„Mutter Courage und ihre Kinder“ Biographie 1898 10. Februar: Eugen Bertolt Friedrich Brecht wird in Augsburg geboren 1917 Aufnahme eines Studiums in München Literatur, Naturwissenschaften, Medizin 1918 Einsatz als Sanitätssoldat im 1. Weltkrieg 1919 30. Juli: Geburt von Brechts und Paula Banholzers Sohn 1922 Uraufführung von „Trommeln in der Nacht“, erste Buchausgabe des Dramas „Baal“, Heirat mit Marianne Zoff 1924 – 26 Dramaturg für Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin; er studiert den Marxismus 1927 Scheidung von Marianne Zoff 1928 Uraufführung der „Dreigroschenoper“ als erstes Stück des epischen Theaters 1929 Heirat mit Helene Weigel 1933 Brecht verlässt mit seiner Familie Deutschland und geht nach Dänemark; im Exil verfasst er dem antifaschistischen Kampf gewidmete Gedichte 1935 Brecht wird die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt 1938 Fertigstellung des Stücks „Mutter Courage und ihre Kinder“ 1940 Brecht siedelt nach Finnland über 1941 19. April: Uraufführung von „Mutter Courage und ihre Kinder“ in Zürich mit Therese Giehse in der Hauptrolle; Übersiedlung in die USA, Kalifornien 1947 Aufführung von „Galileo Galilei“ in Beverly Hills Abreise in die Schweiz 1949 Übersiedlung nach Ost-Berlin u. Gründung des „Berliner Ensemble“ 11. Januar: Premiere einer überarbeiteten Version von „Mutter Courage und ihre Kinder“ mit Helene Weigel als Courage 1950 – 55 Brecht übernimmt einige Präsidentschaften und erhält diverse Auszeichnungen 1965 14. August: Brecht stirbt an den Folgen eins Herzinfarkts Seine berühmtesten Dramen: Das Leben des Galileo Galilei (1938) Mutter Courage und ihre Kinder (1939) Der gute Mensch von Sezuan (1938 - 1941) Der kaukasische Kreidekreis (1944/45) Personen im Stück Mutter Courage: Anna Fierling, Marketenderin hat drei Kinder Geschäftsfrau ist für den Krieg wenig Muttergefühle - will Gutes für ihre Kinder Kattrin: Kattrin Haupt, halbe Deutsche ist stumm sehr kinderlieb und mitfühlend Ziel- eigene Familie bekommt eine Narbe wartet auf den Frieden stirbt, weil sie Bürger warnt Eilif: der ältere Sohn tapfer und klug lebt nach den Lehren seiner Mutter... zieht als Soldat in den Krieg dort Kriegsheld Hinrichtung Schweizerkas: jüngere Sohn ist redlich erzogen wird Zahlmeister, verwaltet die Regimentskasse wird erschossen wegen Loyalität Der Koch selbstsicher Frauenheld kocht für den Feldhauptmann möchte später nichts mehr vom Krieg wissen übernimmt Kneipe seiner Mutter will Zukunft mit Mutter Courage Der Feldprediger schwach und komisch geht mit Mutter Courage umwirbt sie ohne Erfolg Entstehung des Stückes: o Anregung zu dem Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“ durch Werke von den Schriftstellern Johan Ludwig Runeberg und Hans Jakob Grimmelshausen • Runeberg: „Die Erzählung des Fähnrich Stahl“ (1670) • Grimmelshausen: „Trutz Simplex oder Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courasche“ (1670) •Inhaltlicher Gegenstand: Geschäftlicher Erfolg verursacht Gefährdung der Familie •Historischer Hintergrund des Stückes: •1621: o Die einzelnen Szenentitel deuten auf die historischen Vorgänge hin o Chronik setzt im Jahr 1624 ein: Schwedisch-polnischer Krieg (1621-1629) o In dieser Zeit zieht Mutter Courage mit ihrem Planwagen durch Europa. Eroberung Rigas o 1624: Zweites Finnisches Regiment zieht in die mittelschwedische Landschaft Dalarne ein o 1629: Schweden zieht in Polen ein o 1631: mit dem Planwagen vor Halle o 1632: Begräbnis des Feldhauptmanns Tillys bei Ingolstadt o 1634: Wanderung durch das Fichtelgebirge o 1636: Belagerung der Stadt Halle ABER: Nicht die Feldzüge und Schlachten des Krieges stehen im Vordergrund, sondern die sich entwickelnden gesellschaftlichen Zustände und die menschlichen Verhaltensweisen! Episches und traditionelles Theater Definition des Dramas nach Aristoteles: „Nachahmung einer bedeutenden und abgeschlossenen Handlung(…) eine Handlung, welche durch Erregung von Mitleid und Furcht die Reinigung von diesen oder ähnlichen Affekten vollbringt. “ - Einfühlung in den Charakter - Identifizierung mit dem Charakter - Durch das Mitleiden und Schaudern wird eine Reinigung („Katharsis“) beim Zuschauer hervorgerufen Eigenschaften : - der Zuschauer konnte nur so viel sehen, wie der Held sah - Gefühle und Erkenntnisse waren dem Helden auf der Bühne gleichgestellt Episches Theater nach Brecht : - keine innere Wandlung des Helden, sondern Darstellung seiner Situation - bewusste Distanzierung des Zuschauers , Brechts Publikum soll nicht das selbe wie der Protagonist sehen, sondern er soll ihn analysieren und über ihn urteilen → dadurch gewinnt der Zuschauer Erkenntnisse - dieses wird durch die Verfremdung erreicht Verfremdung nach Brecht : „Einen Vorgang oder einen Charakter verfremden heißt zunächst einfach, dem Charakter das Selbstverständliche, Bekannte oder Einleuchtende zu nehmen und über ihn Staunen und Neugierde erzeugen.