Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Das heutige Programm Organisatorisches Vorlesung “Mathematische Strukturen” Vorstellung Ablauf der Vorlesung und der Übungen Prüfung Literatur & Folien Sommersemester 2016 Prof. Barbara König Übungsleitung: Christine Mika & Dennis Nolte Einführung und Motivation Inhalt der weiteren Vorlesung Grundlagen: Mengen, Funktionen, Relationen, . . . Barbara König Mathematische Strukturen 1 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wer sind wir? Barbara König Mathematische Strukturen 2 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Einordnung Dozentin: Prof. Barbara König Raum LF 264 E-Mail: barbara [email protected] Diese Vorlesung ist für Sprechstunde: nach Vereinbarung KOMEDIA-Studierende im 2. Semester gedacht. Übungsleitung: M.Sc. Dennis Nolte, LF 263, [email protected] M.Sc. Christine Mika, LF 261, [email protected] Web-Seite: www.ti.inf.uni-due.de/teaching/ss2016/mast/ Barbara König Mathematische Strukturen 3 Barbara König Mathematische Strukturen 4 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vorlesungstermine Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Termine der Übungsgruppen/Tutorien Übungsgruppen: Vorlesungs-Termin: Dienstag, 8:30–10:00 Uhr, im LB 107 1 Di, 10-12 Uhr, LF 125 4 Di, 10-12 Uhr, BC 003 2 Di, 12-14 Uhr, LE 120 8 Di, 12-14 Uhr, LF 035 3 Di, 16-18 Uhr, LC 026 5 Mi, 12-14 Uhr, LC 137 6 Mi, 12-14 Uhr, LB 117 7 Do, 8-10 Uhr, LC 137 Tutorium: Fr, 10-12 Uhr, LF 035, Beginn am 29.4. Barbara König Mathematische Strukturen 5 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Hinweise zu den Übungen Barbara König Mathematische Strukturen 6 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Hinweise zu den Übungen Das Übungsblatt wird jeweils am Dienstag ins Netz gestellt. Das erste Übungsblatt wird am 19.4. bereitgestellt. Bitte versuchen Sie, sich möglichst gleichmäßig auf die Übungen zu verteilen. Dazu werden wir nach der ersten Woche die Teilnehmerzahlen der einzelnen Übungen bekanntgeben. Die schriftlichen Aufgaben müssen bis spätestens Dienstag, 10:15 Uhr, der darauffolgenden Woche abgegeben werden. D.h., das erste Blatt muss am 26.4. abgegeben werden. Die Abgaben werden innerhalb einer Woche korrigiert. Die Besprechung eines Übungsblattes findet in derselben Woche statt wie die Abgabe, das erste Blatt wird also ab 26.4. besprochen. Besuchen Sie die Übungen und machen Sie die Hausaufgaben! Diesen Stoff kann man nur durch regelmäßiges Üben erlernen. Auswendiglernen hilft nicht besonders viel. Die Übungen beginnen in der dritten Semesterwoche am Dienstag, den 26. April. Einwurf in den Briefkasten neben dem Raum LF259. Bitte geben Sie auf Ihrer Lösung deutlich die Vorlesung, Ihren Namen, Ihre Matrikelnumer und Ihre Gruppennummer an. Sie dürfen in Zweier-Gruppen abgeben. Barbara König Mathematische Strukturen 7 Barbara König Mathematische Strukturen 8 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Hinweise zu den Übungen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Klausur Wir verwenden Moodle, um: die Aufgabenblätter zur Verfügung zu stellen und um Diskussionsforen bereitzustellen. Die Vorlesung wird durch eine Klausur am Ende des Semesters geprüft. Der derzeitige Planungsstand für den Klausurtermin ist Dienstag, der 23. August, 8:30–10:30 Uhr. Eine elektronische Abgabe der Hausaufgaben über Moodle ist nicht vorgesehen. Moodle2-Plattform an der Universität Duisburg-Essen: http://moodle2.uni-due.de/ (siehe auch Link auf der Webseite) Räume: LA 0034, LX 1205 Die Anmeldung erfolgt über das Prüfungsamt. Bitte legen Sie dort einen Zugang an (falls noch nicht vorhanden) und tragen Sie sich in den Kurs “Mathematische Strukturen (SoSe 2016)” (Sommersemester 2016 → Ingenieurwissenschaften → Abteilung Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft) ein. Zugangsschlüssel: . . . Barbara König Mathematische Strukturen 9 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Klausur Barbara König Mathematische Strukturen 10 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Literatur Es gibt folgende Bonusregelung: Wenn Sie 50% der Punkte erzielt haben, so erhalten Sie einen Bonus für die Klausur. (Für einmaliges Vorrechnen in der Übung gibt es 10 Extrapunkte.) Harald Scheid, Wolfgang Schwarz: Elemente der Arithmetik und Algebra. Spektrum 2008 Auswirkung: Verbesserung um eine Notenstufe; z.B. von 2,3 auf 2,0 Barbara König Mathematische Strukturen 11 Barbara König Mathematische Strukturen 12 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Literatur Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Literatur Lutz Warlich: Grundlagen der Mathematik für Studium und Lehramt: Mengen, Funktionen, Teilbarkeit, Kombinatorik, Wahrscheinlichkeit. Books on Demand, 1. Auflage (Juli 2006) Barbara König Gerald Teschl, Susanne Teschl: Mathematik für Informatiker, Diskrete Mathematik und Lineare Algebra, Bd.1, Springer, 2008 Mathematische Strukturen 13 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Literatur Barbara König Mathematische Strukturen 14 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Literatur Angelika Steger: Diskrete Strukturen 1. Kombinatorik, Graphentheorie, Algebra. Springer 2007 Martin Aigner: Diskrete Mathematik. Vieweg+Teubner, 2006. http://www.springerlink.com/content/p18557/ (zugreifbar über den Uni-Account) Barbara König Mathematische Strukturen 15 Barbara König Mathematische Strukturen 16 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Literatur Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Literatur Hinweise: Die Bücher sind als Ergänzung gedacht, sie präsentieren den Stoff oft aus einem anderen Blickwinkel. Sehen Sie sich die Bücher erst an, bevor Sie sie kaufen. Nicht jede/r kommt mit jedem Buch zurecht. Dirk Hachenberger: Mathematik für Informatiker. Pearson, 2008. Die Bibliothek (LK) ist ein guter Platz um nach Büchern zu stöbern (Mathematik-Abteilung im 1. Stock, Lehrbuchsammlung im Keller) Barbara König Mathematische Strukturen 17 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Folien Barbara König Mathematische Strukturen 18 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Inhalt Folien werden Grundlagen (Mengen, Relationen, Funktionen) im Anschluss an die Vorlesung im Web als PDF bereitgestellt und Analysis, Kurvendiskussion, Ableitung regelmäßig aktualisiert. Algebraische Strukturen (Gruppen, Körper, Vektorräume, Matrizen) Große Teile der Folien werden im Wesentlichen gleich zu den Folien aus dem Sommersemester 2015 sein (erhältlich über die Webseite der letztjährigen Vorlesung). Barbara König Mathematische Strukturen Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit 19 Barbara König Mathematische Strukturen 20 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Inhalt Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Inhalt Grundlagen (Mengen, Relationen, Funktionen) Wir besprechen/wiederholen grundlegende Konzepte der Mathematik. Wie beschreibt man Ansammlungen von Elementen? Mengen Wie beschreibt man Zusammenhänge zwischen Mengen? Relationen, Funktionen Außerdem besprechen wir grundlegende Zahlentheorie (Primzahlen, etc.). Diskrete Mathematik vs. Kontinuierliche Mathematik In dieser Vorlesung geht es schwerpunktmäßig um diskrete Mathematik, d.h., um das Arbeiten mit endlichen oder abzählbaren Mengen von Elementen. Daneben gibt es noch die kontinuierliche Mathematik (Analysis, etc.), in der man mit reellen oder komplexen Zahlen arbeitet. (Ableitung, Integration von Funktionen, etc.) Barbara König 21 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Inhalt b 2 c 3 d Barbara König 22 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Inhalt Algebraische Strukturen (Gruppen, Körper, Vektorräume, Matrizen) Analysis, Kurvendiskussion, Ableitbarkeit Wir betrachten Funktionen auf reellen Zahlen und wiederholen Grundlagen der Kurvendiskussion. Dabei gehen wir vor allem auf das Ableiten (= Differenzieren) von Funktionen ein. Wir behandeln grundlegende Rechenstrukturen (Gruppen, Körper) und Anwendungen in der Kryptographie. Anschließend: Vektorräume und Matrizen mit Anwendungen in der Darstellung von mehrdimensionalen Räumen. Lösen von Gleichungssystemen. f (x) 1 y x -5 a 1 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 -1 1 2 3 A = 4 5 6 7 8 9 (4,5) x Barbara König Mathematische Strukturen 23 Barbara König Mathematische Strukturen 24 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Inhalt Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mathematik im KOMEDIA-Studium Statistik (Inferenz-Statistik, Deskriptive Statistik) ( Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit) Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit Abzählen von Mengen: “Ziehen aus Urnen” und andere Modelle mit praktischen Beispielen. Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter Ereignisse Informatik ( u.a. Funktionen, Relationen) Multimedia Engineering/Multimediasysteme ( Vektorrechnung, z.B. für Grafiken) Modellierung ( Grundlagen: Mengen, Relationen, Funktionen, Matrizenrechnung) Mensch-Computer-Interaktion ( Navigation mit Graphen) Datenbanken ( Visualisierung und Relationen) Volkswirtschaftslehre ( Kurvendiskussion, Ableitung) Kryptographische Verfahren ( Gruppen, Körper) In Praxisprojekten, im Master-Studium Barbara König Mathematische Strukturen 25 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Barbara König Mathematische Strukturen 26 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Menge Menge M von Elementen, wird beschrieben als Aufzählung Bemerkungen: M = {0, 2, 4, 6, 8, . . . } Die Elemente einer Menge sind ungeordnet, d.h., ihre Ordnung spielt keine Rolle. Beispielsweise gilt: oder als Menge von Elementen mit einer bestimmten Eigenschaft {1, 2, 3} = {1, 3, 2} = {2, 1, 3} = {2, 3, 1} = {3, 1, 2} = {3, 2, 1} M = {n | n ∈ N0 und n gerade}. Ein Element kann nicht “mehrfach” in einer Menge auftreten. Es ist entweder in der Menge, oder es ist nicht in der Menge. Beispielsweise gilt: Allgemeines Format: M = {x | P(x)} M ist Menge aller Elemente, die die Eigenschaft P erfüllen. {1, 2, 3} = 6 {1, 2, 3, 4} = {1, 2, 3, 4, 4} M = {x ∈ X | P(x)} M ist Menge aller Elemente aus der Grundmenge X , die P erfüllen. Barbara König Mathematische Strukturen 27 Barbara König Mathematische Strukturen 28 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Element einer Menge Wir schreiben a ∈ M, falls ein Element a in der Menge M enthalten ist. Vereinigung Die Vereinigung zweier Mengen A, A ist die Menge M, die die Elemente enthält, die in A oder B vorkommen. Man schreibt dafür A ∪ B. A ∪ B = {x | x ∈ A oder x ∈ B} Anzahl der Elemente einer Menge Für eine Menge M gibt |M| die Anzahl ihrer Elemente an. Teilmengenbeziehung Wir schreiben A ⊆ B, falls jedes Element von A auch in B enthalten ist. Die Beziehung ⊆ heißt auch Inklusion. Schnitt Der Schnitt zweier Mengen A, B ist die Menge M, die die Element enthält, die sowohl in A als auch in B vorkommen. Man schreibt dafür A ∩ B. A ∩ B = {x | x ∈ A und x ∈ B} Leere Menge Mit ∅ oder {} bezeichnet man die leere Menge. Sie enthält keine Elemente und ist Teilmenge jeder anderen Menge. Barbara König Mathematische Strukturen 29 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Barbara König Mathematische Strukturen 30 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Veranschaulichung von Vereinigung und Schnitt durch Venn-Diagramme: Mengendifferenz Seien A, B zwei Mengen. Dann bezeichnet A\B die Menge aller Elemente, die in A vorkommen und in B nicht vorkommen. A\B = {x | x ∈ A und x 6∈ B} Beispiele: Blau eingefärbte Fläche entspricht der Vereinigung A ∪ B Barbara König {0, 1, 2, 3, 4, 5}\{0} = {1, 2, 3, 4, 5} Blau eingefärbte Fläche entspricht dem Schnitt A ∩ B Mathematische Strukturen {a, b, c}\{c, d} = {a, b} 31 Barbara König Mathematische Strukturen 32 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Veranschaulichung der Mengendifferenz durch ein Venn-Diagramm: Potenzmenge Sei M eine Menge. Die Menge P(M) ist die Menge aller Teilmengen von M. P(M) = {A | A ⊆ M} Beispiel: P({1, 2, 3}) = {∅, {1}, {2}, {3}, {1, 2}, {1, 3}, {2, 3}, {1, 2, 3}}. Es gilt: |P(M)| = 2|M| (für eine endliche Menge M). Blau eingefärbte Fläche entspricht der Mengendifferenz A\B Barbara König Mathematische Strukturen 33 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Barbara König Mathematische Strukturen 34 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mengen Bemerkungen: Wir betrachten nicht nur Paare, sondern auch sogenannte Tupel, bestehend aus mehreren Komponenten. Ein Tupel (a1 , . . . , an ) bestehend aus n Komponenten heißt auch n-Tupel. In einem Tupel sind die Komponenten geordnet! Es gilt z.B.: Kreuzprodukt (kartesisches Produkt) Seien A, B zwei Mengen. Die Menge A × B ist die Menge aller Paare (a, b), wobei die erste Komponente des Paars aus A, die zweite aus B kommt. (1, 2, 3) 6= (1, 3, 2) ∈ N0 × N0 × N0 A × B = {(a, b) | a ∈ A, b ∈ B} Eine Komponente kann “mehrfach” in einem Tupel auftreten. Tupel unterschiedlicher Länge sind immer verschieden. Beispielsweise: Beispiel: {1, 2} × {3, 4, 5} = {(1, 3), (1, 4), (1, 5), (2, 3), (2, 4), (2, 5)} Es gilt: |A × B| = |A| · |B| (für endliche Menge A, B). (1, 2, 3, 4) 6= (1, 2, 3, 4, 4) Runde Klammern (, ) und geschweifte Klammern {, } stehen für ganz verschiedene mathematische Objekte! Barbara König Mathematische Strukturen 35 Barbara König Mathematische Strukturen 36 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Relationen Relation zwischen der Menge A und der Menge B Eine Teilmenge R ⊆ A × B des Kreuzprodukts von A und B heißt Relation zwischen A und B. Beispiel: A = {1, 2, 3} Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung B = {a, b, c, d} Schreibweise: wir notieren folgendermaßen, dass ein Paar in einer Relation liegt R = {(1, a), (1, b), (2, b), (3, d)} Standard-Schreibweise: (2, b) ∈ R Infix-Schreibweise: 2 R b Relationen können auf folgende Weise graphisch dargestellt werden: a 1 b 2 c 3 d Barbara König Für Relationen wie =, <, ≤, >, ≥ wird fast immer die Infix-Schreibweise verwendet (Beispielsweise 2 < 5, 7 ≥ 3) Mathematische Strukturen 37 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Barbara König Mathematische Strukturen 38 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Weiteres Beispiel: Zuordnung von Studierenden zu Veranstaltungen Ingo Math. Strukturen Wir sehen uns nun einige besondere Arten von Relationen an: Selim Petra Modellierung Funktionen Äquivalenzrelationen Ordnungen A = {Ingo, Selim, Petra} B = {Math.Strukturen, Modellierung} R = {(Ingo, Math.Strukturen), (Ingo, Modellierung), (Selim, Math.Strukturen)} Barbara König Mathematische Strukturen 39 Barbara König Mathematische Strukturen 40 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Notation von Funktionen f:A → B a 7→ f (a) Funktion von der Menge A in die Menge B Eine Relation f ⊆ A × B heißt Funktion, wenn folgendes gilt: Die Funktion f bildet jedes Element a ∈ A auf genau ein Element f (a) ∈ B ab. Dabei ist A der Definitionsbereich und B der Wertebereich. Außerdem muss eine Zuordnungsvorschrift angegeben werden (a 7→ f (a)). für jedes Element a ∈ A gibt es genau ein Element b ∈ B mit (a, b) ∈ f . Anschaulich: jedes Element in der Menge A hat genau einen ausgehenden Pfeil. (Die vorherigen Beispiels-Relationen waren also keine Funktionen.) Beispiel (Quadratfunktion): f : Z → N0 , f (n) = n2 . . . , −3 7→ 9, −2 7→ 4, −1 7→ 1, 0 7→ 0, 1 7→ 1, 2 7→ 4, 3 7→ 9, . . . Dabei ist N0 die Menge der natürlichen Zahlen (mit der Null) und Z die Menge der ganzen Zahlen. Barbara König Mathematische Strukturen 41 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Barbara König Mathematische Strukturen 42 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Injektive Funktion Eine Funktion f : A → B heißt injektiv, falls es keine Elemente a1 , a2 ∈ A gibt mit a1 6= a2 und f (a1 ) = f (a2 ). Alternativ: Eine Funktion f ist injektiv, falls für alle Elemente a1 , a2 ∈ A aus f (a1 ) = f (a2 ) immer a1 = a2 folgt. Bild und Urbild einer Menge Sei f : A → B eine Funktion und A0 ⊆ A. Dann nennt man die Menge f (A0 ) = {f (a) | a ∈ A0 } Anschaulich: auf kein Element im Wertebereich zeigt mehr als ein Pfeil. das Bild von A0 unter der Funktion f . Sei nun B 0 ⊆ B. Die Menge Surjektive Funktion Eine Funktion f : A → B heißt surjektiv, falls es für jedes b ∈ B (mindestens) ein a ∈ A gibt mit f (a) = b. f −1 (B 0 ) = {a ∈ A | f (a) ∈ B 0 } heißt das Urbild von B 0 unter der Funktion f . Anschaulich: auf jedes Element im Wertebereich zeigt (mindestens) ein Pfeil. Barbara König Mathematische Strukturen 43 Barbara König Mathematische Strukturen 44 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Bemerkung: Die bijektiven Funktionen sind genau die invertierbaren Funktionen. Zu einer bijektiven Funktion f : A → B gibt es eine Umkehrfunktion f −1 : B → A mit folgenden Eigenschaften: Bijektive Funktion Eine Funktion f : A → B heißt bijektiv, falls sie injektiv und surjektiv ist. f −1 (f (a)) = a für alle a ∈ A f (f −1 (b)) = b für alle b ∈ B Beispiel: Die Funktion Anschaulich: auf jedes Element im Wertebereich zeigt genau ein Pfeil. D.h., es gibt eine eins-zu-eins-Zuordnung zwischen den Elementen des Definitionsbereichs und des Wertebereichs f:Z→Z z 7→ z − 1 hat als Umkehrfunktion f −1 : Z → Z Barbara König Mathematische