Von der Tara an den

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Schätze der Welt
Von der Tara an den Colorado
Durmitor Nationalpark
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Durmitor Nationalpark - Filmtext
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Grand Canyon
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Grand Canyon - Filmtext
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Durmitor Nationalpark
Schroffe, von Gletschern und Verkarstung gezeichnete Gipfel, Hochalmen und
Urwälder prägen eine Berglandschaft ganz im Norden der Republik Montenegro:
das Durmitor-Massiv.
Eingebettet in die Berge liegen Gletscherseen und Karstschlunde, Quellen und
Bäche, Flüsse tosen in wilden, unzugänglichen Tälern. Der Name Durmitor stammt
wohl aus dem Keltischen und bedeutet: "Berge der vielen Wasser".
Bis zu 1.300 Meter tief hat sich der Tara-Canyon in die Berglandschaft gegraben,
Europas vielleicht ursprünglichstes Flusstal und nach dem Grand Canyon die
zweittiefste Schlucht der Welt. Der Film begleitet eine Floßfahrt entlang der Tara
und beobachtet den Alltag einer Hirtin, die den Sommer auf den Hochweiden des
Durmitor verbringt. Er stellt mit dem Durmitor-Nationalpark eine einzigartige
Naturlandschaft vor, die von der Unesco 1980 in ihre Welterbeliste aufgenommen
wurde.
Buch und Regie: Rolf Lambert
Durmitor Nationalpark - Filmtext
Ganz im Norden der Republik Montenegro, tief in den Bergen des Balkan, der
berühmt ist für seine Schluchten. Goran Lekovic und seine Männer gehen einem
alten Handwerk nach. Elf Stämme werden mit einander verbunden, jeder Haken
muss sitzen. Goran weiß, würden sich die Verbindungen lösen, wäre dies fatal.
Goran ist Flößer im Tal der Tara, einer der wildesten und unzugänglichsten
Flusslandschaften Europas. Auf der Tara wurde einst Holz geflößt, über die Donau
bis ans Schwarze Meer. Das ist lange vorbei. Heute befahren abenteuerlustige
Touristen die Tara und am nächsten Tag soll es losgehen: mit dem Floß durch den
Tara-Canyon – nach dem Grand Canyon die zweitlängste Schlucht der Welt – und
eine der tiefsten.
Von der Tara an den Colorado
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Die Flusstäler schneiden sich in eine Bergwelt, deren Gipfel auch im Sommer
schneebedeckt sind: das Durmitor Massiv, Teil des Dinarischen Gebirges, das sich
entlang der Adriaküste zieht.
Hier siedelten einst griechische Stämme und – der Legende nach – war für sie der
Durmitor der zweite Olymp. Auf dem Olymp regierten die Götter am Tage, zum
Durmitor kamen sie in der Nacht, um sich auszuruhen. Das Falten der Erdkruste
und die Bewegungen von Gletschern während der Eiszeiten gaben den Gipfeln ihre
Gestalt und formten die Täler. Als sich die Gletscher zurückzogen, hinterließen sie
Seen, Teiche, Kare – „ Augen der Berge“ wie sie die Menschen des Durmitor
nennen.
Abgelegene Täler, Hochalmen, schroffe Gipfel – eine einzigartige Naturlandschaft,
die die UNESCO 1980 in ihr Welt- Naturerbe- Programm aufnahm. 34.000 Hektar
sind seitdem geschützt. Gletscherseen und Schmelzwasserteiche, Quellen, Bäche
und Karstschlunde, die unterirdische Ströme speisen. Durmitor, das Wort stammt
wohl aus dem Keltischen und bedeutet „Berge der vielen Gewässer“. 48 Gipfel
formen das Bergmassiv, alle über 2000 Meter hoch.
Am höchsten ragt mit 2522 Metern der Bobotov Kuk. Vor allem Verkarstung
bestimmt das Gesicht der Berge. Die Karst-Erosion schuf – und schafft – Falten
und Rinnen, in denen Wasser abfließt. Im Berginneren entstehen Hohlräume und
Höhlen, ganze unterirdische Wassersysteme. Auch manche Seen des Durmitor
leiten ihr Wasser unterirdisch ab – und speisen aus mächtigen Quellen die Tara.
Ihr Wasser ist kristallklar. Man kann es trinken, bedenkenlos. Den Floß-Bau und
das Flößen hat ihm vor 26 Jahren der Onkel beigebracht. Goran kennt jeden Felsen
in seiner Tara, jede Schnelle, jeden Engpass. Trotz aller Erfahrung, Goran und sein
Cousin Milan dürfen sich keinen Moment der Unachtsamkeit erlauben. Über 40
Schnellen sind zu überwinden.
