhalten gehören zu den von der Gesellschaft missbilligten Verhaltensweisen, daher erwarten wir eine negative Korrelation von sozialer Erwünschtheit mit Aggression und den Subskalen der AQ- Skala. Methode 13 3. Methoden 3.1. Verwendete Skalen Ingesamt enthält unser Fragebogen 90 Items, welche nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt worden sind. Die Items entstammen aus 6 verschiedenen Skalen. Diese Skalen erfassen die Konstrukte, welche im engeren Zusammenhang mit Aggressionsneigung stehen, sehr zufriedenstellend. Der Fragebogen setzt sich aus folgenden Skalen zusammen: Aggression Questionniare –Scale Die Erhebung der Aggression erfolgte durch eine übersetzte Version der aggression questionnaire scale (Buss, A. & Perry, M., 1992). Sie erfasst die Aggression anhand von 4 Subskalen: 9 Items zu „körperliche Aggression“; Itembeispiel: „Wenn mich jemand schlägt, schlage ich zurück”, 7 Items zu „Ärger“; Itembeispiel: „Einige meiner Freunde halten mich für einen Hitzkopf”, 8 Items zu „Missgunst“; Itembeispiel: „Manchmal nagen Neid und Missgunst an mir” und 5 Items zu „verbaler Aggression“; Itembeispiel: „Meine Freunde meinen, ich sei ziemlich streitlustig“. Die Items sind positiv und negativ gepolt. Self-Esteem-Scale Zur Erhebung des Selbstwertgefühls erfolgte mittels der deutschen Fassung der Rosenberg Self- Esteem Scale (Rosenberg, 1965; dt. von Ferring und Filipp, 1996; Item vier: Collani und Herzberg, 2003). Sie enthält die Beurteilung des allgemeinen bereichsunspezifischen Selbstwertgefühls anhand von 10 Items;Itembeispiel:„Ich besitze eine Reihe guter Eigenschaften“. Die Items sind positiv und negativ in Richtung ihrer Dimension gepolt. Self concept-clarity –Scale (SCC-Skala) Die zur Erfassung der Konsistenz im Selbstkonzept verwendete Skala wurde von Campbell (1996) entwickelt. Eine Übersetzung und Überprüfung für den deutschen Sprachraum erfolgte von Tanja Stucke (2002). Die deutsche Version erweist sich in bezug auf interne Konsistenz und zufriedenstellende Trennschärfe als sehr praktikabel. Auch ihre Eindimensionalität wurde in den Studien belegt. Sie enthält 12 Items, die Selbstkonzeptklarheit als Trait erfassen, wobei die Items bis auf zwei Ausnahmen entgegen der Skalenrichtung, also im Sinne von Methode 14 Selbstkonzeptunklarheit formuliert worden. Das bedeutet, dass ein niedriger Summenscore für eine hohe Ausprägung von Sicherheit im Selbstkonzept spricht, dagegen ein hoher Summenscore für Unklarheit im Selbstkonzept steht. Folgendes Bsp.: „Wenn ich darüber nachdenke, bin ich mir nicht so sicher, was für eine Person ich in der Vergangenheit wirklich war.“ Narcissistic Personality Inventory (NPI) Der Narzissmusfragebogen von Raskin und Terry enthält in seiner ursprünglichen Form 40 Items. In einer faktoranalytischen Hauptkomponentenanalyse wurden die Faktoren Einzigartigkeit, Exhibitionismus, Ausbeutung, Anspruchsdenken, Autorität, Überheblichkeit und Eitelkeit festgestellt, welche die Items repräsentieren. Beispielsweise „Es fällt mir leicht andere zu manipulieren“ wird dem Faktor Ausbeutung zugeordnet. Aufgrund eines einheitlichen Ratingmaßes mit den anderen Fragebögen wurde das ursprüngliche vierstufige Rating auf ein fünfstufiges erweitert. Da das Konstrukt Narzissmus hier nicht im Mittelpunkt steht, sollte eine Auswahl von zehn der insgesamt 40 Items genügen um einen eventuellen Zusammenhang mit Aggression festzustellen. BIS BAS Carver und White entwickelten 1994 einen 20 Items umfassenden Fragebogen zur Erfassung des BIS/BAS-Konstruktes im englischen Sprachraum. Dieser Fragebogen unterscheidet vier Skalen: BIS sowie BAS in den drei Subskalen BAS Fun Seeking, BAS Drive und BAS Reward Responsiveness. Die Erfassung erfolgt dabei über Aussagen zu Verhaltenshemmung, Vergnügungssuche, Antrieb und Belohnungssensitivität. Strobel, Beauducel, Drebener und Brocke entwickelten 2001 eine deutsche Adaption dieses Fragebogens. Ihre Analysen zeigten akzeptable psychometrische Eigenschaften der Skalen, doch konnte in ihrer Untersuchung die vierfaktorielle Struktur, wie sie von Carver und White vorgesehen war, nicht bestätigt werden – weder durch konfirmatorische Analysen noch auf Grundlage der Extraktionskriterien, die eher für eine zweifaktorielle Lösung mit den Faktoren BIS und BAS sprachen. Ein Itembeispiel für die BIS-Skala ist: "Ich habe Angst, Fehler zu machen.", und ein Itembeispiel für die BAS-Skala: "Ich bin immer bereit, etwas Neues zu versuchen, wenn ich denke, dass es Spaß machen wird." Methode 15 Soziale- Erwünschtheits-Skala Die soziale Erwünschtheit wurde mittels der Soziale- Erwünschtheits- Skala- 17 (SES-17; Stöber, J.) getestet. Sie enthält 8 Items mit Verhaltensweisen, die im Sinne der Sozialen Erwünschtheit dazu tendieren „zensiert” zu werden; Itembeispiel: „Ich habe schon einmal jemanden ausgenutzt oder übers Ohr gehauen”). Die Items sind 4 positiv und 4 negativ gepolt. Das Antwortverhalten war für alle Fragebögen gleich gestaltet. Die Probanden mussten auf einer 5stufigen Antwortskala von 1 = trifft gar nicht zu bis 5 = trifft vollständig/vollkommen zu, sich selber einschätzen bezüglich der erhobenen Konstrukte. 