Strukturen 45 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen z 7→ z + 1 Barbara König Mathematische Strukturen 46 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Verknüpfung von Funktionen Gegeben seien zwei Funktionen f : A → B und g : B → C . Mit g ◦ f bezeichnen wir die Verknüpfung oder Hintereinanderausführung von f und g . Diese Funktion ist wie folgt definiert: Beispiel: Funktionsverknüpfung f 1 g ◦f : A → C a 7→ g (f (a)) A f /B g a b g X 2 c Y 3 d Z /C A g ◦f Barbara König Mathematische Strukturen 47 Barbara König Mathematische Strukturen 48 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Funktionen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Wir betrachten nun spezielle Relationen, die nur auf einer Menge A definiert sind. Beispiel: Funktionsverknüpfung Äquivalenzrelation g ◦f 1 X 2 Y 3 Z Eine Relation R ⊆ A × A heißt Äquivalenzrelation, falls folgendes gilt: Reflexivität: für alle a ∈ A gilt (a, a) ∈ R. Transitivität: falls für beliebige a, b, c ∈ A, (a, b) ∈ R und (b, c) ∈ R gilt, so muss auch (a, c) ∈ R gelten. Symmetrie: falls für beliebige a, b ∈ A, (a, b) ∈ R gilt, so muss auch (b, a) ∈ R gelten. Barbara König Mathematische Strukturen 48 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Barbara König 49 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Bemerkung: Durch eine Äquivalenzrelation R ⊆ A × A zerfällt die Menge A in sogenannte Äquivalenzklassen. Beispiel für eine Äquivalenzrelation: Graphische Darstellung von Äquivalenzklassen für das vorherige Beispiel: R = {(x, y ) ∈ N0 × N0 | x, y haben denselben Divisionsrest bei ganzzahliger Division durch 3} = {(m, n) ∈ N0 × N0 | m mod 3 = n mod 3} Barbara König Mathematische Strukturen 50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 ... ... ... Barbara König Mathematische Strukturen 51 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen (Partielle) Ordnung Äquivalenzklassen Eine Relation R ⊆ A × A heißt (partielle) Ordnung, falls folgendes gilt: Sei R ⊆ A × A eine Äquivalenzrelation und a ∈ A. Die Äquivalenzklasse von a ist Reflexivität: für alle a ∈ A gilt (a, a) ∈ R. Transitivität: falls für beliebige a, b, c ∈ A, (a, b) ∈ R und (b, c) ∈ R gilt, so muss auch (a, c) ∈ R gelten. [a]R = {a0 ∈ A | a R a0 } Antisymmetrie: falls für beliebige a, b ∈ A, (a, b) ∈ R und (b, a) ∈ R gilt, so muss a = b gelten, d.h., a und b müssen dann gleich sein. Für zwei Element a, b ∈ A gilt entweder [a]R = [b]R oder [a]R ∩ [b]R = ∅. Barbara König Mathematische Strukturen 52 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Barbara König Mathematische Strukturen 53 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Bei der Definition einer Ordnung hat sich gegenüber der Definition einer Äquivalenzrelation nur die letzte Eigenschaft geändert (Antisymmetrie versus Symmetrie). Beispiel für eine Ordnung: Wir betrachten die Potenzmenge P(M) einer festen Menge M und die Mengeninklusion ⊆. Achtung: Antisymmetrie ist nicht das Gegenteil von Symmetrie! Jede Gleichheitsrelation erfüllt beide Eigenschaften. Barbara König Mathematische Strukturen 54 Barbara König Mathematische Strukturen 55 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Relationen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Ordnungen werden graphisch als sogenannte Hasse-Diagramme dargestellt: Beispiel: P({x, y , z}) und Inklusion ⊆ Falls a R b (und a 6= b) gilt, dann: Wir betrachten folgende spezielle Mengen von Zahlen: Natürliche Zahlen mit 0 N0 = {0, 1, 2, 3, 4, 5, . . . } {x, y , z} liegt a unterhalb von b und wenn keine Elemente “zwischen” a und b liegen (bezüglich R), dann werden beide mit einer Linie verbunden. {x, y } {x, z} {y , z} {x} {y } {z} Ganze Zahlen Z = {. . . , −5, −4, −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, 4, 5, . . . } ∅ Barbara König Mathematische Strukturen 56 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen 57 Mathematische Strukturen Analysis Analysis, Kurvendiskussion, Ableitbarkeit Wir betrachten Funktionen auf reellen Zahlen und wiederholen Grundlagen der Kurvendiskussion. Dabei gehen wir vor allem auf das Ableiten (= Differenzieren) von Funktionen ein. Rationale Zahlen Q: die Menge aller Brüche (= Menge aller Kommazahlen mit endlicher oder periodischer Dezimaldarstellung) 2 −4 Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 1 2 27 7 0, 75 32, 333417 1 3 = 0, 3333 . . . = 0, 3 y Reelle Zahlen R: die Menge aller reellen Zahlen (= Menge aller Kommazahlen mit beliebiger – auch unendlicher, nicht-periodischer – Dezimaldarstellung) √ 2 −4 12 2 = 1, 41421 . . . π = 3, 14159 . . . e = 2, 718281 . . . Barbara König Mathematische Strukturen 2 1 -3 58 -2 -1 Barbara König 0 1 2 3 Mathematische Strukturen x 59 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Motivation Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Motivation Um die Steigung einer Kurve in einem Punkt zu bestimmen, bestimmen wir die Tangente an diesem Punkt, d.h. eine Gerade, die die Kurve in diesem Punkt berührt. Die Steigung der Tangente ist dann die Steigung der Kurve. Die Steigung einer Funktion an einer bestimmten Stelle ist anschaulich ein Maß für die Steilheit bzw. den Grad des Wachstums. Steigung einer Geraden y Für ein rechtwinkliges Dreieck (mit Katheten parallel zur x- und y -Achse) unterhalb der Geraden bestimmt man die Länge der Katheten: a, b a b y x Steigung der Geraden: 3 2 1 a b 0 Dabei ist es unerheblich, wo das Dreieck liegt und wie groß es ist. Man erhält immer denselben Wert. Barbara König Mathematische Strukturen 1 60 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Motivation 2 3 Barbara König 4 5 x 61 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Motivation y Es ist jedoch nicht offensichtlich, wie die Steigung der Tangente berechnet werden soll. f (x + h) Wir nehmen an, dass die Kurve der Graph einer reellwertigen Funktion f : R → R ist. Wir wollen die Steigung in x bestimmen, d.h. eine Tangente durch den Punkt (x, f (x)) legen. f (x + h) − f (x) Vorgehen: Bestimme (für beliebiges h ∈ R) einen weiteren Punkt (x + h, f (x + h)) und lege eine Gerade durch diese beiden Punkte. (x) (x) Die Steigung der Gerade ist: f (x+h)−f = f (x+h)−f h (x+h)−x f (x) Lasse h gegen 0 gehen (d.h. h wird immer kleiner). Dann nähert sich die Steigung der Geraden immer mehr der Steigung der Tangenten an. Barbara König Mathematische Strukturen h x 62 Barbara König x x +h Mathematische Strukturen 63 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Grenzwerte Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Grenzwerte Um dies genauer beschreiben zu können und um konkrete Steigungen berechnen zu können, benötigen wir den Begriff des Grenzwerts oder Limes. Zur Erinnerung: Graph der Sinusfunktion Beispiel: y Die Funktion 1 sin x x ist nicht für Null definiert. (Es ist auch nicht möglich, den Definitionsbereich zu erweitern, da durch 0 dividiert wird.) f : R\{0} → R, sin x f (x) = x -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Bei Betrachtung des Funktionsgraphen scheint sich jedoch der Funktionswert von f für x gegen 0 beliebig der 1 zu nähern. Barbara König 64 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Grenzwerte -3 65 Grenzwert einer Funktion Sei f : X → R mit X ⊆ R eine Funktion und seien x0 , a ∈ R. Angenommen, es gibt für jedes ε > 0 ein δ > 0, so dass für jedes x ∈ X mit |x0 − x| < δ folgt, dass |a − f (x)| < ε. sin x x y -4 Mathematische Strukturen Grenzwerte Graph der Funktion f : R\{0} → R, f (x) = f (x) = Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung sin x x -2 Dann ist a der Grenzwert (oder Limes) von f für x gegen x0 und man schreibt: lim f (x) = a. 1 x→x0 -1 0 1 2 3 4 x Bemerkungen: Die Werte ε, δ sind reelle Zahlen. |z| bezeichnet den Absolutwert der Zahl z ∈ R: z falls z ≥ 0 |z| = −z sonst Wir wollen ausdrücken können, dass der Grenzwert von f für x gegen 0 gleich 1 ist. Barbara König Mathematische Strukturen 66 Beispielsweise: |7| = 7, |0| = 0, | − 3| = 3 Barbara König Mathematische Strukturen 67 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Grenzwerte Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Grenzwerte Um zu zeigen, dass limx→0 sinx x = 1 gilt, benötigen wir noch folgende Abschätzung (ohne Beweis): für alle x ∈ R gilt |x − sin x| ≤ Bemerkungen: Anschaulich sagt die Grenzwert-Definition: der Abstand zwischen f (x) und a wird beliebig klein (beschrieben durch ε), wenn x nur nahe genug bei x0 liegt (beschrieben durch δ). |x|3 . 6 Daraus folgt für x 6= 0: 2 1 − sin x = |x − sin x| ≤ |x| . x |x| 6 Für eine Funktion f und ein gegebenes x0 muss nicht notwendigerweise ein Grenzwert existieren. (Gegenbeispiel später.) Das heißt, wenn wir für ein ε ≤ 6 erreichen wollen, dass |1 − sinx x | < ε gilt, dann reicht es, δ = ε zu setzen. Denn für ein x mit |0 − x| = |x| < δ gilt: |x|2 sin x δ2 1 − ≤ < ≤ δ = ε. x 6 6 (Für ε > 6 kann man δ = 6 setzen.) Barbara König Mathematische Strukturen 68 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Grenzwerte Barbara König Mathematische Strukturen 69 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Grenzwerte Rechnen mit Grenzwerten Gegeben seien zwei Funktionen f , g : X → R, wobei X ⊆ R. Wir nehmen an, dass beide Funktionen einen Grenzwert in x0 ∈ R haben: lim f (x) = a lim g (x) = b Der Begriff des Grenzwerts macht nur Sinn für sogenannte Häufungspunkte von X . Häufungspunkt Sei X ⊆ R. Eine reelle Zahl x0 ∈ R ist ein Häufungspunkt von X , wenn es für jedes ε > 0 ein x ∈ X gibt mit x 6= x0 und |x0 − x| < ε. x→x0 Außerdem sei c ∈ R. Dann gilt: D.h. ein Häufungspunkt von X ist eine Zahl x0 , in deren Umgebung unendlich viele Elemente von X sind, die beliebig nahe an x0 liegen. lim (c · f (x)) = c · lim f (x) = c · a x→x0 x→x0 x→x0 lim (f (x) · g (x)) = x→x0 x→x0 70 lim f (x) + lim g (x) = a + b x→x0 lim (f (x) − g (x)) = x→x0 Beispiel: Die Zahl x0 = 0 ist ein Häufungspunkt von X = R\{0}. Mathematische Strukturen x→x0 lim (f (x) + g (x)) = Ist x0 kein Häufungspunkt von X , dann gibt es keine Möglichkeit, x0 beliebig nahe zu kommen und die Grenzwert-Definition macht keinen Sinn. Barbara König x→x0 x→x0 lim f (x) − lim g (x) = a − b x→x0 lim f (x) · lim g (x) = a · b Barbara König x→x0 Mathematische Strukturen 71 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stetigkeit Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stetigkeit Manche Funktionen machen “Sprünge”, beispielsweise folgende Funktion g : 1 falls x ≤ 3 g : R → R, g (x) = 2 falls x > 3 Stetigkeit Eine Funktion f : X → R heißt stetig an der Stelle x0 ∈ X , wenn der Grenzwert limx→x0 f (x) definiert ist und außerdem gleich f (x0 ) ist (limx→x0 f (x) = f (x0 )). Die Funktion f heißt stetig, wenn sie für jedes x0 ∈ X stetig ist. y 2 Anschaulich: wenn man sich dem Wert x0 (von links oder rechts nähert) und Funktionswerte bildet, so erhält man im Grenzwert genau den Wert f (x0 ). 1 0 1 2 3 4 5 x Für stetige Funktion gilt also immer: limx→x0 f (x) = f (x0 ), d.h., man erhält den Grenzwert einfach durch Einsetzen in die Funktion. Anschaulich bezeichnen wir eine Funktion als stetig, wenn sie keine solchen Sprungstellen besitzen. Barbara König Mathematische Strukturen 72 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stetigkeit Barbara König Mathematische Strukturen 73 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stetigkeit Wie kann man konkret zeigen, dass eine Funktion f : R → R an einer Stelle x0 stetig bzw. nicht stetig ist? Nicht-Stetigkeit von f : R → R an der Stelle x0 ∈ R Es gibt ein ε > 0, so dass für alle δ > 0 gilt: es gibt ein x ∈ R mit |x0 − x| < δ und |f (x0 ) − f (x)| ≥ ε. Stetigkeit von f : R → R an der Stelle x0 ∈ R Für alle ε > 0 gibt es ein δ > 0, so dass für jedes x ∈ R mit |x0 − x| < δ folgt, dass |f (x0 ) − f (x)| < ε. Beispiel: f : R → R, f (x) = Beispiel: g : R → R, g (x) = Setze ε = Es gilt x2 und x0 = 0 √ Für ein gegebenes ε > 0 wähle δ = ε. Wir nehmen nun ein x ∈ R mit |x0 − x| < δ, woraus wegen x0 = 0 folgt, dass |x| < δ. Damit gilt: √ 2 |f (x0 ) − f (x)| = |f (0) − f (x)| = |0 − x 2 | = |x|2 < δ 2 = ε = ε Barbara König Mathematische Strukturen 1 2 1 falls x ≤ 3 und x0 = 3 2 falls x > 3 und sei δ beliebig. Wähle x = 3 + 2δ . δ δ |x0 − x| = |3 − (3 + )| = < δ 2 2 und δ |g (x0 ) − g (x)| = |g (3) − g (3 + )| = |1 − 2| = 1 ≥ ε 2 74 Barbara König Mathematische Strukturen 75 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stetigkeit Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stetigkeit Weiteres Beispiel: Anschaulich: wenn man sich von rechts x0 = 3 nähert, dann nähert man sich nicht dem Funktionswert g (x0 ) = 1. Man kann die Funktion f : R\{0} → R, y f (x) = sin x x stetig fortsetzen, d.h., eine Funktion f : R → R konstruieren, die 2 auf allen reellen Zahlen definiert ist, auf R\{0} mit f übereinstimmt und 1 0 1 2 3 4 5 stetig ist. x Dabei ist f wie folgt definiert: sin x x f (x) = 1 Es existiert auch kein Grenzwert limx→3 g (x). falls x 6= 0 falls x = 0 Diese Funktion ist stetig, denn limx→0 Barbara König Mathematische Strukturen 76 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Bestimmung der Ableitung Barbara König sin x x = 1. 77 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Bestimmung der Ableitung Mit Hilfe des Grenzwert-Begriffs kann man nun die Steigung einer Funktion f definieren. Die entstehende Funktion f 0 , die zu jedem x-Wert die Steigung an der jeweiligen Stelle angibt, heißt Ableitung. Die Bestimmung von f 0 bezeichnet man auch als Ableiten bzw. Differenzieren. Bemerkungen: Statt f 0 (x) schreibt man manchmal auch df dx (x). Ableitung Eine Funktion f : X → R mit X ⊆ R heißt differenzierbar (oder ableitbar) an der Stelle x ∈ X , wenn der Grenzwert df (x) d dx f (x), dx oder Dabei steht dx für die Distanz zwischen Werten auf der x-Achse und df (x) für die Distanz zwischen Funktionswerten. f (x + h) − f (x) h→0 h lim Jede differenzierbare Funktion ist auch stetig. existiert. Dieser wird mit f 0 (x) bezeichnet. Eine Funktion heißt differenzierbar, wenn sie für alle x ∈ X differenzierbar ist. Die dabei entstehende Funktion f 0 : X → R wird als Ableitung bezeichnet. Barbara König Mathematische Strukturen 78 Barbara König Mathematische Strukturen 79 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Bestimmung der Ableitung Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Bestimmung der Ableitung Beispiel: Wir bestimmen die Ableitung der Sinusfunktion an der Stelle x = 0. sin(0 + h) − sin 0 sin h − sin 0 sin h sin0 0 = lim = lim = lim =1 h→0 h→0 h→0 h h h Ableitung einer konstanten Funktion Sei f : R → R mit f (x) = c, wobei c ∈ R eine Konstante ist. f (x + h) − f (x) c −c = lim = lim 0 = 0 h→0 h→0 h→0 h h f 0 (x) = lim Folgende Abbildung stellt die Tangente an der Sinuskurve an der Stelle 0 dar. Diese Tangente hat Steigung 1. Ableitung der Identitätsfunkion y Sei f : R → R mit f (x) = x. 1 -3 -2 -1 1 2 3 f (x + h) − f (x) (x + h) − x = lim = lim 1 = 1 h→0 h→0 h→0 h h x f 0 (x) = lim -1 Barbara König Mathematische Strukturen 80 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Bestimmung der Ableitung Barbara König Mathematische Strukturen 81 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Bestimmung der Ableitung Ableitung von f (x) = x n Sei f : R → R mit f (x) = x n für ein festes n ∈ N0 . Ableitung einer (Normal-)Parabel Pn n n−k k h − xn f (x + h) − f (x) k=0 k x f (x) = lim = lim h→0 h→0 h h n X n n−k k−1 n n−1 = lim x h = x = n · x n−1 h→0 k 1 0 Sei f : R → R mit f (x) = x 2 . f (x + h) − f (x) (x + h)2 − x 2 = lim h→0 h→0 h h 2 2xh + h = lim = lim (2x + h) = 2x h→0 h→0 h f 0 (x) = lim k=1 Die Berechnung basiert auf folgenden zwei Beobachtungen: der binomischen Formel für (x + h)n mit Binomialkoeffizienten n Binomische Formel ); k (siehe Kombinatorik das vorletzte Gleichheitszeichen gilt, da nur der Summand für k = 1 keinen Faktor h enthält. Alle anderen Summanden enthalten ein h und werden zu 0, wenn h gegen 0 geht. Barbara König Mathematische Strukturen 82 Barbara König Mathematische Strukturen 83 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Bestimmung der Ableitung Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungen bekannter Funktionen Folgende Tabelle enthält die Ableitungen weiterer bekannter Funktionen. Dabei ist a ∈ R. Bemerkung: f (x) f 0 (x) ex ex ax ln(a) · ax Auch für f (x) = x c , wobei c ∈ R eine beliebige reelle Zahl ist, gilt f 0 (x) = c · x c−1 . √ 1 x = x 2 gilt: D.h. für f : R+ → R, f (x) = 0 loga (x) 1 1 1 f 0 (x) = x − 2 = √ 2 2 x sin x cos x 1 x 1 ln(a)·x ln(x) cos x − sin x e: Eulersche Zahl (≈ 2, 718281 . . . ) ln(x): Logarithmus naturalis (Logarithmus zur Basis e) loga (x): Logarithmus zur Basis a (bezeichnet die eindeutig bestimmte Zahl y ∈ R für die gilt ay = x) Barbara König 84 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungen bekannter Funktionen Beispiel 2: Graph des Logarithmus naturalis (f (x) = ln(x)) und seiner Ableitung (f 0 (x) = x1 ) (auf den positiven reellen Zahlen). y y 4 3 3 2 2 1 1 -2 -1 85 Mathematische Strukturen Ableitungen bekannter Funktionen Beispiel 1: Graph der Parabel (f (x) = x 2 ) und ihre Ableitung (f 0 (x) = 2x). -3 Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 1 2 3 x 1 2 3 4 5 6 7 8 x -1 Barbara König Mathematische Strukturen 86 Barbara König Mathematische Strukturen 87 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Wenn man