Werteerziehung - Zukunftsschulen NRW

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Sozialtraining an der Carl-Friedrich von Weizsäcker Hauptschule Ratheim
Theoretische Überlegungen.
In einer immer komplexer und vernetzter werdenden Welt steigen die Anforderungen an den
Einzelnen, sich sozial angemessen zu verhalten. Zugleich nehmen die Möglichkeiten,
„Sozialverhalten“ ein zu üben, in der Gesellschaft ab. Die Familie allein kann diese Aufgabe
nicht mehr leisten. Die Schule ist ein Ort, an dem die geistige und soziale Förderung von
Kindern erfolgen soll. Die Schule ist aber auch der Ort, an dem Verhaltensprobleme der
Heranwachsenden besonders deutlich werden. Da gehäufte Verhaltensprobleme die
Lernmöglichkeiten und damit auch die Entwicklungschancen der Kinder beeinträchtigen,
sollte der Schule und den Lehrern die Möglichkeit gegeben werden, eine gezielte Förderung
des Sozialverhaltens durchzuführen.
Genau darauf zielt das „ Sozialtraining in der Schule“: Gemeint ist der Aufbau und die
Einübung sozialer Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen im Kontext der Schulklasse.
Das Sozialtraining wird an der GHS-Ratheim in den 5. Klassen durchgeführt. Dies ist ein
Beschluss sowohl der Lehrerkonferenz als auch der Schulkonferenz. Sozialtraining findet seit
2001 an unserer Schule statt und wurde durch die Schulsozialarbeiterin eingeführt.
Globalziele des Sozialtrainings
< Differenzierte soziale Wahrnehmung
Eine (fehlerhafte) Wahrnehmung bezieht sich nicht nur auf die soziale Umwelt wie
Personen und Objekte (Fremdwahrnehmung), sondern auch auf die eigene Person
(Selbstwahrnehmung) Beide Formen sollen im Sozialtraining gezielt verbessert werden,
damit die Voraussetzungen für aufbauende Kompetenzen gegeben sind. Eine besondere
Rolle innerhalb der Wahrnehmungsschulung kommt insbesondere den Körpersignalen,
Körperhaltung und –ausdruck zu. Aufgrund der Bedeutung der nonverbalen
Kommunikation, muss in Rollenspielen sowohl Körperausdruck und Körperhaltung
harmonisch aufeinander abgestimmt als auch das Interpretieren der Körpersignale geschult
werden.
< Erkennen und Äußern von Gefühlen,
um Körpersignale sicher zu interpretieren.
Dabei geht es um das
- Erkennen und Ausdrücken eigener Gefühle,
- die Gefühle anderer zu verstehen und sich in sie hineinversetzen
- Umgehen mit dem Ärger eines anderen
- Stimmungen ausdrücken sowie
- mit Angst umgehen und sich selbst belohnen.
< Angemessene Selbstbehauptung,
um eigene Interessen und Bedürfnisse in nicht aggressiver Weise durchzusetzen.
Damit ist die Fähigkeit gemeint, eigene Ansprüche in angemessener Weise zu stellen und
sie auch zu verwirklichen. Formen der Selbstbehauptung im Kindesalter, die besonders
positiv bezeichnet werden, sind
- Gefühle, insbesondere Ärger und Wut bei Konflikten angemessen zu äußern
- Nein-sagen,
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- Kontakte herstellen und aufrechterhalten
- den eigenen Standpunkt verteidigen und angemessene Kritik äußern
- Konkurrenzverhalten nach fairen Regeln praktizieren und Forderungen stellen.
<Kooperation als Alternative zu aggressivem, sozial isoliertem, ängstlichen Verhalten
also mit anderen gemeinsam eine Arbeit bewältigen, andere bei Problemen unterstützen,
sich kompromissbereit zeigen sind alles Verhaltensweisen, die zu Kooperation gehören
Diese Verhaltensweisen sind mit Aggression unverträglich und bauen dadurch HemmungsPotentiale auf. Für die Ausübung eines solchen Verhaltens sind verschiedene Elemente bedeutsam:
- Erwartung einer Belohnung( obwohl kooperatives Verhalten auch an der Norm der
sozialen Verantwortung orientiert ist und der gezeigte Einsatz nicht vollkommen
durch einen erzielten Nutzen ausgeglichen werden muss)
- Soziale Verstärker ( Zuneigung, Lob, schlechte Erfahrung mit Mitmenschen)
soziales Bedürfnis, aus eine Isolation heraus zu kommen, sowie
- aktuelle Möglichkeiten.
<Einfühlungsvermögen im Sinne einer Neubewertung der Folgen des eigenen Handelns
aus
der Sicht des Gegenübers .Einfühlungsvermögen bezeichnet die Fähigkeit, sich in die Lage
des anderen zu versetzen und seine Gefühle nach zu empfinden Die Fähigkeit, sich in
andere einzufühlen, kann als eines der komplexesten Ziele des Trainings angesehen werden.
Umsetzung der Ziele.
Abfolge der neun Trainingssitzungen.
In den ersten drei Trainingssitzungen wird den Schüler die Bedeutsamkeit der(Fremd- und
Selbst-)Wahrnehmung erarbeitet. Diesem Aspekt wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt,
da eine differenzierte und genaue Wahrnehmung die Voraussetzung für alle weiteren Teilziele
bildet und somit den Erfolg eines Sozialtrainings entscheidend beeinflusst. Die neu
erworbenen Kenntnisse und Interpretationsübungen zur Körperwahrnehmung werden in der
vierten Sitzung aufgegriffen, um das Erkennen und Ausdrücken von Gefühlen zu üben. Im
Mittelpunkt der anschließenden drei Sitzungen steht das Thema Kooperation. Zunächst wird
mit den Kindern erarbeitet, dass es für jede Aufgabe verschiedenen Lösungsmöglichkeiten
gibt; die Kinder üben, sich Handlungsalternativen zu überlegen (fünfte Sitzung).
