Motivation4

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Motivation und Handeln
1. Motivation und kognitive Prozesse
Die zuletzt behandelte Entscheidungstheorie beschreibt Handlungen als beeinflusst durch das,
was wir wollen (Nutzen) und das, was wir glauben (subjektive Wahrscheinlichkeiten).
Denken und Urteilen (kognitive Operationen) können jedoch selbst als Handlungen
verstanden werden, deren Ursachen es zu erklären gilt.
In Analogie zu Reiz kontrollierten und Ziel kontrollierten Handlungen kann zwischen
automatisierten Kognitionen wie Lesen und kontrollierten oder Ziel orientierten Kognitionen
wie Lösen eines Problems unterschieden werden. Aus Gründen beschränkter kognitiver
Kapazität ist im Alltag Problemlösen eher selten Es dominiert die Anwendung von
Heuristiken wie Verfügbarkeit oder Repräsentativität und schematisiertem Wissen, die Zeit
und Energie sparen. Häufig liefert ihre Anwendung befriedigende Ergebnisse. Sie können
aber auch zu schwerwiegenden Fehlern führen.
Menschen haben eine Tendenz, die Welt als geordnet, stimmig und stabil zu erleben. Diese
Tendenz wirkt als Motiv (der kognitiven Kohärenz). Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir
kognitive Operationen ein. Zu ihnen gehören zum Beispiel Veränderung von Erinnerungen
und sogar deren Konstruktion (falsche Erinnerungen). Ein wichtiger als Aspekt des Motivs ist
die Tendenz Kausalerklärungen für Ereignisse zu finden. Ein anderer Aspekt ist die Tendenz
zu einem kognitiven Konservatismus: die Tendenz existierende kognitive Strukturen (z.B.
Schemata) beizubehalten, auch wenn Wahrnehmungen nicht in Einklang mit ihnen stehen.
Schemata können verteidigt werden durch selektive Informationsverarbeitung, kreative
Informationsverarbeitung (Wahrnehmung von Scheinkorrelationen), flexible
Kausalattribution, sich selbst erfüllende Vorhersagen.
Bei unseren bisherigen Betrachtungen sind wir davon ausgegangen, dass Entscheidungen
durch Präferenzen und Meinungen beeinflusst werden. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit,
dass Entscheidungen (oder Handlungen) Meinungen beeinflussen. Dieser Zusammenhang
wird durch die Theorie der kognitiven Dissonanz beschrieben. Sie geht davon aus, dass
Menschen glauben, ihre Handlungen mit ihren Meinungen und Werten übereinstimmen
sollten. Ist im Widerspruch ihnen gehandelt worden, entsteht eine Dissonanz, die nach
Auflösung und Umwandlung in Konsonanz verlangt. Da Handlungen nicht mehr rückgängig
gemacht werden können, müssen sich Meinungen und Einstellungen ändern. Eben dies
wurde in vielen Experimenten beobachtet.
Eine weitere Art und Weise, wie unsere Motive unser Denken beeinflussen können, wird
durch das Pollyana Prinzip beschrieben. Danach nehmen wir eher wahr, was uns erfreut,
erinnern es besser und glauben es mehr. Die empirischen Belege für dieses Prinzip sind nicht
unumstritten. Gesichert ist jedoch die Tendenz, die Wahrscheinlichkeit favorisierter
Ereignisse zu überschätzen und diejenige unerwünschter Ereignisse zu unterschätzen.
2. Motivation und Emotion
Über die Beziehung zwischen Motivation und Emotion existieren verschiedene Auffassungen.
Einige Autoren sehen Emotionen als Motive, für andere begleiten sie Motive, für wieder
andere sind sie Handlungen. Sie werden als die verstärkende Komponente (Wert oder Nutzen)
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des Ergebnisses einer Handlung gesehen aber auch als das eigentliche Ziel. Wir handeln um
etwas zu fühlen. Schließlich sind Emotionen eng mit Kognitionen verbunden.
Nach der Theorie von James-Lange sind Emotionen nicht die Ursache von Handlungen,
sondern das Ergebnis der Wahrnehmung von Handlungen besonders der inneren Organe.
Cannon wendet dagegen ein, dass die Reaktionen innerer Organe dafür zu langsam ablaufen
und zu ähnlich sind für die verschiedenen Emotionen, um deren Vielfalt erklären zu können.