die Ableitungen bestimmter Funktionen kennt, kann man daraus – nach einer Art Baukastenprinzip – weitere Ableitungen konstruieren. Dafür gelten die unten aufgeführten Regeln. Beweis der Faktorregel: g (x + h) − g (x) h→0 h lim Faktorregel Sei f : X → R eine differenzierbare Funktion mit Ableitung f 0 und sei g : X → R definiert als g (x) = c · f (x) für c ∈ R. Dann gilt: 0 0 Mathematische Strukturen lim Für das vorletzte Gleichheitszeichen siehe 0 g (x) = (c · f ) (x) = c · f (x) Barbara König c · f (x + h) − c · f (x) h→0 h f (x + h) − f (x) = c · lim = c · f 0 (x) h→0 h = 88 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Barbara König Rechnen mit Grenzwerten . Mathematische Strukturen 89 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Summenregel Seien f , g : X → R differenzierbare Funktionen mit Ableitungen f 0 , g 0 und sei k : X → R definiert als k(x) = f (x) + g (x). Dann gilt: k 0 (x) = (f + g )0 (x) = f 0 (x) + g 0 (x) Bemerkung: Wir verwenden im Weiteren häufiger Abkürzungen wie c · f (Produkt einer Funktion mit einer Konstante c). Ebenso schreiben wir f + g und f · g für die punktweise Addition und Multiplikation von zwei Funktionen. Dabei gilt (f + g )(x) = f (x) + g (x) und (f · g )(x) = f (x) · g (x). Beweis: k(x + h) − k(x) f (x + h) + g (x + h) − f (x) − g (x) = lim h→0 h→0 h h f (x + h) − f (x) g (x + h) − g (x) = lim + lim = f 0 (x) + g 0 (x) h→0 h→0 h h lim Bereits eingeführt wurde die Notation f ◦ g (Verknüpfung von Funktionen Verknüpfung ). Für das vorletzte Gleichheitszeichen siehe wieder Rechnen mit Grenzwerten . Barbara König Mathematische Strukturen 90 Barbara König Mathematische Strukturen 91 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Beweis der Produktregel: k(x + h) − k(x) f (x + h) · g (x + h) − f (x) · g (x) = lim h→0 h→0 h h f (x + h) · g (x) − f (x) · g (x) lim h→0 h f (x + h) · g (x + h) − f (x + h) · g (x) + h g (x + h) − g (x) f (x + h) − f (x) · g (x) + f (x + h) · lim h→0 h h f (x + h) − f (x) lim · g (x) h→0 h g (x + h) − g (x) + lim f (x + h) · lim h→0 h→0 h 0 0 f (x) · g (x) + f (x) · g (x) lim Produktregel Seien f , g : X → R differenzierbare Funktionen mit Ableitungen f 0 , g 0 und sei k : X → R definiert als k(x) = f (x) · g (x). Dann gilt: = k 0 (x) = (f · g )0 (x) = f 0 (x) · g (x) + f (x) · g 0 (x) = Auch zum Beweis der Produktregel benötigt man die Rechenregeln für Grenzwerte Rechnen mit Grenzwerten : = = Barbara König Mathematische Strukturen 92 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Barbara König Mathematische Strukturen 93 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Wir betrachten nun Anwendungen der bisher eingeführten Ableitungsregeln für Funktionen f : R → R. Für die Ableitung eines Polynoms verwendet man die Faktor- und die Summenregel. Beispiel für die Anwendung der Produktregel: Ableiten eines Polynoms Die Ableitung von f (x) = x 2 · 2x ist Sei f (x) = an · x n + an−1 · x n−1 + · · · + a1 · x + a0 mit ai ∈ R, n ∈ N0 . f 0 (x) = 2x · 2x + x 2 · ln(2) · 2x = (2x + ln(2) · x 2 ) · 2x . Dann gilt: f 0 (x) = n · an · x n−1 + (n − 1) · an−1 · x n−2 + · · · + a1 Beispiel: Die Ableitung von f (x) = x 5 − 2x 3 ist f 0 (x) = 5x 4 − 6x 2 . Barbara König Mathematische Strukturen 94 Barbara König Mathematische Strukturen 95 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Ableitungsregeln Beispiel für die Anwendung der Kettenregel: Kettenregel Seien f : R → R, g : X → R differenzierbare Funktionen mit Ableitungen f 0 , g 0 und sei k : X → R definiert als k(x) = f (g (x)) = (f ◦ g )(x). Dann gilt: 2 Die Ableitung von k(x) = 2x ist 2 k 0 (x) = ln(2) · 2x · 2x = 2 · ln(2) · x · 2x k 0 (x) = (f ◦ g )0 (x) = f 0 (g (x)) · g 0 (x) Barbara König Mathematische Strukturen 2 Bemerkung: Die Multiplikation mit dem Faktor g 0 (x) bei der Kettenregel bezeichnet man manchmal auch als “Nachdifferenzieren”. (Ohne Beweis) 96 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Barbara König Mathematische Strukturen 97 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Durch die Kombination der Kettenregel und der Beziehung d c c−1 ergibt sich die Kehrwertregel. dx x = c · x Wenn man nun die Kehrwertregel mit der Produktregel kombiniert, erhält man die Quotientenregel. Kehrwertregel Sei g : X → R eine differenzierbare Funktionen mit Ableitung g 0 1 und sei k : X → R definiert als k(x) = g (x) . Dann gilt: k 0 (x) = − Quotientenregel Seien f : X → R, g : X → R differenzierbare Funktionen mit Ableitungen f 0 , g 0 und sei k : X → R definiert als k(x) = gf (x) (x) . Dann gilt: f 0 (x) · g (x) − f (x) · g 0 (x) k 0 (x) = , g (x)2 g 0 (x) , g (x)2 falls g (x) 6= 0. falls g (x) 6= 0. Beweis: k 0 (x) = Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung d g 0 (x) g (x)−1 = (−1) · g (x)−2 · g 0 (x) = − dx g (x)2 Barbara König Mathematische Strukturen 98 Barbara König Mathematische Strukturen 99 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ableitungsregeln Beweis der Quotientenregel: Beispiel: d 1 f (x) · dx g (x) 1 g 0 (x) 0 = f (x) · + f (x) · − g (x) g (x)2 f 0 (x) · g (x) − f (x) · g 0 (x) = g (x)2 k 0 (x) = Barbara König Mathematische Strukturen Die Ableitung von f (x) = f 0 (x) = Mathematische Strukturen 101 Da die Ableitung einer Funktion f deren Steigung beschreibt, kann man aus ihr Schlüsse über die Funktion ziehen: n-te Ableitungen Für eine differenzierbare Funktion f : X → R mit X ⊆ R definieren wir Funktionen f (n) : X → R mit: f (n+1) (x) = (f Schlüsse aus der ersten Ableitung f 0 (x) > 0: Funktion f steigt an der Stelle x f 0 (x) < 0: Funktion f fällt an der Stelle x (n) 0 ) (x) Dabei wird gefordert, dass jede Funktion f (n) wiederum differenzierbar ist. Für das Polynom p : R → R mit p(x) = x 2 + 3x − 2 gilt: 0-te Ableitung: die Funktion p selbst, d.h. p (0) = p 1-te Ableitung: p (1) (x) = p 0 (x) = 2x + 3 2-te Ableitung: p (2) (x) = p 00 (x) = 2 3-te und weitere Ableitungen: p (3) (x) = p (4) (x) = · · · = 0 Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Man kann Ableitungen nochmal differenzieren und erhält dann die zweite Ableitung, dritte Ableitung, . . . (x) = f (x) (cos x) · x − (sin x) · 1 (cos x) · x − (sin x) = 2 x x2 100 Mehrfache Ableitungen f ist für x 6= 0. Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung (0) sin x x Mathematische Strukturen Schlüsse aus der zweiten Ableitung f 00 (x) > 0: Ableitung f 0 steigt an der Stelle x, d.h., f ist an der Stelle x linksgekrümmt f 00 (x) < 0: Ableitung f 0 fällt an der Stelle x, d.h., f ist an der Stelle x rechtsgekrümmt 102 Barbara König Mathematische Strukturen 103 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Mit Hilfe der Ableitungen kann man auch Aussagen über die Extrema, d.h. Minima und Maxima, einer Funktion machen. Lokale Extrema und erste Ableitungen Hat eine differenzierbare Funktion f : X → R mit X ⊆ R an der Stelle x0 ein lokales Extremum, so muss an dieser Stelle f 0 (x0 ) = 0 gelten. Lokale Extrema Eine Funktion f : X → R mit X ⊆ R hat an der Stelle x0 ein lokales Minimum, wenn es ein ε > 0 gibt mit f (x0 ) ≤ f (x) für alle x mit |x0 − x| < ε. Eine Funktion f : X → R mit X ⊆ R hat an der Stelle x0 ein lokales Maximum, wenn es ein ε > 0 gibt mit f (x0 ) ≥ f (x) für alle x mit |x0 − x| < ε. Anschauliche Begründung: bei einem Extremum wechselt die Steigung einer Funktion von negativ nach positiv (oder umgekehrt) und muss daher an dieser Stelle den Wert 0 einnehmen. Lokale Minima und Maxima heißen auch lokale Extrema. Ein lokales Minimum (Maximum) ist nicht notwendigerweise auch ein globales Minimum (Maximum) der Funktion. Barbara König Mathematische Strukturen 104 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Barbara König 105 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion y 3 Bemerkung: Allerdings gibt es Nullstellen der ersten Ableitung, an denen die Funktion kein Extremum einnimmt, sondern einen sogenannten Sattelpunkt (eine Stelle mit Steigung 0, an der aber kein Extremum vorliegt). f 0 (x) 1 -3 Für f : R → R mit f (x) = gilt = und es gilt 0 f (0) = 0. Jedoch gibt es an der Stelle x0 = 0 weder ein lokales Minimum noch ein lokales Maximum (siehe Abbildung). x3 f (x) = x 3 2 3x 2 -2 -1 1 2 3 x -1 -2 -3 Barbara König Mathematische Strukturen 106 Barbara König Mathematische Strukturen 107 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Die allgemeine Regel für die Bestimmung von lokalen Minima und Maxima lautet wie folgt: Lokale Extrema und n-te Ableitungen Beispiel 1: f : R → R mit f (x) = (x − 2)2 − 3 Sei f : X → R eine Funktion und f (n) : X → R, n ∈ N0 ihre n-ten Ableitungen. Für x0 ∈ X gilt f 0 (x0 ) = 0 und n ∈ N0 \{0} ist die kleinste Zahl, für die f (n) (x0 ) 6= 0 gilt. Wir unterscheiden nun folgende Fälle: n ist gerade: f (n) (x0 ) < 0 f (n) (x0 ) > 0 n ist ungerade 1-te Ableitung: f 0 (x) = 2 · (x − 2) = 2x − 4, Nullstelle bei x = 2 2-te Ableitung: f 00 (x) = 2, f 00 (2) = 2 > 0 D.h., es gibt ein (lokales) Minimum an der Stelle x = 2 mit Funktionswert f (2) = −3. lokales Maximum an der Stelle x0 lokales Minimum an der Stelle x0 Sattelpunkt an der Stelle x0 Barbara König 108 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Barbara König Mathematische Strukturen 109 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion y 3 2 f (x) = (x − 2)2 − 3 Beispiel 2: f : R → R mit f (x) = x − e x 1-te Ableitung: f 0 (x) = 1 − e x , Nullstelle bei x = 0 1 -1 1 3 5 2-te Ableitung: f 00 (x) = −e x , f 00 (0) = −1 < 0 x D.h., es gibt ein (lokales) Maximum an der Stelle x = 0 mit Funktionswert f (0) = −1. -1 -2 -3 Barbara König Mathematische Strukturen 110 Barbara König Mathematische Strukturen 111 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Kurvendiskussion Beispiel 3: f : R → R mit f (x) = x 5 − 2x 3 y -3 -2 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung -1 1 2 1-te Ableitung: f 0 (x) = 5x 4 − 6x 2 = 5x 2 (x 2 − 65 ), Nullstellen bei q q q 6 x = 0, x = − 65 und x = 65 5 ≈ 1, 095 . . . x 3 3 2-te Ableitung: f 00 (x) q=20x − 12x, es gilt f 00 − 65 ≈ −13, 145 · · · < 0, q 6 00 f 00 5 ≈ 13, 145 · · · > 0, f (0) = 0 -1 -2 3-te Ableitung: f 000 (x) = 60x 2 − 12, f 000 (0) = −12 -3 f (x) = x − e x -4 Barbara König q D.h., es gibt ein lokales Maximum an der Stelle x = − 65 , ein q lokales Minimum an der Stelle x = 65 und einen Sattelpunkt an der Stelle x = 0. Die lokalen Extrema sind hier keine globalen Extrema. 112 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Barbara König Mathematische Strukturen 113 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion y 2 Wendepunkte Sei f : X → R eine differenzierbare Funktion mit f 00 (x0 ) = 0 und f 000 (x0 ) 6= 0 für ein x0 ∈ X , d.h., die zweite Ableitung ist gleich null und die dritte Ableitung ungleich Null. 1 -2 -1 1 -1 2 Dann gibt es an dieser Stelle einen Wendepunkt, bei dem die Kurve ihre Krümmung ändert (von links- auf rechtsgekrümmt oder umgekehrt). x f (x) = x 5 − 2x 3 -2 Barbara König Mathematische Strukturen 114 Barbara König Mathematische Strukturen 115 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kurvendiskussion Beispiel 2: Beispiel 1: Die Funktion f : R → R mit f (x) = (x − 1) · x · (x + 1) = x 3 − x hat (genau) einen Wendepunkt, und zwar an der Stelle x0 = 0. Die Sinuskurve hat (unter anderem) einen Wendepunkt an der Stelle x0 = 0. y y 1 1 -4 -3 -2 -1 1 -1 2 3 4 x -2 -1 1 x f (x) = sin(x) -1 Barbara König 2 Mathematische Strukturen 116 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Barbara König f (x) = x 3 − x Mathematische Strukturen 117 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Division mit Rest Seien a, b ∈ Z zwei ganze Zahlen mit a 6= 0. Dann gibt es eindeutig bestimmte Zahlen z, r ∈ Z mit 0 ≤ r < |a| und Konkret (z.B. bei Verwendung eines Taschenrechners) lassen sich (b div a) und (b mod a) folgendermaßen berechnen (für den Fall, dass a > 0): b b b mod a = b − a · b div a = a a z ·a+r =b z heißt Ergebnis der ganzzahligen Division von b durch a und man schreibt z = b div a. Dabei steht bqc mit q ∈ R für die Abrundung von q nach unten. D.h., bqc ist die größte ganze Zahl, die kleiner gleich q ist. r heißt Rest der ganzzahligen Division von b durch a und man schreibt r = b mod a. Beispiele: b3c = 3, b5, 17c = 5, bπc = 3, b−1c = −1, b−0, 7c = −1 Dabei ist |a| der Absolutwert von a, beispielsweise ist | − 7| = 7. Im Folgenden wird a aber immer eine positive ganze Zahl sein. Barbara König Mathematische Strukturen 118 Barbara König Mathematische Strukturen 119 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Ein Spezialfall der Division mit Rest ist die Teilbarkeit: Gelten folgende Beziehungen? Teilbarkeit Seien a, b ∈ Z zwei ganze Zahlen. Man sagt, a teilt b, wenn es ein z ∈ Z gibt mit a · z = b. Wir schreiben auch a | b und nennen a Teiler von b. 2 | 18 −7 | 14 3 | 10 0|0 0|7 7|0 Bemerkung: Hier wird auch a = 0 erlaubt. Die Relation | (Teilbarkeit) ist eine partielle Ordnung, wenn man sie auf die natürlichen Zahlen einschränkt. Barbara König Mathematische Strukturen 120 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen (Ja, z = 9) (Ja, z = −2) (Nein) (Ja, z beliebig) (Nein) (Ja, z = 0) Barbara König Mathematische Strukturen 121 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung Sei n ∈ N0 mit n 6= 0 eine natürliche Zahl. Ein Produkt p1 · · · · · pm = n von Primzahlen heißt Primfaktorzerlegung von n. Primzahl Eine Zahl p ∈ N0 heißt Primzahl, wenn folgendes gilt: Jede Zahl n 6= 0 besitzt eine solche Primfaktorzerlegung. Wenn man zudem verlangt, dass die Primfaktoren in aufsteigender Reihenfolge angeordnet sind (pi ≤ pj für i < j), so ist die Primfaktorzerlegung einer Zahl eindeutig. p 6= 0 und p 6= 1 die einzigen Teiler von p in den natürlichen Zahlen sind 1 und p selbst. Bemerkungen: Primzahlen: 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 37, 41, . . . Die Primfaktorzerlegung von 1 ist das leere Produkt. Es gibt unendlich viele Primzahlen. Barbara König Wenn wir auch die 1 als Primzahl einführen würden, so würden wir die die Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung verlieren. (7 = 1 · 7 = 1 · 1 · 7 = . . . ). Mathematische Strukturen 122 Barbara König Mathematische Strukturen 123 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Kleinstes gemeinsames Vielfaches Seien a, b ∈ N0 . Eine Zahl m ∈ N0 mit m 6= 0 heißt kleinstes gemeinsames Vielfaches von a und b (m = kgV (a, b)), falls folgendes gilt: Größter gemeinsamer Teiler Seien a, b ∈ N0 (wobei mindestens eine der beiden Zahlen verschieden von 0 ist). Eine Zahl d ∈ N0 heißt größter gemeinsamer Teiler von a und b (d = ggT (a, b)), falls folgendes gilt: a | m und b | m, d.h., sowohl a als auch b teilen m. d | a und d | b, d.h., d teilt sowohl a als auch b. für jede andere natürliche Zahl m0 , die von a und b geteilt wird, gilt: m ≤ m0 . für jede andere natürliche Zahl d 0 , die a und b teilt, gilt: d 0 ≤ d. Barbara König Mathematische Strukturen 124 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Barbara König Mathematische Strukturen 125 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Bestimmung von d = ggT (a, b) – Methode 2 (Euklidischer Algorithmus) Wie bestimmt man den größten gemeinsamen Teiler? ggT (0, a) = a Bestimmung von d = ggT (a, b) – Methode 1 Bestimme die Primfaktorzerlegungen von a und b ggT (a, b) = ggT (b, a) Betrachte alle Primfaktoren p, die in beiden Zerlegungen vorkommen: angenommen p kommt in a k-mal und in b `-mal vor. Dann kommt p in d genau min(k, `)-mal vor. ggT (a, b) = ggT (a − b, b), falls b ≤ a Wende diese Regeln zur ggT -Berechnung so lange an, bis ein Ausdruck der Form ggT (0, a) erreicht wird. Beispiel: ggT (12, 30) 12 = 2 · 2 · 3, 30 = 2 · 3 · 5 ggT (12, 30) = ggT (30, 12) = ggT (18, 12) = ggT (6, 12) ggT (12, 30) = 2 · 3 = 6. Barbara König = ggT (12, 6) = ggT (6, 6) = ggT (0, 6) = 6 Mathematische Strukturen 126 Barbara König Mathematische Strukturen 127 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Der ggT und die ggT -Berechnung sind ein wichtiges Werkzeug für das Lösen bestimmter Gleichungen. Bemerkung: Lösen diophantischer Gleichungen Da es bei großen Zahlen sehr schwer ist, die Primfaktorzerlegung zu finden, ist Methode 2 bei weitem effizienter, insbesondere, wenn man die dritte Regel durch ggT (a, b) = ggT (a mod b, b) Gegeben seien a, b, c ∈ N0 (wobei mindestens eine der beiden Zahlen a, b verschieden von 0 ist). Wir suchen Lösungen x, y ∈ Z der Gleichung a·x +b·y =c falls b ≤ a Es gilt: ersetzt. Diese Gleichung hat genau dann eine Lösung, wenn ggT (a, b) | c. Barbara König Mathematische Strukturen 128 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Barbara König Mathematische Strukturen 129 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Für Gleichungen der Form a · x + b · y = ggT (a, b) kann man x, y dadurch bestimmen, dass man die ggT -Berechnung “rückwärts” nachvollzieht. Gleichungen der Form a · x + b · y = c mit c 6= ggT (a, b) (aber ggT (a, b) | c) kann man folgendermaßen lösen: Beispiel: Lösen von 30 · x + 12 · y = 6. Zunächst die Gleichung a · x 0 + b · y 0 = ggT (a, b) lösen. ggT (12, 30) = ggT (12, 18) = ggT (6, 12) = ggT (6, 6) Dann die Lösungen x 0 , y 0 mit c/ggT (a, b) multiplizieren, das ergibt die Lösungen x, y . = ggT (6, 0) = ggT (0, 6) = 6 Dabei wurden die Zahlen folgendermaßen ermittelt: 18 = 30 − 12, 6 = 18 − 12. Beispiel: Lösen von 30 · x + 12 · y = 24 Lösen von 30 · x 0 + 12 · y 0 = 6 ergibt x 0 = 1, y 0 = −2. mit 24/6 = 4 multiplizieren ergibt x = 4, y = −8. Damit kann man einsetzen: 6 = 18 − 12 = (30 − 12) − 12 = 30 · 1 + 12 · (−2) Und damit hat man eine Lösung x = 1, y = −2. Barbara König Mathematische Strukturen 130 Barbara König Mathematische Strukturen 131 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zahlen Beispiele (Eulersche ϕ-Funktion): n 0 1 2 3 4 5 6 Teilerfremdheit Zwei Zahlen a, b ∈ N0 heißen teilerfremd, falls ggT (a, b) = 1. Eulersche ϕ-Funktion Die Eulersche ϕ-Funktion ϕ : N0 → N0 ist folgendermaßen definiert: ϕ(n) mit n ∈ N0 ist die Anzahl der Zahlen zwischen 1 und n, die zu n teilerfremd sind. ϕ(n) 0 1 1 2 2 4 2 n 7 8 9 10 11 12 13 ϕ(n) 6 4 6 4 10 4 12 Für eine Primzahl p gilt ϕ(p) = p − 1. ϕ(n) = |{m ∈ N0 | 1 ≤ m ≤ n und ggT (m, n) = 1}| Außerdem gilt: ϕ(m · n) = ϕ(m) · ϕ(n), falls m, n teilerfremd sind. ϕ(p k ) = p k − p k−1 , falls p eine Primzahl ist. Barbara König Mathematische Strukturen 132 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Mathematische Strukturen 133 Monoide, Gruppen, Körper Wir betrachten nun grundlegende “Rechenstrukturen”. Das sind Strukturen, mit denen man rechnen kann wie mit (natürlichen/rationalen/reellen) Zahlen, die aber möglicherweise andere Elemente enthalten. Monoid Gegeben sei eine Menge M und eine zweistellige Abbildung ◦ : M × M → M. Wir benutzen meist die Infix-Schreibweise: ◦((m1 , m2 )) = m1 ◦ m2 und bezeichnen ◦ als zweistelligen Operator. Dabei beantworten u.a. wir folgende Fragen: (M, ◦) heißt Monoid, falls folgendes gilt: Welche (gemeinsamen) Eigenschaften haben Addition und Multiplikation? ◦ ist assoziativ, d.h., es gilt m1 ◦ (m2 ◦ m3 ) = (m1 ◦ m2 ) ◦ m3 für alle m1 , m2 , m3 ∈ M. Wie unterscheiden sich N0 und Z? Es gibt ein neutrales Element e ∈ M, für das gilt: e ◦ m = m ◦ e = m für alle m ∈ M. Kann man auch mit endlichen Mengen von Objekten rechnen? Was sind mögliche Anwendungen in der Kryptographie? Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mathematische Strukturen 134 Barbara König Mathematische Strukturen 135 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Modulo-Rechnen Wir definieren Zn = {0, 1, . . . , n − 1} mit folgender Addition +n und Multiplikation ·n . Seien k, ` ∈ Zn , dann gilt: (Gegen-)Beispiele für Monoide (N0 , +), (Z, +), (Q, +), (R, +) sind Monoide (neutrales Element: 0) k ·n ` = (k · `) mod n k +n ` = (k + `) mod n (N0 , ·), (Z, ·), (Q, ·), (R, ·) sind Monoide (neutrales Element: 1) (Zn , +n ) und (Zn , ·n ) sind Monoide (mit neutralen Elementen 0 bzw. 1) (Z, −) ist kein Monoid (fehlende Assoziativität) Sie spielen eine große Rolle u.a. in der Kryptographie und Kodierungstheorie. Barbara König Mathematische Strukturen 136 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Barbara König 137 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Bemerkungen: Man kann Addition/Multiplikation und Modulo-Rechnung beliebig tauschen. Es gilt: Additions-/Multiplikationstabellen für Z5 : Modulo-Gesetze (a + b) mod n = ((a mod n) + (b mod n)) mod n +n 0 1 2 3 4 (a · b) mod n = ((a mod n) · (b mod n)) mod n ak mod n = (a mod n)k mod n Statt (x mod n) = (a mod n) schreibt man oft auch: x ≡a Barbara König 0 0 1 2 3 4 1 1 2 3 4 0 2 2 3 4 0 1 3 3 4 0 1 2 4 4 0 1 2 3 ·n 0 1 2 3 4 0 0 0 0 0 0 1 0 1 2 3 4 2 0 2 4 1 3 3 0 3 1 4 2 4 0 4 3 2 1 (mod n). Mathematische Strukturen 138 Barbara König Mathematische Strukturen 139 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Monoide, Gruppen, Körper In vielen Fällen (z.B. zum Lösen von Gleichungssystemen) benötigt man beim Rechnen etwas mehr Struktur: man braucht sogenannte Inverse. (Gegen-)Beispiele für Gruppen (Z, +), (Q, +), (R, +) sind Gruppen (Inverses zu x ist −x) Gruppe (N0 , +) ist keine Gruppe (fehlende Inverse) Ein Monoid (G , ◦) mit neutralem Element e heißt Gruppe, wenn zusätzlich zu den Monoid-Eigenschaften noch folgendes gilt: (Q\{0}, ·), (R\{0}, ·) sind Gruppen (Inverses zu x ist x1 ) für jedes g ∈ G gibt es ein g −1 ∈ G mit g ◦ g −1 = e. Dabei heißt g −1 das Inverse von g . (Q, ·), (R, ·) sind keine Gruppen (0 hat kein Inverses) (G , ◦) heißt kommutative Gruppe (oder abelsche Gruppe), falls außerdem g1 ◦ g2 = g2 ◦ g1 für alle g1 , g2 ∈ G gilt. (Z, ·), (Z\{0}, ·) sind keine Gruppen (fehlende Inverse) Bemerkung: In jeder Gruppe gilt nicht nur g ◦ g −1 = e, sondern auch g −1 ◦ g = e für alle g ∈ G . Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mathematische Strukturen 140 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Barbara König Mathematische Strukturen 141 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Am Beispiel Z4 (n = 4): (Gegen-)Beispiele für Gruppen (Fortsetzung) Es gilt n = 4 = 2 · 2, d.h., 4 ist keine Primzahl. (Zn , +n ) ist eine Gruppe m = 2 hat kein multiplikatives Inverses in Z4 , denn ggT (2, 4) = 2 6= 1. (Zn , ·n ) ist keine Gruppe (0 hat kein Inverses) Insbesondere hat die Gleichung 2 ·4 x = (2 · x) mod 4 = 1 keine Lösung: 2 · x ist für alle x ∈ Z eine gerade Zahl und (2 · x) mod 4 ist daher ebenfalls eine gerade Zahl. D.h., man kann niemals das Ergebnis 1 erhalten. (Zn \{0}, ·n ) ist genau dann eine Gruppe, wenn n eine Primzahl ist. (Ein Element m ∈ Zn hat genau dann ein Inverses, wenn m, n teilerfremd sind.) Die Zahlen 1 und 3 sind allerdings teilerfremd zu n und besitzen multiplikative Inverse in Z4 . Barbara König Mathematische Strukturen 142 Barbara König Mathematische Strukturen 143 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Für die Bildung von multiplikativen Inversen in Zn benötigen wir folgenden Satz: Inversenbildung in (Zn , +n ) Das Inverse zu m ∈ Zn bezüglich der Addition +n ist −n m = (−m) mod n = (n − m) mod n. Es gilt: Satz von Euler-Fermat Für teilerfremde Zahlen m, n ∈ N0 mit n > 1 gilt: m +n (−n m) = (m + (−m)) mod n = 0 mod n = 0 mϕ(n) mod n = 1 Eulersche ϕ-Funktion Barbara König Mathematische Strukturen 144 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Barbara König Mathematische Strukturen 145 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Inversenbildung in (Zn , ·n ) (Methode 1) Mit dem Satz von Euler-Fermat: m−1 = mϕ(n)−1 mod n Beispiel: Wir berechnen das multiplikative Inverse von 3 in Z5 . 3−1 = 3ϕ(5)−1 mod 5 = 33 mod 5 = 27 mod 5 = 2 Denn es gilt Test: 3 ·5 2 = (3 · 2) mod 5 = 6 mod 5 = 1. m ·n m−1 = (m · mϕ(n)−1 ) mod n = mϕ(n) mod n = 1 Bemerkung: Inversenbildung funktioniert nur dann, wenn m, n teilerfremd sind. (Ansonsten hat m kein multiplikatives Inverses.) Diese Bedingung ist immer erfüllt, falls m 6= 0 und n eine Primzahl ist. Barbara König Mathematische Strukturen 146 Barbara König Mathematische Strukturen 147 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Inversenbildung in (Zn , ·n ) (Methode 2) Beispiel: Wir berechnen wieder das multiplikative Inverses von 3 in Z5 . Das Inverse zu m ∈ Zn bezüglich der Multiplikation ·n kann auch folgendermaßen bestimmt werden: Löse 3 · x + 5 · y = 1: Diophantische Gleichung m · x + n · y = 1 lösen. Bestimme Inverses m−1 = x mod n. ggT (3, 5) = ggT (5, 3) = ggT (2, 3) = ggT (3, 2) = ggT (1, 2) = ggT (2, 1) = ggT (1, 1) = ggT (0, 1) = 1 Denn es gilt: Rückwärts einsetzen: 1 = 3 − 2 = 3 − (5 − 3) = 3 · 2 + 5 · (−1) m ·n m−1 = m ·n (x mod n) = (m · x) mod n = (1 − n · y ) mod n = 1 Wir erhalten die Lösungen x = 2, y = −1 Bestimme m−1 = x mod n = 2 mod 5 = 2. Diese Methode funktioniert auch dann, wenn der Wert ϕ(n) nicht einfach berechnet werden kann (z.B. wenn n sehr groß ist). Barbara König Mathematische Strukturen 148 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Barbara König Mathematische Strukturen 149 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Nun betrachten wir noch eine Rechenstruktur, die zwei (miteinander kompatible) Operationen (normalerweise + und ·) vereint. Körper Tabelle der Inversen in (Z5 \{0}, ·5 ): m m−1 1 1 2 3 3 2 Sei (K , +, ·) ein Tupel, das aus einer Menge K und zwei zweistelligen Operationen + und · auf K besteht. 4 4 (K , +, ·) heißt Körper, falls folgendes gilt: (K , +) ist eine kommutative Gruppe mit neutralem Element 0. (K \{0}, ·) ist eine kommutative Gruppe mit neutralem Element 1. Das Distributivgesetz gilt: das heißt, für alle a, b, c ∈ K gilt: a · (b + c) = a · b + a · c. Barbara König Mathematische Strukturen 150 Barbara König Mathematische Strukturen 151 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Monoide, Gruppen, Körper Körperaxiome (Zusammenfassung, Teil 2) Körperaxiome (Zusammenfassung, Teil 1) Jedes Element hat ein additives Inverses und jedes Element, außer 0, hat ein multiplikatives Inverses. Für einen Körper (K , +, ·) muss gelten: + : K × K → K und · : K × K → K sind zweistellige Operationen auf K . + und · sind kommutativ, d.h., es gilt für alle x, y ∈ K : x +y =y +x + und · sind assoziativ, d.h., es gilt für alle x, y , z ∈ K : x · (y + z) = x · y + x · z + hat ein neutrales Element, welches mit 0 bezeichnet wird und · hat ein neutrales Element, welches mit 1 bezeichnet wird. Mathematische Strukturen und x ·y =y ·x Es gilt das Distributivgesetz, d.h., für alle x, y , z ∈ K gilt (x + y ) + z = x + (y + z) und (x · y ) · z = x · (y · z) Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung und (x + y ) · z = x · z + y · z (Das zweite Distributivgesetz folgt aus dem ersten aufgrund der Kommutativität von ·.) 152 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Monoide, Gruppen, Körper Barbara König Mathematische Strukturen 153 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Anwendungsbeispiel: RSA Wir betrachten eine Anwendung im Bereich der asymmetrischen Verschlüsselung (public-key cryptography). Das sogenannte RSA-Verfahren (benannt nach Rivest, Shamir, Adleman) ist die Grundlage von wichtigen Kommunikationsprotokollen im Internet. Außerdem bildet es die Basis von elektronischen Signaturen. (Gegen-)Beispiele für Körper (Q, +, ·), (R, +, ·) sind Körper (Zn , +n , ·n ) ist ein Körper, falls n eine Primzahl ist Sender Alice Weitere Beispiele für Körper (auf die wir nicht mehr weiter eingehen): komplexe Zahlen, endliche Körper (mit 4, 8, 9, . . . Elementen), . . . Versenden einer verschlüsselten Nachricht M Empfänger Bob Alice will eine Nachricht M an Bob verschicken. Alice verwendet den öffentlichen Schlüssel von Bob zum Verschlüsseln. Bob verwendet seinen privaten Schlüssel zum Entschlüsseln. Barbara König Mathematische Strukturen 154 Barbara König Mathematische Strukturen 155 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Anwendungsbeispiel: RSA Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Anwendungsbeispiel: RSA 2. Schritt: Verschlüsselung Alice will eine Nachricht M an Bob verschlüsseln. Sie kodiert diese Nachricht als eine Zahl m ∈ Zn (z.B. durch Binärkodierung). 1. Schritt: Schlüsselerzeugung Bob generiert zwei große Primzahlen p, q mit p 6= q und setzt n = p · q. Alice rechnet c = me mod n und schickt c an Bob. Bob bestimmt ϕ(n) (in diesem Fall gilt ϕ(n) = (p − 1) · (q − 1)). Hier wird also in Zn gerechnet. Bob bestimmt d, e mit (d · e) mod ϕ(n) = 1 (d.h., d, e sind in Zϕ(n) zueinander multiplikativ invers) 3. Schritt: Entschlüsselung Bob empfängt c. (e, n) ist der öffentliche Schlüssel, den Bob bekanntgibt. Er rechnet m = c d mod n und erhält damit wieder die ursprüngliche Nachricht. (d, n) ist der private Schlüssel, den Bob geheimhält. Wie bei der Verschlüsselung wird hier wieder in Zn gerechnet. Barbara König Mathematische Strukturen 156 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Anwendungsbeispiel: RSA Mathematische Strukturen 157 Anwendungsbeispiel: RSA Rechenbeispiel RSA p = 5, q = 11, n = 5 · 11 = 55 Warum funktioniert RSA? Korrektheit: Warum erhält Bob wieder die ursprüngliche Nachricht? Das kann mit dem Satz von Euler-Fermat nachgewiesen werden. ϕ(n) = (p − 1) · (q − 1) = 4 · 10 = 40 Wähle e = 3 und berechne das Inverse (Methode 2): Es gilt (e · d mod ϕ(n)) = 1 und damit gibt es eine Zahl z mit e · d = z · ϕ(n) + 1. Also entsteht beim Verschlüsseln und anschließenden Entschlüsseln: Löse 3 · x + 40 · y = 1, ergibt Lösungen x = −13, y = 1 Setze d = x mod 40 = (−13) mod 40 = 27 Nachricht m = 9 soll übertragen werden. Alice berechnet die Kodierung c = 93 mod 55 = 729 mod 55 = 14. Code c = 14 kommt an. Bob rechnet (me mod n)d mod n = me·d mod n = mz·ϕ(n)+1 mod n = (m · (mϕ(n) )z ) mod n = m · 1z mod n = m mod n = m 1427 mod 55 = (143 mod 55)9 mod 55 Diese Argumentation funktioniert nicht, falls m, n nicht teilerfremd sind. In diesem Fall kann man aber anders nachweisen, dass man dennoch das richtige Ergebnis erhält. = (2744 mod 55)9 mod 55 = 499 mod 55 = (493 mod 55)3 mod 55 = (117649 mod 55)3 mod 55 = 43 mod 55 = 64 mod 55 = 9 = m Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mathematische Strukturen 158 Barbara König Mathematische Strukturen 159 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Anwendungsbeispiel: RSA Vektorräume und Matrizen Warum funktioniert RSA? (Fortsetzung) Wir betrachten nun Vektoren, die Tupel von Elementen eines Körpers sind. Mengen von Vektoren bilden einen sogenannten Vektorraum. Sicherheit: Warum ist es für andere Teilnehmer (außer Bob) schwierig, die Nachricht zu entschlüsseln? Das liegt daran, dass man d nur dann leicht aus e berechnen kann, wenn man ϕ(n) kennt. Um ϕ(n) zu berechnen, müsste man die Primfaktorzerlegung von großen Zahlen n (ca. 1024–2048 Bits) bestimmen, was sehr schwer ist. Barbara König Mathematische Strukturen Vektoren sind wichtig für die Darstellung geometrischer Objekte. Matrizen werden dazu verwendet, um (lineare) Funktionen in Vektorräumen zu beschreiben. Sie spielen auch eine wichtige Rolle beim Lösen von Gleichungssystemen. 160 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Barbara König Mathematische Strukturen 161 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Vektor Sei n ∈ N0 eine natürliche Zahl und (K , +, ·) ein Körper. Ein Vektor u~ der Dimension n über K besteht aus n Elementen u1 , . . . , un ∈ K des Körpers. Vektorraum Die Menge aller Vektoren der Dimension n über K heißt n-dimensionaler Vektorraum über K und wird mit K n bezeichnet. Ein Vektor wird im allgemeinen folgendermaßen dargestellt und heißt daher auch Spaltenvektor. u1 .. u~ = . Hinweis: es gibt noch allgemeinere Definitionen eines Vektorraums (ähnlich zu den Definitionen von Monoid, Gruppe, Körper), die wir hier aber nicht betrachten. Die Operationen auf einem Vektorraum sind Addition von Vektoren und Skalarmultiplikation, die im Folgenden betrachtet werden. un Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Mathematische Strukturen 162 Barbara König Mathematische Strukturen 163 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Vektorräume und Matrizen Klassisches Beispiel: Sei n = 2 und K = R, d.h., wir betrachten den Vektorraum R2 . In Vektorräumen sind verschiedene Operationen definiert: Dann handelt es sich bei den Vektoren um Punkte im zweidimensionalen Raum. Diese werden auch durch Pfeile – ausgehend vom Ursprung des Koordinatensystems – dargestellt. y −2 2 3 Addition von Vektoren Die Addition auf Vektoren ist eine zweistelligen Operation + : K n × K n → K n , die folgendermaßen definiert ist: u1 v1 u1 + v1 .. .. .. . + . = . 1, 5 2, 5 2 un 1 −1 0 1 vn un + vn Dabei werden die einzelnen Körperelemente mit Hilfe der +-Operation des Körpers verknüpft. x −2 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 2 Die erste Koordinate bezeichnet man dabei – wie üblich – als x-Koordinate, die zweite als y -Koordinate. Barbara König 164 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen 165 Multiplikation mit einem Skalar Ein Vektor u~ ∈ K n kann mit einem einzelnen Körperelement k ∈ K multipliziert werden. Das Element k nennt man dann auch Skalar. u1 k · u1 k · ... = ... un −un un Mathematische Strukturen k · un Dabei entstehen k · u1 , . . . , k · un durch die Multiplikationsoperation im Körper. Dabei sind −u1 , . . . , −un die additiven Inversen im Körper. Barbara König Mathematische Strukturen Vektorräume und Matrizen Vektorraum als Gruppe Ein Vektorraum mit der Addition ist eine kommutative Gruppe. Das neutrale Element ist der Nullvektor ~0 und das additive Inverse zu u~ wird mit −~ u bezeichnet: 0 u1 −u1 . ~0 = Falls u~ = ... , dann ist − u~ = ... . .. 