Protokoll ()

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Philipps Universität Marburg
Fachbereich Chemie Lehramt
Wintersemester 2006/2007
Seminar: Übungen im Experimentalvortrag (OC)
Natürliche und synthetische
Fasern
Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
Astrid Höhle
Willinger Str. 9
34497 Korbach
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung ............................................................................................................................... 3
2. Definition ............................................................................................................................... 3
3. Zur Geschichte der (Textil-)fasern ......................................................................................... 4
Die ersten natürlichen Fasern ......................................................................................... 4
Die ersten Chemiefasern................................................................................................. 5
3. Fasern- Ein Überblick ............................................................................................................ 7
Demonstration 1: Die Griff- und Knitterprobe ............................................................... 7
Demonstration 2: Die Brennprobe.................................................................................. 9
4. Naturfasern ........................................................................................................................... 14
Versuch 1: Cellulosenachweis ...................................................................................... 18
Versuch 2: Was haben Wolle und Seide gemeinsam? ................................................. 21
5. Abgewandelte Naturfasern ................................................................................................... 25
Versuch 3: Herstellung von Kupferseide ..................................................................... 28
6. Synthesfasern ....................................................................................................................... 31
Versuch 4: Nylondarstellung ........................................................................................ 32
7. Weiterverarbeitung ............................................................................................................... 36
Demonstration 3: Schmelzspinnen von Polyamid ........................................................ 36
8. Textilveredelung................................................................................................................... 39
Versuch 5: Mercerisieren und Färben von Baumwolle ................................................ 39
9. Schulrelevanz ....................................................................................................................... 42
10. Bildnachweise .................................................................................................................... 43
11. Literaturnachweise ............................................................................................................. 43
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1. Einleitung:
Als eigenständiges, abgeschlossenes Thema werden natürliche sowie synthetische Fasern in
der Schule nur äußerst selten unterrichtet. Der hessische Lehrplan sieht explizit als Thema in
Klasse 12 (für das achtjährige Gymnasium) natürliche Fasern vor. Synthetische Fasern
hingegen
werden
zumeist
Polymerisationsreaktionen
nur
im
thematisiert.
Zusammenhang
Eine
mit
Gegenüberstellung
Kunststoffen
und
und
verknüpfende
Betrachtung dieser beiden Fasergruppen ist nicht vorgeschrieben und erfolgt zumeist auch
nicht. Trotzdem ist das Thema für die Schule sehr gut geeignet. Gerade im Zusammenhang
mit Mode und Kleidung und somit vom Standpunkt der Textilfasern bietet es sich für jeden
Chemieunterricht an. Der so oft geforderte Alltagsbezug wird bei diesem Thema mehr als
erfüllt: Wir alle sind täglich umgeben von Fasern, sei es, um nur ein paar wenige Beispiele zu
erwähnen, in Form von Textilfasern, Papierfasern oder aber auch modernen Glasfasern.
Schon früh lernen die Schüler in ihrem "normalen" Leben die verschiedenen Fasern kennen.
Ein Blick in den Pulli oder die Jacke genügt und auf den eingenähten Schildern werden uns
die verschiedenen Fasern aufgezeigt. Da gibt es Baumwolle, Polyester, Viskose, Seide und
vieles mehr. Doch was ist das überhaupt? Was unterscheidet diese Fasern oder haben einige
von ihnen doch mehr miteinander gemeinsam als man glaubt? Diese Fragestellungen
resultieren bereits aus dem Alltag der Schüler und können vom Lehrer im Unterricht leicht
aufgegriffen werden. Hierzu eignet sich wohl am besten eine Projektunterrichtseinheit in der
die Schüler die Thematik Fasern von verschiedenen Seiten chemisch beleuchten können.
Auch fächerübergreifende Arbeiten z.B. mit der Biologie sind möglich. Da das Thema jedoch
sehr weit reichend ist, ist eine alles umfassende Bearbeitung nahezu ausgeschlossen. Daher
sollte man je nach Intention, Vorwissen und Interesse der Schüler den Schwerpunkt auf einen
Bereich der Fasern legen. Hier bieten sich z.B. die in meinem Vortrag intensiver behandelten
Textilfasern an. Man könnte aber auch eine Einheit über Papierfasern oder moderne HighTech-Fasern gestalten.
2. Definition
Bei Fasern handelt es sich um lang gestreckte Aggregate, deren Moleküle oder Kristalle in der
Moleküllängsrichtung oder einer Gittergeraden überall gleichgerichtet sind. Diese Definition
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erscheint jedoch zunächst sehr nüchtern, wird aber im Folgenden an konkreten Beispielen
illustriert.
3. Zur Geschichte der (Textil-)fasern
Die ersten natürlichen Fasern:
In der Altsteinzeit vor ca. 125 000 Jahren verließen die Menschen die Warmzonen der Erde.
Daher wurde es sie nötig sich mit Kleidung vor der Witterung zu schützen und die ersten
Kleidungsstücke aus Fell entstanden. Noch in der Steinzeit lernten die Menschen Pflanzen zu
verflechten und es wurden bereits mit einfachen Hilfsmitteln Tierhaare und Pflanzenfasern
(zumeist aus Rohstoffen aus der umgebenden Natur) zu Garnen verarbeitet. Diese wurden
nicht nur für Bekleidung genutzt, sondern auch als Schnüre für Netze zum Fischfang usw..
Die Kunst der Textiliengestaltung entwickelte sich vermutlich zeitgleich an verschiedenen
Stellen auf der Erde. Daher weiß man auch nicht, wo die Technik des Spinnens zuerst
entwickelt wurde, doch es gibt Anhaltspunkte, dass schon in der Steinzeit lange Fäden bzw.
Garne eingesetzt wurden. Auch weiß man, dass schon vor 5 000 Jahren die Sumerer Flachs
anbauten und diesen zu Leinen verarbeiteten. Funde belegen, dass auch die Ägypter 3 000 v.
Chr. bereits Kleidung aus Leinen trugen. Aber auch in unseren Breitenkreisen, also bei den
Germanen, wurde Leinen hergestellt, später dann die Schafwolle. Man geht sogar davon aus,
dass 3 000 v. Chr. in Europa bereits Webstühle zum Einsatz kamen.
Aber nicht nur Leinen war schon früh bekannt, so setzten die Inkas 2 700 v. Chr. Baumwolle
ein und in China begann vermutlich die Zucht von Seidenspinnerraupen. Dieser Zeitpunkt ist
nicht genau bestimmt, denn die Chinesen bewahrten das Geheimnis der Seidenproduktion
über viele Jahrhunderte und hatten somit ein Monopol. Dementsprechend wertvoll war Seide.
Auch Filz gibt es wohl schon seit sehr langer Zeit. So stellten Römer und Griechen aus
Tierhaaren unter Einwirkung von Feuchtigkeit, Wärme, Druck und Walkmitteln (Harz, Seife)
Stoffe her.
Diese Verfahren überdauerten lange, doch mit steigender Bevölkerungszahl, wurde zum einen
eine größere Menge an Textilien benötigt, vor allem aber auch mehr Nahrung. Daher wurde
auf Feldern zunehmend nicht mehr Flachs angebaut und ebenso ging die Schafszucht zu
Gunsten der Nahrungsmittelproduktion zurück. Viele Gebiete mussten daher Rohstoffe
4
importieren. So wurde versucht in der Empire- und Biedermeierzeit bei der Textilproduktion
möglichst Stoff sparend zu arbeiten.
Ein Umschwung trat im 19. Jahrhundert zu Zeiten Napoleons III ein. Dessen Gemahlin
Eugenie entwarf eine Mode für die große Mengen an Stoff von Nöten waren. Aber nicht nur
für Kleidung wurde viel Stoff benötigt; die Menschen begannen nun auch ihre Wohnungen
mit Dingen wie Gardinen und Bordüren zu schmücken. Durch die Industrialisierung stieg
zeitgleich der Wohlstand, sodass ein großer Teil der Bevölkerung nun an der Mode teilhaben
konnte. Da nun aber gerade in Europa aus klimatischen und räumlichen Gründen der Anbau
von z.B. Baumwolle nicht möglich war, mussten Alternativen gefunden werden. Dies leitete
den Beginn der Chemiefaserproduktion ein.
Die ersten Chemiefasern:
Mitte des 19. Jahrhunderts fanden dank einer Entdeckung des Baselers Christian Schönbein
erstmals abgewandelte Polymere auf Basis von Cellulose-Molekülen Verwendung als
Textilfaser. Schönbein fand zufällig heraus, dass Cellulose nitrierbar ist. So konnte aus Holz
z.B. Viskose, eine Faser, die sich zur Herstellung von Textilien hervorragend eignet,
gewonnen werden. Die eigentlichen Chemiefasern wurden jedoch erst etwa 40 Jahre später
entwickelt. Graf Louis Bernigaud St. Hilaire de Chardonnet stellte aus nitrierter Cellulose,
welche in einem Gemisch aus Ethanol und Ether gelöst war, Nitroseide her. Nach ihm ist
daher die Chadonnet-Seide benannt, welche zudem durch Denitrierung schwer entflammbar
gemacht wurde. Etwa 10 Jahre später gelang es dem deutschen Chemiker H. Pauly
Kupferseide herzustellen. Hierzu nutzte er aus, dass Cellulose in einer Tetrammin-Kupfer(II)hydroxid-Lösung, dem so genannten Schweizer-Reagenz gelöst werden kann. (s. auch
Versuch Herstellung von Kupferseide). Kurze Zeit später gewannen Cross, Bevan und Beadle
mittels der Xanthogenatbildung Viskose-Seide. Hierzu verwendeten sie eine CelluloseLösung in einem Gemisch von Schwefelkohlenstoff und Natronlauge. Bereits einige Jahre
zuvor hatte in Frankreich P. Schützenberger Acetylcellulose entdeckt. Diese eignete sich
jedoch noch nicht für die Textilverarbeitung. Erst 1899 fand Leonard Lederer eine
Möglichkeit diese Kunstseide verspinnbar zu machen. Hierzu wurde das zunächst entstehende
Cellulosetriacetat teilweise rückverseift. Hierdurch konnte man das erhaltene Produkt in
Aceton lösen und schließlich verspinnen. Durch diese Entwicklungen schnellte die weltweite
Kunstseideproduktion bis 1913 auf die beträchtliche Menge von 11 600 t.
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Etwa 20 Jahre später und nach umfassender Forschung auf dem Gebiet der
Polymerisationsreaktion synthetisierte 1935 Wallace Rume Carothers bei Du Pont aus
Hexamethylendiamin (1,6 Diaminohexan) und Adipinsäure das erste Polyamid. Hierbei
erhielt er eine amorphe Schmelze, welche mit Hilfe von Düsen zu Fäden verarbeitet und
schließlich verstreckt wurden. Dadurch erhielten die Fäden eine extreme Reißfestigkeit. Noch
heute findet dieses Polyamid 6,6 unter der Bezeichnung Nylon (New York und London)
Einsatz in vielen Gebieten. In den USA kamen 1940 die ersten Nylonstrümpfe auf den Markt
und revolutionierten diesen. Etwa zeitgleich (1938) gelang in Deutschland Paul Schlack die
Herstellung von Perlon (bzw. auf dem amerikanischen Markt Nylon 6) aus ε-Caprolactam mit
Hilfe eines Katalysators und unter großer Hitze. Carothers hatte ebenfalls an dieser Synthese
gearbeitet, diese jedoch nach einiger Zeit als nicht realisierbar verworfen.
Auch hatte Carothers in Zusammenhang mit verschiedensten Polymerisationsreaktionen
versucht einen Polyester darzustellen und dies wiederum verworfen. Diese Idee griffen jedoch
die beiden Engländer John R. Whinfield und James T. Dickson wieder auf. Im Gegensatz zu
Carothers, welcher als Ausgangsstoffe stets geradlinige Kohlenstoffketten, also Aliphaten,
verwendet hatte, setzen die beiden Engländer auf den Einbau von Benzolringen. Diese sollten
den Faden unempfindlicher gegen Temperatur und allgemein widerstandfähiger machen. Sie
setzen also Terephthalsäure und Glykol ein. Polykondensation lieferte ihnen einen
Polyglykolterephtalsäureester,
aus
welchem
leicht
beständige
Fäden
für
die
Textilverarbeitung erhalten werden konnten. Ab 1953 ging diese Faser unter der Bezeichnung
Terylen® in Großproduktion. Zwei Jahre später stellte die Hoechst AG die Polyesterfaser
Trevira® her.
Ebenfalls bereits 1930 kam Acrylsäurenitril (bzw. Acrylnitril oder Propennitril) bei der
Copolymerisation mit Butadien beim Synthesekautschukprozess zum Einsatz. Dies sollte aber
nicht das einzige Verwendungsgebiet bleiben. Schon bald setzte man es zur Herstellung von
Thermoplasten, Elastomeren und Fasern ein. 1939 glückte Walter Reppe eine einfache und
kosteneffiziente Herstellung von Acrylsäure. Hierzu setzet er Acethylen (bzw. Ethin) mit
Kohlenstoffmonoxid bei Anwesenheit von Wasser oder aber Alkoholen um. Doch es sollte
noch drei Jahre dauern, bis Polyacrylnitril Einsatz als Faser finden konnte, denn zunächst gab
es kein geeignetes Lösemittel. 1942 fand jedoch Herbert Rein heraus, dass sich Polyacrylnitril
in Dimethylformamid, Dimethylacetamid und Dimethylsulfoxid lösen lässt. Wiederum
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nahezu zeitgleich wurde jedoch in den USA von R. C. Houtz Polyacrylnitril in
Dimethylformamid gelöst und im Nassspinnverfahren weiterverarbeitet. Im Handel findet
man die so erhaltenen Fasern unter den Bezeichnungen Orlon® (Du Pont) bzw. in
Deutschland als Dolan® oder aber auch Dralon®.
3. Fasern- Ein Überblick
Wie bereits erwähnt ist der Begriff der Fasern weit reichend. Dementsprechend
unterschiedlich verhalten sich auch die unterschiedlichen Fasern. Trotzdem gibt es
Möglichkeiten die Fasern in Gruppen zusammenzufassen und zu ordnen. Diese Einteilungen
können jedoch, ja nachdem auf welche Aspekte das Hauptaugenmerk gelegt wurde,
unterschiedlich erfolgen. Unten stehender Grafik stellt eine mögliche Einteilung der Fasern
dar, wie sie häufig zu finden ist. Hierbei wird zunächst grob zwischen Natur-
und
Chemiefasern unterschieden, da sich diese sowohl in Herkunft als auch in ihren Eigenschaften
deutlich unterscheiden.
Von diesen beiden großen Klassen lassen sich weitere
Untergruppierungen bilden, so unterscheidet man bei den Naturfasern solche mit pflanzlicher,
tierischer oder aber mineralischer Herkunft. Bei den Chemiefasern betrachtet man
abgewandelte Naturstoffe, synthetische Polymere und Fasern aus anorganischen Rohstoffen.
Fasern
Kunstfasern
Naturfasern
pflanzlich tierisch mineralisch
Baumwolle Wolle
Hanf
Seide
Jute
Asbest
Abgewandelte Synthetische
Naturstoffe
Polymere
Viskose
Modal
Acetat
Polyester
Polyamid
Elastan
Aus anorg.
Rohstoffen
Glas
Metall
Kohlenstoff
Zur Identifizierung von Naturfasern bieten sich mehrere Verfahren an. Eines der einfachsten
Verfahren zu einer ersten Unterscheidung, das wir wohl alle aus dem Alltag kennen, ist die
Griff- und Knitterprobe.
Demonstration 1: Die Griff- und Knitterprobe
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Chemikalien:

Stoffproben: Leinen, Polyamid, Baumwolle, Viskose, Acetat, Polyester, Schurwolle,
Seide
Geräte:

Schere

Tesa-Film

2 Bogen Tonpapier
Durchführung:
Vor Beginn des eigentlichen Versuches werden etwa in Größe einer Postkarte acht Probe der
oben genannten Stoffe mit der Schere zugeschnitten. Diese befestigt man nun mit Tesafilm
auf dem Tonpapier. Unter der Stoffprobe wird verdeckt die jeweilige Bezeichnung dieser
notiert, es besteht in der Schule aber auch die Möglichkeit diese erst nach Abschluss des
Versuchs bekannt zu geben. Anschließend können die so vorbereiteten Tafeln mit Proben
herumgegeben werden. Die Probanden sollen den Stoff zuerst optisch begutachten, dann die
Struktur fühlen und diesen schließlich auch knittern. Durch Vergleich sollen Eigenschaften
der einzelnen Proben herausgefunden werden. Auch sollen Gemeinsamkeiten und
Unterschiede sowohl in Bezug auf die Oberflächenbeschaffenheit als auch auf das
Knittervermögen herausgearbeitet werden.
Beobachtung und Erklärung:
Durch die Griffprobe lassen sich im Wesentlichen nur die Naturfasern gut von einander
unterscheiden. Auch stellt sich das Problem, dass die Stoffproben, wenn man sie im Geschäft
erwirbt, oft bereits mit speziellen Verfahren behandelt wurden, sodass nicht mehr die selben
fasertypischen Eigenschaften wie bei den natur belassenen Fasern erfühlt werden können. Im
Versuch sollten die Fasern folgende Eigenschaften zeigen:
Baumwolle
Warm, fest
Leinen
Kühl, steif
8
Schafwolle
Warm, rau, weich
Seide
Glatt, weich
Synthetische Fasern
Unterscheidung schwer mgl.
Auch das Knitterverhalten eines Gewebes kann bereits erste Anhaltspunkte zur
Identifizierung des Faserrohstoffes, aus dem es besteht, bieten. Allerdings muss wie bei der
Griffprobe erwähnt werden, dass durch chemische Behandlung das fasertypische
Knitterverhalten etwas verändert sein könnte. Nach kurzem Knittern in der der Hand sollte
man folgende Unterschiede im Knitterverhalten der einzelnen Proben feststellen können:
Sehr starkes Knittern
Leinen (Flachs)
Starkes Knittern
Baumwolle, Viskose, Seide
Geringes Knittern
Wolle, Acetat, Polyamid
Sehr geringes Knittern
Polyester
Entsorgung:
Bei diesen Demonstrationen bietet es sich an, die einmal vorbereiteten Tafeln mit den
Stoffproben für weitere Unterrichtszwecke aufzubewahren.
Diesen noch relativ unspezifischen ersten Proben kann man nun weitere anschließen. So kann
man zum Beispiel ausnutzen, dass die verschiedenen chemischen Zusammensetzungen einer
Faser unterschiedliche Verhalten bei der Verbrennung in der Hitze der offenen Flamme
zeigen. Auch gibt der Verbrennungsrückstand Aufschlüsse über die eingesetzten Fasern.
Demonstration 2: Die Brennprobe
Chemikalien:

Stoffproben: Schurwolle, Polyester, Baumwolle
Geräte:
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
Feuerzeug

