Mozart: 21 Mal Wien

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Autor: Hans-Christian Heintschel
Stand Jänner 2016
Mozart: 21 Mal in Wien
Auch wenn „Don Giovanni“ in Prag triumphal uraufgeführt, Italien, England und
Deutschland für das Werden des Genies prägend waren: Ohne Wien, seiner wichtigsten
„Lebensstadt“, wäre wohl Wolfgang Amadeus Mozart nicht das geworden, was er bis heute
ist: Europas größtes Musikgenie.
Ganz im Ernst: Wer hat schon als Sechsjähriger vor den Spitzen der Gesellschaft gespielt? Als
Zwölfjähriger seine eigenen Kompositionen dirigiert? Und später der Nachwelt auch noch Melodien
wie jener der „Königin der Nacht“ aus der „Zauberflöte“ (1791) hinterlassen? Wolfgang Amadeus
Mozart (1756-1791) war als Komponist und Musiker eine Ausnahmeerscheinung. Mit Wien
verknüpfen ihn viele Ereignisse, zumal er die letzten zehn Jahre seines Lebens – seine
erfolgreichsten! – hier verbrachte. Rund 20 Wiener Orte können sich in ihr Gästebuch schreiben:
Hier, in diesen Räumen, in diesem Palais, in dieser Kirche war das wohl größte Musik-Genie der
letzten 250 Jahre zu Gast. Allein beim schönen Friedhof St. Marx verhält es sich anders: Dort steht
Mozart im Sterberegister.
Beginnen wir bei den damaligen Spitzen der Gesellschaft. Schloss Schönbrunn: 1762. Mozart ist
erst sechs Jahre alt, und schon raunt man vom „Wunderkind aus Salzburg“. Zugegeben, dabei hat
sein Vater Leopold, selbst ein bekannter Musiker im Dienste des Erzbischofs von Salzburg, seine
Hände im Spiel. Das „Family Business“ der Mozarts hat bei den Habsburgern Erfolg: Der kleine
Mozart spielt im Spiegelzimmer der Sommerresidenz, „Landesmutter“ Kaiserin Maria Theresia ist
samt Familienanhang beeindruckt, als der Sechsjährige am Ende noch der Kaiserin – wie die
Überlieferung berichtet – auf den Schoß hüpft, schlichtweg begeistert.
Vier Jahre später, 1768, treffen Kaiserin Maria Theresia und der noch immer kleine Mozart gar
zwei Mal aufeinander: In der Wiener Hofburg gewährt die Kaiserin dem bereits international weit
herumgekommenen Mozart eine Audienz im Ausmaß von zwei Stunden. Und zur Einweihung der
Waisenhauskirche am Rennweg schreibt Mozart im Schüleralter von zwölf Jahren seine festliche
„Waisenhausmesse“, die er in Anwesenheit von Maria Theresia auch selbst dirigiert. Zurück zur
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Hofburg: Jahre später, 1781, verbringt er hier – genauer in den Kaiserappartements – sogar den
Weihnachtsabend. Gastgeber ist bereits Österreichs großer Aufklärer, Kaiser Joseph II.
Fünf Jahre sind ins Land gegangen. 1786, in der Orangerie von Schönbrunn: Hier ist die Lage
schon ernster. Der 30-jährige Mozart, am Höhepunkt seiner Karriere angelangt, steht unter den
„akustischen Argusaugen“ von Joseph II. im Wettkampf mit dessen Hofkapellmeister Salieri:
Musikalisch treten der „Schauspieldirektor“ (Mozart) gegen „Prima la musica e poi le
parole“ (Salieri) an. Auch wenn seither die Nachwelt über die eigenwillige Entscheidung des
Habsburgers den Kopf schüttelt: Es gewinnt Salieri. Für Mozart hingegen bestätigt sich seine
Abneigung vor der Hofgesellschaft, dem Zeremoniell, vor allem aber vor dem „Diener machen“.
Der „Wiener“ Mozart kehrt aber nicht nur bei der Hofgesellschaft ein: Mozart, dieser lebenslustige,
seine Umwelt immer wieder herausfordernde Künstler, kennt natürlich auch ein Privatleben, ja
sogar ein Leben als besorgter Vater. Etwa als er versucht, seinen ältesten Sohn Carl Thomas bei
den Piaristen in die Schule zu geben. In einem Brief an seine Frau Constanze schreibt er am 9.
