DMEK Fakten

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(DMEK_FAQ.doc)
Hornhaut-Transplantation: Fragen & Fakten
Wie wichtig ist die Hornhaut für das Auge?
Die Hornhaut ist das „Fenster“ zum Auge und schützt es wie ein Uhrglas vor
äußeren Einflüssen. Sie ist vom Tränenfilm bedeckt und befeuchtet. Durch ihre
Krümmung bricht sie die einfallenden Lichtstrahlen, damit sie im Augeninneren
punktförmig auf die Netzhaut auftreffen, was ein scharfes Sehen ermöglicht. Mit
etwa 43 Dioptrien hat die Hornhaut den größten Anteil an der Gesamtbrechkraft
des Auges (ca. 60 Dioptrien).
Wie ist eine Augenhornhaut aufgebaut?
Die glasklare, durchsichtige Hornhaut ist insgesamt nur etwa einen halben
Millimeter (500µ) dick. Ganz außen bedeckt ein Tränenfilm die Hornhaut, der
die oberste Zellschicht vor Austrocknung schützt. Die fünf einzelnen Schichten
der Hornhaut kann man unter dem Mikroskop erkennen und unterscheiden (1µ
= 1/1000 mm):
1. äußere Epithelschicht mit vorderer Basalmembran (ca. 40-60µ dick)
2. Bowman Membran (ca. 10-15µ dick)
3. Stroma (dickste und kollagenhaltige Bindegewebsschicht, enthält
Nervenfasern, ca. 400-500µ dick)
4. Descemet-Membran (hintere Basalmembran, dient als Schutzschicht gegen
mechanische und chemische Einflüsse sowie Erreger, ca. 10-15µ dick)
5. Endothel (innerste Zellschicht, deren Endothelzellen ständig Wasser aus der
Hornhaut pumpen und sie dadurch absolut durchsichtig halten, ca. 5-10µ dick)
Welche Patienten brauchen eine Hornhautverpflanzung?
Von einer Hornhautübertragung profitieren Patienten, bei denen die
Transparenz des betroffenen Auges nicht mehr gewährleistet ist und mit
konservativen Methoden (insbesondere mit Augentropfen) nicht mehr
beeinflussbar ist. Hierzu zählen im Wesentlichen Narben der Hornhaut z. B.
nach Verletzungen oder Entzündungen, Störungen der Integrität der Hornhaut
bei Gewebeveränderungen wie z.B. dem Keratokonus (sehr starke
Hornhautverkrümmung, bei der sich die Hornhaut kegelförmig nach außen
wölbt) oder bei Veränderungen aufgrund Störungen der Endothelfunktion (z.B.
Fuchssche Endotheldystrophie). Bei dieser Erkrankung sterben
überdurchschnittlich viele Endothelzellen ab. Der Rest kann das Wasser aus
der Hornhaut nicht mehr genügend abpumpen, sie quillt auf und wird trüb. In
Deutschland fanden 2013 5.244 Hornhaut-Transplantationen statt.
In wie vielen Kliniken in Deutschland ist das überhaupt möglich und wie
viele von ihnen haben hier eine überdurchschnittlich hohe Erfahrung?
Aufgrund des hohen Bedarfes bietet in der Regel jede Universitäts-Augenklinik
die Möglichkeit der Hornhautübertragung an. Darüber hinaus auch mehrere
große operativ tätige Zentren außerhalb von Universitäten, die sich auf
Behandlungen im vorderen Augenabschnitt spezialisiert haben.
Wie läuft eine normale Hornhautverpflanzung ab?
Die Hornhauttransplantation war die allererste erfolgreiche Transplantation beim
Menschen überhaupt. Sie wird heute weltweit häufiger durchgeführt als alle
übrigen Organtransplantationen zusammen. 1905, also bereits vor 110 Jahren,
wurde die erste Hornhautverpflanzung am Menschen erfolgreich durchgeführt.