Feuerfeste Unterlage

Tiegelzange

3 kleine Porzellanschalen zum Auffangen des Verbrennungsrückstandes.
Durchführung:
Kleine Proben der drei Stoffe werden vorbereitet. Nun hält man eine der Stoffproben mit der
Tiegelzange fest und zündet diese an der unteren Ecke mit dem Feuerzeug an. Die
Schüler/Zuschauer sollen nun genau darauf achten, wie die Probe verbrennt. Während der
Verbrennung sollte die Probe bereits über die Porzellanschale gehalten werden. Flüssige,
sowie feste Verbrennungsprodukte werden in dieser aufgefangen. Anschließend wiederholt
man den Vorgang für die beiden anderen Proben und lässt dann die Verbrennungsrückstände
in Bezug auf Geruch, Farbe und sonstige Beschaffenheit begutachten.
Beobachtung und Erklärung:
Bei der Verbrennung kann man deutliche Unterschiede in der Entflammbarkeit wahrnehmen.
Auch verläuft die Verbrennung anders. Die Rückstände unterscheiden sich sowohl in Geruch,
Farbe als auch Beschaffenheit. Würde man die Probe für eine größere Anzahl an Proben
durchführen, könnte man die Proben nach der Brennprobe in drei großen Gruppen
klassifizieren: Cellulosefasern, Eiweißfasern und Synthesefasern.
Cellulosefasern:
Als Beispiele lassen sich hier Baumwolle, Flachs und Viskose nennen. Diese Fasern lassen
sich leicht entflammen. Sie verbrennen zügig und mit hell leuchtender Flamme. Der hierbei
entstehende Geruch erinnert an verbranntes Papier. Der Rückstand ist eine hellgraue, leichte
Flugasche.
Eiweißfasern:
Als
Beispiel eignet sich besonders gut die Schafwolle bzw. ein Schurwollestück. Im
Vergleich zur Cellulosefaser lässt sich die Wollfaser nur äußerst schlecht entflammen. Nähert
man sich der Probe mit der Flamme des Feuerzeugs, so weicht die Probe zurück. Auch
entflammt verbrennt die Faser sehr langsam. Es entsteht nur eine kleine Flamme, welche
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leicht erlischt. Hört man genau hin, so kann man ein Zischen hören. Bei der Verbrennung
riecht es nach verbrannten Haaren oder verbranntem Horn. Betrachtet man den Rückstand, so
erhält man eine poröse schwarze, kohlige Masse.
Synthesefasern:
Hier gilt es zu beachten, dass bei einigen Synthesefasern bei der Verbrennung
gesundheitsschädliche Dämpfe entstehen können (Polyacrylnitril=> Blausäure), daher sollte
der Versuch gegebenenfalls unter dem Abzug durchgeführt werden. Als gutes Beispiel eignet
sich ein Polyester. Die Synthesefaser weicht ebenfalls vor der Flamme zurück, beginnt aber
zu schmelzen. Es bilden sich kleine Schmelzperlen, die tropfend in die Porzellanschale fallen.
Einmal entflammt, verbrennt die Faser mit heller Flamme. Es riecht süßlich-aromatisch, aber
auch stechend. Als Rückstand erhält man eine glasige Masse, welche schnell beim Abkühlen
aushärtet. Dieser lässt sich nicht zerreiben.
Die untenstehende Tabelle fasst noch einmal die charakteristischen Beobachtungen bei dieser
Demonstration zusammen.
Cellulosefasern
Eiweißfasern
(pflanzlich)
(tierisch)
Faserbeispiel
Baumwolle
Wolle
Entflammung
Sehr leicht
Schwer
Sehr schnell - helle,
Langsam – kleine
Schnell – Tropfend –
leuchtende Flamme
Flamme
helle Flamme
Verbranntes Papier
Verbranntes Horn
Hellgraue, leichte
Schwarze, kohlige
Helle, glasige, harte
Flugasche
Masse
Masse
Einteilung
Verbrennung
Geruch
Rückstand
Synthesefasern
Polyester
Schmelzen, dann
Entflammen
Süßlich-aromatisch,
stechend
Abschließend sollen exemplarisch zwei Verbrennungsreaktionen chemischen beschrieben
werden. Zunächst die Verbrennung von Baumwolle, einer Cellulose-Faser. Diese besteht aus
verknüpften Zuckermolekülen (der Aufbau wird in späteren Kapiteln detaillierter behandelt),
welche beim Erhitzen zu Kohlenstoffdioxid und Wasser verbrennen. Wie allgemein bekannt
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besteht Papier ebenfalls zum Hauptteil aus Cellulose. Dies erklärt das sehr ähnliche
Verbrennungsverhalten.
Erhitzt man nun hingegen die Schurwolle, welche aus Aminosäuren aufgebaut ist, so erhält
man neben Wasser und Kohlenstoffdioxid Ammoniak.
OH
H
OH H
OH
H
...
O
O
H
OH
O
...
+ x O2, 
n CO2 (g) + m H2O(g)
H
H
OH
O
...
H
O
H
OH H
OH
R2
...
HN
NH
R1
+ x O2, 
n CO2 (g) + m H2O(g) + p NH3 (g)
O
Des Weiteren gibt es noch viele andere Möglichkeiten durch Prüfverfahren Fasern zu
identifizieren, diese sollen hier aber nur kurz angesprochen werden.
Anfärbeverfahren:
Da die Fasern unterschiedliche chemische Strukturen aufweisen, reagieren diese
unterschiedlich mit Farbstoffen. Daher lässt sich durch Anfärben eine Differenzierung der
Fasern erzielen. Hierzu eigenen sich entweder Farbreagenzien, wie sie industriell angeboten
werden (Neocarmin W® oder Neocarmin MS®) oder aber man verwendet eine wäßrige
Lösung von Chicagoblau 6 B, Palatinscharlach 3 R, Rhodamin B extra, Leonil DB,
Magnesiumsulfat und neutralisierter Pikrinsäure. Dies liefert folgende Färbungen:
Polyamidfasern werden gelb-gelbgrün, während Wolle und Seide orange gefärbt werden.
Caseinfasern nehmen einen roten Farbton an. Bei Verwendung von Neocarmin kann die
Probe entweder im kalten oder im Kochverfahren gefärbt werden.
Die Säure- und Laugenprüfung:
Auch hier können durch Zugabe von Säuren und Laugen die Fasern wieder in verschiedenen
Gruppen geordnet werden. Diese Probe beruht darauf, dass die zwischenmolekularen Kräfte
der makromolekularen Fasermoleküle durch Zugabe von Säure bzw. Lauge gelockert bzw.
teilweise sogar zerstört werden. Hierfür gibt man zu den einzelnen Stoffproben in
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Reagenzgläser jeweils 5%ige Natronlauge bzw. 80%ige Schwefelsäure. Die Probe mit der
Natronlauge wird nun vorsichtig für etwa fünf Minuten erhitzt, bis sie schwach zu sieden
beginnt. Im Gegensatz dazu erhitzt man die Proben mit Schwefelsäure nicht, sondern lässt
diese lediglich 15-20 Minuten stehen. Nach dem Einwirken entnimmt man nun vorsichtig mit
einer Pinzette die Faserrückstände und spült diese gründlich mit fließendem Wasser ab.
Danach lässt sich folgendes beobachten:
Faser
5%ige Natronlauge
80%ige Schwefelsäure
Baumwolle
Kein Abbau
Schneller Abbau
Flachs
Kein Abbau
Langsamer Abbau
Hanf
Kein Abbau
Schneller Abbau
Viskose
Kein Abbau
Abbau
Acetat
Kein Abbau, wird schleimig
Abbau unter gelblicher Färbung
Wolle
Abbau
Kein Abbau
Seide
Abbau
Abbau
Polyamid
Kein Abbau
Abbau
Polyester
Kein Abbau
Abbau
Polyacrylnitril
Kein Abbau
Langsamer Abbau
Prüfungen mit Lösemitteln:
Für dieses Experiment sollte man im Abzug arbeiten. Hierbei werden auf die verschiedenen
Synthesefasern jeweils Aceton, konzentrierte Ameisensäure, (Dimethylformamid, giftig) und
entsprechende andere Lösungsmittel gegeben. Hierbei kann man folgende Resultate
beobachten:
Faser
Aceton
Ameisensäure
Dimethylformamid
Andere
Lösungsmittel
Polyamid
Nicht löslich
löslich
Nicht löslich
Konz. Essigsäure
Polyester
Nicht löslich
Nicht löslich
Nicht löslich
Konz. Salpetersäure
(kochend)
Polyacrylnitril
Nicht löslich
Nicht löslich
heißlöslich
Konz. Salpetersäure
PVC
löslich
Nicht löslich
Teilweise löslich
Toluol
Acetat
löslich
löslich
löslich
Konz. Essigsäure
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Des Weiteren gibt es noch einige wichtige Reaktionen die ebenfalls bei der Identifizierung
von Fasern helfen können.
Xanthoproteinreaktion: (s. auch Versuch)
Hierbei reagieren Wolle, Seide und Polyamidfasern mit konzentrierter Salpetersäure. Die
Lösung färbt sich hierbei intensiv gelb. Gibt man nun Ammoniaklösung im Überschuss hinzu,
so vertieft sich dieser Farbton zu orange.
Plumbatreaktion:
Gibt man Wolle in eine heiße, alkoholische Bleiacetatlösung (da diese giftig ist, darf diese
Reaktion in der Schule nur als Lehrerversuch durchgeführt werden), so reagiert der in der
Wolle enthaltene Schwefel zu schwarzem Bleisulfid.
Reaktion mit York-Lösung: (s. auch Versuch)
Hierbei handelt es sich um eine Iod, Kaliumiodid, Zinkchlorid-Lösung. Mit Hilfe dieser kann
festgestellt werden, ob eine Faser hauptsächlich aus Cellulose besteht. Gibt man dise auf
Kupferseide, Acetatfasern, Viskosefasern oder aber Baumwolle, so färben sich diese gelbbraun.
Es gibt noch zahlreiche andere Verfahren, um Fasern zu identifizieren. Hier soll jedoch nur
ein kurzer Überblick über die für den Schulunterricht geeignetesten Verfahren gegeben
werden.
4. Naturfasern
In diesem Abschnitt sollen die wichtigsten Naturfasern, ihre Klassifizierung, ihr Aufbau und
ihre Eigenschaften vorgestellt werden. Auf Baumwolle, Wolle und Seide wird hierbei näher
eingegangen.
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Naturfasern
Pflanzlich
(Cellulose)
Tierisch
(Eiweiß)
Mineralisch
Unter Naturfasern fallen sowohl organische als auch anorganische Naturfasern. Man
unterscheidet jedoch bei den organischen Fasern solche tierischen und pflanzlichen
Ursprungs. Pflanzliche Fasern zeichnen sich dadurch aus, dass sie alle Cellulose enthalten,
während tierische jeweils Eiweiß enthalten. Eine der wichtigsten anorganischen Naturfasern
ist Asbest. Dieses soll zunächst detaillierter beschrieben werden.
Anorganische Naturfasern:
Asbest:
Wie schon beschrieben, handelt es sich bei Asbest um eine mineralische Naturfaser. In der
Natur kommt es als Hornblendenasbest, dem Krokydolith, und als Serpentinasbest, dem
Chrysalit, vor.
Mg OH 8 (Si4O10 )
Ca2 ( Fe, Mg )( Si8O20 )OH 2
Serpentinasbest
Hornblendenasbest
In der Natur findet man jedoch zumeist Steine, welche zunächst gespalten werden müssen, um
schließlich weiche, glänzende Asbestfasern zu erhalten. Diese Fasern können versponnen
werden. Asbest zeichnet sich durch Feuerunempfindlichkeit und schlechte Wärmeleitung aus.
Aus diesem Grund wurde es früher am Bau als Isoliermaterial und Feuerschutzmittel
eingesetzt. Da es jedoch cancerogen ist, da kurze Fasern in die Lunge gelangen können, wird
es heute nicht mehr verwendet.
Pflanzliche Fasern:
Hierbei handelt es sich um organische Naturfasern, welche aus natürlich entstandenen
Makromolekülen aufgebaut sind. Hierbei kann man noch einmal eine Klassifizierung
vornehmen, wobei man Pflanzenhaare, wie Baumwolle, Bastfasern, wie Flachs, Hanf, Jute
oder aber Ramie und Hartfasern unterscheidet, hierzu zählen beispielsweise Sisal und Kokos.
Alle pflanzlichen Fasern beinhalten Cellulose.
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Pflanzliche Fasern
(Cellulose)
Pflanzenhaare
Bastfasern
Hartfasern
Baumwolle
Flachs
Hanf
Jute, Ramie
Sisal
Kokos
Baumwolle:
Als Baumwolle bezeichnet man die Samenhaare der Pflanze Gossypium herbaceum.
Abbildung 1
Wie alle pflanzlichen Fasern ist auch die Baumwolle zu einem großen Anteil aus Cellulose
aufgebaut (dies kann mittels Versuch 1 gezeigt werden), welche ein Makromolekül aus ß-DGlucose-Molekülen ist. Der Anteil an dieser beträgt ca. 90%. Der Faserstamm besteht hierbei
zu über 95% aus Cellulose, während die dünne Außenhaut der Faser gerade einmal einen
Celluloseanteil von 10% aufweist. Die Außenhaut setzt sich hingegen hauptsächlich aus
Wachsen und Pektin zusammen.
Betrachtet man die einzelnen Fasern nun genauer (dies ist zum Beispiel mit Hilfe eines
Rasterelektronenmikroskops möglich), so stellt man fest, dass die einzelnen Samenhaare
gerade einmal 20µ dick sind. Auch sind die einzelnen Samenhaare wiederum aus noch
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kleineren (0,1-0,2 µ) Einheiten aufgebaut, den Cellulose Fibrillen. Diese liegen in Bündeln
vor.
Abbildung 2
Wie man an Hand der unten gezeigten Aufnahme gut erkennen kann, sind die Samenhaare in
sich verdreht.
Abbildung 3
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Feinheit der Baumwolle und der Länge der
einzelnen Fasern. Es gilt: Umso länger die Faser, umso feiner ist diese. Baumwolle ist sehr
reißfest, allerdings im Vergleich zu anderen Naturfasern, wie z.B. der Wolle, wenig elastisch.
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Für den Einsatz als Textilfaser eignet sie sich besonders gut, da sie hitzebeständig und somit
kochfest ist. Allerdings ist sie auf Grund der mangelnden Elastizität nur schlecht formbar und
nicht pflegeleicht.
Versuch 1: Cellulosenachweis
Chemikalien:
Zinkchlorid-Iodlösung

