Sportpsychologie / 6Vo Dr. Sabine Würth 2006 Emotionen und Leistung lat. „emovere“: eigtl. „hinausschaffen, etw. entfernen“ „mens emota“: „verrückt“ 1. Definition „Emotionen sind gefühlsbetonte Grundformen des Denkens und Erlebens, die man bei höheren Tieren und Menschen findet.“ http://www.net-lexikon.de/emotion.html 1.1. Dimensionen von Emotionen - Idee: alle Emotionen könne in wenige Kategorien gefasst werden Erfassung z.B. mittels Gesichter-Analysen zwei Grunddimensionen (Russell, 1980): o Valenz (angenehm/unangenehm) o Aktivierung (schläfrig/angespannt) 1.2. Diskrete Emotionen - Idee: Emotionen sind so abgegrenzt voneinander, dass sie nur „einzeln“ (diskret) abgebildet werden können Erfassung z.B. Gesichter einschätzen Definition von Basisemotionen (z.B. Ekman): o Ärger, Ekel/Verachtung, Angst, Freude, Interesse, Traurigkeit, Überraschung Basisemotionen werden als angeboren betrachtet 1.3. Komponenten von Emotionen - - Idee: „Emotion“ besteht aus mehreren Elementen o Physiologische Veränderungen, z.B. Puls, Blutdruck, Hautleitfähigkeit o Handlungstendenzen, z.B. Flucht, Bewegungslosigkeit, Angriff o Subjektives Erleben, z.B. „ängstlich“, „besorgt“, „ärgerlich“ Konsequenz: kann als Grundlage einer Definition gelten 1.4. Emotion – Arbeitsdefinition „Eine Emotion ist eine Reaktion auf ein Ereignis (real oder in der Vorstellung). Sie geht einher mit einer Veränderung in der glatten und gestreiften Muskulatur, wird subjektiv in charakteristischer Weise erlebt, findet ihren Ausdruck z.B. in Änderungen des Gesichtsausdruckes oder der Handlungstendenzen und kann nachfolgendes Verhalten steuern und initiieren.“ Deci (1980) Seite 1 von 5 Sportpsychologie / 6Vo Dr. Sabine Würth 1.5. Emotion Abgrenzung = Charakterzüge = Launen 1.6. Integratives Sequenzmodell – die Rolle von Emotionen 1.7. Emotionen im Sport - - Sportliches Handeln wirkt auf Emotionen o Veränderung der Befindlichkeit Emotionen wirken auf sportliches Handeln o hemmend, behindernd o fördernd, unterstützend 1.8. Befindlichkeit - ungerichteter emotionaler Zustand kann positiv, negativ, passiv oder aktiv sein Unterscheidung in o aktuelle Befindlichkeit o habituelle Befindlichkeit Seite 2 von 5 2006 Sportpsychologie / 6Vo Dr. Sabine Würth 1.9. Äquilibration – Suche nach dem Gleichgewicht 1.10. Disäquilibration – Wunsch nach „Ungleichgewicht“ 1.11. Empirische Studien z.B. Abele-Brehm & Brehm; Alfermann & Stroll 1.12. Befindlichkeitsskalen Abele-Brehm & Brehm, 1986 Ergebnis: das Eisbergprofil Seite 3 von 5 2006 Sportpsychologie / 6Vo Dr. Sabine Würth 2006 1.13. Äquilibrationseffekte - bei Fitness-, Ausdauersportarten bei „Rhythmisierung“ mittlere subjektive Anstrengung deutlicher bei schlechterer Ausgangsstimmung keine Geschlechtsunterschiede 1.14. Disäquilibrationseffekte - - bei Wettkämpfen o genereller Spannungsbogen (Erregtheit und Aktiviertheit) unabhängig vom Erfolg o Abhängig von Erfolg: Ärger, Deprimiertheit, gute Laune bei Natursportarten auch mit Äquilibrationseffekten 1.15. Emotionen vor dem Wettkampf - - emotionaler Vorstartzustand kann sein: o ängstlich o nervös o zuversichtlich o schläfrig, lethargisch… Annahme: jede Person besitzt „optimalen“ Vorstartzustand 1.16. IZOF-Modell (Hanin, 2000) - Individual zones of optimal functioning Anliegen: optimalen emotionalen Vorstartzustand ermitteln bzw. beeinflussen Emotionale Erfahrungen sind individuell Zone = gewisse Variablilität des emotionalen Empfindens Emotionen = positiv (P) / negativ (N) und funktional (+) / dysfunktional (-) Emotionen wirken auf Leistung o energetisierend o organisierend 1.16.1. Methodik - - Fragebogen mit Emotionsliste aktuelle Befragung bei Wettkampf o vorher: individuelle Auswahl relevanter Emotionen o nachher: Ermittlung der Wettkampfleistung wiederholte Befragung erstellen der „optimal zone“ Differenzierung „guter“ / „schlechter“ Wettkämpfe Seite 4 von 5 Sportpsychologie / 6Vo Dr. Sabine Würth 2006 1.16.2. Vorteile des IZOF-Modells - Berücksichtigung individueller Emotionsmuster Prognose von WK-Leistungen (In- vs. out-of-zone-Prinzip) Ansatz für psychologisches Training zur Optimierung des Vorstartzustandes 1.16.3. Nachteile des IZOF-Modells - Ermittlung der optimalen Zone verlangt mehrere Messzeitpunkte (ideal: vor jedem einzelnen Wettkampf über eine Saison) Individuelle Auswahl der Emotionen ist zeitaufwendig Generalisierung der Ergebnisse nicht immer möglich 1.16.4. Weiterentwicklung des IZOF Ansatzes - Vereinfachung des Auswahl durch Vorgabe von Antwortformat Erweiterung der Fragestellung: o guter WK = optimal zone o schlechter WK = dysfunctional Zone o WK mit Verletzung = ??? Liefert der emotionale Zustand vor dem Start einen Hinweis auf mögliche Verletzungsrisiken? Seite 5 von 5