Manfried Gantner - Universität Innsbruck

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Manfried Gantner
Rektor der
Leopold-Franzens Universität
Innsbruck
Wien 5. April 2004
Universitäten als Motor von Wachstum und Wohlstand
Universitäten haben eine unverzichtbare Rolle in Wirtschaft und
Gesellschaft für die Gegenwart und die Zukunft.
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Sie sind nicht auf privatwirtschaftliche Rentabilität ausgerichtet,
sondern schaffen, bewahren und vermitteln Wissen.
Sie bilden die Elite der nächsten Generation von Führungskräften in
vielen Bereichen aus.
Sie sind der wichtigste Innovationsmotor der Wissensgesellschaft.
Hochentwickelte Gesellschaften sichern ihren Wohlstand vor allem
durch die Schaffung, den Transfer und die Anwendung von Wissen.
Auch die Sicherung des „Sozialen Netzes“ einer Gesellschaft wird
nur durch Wachstum und Wohlstand möglich. Damit schließt sich
der Kreis von der „Pensionsreform“ zu den Universitäten.
Wenn Universitäten nachhaltig unterfinanziert sind, dann investieren
Staat und Gesellschaft zu wenig in ihre Zukunft und gefährden so auch
die Soziale Sicherung und die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Landes.
„Der Kampf um den Wohlstand künftiger Generationen, um die
Wettbewerbsfähigkeit von Standorten und Regionen, von Staaten und
von Kontinenten wird auf dem Gebiet der Forschung, Entwicklung,
Bildung und Ausbildung gewonnen – oder eben verloren“ (Rektor
Gantner).
Forschung ist längerfristig die wichtigste Kernaufgabe der Universitäten.
Sie definieren sich durch Forschung und forschungsgestützte Lehre.
Exzellente Forschung ist der archimedische Punkt für einen positiven,
sich selbst verstärkenden Prozess:
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Spitzenforschung zieht Spitzenforscher an.
Diese sichern Spitzenausbildung.
Spitzenausbildung führt zu exzellentem Nachwuchs und zu hoher
Reputation.
Von ihr hängt die erfolgreiche internationale Einwerbung von
Forschungsmitteln ab.
Beides, exzellente Forscher und finanzielle Ressourcen, sind
ihrerseits Voraussetzung von Spitzenforschung.
Forschung muss international eingebettet sein: durch Kooperationen,
durch große Programme der Forschungsfinanzierung und
Forschungsverwertung, durch internationale Mobilitätsprogramme der
Forscher, der Lehrer und der Studierenden. Dafür sind entsprechende
Anreize notwendig.
Wenn Österreich die Ziele des Europäischen Forschungs- und
Bildungsraumes erreichen soll, dann müssen die Universitäten auch in
die Lage versetzt werden, diese Ziele zu erreichen. Dazu gehören klare
rechtliche Rahmenbedingungen und eine nachhaltige Finanzierung:
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Mit dem UG 2002 haben die österreichischen Universitäten zwar
geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen erhalten (Personal-,
Organisations- und Finanzierungsautonomie).
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Die erforderliche Nachhaltigkeit der Finanzierung der Universitäten
für diese Aufgabe fehlt aber.
Die Nachhaltigkeit der Finanzierung der Universitäten ist derzeit in keiner
Weise gegeben. Die Universitäten leben im Infrastrukturbereich seit
Jahren von ihrer Substanz. Die Finanzierung eines qualifizierten
Personalstandes ist mittelfristig ungesichert.
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Aus den gedeckelten Budgets kann die Wiederbeschaffung der
Investitionen weder für Lehre noch für Forschung finanziert
werden.
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Die Gebäudesubstanz veraltert zusehends. Die Universitäten haben
nicht die Mittel für ihre mieterseitigen Verpflichtungen. Im Bereich
dringend erforderlicher neuer Gebäude oder von
Generalsanierungen gibt es – bezogen auf den Bestand – seit
Jahren praktisch einen Stopp.
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Mit einer Erhöhung der kompetitiv einzuwerbenden Mittel kann
zwar die Schwerpunktsetzung in der Forschung da und dort
vorangetrieben werden, die Grundausstattung aber ist damit nicht
nachhaltig finanzierbar.
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Das neue Angestelltendienstrecht für alle neuen Mitarbeiter der
Universitäten erfordert deutlich höhere Mittel (Beispiele: neuer
Kollektivvertrag, Anstellung externer Lektoren, fehlende
Pensionskassen) als sie derzeit verfügbar sind. Ohne zusätzliche
Mittel muss die Zahl der Universitätslehrer, Forscher und
Verwaltungsmitarbeiter drastisch abnehmen. Dabei würde gerade
die Umsetzung des „Bologna-Prozesses“ in der Lehre eine
Verbesserung der Betreuungsdichte erfordern. Analoges gilt für
Exzellenz und Innovationen in der Forschung.
Die Universitäten haben bei der Umstellung auf das UG 2002 bewiesen,
dass sie reformwillig sind: Neues Organisationspläne,
Schwerpunktsetzung und Profilbildung, Umstellung auf
Angestelltendienstrecht, Umstellung des Rechnungswesens vom
Bundeshaushaltsrecht auf das Handelsgesetzbuch und vom
Bundesrechnungswesen auf das privatwirtschaftliche Rechnungswesen
(SAP).
Nun liegt es an der Politik in den nächsten Jahren, die Grundausstattung
der Universitäten mit Personal und Infrastruktur nachhaltig zu
finanzieren. Nur so ist es möglich, im Konzert des Europäischen
Bildungsraumes („Bologna-Prozess“) und Europäischen
Forschungsraumes mitzuhalten.
Zusammenfassend:
Nur nachhaltig finanzierte Universitäten sichern Wirtschaftswachstum,
Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit und Soziale Sicherheit eines Landes.
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