Gemeinsames Handeln stellt eine solche Möglichkeit dar, um eine Aufgabe zu lösen (sechste
Sitzung). Die Schüler lernen im Spiel, mit anderen zusammen zu arbeiten, mit Vorschlägen
anderer um zu gehen, Kompromisse zu finden etc. Die Vorteile aber auch die Schwierigkeiten
im Zusammenhang mit kooperativem Verhalten werden in der Sitzung thematisiert. Damit
sich die Zusammenarbeit mit anderen effektiv erweist und den Beteiligten Spaß bereitet, sind
grundlegende kommunikative Fertigkeiten erforderlich (z. B. zuhören, ausreden lassen, nicht
gleich schreien, eigene Meinung sagen etc.). Aus diesem Grund werden in der siebten Sitzung
die kommunikativen Kompetenzen der Schüler gefordert. In der achten und neunten Sitzung
steht das Einfühlungsvermögen als Neubewertung der Folgen des eigenen Handelns aus der
Sicht des Gegenübers im Vordergrund. Die Kinder lernen, die Perspektive des anderen zu
übernehmen (achte Sitzung) und darüber hinaus Konsequenzen einer Handlung für den
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andren aber auch für sich selbst vorher zu sehen und zu bewerten, bevor diese ausgeführt wird
( neunte Sitzung).
Zu den Einstiegsritualen der Sozialtrainingssitzung gehören das Aufwärmspiel und die
Entspannung.
Kinder verarbeiten im Spiel Informationen; im Spiel entspannen sie sich, im Spiel üben sie
ihre Phantasie, durch das Spiel lösen sie sich psychisch von einer vorausgehenden Tätigkeit.
.Darüber hinaus sind Spiele auch dazu geeignet, auf bestimmte Aktivitäten ein zu stimmen
und vor zu bereiten. .Sie signalisieren den Kindern dass es in der Sitzung nicht nur um
kognitives Lernen, sondern auch um Sozialverhalten geht. Spiele erleichtern den Kindern den
Zugang zu Lernformen, die in der Schule nicht so häufig eingeübt werden, also auch
Sozialtraining.
Studien zum Einsatz von Entspannungsverfahren und Ruheritualen in der Schule berichten
von einer Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit sowie der Informationsverarbeitungsund Gedächtnisprozesse; motorische Unruhe können damit reduziert und Ruhe erzeugt
werden Mit der Klasse können verschiedene Verfahren ausprobiert werden, darunter auch
Vorformen der Entspannung wie Augen schließen , entspannende Musik vor spielen, eine
Geschichte vorlesen, usw.
Grundlegendes Ziel eines Sozialtrainings besteht darin, neue prosoziale Verhaltensweisen auf
zu bauen .Hierzu müssen Regeln erlernt und verändert werden, nach denen Sozialverhalten
ausgerichtet werden kann.. Verhaltensregeln können sowohl vorgegeben als auch gemeinsam
mit den Schülern erarbeitet werden.
Verhaltensregeln.
Ich denke erst nach, dann rede ich.
Ich lasse die anderen ausreden
Ich beteilige mich.
Ich sehe jeden an, der etwas sagt.
Ich fasse mich kurz.
Ich spreche deutlich. Ich lache niemanden aus.
Ich nehme die Meinung der anderen ernst.
Ich helfe anderen
Rahmenbedingungen zur Durchführung der Trainingssitzungen
Das Training soll von zwei Trainern durchgeführt werden, an der GHS-Ratheim ist das der
Klassenlehrer und die Schulsozialarbeiterin als Team. Zeitpunkt: wöchentlich eine
eineinhalbstündige Sitzung. Das Training umfasst 9 Sitzungen, kann aber je nach
Problemschwerpunkt bis auf 14 Stunden ausgeweitet werden.
Im Training kommen wiederholt so genannte Ampelkarten zum Einsatz. Bei diesen Karten
handelt es sich um postkartengroße Tonkarten in den Farben rot, gelb und grün. Insbesondere
in der ersten, dritten und fünften Phase werden die Karten zur Einschätzung der
eigenen Befindlichkeit, Beurteilung der Spiele und Bewertung des Regelverhaltens eingesetzt.
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Rot: Ich fühle mich schlecht!
Das Spiel hat mir nicht gefallen!
Wir haben die Klassenregel nicht befolgt.
Gelb: Ich fühle mich mittelmäßig!
Das Spiel hat mitmittelmäßig gefallen!!
Wir haben uns mittelmäßig an die Klassenregel gehalten.
Grün: Ich fühle mich gut!
Das Spiel hat mir gut gefallen!
Wir haben uns gut an die Klassenregel gehalten!
Präsentation der Sitzungen:
Die Sitzungen werden immer in der gleichen Weise präsentiert.
Jede Sitzung besitzt ein Leitthema.
In jeder Arbeitsphase werden Arbeitsbögen bearbeitet.
Jede Trainingssitzung hat ein eigenes Logo.( modifizierte Wilhelm Busch Zeichnungen)
Das Logo jeder einzelnen Sitzung wird für alle Sichtbar an der Tafel befestigt. Das gilt auch
für die Logos der einzelnen Phasen der Trainingsstunde.
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2.
3.
4.
5.
6.
Einleitungsphase (zehn Minuten)
Regelphase ( 2Minuten)
Ruhephase ( zwölf Minuten)
Arbeitsphase ( 6o Minuten)
Abschlussphase ( fünf Minuten)
Ausklang ( Restzeit)
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