3.2. Methoden der Datenaufbereitung und Datenauswertung Zunächst wurden die aus den Fragebögen erhobenen Daten einem Datenscreening unterzogen, um mögliche Fehlerquellen ausschließen, wie etwa die Eingabe von mehreren Ziffern pro Kästchen oder die Eingabe nicht kodierter Zahlen. Mithilfe eines Syntaxprogramms wurden schließlich den einzelnen Items die entsprechende Konstruktskala zugeordnet, was die statistische Auswertung wesentlich erleichterte. Einige Items mussten umkodiert werden, weil sie gegen die Richtung der Aussage des Konstruktes sprachen. Anschließend wurde die Zusammensetzung der untersuchten Stichprobe geprüft. So wurde die Gesamtzahl der Probanden sowie die Anzahl gültiger Versuchspersonen, die also alle Items fehlerfrei ausgefüllt haben, erhoben. Des weiteren wurde die Geschlechterverteilung, die Altersverteilung sowie die Verteilung der Bildungsabschlüsse statistisch ermittelt. Zur besseren Veranschaulichung wurden diesbezüglich Grafiken erstellt. Mittels Faktoranalyse wurden alle fünf Skalen geprüft. Dabei wurde die Methode der Hauptachsenanalyse verwendet, um die jeweilige Dimensionalität zu ermitteln. Darüber hinaus wurde der Anteil der aufgeklärten Varianz durch die Faktoren und die Ladungen sowie die Kommunalitäten extrahiert. Im übrigen wurden Skalen, die mehr als eine Dimension aufwiesen, oblimin – rotiert. Aufgrund der ermittelten Ergebnisse konnte festgestellt werden, ob gegebenenfalls Items eliminiert werden müssen. Mit Hilfe des Eigenwertverlaufsdiagramm konnte zusätzliche Evidenz für die Anzahl varianzaufklärender Faktoren erzielt werden. Des weiteren wurden die Trennschärfe sowie die interne Konsistenz, Beta – Gewichte und die Multikollinearität ermittelt. Die Trennschärfe gibt an, wie gut ein einzelnes Item das Gesamtergebnis eines Tests repräsentiert. Sie wurde für jedes Item berechnet. Ein Maß für die Methode 16 interne Konsistenz stellt Cronbach`s Alpha dar. Anhand der Ergebnisse musste wiederum entschieden werden, ob gegebenenfalls Items zu eliminieren sind. In einem weiteren Schritt wurden die Summenscores für alle Skalen sowie für mögliche Subskalen ermittelt, die für die folgenden Korrelationen verwendet wurden. Korrelationen wurden durchgeführt, um eventuelle Zusammenhänge zwischen den Konstrukten, sowie zwischen den Konstrukten und Alter, Geschlecht, Bildung aufzufinden. 3.3. Stichprobe Insgesamt nahmen an der Untersuchung 159 Versuchspersonen teil, davon waren 83 weibliche Versuchsteilnehmerinnen und 76 männliche Versuchsteilnehmer. Das Alter der Probanden variierte zwischen 15 und 63 Jahren ( M= 33,09, SD= 11,949 ). Es ergab sich ein zweigipflige Altersverteilung, wobei der erste Gipfel bei etwa 24 Jahren und der zweite Gipfel bei 45 Jahren lag ( siehe Anhang H: Altersverteilungsdiagramm). Hinsichtlich des Bildungsgrades trat jeder zur Auswahl stehende Bildungsabschluss auf, wobei sich allerdings die Häufigkeit unterschied. So wurde Realschulabschluss ( 29,6% ), Abitur ( 30,2% ) und Hochschulabschluss ( 28,9% ) am häufigsten genannt, wohingegen kein Abschluss ( 1,9% ), Haupschulabschluss ( 5,5% ) sowie sonstiger Abschluss ( 4,4% ) am seltesten auftrat. Bezüglich der Berufgruppenzugehörigkeit stellten sich folgende Berufskategorien als vorherrschend heraus: Angestellte mit 58,5%, Studenten mit 11,3%, Arbeitslose mit 8,2%, Auszubildende mit 7,5% und Schüler mit 5,7% (sonstige 8,8%, z.B. Soldaten, Beamte, Zivildiestleistende). Als Versuchspersonen wurden vornehmlich Familienmitglieder, Bekannte, Freunde sowie deren Bekanntenkreis ausgewählt und untersucht. 3.4. Instruktion und Durchführung Die Teilnahme an der Untersuchung erfolgte auf freiwilliger Basis der Versuchspersonen und unter Garantie der Anonymität. Lediglich ein Code zur Erkennung des eigenen Fragebogens wurde von den Versuchspersonen angegeben, der sich zusammensetzte aus dem Geburtsjahr des Probanden, den ersten Buchstaben des Vornamens der Mutter sowie den Geburtsmonats des Vaters. Für den Zweck der statistischen Erhebungen wurden die Probanden des weiteren gebeten, ihr Alter, ihren höchsten Bildungsabschluss sowie die derzeitig ausgeübte Tätigkeit anzugeben. Jede Versuchsperson sollte nach persönlichem Ermessen die 90 Items bearbeiten Methode 17 und das jeweilige zutreffende Kästchen auf einer fünfstufigen Rating-Skala ankreuzen. Dabei bedeutete eine 1 „trifft gar nicht zu“ und eine 5 „trifft vollständig zu“. Die Fragen waren nacheinander in der vorgegebenen Reihenfolge zu beantworten, wobei die Probanden möglichst schnell ohne längere Überlegungen die jeweils zutreffende Antwort geben sollten. Pausen oder Unterbrechungen des Ablaufs sollten vermieden werden. Im übrigen wurde ein Hinweis erteilt, keine Fragen auszulassen, nur ein Kreuz pro Frage zu setzen und im Anschluss des Ausfüllens den Fragebogen auf seine vollständig ausgefüllten Items zu überprüfen. Der Fragebogen wurde teilweise in Anwesenheit des Versuchsleiters und teilweise in Abwesenheit von den Versuchspersonen ausgefüllt. Im Durchschnitt wurde für das Ausfüllen des 90 Items beinhaltenden Fragebogens eine Zeit von 20 Minuten veranschlagt. Ergebnisse 18 4. Ergebnisse 4.1. Aggression Für die Überprüfung der Dimensionalität aggressiven Verhaltens wurde eine Faktoranalyse durchgeführt. Dabei verwendeten wir als Methode die Hauptachsenanalyse und rotierten mit Oblimin, da sich bei diesem Rotationsverfahren die Zuordnung der Items zu den extrahierten Faktoren als wesentlich eindeutiger herausstellte als bei einer Varimax-Rotation. Anders als bei Buss und Perry (1992) wurden in unserer Untersuchung lediglich drei Faktoren identifiziert, was aus dem Screeplot ersichtlich wird. Dennoch haben wir uns für eine VierFaktor-Lösung entschieden. Ärger, körperliche und verbale Aggression und Missgunst. Nur die Zuordnung der Items zu den jeweiligen Faktoren konnte nicht