0 Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 166 Barbara König Mathematische Strukturen 167 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Wir betrachten nun bestimmte Abbildungen auf Vektorräumen: sogenannte lineare Abbildungen. Eigenschaften der Multiplikation mit einem Skalar Lineare Abbildung Seien K n , K m zwei Vektorräume. Eine Funktion ψ : K n → K m heißt lineare Abbildung, falls folgendes gilt: Seien u~, ~v ∈ K n Vektoren und k, ` ∈ K Skalare. Dann gilt: k · (` · u~) = (k · `) · u~ k · (~ u + ~v ) = k · u~ + k · ~v ψ(~ u + ~v ) = ψ(~ u ) + ψ(~v ) (k + `) · u~ = k · u~ + ` · u~ ψ(k · u~) = k · ψ(~ u) 1 · u~ = u~ Dabei ist 1 das neutrale Element der Multiplikation im Körper. für alle u~, ~v ∈ K n für alle u~ ∈ K n , k ∈ K Die Multiplikation mit einem Skalar ist eine lineare Abbildung. Auch viele der interessanten Abbildungen in der Geometrie sind linear (z.B. Drehungen, Spiegelungen). Barbara König Mathematische Strukturen 168 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Barbara König Mathematische Strukturen 169 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Wir betrachten nun Matrizen, mit denen solche linearen Abbildungen beschrieben werden können: Bemerkungen: Matrix Seien m, n ∈ N0 und K ein Körper. Eine m×n-Matrix A über K besteht aus m · n Einträgen Ai,j ∈ K Eine m×n-Matrix besteht also aus m Zeilen der Länge n, oder – anders ausgedrückt – aus n Spalten der Länge m. Dabei heißt m Zeilendimension und n Spaltendimension der Matrix. für i ∈ {1, . . . , m}, j ∈ {1, . . . , n} Sie wird folgendermaßen dargestellt: A1,1 . . . .. A = ... . Bei einem Eintrag Ai,j bezeichnet der erste Index i die Zeile, der zweite Index j die Spalte. A1,n .. . Eine Matrix, für die m = n gilt, heißt quadratisch. Am,1 . . . Am,n Barbara König Mathematische Strukturen 170 Barbara König Mathematische Strukturen 171 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Matrizen können mit Vektoren mulipliziert werden. Bemerkung: Multiplikation einer Matrix mit einem Vektor Wir verwenden das Summenzeichen Σ als abkürzende Schreibweise: Kn Sei A eine m×n-Matrix und u~ ∈ ein Vektor der Dimension n. Dann ist A · u~ folgender Vektor aus K m : A1,1 . . . A1,n u1 A1,1 · u1 + · · · + A1,n · un .. · .. = .. ... A·~ u = ... . . . Am,1 · u1 + · · · + Am,n · un Am,1 . . . Am,n un n X j=1 Rechenregeln für Summen n X Das heißt, in der i-ten Zeile des Spaltenvektors steht der Eintrag n X j=1 Barbara König j=1 172 Vektorräume und Matrizen aj + (k · aj ) = k · Barbara König n X bj j=1 n X aj j=1 Mathematische Strukturen 173 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Beispiel: Multiplikation von Matrix und Vektor in R Merkregel: Multiplikation einer 2 × 3-Matrix mit einem Vektor der Dimension 3: Die Multiplikation einer m×n-Matrix mit einem Vektor der Dimension n ergibt einen Vektor der Dimension m. 1 3 4 −1 3+2+2 7 · 0, 5 = = −2 2 −3 −2 + 1 + 6 5 −2 Barbara König n X j=1 n X Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung (aj + bj ) = j=1 Ai,j · uj Mathematische Strukturen aj = a1 + a2 + · · · + an Mathematische Strukturen Multipliziere die Zeilen der Matrix nacheinander mit der Spalte des Vektors (und addiere jeweils die Multiplikationsergebnisse auf). 174 Barbara König Mathematische Strukturen 175 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Matrix als lineare Abbildung Eine m × n-Matrix A über K beschreibt eine lineare Abbildung ψA : K n → K m wie folgt: Beispiel: wir betrachten folgende 2 × 2-Matrix als lineare Abbildung: −1 2 A= 2 1 ψA (~ u ) = A · u~ Es gilt: 0 −1 2 0 −2 0 −2 A· = · = , d.h. ψA ( )= −1 2 1 −1 −1 −1 −1 −1 2 1 −1 1 −1 1 A· = · = , d.h. ψA ( )= 0 2 1 0 2 0 2 2 −1 2 2 0 2 0 A· = · = , d.h. ψA ( )= 1 2 1 1 5 1 5 Durch Nachrechnen stellt man fest, dass tatsächlich die Eigenschaften einer linearen Abbildung erfüllt sind. Insbesondere gilt für eine Matrix A, Vektoren u~, ~v und einen Skalar k: A · (~ u + ~v ) = A · u~ + A · ~v A · (k · u~) = k · (A · u~) Außerdem gibt es zu jeder linearen Abbildung ψ : K n → K m eine Matrix A mit ψ = ψA . Barbara König 176 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Barbara König 177 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Graphische Darstellung: Graphische Darstellung: y y 5 5 4 4 3 3 2 2 1 −3 −2 −1 −1 1 1 2 3 4 5 6 x −3 −2 −1 −1 −2 2 3 4 5 6 x −2 Rote Punkte/Vektoren werden auf grüne Punkte/Vektoren abgebildet. Darstellung der Abbildungsvorschrift durch gestrichelte Pfeile. Barbara König 1 Mathematische Strukturen Lineare Abbildungen bilden Geraden auf Geraden ab. Linien werden also erhalten. Daher stammt der Name! 178 Barbara König Mathematische Strukturen 178 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Vektorräume und Matrizen Zwei Matrizen gleicher Zeilen- und Spaltendimension können addiert werden: Matrizen als additive Gruppe Die Menge aller m × n-Matrizen über einem Körper K bildet eine kommutative Gruppe bezüglich der Addition. Dabei ist die Nullmatrix N das neutrale Element und das additive Inverse zu A ist −A: 0 ... 0 −A1,1 . . . −A1,n .. .. N = ... . . . ... − A = ... . . Addition von Matrizen Seien A, B m × n-Matrizen. Dann hat C = A + B folgendes Aussehen: A1,1 . . . A1,n B1,1 . . . B1,n C1,1 . . . C1,n .. .. + .. .. = .. .. .. .. .. . . . . . . . . . Am,1 . . . Am,n Bm,1 . . . Bm,n Cm,1 . . . Cm,n Mathematische Strukturen −Am,1 . . . −Am,n 0 ... 0 mit Ci,j = Ai,j + Bi,j . Die Addition erfolgt komponentenweise. Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 179 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Barbara König Mathematische Strukturen 180 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Matrizen können auch miteinander multipliziert werden. Multiplikation von Matrizen Sei A eine m × n-Matrix und B eine n × r -Matrix. Dann ist C = A · B eine m × r -Matrix und hat folgendes Aussehen: A1,1 . . . A1,n B1,1 . . . B1,r C1,1 . . . C1,r .. .. · .. .. = .. .. .. .. .. . . . . . . . . . Am,1 . . . Am,n Bn,1 . . . Bn,r mit Ci,j = n X `=1 Barbara König Merkregel: Multipliziere die Zeilen der ersten Matrix (A) mit den Spalten der zweiten Matrix (B). Um in der Ergebnismatrix C den Eintrag Ci,j zu erhalten, multipliziere die i-te Zeile der ersten Matrix (A) mit der j-ten Spalte der zweiten Matrix (B) und addiere jeweils die Multiplikationsergebnisse auf. Cm,1 . . . Cm,r Ai,` · B`,j Mathematische Strukturen 181 Barbara König Mathematische Strukturen 182 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Vektorräume und Matrizen Alternative Beschreibung: teile B in r (Spalten-)Vektoren auf B = ~b1 . . . ~br Beispiel: Matrixmultiplikation in R Multiplikation einer 2 × 3-Matrix mit einer 3 × 2-Matrix: Multipliziere diese Spaltenvektoren dann einzeln. Die entstehenden Spaltenvektoren werden dabei von links nach rechts nebeneinandergeschrieben. A · B = A · ~b1 . . . ~br = A · ~b1 . . . A · ~br 1 0 3 4 −1 · 0, 5 −3 −2 2 −3 −2 −1 3 + 2 + 2 0 − 12 + 1 7 −11 = = −2 + 1 + 6 0 − 6 + 3 5 −3 Multiplikation einer Matrix mit einem Vektor ist daher ein Spezialfall der Matrizenmultiplikation. Barbara König 183 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen In dem Feld rechts von der ersten Matrix A und unterhalb der zweiten Matrix B entsteht dann die neue Matrix C . 1 −1 · 0, 5 −3 −2 0 7 −3 = 5 −1 −11 −3 Barbara König Barbara König Mathematische Strukturen 184 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung A · (B · C ) = (A · B) · C Ein Eintrag von C entsteht dadurch, dass die entsprechende Zeile von A und Spalte von B miteinander multipliziert werden. 4 2 Assoziativität der Matrizenmultiplikation Matrixmultiplikation ist assoziativ. D.h., falls A eine m × n-Matrix, B eine n × r -Matrix und C eine r × s-Matrix ist, dann gilt: Die zweite Matrix B wird nach oben verschoben. 3 −2 Vektorräume und Matrizen Merkregel Falk-Schema: Folgende “Eselsbrücke” hilft bei der Matrizenmultiplikation A · B = C Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 3 -2 4 2 -1 -3 Mathematische Strukturen 1 0,5 -2 7 5 Es macht keinen Sinn zu fragen, ob die Menge aller Matrizen beliebiger Dimension ein Monoid oder eine Gruppe bezüglich der Multiplikation ist. Es läßt sich nicht jede Matrix mit jeder Matrix verknüpfen, da die Dimensionen übereinstimmen müssen. 0 -3 -1 -11 -3 Diese Frage macht nur Sinn für quadratische Matrizen fester Dimension. 185 Barbara König Mathematische Strukturen 186 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Eigenschaften quadratischer Matrizen (I) Die Menge aller quadratischen n × n-Matrizen bildet ein Monoid mit der Multiplikationsoperation. Eigenschaften quadratischer Matrizen (II) Insbesondere gibt es ein neutrales Element der Multiplikation, die sogenannte Einheitsmatrix En : 1 ... 0 En = ... . . . ... Nicht jede quadratische Matrix A hat ein multiplikatives Inverses A−1 . Matrizen, die kein multiplikatives Inverses haben, heißen singulär. Matrizenmultiplikation ist außerdem nicht kommutativ. 0 ... 1 Diese Matrix hat Einsen in der Diagonale von links oben nach rechts unten und besteht ansonsten nur aus Nullen. Barbara König Mathematische Strukturen 187 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Barbara König Mathematische Strukturen 188 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Beispiel 2: Nicht-Existenz von Inversen Die Nullmatrix, aber auch viele andere Matrizen haben kein Inverses. Wir betrachten folgende Matrix A: 1 0 0 A = 0 0 0 0 0 0 Beispiel 1: Multiplikation mit der Einheitsmatrix −2 3 E3 · 0, 5 7 1 1 −2 + 0 + 0 = 0 + 0, 5 + 0 0+0+1 1 1 0 0 −2 3 1 −3 = 0 1 0 · 0, 5 7 −3 0 0 0 1 1 1 0 3+0+0 1+0+0 −2 3 1 0 + 7 + 0 0 + (−3) + 0 = 0, 5 7 −3 0+0+1 0+0+0 1 1 0 Es gibt keine 3 × 3-Matrix B, so dass A · B die Einheitsmatrix ist: 1 0 0 B1,1 B1,2 B1,3 A · B = 0 0 0 · B2,1 B2,3 B2,3 B3,1 B3,2 B3,3 0 0 0 B1,1 B1,2 B1,3 1 0 0 0 0 6= 0 1 0 = E3 = 0 0 0 0 0 0 1 Für jede n × n-Matrix A gilt sowohl En · A = A, als auch A · En = A. Barbara König Mathematische Strukturen 189 Barbara König Mathematische Strukturen 190 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Vektorräume und Matrizen Die Multiplikation von zwei Matrizen entspricht der Verknüpfung der dazugehörigen linearen Abbildungen. Matrixmultiplikation und Verknüpfung linearer Abbildungen Sei A eine m × n-Matrix über und ψA : K n → K m die dazugehörige lineare Abbildung mit ψA (~ u ) = A · u~. Analog sei B eine r n × r -Matrix und ψB : K → K n die dazugehörige lineare Abbildung. Beispiel 3: Nicht-Kommutativität der Matrizenmultiplikation 1 2 0 1 −1 3 1 2 · 0 0 0 3 1 0 2 −2 1 −2 1 6= 0 0 0 = 0 6 2 4 0 0 1 −1 0 0 = 3 1 0 0 0 2 0 −1 0 1 2 0 0 0 · 3 1 2 2 0 0 3 1 Dann beschreibt die Matrix C = A · B folgende lineare Abbildung ψC : K r → K m mit ψC (~ u ) = (A · B) · u~ = A · (B · u~) = A · ψB (~ u ) = ψA (ψB (~ u )) und damit gilt ψC = ψA·B = ψA ◦ ψB . Das beruht im wesentlichen auf der Assoziativität der Matrixmultiplikation. Barbara König Mathematische Strukturen 191 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen 192 Erzeugendensystem Gegeben sei ein n-dimensionaler Vektorraum über einem Körper K . Eine Menge S = {~v1 , . . . , ~vm } von Vektoren heißt Erzeugendensystem des Vektorraums, falls sich jeder Vektor u~ ∈ K n als Linearkombination von Vektoren aus S darstellen läßt. D.h., für jeden Vektor u~ gibt es Skalare k1 , . . . , km ∈ K , so dass gilt: u~ = k1 · ~v1 + · · · + km · ~vm Das hat auch Beziehungen zur Berechnung von multiplikativen Inversen einer Matrix und zum Lösen von Gleichungssystemen. Mathematische Strukturen Mathematische Strukturen Erzeugendensysteme und Basen Wir betrachten nun Konzepte, mit denen man einen Vektorraum aus einigen wenigen Vektoren, sogenannten Basisvektoren erzeugen kann. Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 193 Barbara König Mathematische Strukturen 194 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Bemerkung: Die Beziehung Beispiel 1: die Menge u~ = k1 · ~v1 + · · · + km · ~vm 2 0 1 S ={ , , } 0 1 1 kann auch dargestellt werden als ist ein Erzeugendensystem für den Vektorraum R2 . Ein Vektor u~ läßt sich immer folgendermaßen darstellen: u1 0 1 u1 2 u~ = = · + u2 · +0· u2 0 1 1 2 u~ = ~v1 | k1 . . . ~vm · ... {z } km V wobei V = ~v1 . . . ~vm eine Matrix ist, die aus den Spaltenvektoren ~v1 , . . . , ~vm zusammengesetzt ist. D.h., eine Multiplikation einer Matrix mit einem Vektor ergibt eine Linearkombination der Spalten der Matrix. Barbara König Mathematische Strukturen 195 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen 196 Beispiel 2: die Menge 1 0 S = { 0 , 1} 0 0 Linear unabhängige Menge Gegeben sei ein n-dimensionaler Vektorraum über einem Körper K . Eine Menge S = {~v1 , . . . , ~vm } von Vektoren heißt linear unabhängig, falls sich kein Vektor ~v aus S als Linearkombination der anderen Vektoren darstellen läßt. Mathematische Strukturen Mathematische Strukturen Erzeugendensysteme und Basen Die Menge S im vorherigen Beispiel enthält überflüssige Elemente, mindestens ein Vektor ist redundant. Beispielsweise kann der dritte Vektor durch die beiden ersten dargestellt werden. Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung ist linear unabhängig im R3 , sie ist jedoch kein Erzeugendensystem. 197 Barbara König Mathematische Strukturen 198 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Alternative Definition für linear unabhängig: Eine Menge S = {~v1 , . . . , ~vm } von Vektoren ist linear unabhängig, wenn für beliebige Skalare k1 , . . . , km ∈ K aus Basis Gegeben sei ein n-dimensionaler Vektorraum über einem Körper K . Eine Menge B = {~b1 , . . . , ~bm } von Vektoren heißt Basis, falls sie gleichzeitig ein Erzeugendensystem und linear unabhängig ist. k1 · ~v1 + · · · + km · ~vm = ~0 immer k1 = · · · = km = 0 folgt. Das heißt, man kann den Nullvektor nur auf eine Weise als Linearkombination von linear unabhängigen Vektoren darstellen: indem man alle Skalare mit 0 belegt. In Kombination mit Lösungsverfahren für Gleichungssysteme ( Gaußsches Eliminationsverfahren, wird im Anschluss behandelt), erhält man dadurch eine Methode, um zu überprüfen, ob eine Menge von Vektoren linear unabhängig ist. Barbara König Mathematische Strukturen 199 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen 1 0 −2 B3 = { 0 , 2 , 2 } 0 1 1 2 0 −2 B2 = {0 , 3 , 0 } 0 0 1 ist keine Basis des R3 , denn ihre Vektoren sind nicht linear unabhängig. Insbesondere kann man den dritten Vektor durch Linearkombination der anderen beiden Vektoren darstellen: −2 1 0 2 = (−2) · 0 + 1 · 2 1 0 1 sind beides Basen des R3 . Für B1 ist dies relativ offensichtlich. Aus B2 kann man einfach die Elemente von B1 (die sogenannten Einheitsvektoren) bestimmen und außerdem sind die drei Vektoren linear unabhängig. Mathematische Strukturen 200 Beispiel 3: die Menge 1 0 0 B1 = {0 , 1 , 0} 0 0 1 Barbara König Mathematische Strukturen Erzeugendensysteme und Basen Beispiel 3: die Mengen und Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 201 Barbara König Mathematische Strukturen 202 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Bemerkungen: Wenn B eine Basis des K n ist, dann gibt es für jeden Vektor des K n genau eine Möglichkeit, diesen als Linearkombination von Vektoren aus B darzustellen. Einheitsvektoren Gegeben sei ein n-dimensionaler Vektorraum über einem Körper K und sei i ∈ {1, . . . , n}. Der i-te Einheitsvektor e~i ist der Vektor, der an der i-ten Stelle eine 1 hat und sonst nur aus Nullen besteht. 1 0 0 .. e~1 = . ... e~n = . .. 0 0 1 Die Einheitsvektoren bilden immer eine Basis des K n . Für jeden Vektor u~ gilt: u1 .. u~ = . = u1 · e~1 + · · · + un · e~n un Die Einheitsvektoren sind jedoch nicht die einzige Basis. Barbara König Mathematische Strukturen 203 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Barbara König Mathematische Strukturen 204 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Weitere Bemerkungen: Weitere Bemerkungen: Kn Ein Erzeugendensystem des besteht immer aus mindestens n Vektoren. Eine Menge, die weniger als n Vektoren enthält, kann also kein Erzeugendensystem sein. Eine Basis des K n besteht immer aus genau n Vektoren. Eine linear unabhängige Menge mit n Vektoren ist immer eine Basis des K n . Eine linear unabhängige Menge im K n besteht immer aus höchstens n Vektoren. Eine Menge, die mehr als n Vektoren enthält, ist also immer linear abhängig. Barbara König Mathematische Strukturen Ein Erzeugendensystem mit n Vektoren ist auch immer eine Basis des K n . 205 Barbara König Mathematische Strukturen 206 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Erzeugendensysteme und Basen Wir können nun die Frage beantworten, wann eine quadratische Matrix A invertierbar ist. Aus den letzten beiden Bemerkungen ergeben sich zwei einfache Verfahren, um festzustellen, ob eine Menge B ⊆ K n von Vektoren eine Basis des K n ist oder nicht: Angenommen die Matrix A ist invertierbar, d.h., es gibt ein multiplikatives Inverses A−1 mit A · A−1 = En . Wir betrachten A−1 als aufgebaut aus einzelnen Spaltenvektoren ~a1 , . . . , ~an , d.h. −1 A = ~a1 . . . ~an . Dann gilt: Man überprüft, ob B genau n Vektoren enthält und ob diese Vektoren ein Erzeugendensystem sind. A · A−1 = A · ~a1 . . . ~an = A · ~a1 . . . A · ~an = e~1 . . . e~n Oder: Man überprüft, ob B genau n Vektoren enthält und ob diese Vektoren linear unabhängig sind. Es gilt also A · ~ai = e~i für i ∈ {1, . . . , n}. Das bedeutet, dass man aus den Spalten von A durch Linearkombination jeden Einheitsvektor (und damit auch jeden anderen Vektor) erhalten kann. Insbesondere kann eine Menge von Vektoren, die mehr oder weniger als n Vektoren enthält, niemals eine Basis sein. Barbara König Mathematische Strukturen 207 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Mathematische Strukturen 208 Zusammenfassend gilt also: Invertierbare Matrizen und Basen Eine n × n-Matrix A über einem Körper K ist invertierbar, genau dann, wenn die Spalten von A eine Basis des K n bilden. Umgekehrt gilt auch, dass es zu einer Matrix, deren Spaltenvektoren eine Basis bilden, Vektoren ~a1 , . . . , ~an gibt, die die obigen Eigenschaften haben und aus denen man eine inverse Matrix konstruieren kann. (Wie man diese Vektoren berechnen kann, besprechen wir später.) Mathematische Strukturen Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Erzeugendensysteme und Basen Die Menge der Spaltenvektoren von A ist damit ein Erzeugendensystem und – da sie aus genau n Vektoren besteht – eine Basis. Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Man sagt dann auch, die Matrix hat den vollen Rang. 209 Barbara König Mathematische Strukturen 210 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Wir betrachten nun ein Verfahren zum Lösen von Gleichungssystemen. Trotzdem bleiben noch viele offene Fragen: Gegeben sei eine m × n-Matrix A und ein m-dimensionaler Vektor ~b. Gesucht ist ein n-dimensionaler Vektor ~x , der folgende Gleichung erfüllt: A · ~x = ~b Wie berechnet man ~x ? (Wir haben ja noch kein Verfahren, um das multiplikative Inverse einer Matrix zu bestimmen.) Was passiert, wenn A nicht quadratisch oder nicht invertierbar ist? Wenn A quadratisch (m = n) und zudem noch invertierbar ist, dann kann man zeigen, dass es genau eine Lösung ~x gibt: man multipliziert die obige Gleichung auf beiden Seiten mit A−1 : Kann eine Gleichung evtl. mehrere Lösungen haben? Kann eine Gleichung evtl. keine Lösung haben? A−1 · A · ~x = A−1 · ~b und daraus folgt wegen A−1 · A · ~x = En · ~x = ~x , dass ~x = A−1 · ~b. Barbara König Mathematische Strukturen 211 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Beispiel 1: Gleichungssystem mit einer Lösung 3 · x1 + 4 · x2 = 2 . . . A1,n x1 b1 .. . . .. . . · .. = .. . . . Am,n xn bm x1 − 3 · x2 = 5 Man kann dieses Gleichungssystem durch “geschicktes” Einsetzen lösen: zweite Gleichung wird umgeformt in x1 = 5 + 3 · x2 , eingesetzt in die erste Gleichung ergibt und das ist gleichbedeutend damit, dass das folgende Gleichungssystem eine Lösung hat: 3 · (5 + 3 · x2 ) + 4 · x2 = 15 + 13 · x2 = 2 A1,1 · x1 + · · · + A1,n · xn = b1 .. . und daraus folgt x2 = −1. Daher: x1 = 5 + 3 · x2 = 5 + 3 · (−1) = 2. Am,1 · x1 + · · · + Am,n · xn = bm Barbara König Mathematische Strukturen 212 In den folgenden Beispielen arbeiten wir im Körper R. A · ~x = ~b Am,1 Mathematische Strukturen Gaußsches Eliminationsverfahren Wir betrachten eine Gleichung in “ausgeschriebener” Form: wird geschrieben als A1,1 .. . Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Die (einzige) Lösung ist damit x1 = 2, x2 = −1. 213 Barbara König Mathematische Strukturen 214 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Gaußsches Eliminationsverfahren Für dieses Beispiel gilt: A= Beispiel 2: Gleichungssystem ohne Lösung 3 4 1 −3 ~b = 2 5 x1 + 2 · x2 = 3 −2 · x1 − 4 · x2 = 1 und A hat das multiplikative Inverse 3 13 1 13 A−1 = 4 13 3 − 13 Man sieht, dass man −2 · x1 − 4 · x2 erhält, indem man x1 + 2 · x2 mit −2 multipliziert. Also müsste auch das Ergebnis rechts unten (= 1) ein entsprechendes Vielfaches des Ergebnisses rechts oben (= 3) sein. Das ist aber nicht der Fall. Daher hat das Gleichungssystem keine Lösung. ! (Wir werden noch sehen, wie man solche Inverse tatsächlich berechnen kann.) Hier sieht man, dass die Matrix 1 2 A= −2 −4 Test: −1 ~x = A · ~b = Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 3 13 1 13 4 13 3 − 13 ! 2 · = 5 Barbara König 26 13 13 − 13 ! = 2 −1 Mathematische Strukturen aus linear abhängigen Spaltenvektoren besteht und nicht den vollen Rang hat. Sie ist also nicht invertierbar. 215 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Barbara König Mathematische Strukturen 216 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Beispiel 3: Gleichungssystem mit mehreren Lösungen Wir betrachten nun ein allgemeines Verfahren, um solche Gleichungssystem zu lösen: das Gaußsche Eliminationsverfahren. Der Einfachheit halber stellen wir ein Gleichungssystem folgendermaßen dar: x1 + 2 · x2 = 3 −2 · x1 − 4 · x2 = −6 Die untere Gleichung ist ein Vielfaches der oberen Gleichung (Faktor −2). Also ist die untere Gleichung redundant und wir müssen alle Lösungen der oberen Gleichung bestimmen. Es gilt x1 = 3 − 2 · x2 , also hat die Lösung ~x die Form: x1 3 − 2 · x2 3 −2 ~x = = = + x2 · x2 x2 0 1 A1,1 · x1 + · · · + A1,n · xn = b1 .. . Am,1 · x1 + · · · + Am,n · xn = bm entspricht A1,1 .. . Dabei kann x2 ∈ R beliebig gewählt werden und wir haben unendlich viele Lösungen. Am,1 . . . A1,n .. .. . . . . . Am,n b1 .. . bm Wie in Beispiel 2 ist die Matrix nicht invertierbar. Barbara König Mathematische Strukturen 217 Barbara König Mathematische Strukturen 218 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Gaußsches Eliminationsverfahren Das Gaußsche Eliminationsverfahren basiert auf folgenden Beobachtungen: Ziel: wir bringen das Gleichungssystem durch die oben beschriebenen Umformungen auf folgende Form (obere Dreiecksform): Wenn man zwei Zeilen vertauscht, so ändern sich dadurch die Lösungen nicht. A1,1 A1,2 . . . A1,k 0 A2,2 . . . A2,k .. .. .. .. . . . . 0 ... 0 Ak,k 0 ... .. .. . . 0 ... Wenn man eine Zeile mit einem Wert ungleich 0 multipliziert, so ändern sich dadurch die Lösungen nicht. Wenn man das Vielfache einer Zeile zu einer anderen Zeile addiert (von einer anderen Zeile subtrahiert), so ändern sich dadurch die Lösungen nicht. Wenn man zwei Spalten i, j vertauscht, so ändert sich dadurch die Reihenfolge der Variablen (Wert von xi wird mit Wert von xj vertauscht). Das kann man sich merken und am Ende wieder in Ordnung bringen. Barbara König Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung . . . A1,n . . . A2,n .. .. . . . . . Ak,n 0 .. . 0 b1 b2 .. . bk bk+1 .. . bm wobei A1,1 = 1, A2,2 = 1, . . . , Ak,k = 1 219 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Barbara König Mathematische Strukturen 220 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Bei einer m × n-Matrix A läuft das Gaußsche Eliminationsverfahren in n Schritten ab. In jedem Schritt wird eine weitere Spalte in die gewünschte Form gebracht. Bemerkung: Gaußsches Eliminationsverfahren (i-ter Schritt) Es handelt sich dabei um eine Matrix mit Einsen auf der (nicht notwendigerweise durchgehenden) Diagonale, bei der unterhalb der Diagonale nur Nullen stehen. Angenommen die Spalten 1, . . . , i − 1 sind schon in der gewünschten Form. Dann sieht die Matrix folgendermaßen aus: 1 A1,2 . . . A1,i 0 1 . . . A2,i .. .. . . .. . . . . 0 ... 0 Ai,i 0 ... 0 Ai+1,i .. . . .. .. . . . . 0 ... 0 Am,i Außerdem kommen ab der k + 1-sten Zeile nur noch Nullen vor. Dieser Block von Nullen kann auch vollkommen fehlen. Aus obiger Form kann man dann relativ einfach alle Lösungen ablesen. Barbara König Mathematische Strukturen 221 Barbara König ... ... .. . A1,n A2,n .. . . . . Ai,n . . . Ai+1,n .. .. . . . . . Am,n b1 b2 .. . bi bi+1 .. . bm Mathematische Strukturen 222 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Wir betrachten nun Ai,i , das sogenannte Pivotelement. Pivotelement Ai,i 6= 0 In diesem Fall hat Ai,i ein multiplikatives Inverses A−1 i,i (wir arbeiten in einem Körper!). Pivotelement Ai,i 6= 0 (Fortsetzung) Wir behandeln nun jede Zeile j (mit j > i): wir multiplizieren die i-te Zeile mit Aj,i und ziehen sie von der j-ten Zeile ab. A−1 i,i , Wir multiplizieren die i-te Zeile mit wodurch das Pivotelement nun den Wert 1 hat. Wir haben folgende Situation: 1 A1,2 . . . A1,i 0 1 . . . A2,i .. . . .. .. . . . . 0 ... 0 1 0 ... 0 Ai+1,i .. . . .. .. . . . . 0 ... 0 Am,i Barbara König ... ... .. . A1,n A2,n .. . . . . Ai,n . . . Ai+1,n .. .. . . . . . Am,n Dadurch ergibt sich folgende Zeile: b1 b2 .. . 0 0 (Aj,i −Aj,i ·1) ... (Aj,n −Aj,i ·Ai,n ) | (bj −Aj,i ·bi ) und es gilt Aj,i − Aj,i · 1 = 0. Damit ist die i-te Spalte jetzt in der richtigen Form. bi bi+1 .. . bm Mathematische Strukturen 223 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Barbara König Mathematische Strukturen 224 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Pivotelement Ai,i = 0 (Fall 2) Falls das Pivotelement Ai,i den Wert 0 hat, so hat es kein multiplikatives Inverses und wir können das vorherige Verfahren nicht anwenden. Wir unterscheiden zwei Fälle: Angenommen es gibt kein Element Aj,i (mit j > i) unterhalb von Ai,i mit Aj,i 6= 0. D.h., alle Elemente in dieser Spalte, angefangen mit Ai,i , sind gleich Null. Pivotelement Ai,i = 0 (Fall 1) Dann betrachten wir das Rechteck rechts unten in der Matrix: Angenommen es gibt ein Element Aj,i (mit j > i) unterhalb von Ai,i mit Aj,i 6= 0. Ai,i Ai+1,i .. . Dann vertausche die i-te und die j-te Zeile und fange mit dem i-ten Schritt wieder von vorne an. (Achtung: die Elemente bi , bj in der rechten Spalte müssen auch getauscht werden.) Barbara König ... Mathematische Strukturen Am,i . . . Ai,n . . . Ai+1,n .. .. . . . . . Am,n bi bi+1 .. . bm Falls alle Elemente Aj,` (mit j ≥ i und ` ≥ i) gleich Null sind, dann hält das Verfahren an. 225 Barbara König Mathematische Strukturen 226 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Gaußsches Eliminationsverfahren Ablesen der Lösung: Pivotelement Ai,i = 0 (Fall 2) (Fortsetzung) Ansonsten finde eine Spalte `, in der es einen Wert Aj,` 6= 0 gibt (mit j ≥ i, ` ≥ i) und vertausche die Spalte i und die Spalte `. Beginne mit dem i-ten Schritt wieder von vorne. Mathematische Strukturen Umgeformtes Gleichungssystem Keine Lösung Wir betrachten zunächst den unteren Block, in dem nur Nullen stehen. Falls eines der Elemente bk+1 , . . . , bm ungleich Null ist, so hat das Gleichungssystem keine Lösung. Diese Vertauschung muss gemerkt und später wieder rückgängig gemacht werden! Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 227 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Barbara König Mathematische Strukturen 228 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Umgeformtes Gleichungssystem Umgeformtes Gleichungssystem Lösung bestimmen Ansonsten betrachte den oberen Block mit A1,1 = 1, A2,2 = 1, . . . , Ak,k = 1 A1,1 A1,2 . . . A1,k 0 A2,2 . . . A2,k .. .. .. .. . . . . 0 ... 0 Ak,k . . . A1,n . . . A2,n .. .. . . . . . Ak,n Lösung bestimmen (Fortsetzung) Die j-te Zeile entspricht folgender Gleichung: xj + Aj,j+1 · xj+1 + · · · + Aj,n · xn = bj b1 b2 .. . Es gilt xj = bj − Aj,j+1 · xj+1 − · · · − Aj,n · xn bk Setze dabei für xj+1 , . . . , xn möglicherweise bereits berechneten Werte ein. und behandle die Zeilen von unten nach oben wie im Folgenden beschrieben. Barbara König Mathematische Strukturen 229 Barbara König Mathematische Strukturen 230 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Nachbehandlung Zuletzt mache noch die gemerkten Vertauschungen rückgängig. Dadurch erhält man die Werte von x1 , . . . , xn , wobei gegebenenfalls Variablen xj in der Darstellung übrigbleiben. Diese bleiben stehen und repräsentieren beliebige Körperelemente. Dies passiert immer dann, wenn der obere Block nicht quadratisch ist und die Diagonale daher nicht ganz durchgeht. Bemerkungen: Insgesamt erhält man eine Menge von Lösungsvektoren ~x , die wie folgt dargestellt werden können: Ein Pivotelement ist günstig, wenn es ein einfach zu handhabendes multiplikatives Inverses hat. Am besten ist natürlich die Eins als Pivotelement. Beim Zeilen- bzw. Spaltentausch hat man meist mehrere Möglichkeiten. In diesem Fall tauscht man mit der Zeile, die das günstigste Pivotelement liefert. ~x ∈ {~ u + xj1 · ~v1 + · · · + xjr · ~vr | xjk ∈ R} Falls u~ = ~0 (das passiert, falls ~b = ~0), dann ist die Lösungsmenge ein Vektorraum und ~v1 , . . . , ~vr eine Basis dieses Vektorraums. Barbara König Mathematische Strukturen 231 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Barbara König Mathematische Strukturen 232 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Beispiel 4: Anfangssituation: Wir lösen folgendes Gleichungssystem in R: 0 0 3 1 3 3 4 −2 3 4 6 8 1 −1 −13 +3 · x3 +x4 =3 3 · x1 +4 · x2 −2 · x3 +3 · x4 = 4 6 · x1 +8 · x2 +x3 −x4 = −13 Schritt 1(a): Zeile 1 und Zeile 2 vertauschen, um Pivotelement ungleich 0 zu erhalten In Matrixschreibweise: x1 0 0 3 1 3 x2 3 4 −2 3 · = 4 x3 6 8 1 −1 −13 x4 Barbara König Mathematische Strukturen 3 4 −2 3 4 0 0 3 1 3 6 8 1 −1 −13 233 Barbara König Mathematische Strukturen 234 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Schritt 1(b): Zeile 1 mit zu machen 1 0 6 1 3 Gaußsches Eliminationsverfahren Schritt 2(a): Spalte 2 und Spalte 4 vertauschen, um Pivotelement ungleich 0 zu erhalten. (Spaltenvertauschung merken!) multiplizieren, um Pivotelement zu eins 4 3 − 23 0 8 4 3 1 3 1 3 1 −1 −13 1 0 0 0 0 − 23 0 1 0 −7 Mathematische Strukturen 0 3 0 −21 Schritt 2(b): Rechne “(Zeile 3) − (−7)· (Zeile 2)” 1 1 − 23 3 1 3 5 −7 −21 Barbara König 3 5 4 3 Das Pivotelement ist bereits 1. 4 3 1 4 3 1 − 23 1 Schritt 1(c): Rechne “(Zeile 2) − 0· (Zeile 1)” und “(Zeile 3) − 6· (Zeile 1)” 4 3 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 0 1 0 0 235 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren 3 26 Barbara König 4 3 4 3 0 0 3 0 236 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Bestimmung der Lösung: Schritt 2(c): Zeile 3 mit zu machen 1 26 multiplizieren, um Pivotelement zu eins 1 1 − 32 0 1 0 0 3 1 4 3 4 3 0 0 3 0 Zeile 3: x3 = 0 Zeile 2: x2 + 3 · x3 = 3, also x2 = 3 − 3 · x3 = 3 − 0 = 3 Zeile 1: x1 + x2 − 23 · x3 + 43 · x4 = 34 , also x1 = Damit ist das Gleichungssystem in der gewünschten Form. Mathematische Strukturen − x2 + 23 · x3 − 43 · x4 = 4 3 − 3 + 0 − 43 · x4 = − 53 − 43 · x4 . Vertauschungen rückgängig machen: wir müssen noch x2 und x4 zurücktauschen, es ergibt sich damit Existenz der Lösung: es gibt keinen Block von Nullen, daher existiert eine Lösung. Barbara König 4 3 5 4 x1 = − − · x2 3 3 237 x2 beliebig Barbara König x3 = 0 Mathematische Strukturen x4 = 3 238 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren Beispiel 2 (noch einmal): Vektorschreibweise: 5 x1 −3 x2 ~x = x3 = x4 x1 + 2 · x2 = 3 5 4 − 43 · x2 −3 −3 x2 = 0 + x2 · 1 0 0 0 3 3 0 −2 · x1 − 4 · x2 = 1 Anfangssituation: Dieses Gleichungssystem hat unendlich viele Lösungen, eine für jede Belegung von x2 mit einer reellen Zahl. Barbara König Mathematische Strukturen 1 2 3 −2 −4 1 239 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Gaußsches Eliminationsverfahren 240 Bemerkung: Das Gaußsche Eliminationsverfahren kann nicht dazu benutzt werden, um diophantische Gleichungen zu lösen. 1 2 3 0 0 7 Dort sucht man nach Lösungen in den ganzen Zahlen Z. Die ganzen Zahlen mit der Addition und Multiplikation bilden jedoch keinen Körper (fehlende multiplikative Inverse!). Existenz der Lösung: Im unteren Block der Nullen ist das Element in der rechten Spalte ungleich Null (7). Daher existiert keine Lösung. Mathematische Strukturen Mathematische Strukturen Gaußsches Eliminationsverfahren Schritt 1: Rechne “(Zeile 2) − (−2)·(Zeile 1)” Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Das Gaußsche Eliminationsverfahren ist jedoch für jeden beliebigen Körper (z.B. (Zp , +p , ·p ), p Primzahl) anwendbar. 241 Barbara König Mathematische Strukturen 242 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Multiplikatives Inverses einer Matrix Multiplikatives Inverses einer Matrix Damit A−1 das Inverse von A ist, muss gelten: Mit Hilfe des Gaußschen Eliminationsverfahrens kann man nun das multiplikative Inverse einer Matrix bestimmen. A · A−1 = A · ~a1 . . . ~an = A · ~a1 . . . A · ~an 1 ... 0 = En = ... . . . ... = e~1 . . . e~n Gegeben sei eine quadratische Matrix A1,1 . . . A1,n .. .. A = ... . . An,1 . . . An,n 0 ... 1 Man stellt sich vor, dass das multiplikative Inverse A−1 aus Spaltenvektoren ~a1 , .. . , ~an zusammengesetzt ist und schreibt A−1 = ~a1 . . . ~an . Also gilt für jedes i ∈ {1, . . . , n}: A · ~ai = e~i Dabei ist e~i der i-te Einheitsvektor. Man muss also n Gleichungssysteme mit jeweils n Gleichungen lösen. Existieren für alle Gleichungssysteme Lösungen, so erhält man die Inverse A−1 . Anderenfalls gibt es keine Inverse. (Siehe auch den Abschnitt über Erzeugendensysteme und Basen Invertierbare Matrizen und Basen .) Barbara König Mathematische Strukturen 243 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Multiplikatives Inverses einer Matrix 3 · y1 + 4 · y2 = 0 y1 − 3 · y2 = 1 Das ergibt die Lösungen y1 = A−1 = ~a1 ~a2 x1 − 3 · x2 = 0 Barbara König 1 13 . Mathematische Strukturen 4 13 3 und y2 = − 13 . Insgesamt erhält man folgende Matrix A−1 : 3 · x1 + 4 · x2 = 1 und x2 = 244 Mathematische Strukturen y Wir setzen nun ~a2 = 1 und lösen das Gleichungssystem y2 A · ~a2 = e~2 : x Wir setzen zunächst ~a1 = 1 und lösen das Gleichungssystem x2 A · ~a1 = e~1 : 3 13 Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Multiplikatives Inverses einer Matrix Beispiel: wir bestimmen das multiplikative Inverse folgender Matrix 3 4 A= 1 −3 Das ergibt die Lösungen x1 = Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 245 x1 y1 = = x2 y2 Barbara König 3 13 1 13 4 13 3 − 13 Mathematische Strukturen ! 