Bis 1988 hatte sich an deren Prinzip nicht allzu viel geändert. Nach wie vor ist
vielerorts ein metallisches Rundmesser das Instrument, mit dem die so
genannte Trepanation der gerade mal 0,5 mm dicken Hornhaut durchgeführt
wird. Die trübe oder verformte Hornhaut des Patienten wird damit ebenso
herausgeschnitten wie ein entsprechendes Spenderscheibchen aus dem Auge
des Spenders. Sind die verwendeten Messer auch sehr scharf geschliffen, kann
es doch zu Verformungen am Transplantat und im Auge des Patienten
kommen. Die Spenderhornhaut passt also nicht exakt zum Auge des Patienten.
Die neue Hornhaut gelangt „verkrümmt“ an ihren Platz. Der Erfolg einer
Hornhauttransplantation und damit der optimal mögliche Anstieg der Sehkraft
fallen oftmals nur gering aus.
Prof. Gottfried Naumann (1980-2003 Direktor der Universitäts-Augenklinik
Erlangen) hat dieses Problem speziell erforscht und 1986 mit seiner Gruppe ein
Verfahren entwickelt, das für dieses wesentliche Problem bei
Hornhauttransplantationen eine Lösung bietet. Geschnitten wird hierbei mit
einem punktförmigen Excimer-Laserstrahl entlang einer Metallmaske ohne
jeden direkten Hornhaut-Kontakt. Spender-Hornhaut und Empfänger-Auge
werden so optimal einander angepasst. Ein spezielles „Schlüssel-SchlossPrinzip“ beim Zuschnitt von Transplantat und Empfängerhornhaut sorgt zudem
für eine exakte Ausrichtung. Acht Zähnchen nach außen bei der
Spenderhornhaut korrespondieren mit acht Kerben beim Patienten. Die
Spenderhornhaut wird dann mit feinsten Fäden eingenäht.
Wie funktioniert die neue DMEK Methode?
Seitdem neue Präparationstechniken die schonende Trennung von
Hornhautstroma und Descemet-Membran sowohl bei der Empfänger- als auch
bei der Spenderhornhaut erlauben, lassen sich nun gezielt erkranktes
Hornhautstroma bzw. erkranktes Hornhautendothel durch die entsprechenden
gesunden Schichten der Spenderhornhaut ähnlich einem Baukastenprinzip
ersetzen.
Durch drei winzige Einschnitte in der Augenhornhaut entfernt der Augenchirurg
zunächst unter Sicht über ein Operationsmikroskop die erkrankten Schichten
des Hornhautgewebes. Dann injiziert er das Spender-Transplantat in einer
wässrigen Lösung in das Auge und bewegt es mit Hilfe einer ebenfalls
injizierten, kleinen Luftblase und durch sanftes Drücken berührungsfrei von
außen an die richtige Stelle. Das Transplantat wird dann von der Luftblase leicht
von innen an die Rückfläche der Hornhaut angedrückt, wo es von selbst und
ohne Naht einheilt.
Welche Vorteile hat die neue DMEK-Technik noch?
Ein großer Vorteil besteht darin, dass eine Abstoßung des Spendergewebes
fast nicht mehr vorkommt.
Ältere Patienten, überwiegend mit Fuchsscher Endotheldystrophie, profitieren
im Vergleich zur perforierenden Keratoplastik zudem von der deutlich
beschleunigten Verbesserung der Sehschärfe. Zudem fehlen alle
Komplikationen, die beim Einnähen einer Spenderhornhaut auftreten können,
weil eben nicht mehr genäht werden muss. Zu diesen Komplikationen zählten
Fadenlockerung, eine durch Nähte bedingte Hornhautverkrümmung und das
ungewollte Einwachsen kleiner Blutgefäße in die glasklare Hornhaut.
Weiterer Vorteil: Da die zu erwartende Hornhautkrümmung nach erfolgreicher
DMEK gut abgeschätzt werden kann, lässt sich gleichzeitig und ganz
hervorragend ein Grauer Star beseitigen. Denn die drei minimalen Öffnungen
am Rand der Augenhornhaut für die DMEK-Operation stimmen genau mit den
Zugängen für eine Katarakt-Operation überein, so dass problemlos auch eine
getrübte Linse entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt werden kann.
Gibt es genügend Hornhaut-Spenden?