Allerdings sind letzthin unterschiedliche Muster von Reaktionen des autonomen
Nervensystems bei unterschiedlichen Emotionen entdeckt worden. Nach Cannon sind
Emotionen das Ergebnis der Tätigkeit von Systemen im Gehirn, die spezifisch für
verschiedene Emotionen sind.
Wie andere Handlungen auch können Emotionen durch den Erregungs- oder
Aktivationszustand des Organismus in unspezifischer Weise beeinflusst werden. Aktivierung
kann unabhängig von ihrer Ursache Emotionen verstärken.
Emotionen werden im Allgemeinen gezeigt oder ausgedrückt. Die damit verbundene
Kommunikation von Emotionen macht aus evolutionärer Sicht Sinn. Daher ist der Ausdruck
von Emotionen das Ergebnis einer evolutionären Entwicklung. Damit der Ausdruck leicht
lesbar ist, ist er ritualisiert. Zumindest beim Menschen ist er jedoch durch Lernen
modifizierbar. Die facial feedback Hypothese behauptet, das ein für eine Emotion typischer
Gesichtsausdruck die Emotion verstärkt oder sogar induziert.
Kognitive Prozesse tragen zur Emotionsbildung bei. Die Diskrepanzhypothese behauptet, dass
milde Überraschungen angenehm, intensive Überraschungen unangenehm sind. Die Theorie
betont die Bedeutung der Situation. Andere Theorien betonen die Bedeutung der Situation wie
sie interpretiert wird durch den Handelnden. Schachter behauptet, dass Emotionen aus der
Interpretation des eigenen wahrgenommenen Erregungszustandes resultieren. Weiner sieht sie
als Ergebnis einer Kausalanalyse der Symptome des Handelnden und der Situation. Nach
Lazarus spielt auch die Bewertung der momentanen Situation bezüglicher ihrer Implikationen
für die Zukunft eine Rolle.
Stress wird im Allgemeinen von negativen Emotionen begleitet. Daher löst er diverse
Versuche aus, ihn zu beseitigen.
Nachgewiesenermaßen gibt es einen strategischen Nutzen von Emotionen gegenüber einem
völlig rationalen Problemlöseansatz.
Die Gründe für unsere Emotionen können wir nicht direkt wahrnehmen sondern müssen sie
erschließen.
3. Soziale Motivation
Soziale Interaktion beginnt mit der Bindung eines Neugeborenen an die Mutter. Dabei zeigt
sich, dass der Kontaktkomfort wichtiger für die Bindung ist als der Ernährungsaspekt und
dass eine „kontaktkomfortable“ Mutter eine sichere Basis für Exploration und Spiel darstellt.
Es existieren deutliche individuelle Unterschiede im bindungsbezogenen Verhalten, die mit
anderen Variablen korrelieren. Kinder, die in ihrer Bindung sicher sind, haben sensitive,
reagierende Eltern und bessere Beziehungen zu Altersgenossen als solche Kinder, die in ihrer
Bindung unsicher sind. (Sichere Kinder explorieren in Anwesenheit der Mutter, reduzieren
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Exploration in ihrer Abwesenheit und sind unglücklich; unsichere Kinder sind wenig
beeindruckt, wenn die Mutter fort bleibt und ignorieren sie, wenn sie zurückkommt.)
Bei der Bindung von Erwachsenen wird zwischen Liebe (Love) und Neigung (liking)
unterschieden. Neigung entwickelt sich auf der Basis vergangener und aktueller Erfahrungen,
Liebe auf der Basis vorgestellter Ereignisse, zukünftiger und vergangener. Zudem führt eine
Liebesbeziehung zu einem höheren Grad der Verbindlichkeit. Dies beinhaltet eine
Entscheidung, so dass Konzepte der Entscheidungstheorie Anwendung finden. Hinzu
kommen weitere kognitive Aspekte, die helfen, die Verbindlichkeit aufrecht zu erhalten: die
Dissonanz, die durch Gedanken an Trennung erzeugt wird und kulturelle Aspekte.
Beide Bindungsformen werden beeinflusst durch frühere Bindungserfahrungen.
Ein wichtiger Faktor bei der Bildung des ersten Eindrucks oder Zufriedenheit mit einem
Treffen ist die physische Attraktivität. Beeinflusst wird die Partnerwahl auch die die
Ablehnwahrscheinlichkeit. Da davon ausgegangen wird, dass diese mit der Attraktivität steigt,
wird der Einfluss von Attraktivität reduziert. Daher werden im allgemeinen Partner gleicher
Attraktivität gewählt.