repliziert werden. Auf dem Faktor Ärger laden nun statt 7 Items 9, wobei Item 12 (ursprünglich zu Missgunst ) und Item 49 ( ursprünglich zu verbale Aggression) dazu gekommen sind. Der zweite Faktor entspricht der körperlichen Aggression. Alle 9 von uns übersetzten Items bezüglich körperlicher Aggression laden hoch auf Faktor 2. Auch für die Faktoren Missgunst (Faktor 3) und verbale Aggression (Faktor 4) verändert sich die Anzahl der auf ihnen hoch ladenden Items: von ursprünglich 8 Items konnten nur noch 7 dem Faktor 3 zugeordnet werden und statt der 5 Items laden nur 4 auf dem Faktor verbale Aggression. Des weiteren wurden Trennschärfen und interne Konsistenzen für die AQ-Skala insgesamt und für die 4 Subskalen berechnet. Die internen Konsistenzen und Trennschärfen erweisen sich sowohl für die Gesamtskala (Cronbach Alpha = .88, r = .09 bis .61) als auch für die jeweiligen Subskalen (Ärger: Cronbach Alpha = Alpha = .82, r = .39 bis .68; körperliche Aggression: Cronbach`Alpha= .76, r = .16 bis .47; Missgunst: Cronbach`Alpha=.70, r = .31 bis .46; verbale Aggression: Cronbach`Alpha= .55, r = .26 bis .44) als sehr zufriedenstellend. In einem weiteren Schritt wurden Interkorrelationen mit den Subskalen durchgeführt, um die Beziehungen der Subskalen untereinander näher zu betrachten. In Tabelle 1 sind die Korrelationen dargestellt. Ergebnisse 19 Tabelle 1 Korrelationen der Subskalen untereinander Skala Körperliche Aggression Verbale Aggression Ärger Missgunst/ Neid ,612 ,457 ,335 ,525 ,295 Verbale Aggression ,491 Ärger Aus der Tabelle 1 geht hervor, dass alle Subskalen hoch miteinander korrelieren. Verbale und körperliche Aggression stehen in einem relativ starken Zusammenhang (r= .612). Schwächere Zusammenhänge dagegen zwischen körperlicher Aggression und Missgunst (r= .335) sowie zwischen verbaler Aggression und Missgunst (r= .295). Auffallend ist, dass Korrelationen zwischen Ärger und den anderen 3 Subskalen hoch sind. Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte der einzelnen Skalen und den Mittelwert der AQ-Skala insgesamt sowie die Standardabweichungen und jeweils die minimalen und maximalen Punktwerte zwischen denen sich die Probanden bewegten, wobei an dieser Stelle nicht zwischen den Geschlechtern getrennt betrachtet wurde, da das in einem weiteren Schritt geschehen soll. Tabelle 2 Statistiken N Gü ltig AQ _SCO RE 15 7 Fe hlend ÄRGER_ 15 9 KÖ RPE R_ 15 9 NE ID_ 15 7 VE RB_ 15 9 2 0 0 2 0 Mi ttelwe rt 70 ,0382 22 ,1824 16 ,2956 17 ,8217 12 ,0692 Sta ndardabweichu ng 14 ,6366 6,9 345 5,6 216 4,8 892 2,9 663 Mi nimu m 40 ,00 9,0 0 9,0 0 7,0 0 5,0 0 Ma ximu m 10 6,00 45 ,00 34 ,00 31 ,00 19 ,00 Mit einem t-Test für unabhängige Stichproben wurde geprüft, ob sich signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern im aggressiven Verhalten allgemein und in den jeweiligen Subskalen identifizieren lassen. Mittelwertsvergleiche brachten nur bezüglich Aggression insgesamt (p= .032) und körperliche Aggression (p= .000) bedeutsame Unterschiede auf einem Signifikanzniveau von 5 %. Varianzanalysen zur Prüfung, ob das Bildungsniveau Einfluss auf die Aggressionsneigung hat, brachten keine signifikanten Ergebnisse. Als wir aber den Gesamt-Score Aggression mit Alter korrelierten, zeigte sich ein signifikanterF negativer Zusammenhang von r = -.173 auf einem zweiseitigen Signifikanzniveau. Ergebnisse 20 Bevor weitere Analyseverfahren durchgeführt werden können, muß geprüft werden, ob die Ergebnisse normalverteilt sind. So wurde ein Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest für die Variablen AQ-Score, Narzissmus, Bis/Bas, Selbstwertgefühl, soziale Erwünschtheit , Selbstkonzeptklarheit und Alter hinzugezogen. Der K-S-Test ergab folgende Signifikanzen: Asymptotische Signifikanz AQScore Narzissmus Bis/Bas Selbstwertgefühl Soziale Erwünschtheit Selbstkonzeptklarheit ,402 ,520 ,391 ,274 ,064 ,200 Somit sind die Daten für die weitere Analyse geeignet. Auf die Frage, ob die sich Komponenten des Selbst und die motivationale Aktivierung wirklich als geeignete Prädiktoren für die Vorhersage aggressiven Verhaltens herausstellen, wurde eine Regressionsanalyse eingesetzt. Diese ergab ein R-Quadrat von .403 bei einem Signifikanzniveau von 5 %, was bedeutet, dass alle 5 Konstrukte rund 40% der Varianz des Merkmals Aggression vorhersagen. Eine entsprechende Prüfung auf lineare Prädiktion ergab eine Signifikanz von .00. Eine Kollinearitätsdiagnose wurde zur Überprüfung wechselseitiger linearer Abhängigkeit der Konstrukte genutzt. Die Toleranzwerte liegen im Bereich zwischen .722 und .890, so dass Multikollinearität nicht vorliegt. Des weiteren erfolgte eine Signifikanzprüfung der Beta-Gewichte, d.h. eine Überprüfung, welches Konstrukt im Kontext der anderen einen bedeutsamen Beitrag zur Vorhersage aggressiven Verhaltens leistet. Tabelle 3 Regressionsanalyse: Darstellung der Beta-Gewichte Koeffi zientena Modell 1 (Konst ante) SCC_SCOR SW G_ NARZ_ SE_GES BIS BAS Nicht s tandardisierte Koeffiz ient en St andardf B ehler 76,754 15,873 ,504 ,131 -,485 ,292 ,459 ,183 -1, 033 ,254 ,182 ,200 ,185 ,164 a. Abhängige Variable: AQ_SCORE St andardis ie rte Koeffiz ient en Beta ,298 -,124 ,188 -,302 ,065 ,078 Korrelationen T 4,836 3,859 -1, 662 2,505 -4, 070 ,910 1,124 Signifik anz ,000 ,000 ,099 ,013 ,000 ,365 ,263 Nullter Ordnung ,498 -,239 ,235 -,505 ,201 ,199 Partiell ,311 -,140 ,208 -,326 ,077 ,095 Kollinearitätsst atist ik Teil ,253 -,109 ,164 -,267 ,060 ,074 Toleranz ,722 ,767 ,760 ,780 ,840 ,890 VIF 1,385 1,304 1,316 1,282 1,190 1,123 Ergebnisse 21 Ein Vergleich der standardisierten Beta-Gewichte zeigte folgende Einflussnahme der Konstrukte auf aggressives Verhalten. Soziale Erwünschtheit (Beta-Gewicht= -.302, p= .00) und Selbstkonzeptklarheit (Beta-Gewicht= .298, p=.00) gehen als stärkste Prädiktoren hervor. Selbstwertgefühl (Beta-Gewicht= .