20 g Zinkchlorid

0,1 g Iod

2,1 g Kaliumiodid

10 mL entionisiertes Wasser
Geräte:

Petrischale

Tropfpipette

Probe Baumwollgewebe

Probe Watte (Baumwolle)

Probe Polyester
Durchführung:
Zunächst wird die Zinkchlorid-Iodlösung hergestellt. Hierzu werden 20 g wasserfreies
Zinkchlorid in 10 mL entionisiertem Wasser gelöst. Anschließend mischt man diese Lösung
mit einer Lösung aus 2,1 g Kaliumiodid und 0,1 g Iod in 50 mL entionisiertem Wasser.
Nachdem die Lösung einige Zeit stehen gelassen wurde, gießt man diese vom Bodensatz ab
und fügt noch ein Iodkristall hinzu. Die auf diese Weise hergestellte Lösung sollte in einer
braunen Schliffflasche aufbewahrt werden, da sie lichtempfindlich ist.
Für den eigentlichen Versuch bereitet man in einer Petrischale Proben eines
Baumwollgewebes, eines Polyesters, sowie einer Baumwollwatte vor. Anschließend tropft
man mit der Pipette einige Tropfen Zinkchlorid-Iodlösung auf die jeweiligen Proben und
wartet einige Minuten.
18
Beobachtung:
Zunächst sind alle zugegebenen Tropfen noch gelb. Nach kurzer Zeit bereits färben sich diese
in Kontakt mit dem Baumwollgewebe bzw. der Watte dunkel blau-braun. Beim Polyester ist
keine Farbänderung zu beobachten.
Entsorgung:
Die Proben werden im Feststoffabfall entsorgt.
Erklärung:
Bei diesem Versuch handelt es sich um eine Nachweisreaktion von Cellulose. Da Baumwolle
zum größten Teil aus Cellulose besteht, kann diese mittels Zinkchlorid-Iodlösung in den
Proben des Baumwollgewebes und der Baumwollwatte nachgewiesen werden.
Der Nachweis beruht hierbei auf folgenden grundlegenden chemischen Prinzipien:
Metallsalze weisen, abhängig vom Ionenradius, eine Quellwirkung auf. Dies ist auch bei dem
hier eingesetzten Zinkchlorid der Fall. Das relativ kleine Zink-Kation ist von einer großen
Hydrathülle umgeben und stark hygroskopisch . Dadurch kann dieses in die Hohlräume
zwischen den Zellen dringen und diese aufweiten. Die Cellulose quillt auf und es bilden sich
Hohlräume. Man kann daher hierbei von einer intermicellaren Reaktion. In die Hohlräume
zwischen den Zellen können sich nun die in der Zinkchlorid-Iodlösung enthaltenen PolyiodidIonen
einlagern.
Es
entsteht,
ähnlich
wie
bei
der
Iod-Stärke-Reaktion,
eine
Einschlussverbindung, welche als Charge-Transfer-Komplex für die charakteristische blaue
Farbe sorgt.
19
Einschlussverbindung
 ZnCl 2 / I 3 ( aq)


Intermicellarer
Raum
Micelle
Tierische Fasern:
Auch tierischen Fasern setzen sich aus von der Natur gebildeten, organischen Makromoleküle
zusammen. Im Gegensatz zu pflanzlichen Fasern bestehen diese jedoch anstatt aus Cellulose
aus Eiweißen (siehe Versuch 2). Auch hier kann man noch einmal eine Untergliederung
finden. Im Allgemeinen unterscheidet man Wollen (Wolle, Schurwolle etc.), Haare
(Schafkamelwolle, Angora, Kamelhaar, Ziegenhaar oder aber auch Rosshaar) und Seiden
(hier sind im Wesentlichen die Maulbeerseide und die wilde Seide zu nennen).
Tierische Fasern
(Eiweiß)
Wolle
Haare
Seide
Wolle
Schurwolle
Schafkamelwolle Maulbeerseide
(Alpaka, Lama)
Wilde Seide
Angora
(Tussahseide)
Kamelhaar
Ziegenhaar
(Mohair, Kaschmir)
Rosshaar
20
Versuch 2: Was haben Wolle und Seide gemeinsam?
Chemikalien:

Konzentrierte Salpetersäure
Geräte:

3 Demoreagenzgläser

Demoreagenzglasständer

Probe Polyester

Probe Wolle

Probe Seide
Durchführung:
Zu allen drei Proben gibt man eine ausreichende Menge konzentrierte Salpetersäure und
wartet einige Minuten.
Beobachtung:
In den Reagenzgläsern, welche Wolle bzw. Seide enthalten, lässt sich schon bald eine
intensive Gelbfärbung beobachten. Die Polyesterprobe hingegen weist keine Veränderungen
auf.
Entsorgung:
Die Proben werden neutral im anorganischen Abfall entsorgt.
Erklärung:
Sowohl Wolle als auch Seide sind zum größten Teil aus Eiweißen aufgebaut. Diese lassen
sich mittels der hier eingesetzten Xanthoproteinreaktion nachweisen. Da die Eiweiße in der
21
Wolle bzw. Seide unterschiedlichst aus Aminosäuren aufgebaut sind, soll der Mechanismus
der Xanthoproteinreaktion zur Vereinfachung exemplarisch am Beispiel der Aminosäure LPhenylalanin dargstellt werden.
Zunächst wird das für den nachfolgenden Mechanismus entscheidende Elektrophil gebildet.
Dies geschieht in dem die Salpetersäure sich selbst protoniert und ein Wassermolekül im
Anschluss daran abgespalten wird. Man erhält somit als Elektrophil ein Nitronium-Kation.
2 HNO3 ( aq) 
NO3 ( aq)  H 2 NO3 ( aq)

