Freier Wille

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Freier Wille
free will
n.
1. The ability or discretion to choose; free choice: chose to remain behind of my own free will.
2. The power of making free choices that are unconstrained by external circumstances or by an
agency such as fate or divine will.
free will
Noun
1. the ability to make a choice without outside coercion or pressure: you walked in here of your own
free will
2. Philosophy the belief that human behaviour is an expression of personal choice and is not
determined by physical forces, Fate, or God
Der Ausdruck freier Wille oder Willensfreiheit hat keine allgemeingültige Definition. Verschiedene
Philosophen definieren diesen Begriff unterschiedlich; umgangssprachlich versteht man etwas
anderes darunter als im juristischen oder psychologischen Sprachgebrauch. Der zentrale Streitpunkt
zwischen den verschiedenen Freiheitskonzepten ist die Frage, wovon der Wille eines Menschen frei
zu sein hat, damit von einem freien Willen oder Freiwilligkeit gesprochen werden kann.
Schon als Wille wird Unterschiedliches verstanden: bloße Lebensaktivität, aufgefasst als LebensDrang (Lebenswille oder Überlebenswille); das Vorhandensein einer Neigung, eines Sehnens oder
Begehrens; das impulsive Aufkommen oder Hegen eines Wunsches; schließlich das Verfolgen von
Absichten, das Anstreben von selbst gesetzten Zielen oder das Umsetzen einer persönlichen
Entscheidung in die Tat.
Im Unterschied zu reflexartigen Re-Aktionen setzen Entschlüsse wie allgemeine Beschlüsse
Überlegungen bzw. Beratungen voraus, in denen vor einem Agieren mindestens zwei alternative
Möglichkeiten zu handeln in Betracht gezogen und geistig wenigstens kurz erwogen oder umsichtig
gegeneinander abgewogen werden. Neben Gründen "dafür und dagegen" werden bei weitsichtigen
Überlegungen auch absehbare Auswirkungen und weitere Folgen möglichen Tuns einbezogen und
im Hinblick auf ins Auge gefasste Zwecke und Ziele eingeschätzt und gewichtet. In diesem
Zusammenhang[1] wird unter Willensfreiheit die Möglichkeit verstanden, sich von sich aus und
damit ohne äußeren Druck oder inneren Zwang auf jede der "in der Vorstellung" erwogenen
Möglichkeiten zu handeln beliebig entscheiden zu können.[2]
Philosophische Positionen [Bearbeiten]
Bereits im griechischen Altertum, aber besonders seit Beginn der Aufklärung sah sich die
Vorstellung eines freien Willens zahlreichen Anzweiflungen ausgesetzt (siehe Geschichte der
Willensfreiheit). Der eigentliche Grund für die andauernde kontroverse Diskussion ist die
Definition des Begriffs Willensfreiheit. Es ist also nicht so, dass man sich in derselben Frage nicht
einig würde, sondern es gibt zwei verschiedene Auffassungen davon, was Willensfreiheit bedeutet.
Bedingte und unbedingte Willensfreiheit [Bearbeiten]
Bedingte Willensfreiheit [Bearbeiten]
Bedingter Wille
Die bedingte Willensfreiheit sieht den Willen als frei, wenn die Person ihren Willen nach ihren
persönlichen Motiven und Neigungen gebildet hat, tun kann, was sie will (Handlungsfreiheit), und
auch anders hätte handeln können, wenn sie es denn nur gewollt hätte. Welcher unserer
konkurrierenden Wünsche sich als Wille herausbildet, hängt nach dieser Vorstellung von unserer
Persönlichkeit und Umwelteinflüssen ab. In derselben Entscheidungssituation ist es derselben
Person also nicht möglich, unterschiedliche Entscheidungen zu treffen. Anders ausgedrückt: In
einer konkreten Situation gibt es für eine Person nur eine Möglichkeit, sich zu entscheiden.
Aufgrund der Komplexität der Umstände, die zur Willensbildung führen, ist die Entscheidung zwar
für uns nicht vorhersehbar, aber objektiv steht im Vorhinein fest, welchen Willen wir fassen
werden. Dennoch wird hier von Freiheit gesprochen, weil die getroffene Wahl den Neigungen und
Motiven der Person entspricht und somit ihren eigenen Willen repräsentiert. Keine
wissenschaftliche Position spricht dem Menschen Freiheit in diesem Sinne ab, es ist nur fraglich, ob
der Begriff Freiheit hier angebracht ist, wo es zu dem tatsächlichen Wollen keine Alternative gibt.
Schopenhauers Ausspruch, der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er
will, fasst diese Auffassung pointiert zusammen.
Unbedingte Willensfreiheit [Bearbeiten]
Die Forderung nach einem Konzept, das diese Beschränkung der Freiheit überwindet, liegt der
unbedingten Willensfreiheit zu Grunde. Gedacht werden kann eine solche Freiheit nur dann, wenn
das Wollen von absolut nichts abhängt, also durch nichts bedingt ist. Nur dann könnte sich ein
Mensch in derselben Situation sowohl für das Eine als auch für das Andere entscheiden. Diese freie
Wahlmöglichkeit geht verloren, sobald es irgendeine Verbindung zwischen den Motiven und dem
Willen gibt. Dann nämlich ist der Wille nicht mehr unbedingt frei, gleichgültig welcher Art diese
Abhängigkeit ist oder wie komplex sie auch sein mag.