-124, p= .099) und Narzissmus (Beta-Gewicht= .188, p= .013) nehmen eine mittlere Position bei der Vorhersage von Aggression. BIS (Beta-Gewicht= .065 , p= .365) und BAS (Beta-Gewicht= .078 , p= .263) weisen einen geringen Einfluss im Kontext der anderen Konstrukte für die Prognose auf. Im einzelnen sollen nun die Konstrukte selbst näher betrachtet werden sowie deren Beziehung zu Aggression. 4.2. Selbstwertgefühl Nach den allgemeinen Vorbereitungen, wurde auch hier als erster Schritt der genaueren Auswertung eine Faktoranalyse durchgeführt, um die Dimensionalität und die Itemladungen prüfen zu können. Mittels der Hauptachsenanalyse wurde ein Eigenwertverlaufsdiagramm erstellt, dass vermuten ließ, dass neben der einfaktoriellen, die aufgrund des Konstruktes zu erwarten ist, auch eine zweifaktorielle Lösung denkbar wäre. Da bei der Einfaktorlösung aber nur Item vier schwach lud (=.14), wurde diese Lösung präferiert, so mal die zusätzliche Varianzaufklärung bei einem zweiten Faktor nicht überzeugend war. Auch bei der Reliabilitätsanalyse zur Überprüfung der internen Konsistenz fiel nur das vierte Item durch geringe Trennschärfe (r = .16) auf, alle anderen Items bewegten sich in einem Bereich von .32 bis .64. Cronbach´s Alpha betrug .82. Die Versuchspersonen bewegten sich bei den Summenscores von 25 bis 45 Punkten, wobei der Mittelwert 36.41 betrug und die Streuung 3.77. Zur Überprüfung der korrelativen Zusammenhänge zwischen Selbstwertgefühl, Aggression und den vier Subskalen der Aggression wurde die zweiseitige Korrelation nach Pearson genutzt. Für Selbstwertgefühl und Aggression ergab sich ein Zusammenhang von -.22 (p<.01). Selbstwertgefühl und Ärger korrelierten mit -.34 (p<.01) hoch signifikant, Selbstwertgefühl und Missgunst korrelierten mit -.25 (p<.01) ebenfalls hoch signifikant. Für Selbstwertgefühl und körperliche bzw. verbale Aggression konnte kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Ergebnisse 22 4.3. Selbstkonzeptklarheit Die Faktoranalyse, als Methode wurde wieder die Hauptachsenanalyse gewählt, ergab wie erwartet eine eindimensionale Struktur. Als Kriterium dafür diente uns der Scree-plot-Test, also das Eigenwertverlaufsdiagramm. Außerdem luden alle 12 Items recht hoch auf den ersten Faktor, dass ein zweiter ungerechtfertigt erschienen wäre. Die interne Konsistenz beträgt Alpha= .85 und die Trennschärfen bewegten sich zwischen Werten von r = .22 bis .72. Durchschnittlich erreichten die Versuchspersonen einen Summenscore von 27.1 bei einer Standardabweichung von 8.7, wobei die Werte zwischen 12.0 und 54.0 schwankten. Im folgenden soll nun auf die Beziehungen zwischen Selbstwertgefühl und Narzissmus zum einen und zwischen Aggression allgemein und den Subskalen zum anderen eingegangen werden. Korrelationen zwischen Narzissmus und Selbstkonzeptklarheit ergaben keinen signifikanten Zusammenhang. Jedoch zu Selbstwertgefühl besteht ein signifikant negativer Zusammenhang (r= -.342), was daran liegen mag, dass die Items der Selbstkonzeptklarheits-Skala entgegen der Skalenrichtung formuliert worden sind. Korrelationen zwischen Aggression allgemein ergaben einen starken Zusammenhang (r= .511, p<.01). Deutlich starke Beziehungen zeigen sich auch zwischen Selbstkonzeptklarheit und Ärger (r= .511, p<.01 ) sowie Missgunst (r= .541, p<.01). Geringere Zusammenhänge, aber immerhin signifikante, verdeutlichen Korrelationen zwischen verbaler (r= .251, p<.01 ) und körperlicher Aggression (r= .275, p<.01 ). 4.4. Narzissmus Zunächst wurde mittels Faktoranalyse die Dimensionalität und Itemladungen geprüft. Als Methode wurde die Hauptachsenanalyse verwendet. Das Eigenwertverlaufsdiagramm deutete sowohl auf eine Einfaktorlösung als auch auf eine Zweifaktorenlösung hin. Daraufhin untersuchten wir die Faktorladungen für beide Varianten und kamen zum Ergebnis, dass sich eine Einfaktorlösung für unsere Untersuchung als nachvollziehbarer erwies, denn neun von zehn Items luden ausreichend hoch auf einen Faktor. Die zusätzliche Varianzaufklärung eines zweiten Faktors wäre gering. Weiterhin wies das zehnte Item eine ungenügende Trennschärfe auf und verringerte die interne Konsistenz, daher wurde jenes Item eliminiert. Ergebnisse 23 Die verbleibenden Items wiesen ein Cronbach` Alpha von .7654 auf. Die Trennschärfe bewegte sich in einem Bereich von .2441 bis .5564. Im Mittel erreichten die Versuchspersonen einen Summenscore von 22.9742 bei einer Standardabweichung von 6.042. Dabei bewegten sich die einzelnen Teilnehmer in einem Bereich zwischen 9 und 40 Punkten. Die Überprüfung von korrelativen Zusammenhänge mit anderen Skalen ergaben folgende Ergebnisse. Zunächst zeigte sich eine signifikante Korrelation von .266 ( p < .01) zwischen Narzissmus und Aggression. In einer Analyse der Subskalen von Aggression mit dem Konstrukt Narzissmus zeichneten sich für Ärger eine Korrelation von .163 (p < .01), für körperliche Aggression von 0.258 und für verbale Aggression von .254 (p < .01) ab, die alle drei signifikant waren. Hinsichtlich Neid fand sich kein signifikanter Zusammenhang ( r = .070, p > .01). Darüber hinaus zeigte sich eine Signifikanz im Hinblick auf die Beziehung von Selbstwertgefühl und Narzissmus ( r = .313, p < .01 ). Des weiteren überprüften wir mittels einer einfaktoriellen Varianzanalyse die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Es ergab sich ein F – Wert von 17.922 und damit eine Signifikanz von .00. Das Mittel der Quadrate zwischen den Gruppen betrug 589.496, während das Mittel der Quadrate innerhalb der Gruppen einen Wert von 32.892 aufwies. 