Nein. Neue Transplantationstechniken und die Entwicklung besserer
Medikamente helfen keinem Patienten, wenn die Spenderhornhaut fehlt! In den
vergangenen Jahren haben sich die Wartelisten für Hornhauttransplantationen
nicht verkürzt, sondern mancherorts sogar verlängert. Nach wie vor können in
Deutschland statt der rund 8.000 jährlich erforderlichen
Hornhautverpflanzungen nur 5.244 durchgeführt werden. Nicht einmal für diese
ungenügende Zahl von Operationen reichen die in Deutschland gewonnenen
Spenderhornhäute. Ein beträchtlicher Teil muss nach wie vor eingeführt
werden, vor allem aus den Niederlanden und den USA.
Muss der Patient, ähnlich wie nach Nieren- oder Herzverpflanzungen,
lebenslang Medikamente einnehmen, um Abstoßreaktionen zu vermeiden?
Nein. Lediglich cortisonhaltige Augentropfen sollten in absteigender und zuletzt
sehr niedriger Dosierung etwa über ein Jahr nach dem operativen Eingriff
angewendet werden.
Statistik:
Anzahl der Hornhaut-Transplantationen in Deutschland:
Jahr
2010
2011
2012
2013
Anzahl der
Transplantationen
4.030
4.533
5.084
5.244
Zum Vergleich: Verpflanzte Organe 2013
Organ bzw.
Gewebe
Augenhornhaut
Niere
Leber
Lunge
Herz
Zahl der
Transplantationen
5.244
1.547
884
371
313
Zusätzlich als
Lebendspende
725
86
Gründe für Hornhaut-Transplantationen 2013:
Diagnose
Zahl der
Transpla
ntationen
Fuchs Dystrophie (1)
Erneute HornhautVerpflanzung nach
Erst-OP
Endotheldekompensati
on (2)
Keratokonus (3)
Hornhautnarben
Andere
1.692
665
Prozent-Anteil
an
der
Gesamtzahl
der
Transplantatio
nen
35,3 %
13,9 %
631
13,2 %
518
387
898
10,8 %
8,1 %
18,7 %
(1) Fuchs Dystrophie: Bei dieser auch durch Erbfaktoren bedingten Krankheit
sterben die Endothelzellen auf der Innenseite der Hornhaut ab. Ihre Aufgabe,
das Wasser aus der Hornhaut in die Vorderkammer abzupumpen, geht
verloren. Folge: Die Hornhaut speichert Wasser, quillt auf, wird trüb und die
oberste Zellschicht (Epithel) hebt sich ab.
(2) Endotheldekompensation: Hier verliert die Endothelschicht an der Innenseite
der Hornhaut aufgrund anderer Ursachen ihre Funktion
(3) Keratokonus: Krankhafte Vorwölbung und Ausdünnung der Augenhornhaut
Anstieg und Anteile der verschiedenen Transplantationstechniken
an der Gesamtzahl der Hornhaut-Verpflanzungen in Prozent:
Jahr
Herkömmliche
Verpflanzung
der
gesamten
Hornhaut
2010
2011
2012
2013
80,4 %
63,9 %
61,4 %
52,1 %
Ersatz
einzelner
Schichten
mit
OP von
außen
4,4 %
6,6 %
4,6 %
4,4 %
Ersatz
einzelner
Schichten
mit OP
v. innen
(DMEK)
15,2 %
29,5 %
34,0 %
43,5 &
 der Anteil der neuen DMEK-Technik ist in nur drei Jahren rasant von 15,2 auf
43,5 Prozent angestiegen. Der Anteil der herkömmlichen Transplantationen der
gesamten Hornhaut fiel gleichzeitig von 80,2 auf 52,1 Prozent.
Anzahl der Patienten auf der Warteliste für eine Hornhaut-Transplantation
Jahr
zum
31.12.2011
zum 31.12.
2012
zum
31.12.2013
Zahl der Patienten, die
wg. Spendermangel
nicht
transplantiert werden
konnten
1.892 Patienten
2.744 Patienten
3.163 Patienten
Quellen: Sektion Kornea der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
(DOG), DSO
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