Das Problem bei dieser Freiheit ist, dass der Wille, wenn er durch nichts bedingt ist, als zufällig und
unmotiviert zu gelten hat. Es unterliegt dann also dem reinen Zufall, welcher unserer Wünsche sich
zum Willen herausbildet. Dieses Szenario erfüllt zweifellos die Forderung nach der echten Freiheit,
welche dem bedingt freien Willen fehlt. Dafür steht der ohne Motive gewählte Wille nicht mehr
(oder allenfalls durch zufällige Übereinstimmung) in Einklang mit der Natur und den Neigungen
der handelnden Person. Er ist von ihr losgelöst und ihr auch nicht mehr zurechenbar.
„Die einzige Möglichkeit, einen wirklich freien Willen zu manifestieren, wäre, etwas zu tun, wozu
es keinerlei Veranlassung gibt. Und da dies selbst die Veranlassung wäre, ist dies unmöglich.“
– Torsten de Winkel: 1999 Vereinbarkeit von Determinismus und Willensfreiheit [Bearbeiten]
Determinismus [Bearbeiten]
Determinismus und Willensfreiheit
Dem Determinismus liegt die Annahme zugrunde, dass alle Ereignisse, die geschehen, eine
zwangsläufige und eindeutige Folge aus vorangegangenen Ereignissen sind. Wenn der gesamte
Zustand eines Systems zu einem beliebigen Zeitpunkt definiert ist und die darin geltenden Gesetze
eindeutig sind – d. h. dass sie bei identischen Anfangsbedingungen immer das gleiche Ergebnis
hervorbringen –, so ist der Zustand des Systems zu jedem zukünftigen Zeitpunkt festgelegt.
Für unser Universum würde dies bedeuten, dass alle dem Urknall folgenden Ereignisse bis heute
zwangsläufige Wirkungen von vorangegangenen Ereignissen sind und dass es zu dem Verlauf, den
das Universum genommen hat, nie eine Alternative gab, was dann auch für die Lebensläufe aller
darin lebenden Individuen gelten würde. Im Jahr 1814 wurde von Pierre-Simon Laplace, als
anschauliches Gedankenexperiment zum Determinismus, der Laplacesche Dämon vorgeschlagen.
Kompatibilismus [Bearbeiten]
Thomas Hobbes
Die Position, dass der Determinismus mit dem freien Willen verträglich sei, bezeichnet man als
Kompatibilismus. Kompatibilisten wie Thomas Hobbes definieren Willensfreiheit so, dass eine
Person dann frei handelt, wenn sie eine Handlung wolle und auch anders handeln könnte, wenn sie
anders handeln wolle. In diesem Sinne bedeutet Willensfreiheit also nichts anderes als
Handlungsfreiheit.
Ob die Entscheidungen deterministisch längst festgelegt sind, spielt im kompatibilistischen Sinne
keine Rolle, da der freie Wille die determinierte Zukunft nicht kenne. Für Kompatibilisten bedeutet
die Freiheit des Willens letztlich also, nach Gründen zu handeln, die dem Handelnden nicht bewusst
sind.
Inkompatibilismus [Bearbeiten]
Einige Philosophen sehen das Konzept der Willensfreiheit und den Determinismus als unvereinbar
an. Wenn der Wille wie alles andere in der Welt dem Determinismus unterläge, so könne der Wille
und damit alle von ihm ausgehenden Entscheidungen und Handlungen nicht frei sein. Diese
philosophische Auffassung bezeichnet man als Inkompatibilismus.
Inkompatibilisten gehen davon aus, dass eine Person genau dann einen freien Willen besitzt, wenn
sie der einzige verursachende Grund (Erstauslöser) für die Handlung ist und in derselben
Entscheidungssituation auch eine andere Entscheidung hätte treffen können. Diese Definition
entspricht der unbedingten Willensfreiheit. Wenn der Determinismus zuträfe, wäre aber jede Wahl,
die wir treffen, bereits durch frühere Ereignisse vorherbestimmt. Der freie Wille wäre also im
inkompatibilistischen Sinne lediglich eine Illusion, die das menschliche Gehirn hervorbringt.
Vertreter des „Harten Determinismus“ wie Baron d'Holbach gehören zu den Inkompatibilisten. Sie
akzeptieren den Determinismus und bestreiten, dass es so etwas wie einen freien Willen gibt. Als
Libertarianer werden Inkompatibilisten wie van Inwagen bezeichnet, die den freien Willen bejahen
und Anhänger des Indeterminismus sind.
