Die Bedeutung persistierender Infektionen in der Pathogenese des

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Kapitel 10 Zusammenfassung
10.
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Zusammenfassung
Die Kenntnis der Pathogenese des Lungenemphysems ist von großer Wichtigkeit für die
Entwicklung einer adäquaten Therapie und Prophylaxe.
Eine Voraussetzung zur Erlangung neuer Kenntnisse ist die Untersuchung von optimal
geeignetem Gewebsmaterial, welches für eine Vielzahl von Untersuchungsmethoden
brauchbar ist. Dieses steht seit der Einführung der operativen Lungenvolumenreduktion
beim Emphysem durch COOPER et al. im Jahre 1994 zur Verfügung. Weiterhin ist eine
klinische Verlaufsbeobachtung der Patienten möglich.
Die bisherigen Untersuchungen dieses Lungengewebes konnten bereits die Bedeutung
bronchiolitischer Veränderungen zeigen (THEEGARTEN et al. 1997c, THEEGARTEN
et al. 1997e, THEEGARTEN et al. 1998e).
Weitergehend ist nun mit der Raster- und Transmissionelektronenmikroskopie eine
Kolonisation der Bronchiolen und Alveolen durch Agentien nachweisbar, die mit Hilfe
der Immunfluoreszenz und der Polymerasekettenreaktion als Chlamydia pneumoniae
identifiziert werden können. Die Erreger sind hierbei im Bronchiolusepithel und in
Makrophagen, die als Zielzellen gelten müssen, sowie an der Oberfläche von
Pneumozyten und im Interstitium nachweisbar.
Morphologisch besteht das Bild einer persistierenden Infektion mit Gewebsdestruktion.
Hierbei sind eine immunologische Reaktion mit einer Bronchiolitis und einer
Makrophagenaktivierung sowie insbesondere in der Randzone von Makrophagen
gelegene emphysematische Gewebedefekte nachweisbar. Die Makrophagen zeigen eine
direkte Interaktion mit den Erregern. Chlamydia pneumoniae kann in verschiedenen
Entwicklungsstadien angetroffen werden.
Diese neuen Erkenntnisse sind in das pathogenetische Konzept des Lungenemphysems
mit einer Proteasen / Antiproteasen und Oxidantien / Antioxidantien Imbalance
intergrierbar, sie stellen eine Erweiterung der bisherigen Vorstellungen dar (HOIDAL
und JEFFERY 1998).
Bei fortgeschrittenen Stadien einer COPD wurde bereits durch VON HERTZEN et al.
(1997) ein erhöhter Antikörpertiter gegen Chlamydia pneumoniae nachgewiesen, auch
diese serologischen Befunde passen zur Relevanz der Infektion. Wie bei der Chlamydia
pneumoniae assoziierten Arteriosklerose (STILLE und STEPHAN 1999) besteht bei der
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COPD eine Androtropie (BARNES und GODFREY 1997), welches ebenfalls für die
Bedeutung der Infektion spricht.
Ob die nachgewiesene Chlamydia pneumoniae-Infektion primär oder sekundär ist,
müssen
weitere
Untersuchungen
klären.
Auf
jeden
Fall
sind
kontrollierte
Antibiotikatherapie-Studien mit dem Versuch einer Eradikation der Erreger indiziert,
um einen Progress der Erkrankung zu stoppen.
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