Immer wieder passiert das Floß massige Hindernisse, muss Goran die Stämme
durch gefährliche Engpässe steuern. Über Jahrmillionen hat der tosende Fluss den
weichen Kreideboden ausgewaschen. So entstand einer der gewaltigsten Canyons
der Erde. 1.300 Meter hat sich die Tara an ihrer tiefsten Stelle in die
Berglandschaft gegraben.
Die „Ebene der Seen“. Einst soll diese Hochebene dicht bewaldet gewesen sein, bis –
so erzählt man – ein Blitzschlag die Wälder in Brand setzte. Die Feen, die dort
lebten, flüchteten in den Himmel, die Tiere in die Berge, der Teufel versteckte sich
im „Teufelssee“. Es ist der kälteste See des Durmitor. Der Teufel soll noch immer
hier leben. Archäologisch ist das Gebiet noch nicht erforscht, aber es fanden sich
Zeugnisse einer alten Siedlungsgeschichte. Illyrer, Römer, Goten und Kelten lebten
in der Durmitor-Region oder sind zumindest einst hier durchgezogen. Diese Stelen
stammen wohl aus dem 14. Jahrhundert. Die Grabsteine sind eine
Hinterlassenschaft der Bogomilen, einer von der Kirche als Ketzer verfolgten
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Religionsgemeinschaft. Mit dem Vordringen der Türken in den Balkan verschwand
die Kultur der Bogomilen. Heute leben Slawen in den Dörfern der Durmitor-Region.
Viele noch immer von der Landwirtschaft, vor allem von der Viehzucht. Bis ins
Frühjahr steht das Vieh auf den Magerweiden der Ebene, für den kurzen Sommer
treiben die Hirten ihre Tiere in die Berge. Die Hochweiden des Dobri Do – des guten
Tales. Bis zu acht Monate dauert hier der Winter. Von Juni bis Oktober, wenn auf
den Bergwiesen die Blumen und Kräuter blühen, leben hier die Hirten. 150 Schafe
sind zu melken, jeden Morgen. Viel Arbeit für Vesna Sibalic. Nur in den Ferien hilft
ihr jüngster Sohn Danilo. Nachdem die Schafe gemolken sind, werden sie mit den
Jungtieren auf die Hochweiden gelassen. Danilo wird auf sie aufpassen, bis zum
Abend. Katune heißen die ganz aus Holz gebauten Almhütten des Durmitor. Für
mehr als vier Monate ist die Hütte Vesnas Zuhause.
Die frische Milch wird abgekocht, dann muss sie erkalten. Den Rahm schöpft Vesna
ab, für ein Milchprodukt, für das der Durmitor berühmt ist und von dem sie lebt.
Vesna wird den Rahm nun für ein paar Wochen im Holz-Fass lagern, mit etwas
Salz und beschwert von einem Stein. Erst wenn er seine Flüssigkeit weitgehend
abgegeben hat, ist er fertig: Skorup, ein Rahmkäse mit dem würzigen Geschmack
seltener Bergkräuter.
An manchen Stellen fließt die Tara gemächlich, Gorans Gäste haben Zeit, die Natur
zu genießen. Über 80 Kilometer erstreckt sich die Schlucht, fließt die Tara fernab
von jeder Straße. Nur vom Fluss aus erschließt sich die fast märchenhaft schöne
Landschaft. Vorbei an klaren Quellen inmitten von unberührten Wäldern, in denen
noch Wölfe und Bären leben.
Am Ufer Schwarzeschen und Ulmen, Buchen und Linden. An den Hängen, in denen
Steinadler nisten, wachsen Tannen und Fichten. Und überall krallen sich die
Wurzeln eines ganz besonderen Baumes an die Felswände: Schwarz-Pinien, eine
urzeitliche Spezies, die sich nur in der Abgeschiedenheit weniger BalkanSchluchten erhalten hat. 50 Meter hoch ragen einige der Baumriesen. Manche von
ihnen sind über 400 Jahre alt. Sie zählen zu den letzten dieser Art in Europa.