Vereinbarkeit von Indeterminismus und Willensfreiheit [Bearbeiten]
Indeterminismus [Bearbeiten]
Als Indeterminismus bezeichnet man die gegensätzliche Auffassung, nämlich dass es (zumindest
einige) Ereignisse gibt, die nicht durch vorangegangene Ereignisse festgelegt sind. Mit dem Beginn
der modernen Naturwissenschaft setzte sich in der Wissenschaft die Auffassung durch, die Welt sei
deterministisch. In deren weiterer Entwicklung, insbesondere durch die Erforschung der
Quantenphysik seit Beginn des 20. Jahrhunderts, gehen heute viele Wissenschaftler von einem
indeterministischen Weltbild aus. Dabei ist der Begriff des Indeterminismus mehrdeutig. Er
bedeutet zum einen eine echte creatio ex nihilo, in anderem Zusammenhang bedeutet er nur, dass es
keine Möglichkeit der Vorhersage gibt. Beides ist nicht identisch, da es Gesetzmäßigkeiten gibt,
denen keine Konstanten auf der gleichen Betrachtungsebene zugrunde liegen, z. B. bei den
Ziffernfolgen irrationaler Zahlen. Es gibt keine Möglichkeit, aus den bekannten Ziffern der Zahl Pi
oder aus bekannten Primzahlen die nächste Ziffer oder Primzahl „vorherzusagen“, gleichwohl folgt
sie nicht „zufällig“.
Ontologischer und epistemischer Indeterminismus [Bearbeiten]
Philosophisch wird zumeist zwischen einem epistemischen Indeterminismus und einem
ontologischen Indeterminismus unterschieden. Der epistemische Indeterminismus bezieht sich auf
unsere Erkenntnisfähigkeit, d. h. wir können nicht eindeutig bestimmen, welcher Sachverhalt
zutreffen wird. Eine spezielle Form dieser These ist, dass epistemisch nicht entscheidbar ist, ob
ontologischer Determinismus gilt oder nicht. Ein ontologischer Indeterminismus dagegen bezieht
sich auf „die Sache selbst“, also unsere Welt, und bedeutet, dass nicht alle zukünftigen Sachverhalte
bereits feststehen. Warum, kann unterschiedlich dargestellt werden. Bestimmte Deutungen der
Quantenphysik, darunter die populäre, aber kaum genau zu rekonstruierende Kopenhagener
Deutung, legen einen ontologischen Indeterminismus nahe. Die Ereignisse in unserem Universum
erscheinen als Resultat von Zufallsprozessen mit bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilungen der
Ergebnisse bei Wiederholungen von Prozessen gleichen Typs. Daneben existieren zahlreiche andere
Interpretationen, welche einen vollständigen kausalen Determinismus beinhalten. Manche davon
schließen epistemischen Indeterminismus ein.
Kausalität und Willensfreiheit [Bearbeiten]
Eine nichtdeterministische Interpretation der Quantenmechanik scheint, so die Mehrheitsmeinung,
gerade keinen Nutzen für das Problem der Willensfreiheit zu haben. Denn freier Wille scheint
gerade vorauszusetzen, dass der Ausgang von Entscheidungen kein bloßes Zufallsergebnis ist.
Libertarianer sind der Meinung, dass undeterminierte Handlungen nicht rein zufällig sind, sondern
aus einem substantiellen Willen entspringen, dessen Entscheidungen undeterminiert sind. Dieser
Ansatz wird weithin als nicht zufriedenstellend angesehen, da er das Problem nur einen Schritt
weiter zurück verlagert (zu dem substantiellen Willen) und nicht erklären kann, was dieser
substantielle Wille ist und welchen Gesetzen er im Unterschied zu unserem herkömmlichen Geist
unterworfen ist.
Auch unabhängig von quantenmechanischen Theorien sah bereits Arthur Schopenhauer in der
Verletzung des Kausalitätsprinzips, einer Grundfeste des menschlichen Denkens, ein Argument
gegen die Willensfreiheit. Der freie Wille sei eine Illusion, in Wahrheit sei der Wille durch
chaotische (also äußerst komplexe) Einflüsse außerhalb des Subjekts gesteuert.
„Das Verlangen nach “Freiheit des Willens,” in jenem metaphysischen Superlativ-Verstande, wie er
leider noch immer in den Köpfen der Halb-Unterrichteten herrscht, das Verlangen, die ganze und
letzte Verantwortlichkeit für seine Handlungen selbst zu tragen und Gott, Welt, Vorfahren, Zufall,
Gesellschaft davon zu entlasten, ist nämlich nichts Geringeres, als eben jene causa sui zu sein und,
mit einer mehr als Münchhausen’schen Verwegenheit, sich selbst aus dem Sumpf des Nichts an den
Haaren in’s Dasein zu ziehn.“
– Friedrich Nietzsche
Naturwissenschaftliche Sichtweisen [Bearbeiten]
Physik [Bearbeiten]
Im Verlauf der Geschichte der Naturwissenschaften wurden zahlreiche Versuche unternommen, die
Frage des freien Willens unter Anwendung naturwissenschaftlicher Prinzipien zu beantworten.
Frühe wissenschaftliche Vorstellungen sahen die Welt oft als deterministisch an, und es gab die
Auffassung, dass bei genügend genauer Information die Zukunft beliebig genau vorhergesagt
werden kann. Dagegen ist es in der Quantenmechanik nicht mehr möglich, den Ablauf eines
Vorgangs hinsichtlich aller messbarer Größen vorherzusagen, selbst wenn alle prinzipiell
zugänglichen Informationen über seinen Anfangszustand bekannt sind. Nach gängiger (aber nicht
unumstrittener) Interpretation ist damit das Naturgeschehen nicht vollständig determiniert, sondern
unterliegt in einem fundamentalen Sinne partiell dem Zufall.