4.5. BIS/BAS-Konstrukt Die relevanten Dimensionen des Konstruktes BIS / BAS wurden anhand der HauptachsenFaktorenanalyse und der Direkten Oblimin-Rotationsmethode ermittelt. Dieses Verfahren ergab eine eindeutige Lösung zugunsten zweier Faktoren (BIS und BAS), deren Eigenwerte bei 3,6 bzw. 2,8 liegen und damit gemeinsam 31,9 Prozent der Varianz der Gesamtstreuung der Variablen erklären. Die Items laden auf der BIS-Dimension mit Werten von .25 bis .64 und auf der BAS-Dimension von .16 bis .67. Die Reliabilitätskoeffizienten der BIS- bzw. BAS-Skala werden mit Cronbach`s Alpha .75 und .71 angegeben, die Itemtrennschärfen liegen zwischen .28 bis .54. und .13 bis .56. Ergebnisse 24 Die Tabelle 4 zeigt die Mittelwerte und Standardabweichungen der Skalen des BIS/BASKonstruktes sowie das jeweilige Minimum und Maximum der erreichten Punktwerte der Versuchspersonen. Tabelle 4 Deskriptive Statistik N gültig Mittelwert Standardabweichung Minimum Maximum BIS/BAS 156 70,99 8,65 41,00 89.00 BIS 157 24,25 5,16 11,00 35,00 BAS 158 46,67 6,28 29,00 61,00 Zur Prüfung der erwarteten Zusammenhänge des BIS/BAS-Konstruktes mit dem der Aggression wurden die beiden Subskalen BIS und BAS sowie die z-transformierten Werte der BIS/BAS-Gesamtskala (zBIS/BAS) mit der Gesamtskala der Aggression und deren Subskalen jeweils bivariat korreliert. Tabelle 5 Korrelationen der Skalen des Konstruktes BIS/BAS mit denen des Konstruktes Aggression Skala zBIS/BAS BIS BAS Ges. Aggression .090 .213** .227** Ärger -.290 .320** .284** Missgunst/Neid -.245** .400** .073 Körp. Aggression .151 -.071 .131 Verbale Aggression .181** -.017 .218** Signifikante Korrelationen nach Pearson konnten demnach zwischen den z-transformierten Werten der BIS/BAS-Gesamtskala und den Subskalen der Aggression - Missgunst/Neid und verbale Aggression festgestellt werden. Die Subskalen BIS und BAS korrelieren jeweils signifikant mit der Gesamtskala der Aggression und deren Subskala Ärger. Die BIS-Skala Ergebnisse 25 korreliert darüber hinaus signifikant mit der Skala Missgunst/Neid sowie die BAS-Skala mit der Skala Verbale Aggression. 4.6. Soziale Erwünschtheit Die Hauptachsenanalyse ließ eine eindimensionale Struktur erkennen. Die Items konnten alle übernommen werden, da eine Reliabilitätsanalyse zufriedenstellende Trennschärfen, von . 2175 bis .4676, ergabbei einem Cronbach- Alpha von .6395. Soziale Erwünschtheit und Aggression stehen in einem negativen Zusammenhang. So korreliert die SES 17 mit der AQ-Score mit -.513**. Weiterhin korreliert soziale Erwünschtheit negativ mit den Subskalen der AQ- Skala: Tabelle 6 Korrelation von soziale Erwünschtheit mit den 4 Subskalen Skala Soziale Erwünschtheit Ärger -.466** Körperliche Aggression -.407** Verbale Aggression -.322** Neid -.321** Die berechneten Korrelationen sind auf einem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Die Versuchspersonen erreichten im Mittel einen Summenscore von 25.6 bei einer Standardabweichung von 4.2824. Der Punktebereich erstreckt sich von 17.0 bis 45.0 Punkten bei den einzelnen Versuchspersonen. Diskussion 26 5. Diskussion Die Psychologie bemüht sich um das Beschreiben, Erklären sowie um die Vorhersage menschlichen Erlebens und Verhaltens in entsprechenden Umwelten und sozialen Kontexten aus allgemeiner wie auch differentieller Sicht. Buss und Perry (1992) entwickelten einen Fragebogen zu Aggression, wobei sie diese Persönlichkeitseigenschaft in vier Faktoren unterteilen: verbale und körperliche Aggression, Ärger und Missgunst. Diese wiederum stellen Komponenten dar aus denen sich aggressives Verhalten zusammensetzt. Verbale und körperliche Aggression bilden die instrumentelle Komponente, Ärger die affektive Komponente und Missgunst stellt die kognitive Komponente menschlichen Verhaltens dar. Das Anliegen unserer Arbeit war es, die Eignung der AQ-Skala (Aggression Questionaire Scale) von Buss & Perry (1992) für den deutschen Sprachraum zu überprüfen und auf die Beziehung zwischen den Komponenten des Selbst sowie den motivationalen Aktivierungssystemen, BIS und BAS, und aggressiven Verhaltens näher einzugehen. Aus dem Screeplot ergab sich eine Drei-Faktoren-Lösung im Gegensatz zum USamerikanischen Original, das vier Faktoren beinhaltet. Aber auch wir entschieden uns in der Faktorenanalyse für eine Faktorenanzahl vier, da wir den vom ursprünglichen Ergebnis abweichenden Screeplot auf die in unserer Untersuchung geringere Versuchspersonenanzahl zurückführten. Desweiteren luden auf dem vierten Faktor (verbale Aggression) nur vier Items hoch. Allerdings betrug die Gesamt-Itemanzahl zu diesem Faktor im Fragebogen nur fünf, weshalb wir uns entschlossen, diesen Faktor dennoch zuzulassen. So kann man davon ausgehen, dass eine deutsche Übersetzung der Items Aggression in dem Sinne angemessen erfäßt, wie es von Buss und Perry vorgeschlagen wurde. Die vier Subskalen bieten zudem die Möglichkeit zu prüfen, auf welchen Ebenen die anderen Persönlichkeitseigenschaften mit aggressiven Verhalten zusammenhängen bzw. nicht zusammenhängen und daher differenziert