Oktober 1791: „…um 10 Uhr gehe ich zu den Piaristen ins Amt, weil mir der Leitgeb gesagt hat
dass ich dann den Director sprechen kann.“ Nur gut, dass die Piaristen nicht nur bis heute eine
ausgezeichnete Schulausbildung bieten, sondern auch über ein gut geführtes Restaurant, den
Piaristenkeller, wo eine von Mozarts Lieblingsspeisen, „Kapaundl“ (Masthahn) mit Morcheln, den
Gästen angeboten wird.
Spätestens 1781 – der Salzburger Oberstkämmerer Graf Arco beendet Mozarts Anstellung beim
Fürst-Erzbischof im Wiener Deutschordenshaus nach Zwistigkeiten endgültig mit einem Fußtritt in
den Allerwertesten („bey der thüre durch einen tritt im arsch hinaus werfen“) – erinnert sich Mozart,
völlig auf sich selbst gestellt, des Wiener Adels und dessen Mäzenatentum. Bereits als Kind trat
Mozart mit seinen Geschwistern – und unter strenger Aufsicht seines Vaters – im Palais Auersperg,
Harrach, Kinsky und Pálffy auf. 1786, als 30-Jähriger, dirigierte Mozart im Palais Auersperg eine
Privataufführung des „Idomeneo“.
Apropos Mäzenatentum: Im selben Jahr, 1786, lädt ihn der Direktor der Nationalbibliothek,
Gottfried van Swieten – übrigens Sohn des berühmten Leibarztes von Maria Theresia, Gerard van
Swieten, der im Maria-Theresien-Denkmal zwischen dem Natur- und Kunsthistorischen Museum
als Stütze der Monarchie bis heute verewigt ist – zu einer „Sonntagsakademie“, sprich einem
Konzert, ein. Van Swieten jun. ist es auch, der als Unterstützer und Förderer Mozarts in die
Geschichtsbücher eingegangen ist.
Den privaten, vor allem aber glücklichen Mozart trifft man am besten im Mozarthaus Vienna an,
das im Jänner 2006 als Mozart-Zentrum rund um eine Original-Mozartstätte eröffnet wurde. In der
Domgasse 5, im Herzen Wiens, verlebte der Schöpfer der „Zauberflöte“ (1791) und der
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„Entführung aus dem Serail“ (1782) wohl seine schönste und erfolgreichste Zeit. Zwischen 1784
und 1787 logiert er hier, im ersten Stock. Wer seine Wohnung mit den vier Zimmern, zwei
Kabinetten und der eigenen Küche betritt, verspürt noch immer das herrschaftliche Ambiente
dieser Adresse. Kaum verwunderlich, dass er in dieser Wohnung auch seine vielleicht attraktivste
Oper „Die Hochzeit des Figaro“ (1786) verfasst hat. Das Mozarthaus ist ein absolutes Muss für
Mozart-Fans in Wien!
Bleiben wir gleich im Herzen Wiens: Ein ebenso glücklicher Ort für die Familie Mozart muss wohl
auch der Stephansdom sein, wo Wolfgang im Jahr 1782 seine Constanze (Weber) heiratet. Auch
wenn Mozart-Forscher zu wissen meinen, dass der frischgebackene Ehemann seine Frau in
Sachen Schönheit eher lau beschrieben hat („sie ist nicht hässlich, aber auch nicht weniger als
schön“), an ihrer Lebenslustigkeit und Treue in beruflich harten Zeiten gibt es keinen Zweifel. Auch
ihre gemeinsamen sechs Kinder – nur zwei sollten über das Babyalter kommen – sprechen
schlussendlich dafür. Der „Steffl“, wie ihn die Wiener bis heute auch liebevoll bezeichnen, steht
aber auch am Ende von Mozarts Leben: Nach seinem Tod am 5. Dezember 1791 wurde sein
Leichnam in einem Trauerkondukt zum Stephansdom geleitet und in der dortigen Kruzifixkapelle
eingesegnet.
Gestorben ist Mozart ebenfalls im Herzen Wiens, in der Rauhensteingasse 8. Das eigentliche
Sterbehaus Mozarts existiert längst nicht mehr, heute steht eines der bekanntesten Wiener
Kaufhäuser dort, das Kaufhaus Steffl. Das berühmte, unvollendet gebliebene Requiem –
sozusagen Mozarts Vermächtnis – ist in den Stockwerken natürlich nicht zu hören.
Mozarts irdischer Weg endet am St. Marxer Friedhof, wo Europas größter Musikus, Erfinder
zahlreicher Opern, Messen und unvergesslichen Melodien, seine letzte Ruhestätte fand. Der
genaue Platz seines Grabes ist bis heute nicht genau bekannt: Mozart wurde in einem
Schachtgrab ohne Grabkreuz mit vier bis fünf weiteren Toten begraben, ganz nach der Art der Zeit.