H 2 NO3 ( aq) 
H 2 O( aq)  NO2 ( aq)

Nun erfolgt die eigentliche Nitrierung indem das elektrophile Nitroniumkation das
elektronenreiche aromatische Ringsystem angreift. Hierbei entsteht zunächst der π-Komplex.
Durch Ausbildung einer kovalenten Bindung zwischen dem Ringkohlenstoffatom in paraPosition (Alkylrest wirkt schwach aktivierend, sodass ortho- und para-Position denkbar
wären. Die para-Position ist jedoch unter sterischen Aspekten begünstigt) und dem
Elektrophil kommt es zur Bildung eines Carbenium-Ions bzw. des so genannten σKomplexes. Anschließend erfolgt rasch durch Abspaltung eines Protons die Rückbildung zu
einem aromatischen System und man erhält das nitrierte und gelb gefärbte Endprodukt.
O
O
R1
+
NH
R2
NO 2
+
(aq)
R1
NH
pi-Komplex
R2
NO 2
+
22
O
O
O
R1
R1
R1
NH
NH
NH
NO 2
+
H
..
...+ .
.
O
+
N
H
O
+
N
-
O
+
(aq)
R2
R2
R2
+
O
-
Sigma-Komplex
Seide:
Schon bereits im alten China wurde Seide nach einem streng geheim gehaltenen Verfahren
aus den Kokons der Seidenspinnerraupe gewonnen. Hierbei produzieren die Raupen des
Seidenspinners einen feinen Faden (0,013-0,026 mm), welcher jedoch eine Länge von bis zu
3 km lang aufweisen kann. Abgewickelt werden können jedoch lediglich ca. 300-900 m.
Diesen Vorgang bezeichnet man auch als Abhaspeln.
Abbildung 4
23
Wie in unten stehender schematischer Darstellung gezeigt, handelt es sich zunächst beim
Seidenfaden um einen Doppelfaden aus Seidenfibroin, welcher von einer Sericinschicht
umgeben ist. Sericin und Fibroin sind Proteine. Das Sericin wird jedoch innerhalb der
Produktion entfernt, da es die Seide glanzlos und rau macht. Nach der Entfernung dieser
Schicht, weist die Seide ihre bekannten Eigenschaften auf: Sie ist glänzend, geschmeidig und
elastisch. Ähnlich wie bereits bei der Baumwolle geschildert setzt sich ein Fibroineinzelfaden
aus Fibrillenbündeln zusammen, welche wiederum aus Mikrofibrillen aufgebaut sind.
Abbildung 5
Chemisch gesehen, setzt sich das Seidenfibroin zu 60% aus den beiden Aminosäuren Glycin
und Alanin zusammen. Es handelt sich also um Eiweiße. Im Gegensatz zur weiter unten
beschriebenen Wolle ist jedoch die schwefelhaltige Aminosäure Cystein am Aufbau des
Seidenfibroins nicht beteiligt.
Ausschnitt aus einem Seidenmolekül
Am Ende des Seidenherstellungsprozesses weist der erhaltene Faden eine hohe Feinheit auf.
Er ist sehr glatt und kaum gekräuselt. Daher ist der Seidenfaden relativ wenig elastisch.
Allerdings weist er eine sehr hohe Festigkeit auf, welche alle anderen Naturfasern übertrifft.
24
Problematisch bei der Pflege von Seidenfasern sind jedoch die Hitzeempfindlichkeit und die
Empfindlichkeit gegenüber Laugen.
Wolle
Unter Schaf- bzw. Schurwolle versteht man die Haare der Schafe. Diese sind elastisch,
spinnfähig und geschuppt.
1 Schuppenzellen
2+3 Faserstamm
(Spindelzellenschicht)
2 Ortho Cortex
3 Para Cortex
4 Makrofibrille
5 Microfibrille
Abbildung 6
Den größten Teil der Faser machen die Cortexzellen aus. Sie bilden eine Schuppenschicht,
welche unmittelbar unter der Oberhaut der Faser liegt. Ähnlich wie bei der Seide sind die
Cortexzellen aus spindelförmigen Fibrillen zusammengesetzt. Diese werden wiederum durch
Cysteinbrücken mit einander verbunden. Wolle ist aus dem Gerüsteiweiß Keratin aufgebaut.
Dieses enthält eine Vielzahl von Aminosäuren, welche unter anderem auch schwefel- und
stickstoffhaltig sind.
Auch bei der Wolle ist die Feinheit ein wichtiger Aspekt. Umso feiner die Faser ist, umso
weicher wirkt sie auf uns. Hierbei ist die Feinheit abhängig von der Kräuselung, welche durch
Gattung und Herkunft des Wolle liefernden Tieres bestimmt wird. Eine stark gekräuselt Wolle
ist zudem ein schlechter Wärmeleiter. Daher empfinden wir im Winter einen Wollpullover als
wärmend. Zudem sind Wollfasern hygroskopisch und schwerentflammbar.
5. Abgewandelte Naturfasern:
Bei abgewandelten Naturfasern handelt es sich um Naturfasern, welche chemisch und
physikalisch behandelt wurden. Werden diese im Anschluss an diese Behandlungen
versponnen, so erhält man eine feinere Faser als das vergleichbare Naturprodukt. Man
unterscheidet generell abgewandelte Naturfasern aus pflanzlichen (Latex, Cellulose, Algen)
25
und tierischen natürlichen Polymeren (Caseinfasern). Die bedeutendste Gruppe bilden hier die
Cellulosefasern. Als Ausgangssubstanz dient hier stets Zellstoff, welcher aus verschiedenen
Rohstoffen gewonnen werden kann.
Abgewandelte Naturfasern
Aus natürlichen
Polymeren
Pflanzlich
Tierisch
(Eiweiß)
Latex
Cellulose
Algen
Viskose
Alginat
Acetat
Kupferseide
Caseinfaser
Cellulosefasern:
Wichtige Vertreter der Cellulosefasern sind Viskose, Acetat und Kupferseide. Hierbei sind
besonders die Viskose- und Acetatfasern für die heutige Textilindustrie von großer
Bedeutung. Kupferseide ist an den Rand verdrängt worden, da die Herstellung dieser vom
ökologischen Standpunkt als bedenklich anzusehen ist. Für alle diese Fasern benötigt man
Cellulose. Diese lässt sich entweder aus Baumwolle (Entfettung durch Zugabe von
Natronlauge) oder aber aus Holz gewinnen.
Acetat:
Bei Acetatfasern handelt es sich um Cellulose, deren freie Hydroxidgruppe mit Essigsäure
verestert wurden. Großtechnisch werden Acetatfasern durch Zugabe von einem Gemisch aus
Essigsäure und Essigsäureanhydrid zu Zellstoff synthetisiert. Hierbei bildet sich im ersten
Schritt das voll veresterte Produkt, das Cellulosetriacetat. Dieses Triacetat wird jedoch unter
anderem aus Löslichkeitsgründen wieder teilweise gespalten. Durchschnittlich bleiben hierbei
zwei Hydroxidgruppen einer Glucoseeinheit verestert. Man spricht bei diesem Produkt von
einem Sekundäracetat. Im Verarbeitungsprozess wird die Cellulose teilweise deprotoniert und
26
somit auch einige der glucosidischen Bindungen gespalten. Dadurch erhält man Ketten mit
einer Länge von 100 bis etwa 300 Glucoseeinheiten. Im sich an diesen Prozess
anschließenden Spinnverfahren, erhält man aus den Lösungen der Ester einen Faden. Die so
gewonnen Acetatfasern zeichnen sich durch feinen Glanz, Weichheit und geringes
Knittervermögen aus. Textilien aus Acetatfasern sind daher besonders pflegeleicht.
Viskose:
Viskosefasern werden mittels des so genannten Celluloseverfahrens hergestellt. Hierbei geht
man von Holzabfällen aus, welche im ersten Schritt in Natronlauge getaucht werden. Dabei
bildet sich das Salz der Natriumcellulose, die Alkalicellulose. Auf diese lässt man
Schwefelkohlenstoff einwirken. Hierbei entsteht das Natriumxanthogenat. Diese löst man
nach einiger Zeit wieder inb Natronlauge. Um einen Faden zu erhalten, presst man dann die
Spinnlösung in ein Fällbad aus salzhaltiger Schwefelsäure, diese enthält fast bis zur
Sättigungsgrenze Natriumsulfat und zudem ein wenig Zinksulfat. Hierdurch wird die
Zellulose-Ausfällungsreaktion verzögert. In der Spinnlösung bildet sich neben Schwefel,
Schwefelwasserstoff,
Schwefelkohlenstoff
und
Natriumsulfid
(diese
stellen
ein
Umweltproblem dar) ein fester Faden aus Cellulose. Dieser muss anschließend gründlich
gewaschen werden. Die so erhaltenen Viskose-Fasern finden vielfältigen Einsatz in der
Textilverarbeitung, werden aber auch zu Watte, Verband- und Vliesstoffe verarbeitet.
Herstellung Viskose
NaOH
CS2
Abbildung 7
Kupferseide:
27
Kupferseide (im Handel auch unter dem Namen Cupro bekannt) wird auch in der
Großindustrie nach dem im Versuch 3 dargestellten Verfahren synthetisiert. Allerdings wird
industriell der Faden im Anschluss an die Synthese gedehnt, sodass man einen besonders
feinen Faden erhält. Es handelt sich also im Gegensatz zu Baumwolle, welche auch aus
Cellulose aufgebaut ist, um eine hochfeine Faser, die ähnliche Eigenschaften aufweist wie
Seide. Bei Viskose und Kupferseide handelt es sich also um Fasern welche aus reiner
Cellulose bestehen, während es sich bei Acetat um chemisch veränderte Cellulose handelt.
Versuch 3: Herstellung von Kupferseide:
Chemikalien:

Schweizer Reagenz

6 g CuSO4· 5 H2O

20 mL entionisiertes Wasser

20 mL Ammoniak-Lösung (w = 25%)

4 mL Natronlauge (w = 32%)

5 g Baumwollwatte

300 mL verdünnte Schwefelsäure c= 2 mol/L
Geräte:

2 100 mL Bechergläser

Magnetrührer mit Heizplatte

Messpipette

Schraubdeckelglas

Edelstahlsieb

20 mL Einwegspritze mit Kanüle

600 mL Becherglas
Durchführung:
28
Zuerst wird das Schweizer Reagenz hergestellt. Hierzu gibt man in ein 100 mL Becherglas 6
g Kupfersulfat und löst dieses unter ständigem Rühren und leichtem Erwärmen in 20 mL
entionisiertem Wasser. Nach dem Abkühlen gibt man 20 mL der Ammoniak-Lösung und
anschließend mit Hilfe der Messpipette 4 mL Natronlauge hinzu. Zum Schluss füllt man alles
in ein Schraubdeckelglas und fügt dann der Lösung 5 g Watte hinzu. Anschließend muss die
Lösung mehrere Tage stehen und wird täglich belüftet und geschüttelt. Die besten Ergebnisse
lassen sich nach etwa einer Woche erzielen. Für den eigentlichen Versuch filtriert man einige
Milliliter der Lösung durch ein Haushaltsedelstahlsieb, um gröbere Partikel zu entfernen,
welche die Kanüle verstopfen könnten. Dann zieht man mit der 20 mL Einwegspritze ca. 10
mL der Lösung auf. Diese spritzt man in verdünnte Schwefelsäure, welche sich in einem 600
mL Becherglas befindet.
Beobachtung:
Beim Einspritzen in die Schwefelsäure bildet sich sogleich ein feiner langer, dünner Faden.
Dieser ist zunächst noch intensiv blau gefärbt, verfärbt sich jedoch bald weiß. Der erhaltene
Faden ist nur mäßig reißfest.
Entsorgung:
Die selbst hergestellten Kupferseidefäden werden aus der Lösung entfernt und trocken im
Feststoffabfall entsorgt. Sollte noch Schweizer-Reagenz vorhanden sein, welches nicht für
weitere Versuche benötigt wird, so neutralisiert man dieses mit der eingesetzten
Schwefelsäure und filtriert die erhaltene Lösung durch das bereits erwähnte Edelstahlsieb ab.
Das Filtrat wird neutral im anorganischen Abfall entsorgt und die ausgefallene Baumwolle
wird getrocknet. Anschließend kann diese ebenfalls im Feststoffabfall entsorgt werden.
Erklärung:
Zunächst wird das Schweizer Reagenz gebildet. Hierzu reagiert das Kupfersulfat mit der
Natronlauge zu Kupferhydroxid und Natriumsulfat. Das auf diese Weise hergestellte
Kupferhydroxid bildet mit dem zugesetzten Ammoniak einen Kupfer(II)-Aminkomplex. Man
erhält das stark alkalische Schweizer Reagenz.
29
CuSO 4(aq) + 2 NaOH(aq) 
Cu(OH) 2(aq)  Na 2SO4(aq)

Cu(OH) 2(aq) + x NH3(aq) 
[Cu(NH 3 ) x ](OH) 2(aq)

Schweizer
Reagenz
Was im Folgenden unter Zugabe von Cellulose in Form der Watte mechanistisch exakt
abläuft, ist bis lang nicht genau geklärt. Man weiß jedoch, dass im ersten Schritt das
Schweizer Reagenz die Hydroxidgruppen der Cellulose deprotoniert und ein Cellulat gebildet
wird, welches einen quadratisch-planaren Komplex mit dem Kupferaminkomplex des
Schweizer Reagenz bildet.

[Cu(NH
)
](OH)
3
4
2(aq)

8H
-8NH
2O,
3
Beim Einspritzen der Lösung in verdünnte Schwefelsäure wird dieser Komplex zerstört und
die Cellulose protoniert, sodass man letztendlich wieder ein Cellulose-Molekül erhält. Dieses
Cellulose-Molekül ist aber in der verdünnten Schwefelsäure unlöslich und kann somit als
Faden zurück gewonnen werden.
30
6. Synthesfasern:
Synthesefasern
Synthesefasern
Polykondensation
Polyester
Polyamid
(PA 6, 66)
Aramid
Polymerisation
Polyaddition
Polyamid
Polyacrylnitril
Polyvinylchlorid
Polyvinylacetat
Polyurethane
(Elastan)
Zunächst werden zu Herstellung von Synthesefasern aus synthetischen Monomeren
Kunststoff synthetisiert. Diese werden dann mittels Schmelz- bzw. Trockenspinnverfahren zu
Fasern weiterverarbeitet. Zwar gibt es auf Basis von verschiedensten Kunststoffen eine
Vielzahl an Synthesefasern, doch sollen an dieser Stelle nur die wichtigsten kurz vorgestellt
werden: Polyamid, Polyester und Polyacrylnitril. Diese machen zusammen über 90% der
Produktion aus.
Die wichtigsten Reaktionsmechanismen zur Herstellung von Kunststoffen, welche als
Ausgangsstoffe für die Darstellung von Synthesefasern dienen, sind die Polymerisation und
die Polykondensation. Während bei der Polymerisation Bindungen gespalten und neu gebildet
werden, wird bei der Polykondensation ein kleines Molekül abgespalten.
Polyamide:
Bei Polyamiden handelt es sich um hochmolekulare Verbindungen, welche mittels
Peptidbindungen verknüpft werden. Synthetische Polyamide sind langkettige Moleküle, in
deren Hauptkette die Säuramidgruppe wiederkehrend eingebaut ist. Die erwähnte
Polyamidgruppe erhält man bei der Kondensation eines Amins und einer Säure. Hierbei läuft
schematisch folgende Reaktion ab:
R-COOH + H2N-R' → R-CO-NH-R' + H2O
31
Man unterscheidet zwei Klassen synthetischer Polyamide: Den Aminocarbonsäuretyp, kurz
AS und den Diamin-Dicarbonsäuretyp, kurz AA-SS. Das Kürzel A steht in diesem
Zusammenhang für eine Aminosäuregruppe, während S eine Carbonsäuregruppe bezeichnet.
Hierbei stellt man Polyamide vom AA-SS-Typ durch Kondensation von einem Diamin und
einer Dicarbonsäure her. Den AS-Typ kann man mittels der Kondanstion von
Aminosäuremolekülen erhalten. Nachdem die Kondensation erfolgt ist, erhält man beim ASTyp und beim AA-SS-Typ folgende funktionelle Gruppen:
AS-Typ: -NH-R-COAA-SS-Typ: -NH-R-HN-OC-R'-CO-
Die wohl am weitesten verbreiteten Polyamide sind PA66 und PA6. PA66 ist besser bekannt
unter der Bezeichnung Nylon, während PA6 als Perlon im Handel zu finden ist. Beide
Polyamide wurden nahezu zeitgleich in den 1930er Jahren in Deutschland und den USA
entwickelt. So brachte die amerikanische DuPont-Company 1935 die erste vollsynthetische
Textilfaser auf den Markt. Man hatte entdeckt, dass sich aus einer Schmelze von PA66 Fäden
ziehen lassen, welche nach dem Verstrecken eine extrem hohe Festigkeit aufweisen. Im
gleichen Zeitraum wurde in Deutschland bei der I.G. Farben eine sehr ähnliche Synthese
entwickelt. Hier verwendete man eine Schmelze von PA 6. Auch hierbei konnten Fasern mit
sehr ähnlichen Eigenschaften wie die des Nylons hergestellt werden. Bedingt durch diese
extrem ähnlichen Eigenschaften kamen die beiden großen Polyamide produzierenden Firmen
überein, einen vollständigen Patentaustausch und eine Aufteilung der Absatzmärkte zu
beschließen. Nylon und Perlon zeichnen sich neben ihrer Reißfestigkeit aus durch gute
Färbbarkeit,
Elastizität,
Leichtigkeit,
Mottensicherheit,
sowie
hohe
Knick-
und
Scheuerfestigkeit. Auf Grund ihrer positiven Eigenschaften finden diese Polyamide vielfältige
Anwendungen, so z.B. als Damenstrümpfe, Bekleidung, Taue, Borsten oder aber (nicht als
Fasern) als Dübel, als Haushaltsgeräte und in weiteren Bereichen der Bau- und
Möbelindustrie.
Der genaue Verlauf einer Polyamidsynthese sei am Beispiel des Versuchs 4 dargestellt:
Versuch 4: Nylondarstellung:
Chemikalien:
32

4 g 1,6-Dimethylaminohexan

10 mL Sebacinsäuredichlorid

100 mL Petrolether 40-60

5 g Natriumcarbonat

Entionisiertes Wasser

Phenolphthalein w = 0,01 in Ethanol w= 0,96
Geräte:

2 250 mL Bechergläser

100 mL Becherglas

2 Reagenzgläser

Wasserbad (zur Verarbeitung von 1,6-Diaminohexan)