werden kann und muss, mit welcher Dimension der Aggression die verschiedenen Merkmale konkret in Verbindung stehen. Auch die interne Konsistenz und die Trennschärfen stützen diesen Befund. Sowohl die AQSkala insgesamt als auch für die einzelnen Subskalen wurden sehr befriedigende Alpha-Werte ermittelt. Korrelationen der Subskalen untereinander brachten relativ starke Zusammenhänge, wobei verbale und körperliche Aggression sehr hoch miteinander korrelierten. Dies war auch zu erwarten, da körperliche und verbale Aggression die instrumentelle Komponente aggressiven Diskussion 27 Verhaltens darstellen. Korrelationen zwischen Ärger und den anderen 3 Skalen ergaben, dass Ärger ähnlich wie bei Buss und Perry als eine Verbindung zwischen den instrumentellen und kognitiven Komponenten fungiert. Damit bestätigt es sich auch in unserer Untersuchung, dass Ärger, also ein hoch erregter Zustand, als Vorstufe von verbaler als auch körperlicher Aggression zu betrachten ist, genauso wie sich nach abgeflauten Ärgernis durchaus Missgunst, Groll und ähnliches einstellen kann. Untersuchungen auf geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich Aggression haben ergeben, dass Männer im Allgemeinen höhere Punktwerte aufweisen als Frauen und demnach tendenziell eher zu aggressiven Verhalten neigen, was im Grunde evolutionär und teilweise auch genetisch bedingt ist. Die einzelnen Skalen bieten nun eine hervorragende Möglichkeit spezifischere Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu ermitteln. Signifikante Unterschiede bestanden demzufolge nämlich nur in der körperlichen Aggression. So gab es keine bedeutsamen Unterschiede in verbaler Aggression, Ärger und Missgunst. Diese Befunde sprechen dafür, dass bei Frauen Tendenzen zu aggressiven Handlungen ähnlich wie bei Männern ausgeprägt ist, sie diese jedoch vielmehr auf affektiver und verbaler Ebene austragen als auf körperlicher. In unserer Untersuchung ließ sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen Aggression und Bildung erkennen. Jedoch korrelierten Aggression und Alter signifikant negativ miteinander. Das heißt also, dass mit zunehmenden Alter die Aggression abnehmen müsste. Dies spricht dafür, dass Aggression niemals einzeln betrachtet werden kann, sondern nur im Zusammenhang mit verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften, die das Selbst betreffen, und solche Eigenschaften, die den Erregungszustand einer Person erfassen. Es hat sich gezeigt, dass soziale Erwünschtheit und Selbstkonzeptklarheit den wesentlichsten Beitrag zur Vorhersage aggressiven Verhaltens leisten. Menschen, die ein hohes Bedürfnis nach sozialer Erwünschtheit haben, besitzen den Willen, sich in einer Befragung möglichst konform zu den gesellschaftlichen Normen, die Aggressionen jeglicher Form ausschließen, zu äußern. Selbstkonzeptklarheit, die sich auch in anderen Studien (Stucke, 2002) als guter Prädiktor für Aggression erwiesen hat, scheint sich besser noch als Selbstwertgefühl für die Vorhersage zu eignen, da diesem eine geringere zeitliche Stabilität anhaftet. Narzissmus, welcher eine extreme Form des Selbstwertgefühls darstellt, erwies sich in dieser Untersuchung als ein noch besserer Indikator zur Prognose aggressiven Verhaltens als ein nicht so ausgeprägtes Selbst. Betrachtet man die Vorhersagegüte des Konstruktes BIS/BAS im Zusammenwirken mit den Diskussion 28 anderen Konstrukten, ergeben sich keine signifikanten Beta-Gewichte. Dies scheint durch die Interaktion mit den anderen Konstrukten verursacht zu werden. Im Folgenden sollen nun die Beziehungen zwischen den einzelnen Konstrukten und Aggression diskutiert werden. Selbstwertgefühl Die Untersuchung konnte bestätigen, dass Selbstwertgefühl und Aggression in einem negativen Zusammenhang miteinander stehen. Je geringer das Selbstwertgefühl ausgebildet ist, desto höher sind die Aggressionswerte. Dieser negative Zusammenhang konnte jedoch nicht auf alle vier Subskalen der Aggression zurückgeführt werden. So konnte eine ebenfalls negative Korrelation mit Ärger und Missgunst festgestellt werden, mit körperlicher und verbaler Aggression scheint es hingegen keinen Zusammenhang zu geben. Das Selbstwertgefühl scheint also nur mit verdeckten Formen der Aggression, nicht jedoch mit offenen Formen in Verbindung zu stehen. Über die genaue Ursache dieses Sachverhaltes kann aufgrund der verwendeten Skala nur spekuliert werden. Es ist daher anzuraten in weiteren Untersuchungen bereichsspezifische Skalen zum Selbstwertgefühl einzusetzen, um zu erkennen welche Teilbereiche des Selbstwertgefühls mit Aggression im Zusammenhang stehen. Weiterhin auffallend bei dieser Untersuchung waren die unzulänglichen psychometrischen Kennwerte des Items vier: „Ich kann vieles genau so gut wie die meisten anderen Menschen auch.”, das nicht aus der Originalskala von Ferring und Filipp (1996) stammt, sondern aus der revidierten Fassung von Collani und Herzberg (2003), da schon das ursprüngliche Item keine überzeugenden Kennwerte besaß. Welche Ursache das Problem genau hat, ist leider nicht nachvollziehbar, da das veränderte Item in zahlreichen Untersuchungen überzeugen konnte und ähnlich gute Werte wie der Rest der Items lieferte. Selbstkonzeptklarheit Die Stabilität und Sicherheit des Selbst, welche von Campbell (1996) unter dem Begriff der Selbstkonzeptklarheit zusammengefasst worden sind, stehen wie vermutet in einem sehr starken positiven Zusammenhang mit Aggression. Je geringer die Klarheit im Selbstkonzept