Die „Auferstehung“ Mozarts begann bereits einige Tage nach dessen frühem Tod. Bereits am 10.
Dezember fand auf Initiative des „Theater an der Wien“-Direktors und Auftraggebers der
„Zauberflöte“ (1791), Emanuel Schikaneder, in der Michaelerkirche eine Seelenmesse für Mozart
statt, wo vermutlich auch dessen letztes Stück, das unvollendet gebliebene Requiem, erstmals zu
hören war.
Mozart und die Nachwelt: Auch wenn ihm zu Lebenszeiten die ungebrochene Anerkennung
letztlich versagt blieb, nach seinem Tod veränderte sich die Situation schlagartig. Die
„Zauberflöte“ entpuppt sich als uneinholbares Musikereignis, seine vielen weiteren Stücke werden
immer mehr als das erkannt, was sie für die meisten bis heute sind: Glanzstücke des
Musikschaffens.
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Erinnerungen an Mozart finden sich in Wien prominent im Mozart-Denkmal im Burggarten, das im
Jahr 1896 erschaffen wurde. Am Zentralfriedhof, Wiens größtem Friedhof, steht seit 1891 ein
weiteres Mozart-Denkmal im Ehrengräberhain in unmittelbarer Nähe weiterer großer Komponisten
wie Beethoven oder Strauss. Ebenfalls sehenswert: der Mozart-Brunnen am Mozartplatz im vierten
Bezirk, der auch „Zauberflötenbrunnen“ genannt wird, da die 1905 enthüllte Bronzegruppe die
Hauptfiguren der Oper, den Flöte spielenden Tamino und die an ihn geschmiegte Pamina, zeigt.
Wer es ein bisschen versöhnlicher und kulinarischer will: Auch in unmittelbarer Nähe zur Wiener
Staatsoper, im Café Mozart, lässt sich des großen Musikus gedenken.
Einen anderen Weg geht das Haus der Musik: Hier ist Mozart ein eigener Raum gewidmet, der
nicht nur Originale aus dessen Leben zeigt, sondern mittels modernem Infotainment die
Möglichkeit schafft, die „Kleine Nachtmusik“ (1787) vor den durchwegs kritischen Wiener
Philharmonikern zu dirigieren. „Namadeus" ist ein interaktives Computerprogramm, welches
Mozarts musikalischem Spiel KV 516f nachempfunden wurde und mit dem jeder Besucher
spielerisch seinen Namen in eine originale Mozartinterpretation umwandeln kann.
Adressen der erwähnten Wiener Mozartstätten:
Mozarthaus Vienna, Domgasse 5, 1010 Wien, www.mozarthausvienna.at
Schloss Schönbrunn, Schönbrunner Schlossstraße, 1130 Wien, www.schoenbrunn.at
Orangerie (Konzerte), Schloss Schönbrunn, 1130 Wien, www.imagevienna.com
Hofburg, Kaisertor, Innerer Burghof, 1010 Wien, www.hofburg-wien.at
Waisenhauskirche, Pfarre Rennweg, Rennweg 91, 1030 Wien, www.pfarrerennweg.at
Mozarts Sterbehaus, Rauhensteingasse 8, 1010 Wien (nicht mehr existent, heute Kaufhaus Steffl)
Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, 1010 Wien, www.onb.ac.at
Mozart-Denkmal, Burggarten, 1010 Wien
Friedhof St. Marx, Leberstraße 6-8, 1030 Wien
Stephansdom, Stephansplatz, 1010 Wien, www.stephanskirche.at
Zentralfriedhof, Simmeringer Hauptstraße 234, 1110 Wien, Mozart-Denkmal: Grab 32A, Nr.55,
www.friedhoefewien.at
Deutschordenshaus, Singerstraße 7, 1010 Wien, www.deutscher-orden.at
Palais Auersperg, Auerspergstraße 1, 1080 Wien, www.auersperg.com
Palais Harrach, Freyung 3, 1010 Wien
Palais Daun-Kinsky, Freyung 4, 1010 Wien, www.palaisevents.at
Palais Palffy, Josefsplatz 6, 1010 Wien, www.palais-palffy.at
Mozart-Brunnen, Mozartplatz, 1040 Wien
Piaristenkeller, Piaristengasse 45, 1080 Wien, www.piaristenkeller.at
Café Mozart, Albertinaplatz 2, 1010 Wien, www.cafe-mozart.at
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Michaelerkirche, Michaelerplatz, 1010 Wien, www.michaelerkirche.at
Haus der Musik, Seilerstätte 30, 1010 Wien, www.hdm.at
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