2 20 mL Einwegspritzen ohne Kanüle

Pinzette
Durchführung:
Zuerst werden in je einem 250 mL Becherglas die beiden Ausgangslösungen hergestellt.
Hierzu stellt man, um eine gute Handhabung zu ermöglichen, die 1,6-Diaminohexan
Vorratsflasche in ein Wasserbad, sodass ein Teil der Substanz in geschmolzener Form
vorliegt. Hiervon gibt man nun 4 g in eines der beiden Bechergläser und fügt eine 5%ige
Natriumcarbonatlösung hinzu (hergestellt aus 5 g Natriumcarbonat und 100 mL
entionisiertem Wasser). Diese Lösung färbt man anschließend durch Zugabe weniger Tropfen
Phenolphthalein an.
In das zweite Reagenzglas füllt man 10 mL Sebacinsäuredichlorid und löst dieses in 100 mL
Petrolether
40-60.
Für den eigentlichen Versuch verwendet man ein 100 mL Becherglas (am besten hohe Form)
und gibt mit Hilfe der Einwegspritzen zunächst 20 mL der Diaminohexan-Lösung in dieses.
Anschließend überschichtet man, wiederum mittels einer Einwegspritze, vorsichtig mit 20 mL
Sebacinsäuredichlorid-Lösung.
33
Beobachtung:
Es bilden sich zwei Phasen. An der Phasengrenze kann sehr schnell die Bildung eines dünnen
weißen Häutchens beobachtet werden, welches man nun mit der Pipette aus der Lösung
ziehen kann. Man erhält einen Faden, welcher um ein Reagenzglas gewickelt werden kann.
Der Indikator Phenolphthalein zeigt zunehmend eine saure Lösung an.
Entsorgung:
Man vermischt die beiden Lösungen, sodass man einen Feststoff erhält, welcher trocken im
Feststoffabfall entsorgt werden kann.
Erklärung:
Bei der hier vorgestellten Polymerisation zu einer synthetischen Faser handelt es sich um eine
Grenzflächen-Polykondensation.
Hierbei
reagieren
1,6-Diaminohexan
und
Sebacinsäuredichlorid unter Abspaltung von Chlorwasserstoff zu Polyamid 6.10. Dieses
Produkt ist auch unter dem Handelsnamen Nylon bekannt. Der erste Schritt erfolgt in Form
eines nukleophilen Angriffs eines der freien Stickstoffatom des 1,6-Diaminohexans an das
partiell positivierte Kohlenstoffatom der Säurechloridfunktion. Hierbei kommt es zur
Ausbildung einer negativen Partialladung am Sauerstoffatom der funktionellen Gruppe, sowie
einer positiven am Stickstoffatom.
O
H2N
CH2
6
NH2
+
O
H2N
+
NH2
CH2
6
O
Cl C
CH2
-
C
Cl
8
C
O
CH2
C
Cl
-HCl
Cl
8
Die Partialladungen werden allerdings durch Ausbildung einer Sauerstoff-KohlenstoffDoppelbindung unter Abspaltung eines Chloridions, welches mit einem Proton der
Aminogruppe weiter zu Chlorwasserstoff reagiert, aufgehoben.
34
O
H2N
NH
CH 2
O
C
CH2
6
N
NH
CH 2
C
6
...
Cl
8
O
O
H
...
C
CH2
C
8
...
+
n HCl
Da beide eingesetzten Edukte über je zwei funktionelle Gruppen verfügen, welche unter
Kondensation miteinander reagieren, kommt es zur wiederholten Kondensation und man
erhält ein makromolekulares Produkt. Hierbei handelt es sich um ein Polyamid.
HCl(aq) + OH-(aq)
H2O + Cl-(aq)
Polyesterfasern:
Polyester können mittels Polykondensation aus Diolen und Dicarbonsäurederivaten
synthetisiert werden. Man kann auch verzweigte und vernetzte Polyesterfasern erhalten, wenn
man bei der Polykondensation mehrwertige Alkohole mit polyfunktionellen Carbonsäuren
umsetzt. Anwendung finden Polyester vor allen Dinge in der Bekleidungsindustrie und bei der
Herstellung von Wohntextilien, wie z.B. Gardinen. Untenstehende Abbildung illustriert
exemplarisch die Bildung eines Polyesters.
O
O
O
n
+ n
HO
OH
Terephthalsäure
OH
HO
...
O
+ 2n H2O
O
O
Polyethylenterephthalat
...
CH 2
Polyacrylnitril:
Polyacrylnitrilfasern zählen zur Gruppe der Polyethylenfasern. Hierbei handelt es sich bei der
Ausgangssubstanz immer um ein substituiertes Ethlylenmolekül der Form CH2=CHX. Im Fall
von Polyacrylnitril ist X eine Cyano-Gruppe, welche nach Polymerisation ein Polyacrylnitril
liefert. Polyacrylfasern sind knitterfrei, schnell trocknend und sehr beständig gegenüber
Säuren, Hitze, sowie Lösungsmitteln. Meist werden sie als Mischung mit Wollfasern als
Strickwolle eingesetzt.
35
7. Weiterverarbeitung:
Spinnverfahren:
Als Spinnen bezeichnet man bei der Chemiefaserproduktion die Erzeugung von Fäden aus
gelösten oder geschmolzenen Rohstoffen mit Hilfe von Spinndüsen. Im Wesentlichen gibt es
drei Verfahren des Spinnens:
1. das Schmelzspinnverfahren
2. das Trockenspinnverfahren
3. das Nassspinnverfahren
Das Schmelzspinnverfahren:
Abbildung 8
Das Schmelzspinnverfahren wird zumeist für Polyamide, wie Nylon oder Perlon verwendet.
Hierzu schmilzt man das aus der Synthese erhaltene Polymer auf und presst die erhaltene
Schmelze mittels einer Spinnpumpe durch die beheizten Spinndüsen. Tritt nun der Faden aus
den heißen Spinndüsen aus, wird dieser mit einem Kaltluftstrom abgekühlt und wird dadurch
wieder fest. Daran anschließend wird der Faden verstreckt und aufgewickelt. Der Vorgang
des Schmelzspinnens kann in der Schule gut durch folgenden Versuch simuliert werden:
Demonstration 3: Schmelzspinnen von Polyamid
Chemikalien:
36

Feinstrumpfhose aus Polyamid
Geräte:

Schere

Bunsenbrenner

Glasstab

Porzellanschale

Dreibein mit Netz

OVH-Projektor
Durchführung:
Zunächst wird die Feinstrumpfhose in möglichst kleine Stücke geschnitten. Diese gibt man
anschließend in eine kleine Porzellanschale, welche man unter ständigem Rühren mit dem
Glasstab vorsichtig auf dem Dreibein über der Bunsenbrennerflamme erwärmt. Hierbei ist
darauf zu achten, dass die Probe nicht zu stark erhitzt wird und dabei zerstört wird. Hat sich
eine homogene Schmelze gebildet, beendet man das Erhitzen und lässt einen kurzen Moment
abkühlen. Danach beginnt man sofort mit dem Glasstab Fäden aus der Schmelze zu ziehen,
welche man um den Stab wickelt. Diese können zur besseren Demonstration auf den OVHProjektor gelegt werden.
Beobachtung:
Die Polyamidfasern beginnen zu schmelzen. Zunächst weist die Schmelze einen grünen
Farbton auf, der allerdings bald ins bräunliche wechselt. Schließlich erhält man eine homogen
zähflüssige Schmelze. Aus dieser lassen sich nun leicht lange, sehr feine Fäden ziehen.
Entsorgung:
Die erhaltenen Fäden können im Feststoffabfall entsorgt werden. Die erkaltete Schmelze lässt
sich am besten mit konzentrierter Salzsäure aus der Porzellanschale lösen. Diese wird
anschließend neutral im anorganischen Abfall entsorgt.
37
Erklärung:
Zunächst werden die Polyamidstücke lediglich geschmolzen. Dann erfolgt wie oben
beschrieben ein Ziehen von Fäden, welche beim Abkühlen an Luft sich verfestigen.
Das Nassspinnverfahren
Abbildung 9
Das Nassspinnverfahren findet Anwendung bei der Herstellung von Fäden aus abgewandelten
Naturstoffen, wie z.B. Viskose oder aber der im Versuch hergestellten Kupferseide. Hierbei
wird
die
in
einem
geeigneten
Lösungsmittel
gelöste
Spinnmasse
wie
beim
Schmelzspinnverfahren durch Spinndüsen gepresst. Diese befinden sich jedoch in einem
Chemikalienbad, in dem der erhaltene Faden sofort ausgefällt wird. Dieser wird mit Hilfe
einer Abzugsvorrichtung aus dem Fällbad entnommen, verstreckt, gewaschen und schließlich
wiederum aufgewickelt.
Das Trockenspinnverfahren:
Abbildung 10
38
Das Trockenspinnverfahren wird vor allem für Polyacrylnitrilfasern eingesetzt. Hierbei wird
die Spinnmasse ebenfalls in einem geeigneten Lösungsmittel gelöst und durch Spinndüsen
gepresst. Anschließend gelangt der erhaltene Faden in einen Heißluftstrom. Durch diesen wird
das Lösungsmittel verdampft und man erhält einen festen Faden. Das Lösungsmittel wird
aufgefangen und kann somit mehrfach verwendet werden. Der hergestellte Faden wird wie in
den beiden zuvor vorgestellten Verfahren verstreckt und schließlich aufgewickelt.
Verstrecken:
Bei allen drei Verfahren wird der zunächst erhaltene Faden verstreckt. Unter Verstrecken
versteht man eine Neuorientierung der Fasermakromoleküle. Hierbei werden die zunächst
ungeordneten und verknäulten Kettenmoleküle in Filamentrichtung orientiert. Man erhält
einen feineren und deutlich festeren Faden.
8. Textilveredelung:
Im Anschluss an die Herstellung von Textilfäden schließt sich oft eine Vielzahl an
Veredelungsverfahren an. Aus der Textilverarbeitung kennt man z.B. das Färben von Fasern,
das Bleichen (z.B. für Leinen- oder aber Baumwollfasern) oder aber das Mercerisieren. Des
Weiteren kommen Weichmacher und optische Aufheller zum Einsatz. Neuerdings werden die
Fasern zudem oft mit einer Schutzausrüstung gegen Knittern, Flammen, Schmutz oder Wasser
versehen. Da die Textilveredelung ein sehr weit reichendes Themengebiet ist, soll hier
lediglich exemplarisch das bei Baumwollfasern oft eingesetzte Verfahren der Mercerisierung
vorgestellt werden.
Mercerisieren:
Im Handel findet man oft Baumwolltextilien mit der Eigenschaft „mercersiert“. Diese Fasern
gelten als besonders hochwertig, da sie besonders fein und glänzend wirken. Wie dieser
Effekt technisch erzielt wird, beschreibt folgender Schulversuch:
Versuch 5: Mercerisieren und Färben von Baumwolle
Chemikalien:
39