Diskussion 29 ausgeprägt ist, desto höher sind die Aggressionswerte. Insbesondere zeigen sich zwischen Ärger und Selbstkonzeptklarheit sowie zwischen Missgunst und Selbstkonzeptklarheit sehr starke Zusammenhänge. Dagegen sind die Korrelationen mit den instrumentellen Komponenten aggressiven Verhaltens weniger stark. Demzufolge reagieren Personen mit einer unsicheren, zeitlich instabilen und wenig konsistenten Struktur ihres Selbstbildes bei einer Bedrohung ihres Selbstwertes eher mit negativen Emotionen und negativen Gedanken als mit konkreten aggressiven Handlungen. Korrelationen zwischen Selbstkonzeptklarheit und Selbstwertgefühl weisen einen bedeutsamen, negativen Zusammenhang auf. Das bedeutet ähnlich wie es von Stucke (2000) bereits postuliert worden ist, dass Personen mit einem hohen Selbstwertgefühl eine viel sichere, klarere und zeitliche stabile Struktur aufweisen als Personen mit einem weniger stark ausgeprägten Selbstwertgefühl. Korrelationen zwischen Selbstkonzeptklarheit und Narzissmus ergaben keine signifikanten Unterschiede. Narzissmus Die Erwartung eines Zusammenhangs von Narzissmus und dem Konstrukt Aggression wurde bestätigt. Personen, die einen hohen Narzissmuswert aufweisen, neigen vermehrt zu aggressiven Reaktionen. Dies gilt besonders für die Dimensionen Ärger, verbale und körperliche Aggression. Das bedeutet, dass zu Narzissmus tendierende Probanden nicht nur schneller ärgerlich reagieren, sondern auch eher mit physischer und verbaler Gewalt reagieren als Personen, die einen niedrigeren Wert auf der Narzissmusskala erreichten. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass die Korrelationskoeffizienten einen relativ geringen Wert aufwiesen. Möglicherweise wäre der Zusammenhang höher in einer Stichprobe, in der mehr aggressive Teilnehmer zu erwarten gewesen wären. Um der Behauptung entgegenzuwirken, dass die Konstrukte Narzissmus und Selbstwertgefühl einander entsprächen, bezogen wir dies als Hypothese in unsere Untersuchung mit ein. Zwar ergab sich ein signifikanter Zusammenhang, aber auch hier war die Korrelation eher gering. Daraus lässt sich ableiten, dass die beiden Skalen nicht die gleiche Eigenschaft messen und auch nicht gleichzusetzen sind. Auch die Hypothese bezüglich der Geschlechtsunterschiede konnte bestätigt werden. Es zeigte sich, dass Männer höhere Werte auf der Narzissmusskala erzielen als Frauen. Männer tendieren also stärker zu Narzissmus. Diskussion 30 BIS / BAS-Konstrukt Entsprechend unseren Erwartungen konnte eine positive Korrelation der Subskala BAS mit der Gesamtskala Aggression und deren Subskala Ärger nachgewiesen werden. Letzteren Befund weist auch eine Studie von Harmon-Jones (2003) auf. Die positive Korrelation zwischen BAS und Ärger wird in der Forschung verschieden diskutiert. Die Verhaltensaktivierung führt z.B. nach Carver (2001) zwar in erster Linie zu einem Annäherungsverhalten, dies kann aber bei Nichterreichung des beispielsweise gewünschten Zieles zu einem negativen Affekt führen. Unsere Untersuchungen weisen darüber hinaus eine positive Korrelation des BAS mit verbaler Aggressivität auf. Die vermutete signifikante Korrelation mit physischer Aggressivität konnte dagegen nicht bestätigt werden (r = .13). Harmon-Jones konnte in seiner Studie eine eindeutige Korrelation zwischen BAS und körperlicher Aggression nachweisen, er fand jedoch keine Korrelation mit verbaler Aggressivität. Als mögliche Erklärung unserer Ergebnisse wäre denkbar, dass es kulturspezifisch wenig üblich, bzw. sozial nicht erwünscht ist, mit körperlicher Aggression zu reagieren. Hier könnte sich die erhöhte Aktivierung auf die verbale Aggressivität verschieben. Harmon-Jones abweichende Ergebnisse könnten auf einen kulturspezifischen Unterschied hinweisen, der jedoch anhand größerer und heterogenerer Stichproben überprüft werden müsste. Die Hypothese einer negativen Korrelation des BIS mit Aggression, hierbei insbesondere der körperlichen Aggression, konnte nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse zeigen statt dessen eine positive Korrelation mit der Gesamtskala Aggression sowie deren Subskalen Ärger und Neid. Eine mögliche Erklärung für diese Richtung der Korrelationen wäre, das es trotz hoher Werte in der Verhaltenshemmung zu einer "versteckten" Form der Aggressivität ("stiller" Ärger und Neid) kommt, im Sinne eines allgemeinen negativen Affektes, der in der Interaktion mit der Umwelt nicht direkt geäußert wird und deshalb mit dem Konstrukt der Vermeidung von Bestrafung usw. konform gehen würde. Harmon-Jones wies in seiner Studie nach, dass es sich bei der auch von ihm gefundenen positiven Korrelation des BIS mit Ärger um eine mögliche Überlagerung von Ärger mit dem allgemeinen negativen Affekt (PANAS-X; Watson & Clark, 1991) handelt, da sowohl Ärger als auch BIS positiv mit dem allgemeinen negativen Affekt korrelieren. Durch eine Diskussion 31 Regressionsanalyse bei statistischer Kontrolle des negativen Affektes wurde deutlich, dass BIS nicht mit Ärger korreliert. Da die Erhebung des allgemeinen negativen Affektes den Rahmen dieser Arbeit überstiegen hätte, bleibt es offen, ob die durch uns vorgefundene Korrelation zwischen BIS und Ärger in diesem Sinne überhaupt existiert. Anzunehmen ist jedoch, dass es sich bei dieser Korrelation vielmehr um die von Harmon-Jones beschriebene Korrelation zwischen dem allgemeinen negativen Affekt und Ärger handelt. Soziale Erwünschtheit Bis heute haben sich viele Untersuchungen mit dem Thema der