246 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Multiplikatives Inverses einer Matrix Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Schlussbemerkungen Bemerkung (Gauß-Jordan-Verfahren): Es gibt eine effizientere Methode um das Inverse einer Matrix zu bestimmen. Man kann insbesondere alle n Gleichungssysteme “gleichzeitig” lösen. Es gibt noch viele andere wichtige Gebiete im Zusammenhang mit algebraischen Strukturen, Vektorräumen und Matrizen: Dabei schreibt man die zu invertierende Matrix und die Einheitsmatrix wie folgt nebeneinander: Ringe (Strukturen, die ähnlich zu Körpern sind, in denen aber weniger Gesetze gelten) Eigenvektoren und Eigenwerte 3 4 1 0 1 −3 0 1 Determinanten ... Dann formt man die linke Matrix durch Zeilentausch (nicht Spaltentausch!), indem man Zeilen mit einem Wert (ungleich 0) multipliziert und indem man Vielfache von Zeilen zu anderen Zeilen addiert, zur Einheitsmatrix um. Die Matrix, die dabei rechts entsteht, ist dann die Inverse. Barbara König Mathematische Strukturen 247 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Kombinatorik: Einführung Barbara König Mathematische Strukturen 248 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen Angenommen, wir haben eine Urne (einen großen Behälter), in der n durchnumerierte (und daher unterscheidbare) Kugeln liegen. Aus dieser Urne werden k Kugeln gezogen. Es folgt eine Einführung in die Kombinatorik. Dabei geht es darum, die Elemente einer Menge zu zählen. Dabei ist die Größe der Menge nicht fest (sonst wäre das ja einfach!), sondern abhängig von bestimmten Parametern. Die Frage ist: wieviele verschiedene Möglichkeiten gibt es, Kugeln zu ziehen? Anwendungsbeispiele: Anzahl der Zustände bzw. Anzahl der Abläufe in einem System zählen. (Wichtig für Systeme der Informatik, in denen die Anzahl der Systemzustände sehr groß werden kann.) 1 2 ... ... n Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten eines Ereignisses berechnen. (Wichtig für Statistik.) Mit Hilfe dieser Metapher lassen sich viele Zählprobleme erfassen. Barbara König Mathematische Strukturen 249 Barbara König Mathematische Strukturen 250 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen Beispiel 1: Lottozahlen Bei der Ziehung der Lottozahlen werden die Kugeln nicht zurückgelegt und die Reihenfolge nicht beachtet. Es ist egal, ob eine Zahl vor oder nach einer anderen Zahl gezogen wird. Die Antwort: das hängt davon ab . . . Es hängt insbesondere davon ab, wie die Regeln festgelegt werden: Die Parameter sind n = 49 und k = 6 (6 aus 49). Werden die Kugeln nach dem Ziehen wieder in die Urne gelegt? (Ziehen mit/ohne Zurücklegen) Beispiel 2: Würfeln mit drei (identischen) Würfeln Wird die Reihenfolge des Ziehens gewertet? (mit/ohne Beachtung der Reihenfolge) Das kann man als das Ziehen von k = 3 Kugeln aus einer Urne mit n = 6 Kugeln interpretieren. Hierbei werden die Kugeln zurückgelegt und die Reihenfolge ebenfalls nicht betrachtet. Beispiel: Ist die Sequenz 1, 5, 7 gleichbedeutend mit 7, 1, 5? Beim Ziehen mit Zurücklegen kann eine Zahl durchaus auch mehrfach auftreten. Dieses mehrfache Auftreten spielt (im Unterschied zu Mengen) eine Rolle. Das Würfelergebnis 3, 3, 6 ist verschieden von 3, 6, 6. Barbara König 251 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Barbara König 252 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Diese neun Möglichkeiten kann man auch als Entscheidungsbaum darstellen: Wir beginnen mit folgendem Fall: Ziehe k Kugeln aus einer Urne mit n Kugeln, mit Zurücklegen und unter Beachtung der Reihenfolge. Angenommen, die Urne enthält n = 3 drei Kugeln: 1 2 3 Dann gibt es folgende neun Möglichkeiten, k = 2 Kugeln aus der Urne zu ziehen: 1 3 1 1 2 1 3 1 1 2 2 2 3 2 1 3 2 3 3 3 Barbara König Mathematische Strukturen 3 1 2 2 1 3 2 1 3 2 3 Entscheidungsmöglichkeiten auf der ersten Ebene, ergibt dreimal 3 Entscheidungsmöglichkeiten auf der zweiten Ebene. 253 Damit hat man insgesamt 3 · 3 = 32 = 9 Fälle. Barbara König Mathematische Strukturen 254 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Im allgemeinen Fall: 1 n 2 ... ... ... 2 1 1 n 2 n ... ... Ziehen mit Zurücklegen und unter Beachtung der Reihenfolge Für das Ziehen aus einer Urne mit Zurücklegen und unter Beachtung der Reihenfolge ergeben sich 1 n 2 ... nk Möglichkeiten, ... falls sich n (verschiedene) Kugeln in der Urne befinden und k Kugeln gezogen werden. ... Auf der ersten Ebene: n Entscheidungsmöglichkeiten Auf der zweiten Ebene: n · n Entscheidungsmöglichkeiten ... k Auf der k-ten Ebene: n | · n ·{z. . . · n} = n Möglichkeiten k-mal Barbara König Mathematische Strukturen 255 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Barbara König Mathematische Strukturen Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Anwendungen: Wieviele Funktionen zwischen A und B gibt es? (Fortsetzung) Gegeben seien zwei endliche Mengen A, B. Wieviele Funktionen zwischen A und B gibt es? Wir nehmen an, dass A = {a1 , . . . , ak } mit k = |A| und n = |B|. Wir können B als Urne betrachten, aus der nacheinander k Elemente gezogen werden (mit Zurücklegen, unter Beachtung der Reihenfolge). Beispiel: sei A eine Menge von Personen und B eine Menge von Räumen. Wieviele Möglichkeiten gibt, jeder Person einen Raum zuzuordnen? (Dabei müssen nicht notwendigerweise alle Räume verwendet werden und mehreren Personen kann der gleiche Raum zugeteilt werden.) Barbara König Mathematische Strukturen 256 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung D.h., zunächst wird ein Element aus B gezogen, das a1 zugeordnet wird, dann wird ein weiteres Element gezogen, das a2 zugeordnet wird, etc. Insgesamt erhält man nk Funktionen zwischen den Mengen A und B. 257 Barbara König Mathematische Strukturen 258 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Bemerkung: Beim Zählen von Möglichkeiten erhält man leicht sehr große Zahlen (sogenannte Zustandsexplosion). Wir betrachten nun folgenden Fall: Beispiel: eine Bedienoberfläche enthält 10 Elemente (Widgets, wie beispielsweise Radio Buttons, Drop-down-lists, . . . ), von denen sich jedes in 5 verschiedenen Zuständen befinden kann, die unabhängig voneinander einstellbar sind. Ziehe k Kugeln aus einer Urne mit n Kugeln, ohne Zurücklegen und unter Beachtung der Reihenfolge. In wievielen Zuständen kann sich die Oberfläche insgesamt befinden? Angenommen, die Urne enthält n = 3 drei Kugeln: Dieser Fall macht nur Sinn, falls k ≤ n. 1 Insgesamt erhält man 510 = 9.765.625 Möglichkeiten. 1 2 3 2 1 3 3 1 2 Es ist sehr schwierig, diese fast 10 Millionen Zustände alle durchzuprobieren, um festzustellen, dass sich die unter der Benutzeroberfläche liegende Software immer korrekt verhält. 1 3 2 2 3 1 3 2 1 259 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) 2 2 1 3 Barbara König Wir betrachten den allgemeinen Fall, zunächst für n = k: 1 2 2 n 3 3 2 3 1 2 3 Entscheidungsmöglichkeiten auf der ersten Ebene, ergibt: 3 · 2 Entscheidungsmöglichkeiten auf der zweiten Ebene und 3 · 2 · 1 Entscheidungsmöglichkeiten auf der dritten Ebene. Damit hat man insgesamt 3 · 2 · 1 = 6 Fälle. Mathematische Strukturen ... 3 1 n 3 ... ... n 1 n 2 ... ... 1 3 ... 2 1 ... Barbara König 2 1 3 3 260 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Diese sechs Möglichkeiten kann man auch als Entscheidungsbaum darstellen: 1 3 Dann gibt es folgende sechs Möglichkeiten, k = 3 Kugeln aus der Urne zu ziehen: Antwort: Ziehen von 10 Kugeln aus einer Urne mit 5 Kugeln (mit Zurücklegen, unter Beachtung der Reihenfolge). Barbara König 2 ... ... ... Auf der ersten Ebene: n Entscheidungsmöglichkeiten Auf der zweiten Ebene: n · (n − 1) Entscheidungsmöglichkeiten ... Auf der k-ten Ebene: n · (n − 1) · . . . · 1 = n! Möglichkeiten 261 Barbara König Mathematische Strukturen 262 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Wertetabelle: Fakultätsfunktion Die Funktion, die n ∈ N0 auf n 0 1 2 3 4 n · (n − 1) · . . . · 2 · 1 abbildet, wird als Fakultätsfunktion bezeichnet. Man schreibt: n · (n − 1) · . . . · 2 · 1 = n! Für n = 0 wird 0! = 1 festgelegt. Barbara König 263 Mathematische Strukturen Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) 3 ... Barbara König n 3 ... ... 1 n 3 ... ... Beispiel: es sind n = 3 Kugeln in der Urne, von denen k = 2 gezogen werden: n 1 n 2 ... ... ... 1 3 2 ... 2 ... Mathematische Strukturen 3 2 1 3 3 1 2 Im letzten Schritt sind noch 2 = n − k + 1 Kugeln übrig. Auf der ersten Ebene: n Entscheidungsmöglichkeiten ... Auf der k-ten Ebene: n · (n − 1) · . . . · (n − k + 1) Möglichkeiten Barbara König 264 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 1 2 n! 120 720 5040 40320 362880 Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Im allgemeinen Fall hat man beim letzten Ziehen noch n − k + 1 Kugeln übrig: 2 n 5 6 7 8 9 Man sieht, dass die Fakultätsfunktion ungeheuer schnell wächst. Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 1 n! 1 1 2 6 24 Warum? Zum Schluss sind n − k Kugeln übrig, wir befinden uns einen Schritt vorher. 265 Barbara König Mathematische Strukturen 266 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) n hoch k fallend Seien k, n ∈ N0 mit k ≤ n. Der Ausdruck Ziehen ohne Zurücklegen und unter Beachtung der Reihenfolge Für das Ziehen aus einer Urne ohne Zurücklegen und unter Beachtung der Reihenfolge ergeben sich k n = n · (n − 1) · . . . · (n − k + 1) wird n hoch k fallend gelesen. Für den Fall k = 0 setzt man n0 = 1. (Das gilt auch, falls n = 0.) nk = Es gilt: n! (n − k)! Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung n! Möglichkeiten, (n − k)! falls sich n (verschiedene) Kugeln in der Urne befinden und k ≤ n Kugeln gezogen werden. n · . . . · (n − k + 1) · (n − k) · . . . · 1 = (n − k) · . . . · 1 = n · . . . · (n − k + 1) = nk Barbara König Mathematische Strukturen 267 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Barbara König Mathematische Strukturen 268 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Wieviele injektive Funktionen zwischen A und B gibt es? (Fortsetzung) Anwendungen: Gegeben seien zwei endliche Mengen A, B. Wieviele injektive Funktionen zwischen A und B gibt es? Wir nehmen an, dass k = |A| mit A = {a1 , . . . , ak } und n = |B|. Wir können B als Urne betrachten, aus der nacheinander k Elemente gezogen werden, ohne dass Elemente zurückgelegt werden (jedoch mit Beachtung der Reihenfolge). (Kein Element im Wertebereich darf mehr als einem Element im Definitionsbereich zugeordnet werden!) Beispiel: sei A eine Menge von Personen und B eine Menge von Räumen. Wieviele Möglichkeiten gibt, jeder Person einen Raum zuzuordnen, so dass sich in einem Raum höchstens eine Person befindet? Barbara König Mathematische Strukturen Insgesamt erhält man nk injektive Funktionen zwischen den Mengen A und B. 269 Barbara König Mathematische Strukturen 270 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Beispiel (Fortsetzung): Beispiel: gegebenen seien n Städte, die alle der Reihe nach besucht werden sollen (Problem des Handlungsreisenden). Wieviele Möglichkeiten gibt es, die Städte zu besuchen? Nehmen wir an, die Städte wären Duisburg (DU), Essen (E), Bochum (BO), Dortmund (DO). Dann gibt es 4! = 24 Möglichkeiten: Wir legen n mit den Namen Städte beschriftete Kugeln in eine Urne und ziehen nacheinander n Kugeln. DU DU DU DU DU DU Insgesamt hat man nn = n! Möglichkeiten. Barbara König E BO DO E DO BO BO E DO BO DO E DO E BO DO BO E E E E E E E DU BO DO DU DO BO BO DU DO BO DO DU DO DU BO DO BO DU 271 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Barbara König 1 Angenommen, die Urne enthält n = 3 Kugeln: 2 Barbara König , Mathematische Strukturen 272 3 2 , 2 1 3 2 3 2 1 3 1 3 2 Im Fall, dass k Kugeln gezogen werden, fallen jeweils k! Kombinationen zusammen. Das ist die Anzahl der Möglichkeiten, k verschiedene Kugeln beliebig anzuordnen. Fall k = 3: Es gibt 3! = 6 verschiedene Anordnungen. 3 Mathematische Strukturen 1 3 Dann gibt es folgende drei Möglichkeiten, k = 2 Kugeln aus der Urne zu ziehen: 1 DU E BO DU BO E E DU BO E BO DU BO DU E BO E DU Diese drei Möglichkeiten entstehen dadurch, dass von den sechs Möglichkeiten beim Ziehen mit Reihenfolge (ohne Zurücklegen) jeweils immer zwei zusammenfallen. Dieser Fall macht wiederum nur Sinn, falls k ≤ n. 2 DO DO DO DO DO DO Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehe k Kugeln aus einer Urne mit n Kugeln, ohne Zurücklegen und ohne Beachtung der Reihenfolge. , DU E DO DU DO E E DU DO E DO DU DO DU E DO E DU Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Wir betrachten nun folgenden Fall: 1 BO BO BO BO BO BO 273 1 2 3 2 1 3 3 1 2 1 3 2 2 3 1 3 2 1 Barbara König Mathematische Strukturen 274 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Wenn man mit Beachtung der Reihenfolge zieht, so erhält man Binomialkoeffizient Seien k, n ∈ N0 mit k ≤ n. Der Ausdruck n n! = k (n − k)! · k! nk Möglichkeiten. Damit hat man jedoch die Möglichkeiten ohne Beachtung der Reihenfolge um den Faktor k! überschätzt. Durch diesen Faktor muss noch geteilt werden. wird Binomialkoeffizient genannt. Er ist immer eine natürliche Zahl. Insgesamt ergeben sich damit n! nk = k! (n − k)! · k! Sprechweise: “n über k”, “k aus n” Möglichkeiten. Barbara König Mathematische Strukturen 275 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) n = k = Barbara König Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Binomialkoeffizienten als Pascalsches Dreieck: 0 0 1 1 0 1 2 2 2 0 1 2 3 3 3 0 1 2 4 4 4 4 0 1 2 3 5 5 5 5 n! n! = (n − k)! · k! k! · (n − k)! n! n = (n − (n − k))! · (n − k)! n−k 0 Es gilt also für alle n, k ∈ N0 , k ≤ n: 1 3 1 1 1 1 1 Mathematische Strukturen 2 3 3 5 4 4 4 5 5 1 n n = k n−k Barbara König 276 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 277 3 4 5 1 2 1 3 6 10 Barbara König 1 4 10 1 5 Mathematische Strukturen 1 278 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Bemerkung: die Werte im unteren und oberen Dreieck entsprechen einander, es sind nur verschiedene Darstellungen angegeben. Einmal der Binomialkoeffizient, einmal der berechnete Wert des Binomialkoeffizienten. Ziehen ohne Zurücklegen und ohne Beachtung der Reihenfolge Für das Ziehen aus einer Urne ohne Zurücklegen und ohne Beachtung der Reihenfolge ergeben sich n n! Möglichkeiten, = k! · (n − k)! k Beispiele: 5! 120 5 5! = = = 10 = (5 − 3)! · 3! 2! · 3! 2·6 3 5 5! 5! 120 = = = =1 (5 − 0)! · 0! 5! · 0! 120 · 1 0 falls sich n (verschiedene) Kugeln in der Urne befinden und k ≤ n Kugeln gezogen werden. Im letzten Fall zieht man 0 Kugeln (aus einer Urne mit 5 Kugeln). Dabei kann es nur eine mögliche enstehende Sequenz von Kugeln geben: die leere Sequenz. Barbara König Mathematische Strukturen 279 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Barbara König Mathematische Strukturen Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Beispiel: Lottozahlen Beispiel: Fussballpaarung Beim Lottospielen werden k = 6 Kugeln aus n = 49 gezogen, die Kugeln werden nicht zurückgelegt, die Reihenfolge wird nicht beachtet. Aus einem Topf mit Kugeln, die mit n = 18 Fussball-Mannschaften beschriftet sind, werden zwei Kugeln gezogen, um eine Paarung zu ermitteln. Daher gibt es insgesamt Es gibt dabei 49 = 13.983.816 6 Mathematische Strukturen 18 = 153 2 mögliche Ziehungsergebnisse. (Das ist genau die Anzahl der Spiele in einer Bundesliga-Hinrunde.) mögliche Ziehungsergebnisse. Barbara König 280 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 281 Barbara König Mathematische Strukturen 282 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Anwendungen: allgemeine binomische Formel. Formel: Der Ausdruck (x + y )n soll (in einem Körper) mit Hilfe des Distributivgesetzes ausmultipliziert werden. Was erhält man? n X n n−k k (x + y ) = x y k n (x + y )n = (x + y ) · (x + y ) · . . . · (x + y ) k=0 Wenn man diesen Ausdruck ausmultipliziert, wählt man aus jedem der Faktoren entweder ein x oder ein y . Spezialfall n = 2: Wenn man k-mal ein y wählt, dann wählt man (n−k)-mal ein x. Man erhält den Summanden x n−k · y k . (x + y )2 = (x + y ) · (x + y ) = x · x + x · y + y · x + y · y 2 2 2 0 2 2 2 2 0 = x + 2xy + y = ·x y + · xy + x y 0 1 2 Wieviele Möglichkeiten gibt es, k-mal ein y zu wählen? n k Zusammenfassung: Der Summand x n−k · y k kommt kn -mal vor. Der Index k kann einen der Werte von 0 bis n einnehmen. Barbara König Mathematische Strukturen 283 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (ohne Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Barbara König 284 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Wir betrachten nun noch den letzten Fall: Spezialfall n = 3: Ziehe k Kugeln aus einer Urne mit n Kugeln, mit Zurücklegen und ohne Beachtung der Reihenfolge. (x + y )3 = (x + y ) · (x + y ) · (x + y ) = x ·x ·x +x ·x ·y +x ·y ·x +x ·y ·y +y ·x ·x +y ·x ·y +y ·y ·x +y ·y ·y 3 2 2 Mathematische Strukturen 2 3 Dann gibt es folgende sechs Möglichkeiten, k = 2 Kugeln aus der Urne zu ziehen: 3 = x + 3x y + 3xy + y 3 3 3 3 0 3 3 0 2 2 = ·x y + ·x y + xy + x y 0 1 2 3 Barbara König 1 Angenommen, die Urne enthält n = 3 Kugeln: 285 1 , 2 1 , 3 2 , 3 1 , 1 2 , 2 3 , 3 Barbara König Mathematische Strukturen 286 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Die sechs Möglichkeiten kann man dadurch darstellen, dass man drei Fächer (eines für jede Farbe) einrichtet. Die Anzahl der Möglichkeiten ist die Anzahl der Möglichkeiten, zwei Kugeln auf diese drei Fächer zu verteilen. Hier braucht man eine gute Idee, um die Anzahl der Möglichkeiten zu zählen. Sie entstehen anscheinend nicht dadurch, dass die neun Möglichkeiten des Ziehens mit Reihenfolge (mit Zurücklegen) in gleich große Blöcke zusammengefasst werden. 1 2 1 1 2 3 1 2 3 2 1 1 3 3 2 1 1 2 2 3 3 3 2 ? 1 3 1 2 2 3 3 Dabei bestimmt die Farbe des Fachs die Farbe der Kugeln. Barbara König Mathematische Strukturen 287 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) 1 2 1 Man kann entweder die zwei Striche wählen: 42 = 6 Möglichkeiten oder die zwei Kreise wählen: ebenfalls 42 = 6 Möglichkeiten ◦| |◦ 3 n erhält man auch Bemerkung: aufgrund der Beziehung kn = n−k dann in beiden Fällen das gleiche Ergebnis, wenn die Anzahl der Striche und der Kreise unterschiedlich ist. | ◦ |◦ 3 ◦◦ | | 1 2 | ◦ ◦| 2 3 Barbara König 3 288 Wir müssen also in einer vierelementigen Zeichenfolge darüber entscheiden, wo die beiden Striche und wo die beiden Kreise platziert werden. ◦| ◦ | 2 Mathematische Strukturen Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Die Farben kann man weglassen und nur noch zwischen erstem, zweitem und dritten Fach unterscheiden. Wir benutzen eine Notation, in der die Kugeln durch kleine Kreise und die Trennwände zwischen den Fächern als Striche dargestellt werden (siehe rechte Spalte). 