“ - der Verfremdungseffekt wird angewandt um den Zuschauer der Illusion des Theaters zu berauben und über das Dargestellte nachdenken zu lassen - er ist der Auslöser für die Reflexion Dramatische Form des Theaters Epische Form des Theaters die Bühne verkörpert einen Vorgang sie erzählt ihn verwickelt den Zuschauer in eine Aktion und verbraucht seine Aktivität macht ihn zum Betrachter, und weckt seine Aktivität ermöglicht ihm Gefühle erzwingt von ihm Entscheidungen vermittelt ihm Erlebnisse vermittelt ihm Erkenntnisse der Zuschauer wird in eine Handlung hineinversetzt er wird Ihr gegenübergesetzt es wird mit Suggestionen gearbeitet es wird mit Argumenten gearbeitet die Empfindungen werden konserviert Empfindungen werden bis zur Erkenntnis getrieben der Mensch wird als bekannt voraus-gesetzt der Mensch ist Gegenstand der Untersuchung der unveränderliche Mensch der veränderliche und veränderte Mensch Spannung auf den Ausgang Spannung auf den Gang eine Szene für die andere jede Szene für sich die Geschehnisse verlaufen linear Geschehnisse verlaufen in Kurven die Welt, wie sie ist die Welt, wie sie wird was der Mensch soll was der Mensch muß seine Triebe seine Beweggründe das Denken bestimmt das Sein das gesellschaftliche Sein bestimmt das Denken Analyse der Lieder in „Mutter Courage und ihre Kinder“ 1. Allgemein: Lieder und Chöre sind charakteristisch für Brechts Stücke Musik ist eigenes Element Trennung der eigenständigen Elemente (Aktion/Bühnenbild/Musik) episches Theater 12 musikalische Einlagen, ungleichmäßig verteilt (locker) Lieder mit verschiedener Intention 2. Funktion der Lieder Unterbrechung /Verfremdung Aufmerksamkeit des Lesers gewinnen Nachdenken anregen Kommentierend Keine Identifikation 3. Lied der großen Kapitulation Gesungen von Mutter Courage 4.Szene, 3 gleichgebaute Strophen, anschließender Refrain „Jugendliche Zuversicht, Hoffnung und Lebensfreude weichen dem täglichen Kampf ums überleben“ Grundhaltung Mutter Courages 1. Strophe: Das junge optimistische Mädchen hält sich für etwas Besonderes und will sein Leben aus eigener Kraft gestalten. (These) 2. Strophe: Die Lebensumstände erlauben nicht, sich hohe Ziele zu ermöglichen. Man muss sich anpassen. (Antithese) 3. Strophe: Mutter Courage stellt Optimismus und Selbstvertrauen noch einmal in den Mittelpunkt, trotzdem kann niemand „gegen den Strom schwimmen“. Der Einzelne hat sich im Gleichschritt zu führen. (Synthese) Fragen zum Verhältnis des Einzelnen und der Gesellschaft Mutter Courage und ihre Kinder im Unterricht 1. Warum ist dieses Drama häufig Gegenstand des Deutschunterrichts? Zum einen ist Bertolt Brecht ein berühmter Autor und „Mutter Courage und ihre Kinder“ gilt als Klassiker, vor allem wenn es um die Analyse der Merkmale des epischen Theaters geht. 2. Für welche Altersstufe ist das Stück empfehlenswert? Das Stück wird vorwiegend in der Oberstufe gelesen, da zu dem Zeitpunkt auch das entsprechende geschichtliche Verständnis als gegeben ansehen werden kann. 3. Kann man thematisch einen Bezug zur heutigen Zeit herstellen? Auch in der heutigen Zeit kann es zu einem ähnlichen Konflikt kommen, nämlich wenn es um die Frage geht: „Kind oder Karriere“. Mutter Courage war auch zwischen ihren Geschäften und ihren Kindern hin und her gerissen und das passiert aktuell auch in vielen Familien. Die Regierung hat teilweise bzw. will die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Beruf und Familie vereinbar ist. 4. Welche Möglichkeiten gibt es „Mutter Courage und ihre Kinder“ im Unterricht umzusetzen? - Der Stoff der Mutter Courage kann gut handlungsorientiert im Unterricht umgesetzt werden, nämlich durch szenisches Spiel – Rollenspiele, Dialoge –. Denkbar wären Themen wie: o Gut / Böse – Krieg / Frieden o Wie verhalten sich Menschen im Krieg; Wie verhält sich Mutter Courage oder die anderen Figuren? o Familien im Krieg: Die Familiengeschichte der Mutter Courage o Karriere vs. Familie; Karriere um jeden Preis o Geschichtswissen: Wird der Dreißigjährige Krieg realistisch von Brecht dargestellt? o Mutter Courage als Businessfrau in der heutigen Zeit (Managerin mehrerer Unternehmen).