Albert Einstein
„Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens
sprechen. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, dass ich irgend etwas will; aber was das mit Freiheit
zu tun hat, kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will und
tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem
Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt? Schopenhauer hat einmal
gesagt: ‚Der Mensch kann tun was er will; er kann aber nicht wollen was er will.‘“
– Albert Einstein
Genetik [Bearbeiten]
Auch Biologen haben versucht, die Frage des freien Willens zu erhellen. Eine der hitzigen Debatten
der Biologie ist die Frage Natur vs. Prägung. Wie wichtig sind Genetik und biologische Grundlagen
für das menschliche Verhalten im Gegensatz zur Prägung durch Kultur und Umgebung? Genetische
Studien haben viele spezifische genetische Faktoren identifiziert, die die Persönlichkeit eines
Individuums beeinflussen, von offensichtlichen Fällen wie dem Down-Syndrom bis hin zu eher
subtilen Effekten wie der statistischen Disposition für Schizophrenie. In allen Fällen handelt es sich
um ein Wechselspiel zwischen Disposition und Umwelt. Im biologischen Sinne wird also auch der
Wille eines Menschen bestimmt durch Erbanlagen und Umwelteinflüsse.
Hirnforschung [Bearbeiten]
Es wurde in den letzten Jahren möglich, das Gehirn in vivo zu untersuchen, und es gibt
verschiedene Methoden, den Prozess der Entscheidungsbildung zu beobachten, den man gemeinhin
mit dem freien Willen identifiziert. Dabei mehren sich die Indizien, dass eine „Entscheidung“ im
Gehirn bereits getroffen wird, bevor sie der Person bewusst wird. Nach den Erkenntnissen der
Hirnforschung über die Steuerung der Willkürmotorik haben die eigentlichen Antriebe für unser
Verhalten einen subkortikalen Ursprung, entstehen also im limbischen Bewertungs- und
Gedächtnissystem. Dieses aktiviert die Basalganglien und das Kleinhirn, die wiederum die
corticalen Prozesse in Gang setzen. Dann erst setzt die Empfindung ein, etwas zu wollen. Damit
stimmt überein, dass bei Willkürhandlungen zuerst in den Basalganglien und im Kleinhirn
neuronale Aktivität auftritt und dann im Cortex.
Experimente von Libet und Pascual-Leone [Bearbeiten]
Ein viel diskutiertes Experiment (Libet-Experiment) auf diesem Gebiet wurde von Benjamin Libet
in den 1980er Jahren durchgeführt. Die Probanden wurden gebeten, in einem beliebigen Moment
das Handgelenk zu bewegen, während sie eine Art Uhrzeiger verfolgten. Gleichzeitig wurde die
Gehirnaktivitäten aufgezeichnet. Nach Libets Deutung zeigte das Experiment, dass die
Gehirnaktivität, die dazu führte, dass eine Person ihr Handgelenk bewegte, etwa eine halbe Sekunde
vor dem Moment einsetzte, in dem diese Person sich bewusst dazu entschloss.
Ein ähnliches Experiment wurde später von Alvaro Pascual-Leone durchgeführt, bei dem die
Probanden gebeten wurden, zufällig die rechte oder die linke Hand zu bewegen. Er fand heraus,
dass durch die Stimulation der verschiedenen Hirnhälften mittels magnetischer Felder die Wahl der
Person stark beeinflusst werden konnte. Normalerweise wählen Rechtshänder die rechte Hand in ca.
60% aller Fälle. Wurde jedoch die rechte Hirnhälfte stimuliert, wurde die linke Hand in 80% aller
Fälle ausgewählt (die rechte Hemisphäre des Hirns ist im wesentlichen für die linke Körperhälfte
zuständig und umgekehrt). Trotz dieses nachweislichen Einflusses von außen berichteten die
Probanden weiterhin, dass sie der Überzeugung waren, die Wahl frei getroffen zu haben.
Nachfolgende Experimente
Im Jahr 2008 wurde in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience der Versuch der Forschergruppe
vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig um Prof. Dr. JohnDylan Haynes publiziert. Unter Verwendung der funktionellen Magnetresonanztomographie konnte
gezeigt werden, dass bereits einige Sekunden vor der scheinbar bewußten und freien Entscheidung
des Probanden bereits charakteristische Muster im fMRT-Bild erkennbar waren, welche es den
Beobachtern - mit einer Wahrscheinlichkeit die über der Zufallsverteilung lag - ermöglichte die
spätere Entscheidung der Versuchsperson vorherzusagen [1].
Deutung des erreichten Erkenntnisstandes [Bearbeiten]
Die Neurowissenschaftler Gerhard Roth, Henrik Walter und Wolf Singer sind der Ansicht, der freie
Wille sei eine Illusion. Nach ihrer Auffassung geht der Willensakt neuronalen Prozessen nicht
voraus. Stattdessen ergibt sich nachträglich die bloße Illusion, sich frei entschieden zu haben. Das
Empfinden, etwas zu wollen - der „Willensakt“ also - resultiere als illusionäres Epiphänomen aus
den corticalen und subcorticalen Prozessen, die bei der Vorbereitung einer Willkürhandlung
ablaufen.
