Aktiengesellschaft für Dienstleistungen in der Schweineproduktion Geschäftsbereich SGD-SSP Literaturrecherche Enteritis bei Mastschweinen A. Palzer et al. Tierärztliche Praxis Grosstiere 36 (4), 2008, 257-265 Anamnese: Die Tiere stammen ab einem Mastbetrieb mit 1700 Mastplätzen. Die Mastabteile werden im rein-raus Verfahren bestossen und in regelmässigen Abständen mit jeweils 220 Tieren belegt. Jeweils 1-2 Wochen nach Einstallung tritt in den Gruppen wiederholt ein grauer bis grau-grüner, flüssiger Durchfall auf. Mehrere Schweine zeigen eingefallene Flanken. Weitere Symptome bestehen nicht. Zur diagnostischen Abklärung werden vier erkrankte Tiere (12 Wochen alt, 30-35 kg schwer) in die Klinik für Schweinekrankheiten in München eingeliefert. Zusätzlich werden von zehn Tieren Kotproben entnommen. Klinische Untersuchung: Die vier Mastjager sind in einem guten bis mässigen Ernährungszustand und verhalten sich unauffällig. Alle Tiere weisen eine geringgradig kyphotische Rückenlinie auf, zwei Tiere zusätzlich eine eingefallene Flanke. Die rektal gemessene Körpertemperatur beträgt zwischen 38.2°C und 39.0°C. Die Tiere setzen dünnbreiigen, gräulichen Kot ab. Weiteres Vorgehen: Am Tag der Einlieferung werden Blut- und Kotproben entnommen. Die hämatologischen und klinischchemischen Parameter lagen im jeweiligen Referenzbereich. Die Jager werden euthanasiert. Die pathomorphologische Untersuchung ergibt eine katarrhalische Enteritis mit zementfarbigem Dickdarminhalt. Histologisch zeigt die Darmwand bei allen Tieren im Bereich des Ileozäkalzapfens eine Hyperplasie des darmassoziierten lymphatischen Gewebes und der Becherzellen mit vermehrter Schleimsekretion. In der Versilberung sind in wechselnder Anzahl spirillenförmige Bakterien nachweisbar. Drei Schweine weisen eine interstitielle Pneumonie auf, teilweise von einer katarrhalisch-eitrigen Bronchopneumonie begleitet. Bei der mikrobiologischen Untersuchung der Kotproben der Patienten sowie der im Bestand gewonnen Proben lassen sich in sieben Fällen kulturell Brachyspiren nachweisen. Alle Proben sind Salmonellen-negativ. Die Untersuchung mittels PCR auf Lawsonia intracellularis verläuft ebenfalls negativ. Die biochemische Typisierung von fünf der isolierten Brachyspirenkulturen ergibt in vier Fällen Brachyspira murdochii und einmal Brachyspira innocens. Zur Überprüfung der biochemischen Differenzierung wird eine Triplex-PCR aller Proben auf Brachyspira hyodysenteriae, Brachyspira pilosicoli und Lawsonia intracellularis durchgeführt. Das Resultat ist in allen Fällen negativ. Diagnose: Enteritis vom Bild der Dysenterie, vermutlich ausgelöst durch Brachyspira murdochii. Differenzialdiagnosen: Da im vorliegenden Fall Tiere verschiedener Altersgruppen, die unterschiedliches Futter erhielten, eine ähnliche Symptomatik zeigten, wurde eine nichtinfektiöse Ursache ausgeschlossen. Dysenterie: Wird durch eine orale Infektion mit Brachyspira hyodysenteriae ausgelöst. Die ersten klinischen Anzeichen sind Inappetenz sowie häufig ein weicher, hellgrauer Kot. Im weiteren Verlauf stellt ein zementfarbener bis dunkelbrauner oder rötlicher Kot das auffälligste klinische Symptom dar. Durch die plötzliche Darmentleerung haben die Tiere ein eingefallenes Abdomen. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 30.09.2008 Seite 1 von 2 Spirochätendiarrhö: Wird durch eine Infektion mit Brachyspira pilosicoli hervorgerufen. Die klinischen Symptome sind der durch Brachyspira hyodysenteriae bedingten Dysenterie sehr ähnlich. Die Tiere weisen einen breiigen, teilweise blutigen Kot und reduzierte Gewichtszunahmen auf. Porzine proliferative Enteropathie (PPE): Fasst verschiedene durch Lawsonia intracellularis ausgelöste Krankheitsbilder zusammen. Während die PIA in erster Linie Absetzferkel betrifft und durch einen chronischen Durchfall gekennzeichnet ist, tritt die akute PHE vor allem bei Mastschweinen und Jungsauen auf und manifestiert sich in Form blutiger Diarrhö und plötzlicher Todesfälle. Die sehr weite Verbreitung von Lawsonia intracellularis in Schweinebeständen mit und ohne klinische Symptomatik erfordert eine gezielte Diagnostik zum Ausschluss anderer Durchfallerreger. Salmonellose: Ist klinisch durch Fieber, Apathie und Anorexie gekennzeichnet. Betroffene Schweine können eine Blaufärbung der Ohren und der Rüsselscheibe aufweisen. Die Tiere setzten einen gelbgrauen bis blutigen Kot ab. Die Diagnose erfolgt anhand der klinischen und pathomorphologischen Untersuchung sowie einer bakteriologischen Untersuchung von Kotproben. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion mit Salmonellen jedoch subklinisch ohne irgendwelche Krankheitserscheinungen. Transmissible Gastroenteritis (TGE) und Epizootische Virusdiarrhö (EVD): Die Infektionen mit Coronaviren sind ebenfalls durch Enteritis gekennzeichnet. In immunologisch naiven Beständen ist dann allerdings nach Infektion in allen Altersgruppen Durchfall zu beobachten. Weiterhin findet in den betroffenen Betrieben eine schnelle Durchseuchung statt. Eine Virusinfektion konnte im vorliegenden Fall aufgrund des klinischen Bildes, des fehlenden histologischen Nachweises einer Zottenatrophie und der mit negativem Befund verlaufenen elektronenmikroskopischen Untersuchung ausgeschlossen werden. Verlauf im Bestand: Nach oraler Behandlung mit Tiamulinfumarat in der Dosierung von 150 ppm kommt es innerhalb von 1-2 Tagen zu einer Besserung des klinischen Bildes. Alle Jager erhalten bei Auftreten der beschriebenen Symptomatik drei Wochen lang Tiamulinfumarat. Weiterhin wird angeraten, die Reinigung und Desinfektion der leeren Abeile durch eine Cyanamiddesinfektion zu ergänzen. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 30.09.2008 Seite 2 von 2