Am Durmitor-Massiv treffen auf engem Raum Mittelmeer- und Kontinentalklima
aufeinander. 1500 Pflanzenarten gedeihen hier, manche nur hier. Die große
Artenvielfalt spiegelt sich vor allem in den Blumen: Primeln und Anemonen, Lilien, Orchideen-, und Rosengewächse finden sich auf den Bergwiesen. Viele Blumen
und Kräuter sind medizinisch nutzbar. Bestimmte Baldrian-und Enzianarten
kommen nur im Durmitor vor. Vesna sammelt für die Hausapotheke. Gegen Abend
kehrt Sohn Danilo mit den Schafen ins Katun zurück. Die Tiere müssen ins Gatter,
denn nachts streifen Wölfe durchs Gebirge. Es gibt nicht mehr viele Hirten, die wie
Vesna das anstrengende, einsame Leben in der Bergwelt des Durmitor führen. Die
traditionelle Weidewirtschaft ist im Verschwinden begriffen, immer mehr Almen
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bleiben im Sommer unbewohnt. Obwohl im Durmitor Fleisch- und Milchprodukte
höchste Bio-Qualität haben – und der Skorup wirklich ausgezeichnet schmeckt –
finanziell lohnt sich das harte Leben für Vesna kaum. Die Menschen sprechen von
der weißen Pest, der Abwanderung der jungen Leute, vor allem der Männer. Auch
Sohn Danilo wird bald in die Hauptstadt gehen, um zu studieren. Was dann wird –
Vesna weiß es nicht.
Die Einwohnerzahl von Zabljak, dem Hauptort der Durmitor-Region, schrumpft.
Die Stadt selbst aber wächst rasant – und leider weitgehend ungeplant. Die
Menschen hier sind nicht reich und seitdem Investoren den Durmitor entdeckt
haben, verkaufen viele ihr Land. Vor allem Wochenend- und Ferienhäuser werden
gebaut, für die wachsende Zahl der Touristen. 50.000 pro Jahr zieht es mittlerweile
in die Bergwelt, im Winter zum Skifahren, im Sommer zum Wandern und
Bergsteigen.
Keine Zäune begrenzen den Nationalpark „Tara-Schlucht und Durmitor-Massiv“.
Es ist ein sogenannter „Offener Park“, in Teilen wirtschaftlich nutzbar und für
Besucher überall begehbar. Die Bewohner des Durmitor brauchen den Tourismus.
Dieser muss jedoch geplant und im Einklang mit der Landschaft entwickelt werden,
sonst ist die Zukunft des Parks gefährdet. Um die Tara braucht sich Goran nicht zu
sorgen. An den steilen Ufern ist kein Platz für Bausünden. Die Besucher werden
auch weiterhin das finden, was sie suchen: Naturerlebnis und Abenteuer. Pläne,
den Fluss zu stauen, sind vor kurzem begraben worden. Die Tara wird weiterhin so
fließen wie bisher – wild und naturbelassen und abgeschieden von der Welt.
Buch und Regie: Rolf Lambert
Grand Canyon
Wer zum ersten Mal über den Rand dieses gewaltigen Einschnitts der Erdkruste
fliegt, ist - obwohl durch unzählige Fotos, Filme und Berichte vorbereitet überwältigt, wie dramatisch diese Schlucht in Wirklichkeit ist. Es gibt Schluchten
auf dieser Erde die tiefer oder enger sind - so grandios wie der Grand Canyon, so
ehrfurchtgebietend, so faszinierend und so berühmt ist keine zweite.
Im Nordwesten Arizonas gelegen, besteht der Grand Canyon aus einer 1800 Meter
tiefen Schlucht, die eine Breite von bis zu 30 Kilometern erreicht und sich über
rund 450 Kilometer Länge durch das bewaldete Kaibabplateau zieht. Geologen
schätzen, daß sich das Gebiet in den vergangenen vierzig bis fünfzig Millionen
Jahren herausgebildet hat.
Für die europäischen Eroberer war der Canyon jahrhundertelang unbezwingbares
Niemandsland. Erst 1869 erforschte Major John Wesley Powell auf einer
legendären Befahrung des Colorado das Innere der großen Schlucht. Er gab ihr
auch den Namen "Grand Canyon".
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Heute ist der Grand Canyon zusammen mit dem Empire State Building der am
meisten besuchte Ort der Vereinigten Staaten. Fünf Millionen Menschen kommen
jedes Jahr.
"Treten Sie an den Rand des Grand Canyon, schauen Sie hinab, immer tiefer in
seine erschreckenden Abgründe. Dann erfahren Sie ihre eigene, völlige
Bedeutungslosigkeit."