„Warum sollte denn der von Gott unmittelbar geschaffene autonome und selbstbewusste Geist ein
Gehirn oder gar die Beeinflussung von Wahrscheinlichkeitsfeldern synaptischer
Transmitterausschüttung nötig haben, um in der materiellen Welt zu leben? “
– Gerhard Roth: 1997 -
Geisteswissenschaftliche Sichtweisen [Bearbeiten]
Psychologie [Bearbeiten]
Die fachpsychologische Verwendung des Begriffs Wille in der emotiven oder Willenspsychologie
ist grundsätzlich auf bewusste Entscheidungsprozesse bezogen.
Demnach ist ein Tun erst und nur dann gewollt, wenn …
 zwei oder mehr zur Auswahl stehende Handlungsalternativen von einem Menschen in
Betracht gezogen wurden,
 von ihm eine davon aus für ihn wichtigen Gründen ausgewählt wurde,
 er sich entschlossen hat, sich auf diese festzulegen
 und sie im weiteren – auf ebenfalls von ihm festgelegte Weise und zu einem von ihm
bestimmten Zeitpunkt – in die Tat umgesetzt wird oder werden könnte.
Diese Definition des Wollens wird mit den Begriffen Entscheidungsfreiheit und Handlungsfreiheit
benannt. Man unterscheidet ferner zwischen Begriffen wie Handlungsspielraum,
Bewegungsfreiheit, Vertragsfreiheit, Meinungsfreiheit, Gedankenfreiheit, Religionsfreiheit und
Pressefreiheit.
Im engeren psychologischen Sinne ist jede wie auch immer zustande gekommene Handlung
gewollt. Bei allem nicht gewollten Tun handelt es sich um reflexhafte Reaktionen.
 Bewusst gewollte Handlungen stehen mit einem Entschluss oder Vorsatz, Zwecken oder
Zielen und damit verbundenen Wünschen, Absichten oder Motiven in Zusammenhang.
 Die reflexhaften Reaktionen kommen aufgrund von Reizen verschiedener Art, ohne
ursächliche Beteiligung des Bewusstseins zustande. Sie sind von kurzentschlossenem, aber
bewusst zustande gekommenem Handeln zu unterscheiden.
 Außerdem können äußere Ereignisse wie z. B. ein Stoß die Ursache von Bewegungen sein.
Das Tätigkeitswort „wollen“ und das dazu sinngleiche Hauptwort „der Wille“ haben in der
Gemeinsprache eine weitläufigere und abweichende Bedeutung, in der schon ein Handlungswunsch
ein Wollen ausmacht und Handlungen, zu denen man sich entschließt, ohne sie zu erwünschen,
nicht als gewollt gelten. Man kann deshalb auch sagen, dass man unfreiwillig gehandelt habe, wenn
man sich auf Drohung oder anderen Druck hin zu einer Handlung entschlossen hat. Nur in diesem
Sinne gibt es einen unfreien Willen. Bei Reflexen ist der Wille überhaupt nicht beteiligt.
Rechtswissenschaft [Bearbeiten]
Der deutsche Gesetzgeber setzt den freien Willen des erwachsenen Menschen voraus: Die freie
Willensbestimmung kann nur im Zustand der Bewusstlosigkeit oder „krankhafter [oder
vorübergehender] Störung der Geistestätigkeit“ dauerhaft oder vorübergehend unmöglich sein
(§ 104 f. BGB) (mit Folge der Geschäftsunfähigkeit).
Auch im Strafrecht gilt das Postulat des freien Willens: Nur „wer bei Begehung der Tat wegen einer
krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen
Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat
einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln“, handelt gem. § 20 StGB nicht vorwerfbar.
Aus einem Beschluss des BayObLG (BayObLGR 2001,19 (LS)= BtPrax 2001,79 = FamRZ
2001,1249): „Die Bestellung eines Betreuers von Amts wegen, also ohne Antrag des Volljährigen
und, wie hier, gegen seinen Willen, setzt aber voraus, dass der Betreute aufgrund einer psychischen
Erkrankung seinen Willen nicht frei bestimmen kann. Dies sagt das Gesetz zwar nicht ausdrücklich,
ergibt sich aber aus einer verfassungskonformen Auslegung des Gesetzes. Denn der Staat hat von
Verfassungs wegen nicht das Recht, seine erwachsenen und zur freien Willensbestimmung fähigen
Bürger zu bessern oder zu hindern, sich selbst zu schädigen (BVerfGE 22, 180/219 f.; BayObLGZ
1994, 209/211)“. Siehe auch die Neufassung von § 1896 Abs. 1 a BGB (seit 1. Juli 2005). Im
Grundsatz muss jede Entscheidung des Betreuers im Sinn des freien Willens des Betreuten
getroffen werden. Das gebietet das in Artikel 2 Absatz 1 des Grundgesetz (GG) verankerte
Grundrecht auf Selbstbestimmung. Grundsätzlich hat der natürliche Wille des Betreuten daher
Vorrang vor einem angenommenen freien Willen.
Bei dieser Position ist zu bedenken, dass sie sich auf einer anderen Ebene bewegt, als die
philosophische Position. Denn nach dem strengen Determinismus stellt die juristische Sicht nur eine
sprachliche Ausformung der notwendig eintretenden gesellschaftlichen Reaktion dar.