30%ige Natronlauge

Spatelspitze Farbstoff Kongorot

Entionisiertes Wasser

5 g Natriumcarbonat
Geräte:

Größere Probe Baumwolle (ca. 15 cm x 10 cm)

Tropfpipette oder Glasstab

1 L Becherglas

Heizplatte

Tiegelzange
Durchführung:
Auf die Probe des Baumwollgewebes tropft man gut verteilt einige Tropfen der Natronlauge.
Nach einer Wartezeit von ca. fünf Minuten wird die Stoffprobe unter fließendem gründlich
ausgewaschen. Anschließend überführt man die Probe in eine siedende Kongorot Färbelösung
(eine Spatelspitze Kongorot und ca. 5 g Natriumcarbonat in ca. 500 mL entionisiertem Wasser
lösen). Die Stoffprobe verbleibt nun etwa fünf Minuten in der Färbelösung und wird danach
mit der Tiegelzange aus der Lösung herausgeholt. Zum Schluss wird die Stoffprobe erneut
ausgewaschen und getrocknet.
Beobachtung:
Schon kurze Zeit nach Auftropfen der Natronlauge beginnt das Baumwollgewebe sich an den
behandelten Stellen zusammen zu ziehen. Die unbehandelten Bereiche der Probe hingegen
beginnen sich zu kräuseln. Nach dem Färben kann man an den betupften Stellen eine deutlich
intensiver rote Farbe feststellen als an den unbehandelten.
Entsorgung:
40
Die Färbelösung wird neutral im anorganischen Abfall entsorgt. die Stoffproben werden
entweder zu Demonstrationszwecken aufgehoben oder im unbelasteten Feststoffabfall
entsorgt.
Erklärung:
Im Gegensatz zur intermicellaren Reaktion, welche beim Nachweis von Cellulose eintrat
(Zelle bleibt als solche erhalten), handelt es sich bei dieser Reaktion um eine intramicellare.
Das heißt die hochkonzentrierte Natronlauge ist in der Lage in das Zellinnere der Faser
einzudringen. Hier können nun prinzipiell zwei Vorgänge ablaufen. Einerseits kann die
Natronlauge in einer Säure-Base-Reaktion die Hydroxidgruppe der Cellulosemoleküle
deprotonieren, diese Reaktion spielt allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wird
durch elektrostatische Umorientierung das zuvor bestehende Wasserstoffbrückennetz zerstört.
Hierdurch kommt es zu einer Vergrößerung der Abstände zwischen den einzelnen
Cellulosemolekülen. Dadurch wird es sowohl Wasser- als auch Farbstoffmolekülen erleichtert
in
die
intermicellaren
Cellulosehydroxidgruppen
Zwischenräume
in
zu
Wechselwirkung
gelangen
zu
treten.
und
dort
Dadurch
mit
den
können
die
Farbstoffmoleküle nicht nur mit den Hydroxidgruppen der Cellulose an der Faseroberfläche in
Kontakt treten, sondern auch mit den Gruppen im Zelleninneren. So können quantitativ mehr
Farbstoffmoleküle gebunden werden und es kommt zu einer Farbvertiefung.

(
Cell

OH

NaOH



Cell

O
Na

H
O
)
(
s
)
(
aq
)
(
s
)
2





Cell

OH

NaOH



Cell

O
H




Na




OH
(
s
)
(
aq
)
(
aq
)

Da sich aber auch Wassermoleküle besser einlagern können, nimmt das Quellvermögen der
Faser zu. Normalerweise erfolgt das Aufquellen zum größten Teil in die Tiefe. Hierbei
versucht sich die Faser diesem Zwang zu entziehen und reagiert mit einer Schrumpfung in die
Länge. Daher sollte man Baumwollfasern vor dem Kontakt mit Laugen schützen, da diese
sonst eingehen können.
Weshalb sieht nun aber im Handel erhältliche mercerisierte Baumwolle ganz anders aus als
die in diesem Versuch erhaltene schrumpelige Baumwolle? Warum zeichnet sich diese durch
ihre besonders feine und glatte Oberfläche aus? Hierzu muss man wissen, dass es sich beim
Vorgang des Mercerisierens um das Laugieren unter Spannung handelt. Der Baumwollstoff
wird zunächst aufgespannt und dann erst laugiert. Hierdurch ist ein Schrumpfen in die Länge
nicht mehr möglich. Die Faser versucht sich nun dem Zwang auf eine andere Weise zu
41
entziehen. Hierbei werden aus Entropieeffekten die vorher in sich verdrehten Faserstränge
aufgedreht. Dadurch wirkt die Oberfläche glatter und erhält einen seidigen Glanz.
Nach Mercerisierung
Vor Mercerisierung
Abbildung 11
9. Schulrelevanz:
Im hessischen Lehrplan (G9) für Chemieunterricht an Gymnasien ist die Behandlung des
Themas natürliche und synthetische Fasern vorgesehen. Dies sollte in der 12. Jahrgangsstufe
der gymnasialen Oberstufe erfolgen und ist sowohl im Grundkurs als auch im Leistungskurs
möglich. Im Bereich der Polymerchemie sollen synthetische Makromoleküle behandelt
werden. Hier bilden die synthetischen Textilfasern, wie Polyester, Polyacrylnitril und
Polyamide einen guten Alltagsbezug. Neben den synthetischen Makromolekülen sind aber
auch modifizierte Naturstoffe im Lehrplan vorgesehen. Hierzu zählen beispielsweise die
abgewandelten Naturfasern, wie z.B. Viskose oder aber Kupferseide. Die natürlichen Fasern
haben ebenfalls Eingang in den Lehrplan gefunden. Dabei sollen Seide, Wolle, Baumwolle
und Papier behandelt werden. Das Thema Papier kann meiner Meinung nach entweder in eine
weiter gefasste Unterrichtsreihe zu Fasern integriert werden, oder aber es bietet sich, da das
Thema sehr weit reichend ist, eine eigenständige Unterrichtsreihe zum Thema Papier an. Geht
man von Textilfasern aus, so lässt sich über die im Lehrplan ebenfalls vorgesehenen
Färbeverfahren bzw. das Textilfärben ein guter Übergang zu den Farbstoffen (sowohl
natürliche als auch synthetische) schaffen.
42
Meiner Meinung nach eignet sich das Thema natürliche und synthetische Fasern sehr gut für
den Unterricht, da von einem konkreten Alltagsbezug komplexere Fragestellungen
erschlossen werden können. Auch gibt es eine Vielzahl von effektvollen, aber auch einfachen
Versuchen, welche entweder vom Lehrer gut durchgeführt werden können, oder aber sich
auch sehr gut zum eigenständigen Experimentieren der Schüler eignen.
10. Bildnachweise:

Abbildung 1: http://www.tis-gdv.de/tis/ware/fasern/baumwoll/146a.jpg

Abbildung 2:
http://fonds.vci.de/template_downloads/tmp_/FCI_Textilchemie_Textheft_20070301.
pdf?DokNr=119988&p=111

Abbildung 3: http://www.textilgestaltung-schule.de/baumwollfaser_mikroskop.jpg

Abbildung 4: http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:LA2-NSRW-4-0281.jpg

Abbildung 5: http://www.consequent.org/consequent/materialkunde/seide/fsei2.gif

Abbildung 6:
http://www.filzlexikon.de/foundwolle.html?fillex/wolle/chemie/spindelzelle.html

Abbildung 7:
http://www.baumann-online.de/ho_aloiskiessling/facharbeiten/Modal/Referat.htm

Abbildung 8: http://www.fashion-links.de/Schmelzen.gif

Abbildung 9: http://www.fashion-base.de/Nassspinnverfahren.gif

Abbildung 10: http://www.fashion-base.de/Pictures/Trockenspinnverfahren.gif

Abbildung 11: http://www.alles-sauber.com/Faserkunde/pdf/Baumwolle2.pdf
11. Literaturnachweise:

Naturwissenschaften im Unterricht 6, 1995, Nr. 26

Praxis der Naturwissenschaften- Chemie, 1998, 2/47

Praxis der Naturwissenschaften- Chemie, 1997, 5/46

http://www.uni-giessen.de/~ge1016/skripte/MakroSept06.pdf

http://www.chemie.fu-berlin.de/chemistry/kunststoffe/fasern.htm
43

http://diefoergs.de/Kap3/3.2.html

http://www.chf.de/eduthek/projektarbeit-textilfasern.html
44
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