Katrin Hasengruber mnr.: 0157180 Konflikt Das Wort „Konflikt“ kommt vom lateinischen „conflictus“ und bedeutet Zusammenstoß. Im Duden wird Konflikt umschrieben mit dem gegensätzlichen oder problembehafteten Zusammentreffen mehrerer Interessen oder Positionen innerhalb von und zwischen Personen, Gruppen. Im Rahmen meiner Arbeit als Kindergärtnerin habe ich eine Seminarreihe besucht. Der dritte Teil lautete: „Mit Konflikten und Aggressionen besser umgehen können“, welches ich sehr interessant fand. Ich setzte Aggression mit Brutalität in Verbindung. Aggression ist aber nicht Destruktivität. Während Aggression lebenserhaltend und lebensorientiert ist, Frieden und organische Integrität zulässt, führt Destruktivität in letzter Konsequenz zu Vergiftung, Gewalt, Zerstörung und Krieg. Die Möglichkeit zur Aggression ist mit der Möglichkeit verbunden, sich zu behaupten und durchzusetzen, ohne Egoismen aufzulaufen, und die im Leben auszustehenden Konflikte, Probleme und Aufgaben befriedigend zu lösen. Eine weitere Erscheinungsform der konstruktiven Aggression ist die Fähigkeit wütend zu werden und Dampf abzulassen, ohne zu zerstören. Viele Menschen können gar nicht wütend werden, sondern werden, ohne es zu wissen, gleich gewalttätig. Oder die unterdrückte Aggressivität kommt in heimlicher, verdeckter Form heraus. G.R. Bach und H. Goldberg beschreiben diese Formen. Ich führe nun einige an, in denen ich mich selbst wiedererkannte: Zum Beispiel die Krankheit: Sie wird vom Aggressiven dazu benutzt, die ganze Umwelt zu manipulieren. Er/sie verschafft sich damit früher nie erlebte Macht, da sie Schuldgefühle bei anderen verursacht. Ein weiteres Beispiel ist die Intellektualisierung: Wer bewusst kopfbetont agiert, will sich über seine Umwelt erheben. Die Feindseligkeit dieser heimlich Aggressiven liegt darin, dass sie sich gefühlsmäßig völlig verschließen, sich anderen also gewissermaßen vorenthalten. Heimliche Aggression kann auch die Ursache sein, wenn jemand Selbstbestätigung bei schwachen Menschen findet, ihnen aber nicht wirklich hilft, indem er/sie deren Verantwortung für ihr eigenes Leben betont, sondern sich stets auf den Standpunkt des Opfers stellt und mit ihm alle Schuld woanders sucht 1 Katrin Hasengruber mnr.: 0157180 Diese verdeckten Formen sind provokant formuliert und man/frau wehrt sich vielleicht dagegen „nein das glaube ich nicht“ Natürlich sind die beschriebenen Verhaltensweisen nicht immer verdrängte Aggressionen, aber ich finde diesen Blickwinkel interessant. Bei dem Seminar bemerkte ich, dass es mir schwer fällt wirklich wütend zu werden. Wir machten einige Übungen. Zu Beginn standen wir im Kreis und schleuderten einen Polster in die Kreismitte, wobei wir einen Namen brüllten, diese Person fuhr mit der Übung fort. Es folgten Paarübungen. Eine Person saß auf einem Sessel und sollte diese Position beibehalten, während die andere den Sessel, verbal und mit Einsatz der Stimme, ohne anzufassen, gewinnen sollte. Danach wurden die Rollen getauscht und die Gefühle reflektiert. In der Gruppe stellte sich heraus, dass die meisten TeilnehmerInnen nicht gewohnt waren, so zu schreien bzw. angeschrieen zu werden. Ich erinnerte mich daran, dass ich mich immer betroffen fühlte, wenn jemand angeschrieen wurde, auch dann, wenn nicht ich gemeint war. Z.B. wenn die Lehrerin in der Volkschule mit anderen Kindern schimpfte. Später lernte ich die Familie meines Freundes kennen, wo mitunter lautstark kommuniziert und gestritten wurde. Anfangs empfand ich solche Situationen unangenehm. Meine Eltern ließen sich scheiden als ich zehn war. Ich erlebte nie einen Streit mit. Sie trennten sich, weil sie sich auseinandergelebt