So die amerikanische Psychologin M.E. Hart über die Wirkung dieses
Naturwunders. Für Simone de Beauvoir galt der Grand Canyon als
"geheimnisvolles Sinnbild aller Landschaften".
Buch und Regie: Goggo Gensch
Kamera: Holger Schüppel
Grand Canyon - Filmtext
Sie heißen "Wothans Thron", "Vishnus Tempel", "Walhalla Overlook" oder auch
"Siegfrieds Scheiterhaufen" und Jupiters Tempel. Ihre Paten beschworen die
Mythologie, fast so als trauten sie ihren eigenen Sinnen nicht im Anblick dieser
majestätischen, fast 2000 Meter hohen Felsen.
Wer zum ersten Mal an den Rand dieses gewaltigen Einschnitts in die Erdkruste
tritt, ist - obwohl vorbereitet durch unzählige Fotos, Filme und Berichte überwältigt, wie groß, wie dramatisch diese Schlucht in Wirklichkeit ist. Sie ist das
Werk des Colorado. In Millionen von Jahren hat dieser Fluss die Schlucht
ausgespült. Der Grand Canyon, im Nordwesten Arizonas gelegen, ist 1800 Meter
tief, bis zu 30 Kilometer breit und zieht sich über eine Länge von 446 Kilometern
durch das bewaldete Kaibabplateau.
Es gibt Schluchten auf dieser Erde die tiefer oder enger sind - so grandios wie der
Grand Canyon, so ehrfurchtgebietend, so faszinierend und so berühmt ist keine
zweite.
Die ersten Europäer welche den Grand Canyon sahen, waren Goldsucher. 1540 zog
ein spanisches Heer unter Führung von Francisco de Coronado nach Norden durch
die "Große Amerikanische Wüste". Sie suchten die legendären "Sieben Goldenen
Städte von Cibola". Dort sollte es, ähnlich wie in Mexico, Gold geben, viel Gold.
Einheimische Indianer erzählten ihnen von einem großen Fluss weiter nördlich.
Sollten dort die sagenumwobenen Schätze liegen ? Coronado schickte einen
Suchtrupp los. Etwa an dieser Stelle erreichte die Expedition nach zwanzig
Tagesreisen den Grand Canyon. Beim Anblick der Schlucht sollen die Männer
derart überwältigt und erschrocken gewesen sein, dass sie auf die Knie fielen und
beteten. Drei Tage verbrachten sie am Rand der Schlucht ohne einen Weg nach
unten zu finden. Wasser und Vorräte gingen aus. Enttäuscht und ratlos kehrten sie
um, die Suche nach den Goldstädten war gescheitert. Danach geriet der Grand
Canyon wieder für Jahrhunderte in Vergessenheit.
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1858 lief Joseph Ives mit dem Heckschaufeldampfer "Explorer" auf einen
versteckten Felsen. Ives und seine Leute fuhren von der Colorado-Mündung im Golf
von Kalifornien flussaufwärts und wollten herausfinden wie weit der Colorado
schiffbar ist. Aber sie mussten umkehren. Erst 1869 durchfuhr Major John Wesley
Powell erstmals den Colorado. Seine Expedition markiert den Beginn der
wissenschaftlichen Erforschung der großen Schlucht. Powell gab ihr auch den
Namen "Grand Canyon".
Im Grand Canyon findet man Felsen, die cirka 1,7 Milliarden Jahre alt sind. Das
entspricht etwa einem Drittel des Alters unserer Erde.
Es sind die ältesten freiliegenden Gesteinsformationen, ausgefräst von der Kraft
des Colorado und seiner Nebenflüsse. Dazu kamen Bergstürze und Erdrutsche die
ebenfalls vom "roten Fluss durch das beharrliche Unterspülen der Uferfelsen
ausgelöst wurden.
Für Geologen ist der Grand Canyon ein Bauplan der Erdgeschichte.
Vor zwei Milliarden Jahren war dieser Teil der Erde von Meeren und riesigen Seen
überflutet. Sie hinterließen mächtige Ablagerungen aus Sand, Schlamm und
Muschelkalk. Vulkane spieen Lava darüber. Die tieferen Schichten versteinerten zu
Sandstein und Schieferton.
Später haben tektonische Kräfte durch Druck und Hitze die Gesteinsmassen
verformt, zerrissen, zerbrochen und zu Gebirgen hochgeschoben.
Das Land wurde neuerlich von Meeren überspült, die nach Jahrmillionen wieder
abflossen und ein weiteres Mal riesige Ablagerungen zurückließen. Auf diese Weise
ist eine Schicht nach der anderen entstanden.