Theologie [Bearbeiten]
Das Wort Freiheit findet in theologischen Diskussionen i.a. nicht genau dieselbe Verwendung wie
in philosophischen, sondern schließt bestimmte Aspekte ein, die von einem religiösen
Verständnishorizont abhängen. Ein Konsens bezüglich der Details des Freiheitsbegriffs besteht
ebenso wenig wie in der Philosophie.
Religionsphilosophisch und theologisch stellen sich zahlreiche Probleme, wenn Freiheit vor dem
Hintergrund bestimmter Formen religiösen Glaubens widerspruchsfrei bestehen soll.
 Wenn Gott allwissend ist, wie kann dann der Mensch frei in seinen Entscheidungen sein?
Denn wenn Gott alle Fakten kennt, weiß er auch, welche Entscheidung ein Mensch zu einem
bestimmten Zeitpunkt treffen wird. Es bestehen also keine alternativen
Handlungsmöglichkeiten. Diese werden von einigen Theoretikern aber als notwendig
vorausgesetzt, um von Freiheit zu sprechen.
 Siehe auch: Theodizee
Christentum [Bearbeiten]
Im Christentum hat die Willensfreiheit eine Schlüsselstellung, denn nur wenn der Mensch sich frei
entscheiden kann, kann er letztlich die Verantwortung für sein Tun tragen. Ein gerechter Gott
könnte einem Sünder sonst dessen Sünden nicht als Schuld anlasten. Somit wäre auch ein zentrales
Element, die Vergebung der Schulden (Erlösung), hinfällig. Dennoch ist die christliche Position zur
„Freiheit“ des Willens nicht völlig einheitlich. Die Bibel enthält sowohl Verse, welche die Freiheit
des Menschen, selbst zu entscheiden, unterstreichen, aber auch solche, die diese Freiheit dem
Menschen absprechen. Über Jahrhunderte haben die Analysen des Augustinus im 4. Jahrhundert die
theologische Diskussion geprägt. Neuzeitlich lassen sich im protestantischen Kontext etwa die
Positionen von Johannes Calvin und Jacobus Arminius als zwei Extrempole benennen. Innerhalb
des breiten Spektrums christlicher Kirchen neigen Theologen mancher Konfessionen stärker dazu,
den freien Willen zu betonen als andere. So betonen römisch-katholische Theologen den freien
Willen des Menschen stärker. Es liege an jedem Einzelnen, die Gnadengaben Gottes anzunehmen
und er könne sich auch in Freiheit dazu entscheiden, sie abzulehnen (dies betont etwa Karl Rahner).
Auch die meisten Freikirchen, die nicht aus dem Pietismus entstanden sind, sehen einen freien
Willen des Menschen als gegeben an. Lutherische und calvinistische Kirchen stehen dem
tendenziell entgegen. Eine genaue Beurteilung des „freien Willens“ ist jedoch in all diesen
Gemeinschaften und ihren diversen theologischen Schulen kontrovers und auch für einzelne
Theologen, etwa Luther, umstritten. Die Auseinandersetzung um den freien Willen führte in der
Zeit der Reformation zum öffentlichen Bruch zwischen Martin Luther und Erasmus von Rotterdam.
Heutige Moraltheologie anerkennt die Einschränkung des freien Willens etwa durch psychische
Zwänge u.ä.
Die katholische Kirche geht davon aus, dass im Falle einer Besessenheit durch Dämonen der freien
Wille des Besessenen ebenfalls eingeschränkt oder aufgehoben ist.
Andere Religionen [Bearbeiten]
Besonders im orthodoxen Islam sind Prädestinationslehren weit verbreitet, jedoch nicht
unumstritten. Auch im Hinduismus gehen einige Strömungen von Prädestination aus, andere
betonen die Freiheit des Menschen. Der Buddhismus verneint sowohl die absolute Willensfreiheit
als auch den absoluten Determinismus, während die Idee der Willensfreiheit im Judentum ein
zentrales Dogma darstellt.
Ethische Bedeutung [Bearbeiten]
Philosophische Positionen [Bearbeiten]
Harte Deterministen verwerfen das Konzept der moralischen Verantwortlichkeit. Wie kann man
jemanden moralisch verantwortlich machen, wenn er in jeder Situation immer nur eine Möglichkeit
zu handeln hat? Dass die Entscheidungen nicht unter Einschränkung der Handlungsfreiheit
entstehen, ändere nichts an der Tatsache, dass der Determinismus den Handelnden von moralischer
Verantwortlichkeit entbinde.
Kompatibilisten argumentieren dagegen, dass der Determinismus gerade eine Vorbedingung für
moralische Verantwortlichkeit sei. Man könne niemanden für etwas verantwortlich machen, es sei
denn, seine Handlungen wurden durch seinen Charakter, seine Motive und Werte bestimmt. – Bei
dieser Position bleibt allerdings unklar, wie jemand für etwas die moralische Verantwortung
übernehmen soll, das er gar nicht hätte verhindern können.
Libertarianer halten an der Idee des freien Willens und somit auch an moralischer
Verantwortlichkeit fest.
Moralische Verantwortlichkeit [Bearbeiten]
Befürwortung moralischer Verantwortlichkeit [Bearbeiten]
Befürworter moralischer Verantwortlichkeit sind teilweise der Meinung, unsere
Gesellschaftsordnung würde auseinanderbrechen, wenn sich niemand mehr für seine Taten
moralisch verantwortlich fühlte.