hatten. Mein Vater war somit nicht sehr präsent und mit meiner Mutter hatte ich kaum Konflikte, das Vertrauen war groß, sodass ich viel durfte und mir wenig erkämpfen musste. Die Beziehung mit meiner Mutter empfand ich als sehr harmonisch. Die einzige Konfliktpartnerin in meiner Familie war meine Schwester, die sechs Jahre älter ist. Wir stritten viel und ich habe diese Auseinandersetzungen irgendwie bedrohlich in Erinnerung. Aus meinem Erfahrungsbereich bedeutete schreien also ganz großen Krach miteinander haben, und ich lernte in der Familie meines Freundes das Schreien als akzeptierten intensiven Ausdruck kennen, der den Beteiligten half, Dampf abzulassen und anschließend konstruktiv an das Problem heranzugehen. Auf jeden Fall hat das Schreien im Rahmen des Seminars mir auch gut getan. Ziel des Seminars war natürlich nicht , dass wir anschließend in allen Konfliktsituationen zu schreien beginnen, sondern uns einmal dabei zu erleben. Genauso wichtig wie der Ausdruck der Aggression, ist es diese Gefühlsäußerung gegebenenfalls beherrschen zu können. 2 Katrin Hasengruber mnr.: 0157180 In Gesprächen reflektierten wir unsere Verhaltensweisen in Konflikten, die aufgrund des Temperaments, der Persönlichkeitsstruktur und der Vorerfahrung sehr unterschiedlich sind. Es ist auch möglich, dass eine Person in unterschiedlichen Situationen und mit verschiedenen Konfliktpartnern verschiedene Konfliktstile bevorzugt. Kein Stil kann als der einzig optimale gelten. In verschiedenen Situationen können durchaus unterschiedliche Stile angemessen sein. Ein Konflikt wird eher bewältigt, wenn die Beteiligten flexibel zwischen diesen Stilen variieren können. Auch meine Konfliktstile hängen stark von der Situation und von meiner jeweiligen Rolle ab. 3 Katrin Hasengruber mnr.: 0157180 Abschließend bekamen wir ein Modell der kreativen Konfrontation, mit deren Hilfe Konfliktlösung und Versöhnung gelingen soll mit auf den Weg. 4 Katrin Hasengruber mnr.: 0157180 Mit dem neuen Wissen und einigen Erkenntnissen über mich selbst kam ich sehr motiviert in den Kindergarten. Ein Kindergartenalltag besteht vielfach aus Konflikten und mir war immer wichtig, dass die Kinder sich darin üben konnten Konflikte auszuleben und zu lösen. Sämtliche Strategien um eine Übereinkunft in einer Konfliktsituation zu erzielen, tauchen schon im Kindergartenalter auf: Man/frau stellt sich zwei Kindergartenkinder im Garten vor. Beide möchten mit dem Traktor fahren. 1. Einseitig Konzessionen machen: Ein Kind verzichtet gleich auf den Traktor. 2. Prinzip des Stärkeren: zuhauen, davonfahren 3. Drucktaktiken verwenden: gib mir den Traktor sonst,... bin ich nicht mehr dein Freund, lad ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein, sag ich es dem.... oder: wenn du mir den Traktor gibst dann,... kriegst du ein Zuckerl, sind wir Freunde,.. 4. Koordinatives Verhalten: Die Kinder finden selbständig oder mit Hilfe eines Vermittlers einen Kompromiss Auch die Konfliktursachen unter Kindern unterscheiden sich nicht wesentlich von den Erwachsenen. Meist geht es darum etwas haben zu wollen, etwas tun oder nicht machen zu wollen. Bei Kindern kommt noch der Konflikt im Rahmen der Sozialisation hinzu. Grenzen wollen ausgetestet, gespürt, erweitert werden. Der Konflikt dient auch dem Ausloten von Kräfteverhältnissen, z.B. raufen, Bandenspiele,... Nach dem Seminar habe ich verstärkt versucht, in die Konflikte nicht (sofort) einzugreifen, sondern den Kindern die Lösung selbst zuzutrauen und zuzumuten. Den Satz „Hört auf zu streiten“ sprach ich möglichst nicht mehr aus und bemühte mich zu vermitteln, dass Konflikte notwendig und auch gut sein können. 5