sozialen Erwünschtheit befasst. In der vorliegenden Untersuchung zeigte sich wie erwartet, dass zwischen sozialer Erwünschtheit und Aggression ein negativer Zusammenhang besteht. Versuchspersonen schreiben sich Verhaltensweisen zu, die von der Gesellschaft geachtet werden und lehnen Handlungsweisen ab, die von ihr abgelehnt werden. Aggression und aggressive Handlungen entsprechen nicht dem Bild eines Menschen, der sich in die gesellschaftlich gewünschte und anerkannte Rolle fügt. Die negativen Korrelationen zwischen beiden Konstrukten, zeigen also, dass diese beiden Verhaltensweisen nicht konform gehen. Das Auftreten von sozialer Erwünschtheit trifft vor allem bei sensitiven Fragen zu. Hier tritt ein Kosten-Nutzen-Kalkül hervor, welches zur Verzerrung führt (Hoepner 1994: 27). Dieckmann führt sechs Möglichkeiten an, welche die Verzerrung von Anfang an (neutrale Frageformulierung, suggestive fragen, Anonymisierung) oder zum Nachträglichen Herausfinden der Verzerrungen (Itemkonsistenzanalyse, Faktorenanalyse, SD-Skalen..) (Dieckmann 2000: 384-385) Das naheliegendste Mittel zur Reduktion sozialer Erwünschtheit besteht wohl darin, den Prozess der Messung möglichst nichtreaktiv zu gestalten. Dabei wird angenommen, dass die Versuchspersonen ihr Verhalten nicht ändern können, wenn sie nicht wissen, was in der Untersuchung gemessen werden soll (nach Asendorpf, 1996) Diskussion 32 Methodenkritik Unser Fragebogen bewährte sich hinsichtlich der Anwendbarkeit und Aussagekraft, dennoch konnten einige Fehlerquellen ausgeschlossen werden. So wurde von den Probanden angemerkt, dass die Skalierung für sie entweder zu ausführlich oder zu knapp gefasst war, einige Items sich zu wiederholen schienen oder der Umfang der Befragung zu groß war. Man muss jedoch hinzufügen, dass Fragebogenstudien von vornherein fehlerbelastet sind. Trotz der garantierten Anonymität und Codierung der Bögen sind die Versuchspersonen misstrauisch, gerade da viele aus dem Bekanntenkreis der Praktikumsteilnehmer stammten. Aggressivität ist in unserer Gesellschaft eine geächtete Eigenschaft und die Fragen ließen auf das Ziel der Untersuchung schließen, so dass ein Prozess der sozialen Konformität einsetzt. Möglicherweise ist ein Fragebogen nicht das geeignete Instrument für die Erfassung von Aggression, da immer Post hoc Beobachtungen von der Versuchsperson selbst als Ausgangspunkt genutzt werden, es fehlt die Objektivität. Ein weiteres Problem der Datenauswertung ist die gewählte Stichprobe. Viele Probanden hatten einen hohen Bildungsgrad, so dass die Übertragbarkeit auf die gesamte Gesellschaft problematisch wäre. Das ist auch ein möglicher Grund für die nicht-existente Korrelation von Bildung und Aggression. Doch allgemeine Ableitungen, wie die Dimensionen der Aggressivität, die Korrelationen mit den gewählten Konstrukten und die Geschlechtsspezifität, sind anwendbar. Zusammenfassung 34 6. Zusammenfassung Der von Buss und Perry (1992) neu entwickelte Fragebogen zur Erfassung von Aggression (Aggression Questionaire Scala) wurde ins Deutsche übersetzt und in der vorliegende Studie hinsichtlich der Faktorstruktur, Reliabilität und Validität untersucht. Dazu wurden weitere Konstrukte aufgenommen, die in engerem Zusammenhang mit aggressiven Verhalten stehen. Hierbei handelt es sich um Komponenten des Selbst (Selbstwertgefühl, Selbstkonzeptklarheit, Narzissmus), um Soziale Erwünschtheit und um die motivationalen Aktivierungssysteme BIS und BAS. Von Interesse ist, welche Persönlichkeitseigenschaften aggressiven Verhalten bedingen und wie diese untereinander in Beziehung stehen. Dazu wurde ein Fragebogen mit 90 Items entwickelt, welcher sich aus der AQ-Skala und den Skalen der betrachteten Konstrukte zusammensetzt. An der Untersuchung nahmen insgesamt 159 Versuchspersonen, vornehmlich Familienmitglieder, Bekannte, Freunde sowie deren Bekanntenkreis, teil. Die interne Konsistenz und Trennschärfen fielen bei allen verwendeten Skalen relativ zufriedenstellend aus. Anders als in der Untersuchung von Buss und Perry (1992) ergab sich aus dem Screeplot unserer Untersuchung lediglich eine Drei-Faktoren-Lösung. Trotzdem verwandten wir in Anlehnung an Buss und Perry als Kriterium der Faktorenanalyse die Faktorenzahl 4. Die Regressionsanalyse ergab, dass die beiden Konstrukte soziale Erwünschtheit und Selbstkonzeptklarheit einen starken Einfluss auf die Aggressionstendenz ausüben. Die verbleibenden Konstrukte bestätigten sich ebenfalls in Bezug auf ihre Hypothesen. Sie leisten zwar einen geringeren Beitrag zur Vorhersage aggressiven Verhaltens im Kontext der anderen beiden Konstrukte, sind jedoch unverzichtbar für Rückschlüsse auf die Ursache von Aggressionsneigungen. Insgesamt erweist sich der Fragebogen als geeignet, um ein Profil von Bedingungsfaktoren aggressiven Verhaltens anzufertigen. Literatur 35 7. Literatur Asendorpf, J.B. (1999). Psychologie der Persönlichkeit. Berlin; Springer Asendorpf, J.B. (1999). Psychologie der Persönlichkeit. Berlin; Springer Bortz, J.& Döring, N. (2002), Forschungsmethoden und Evaluation, Berlin; Springer Verlag Bushman, B. J., & Baumeister, R. F. (1998). Threatened egotism, narcissism, self-esteem, and direct and displaced aggression: Does self-love or self-hate lead to violence? Journal of Personality and Social Psychology, 75, 219-229. Buss, A. & Perry, M. (1992). The aggression questionnaire. Journal of Personality and Social Psychology, 63, 452-459. 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