Weiterhin wird argumentiert, dass der juristische Grundsatz „Keine Strafe ohne Schuld“ nicht mehr
anwendbar wäre, wenn man Willensfreiheit und somit auch persönliche Schuld verwerfen würde.
Aus ethischer Sicht ist ein Beharren auf der These von der Willensfreiheit jedoch auch bei
Befürwortung moralischer Verantwortlichkeit äußerst bedenklich. Die These erlaubt es ja, die
Schuld an jeder Handlung, für die sich jemand entscheidet, diesem selbst zuzuschreiben, und zwar
auch dann, wenn dieser sich damit nur dem Willen und der Macht eines anderen unterwirft.
Ablehnung moralischer Verantwortlichkeit [Bearbeiten]
Gegner moralischer Verantwortlichkeit sind der Ansicht, dass die Akzeptanz der Unfreiheit zu einer
Humanisierung unseres Menschenbildes beitragen könnte, indem die Verachtung des Straftäters
keine Basis mehr hätte.[3]
Der Grundsatz „Keine Strafe ohne Schuld“ müsste nicht geändert werden, ebenso wenig unser
Rechtssystem. Die Begriffe „Strafe“ und „Schuld“ bekämen lediglich eine andere Bedeutung: Eine
„Strafe“ wäre eine notwendige Reaktion der Gesellschaft, mit der sie sich vor Straftätern schützt,
andere potentielle Straftäter abschreckt und den Straftäter zur Verhaltensänderung veranlasst.
„Schuld“ wäre nicht mehr im moralischen, sondern nur noch im inhaltlichen Sinne zu verstehen:
Ein Straftäter hätte sich zwar nicht entscheiden können, die Tat nicht zu begehen, wäre also auch
nicht schuldig im moralischen Sinne - inhaltlich ist er jedoch schuldig, sofern er die Tat begangen
hat.
Zitate [Bearbeiten]
„Warum sollte denn der von Gott unmittelbar geschaffene autonome und selbstbewusste Geist ein
Gehirn oder gar die Beeinflussung von Wahrscheinlichkeitsfeldern synaptischer
Transmitterausschüttung nötig haben, um in der materiellen Welt zu leben? “
– Gerhard Roth: 1997
„Das Verlangen nach “Freiheit des Willens,” in jenem metaphysischen Superlativ-Verstande, wie er
leider noch immer in den Köpfen der Halb-Unterrichteten herrscht, das Verlangen, die ganze und
letzte Verantwortlichkeit für seine Handlungen selbst zu tragen und Gott, Welt, Vorfahren, Zufall,
Gesellschaft davon zu entlasten, ist nämlich nichts Geringeres, als eben jene causa sui zu sein und,
mit einer mehr als Münchhausen’schen Verwegenheit, sich selbst aus dem Sumpf des Nichts an den
Haaren in’s Dasein zu ziehn.“
– Friedrich Nietzsche
„Ich lache eures freien Willens und auch eures unfreien: Wahn ist mir das, was ihr Willen heißt, es
giebt keinen Willen. “
– Friedrich Nietzsche: Nachlass, Sommer 1883, 13 [1-36], Zarathustras heilige Gelächter
„Die Daumenschraube eines jeden finden: Dies ist die Kunst, den Willen Anderer in Bewegung zu
setzen. Es gehört mehr Geschick als Festigkeit dazu. Man muss wissen, wo einem Jeden
beizukommen sei. Es gibt keinen Willen, der nicht einen eigentümlichen Hang hätte, welcher, nach
der Mannigfaltigkeit des Geschmacks, verschieden ist. Alle sind Götzendiener, Einige der Ehre,
Andere des Interesses, die meisten des Vergnügens. Der Kunstgriff besteht darin, dass man diesen
Götzen eines Jeden kenne, um mittels desselben ihn zu bestimmen. Weiß man, welches für jeden
der wirksame Anstoß sei, so ist es, als hätte man den Schlüssel zu seinem Willen. Man muß nun auf
die allererste Springfeder oder das primum mobile in ihm zurückgehen, welches aber nicht etwa das
Höchste seiner Natur, sondern meistens das Niedrigste ist: denn es gibt mehr schlecht- als
wohlgeordnete Gemüter in dieser Welt. Jetzt muss man zuvörderst sein Gemüt bearbeiten, denn ihm
durch ein Wort den Anstoß geben, endlich mit seiner Lieblingsneigung den Hauptangriff machen;
so wird unfehlbar sein freier Wille schachmatt.“
– Baltasar Gracián: Handorakel und Kunst der Weltklugheit, 1647, Übersetzung: Arthur
Schopenhauer
„Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens
sprechen. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, dass ich irgend etwas will; aber was das mit Freiheit
zu tun hat, kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will und
tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem
Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt? Schopenhauer hat einmal
gesagt: ‚Der Mensch kann tun was er will; er kann aber nicht wollen was er will.‘“
– Albert Einstein: Ich vertraue auf Intuition. Der andere Albert Einstein. Spektrum Akademischer
Verlag Heidelberg, Berlin, Oxford, Seite 176.