Die heutige Landschaft entstand vor vierzig bis fünfzig Millionen Jahren. Damals
wurden die Rocky Mountains in die Höhe gepresst und das Land südwärts um 3000
Meter angehoben. Durch Erosion sind davon bis heute schon 1000 Meter
abgetragen. Diese Prozesse sind, für uns nicht wahrnehmbar, immer noch im
Gange. Und irgendwann wird auch der Grand Canyon wieder vollkommen
verschwunden sein.
Mit einem Museum erinnert der "Watchtower" daran, dass der "Grand Canyon"
einmal Indianerland war.
Für die Navajo, die Hualapi und die Havasupai ist der Colorado der Ausläufer einer
großen Flut, die einst die ganze Erde bedeckte und die die Indianer nur überlebten,
weil sie sich in Fische verwandelten - für traditionelle Navajo noch heute ein
Grund, keinen Fisch zu essen.
Der mythische Held Packithaawi war es, der die große Flut beendete, indem der mit
einer Keule auf die mit Wasser bedeckte Erde einschlug und so den Grand Canyon
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schuf. Für die Ute-Indianer war der Grand Canyon ein Schutzwall gegen die
Versuchung. Gott Tavwoats versperrte mit der Schlucht den Weg in das Land der
Freuden um so die Menschen daran zu hindern, aus ihrem Alltag auszubrechen.
Nachdem Joseph Ives mit seiner Durchfahrung des Colorado gescheitert war
schrieb er: "Wir waren die erste Gruppe von Weißen und werden auch zweifellos die
letzte sein, die diese allen Nutzens bare Gegend besuchte. Wer hier her kommt,
kann nur wieder umkehren".
Heute besuchen 5 Millionen Menschen im Jahr den Grand Canyon. Neben dem
"Empire State Building" ist er das beliebteste Touristenziel der USA.
Die wenigsten freilich nehmen die Strapazen einer Wanderung vom Canyonrand
hinab zum Colorado auf sich. Auf der 22 Kilometer langen Wanderung vom
Nordrand zum Tal durchquert man die gleichen klimatischen Verhältnisse wie auf
der 2800 Kilometer langen Strecke von der Baja California in Mexiko bis nach
British Columbia in Kanada. Die meisten sehen sich den Canyon von dem
verkehrsmäßig hervorragend erschlossenen Südrand aus an. Sie verbringen
weniger als eine Stunde außerhalb ihres Autos. Statt Naturerlebnis erfahren sie
Verkehrschaos. Aber auch Wanderer zertrampeln die Vegetation und hinterlassen
Berge von Müll. Theodore Roosevelt besuchte 1903 den Grand Canyon, schon
damals beschwor er die Besucher: "Bewahrt ihn für eure Kinder, für eure Enkel
und für alle die nach euch kommen." Seine Worte bewirkten nicht viel, denn die
Menschen lieben "die Natur zu Tode" wie es "National Geographic" formulierte.
Seinen Namen bekam der Colorado einst weil roter Sandstein sein Wasser färbte.
Heute ist sein Wasser blau, manchmal auch grün. Der 1963 flussaufwärts
errichtete Glen Canyon-Staudamm hält seither den roten Sand, der den Fluss einst
spektakulär verfärbte, zurück.
Mit dem gestauten Wasser wird der Strom für Las Vegas und Phönix erzeugt. Das
ökologische Gleichgewicht im Grand Canyon aber wurde damit zerstört. Das
Wasser schwemmt nicht mehr genügend Treibholz an. Dessen Zersetzung liefert die
Grundlage für die Nahrungskette von Insekten, Fischen und Vögeln. Im
Farbenspiel der Sonne gehört der "Grand Canyon" zu den beeindruckendsten und
schönsten Naturdenkmälern der Erde.
Das Wissen um das unvorstellbare Alter dieser Felsen zwingt zur Demut. Der
Mensch spürt seine eigene Bedeutungslosigkeit im Angesicht dieser Zeugnisse einer
nicht fassbaren Vergangenheit. Für Simone de Beauvoir galt der Grand Canyon als
"geheimnisvolles Sinnbild aller Landschaften".
Und dennoch - mit Worten lässt sich dieses Schauspiel der Ewigkeit nicht
beschreiben.
Der Grand Canyon - Poesie in Stein.
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Buch und Regie: Goggo Gensch
Von der Tara an den Colorado
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