1 Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung | | ◦◦ Mathematische Strukturen 289 Barbara König Mathematische Strukturen 290 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Allgemeiner Fall: Wir ziehen k Kugeln Ziehen mit Zurücklegen und ohne Beachtung der Reihenfolge Für das Ziehen aus einer Urne mit Zurücklegen und ohne Beachtung der Reihenfolge ergeben sich n+k −1 n+k −1 = Möglichkeiten, k n−1 die Anzahl der Kreise ist k Wir haben n Kugeln in der Urne die Anzahl der Farben bzw. Fächer ist n. Damit ist die Anzahl der Trennstriche n − 1. Die Länge der Zeichenfolge ist die Summe beider Zahlen: n + k − 1 Insgesamt ergeben sich damit n+k −1 n+k −1 = k n−1 falls sich n (verschiedene) Kugeln in der Urne befinden und k Kugeln gezogen werden. Möglichkeiten. Barbara König Mathematische Strukturen 291 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) 1,1,1 1,2,2 1,3,3 1,4,4 1,5,5 1,6,6 2,2,2 2,3,3 2,4,4 2,5,5 2,6,6 3,3,3 3,4,4 3,5,5 3,6,6 4,4,4 4,5,5 4,6,6 5,5,5 5,6,6 6,6,6 Falls mit drei identischen Würfeln gewürfelt wird, so entspricht das dem Ziehen von k = 3 Kugeln aus einer Urne mit n = 6 Kugeln, mit Zurücklegen und ohne Beachtung der Reichenfolge. Insgesamt haben wir n+k −1 8 8! = = = 56 k 3 5! · 3! verschiedene Würfelergebnisse. Es folgt die Aufzählung aller 56 Möglichkeiten . . . Mathematische Strukturen Mathematische Strukturen 292 Ziehen aus Urnen (mit Zurücklegen, ohne Reihenfolge) Beispiel: Würfeln Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung 293 1,1,2 1,2,3 1,3,4 1,4,5 1,5,6 1,1,3 1,2,4 1,3,5 1,4,6 1,1,4 1,2,5 1,3,6 1,1,5 1,2,6 2,2,3 2,3,4 2,4,5 2,5,6 2,2,4 2,3,5 2,4,6 2,2,5 2,3,6 2,2,6 3,3,4 3,4,5 3,5,6 3,3,5 3,4,6 3,3,6 4,4,5 4,5,6 4,4,6 1,1,6 5,5,6 Barbara König Mathematische Strukturen 294 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Ziehen aus Urnen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Um das Kapitel “Kombinatorik” abzuschließen, machen wir noch einige Überlegungen zur Wahrscheinlichkeit von Ereignissen. Motivation: Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen Zusammenfassung der vier Fälle: Ziehen mit Zurücklegen ohne Zurücklegen mit Reihenfolge nk n! nk = (n−k)! n n! k = (n−k)!·k! ohne Reihenfolge n+k−1 k = n+k−1 n−1 Bei einer Ziehung der Lottozahlen gibt es insgesamt Möglichkeiten (sogenannte Elementarereignisse). 49 6 Diese Elementarereignisse sind alle gleich wahrscheinlich. (Warum das so ist, überlegen wir uns im Folgenden.) Also ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die eigene Kombination gezogen wird: Dabei werden k Kugeln aus einer Urne mit n Kugeln gezogen. 1 = 49 6 1 = 0, 000000072 . . . 13.983.816 Dabei ist 1 die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das betrachtete Ereignis auf jeden Fall eintritt (entspricht 100%). Barbara König Mathematische Strukturen 295 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Barbara König Mathematische Strukturen 296 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Bemerkungen: Elementarereignisse und ihre Wahrscheinlichkeiten werden in einem Wahrscheinlichkeitsraum zusammengefasst. Die Formel Wahrscheinlichkeitsraum Ein Wahrscheinlichkeitsraum besteht aus alle x ∈ Ω auf. Falls Ω = {x1 , . . . , xn }, so kann man dies auch folgendermaßen schreiben: X einer Funktion P : Ω → R, die jedem Elementarereignis eine Wahrscheinlichkeit zuordnet. x∈Ω Dabei muss gelten: P(x) = n X i=1 P(xi ) = P(x1 ) + · · · + P(xn ) Die Elementarereignisse müssen alle Möglichkeiten abdecken und dürfen sich nicht überlappen. Es tritt also immer genau ein Elementarereignis ein. Für jedes x ∈ Ω gilt 0 ≤ P(x) ≤ 1. (Die Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis liegt zwischen 0 und 1.) P P(x) = 1. (Die Summe aller Wahrscheinlichkeiten ist 1.) Im Folgenden ist Ω eine endliche Menge. Es macht jedoch auch Sinn, unendliche Ergebnismengen zu betrachten. x∈Ω Mathematische Strukturen P(x) bedeutet: summiere die Werte P(x) für x∈Ω einer Ergebnismenge Ω, bestehend aus den Elementarereignissen, und Barbara König P 297 Barbara König Mathematische Strukturen 298 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Beim Ziehen aus Urnen besteht die Ergebnismenge aus allen möglichen Kombinationen, die beim Ziehen entstehen können. Falls alle Elementarereignisse in Ω gleich wahrscheinlich sind, so gilt P(x) = Beispiel: Beim Ziehen von k = 2 Kugeln aus einer Urne mit n = 3 Kugeln (mit Zurücklegen, mit Beachtung der Reihenfolge) erhält man folgende neun Elementarereignisse: 1 1 2 1 3 1 1 2 2 2 3 2 1 3 2 3 3 3 1 |Ω| für jedes x ∈ Ω Beim Ziehen mit Beachtung der Reihenfolge ist jedes Ereignis gleich wahrscheinlich, unter der Voraussetzung, dass bei einem Zug keine der vorhandenen Kugeln bevorzugt wird. Dann hat jede Verzweigung im Entscheidungsbaum die gleiche Wahrscheinlichkeit. (Das gilt mit und ohne Zurücklegen.) Entscheidungsbaum (Ziehen mit Zurücklegen, mit Reihenfolge) Entscheidungsbaum (Ziehen ohne Zurücklegen, mit Reihenfolge) Barbara König Mathematische Strukturen 299 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Barbara König Mathematische Strukturen 300 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Also gilt: Beispiel: Beim Ziehen von k aus n Kugeln (mit Zurücklegen, mit Beachtung der Reihenfolge) hat jede Kombination die Wahrscheinlichkeit Beim Ziehen von k = 2 Kugeln aus einer Urne mit n = 3 Kugeln (mit Zurücklegen, mit Beachtung der Reihenfolge) hat jedes der unten aufgeführten Elementarereignisse x die Wahrscheinlichkeit P(x) = 312 = 19 . 1 nk Beim Ziehen von k aus n Kugeln (ohne Zurücklegen, mit Beachtung der Reihenfolge) hat jede Kombination die Wahrscheinlichkeit 1 nk Barbara König Mathematische Strukturen 301 1 1 2 1 3 1 1 2 2 2 3 2 1 3 2 3 3 3 Barbara König Mathematische Strukturen 302 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Weiteres Beispiel: Wir betrachten einen gezinkten Würfel, bei dem die Sechs wahrscheinlicher ist als die anderen Zahlen. Frage: was ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass entweder eine 1 oder eine 6 gewürfelt wird? Die Ergebnismenge ist bei einem sechsseitigen Würfel wie folgt: Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} Antwort: man muss nur die Wahrscheinlichkeiten der entsprechenden Elementarereignisse aufaddieren. Wir betrachten folgende Zurdnung von Wahrscheinlichkeiten: 1 falls x ∈ {1, 2, 3, 4, 5}. P(6) = 12 , P(x) = 10 P(1) + P(6) = Test: Ergibt die Summe der Wahrscheinlichkeiten eins? X P(x) = P(1)+P(2)+P(3)+P(4)+P(5)+P(6) = 5· x∈Ω Barbara König 1 10 + 1 2 = 6 10 = 35 . 1 1 + =1 10 2 Mathematische Strukturen 303 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Barbara König Mathematische Strukturen 304 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Das Würfeln einer 1 oder 6 bezeichnet man als (zusammengesetztes) Ereignis, im Unterschied zu Elementarereignissen. Für Ziehen ohne Zurücklegen, ohne Beachtung der Reihenfolge kann man den Wahrscheinlichkeitsraum des Ziehens ohne Zurücklegen, mit Beachtung der Reihenfolge betrachten. Ereignis, Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses Wir betrachten einen Wahrscheinlichkeitsraum, bestehend aus Ω und P : Ω → R. Beispiel: Beim Ziehen von k = 2 aus einer Urne mit n = 3 Kugeln (ohne Zurücklegen) gibt es folgende sechs Elementarereignisse, jeweils mit Wahrscheinlichkeit 16 . Eine Menge E ⊆ Ω heißt Ereignis. Die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses E wird folgendermaßen berechnet: X P(E ) = P(x) 1 2 1 3 2 3 2 1 3 1 3 2 x∈E Beispiel mit dem gezinkten Würfel: Ereignis E = {1, 6} mit 3 P(E ) = P({1, 6}) = P(1) + P(6) = 5 Barbara König Mathematische Strukturen 305 Diese kann man zu drei Ereignissen zusammenfassen, die jeweils die gleichen Kombinationen (ohne Beachtung der Reihenfolge) enthalten. Jedes dieser drei Ereignisse hat die Wahrscheinlichkeit 1 1 1 1 6 + 6 = 2 · 6 = 3. Barbara König Mathematische Strukturen 306 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Wahrscheinlichkeit Wir betrachten nun noch das Ziehen mit Zurücklegen, ohne Beachtung der Reihenfolge basierend auf dem Wahrscheinlichkeitsraum des Ziehens mit Zurücklegen, mit Beachtung der Reihenfolge. Im allgemeinen Fall fasst man k! Möglichkeiten zu einem Ereignis zusammen. Beim Ziehen von k aus n Kugeln (ohne Zurücklegen, ohne Beachtung der Reihenfolge) hat jede Kombination die Wahrscheinlichkeit 1 k! · k = n Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung k! n! (n−k)! k! · (n − k)! = = n! 1 n! k!·(n−k)! Beispiel: Beim Ziehen von k = 2 Kugeln aus einer Urne mit n = 3 Kugeln (mit Zurücklegen) gibt es folgende neun Elementarereignisse, jeweils mit Wahrscheinlichkeit 19 . 1 = n k Also hat auch in diesem Fall jede Kombination die gleiche Wahrscheinlichkeit. Bemerkung: Aufgrund dieser Beziehung war die Berechnung der Wahrscheinlichkeit für einen Lottogewinn korrekt. Barbara König 307 Mathematische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Mit Summe 2 9 , 2 1 , 1 + 2 9 + 2 3 1 2 3 2 1 1 3 3 2 1 1 2 2 3 3 Barbara König Mathematische Strukturen 308 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeit Diese kann man zu sechs Ereignissen zusammenfassen, die aber nicht alle die gleiche Wahrscheinlichkeit haben. Es ergeben sich folgende Wahrscheinlichkeiten: 1 1 : : 2 9 2 9 1 1 9 + 1 9 + , 3 : 2 9 1 9 2 , 2 : 1 9 + 1 9 =1 2 3 , , 3 3 : 2 9 : 1 9 Weiteres Beispiel: Beim Würfeln mit zwei (fairen und ununterscheidbaren) Würfeln haben nicht alle Ergebnisse dieselbe Wahrscheinlichkeit: Die Kombination 1, 2 kann aus den Folgen 1 2 und 2 1 entstehen. Jede der beiden Folgen hat die Wahrscheinlichkeit 1 1 = 36 . 62 Also hat das Würfelergebnis 1, 2 die Wahrscheinlichkeit 1 1 2 · 36 = 18 . Vorsicht! Beim Ziehen von k aus n Kugeln (mit Zurücklegen, ohne Beachtung der Reihenfolge) hat nicht jede Kombination dieselbe Wahrscheinlichkeit. Barbara König Mathematische Strukturen Der Sechserpasch 6, 6 kann nur aus der Folge 6 6 entstehen. Er hat die Wahrscheinlichkeit 309 Barbara König 1 62 = 1 36 . Mathematische Strukturen 310 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeitsrechnung Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeitsrechnung Unabhängigkeit von Ereignissen (Definition) Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten Sei Ω ein Wahrscheinlichkeitsraum und seien A, B ⊆ Ω Ereignisse: Zwei Ereignisse A, B ⊆ Ω heißen unabhängig, falls gilt: P(A ∩ B) = P(A) · P(B) P(Ω\A) = 1 − P(A) Beispiel Würfel: Die Ereignisse A = {1, 3, 5} (Ergebnis ist ungerade) und B = {2, 4, 6} (Ergebnis ist gerade) sind nicht unabhängig. Es gilt: 1 1 1 P(A ∩ B) = P(∅) = 0 6= = · = P(A) · P(B) 4 2 2 P(A ∪ B) = P(A) + P(B) − P(A ∩ B) P(∅) = 0 Die Ereignisse {1, 3, 5} (Ergebnis ist ungerade) und {1, 2, 3, 4} (Ergebnis ist kleiner gleich vier) sind unabhängig. Es gilt: 1 1 2 P(A ∩ B) = P({1, 3}) = = · = P(A) · P(B) 3 2 3 Insbesondere folgt daraus P(A ∪ B) = P(A) + P(B), falls A ∩ B = ∅, d.h., falls A und B disjunkte Ereignisse sind. Barbara König Mathematische Strukturen 311 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Wahrscheinlichkeitsrechnung Mathematische Strukturen 312 Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel Würfel: A = {1, 3, 5} (Ergebnis ist ungerade) und B = {1, 2, 3} (Ergebnis ist kleiner gleich drei). Bedingte Wahrscheinlichkeit (Definition) Dann gilt: Die bedingte Wahrscheinlichkeit ist definiert durch P(A | B) = Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung P(A ∩ B) , P(B) P(A | B) = falls P(B) 6= 0. P({1, 3}) 2 P(A ∩ B) = = P(B) P({1, 2, 3}) 3 Unabhängigkeit und bedingte Wahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlichkeit P(A | B) ist intuitiv die Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis A eintritt, unter der Bedingung, dass man bereits weiß, dass das Ereignis B eintritt. Zwei (nicht-leere) Ereignisse A, B sind unabhängig genau dann, wenn: P(A | B) = P(A) und P(B | A) = P(B) Sprechweise: Wahrscheinlichkeit von A, vorausgesetzt B. D.h., die Kenntnis, dass das Ereignis B eintreten wird, ändert die Wahrscheinlichkeit von A nicht. Barbara König Mathematische Strukturen 313 Barbara König Mathematische Strukturen 314 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Zusammenfassung Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Grundlagen Mengenlehre: Menge M Element einer Menge a ∈ M Themen der Vorlesung Grundlagen: Mengenlehre, Relationen und Zahlentheorie Teilmenge M 0 ⊆ M Analysis, Ableitung, Kurvendiskussion Schnitt/Vereinigung ∪, ∩ Algebraische Strukturen: Monoide/Gruppen/Körper, Vektorräume und Matrizen, Gaußsches Eliminationsverfahren Kreuzprodukt M1 × M2 Potenzmenge P(M) Relationen: Partielle Ordnung, Äquivalenzrelation (Symmetrie, Antisymmetrie, Reflexivität, Transitivität) Kombinatorik: Ziehen aus Urnen, Wahrscheinlichkeit Funktionen: Surjektivität, Injektivität, Bijektivität, Funktionsverkettung, Bild/Urbild einer Menge, Definitionsund Wertebereich Mengen von Zahlen: N0 , Z, Q, R, . . . Barbara König Mathematische Strukturen 315 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Analysis Barbara König Mathematische Strukturen 316 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Analysis Ableitung, Kurvendiskussion: Grenzwert, Stetigkeit: Definition der Ableitung (basierend auf Grenzwerten) Steigung von Geraden und Tangenten Bestimmung der Ableitung bei konkreten Funktionen Berechnung der Steigung mit Hilfe eines Grenzwertes Ableitungen bekannter Funktionen Grenzwert Häufungspunkt Ableitungsregeln (Faktorregel, Summenregel, Produktregel, Kettenregel, Quotientenregel) Stetigkeit von Funktionen n-te Ableitungen Kurvendiskussion (Minima, Maxima, Sattelpunkte, Wendepunkte) Barbara König Mathematische Strukturen 317 Barbara König Mathematische Strukturen 318 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Grundlagen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Algebraische Strukturen Zahlentheorie: Division mit Rest Monoide/Gruppen/Körper: Modulo-Rechnung Teilbarkeit Zweistellige Operatoren Primzahlen Neutrale Elemente 0, 1 Primfaktorzerlegung Inverse −a, a−1 Teilerfremdheit Assoziativität Größter gemeinsamer Teiler ggT & kleinstes gemeinsames Vielfaches kgV Kommutativität Euklidischer Algorithmus Der Körper (Zn , +n , ·n ), falls n eine Primzahl ist Distributivität Diophantische Gleichungen Die Eulersche ϕ-Funktion Satz von Euler-Fermat Barbara König Mathematische Strukturen 319 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Algebraische Strukturen Barbara König Mathematische Strukturen 320 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Algebraische Strukturen Vektorräume und Matrizen (Lineare Algebra): Vektor ~v RSA-Algorithmus: Vektorraum Schlüsselerzeugung Skalar Privater Schlüssel Öffentlicher Schlüssel Anwendungsgebiet “Geometrie” (Punkte auf der Ebene und im Raum) Verschlüsselung einer Nachricht Vektor-Addition ~v + u~ Entschlüsselung einer Nachricht Vektorraum als Gruppe Multiplikation mit einem Skalar k · ~v Matrizen/Lineare Abbildungen A, ψA Barbara König Mathematische Strukturen 321 Barbara König Mathematische Strukturen 322 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Algebraische Strukturen Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Algebraische Strukturen Matrizen: Basen, Gaußsches Eliminationsverfahren und inverse Matrizen: Matrizen Erzeugendensystem Zeilendimension/Spaltendimension Lineare Unabhängigkeit Multiplikation einer Matrix mit einem Vektor A · ~v Basis Addition von zwei Matrizen A + B Lineare Gleichungssysteme Die additive Gruppe der Matrizen Gaußsches Eliminationsverfahren Matrixmultiplikation A · B Anzahl der möglichen Lösungen Einheitsmatrix En Inverse Matrix bestimmen Inverse Matrix A−1 Barbara König Mathematische Strukturen 323 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Kombinatorik 324 Ziehen aus Urnen mit Anwendungen: Anzahl der Funktionen zwischen zwei Mengen Mit Reihenfolge, mit Zurücklegen (nk Möglichkeiten) Anzahl der injektiven Funktionen zwischen zwei Mengen Mit Reihenfolge, ohne Zurücklegen (nk Möglichkeiten) Ohne Reihenfolge, mit Zurücklegen ( n+k−1 Möglichkeiten) k n Ohne Reihenfolge, ohne Zurücklegen ( k Möglichkeiten) Mathematische Strukturen Mathematische Strukturen Stichwortsammlung: Kombinatorik Ziehen aus Urnen (k Kugeln aus einer Urne mit n Kugeln): Barbara König Barbara König Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Fakultätsfunktion Binomialkoeffizienten Allgemeine binomische Formel 325 Barbara König Mathematische Strukturen 326 Organisatorisches Einführung Grundlagen 1 Analysis Grundlagen 2 Algebraische Strukturen Kombinatorik Zusammenfassung Stichwortsammlung: Kombinatorik Wahrscheinlichkeiten: Elementarereignisse/Ergebnismenge Ω Wahrscheinlichkeitsraum Wahrscheinlichkeiten in der Urnen-Metapher Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten Unabhängige Ereignisse und bedingte Wahrscheinlichkeiten Barbara König Mathematische Strukturen 327