„Die einzige Möglichkeit, einen wirklich freien Willen zu manifestieren, wäre, etwas zu tun, wozu
es keinerlei Veranlassung gibt. Und da dies selbst die Veranlassung wäre, ist dies unmöglich.“
– Torsten de Winkel: 1999
„Nehmen wir an, Sie hätten einen freien Willen. Es wäre ein Wille, der von nichts abhinge: ein
vollständig losgelöster, von allen ursächlichen Zusammenhängen freier Wille. Ein solcher Wille
wäre ein aberwitziger, abstruser Wille. Seine Losgelöstheit nämlich würde bedeuten, dass er
unabhängig wäre von ihrem Körper, ihrem Charakter, ihren Gedanken und Empfindungen, ihren
Phantasien und Erinnerungen. Es wäre, mit anderen Worten, ein Wille ohne Zusammenhang mit all
dem, was Sie zu einer bestimmten Person macht. In einem substantiellen Sinn des Wortes wäre er
deshalb gar nicht Ihr Wille.“
– Peter Bieri: „Freiheit und Zufall“
"Moralisches Verhalten ist reiner Eigennutz"
Für den Biologen Franz Wuketits von der Uni Wien ist der freie
Wille eine Illusion, die während der Evolution entstanden ist. Dies
zu akzeptieren hätte weitgehende Folgen - zum Beispiel für unser
Rechtssystem.
Ein Interview von Markus C. Schulte von Drach
Die Frage, ob Menschen über einen freien Willen verfügen, wird derzeit
vor allem von Hirnforschern, Philosophen und Juristen geführt. Jetzt hat
sich der Evolutionsbiologe und Wissenschaftstheoretiker Franz M.
Wuketits von der Universität Wien mit einem Buch zu Wort gemeldet:
Der freie Wille, Die Evolution einer Illusion.
Handabdruck eines steinzeitlichen Künstlers in der Cueva de las Manos,
Argentinien. "Alle Entscheidungen treffen wir auf der Basis unserer
stammesgeschichtlichen und individualgeschichtlichen Entwicklung."
Foto: Reinhard Jahn
sueddeutsche.de: Hat der Mensch einen freien Willen?
Franz M. Wuketits: Nein. Wir haben nur die Illusion eines freien
Willens. Eine Illusion, die sich im Verlauf der Evolution beim
Menschen entwickelt hat.
sueddeutsche.de: Unser subjektiver Eindruck ist aber, dass wir uns frei
entscheiden können, wenn keine äußeren oder inneren Zwänge auf uns
wirken.
Wuketits: Im Alltag bemerken wir nicht, dass dies nur eine Illusion ist.
Wir überlegen uns ja nicht ständig, was wir tun oder nicht tun und
fragen nicht, ob ein freier Wille dahinter steckt.
sueddeutsche.de: Was bringt Sie aber
überhaupt zu der Überzeugung, dass wir keinen
freien Willen haben?
Wuketits: Erst einmal ist jeder von uns
gewissermaßen zweifach gebürdet: Zum einen
durch die Evolution unserer Gattung. Alle
unsere Aktivitäten entspringen Fähigkeiten, die
in unserer Stammesgeschichte entstanden sind.
Dabei geht es letztlich immer darum, zu
überleben und sich fortzupflanzen. Unsere
Kulturen stellen lediglich Verfeinerungen der
Evolutionsstrategien dar.
sueddeutsche.de: Und die zweite Bürde?
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Gericht
Wuketits: Das ist unsere jeweilige Biografie. Je Hirn-Parasiten
älter wir werden, umso mehr schleppen wir mit Der fremde Wille
uns herum: Erfahrungen, Prägungen, Wünsche,
Hoffnungen, Ängste. Davon können wir uns
nicht trennen. Alle Entscheidungen, die wir
treffen, treffen wir auf der Basis dieser
stammesgeschichtlichen und individualgeschichtlichen Faktoren.
sueddeutsche.de: Und da ist kein Platz und keine Notwendigkeit für
einen freien Willen?
Wuketits: Weder noch.
zu diesem thema gibt es einiges von wolf singer, einem frankfurter neurologen.
er hat einen versuch gemacht, bei dem leute auch irgendeine kleine entscheidung treffen sollten, ob
sie nach links oder rechts schauen wollen oder so ähnlich. und hat dann die gehirnströme gemessen
und festgestellt, dass man die entscheidung daraus ablesen kann, bevor sie dem menschen bewusst
ist. (es geht dabei allerdings um millisekunden).
damit meint er beweisen zu können, dass kein freier wille existiert, weil unser gehirn sich im
prinzip schon entschieden hat, bevor es uns bewusst ist.
er meint aber auch, sinngemäß, dass es egal ist, weil ja die illusion des freien willens ausreicht, um
gut klar zu kommen im leben.
nur wenn es und nicht egal ist, dann sollte es schon konsequenzen haben, z.B. im strafrecht, sagt er.
Fest steht, dass wir eine Basis haben, die sich als unser ICH indentifiziert, die alles an unserem
Körper steuert und genau da drin liegt auch der freie Wille.
Sources:
http://www.thefreedictionary.com/free+will
http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/182/126982/
http://www.uni-protokolle.de/foren/viewt/34815,0.html
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25296/1.html
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/113/74039/11/
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