Von Sternberg stammt eine Typologie von Liebesbeziehungen, die auf folgenden Faktoren
basiert: Leidenschaft, Intimität und Verbindlichkeit. Leidenschaft ist der Faktor, der zu
Romanzen und sexueller Attraktion führt. Intimität bezieht sich auf Gefühle wie Nähe oder
Wärme in einer engen Beziehung z.B. zwischen Eltern und Kindern. Verbindlichkeit ist ein
kognitiver Faktor. Sie resultiert aus der Entscheidung, eine Beziehung einzugehen.
Unerwiderte Liebe ist eine negativere Erfahrung für den Zurückweisenden als für den
Zurückgewiesenen, da ersterer wählen muss zwischen einer unerwünschten Handlung und
dem Zufügen von Schmerz.
Anders als von manchen Philosophen aber nicht der Evolutionstheorie sind Menschen nicht
von Natur aus egoistisch. Altruistisches Verhalten ist ein solches, das einem anderen
Organismus nützt und nicht dem Handelnden. Sein Auftreten ist vielfach dokumentiert.
Evolutionär ist es sinnvoll, da es in Familien den reproduktiven Erfolg steigert. Bei
Verwandten ist es sinnvoll, da der Handelnde mit ihnen Merkmale teilt, so dass der
reproduktive Erfolg von Verwandten auch sein eigener ist. Inwieweit altruistische Motive
eine nicht gelernte Komponente haben ist ungeklärt.
4. Langfristige Ziele
Motiviert zu sein, heißt, ein vorgestelltes Ziel über verfügbare Wege zu erreichen. Da es sich
vorgestellte Ziele handelt, können sie so komplex sein, wie unsere Phantasie erlaubt und auch
so weit in der Zukunft liegen. Manche wollen reich sein, mansche große Künstler usw. Das
entsprechende Motivationssystem ist die Leistungsmotivation und damit verbunden der Fall
von Hoffnungs- bzw. Hilflosigkeit. Ein weiteres wissenschaftlich untersuchtes Langfristziel
ist das Streben nach Selbstverwirklichung.
Leistungsmotivation kann gemessen werden. Menschen mit hoher Leistungsmotivation
wählen eher Berufe, die Entscheidungen und schnelle konkrete Resultate. Bezogen auf ganze
Gesellschaften sind Industrialisierung und ökonomisches Wachstum mit höherem
Leistungsstreben in Gesellschaften assoziiert.
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Man unterscheidet zwischen 2 Formen von Leistungsstreben, Hoffnung auf Erfolg und Furcht
vor Misserfolg. Erfolgsmotivierte bevorzugen Aufgaben mittlerer Schwierigkeit, weil bei
solchen Aufgaben der erwartete Erfolg maximiert wird. Misserfolgsmotivierte Menschen
meiden diese Aufgaben.
Ein wichtiger Aspekt von Leistungsmotivation ist die Art und Weise, wie Erfolg kausal
erklärt wird. Erfolgsmotivierte erklären Misserfolg mit fehlender Anstrengung,
Misserfolgsmotivierte mit fehlender Fähigkeit.
Hilflosigkeit ist die Antwort auf die Erfahrung, keine Kontrolle über die Umwelt zu haben.
Unkontrollierbarkeit äußert sich darin, dass weder Handeln noch Nichthandeln eine Situation
ändern. Die Wirkung von Hilflosigkeit sind Glaube an die eigene Ineffizienz,
Aktivitätssreduktion und emotionale Störungen. Sie können sich zur Depression weiter
entwickeln. Ein wichtiger Faktor ist die Kausalerklärung der mangelnden Kontrolle.
Depression entwickelt sich dann, wenn mangelnde Kontrolle als Ausdruck von Unfähigkeit
interpretiert wird.
Nach Maslow gibt es eine Bedürfnishierarchie, die bei physiologischen Bedürfnissen beginnt,
zu komplexeren Bedürfnissen wie Suche nach Wertschätzung und Zuwendung führt und beim
Streben nach Selbstverwirklichung endet. Höhere Bedürfnis treten erst dann in Aktion, wenn
niedere erfüllt sind. Die empirische Evidenz fürs die Hierarchie von Maslow ist gering. Der
Begriff der Selbstverwirklichung ist stark kulturabhängig definiert und spiegelt die Vorlieben
von Maslow.
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